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Depressionen – Medikamente allein helfen nicht<br />
Uchtspringer Chefarzt der Klinik für Psychiatrie/Psychotherapie<br />
hält Depressionen für lebensbedrohlich<br />
Psychische Erkrankungen sind die<br />
vierthäufigste Ursache für Krankschreibungen.<br />
Gegen den Trend allgemein sinkender<br />
Krankenstände stieg seit 2000 die<br />
Zahl der Krankheitstage aufgrund depressiver<br />
Störungen unter DAK-Mitgliedern beispielsweise<br />
um 42 Prozent. »Die Depression<br />
ist eine qualvolle, latent lebensbedrohliche<br />
Krankheit«, meint der Chefarzt<br />
der Klinik für Psychiatrie/Psychotherapie<br />
des SALUS-Fachkrankenhauses<br />
Uchtspringe, Dr. med. Bernd Hahndorf.<br />
Etwa 90 Prozent der Suizide und Suizidversuche<br />
sind auf Depressionen<br />
zurückzuführen. Die Erkrankung<br />
beeinträchtigt nach Einschätzung der<br />
Weltgesundheitsorganisation WHO das<br />
Leben so sehr wie Blindheit oder Querschnittslähmung.<br />
»Der statistisch belegte,<br />
fast schon dramatische Anstieg depressiver<br />
Störungen hängt einerseits mit der<br />
erhöhten Aufmerksamkeit und unseren<br />
Fortschritten in der Diagnostik zusammen.<br />
Eine erhebliche Rolle spielt aber<br />
auch der gesellschaftliche Nährboden in<br />
seinem Gemisch aus Entfremdung, Isola-<br />
tion und Leistungsdruck«, meint Dr.<br />
Hahndorf.<br />
Nahezu jeder fünfte Mensch in<br />
Deutschland erkrankt im Laufe seines<br />
Lebens an einer behandlungsbedürftigen<br />
Depression. Die Diagnostik ist nicht einfach.<br />
Dr. Hahndorf weiß: »Die Krankheit ist<br />
so individuell wie der Mensch, der von ihr<br />
betroffen ist. Daher muss festgestellt werden,<br />
ob die Beschwerden im Kontext mit<br />
belastenden Ereignissen wie Arbeitsplatzverlust,<br />
Trennung und Tod ausgebrochen<br />
sind oder sich ohne erkennbaren Lebenszusammenhang<br />
eingeschlichen haben.«<br />
Bei der Therapie helfen Medikamente<br />
allein nicht dauerhaft aus der Depression,<br />
meint der Uchtspringer Chefarzt. »Um<br />
das schwere Seelenleiden zu bewältigen<br />
und wieder Freude am Leben zu finden,<br />
muss der Patient bereit sein, eingefahrene<br />
Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster zu<br />
bearbeiten und zu verändern.« Die Betroffenen<br />
brauchen eine intensive psychotherapeutische<br />
Zuwendung, die von negativen<br />
Erfahrungen entlastet und auf eine<br />
zuversichtliche Rückkehr in den Alltag<br />
vorbereitet.<br />
Patienten-Forum<br />
Anhaltend großen Bedarf konstatiert<br />
Dr. Hahndorf im Bereich der ärztlichen<br />
Weiterbildung ebenso wie bei der Aufklärung<br />
der Bevölkerung: »Wir müssen<br />
davon ausgehen, dass derzeit weniger als<br />
die Hälfte der behandlungsbedürftigen<br />
Depressionen erkannt und fachgerecht<br />
therapiert wird.«<br />
Eine Depression hat selten eine einzige<br />
Ursache. Meist führt das Zusammenspiel<br />
verschiedener Faktoren zur Erkrankung,<br />
beispielsweise genetische Veranlagung,<br />
frühkindliche Traumatisierungen,<br />
Belastungen wie Tod und Verlust, körperliche<br />
Erkrankungen oder auch hormonelle<br />
Veränderungen. Studien zufolge sind<br />
etwa ein Drittel der depressiven Patienten<br />
vor ihrer Erkrankung von einem belastenden<br />
Lebensereignis betroffen. Das muss<br />
nicht zwangsläufig zum Ausbruch einer<br />
Depression führen, denn alle Menschen<br />
müssen in ihrem Leben Verluste und<br />
Trennungen erleiden, aber nicht jeder<br />
erkrankt. Insofern haben Ereignisse dieser<br />
Art in erster Linie eine auslösende<br />
Bedeutung. Franka Petzke<br />
Infos: www.kompetenznetz-depression.de<br />
ASKLEPIOS intern<br />
25/2005<br />
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