Selektive dorsale Rhizotomie - Arbeitskreis Kunstfehler in der ...
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Julian - e<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
E<strong>in</strong> gesundes K<strong>in</strong>d ist das größte Glück, das Eltern wi<strong>der</strong>fahren<br />
kann. Wie groß, können wohl nur die ermessen,<br />
denen die Aufgabe gestellt wurde, e<strong>in</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes<br />
K<strong>in</strong>d für das Leben <strong>in</strong> dieser Welt vorzubereiten, und die<br />
mit all ihrer Liebe versuchen, ihr K<strong>in</strong>d so gut und soweit<br />
wie möglich zu för<strong>der</strong>n.<br />
Sorgen haben schon Schwangere. Wird alles gut gehen?<br />
- Wird me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gesund se<strong>in</strong>? Die meisten Mütter halten<br />
nach neun Monaten e<strong>in</strong> gesundes Baby im Arm.<br />
Nicht so bei me<strong>in</strong>em Sohn<br />
Nach e<strong>in</strong>er zunächst relativ problemlosen Schwangerschaft<br />
wurde ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> 24. SSW aufgrund von auftretenden<br />
Blutungen <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Diagnose Plazenta Praevia totalis (e<strong>in</strong>e Ablösung des<br />
Mutterkuchens, welche für me<strong>in</strong>en Sohn e<strong>in</strong>en Sauerstoffmangel<br />
bedeutete). Lei<strong>der</strong> wurde diese Diagnose von<br />
me<strong>in</strong>em Gynäkologen nicht erkannt.<br />
In <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik gratulierte mir <strong>der</strong> Chefarzt zu me<strong>in</strong>em zweiten<br />
Geburtstag, da nach se<strong>in</strong>en Aussagen diese Diagnose<br />
hätte lebensbedrohlich für mich und me<strong>in</strong> ungeborenes<br />
K<strong>in</strong>d werden können. Mir wurde strikte Bettruhe bis zur<br />
Geburt verordnet.<br />
In <strong>der</strong> Zeit des Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes kam es immer wie<strong>der</strong><br />
mal zu leichten Blutungen. Am Vorabend <strong>der</strong> Geburt (10<br />
Wochen vor dem eigentlichen Geburtsterm<strong>in</strong>) wies das<br />
CTG Unregelmäßigkeiten auf. Obwohl ich die Hebamme<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen habe, unternahm diese nichts, hielt<br />
es noch nicht e<strong>in</strong>mal für nötig, dieses CTG e<strong>in</strong>em Arzt zu<br />
zeigen. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht wurden trotz des pathologischen<br />
CTG’s ke<strong>in</strong>e weiteren Untersuchungen gemacht.<br />
Kritische Situation<br />
Am nächsten Morgen, nachdem nicht wie gewohnt vor<br />
dem Frühstück e<strong>in</strong> CTG gemacht wurde, ich jedoch mittlerweile<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Unruhe bekam, habe ich gegen zehn<br />
Uhr selbst im Kreißsaal angerufen.<br />
Man erklärte mir, dass alle Ärzte beschäftigt seien und<br />
dass später jemand kommen würde.<br />
Die diensthabende Gynäkolog<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong> im Praktikum)<br />
erkannte offensichtlich die kritische Situation und<br />
fuhr mich sofort <strong>in</strong> den Kreißsaal.<br />
Nach e<strong>in</strong>em CTG dort erklärte diese mir, dass die Situation<br />
nun zu kritisch würde und sie me<strong>in</strong>en Sohn holen.<br />
Die OP sollte vom Chefarzt durchgeführt werden, <strong>der</strong><br />
jedoch zunächst noch beschäftigt war.<br />
Trotz <strong>der</strong> Aussage <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong>, dass die Situation zu kritisch<br />
sei, wurde ke<strong>in</strong>e Notsectio durchgeführt, so dass<br />
es zu weiteren Verzögerungen kam.<br />
Julian hatte ke<strong>in</strong>e Spontanatmung und musste auf die<br />
Intensivstation gebracht und beatmet werden. Dieser<br />
Zustand dauerte e<strong>in</strong>ige Tage. Am 3. Tage kam es zu e<strong>in</strong>er<br />
beidseitigen Gehirnblutung mit anschließenden<br />
Liquorstauungen und e<strong>in</strong>em Hydrocephalus, im Volks-<br />
Eltern berichten<br />
mund auch Wasserkopf genannt. Se<strong>in</strong> Muskeltonus war<br />
hypoton mit Verdacht auf Spastik und Epilepsie.<br />
Der Kampf begann<br />
Für uns begann e<strong>in</strong> schwerer Kampf um die Genesung<br />
me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des mit diversen Therapien und Krankengymnastik.<br />
Durch die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung me<strong>in</strong>es Sohnes hat sich<br />
unser Leben vollkommen verän<strong>der</strong>t.<br />
Lei<strong>der</strong> mussten wir sehr schnell feststellen, dass wir nicht<br />
nur mit dem gesundheitlichen Handicap me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
zu kämpfen hatten, son<strong>der</strong>n noch vielmehr mit den Reaktionen<br />
<strong>der</strong> Außenwelt.<br />
Hier war u.a. von e<strong>in</strong>er „Strafe Gottes“ die Rede und dass<br />
„solche“ K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Hitlers Zeiten vergast wurden. Teilweise<br />
sogar Äußerungen aus <strong>der</strong> Familie, die mir berichteten,<br />
dass sie jeden Abend beten, dass me<strong>in</strong> Sohn<br />
stirbt, da es ja wohl unmöglich me<strong>in</strong> Wille se<strong>in</strong> kann,<br />
solch e<strong>in</strong>en Krüppel großzuziehen. Nächtliche Blaulichte<strong>in</strong>sätze<br />
wurden von e<strong>in</strong>igen Nachbarn als willkommenes<br />
Ereignis angesehen, um neuen Gesprächstoff zu<br />
sammeln.<br />
So s<strong>in</strong>d wir aufgrund dieser und ähnlicher Situationen<br />
vier mal umgezogen, um endlich e<strong>in</strong>e Wohnung und e<strong>in</strong><br />
Umfeld zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> dem me<strong>in</strong> Sohn so akzeptiert wird,<br />
wie er ist und <strong>in</strong> <strong>der</strong> mit me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d und nicht über<br />
me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gesprochen wird. Der letzte Umzug wurde<br />
aufgrund e<strong>in</strong>es Schulwechsels fällig, da wir nur so von<br />
den Behörden e<strong>in</strong>e Schule bewilligt bekommen haben,<br />
die Julians beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gten Ansprüchen gerecht<br />
wird. In diesem Fall ist anzumerken, dass die Kosten<br />
hierfür von uns selbst aufgebracht werden mussten. Die<br />
Behörden geben Anweisungen, die Mütter/Eltern zahlen.<br />
Probleme mit <strong>der</strong> Schule<br />
Schon bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung gab es massive Probleme,<br />
da das Schulamt die Defizite me<strong>in</strong>es Sohnes nicht richtig<br />
e<strong>in</strong>geordnet hat und ihn auf e<strong>in</strong>e falsche Schule e<strong>in</strong>gewiesen<br />
hat.<br />
Der Kampf um die richtige Schule hat uns so viel Kraft<br />
und Nerven gekostet, dass sich Julians Gesundheitszustand<br />
stark verschlechtert hatte und er von Pflegestufe<br />
e<strong>in</strong>s <strong>in</strong> die Pflegestufe zwei gekommen ist. Diese Situation<br />
habe ich genutzt, um noch e<strong>in</strong>mal mit <strong>der</strong> Krankenkasse<br />
zu sprechen, ob diese nicht mal prüfen will, ob e<strong>in</strong><br />
Geburtsschaden vorliegt, um sich die Kosten, die bis dato<br />
für Julians Therapien etc. verursacht wurden, zurück zu<br />
holen.<br />
Gutachten bestätigt Behandlungsfehler<br />
Mir persönlich war schon lange bewusst, dass bei <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft und Geburt Fehler passiert s<strong>in</strong>d.<br />
Die Krankenkasse schickte mir die notwendigen Unterlagen<br />
und holte sich e<strong>in</strong> Gutachten vom MDK (mediz<strong>in</strong>ischer<br />
Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen) e<strong>in</strong>. Aus diesem g<strong>in</strong>g<br />
hervor, dass e<strong>in</strong> Behandlungsfehler vorliegt.<br />
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