Februar 2012 - EU-Koordination
Februar 2012 - EU-Koordination
Februar 2012 - EU-Koordination
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Agrarpolitik<br />
kritischer Agrarbericht <strong>2012</strong><br />
„Zusammen arbeiten – für eine andere<br />
Landwirtschaft“ – so lautet der Schwerpunkt<br />
des diesjährigen Kritischen Agrarberichts,<br />
den das AgrarBündnis im Januar<br />
veröffentlicht hat. Darunter versteht das<br />
Bündnis von Umwelt-, Tierschutz- und<br />
Ökoanbauverbänden die Abkehr von der<br />
industriellen Agrarproduktion hin zu<br />
einer tier- und umweltgerechten, bäuerlichen<br />
Landwirtschaft. Um das zu erreichen,<br />
fordern die AutorInnen des Agrarberichts<br />
dazu auf, sich in die laufende Reform der<br />
<strong>EU</strong>-Agrarpolitik einzumischen.<br />
Unter anderem warnt der Bericht vor<br />
einer bis zu zehnfachen Überproduktion<br />
von Geflügelfleisch. Bundesweit seien<br />
Ställe für bis zu 36 Millionen Hähnchen<br />
geplant. Ein ruinöser Preiskampf auf dem<br />
Rücken von Tieren und Umwelt sei zu<br />
befürchten. Kritisiert wird auch die Ausgestaltung<br />
der Energiewende, die immer<br />
mehr zur Bedrohung für die Artenvielfalt<br />
auf dem Land werde. Vor allem der Wald<br />
werde zum Rohstofflieferanten herabgestuft.<br />
Maismonokulturen für die Biogasproduktion<br />
verdrängten das artenreiche<br />
Grünland und erhöhten den Agrochemieeinsatz.<br />
Der Kritische Agrarbericht<br />
erscheint seit 1993 jedes Jahr. [mbu, mb]<br />
X www.kritischer-agrarbericht.de<br />
X Rezensionen: www.taz.de/!85662<br />
www.fr-online.de/1472780,11465996<br />
www.klimaretter.info/ernaehrung/-/10379<br />
Gentechnikrisiken<br />
krank durch Gentechnik<br />
Die Gründerin des internationalen<br />
Netzwerks Aktion Gen-Klage, Christiane<br />
Lüst, hat einen Bericht über Menschenrechtsverletzungen<br />
bei der Anwendung<br />
von Agrogentechnik in Argentinien beim<br />
UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale<br />
und kulturelle Menschenrechte in Genf<br />
eingereicht. Nach der Einführung von<br />
Gentechniksorten kam es laut dem Bericht<br />
zu zahlreichen Enteignungen und zu<br />
umwelt aktuell <strong>Februar</strong> <strong>2012</strong><br />
gesundheitlichen Schäden durch verwendete<br />
Pestizide. Armut und Hunger hätten<br />
zugenommen und viele Kleinbauern ihre<br />
Existenz verloren. In dem Bericht fordert<br />
Lüst die argentinische Regierung auf, die<br />
Lebensbedingungen der durch Agrogentechnik<br />
benachteiligten Bevölkerung zu<br />
verbessern. [hv]<br />
X Aktion Gen-Klage, Christiane lüst, Gauting, Tel.<br />
+49 (0)89 / 89311054, e-mail: christiane.luest@<br />
t-online.de, www.stopptgennahrungsmittel.de<br />
Genehmigungsverfahren I<br />
efsA will sich entflechten<br />
Nachdem die Europäische Behörde<br />
für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wegen<br />
möglicher Verflechtungen mit der Industrie<br />
anhaltend kritisiert wurde, hat Direktorin<br />
Catherine Geslain-Lanéelle angekündigt,<br />
solche Interessenkonflikte künftig zu<br />
vermeiden. Die EFSA ist unter anderem für<br />
die Genehmigung gentechnisch veränderter<br />
Pflanzen zuständig. In der Vergangenheit<br />
war es immer wieder vorgekommen,<br />
dass Mitarbeiter der EFSA kurz nach ihrem<br />
Job in der Risikobewertung der Behörde<br />
in Biotechnologieunternehmen wechselten<br />
oder sogar gleichzeitig die wissenschaftliche<br />
und die wirtschaftliche Tätigkeit ausübten.<br />
Diese Verquickungen hat der Verein<br />
Testbiotech aufgelistet.<br />
Anfang Dezember forderte der Europäische<br />
Bürgerbeauftragte Nikiforos Diamandouros<br />
die EFSA auf, ihre Regeln<br />
und Verfahren zu ändern, um potenzielle<br />
Interessenkonflikte durch sogenannte<br />
Drehtürfälle (siehe S. 22) künftig zu verhindern.<br />
Zuvor hatte Testbiotech eine Beschwerde<br />
beim Ombudsmann eingereicht.<br />
Der Verein bezweifelt die Unabhängigkeit<br />
der Kontrolle von Genpflanzen, wenn<br />
EFSA-Mitarbeiter gleichzeitig direkt oder<br />
indirekt für die Industrie arbeiten, die diese<br />
Pflanzen vermarkten. [mbu]<br />
X www.efsa.europa.eu<br />
X liste: www.testbiotech.de/independence<br />
X empfehlungen des ombudsmanns:<br />
www.kurzlink.de/recommend-efsa2011<br />
lAnDWiRTsChAFT & GenTeChniK<br />
Aktuell<br />
Genehmigungsverfahren II<br />
eu winkt neuen Genmais<br />
und Genbaumwolle durch<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission hat Ende 2011 vier<br />
neue gentechnisch veränderte Pflanzen für<br />
den <strong>EU</strong>-Markt zugelassen: eine Baumwollund<br />
drei Maissorten, die für Lebens- und<br />
Futtermittel verwendet, aber nicht angebaut<br />
werden dürfen. Zuvor hatte die Europäische<br />
Lebensmittelbehörde (EFSA)<br />
die Pflanzen als unbedenklich bewertet.<br />
Die <strong>EU</strong>-Agrarminister konnten sich Mitte<br />
Dezember nicht auf eine Zulassung einigen,<br />
deshalb ging die Entscheidung zurück<br />
an die <strong>EU</strong>-Kommission. Bisher sind in der<br />
<strong>EU</strong> etwa 40 Pflanzen für die Verwendung<br />
in Nahrung und Futter zugelassen. Wenn<br />
die Produkte mehr als 0,9 Prozent genmanipulierte<br />
Bestandteile enthalten, muss dies<br />
gekennzeichnet werden. [mbu]<br />
X eU-Kommission zu gentechnisch veränderten<br />
nahrungs- und Futtermitteln:<br />
www.ec.europa.eu/food/food/biotechnology<br />
Genpflanzenanbau<br />
französisches Genmaisverbot<br />
infrage gestellt<br />
Das oberste Verwaltungsgericht in<br />
Frankreich hat Ende 2011 das Anbauverbot<br />
für den gentechnisch veränderten Mais<br />
MON 810 aufgehoben, das die Regierung<br />
in Paris 2008 erlassen hatte. Die Richter<br />
folgten damit der Argumentation des Europäischen<br />
Gerichtshofs (EuGH), der im<br />
September entschied, dass das Verbot auf<br />
einer falschen Rechtsgrundlage verhängt<br />
wurde. Das französische Agrarministerium<br />
habe nicht beweisen können, dass durch<br />
den Genmais ein Risiko für die Gesundheit<br />
und Natur bestehe. Die französische Regierung<br />
kündigte an, das Verbot dennoch aufrechtzuerhalten<br />
und alle Möglichkeiten für<br />
ein anhaltendes Verbot zu prüfen. Die zuständigen<br />
Ministerien für Landwirtschaft<br />
und für Umwelt berufen sich auf eine andere<br />
Schutzklausel als die vom EuGH mo-<br />
17