AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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Rezensionen Neuerscheinungen Publikationen<br />
Wie Chefs durch die Krise wollen<br />
von Markus Behmer in: message 3/2005<br />
(Zur vorgenannten Publikation Zeitungszukunft - Zukunftszeitung)<br />
Mit „Zeitungskrise – Krisenzeiten“ hätte der<br />
schmale, aus einer gemeinsamen Tagung der<br />
beiden <strong>Tutzing</strong>er <strong>Akademie</strong>n (<strong>Akademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Politische</strong><br />
<strong>Bildung</strong> und Evangelische <strong>Akademie</strong>) hervorgegangene<br />
Band noch treffender überschrieben werden können:<br />
Haben „die Dinosaurier der Medienlandschaft“<br />
eine Überlebenschance im sich verändernden Kommunikationsmarkt?<br />
Und „welche Strategien haben<br />
Journalisten und Verleger <strong>für</strong> die Bewältigung der<br />
Krise?“ (S.6) Das sind zwei der Leitfragen, zu deren<br />
Beantwortung die Herausgeber einen Beitrag leisten<br />
wollen.<br />
Auf den ersten rund 60 Seiten werden – mit einem<br />
Griff in die Retorte – vor allem Krisensymptome zusammengestellt.<br />
Michael Schröder und Axel Schwanebeck<br />
beleuchten, stark auf Angaben aus dem aktuellen<br />
Jahrbuch des Zeitungsverlegerverbandes rekurrierend,<br />
aktuelle Veränderungen der Zeitungslandschaft,<br />
Horst Röper erfasst in einem leicht aktualisierten<br />
Nachdruck der letzten seiner regelmäßig in den<br />
Media-Perspektiven veröffentlichten Zeitungsmarktanalysen<br />
jüngste Konzentrationsentwicklungen. Dann<br />
bieten in 13 Beiträgen insbesondere Chefredakteure<br />
und Verlagsgeschäftsführer – teils eher in Grußwortform<br />
– kleine Einblicke in ihre „Ideenwerkstätten“.<br />
Selbstkritik ist dabei selten, vordergründiges Marketing<br />
häufiger. So preist Neue Westfälische-Chefredak-<br />
MedienRat im Oktober 2005 zum gleichen Buch:<br />
Vier Grundprobleme bzw. zentrale Herausforderungen<br />
machen die Herausgeber <strong>für</strong> die Zeitungslandschaft<br />
aus:<br />
• Der Gesamtumsatz geht zurück<br />
• Die Auflagen schrumpfen<br />
• Die Reichweiten sinken<br />
• Der Anteil an der Mediennutzung geht zurück<br />
Diese vier Krisenfelder standen im Mittelpunkt einer<br />
Tagung, die von der Evangelischen und der <strong>Politische</strong>n<br />
<strong>Akademie</strong> in <strong>Tutzing</strong> durchgeführt worden ist. Der<br />
vorliegende Band stellt eine Sammlung der Debattenbeiträge<br />
dar.<br />
Im Analyseteil liefern die Beiträge dabei nicht viel<br />
Neues, wohl aber einen aktualisierten Stand der Dinge,<br />
z.B. Horst Röpers – wie immer sehr kompetente –<br />
Zusammenfassung über den Stand der Konzentration<br />
auf dem Tagespressemarkt. Interessant sind sonst vor<br />
allem Einblicke in die Strategien der Zeitungshäuser,<br />
und mutige Prognosen, die man auch auf dem Printgipfel<br />
der Münchner Medientage gerne hören wird.<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 4/2005<br />
teur Uwe Zimmer seine neu gestaltete, rentable Veranstaltungsbeilage<br />
„Erwin“, Münchner Merkur-Chefredakteur<br />
Ernst Hebeker setzt auf „Zukunftssicherung<br />
durch Heimatnähe“ und ein Kollege von der Augsburger<br />
Allgemeinen, Rainer Bonhorst, bekennt sich<br />
zur „wunderbaren Arbeit“, dem Leser Gesprächsstoff<br />
zu liefern. Gernot Sittner präsentiert als neuen Ansatz<br />
der Leser-Blatt-Bindung den „Lesezirkel“ des<br />
SZ-Magazins – attraktiv, so betont er, gerade auch<br />
als Marketinginstrument – und Süddeutscher Verlag-<br />
Geschäftsführer Klaus Josef Lutz bewirbt die neuen<br />
Zusatzgeschäfte, angefangen mit „SZ-Bibliothek“ und<br />
„Klavier Kaiser“, über die er „mittelfristig zehn bis<br />
zwanzig Prozent des Umsatzes“ der SZ erlösen will.<br />
Tagesspiegel-Geschäftsführer Joachim Meinold plädiert<br />
schließlich – wenig verwunderlich – <strong>für</strong> eine<br />
Änderung der Pressefusionskontrolle, die bislang die<br />
Übernahme der „Berliner Zeitung“ durch seinen<br />
„Mutterkonzern“ Holtzbrinck verhindert.<br />
Zeitungskrise? Zukunftszeitung? Computer-BILD-<br />
Chefredakteur Harald Kuppek hat ein banales Trostpflästerchen<br />
bereit: „Die Zeitung wird nicht so schnell<br />
untergehen.“ (S. 73) Den Weg aus der Krise weist<br />
das Buch freilich nicht. Immerhin bietet es Einblicke<br />
in das Problembewusstsein in Führungsetagen.<br />
Nur ein Beispiel: Harald Kuppek, der als Chefredakteur<br />
von ComputerBILD eher einen Blick von außen<br />
hat, sieht die Qualitätsblätter auf festem Boden: „Qualitätsblätter<br />
werden noch lange auf hohem Niveau<br />
existieren. Sie haben die Einführung des Radios, des<br />
Fernsehens und des Privatfernsehens überlebt, sie<br />
werden auch das Internet überleben. (...)<br />
Denn das Medium Print hat immer noch klare Vorteile:<br />
es braucht keinen Strom, im Gegensatz zu heutigen<br />
Displays ist es auch bei Sonnenlicht gut lesbar,<br />
und im Flugzeug muss ich es nicht ausschalten.“ (S.<br />
72f.)<br />
Alle hier aufgeführten Argumente könnten allerdings<br />
rasch technisch überholt sein: Technisch denkbar wäre<br />
schließlich auch ein solarbetriebenes „E-ink-paper“<br />
auf matter, nicht-spiegelnder Folie. ...<br />
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