medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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Tabelle 1: Pathophysiologische Einteilung <strong>der</strong> Synkopen (mod. nach Seidel, et al.)<br />
Neurokardiogene Synkope (> 25 %) ■ Kardioinhibitorische Form<br />
■ Vasodepressorische Form<br />
■ Situationsynkope (Schreck, Niesen, Husten, Erbrechen,<br />
Miktion, Defäkation)<br />
Orthostatische Synkope (ca. 10 %) ■ Autonome Dysregulation (Unfähigkeit des autonomen Nervensystems<br />
zur adäquaten Vasokonstriktion)<br />
- primär<br />
- sekundär (z. B. diabetische Neuropathie, Amyloidose,<br />
M. Parkinson)<br />
■ Volumenmangel (Situativ, Hämorrhagie, Diarrhoe)<br />
■ Medikamenteninduzierte / aggravierte orthostatische Hypotonie<br />
Rhythmogene Synkope (ca. 15 %) ■ Syndrom des kranken Sinusknotens<br />
■ AV-Überleitungsstörungen<br />
■ Supraventrikuläre o<strong>der</strong> ventrikuläre Tachykardien<br />
■ Isolierte rhythmogene Syndrome<br />
(z. B. Brugada-Syndrom, Long QT-Syndrom)<br />
■ Medikamenteninduzierte Proarrhythmie (tachy- o<strong>der</strong> bradykard)<br />
Synkopen bei struktureller Herzerkrankung ■ Klappenfehler (Aortenklappenstenose)<br />
(ca. 5 %) ■ Obstruktive Kardiomyopathie<br />
■ Myxom<br />
Zerebrovaskuläre Synkope (ca.1 – 3 %) ■ Subclavian-Steal-Syndrom<br />
■ Vertebralis-Stenose / Verschluss<br />
clavian-Steal-Syndrom besteht eine hoch -<br />
gradige Stenose o<strong>der</strong> ein Verschluss <strong>der</strong><br />
A. subclavia proximal des Abgangs <strong>der</strong> A.<br />
vertebralis. Bei Armarbeit führt dies zur<br />
Stromumkehr mit Abzug von Blut <strong>aus</strong> dem<br />
vertebrobasilären Bereich. Hier ist jedoch –<br />
vergleichbar zur Vertrebralisstenose –<br />
neben <strong>der</strong> Synkope oft auch Schwindel ein<br />
Leitsymptom.<br />
Anamnese<br />
Die Anamnese stellt die Grundlage <strong>der</strong><br />
Diagnostik dar. Zunächst sollte die Diag -<br />
nose Synkope gesichert werden, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Abgrenzung zum epileptischen<br />
Anfall ist wesentlich. Bei einer Synkope<br />
besteht eine kurze antegrade Amnesie,<br />
unmittelbar danach ist <strong>der</strong> Patient wie<strong>der</strong><br />
wach und sofort reorientiert und kann sich<br />
meist wie<strong>der</strong> ohne fremde Hilfe aufrichten.<br />
Bei einem generalisierten tonisch-klonischen<br />
Anfall dauert die Bewusstlosigkeit<br />
ein bis drei Minuten und auch die post -<br />
iktale Reorientierungsphase hält deutlich<br />
länger (> 5 Minuten) an als bei <strong>der</strong> Synkope.<br />
Anhaltende Blickwendung und rhyth-<br />
mische generalisierte Myoklonien über ein<br />
bis zwei Minuten sowie ein Zungenbiss<br />
sprechen <strong>für</strong> einen Krampfanfall. Bei<br />
schweren Insulten, vor allem bei einer Subarachnoidalblutung,<br />
kommt es oft ini tial<br />
zu einer kurzen Bewusstlosigkeit. Danach<br />
klart <strong>der</strong> Patient relativ rasch wie<strong>der</strong> auf,<br />
hat aber im Gegensatz zur Synkope in <strong>der</strong><br />
Regel weiter bestehende neurologische<br />
Ausfälle.<br />
Neben den Begleitumständen <strong>der</strong> Synkope<br />
wie Umgebungssituation und initiale Körperposition<br />
sollten Prodromi, Dauer und<br />
vegetative Symptome ermittelt werden. In<br />
<strong>der</strong> erweiterten Anamnese wird nach vorhergehenden<br />
Ereignissen, Anfallshäufigkeit<br />
und insbeson<strong>der</strong>e nach vorbekannten<br />
kardiovaskulären o<strong>der</strong> neurologischen<br />
Begleiterkrankungen gefragt. Bei Fehlen<br />
einer kardialen Vorgeschichte ist eine kardiale<br />
Ursache <strong>der</strong> aktuellen Synkope mit<br />
über 90-prozentiger Sicherheit <strong>aus</strong>geschlossen.<br />
Eine <strong>aus</strong>führliche Medikamenten -<br />
anamnese, die Familienanamnese und<br />
sofern möglich eine Fremdanamnese sind<br />
obligat.<br />
Kardiologie/Neurologie<br />
Herzrasen als Hinweis auf eine rhythmogene<br />
Synkope wird selten bemerkt, allerdings<br />
sollte bei dieser Angabe auch die<br />
Möglichkeit eines paroxysmalen Vorhofflimmerns<br />
differentialdiagnostisch bedacht<br />
werden. Belastungsinduzierte Synkopen<br />
können auf eine Obstruktion <strong>der</strong> Ausflussbahn<br />
(z. B. obstruktive Kardiomyopathie<br />
o<strong>der</strong> Aortenklappenstenose) hinweisen.<br />
Im Falle rezidivieren<strong>der</strong> Bewusstseinsstörungen<br />
kann es hilfreich sein, wenn Angehörige<br />
diese Anfälle, zum Beispiel mit <strong>der</strong><br />
Video-Funktion eines Handys, aufzeichnen.<br />
Diagnostik<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Basisdiagnostik ist es, die Diagnose zu<br />
sichern und die Prognose des Patienten abzuschätzen.<br />
Die drei Hauptfragen sind:<br />
■ Ist <strong>der</strong> Bewusstseinsverlust tatsächlich auf<br />
eine Synkope zurückzuführen?<br />
■ Liegt eine organische Herzerkrankung vor?<br />
■ Gibt es anamnestische o<strong>der</strong> klinische<br />
Zeichen, die eine bestimmte Genese sehr<br />
wahrscheinlich machen?<br />
Die körperliche Untersuchung sollte mit<br />
einer neurologischen Befun<strong>der</strong>hebung<br />
beginnen. Internistisch ist auf die Vitalzeichen<br />
(inkl. Temperatur), Hydratationszu -<br />
stand, Herzfrequenz und -rhythmus sowie<br />
auf pathologische Geräusche über dem<br />
Herz und den Gefäßen zu fokussieren. Die<br />
europäischen Leitlinien sehen die Messung<br />
des Blutdruckes im Stehen und Liegen vor,<br />
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