AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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Wachstumsschwäche „der Primat bei<br />
der Beseitigung der Binnennachfrageschwäche<br />
liegen.“ Obwohl die Gewerkschaften<br />
als traditionell international<br />
geprägte Organisationen<br />
durchaus pro Globalisierung eingestellt<br />
seien, müsse die aktuelle Entwicklung<br />
kritisch beobachtet werden,<br />
denn in ihrer „neoliberalen Tendenz“<br />
sei sie den Menschen wenig hilfreich.<br />
Globalisierung sollte an den drei Kriterien<br />
„Nachhaltige Beschäftigung“,<br />
„menschenwürdige Arbeit“ und „Verteilungsgerechtigkeit“<br />
gemessen werden.<br />
Die Bilanz, so der bayerische<br />
DGB-Chef, sei „alles andere als überzeugend“.<br />
Was „Nachhaltige Beschäftigung“<br />
betrifft, habe das Internationale<br />
Arbeitsamt berichtet, dass ein Drittel<br />
des globalen Arbeitskräftepotenzials<br />
Unternehmer Randolf Rodenstock:<br />
„Zwischen wirtschaftlicher Logik<br />
und sozialer Verantwortung sehe<br />
ich keinen zwingenden Widerspruch.“<br />
Fotos: Archiv/tobis<br />
arbeitslos oder unterbeschäftigt sei.<br />
Was „menschenwürdige Arbeit“ betrifft,<br />
habe die Internationale Arbeitsorganisation<br />
ILO in vielen Ländern der<br />
Dritten Welt erhebliche Defizite festgestellt.<br />
Die Zahl von Kindern, die<br />
aufgezwungene Arbeit leisten, betrage<br />
rund 250 Millionen. Was „Verteilungsgerechtigkeit“<br />
betrifft, so geht die<br />
„Kluft zwischen Arm und Reich“ weiter<br />
auseinander: Bereits 1960 beanspruchte<br />
das reichste Fünftel dieser<br />
Welt 70 Prozent des gesamten Welteinkommens.<br />
Heute vereinnahme es<br />
mittlerweile 86 Prozent, während 1,2<br />
Milliarden Menschen von weniger als<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 4/2005<br />
einem Dollar pro Tag leben müssen.<br />
In diesem Zusammenhang forderte<br />
Fritz Schösser die Unternehmer auf,<br />
ethische Werte trotz des kalten Windes<br />
der Globalisierung zu bewahren<br />
und jede Form von Kinderarbeit zu<br />
zerschlagen. „Die Länder der Dritten<br />
Welt müssen eine faire Chance haben,<br />
zu uns aufzuschließen.“ Es liege in der<br />
Verantwortung der Politik, Recht und<br />
Ordnung in die globale Ökonomie einfließen<br />
zu lassen.<br />
Soziale Verantwortung<br />
Nach einer kurzen Replik zum Thema<br />
Globalisierung behandelte Randolf<br />
Rodenstock die unternehmerischen<br />
Perspektiven: „Zwischen wirtschaftlicher<br />
Logik und sozialer Verantwortung<br />
sehe ich keinen zwingenden Widerspruch.“<br />
Soziale Verantwortung sei der<br />
Definition nach das, was „der Gesellschaft<br />
dienlich ist“ im Unterschied zu<br />
dem, was nur dem einzelnen frommt.<br />
Unternehmen würden mit der Bereitstellung<br />
von Gütern und Diensten zu<br />
einem günstigen Preis-Leistungsverhältnis<br />
dieser Verantwortung nachgehen.<br />
Nur dann können sie nämlich<br />
Gewinne erzielen, die wiederum als<br />
Basis <strong>für</strong> Innovationen, Investitionen<br />
und Arbeitsplätze dienen. Dabei sei<br />
jeder Unternehmer gut beraten, nicht<br />
„250 Millionen Kinder<br />
leisten weltweit<br />
aufgezwungene Arbeit.“<br />
Fritz Schösser<br />
nur dem Shareholder Value-Prinzip zu<br />
huldigen, sondern auch die Interessen<br />
aller übrigen „Stakeholder“ zu berücksichtigen.<br />
Jedenfalls sei die Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen keine „unternehmerisch<br />
willkürliche Entscheidung“. Da<br />
die Verbraucher an den Gütern und<br />
nicht an den „schönen, blauen Augen<br />
unserer Mitarbeiter“ interessiert seien,<br />
treffe letztendlich er die Entscheidung<br />
über die Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />
Randolf Rodenstock wehrte sich daher<br />
dagegen, Unternehmer und Manager<br />
als gewissenlose „Heuschrecken“<br />
zu brandmarken. „Soziale Verantwor-<br />
tung ist Teil der Logik des Wirtschaftens.“<br />
So wurden bei einem Ranking<br />
des Manager Magazins 80 europäische<br />
Großunternehmen in ihrem<br />
Engagement <strong>für</strong> Soziales und Ökologie<br />
geprüft. Unter den zehn Besten be-<br />
Bayerns DGB-Chef Fritz Schösser:<br />
„Die Bilanz der Globalisierung ist<br />
alles andere als überzeugend.“<br />
fanden sich vier deutsche Unternehmen.<br />
Auch Rodenstock sprach sich<br />
da<strong>für</strong> aus, nicht nach Regulierungen<br />
außerhalb Deutschlands zu rufen, „in<br />
erster Linie muss bei uns im Lande etwas<br />
verändert werden“: In diesem<br />
Kontext sprach sich Rodenstock<br />
<strong>für</strong> eine Steuerreform<br />
nach Paul Kirchhof aus. Dann<br />
hätte der Bürger mehr Geld<br />
in der Tasche und könnte da-<br />
mit auch mehr in die Eigenvorsorge<br />
investieren.<br />
Erforderlich sei auch eine zukunftsorientierte<br />
<strong>Bildung</strong>spolitik. Mit entsprechenden<br />
Konzepten und Visionen<br />
müsse die Politik auftreten. „Es reicht<br />
nicht, dem Volk nur aufs Maul zu<br />
schauen.“ �<br />
Peter Hampe/Tobias Schickhaus<br />
Peter Bauer, Norbert Walter, Randolf<br />
Rodenstock: Flucht aus Deutschland?<br />
Unternehmen zwischen wirtschaftlicher<br />
Logik und sozialer Verantwortung<br />
in: ifo Schnelldienst Nr. 13/2005<br />
Roland Berger (Nachtrag) in: ifo<br />
Schnelldienst Nr. 17/2005<br />
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