medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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vermieden werden. Es kostet Mühe und<br />
Geduld, den Handlungsdruck bei den<br />
Patienten einerseits ein Stück weit zu<br />
akzeptieren, damit sich <strong>der</strong> Patient nicht<br />
sogleich durch drastische disziplinierende<br />
Maßnahmen o<strong>der</strong> voreilige Deutungen<br />
gekränkt fühlt. An<strong>der</strong>erseits sind therapeutische<br />
Hilfen nicht möglich, wenn <strong>der</strong> Rahmen,<br />
in dem sie angeboten werden, zerstört<br />
wird. Dies wäre dann <strong>der</strong> Fall, wenn<br />
eine Kaskade <strong>aus</strong> Grenzüberschreitungen,<br />
strafenden Eingrenzungsversuchen und<br />
schließlich Hilflosigkeit, Resignation und<br />
Wut bei allen Beteiligten obsiegen würde.<br />
In <strong>der</strong> Therapie geht es auch um die richtige<br />
Kombination von Maßnahmen (darunter<br />
ggf. auch Medikamente). Auf kognitive<br />
und Gedächtnisstörungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
neurobiologische „Narben“, wie sie bei<br />
traumatisierten Individuen eher die Regel<br />
als die Ausnahme sind, muss Rücksicht<br />
genommen werden. Gegebenenfalls muss<br />
eine stationäre <strong>Klinik</strong>behandlung in Erwägung<br />
gezogen werden. Nicht wenige<br />
Jugendliche mit Persönlichkeitsstörungen<br />
tolerieren jedoch den „Beziehungsstress“<br />
innerhalb eines stationären therapeutischen<br />
Settings nicht. Eine stationär-pädagogische<br />
Unterbringung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Jugendhilfe -<br />
angebote sind oft erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Ob ambulant o<strong>der</strong> stationär, zumindest in<br />
<strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Psychotherapie steht<br />
die spiegelnde Arbeit im Hier und Jetzt im<br />
Vor<strong>der</strong>grund, damit das Kind bzw. <strong>der</strong><br />
Jugendliche die Fähigkeit erwirbt, seelische<br />
Zustände in Spiel und Sprache <strong>aus</strong>zudrücken.<br />
Anstatt destruktive Interaktionsmuster<br />
in <strong>der</strong> Zweierbeziehung <strong>aus</strong>zuagieren,<br />
wird die Fähigkeit geför<strong>der</strong>t, sich und an -<br />
<strong>der</strong>e <strong>aus</strong> verschiedenen Perspektiven be -<br />
trachten zu können. Das Ziel ist, destruktive<br />
Handlungseskalationen o<strong>der</strong> sozial<br />
nachhaltig behin<strong>der</strong>nde Beziehungskonflikte<br />
und Entwicklungsblockaden zu verringern<br />
und die Bindungsfähigkeit im<br />
Sinne einer sicheren Bindung zu för<strong>der</strong>n.<br />
[14,2] All dies muss natürlich in einer<br />
dem Alter entsprechenden Weise geschehen:<br />
Mit einem Neunjährigen, z. B. mit <strong>der</strong><br />
deskriptiven Diagnose einer hyperkinetischen<br />
Störung des Sozialverhaltens, hinter<br />
<strong>der</strong> sich komplexe Beeinträchtigungen <strong>der</strong><br />
Impuls-, Affekt- und Selbststeuerung,<br />
Beziehungsfähigkeit, des Selbstwertgefühls<br />
und des reflektierenden Denkens verbergen,<br />
muss therapeutisch an<strong>der</strong>s gespielt,<br />
gesprochen und „erzogen“ werden, als<br />
wenn wir ein Therapiegespräch mit einem<br />
Jugendlichen führen, bei dem neben den<br />
vorgenannten Beeinträchtigungen Themen<br />
wie Autonomie, Identität, Gewissensbildung,<br />
soziale Integration und sexuelle Strebungen<br />
stärker in Vor<strong>der</strong>grund treten. Entsprechend<br />
<strong>der</strong> Entstehungsgeschichte und<br />
den Defiziten im Bereich <strong>der</strong> Bindung,<br />
Beziehungsfähigkeit, Selbstregulation,<br />
Affekte und reflexiven Funktion lässt sich<br />
die Behandlung als eine „Entwicklungstherapie“<br />
verstehen mit dem Ziel <strong>der</strong> Nachreifung,<br />
Verän<strong>der</strong>ung und Stabilisierung <strong>der</strong><br />
psychischen Struktur. Sie benötigt neben<br />
multimodalen Anstrengungen auf mehreren<br />
Ebenen genügend Zeit.<br />
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Jugendlichenpsychotherapie. Lehrbuch <strong>der</strong> Psychotherapie.<br />
München (CIP-Medien) 2006.<br />
Kontakt<br />
Dr. Emil Branik<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie und<br />
-psychotherapie<br />
<strong>Asklepios</strong> <strong>Klinik</strong> Harburg<br />
Eißendorfer Pferdeweg 52<br />
21075 Hamburg<br />
Tel. (0 40) 18 18-86 26 27<br />
Fax (0 40) 18 18-86 27 89<br />
Ambulanz/Aufnahme (0 40) 18 18-86 27 81<br />
E-Mail: e.branik@asklepios.com<br />
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