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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Also gut, ich werde dann mal sehen, ob mein Alter die Kippen wieder versteckt hat. Wenn<br />
ich welche zu packen bekomme, bringe ich welche mit in den Mühlengraben", meinte<br />
Rubi.<br />
"Einverstanden!" So wanderten wir vom Schulgelände aus die Germanenstraße hinunter<br />
zur Bredde, wo wir uns für die nächste Stunde voneinander verabschiedeten.<br />
Das IMO-Gelände am kleinen Werth sollte einen Neubau erhalten, In Vorbereitung der<br />
anstehenden Bauarbeiten, hatte man bereits vor Monaten einen über zwei Meter hohen<br />
Zaun entlang der Straße gezogen. Es war unmöglich, an sicherer Stelle unbeobachtet<br />
hinüber zu gelangen, geschweige denn, ohne Probleme durch das Tor zu schlendern.<br />
Unglücklicherweise befand sich hinter diesem neuen Zaun unsere eigentliche<br />
Tagungsstätte. Wollten wir auf das Gelände gelangen, musste ein Umweg in Kauf<br />
genommen werden. So hatten wir einen zehnminütigen Gang Richtung Barmen Zentrum<br />
vor uns. Erst hinter den gewerblichen Schulen II gab es eine Stahlleiter, die von der<br />
Bachstraße aus in den Mühlengraben führte.<br />
Der Mühlengraben war eine unterirdische Regenwasserkanalisation, deren begehbare<br />
Röhre sich an verschiedenen Stellen öffnete, unter freiem Himmel verlief, um dann wieder<br />
im nächsten finsteren Röhrenabschnitt zu verschwinden. Diesen nutzten wir für unseren<br />
unsichtbaren Verkehr unter wie hinter Grundstücken des Stadtteils, um an Orte zu<br />
gelangen, deren Zugang einem normalerweise verwehrt blieb.<br />
Kaum waren wir dort angekommen, musste alles wie am Schnürchen laufen, denn die<br />
Erwachsenenwelt liebte es seinerzeit noch überaus, sich zu sehr in unsere Dinge<br />
einzumischen. Im Mühlengraben hatten wir ja offiziell nichts zu suchen und wo hin die<br />
erwähnte Leiter führte, wusste eben jeder.<br />
Der Einstieg war bestens geübt. Ich stand diesmal Schmiere; Rubi verschwand nach<br />
unten und düste bereits außer Sichtweite. Erst dann folgte ich ihm nach.<br />
Der Regenwasserkanal war aus roten Backsteinen im Oval gefertigt. Beidseitig neben der<br />
Rinne, in der das sommerlich mickrige Rinnsal dahinplätscherte, befanden sich erhöhte<br />
Abmauerungen, die wohl als Gehwege für die Wartungsleute der Stadt dienten. Rubi<br />
trottete auf dem linken Absatz, ich gegenüber auf dem rechten. Es ging dem<br />
Gruppentreffpunkt entgegen. Der Mühlengraben entwickelte sich zu einer immer<br />
dunkleren, geschlossenen Röhre in der man gerade noch so einigermaßen aufrecht gehen<br />
konnte – mit jedem Schritt kamen wir ein Stück tiefer in die Finsternis.<br />
"Mensch, zünd mal ne Fluppe an!"<br />
"Nee, ich hab' keine. Gerade als ich am Wohnzimmerschrank rumfingern wollte, kam<br />
meine Olle rein. Konnte gerade noch abhauen, bevor es was auf die Ohren gegeben<br />
hätte. Die wusste gleich, was ich wollte."<br />
"Mist, na ja, mal sehen, was die anderen so abgreifen konnten. Meine Eltern rauchen nicht<br />
und die Besucherpackung wird bereits seit Wochen vermisst. Mein Oller hat mich da<br />
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