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AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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Wenn Gutenberg online geht...<br />

Das Internet als Totengräber der Buchhandlungen?<br />

Mit einem sehr alten Medium, dem Buch, beschäftigte sich<br />

ein Expertenpodium während der Fachtagung zur Zukunft<br />

der Informationsgesellschaft. Hat das gedruckte Buch im<br />

Internet-Zeitalter noch eine Zukunft und welche Rolle spielt dabei<br />

der stationäre Buchhandel?<br />

Dorothea Redeker vom Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels konnte<br />

zunächst mit beruhigenden Daten aufwarten:<br />

derzeit gibt es 4349 Buchhändler<br />

in Deutschland, die rund 9 Milliarden<br />

Euro Umsatz im Jahr machen (siehe<br />

Graphik). Der Schwerpunkt liegt<br />

mit 56 Prozent Anteil immer noch beim<br />

stationären Sortiment. Aber ihr Anteil<br />

geht zurück: 1999 waren es noch 59<br />

Prozent. Davon sind ca. 85 Prozent<br />

kleinere und mittlere Sortimenter bis<br />

zu einem Umsatz von einer Million<br />

Euro. Der Rest teilt sich auf mittelständische<br />

Betriebe, z.T. mit einzelnen Filialen<br />

und den großen Buchhandelsketten<br />

wie Weltbild, Thalia oder Hugendubel.<br />

Und die Buchhändler reagieren<br />

auf die Herausforderung Internet und<br />

online-Buchhandel: etwa zwei Drittel<br />

haben einen eigenen Internet-Auftritt<br />

mit integriertem Shop-System.<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 4/2005<br />

Zu Ihnen gehört auch Karin Rolles, die<br />

im oberbayerischen Penzberg den<br />

Buchladen ihrer Eltern übernommen<br />

und vergrößert hat. Auch sie räumt ein,<br />

dass es <strong>für</strong> den kleinen und mittleren<br />

Händler schwieriger geworden sei in<br />

Zeiten der Internet-Konkurrenz. Aber<br />

mit viel Phantasie und Kreativität geht<br />

sie neue Wege und pflegt die persönliche<br />

Beziehung zum Kunden mit eingehender<br />

Beratung: „Der Bücherkauf<br />

muss zum Erlebnis gemacht werden.“<br />

Da<strong>für</strong> organisiert sie rund 30 Lesungen<br />

pro Jahr und eine Vernissage. Sie<br />

kennt die Vorlieben ihrer Kunden, berät<br />

und gibt Lesetipps. Frühzeitige Hinweise<br />

auf Neuerscheinungen von Lieblingsautoren<br />

ihrer Kundschaft sind<br />

wichtig und intensivieren die Kundenbindung<br />

an ihr Geschäft.<br />

Seit acht Jahren hat sie einen eigenen<br />

Internetauftritt mit Bestellservice:<br />

Globus Infografik<br />

„Aber abholen wollen die Leute ihre<br />

Bücher immer noch am liebsten<br />

selbst.“ Nur 5 Prozent der Besteller<br />

lassen sich den Lesestoff schicken.<br />

Rolles bezeichnet die Buchpreisbindung<br />

als überlebenswichtig, wenn der<br />

stationäre Handel noch eine Chance<br />

haben soll.<br />

Dorothea Redeker vom Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels:<br />

„Der Anteil der stationären Buchhändler<br />

geht zurück.“<br />

Foto: Schwanebeck<br />

Dass der Buchkauf als Erlebnis zelebriert<br />

werden muss, findet auch der Geschäftsführer<br />

vom online-Buchhändler<br />

buecher.de, Gunther Gerlach. Er beschreibt<br />

damit einen Vorteil des stationären<br />

Handels. Sein Unternehmen<br />

wurde während<br />

des online-Booms 1999 gegründet:<br />

„Wir sind noch da<br />

und wir verdienen Geld.“ Er<br />

sieht den online-Handel<br />

nicht als Alternative, sondern<br />

als Ergänzung zum<br />

Buchladen um die Ecke.<br />

Gerlach geht davon aus,<br />

dass es auch weiter noch<br />

neue Bücher aus Papier geben<br />

wird. „Aber in einer<br />

Zeit, wo nur noch vier von<br />

zehn Bundesbürgern überhaupt<br />

Bücher kaufen, wird<br />

das Überleben schwieriger<br />

und Buchhändler müssen<br />

sich ihre Nischen suchen.“<br />

Für die Buchbestellung im<br />

Internet spreche häufig die<br />

Rationalität : Verfügbarkeit,<br />

einfache Bestellung und<br />

schnelle Lieferung sind klare<br />

Vorteile. �<br />

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