Selektive dorsale Rhizotomie - Arbeitskreis Kunstfehler in der ...
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Geburt<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Irmgard Ochsenknecht<br />
Der Vere<strong>in</strong> <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
e.V. wurde bei se<strong>in</strong>em zweiten Treffen von Eltern geburtsgeschädigter<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> im November 1982 gegründet. Und<br />
auch heute noch kommt es immer wie<strong>der</strong> aufgrund von<br />
Komplikationen während <strong>der</strong> Geburt zu irreversiblen<br />
Schädigungen des Neugeborenen, die <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen bei rechtzeitiger Aufklärung und Beratung zu vermeiden<br />
gewesen wären. Der Vere<strong>in</strong> bietet neben <strong>der</strong><br />
Beratung bezüglich <strong>der</strong> Folgen juristischen Beistand und<br />
seelische Unterstützung für die Betroffenen<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe e. V., kurz<br />
AKG, ist e<strong>in</strong>e Elternselbsthilfevere<strong>in</strong>igung an <strong>der</strong> Nahtstelle<br />
von Patientenschutz und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenarbeit.<br />
Der Auslöser für die Gründung des AKG war 1981 e<strong>in</strong><br />
Fernsehbericht über e<strong>in</strong>en Geburtsprozess. Betroffene<br />
Eltern schlossen sich zusammen und riefen Anfang 1982<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Brief zum ersten bundesweiten Treffen<br />
auf. Noch vor dem zweiten Elterntreffen im November<br />
1982 wurde <strong>der</strong> „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe“<br />
gegründet. Zu dieser Zeit hatte <strong>der</strong> AKG 45 Mitglie<strong>der</strong><br />
bundesweit.<br />
Diskussion und erste Schritte<br />
Als Ursache für die Schädigung und/o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> sahen die Eltern größtenteils die - Mitte <strong>der</strong><br />
1970er bis Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre - von vielen Kl<strong>in</strong>iken<br />
proklamierte „programmierte Geburt“ und die Anwendung<br />
<strong>der</strong> Parazervikalblockade, (PCB), an. (1)<br />
Der Begriff „programmierte Geburt“ wurde dann häufig<br />
durch den Begriff „term<strong>in</strong>optimierte Geburt“ ersetzt. Beide<br />
stehen für denselben Vorgang: die künstliche Geburtse<strong>in</strong>leitung.<br />
-beschleunigung mit Wehenmitteln. (2)<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die PCB waren die Risiken und Gefahren<br />
dieser Anästhesiemethode seit Ende <strong>der</strong> 60er Jahre<br />
bekannt und auch publiziert worden. Trotzdem hatten die<br />
Im Dezember 2006 nahm e<strong>in</strong>e Redakteur<strong>in</strong>, die<br />
für die Zeitschrift des Deutschen Hebammenverbandes<br />
schreibt, mit mir Kontakt auf und bat<br />
mich, e<strong>in</strong>en Artikel über den AKG und dessen<br />
Arbeit zu schreiben, da ich wohl am nächsten<br />
an den Betroffenen dran wäre und auch die längste<br />
Erfahrung im AKG hätte. Der Artikel sollte<br />
dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift Anfang 2007 ersche<strong>in</strong>en.<br />
Gerne nahm ich das an, bat dann aber noch Irmgard<br />
Ochsenknecht, stellvertretende Vorsitzende<br />
des AKG, mit e<strong>in</strong>zusteigen, da die Zeit so<br />
drängte. Nachfolgen<strong>der</strong> Artikel ist dabei herausgekommen<br />
- aber lei<strong>der</strong> nie gedruckt worden!<br />
E<strong>in</strong> Grund dafür wurde nicht genannt.<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Geschäftsstelle<br />
28<br />
zuständigen Behörden und Ärzteorganisationen den Geburtshelfern<br />
zugestanden, die PCB nach freiem Ermessen<br />
weiterh<strong>in</strong> anzuwenden. Zahllose K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Eltern<br />
hatten die Folgen zu tragen. E<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
damals im Zusammenhang mit <strong>der</strong> PCB bei o<strong>der</strong> nach<br />
<strong>der</strong> Geburt gestorben. Intensive Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong><br />
AKG-Mitglie<strong>der</strong> führte dann 1983 dazu, dass das damalige<br />
Bundesgesundheitsamt e<strong>in</strong>e Ärztekommission zur<br />
Überprüfung <strong>der</strong> PCB e<strong>in</strong>setzte und e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Empfehlung veröffentlichte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die PCB nicht mehr<br />
empfohlen wurde. Der AKG begrüßte die Empfehlung<br />
des Bundesgesundheitsamtes sehr, war es doch e<strong>in</strong> erster<br />
Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung.<br />
Die Medien - Presse, Rundfunk und Fernsehen - reagierten<br />
zunehmend aufmerksamer auf Kritik an <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
und auf die Aufdeckung ärztlicher <strong>Kunstfehler</strong>.<br />
Von e<strong>in</strong>zelnen Professoren <strong>der</strong> Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
ist verschiedenen Eltern vorgeworfen worden, es<br />
handele sich bei den von ihnen <strong>in</strong> Gang gesetzten Veröffentlichungen<br />
um Sensationsberichte. Viele ÄrztInnen<br />
nahmen den AKG noch nicht ernst und unterstellten den<br />
Eltern, die den Ursachen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
nachg<strong>in</strong>gen und es wagten, Ärzte zu verklagen, unter<br />
an<strong>der</strong>em Geldgier und Inkompetenz. Die Betroffenen<br />
mussten sich teilweise dafür rechtfertigen, dass sie<br />
die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ihres K<strong>in</strong>des nicht als schicksalhaft annahmen.<br />
Die Geburtshilfe selbst geriet <strong>in</strong> die Medien und weitere<br />
Veröffentlichungen des AKG führten zu stetigem<br />
Mitglie<strong>der</strong>zuwachs. Im August 1985 verzeichnete <strong>der</strong><br />
AKG bereits 600 Mitglie<strong>der</strong> und im selben Jahr leistete<br />
<strong>der</strong> AKG mit se<strong>in</strong>er Broschüre „Wie kann ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
bei <strong>der</strong> Geburt schützten?“ e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag<br />
zur Aufklärung. (Inzwischen liegt die Broschüre <strong>in</strong><br />
aktueller Auflage vor)<br />
Vorurteile und Emotionen<br />
E<strong>in</strong> großer Fortschritt war dann Ende <strong>der</strong> 80er Jahre die<br />
Zusammenarbeit mit den Krankenkassen. Unsere ersten<br />
Schreiben an die Krankenkassen, <strong>in</strong> denen wir empfahlen,<br />
ihren Versicherten, die beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> hatten, bei<br />
<strong>der</strong> Abklärung <strong>der</strong> Ursachen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zu helfen,<br />
wurden nicht beantwortet. Lange hat es gedauert, bis<br />
<strong>der</strong> AKG hier e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung herbeiführen konnte. Heute<br />
s<strong>in</strong>d viele Krankenkassen bereit, die Kosten für erste<br />
sondierende Gutachten zur Klärung <strong>der</strong> Geburtssituation<br />
zu übernehmen.<br />
In den darauf folgenden Jahren gelang dann <strong>der</strong> Durchbruch<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die Zielsetzung des AKG, durch<br />
e<strong>in</strong>en konstruktiven Austausch aller an <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
Beteiligten dazu beizutragen, dass zukünftige Gefahren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Geburtshilfe verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Erstmals<br />
wurde <strong>der</strong> AKG 1986 zur Teilnahme an e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe