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Matthias Kroeger - Evangelische Akademikerschaft in Deutschland

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Kritik und Erweiterung der Lehre vom Versöhnungshandeln Jesu<br />

Die Offenheit für e<strong>in</strong> kritisches Verhältnis der Versöhnungslehre gegenüber mag schwerfallen, denn die schönsten Weih-<br />

nachtlieder und die tiefsten, unersetzlichen Passionslieder s<strong>in</strong>d von Absolutheits-, Genugtuungs-, Versöhnungs-, Präexis-tenz-<br />

und anderen Komplexen durchzogen und sche<strong>in</strong>en daher <strong>in</strong>s Abseits zu geraten. Denn heute beh<strong>in</strong>dern vielfach diese<br />

Metaphern den Zugang zum Wirken und zur Bedeutung Jesu "für uns" mehr, als dass sie ihn eröffnen.<br />

Nach neuerem Verständnis von Opfer im übertragenen religiösen S<strong>in</strong>n kann damit auch heute noch Stellvertretung und<br />

weitreichende Wirkung des Lebens und der Botschaft Jesu auf andere Menschen bezeichnet werden. 24<br />

Die Gestalt und das Leben Jesu eröffnet neue Erfahrung des Göttlichen<br />

Ihre Betrachtung eröffnet gerade <strong>in</strong> unseren Zeiten des Umbruchs und des religiösen Suchens und F<strong>in</strong>dens neue Erfahrungen des<br />

Göttlichen (und nicht nur Wiederholung altkirchlicher Erklärungen und des heute unendlichen und unnötigen Ver-<br />

ständniskampfes mit diesen). Mit der Kritik an der Satisfaktionslehre wird weder e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en und unverb<strong>in</strong>dlichen<br />

Relativismus <strong>in</strong> die Hände gearbeitet, noch die Bedeutung des Lebens und Sterbens Jesu gem<strong>in</strong>dert oder bestritten. Nur eben<br />

das Verständnis se<strong>in</strong>er Bedeutung und se<strong>in</strong>es Wirkens darf sich, um erhalten werden zu können, verschieben.<br />

Um e<strong>in</strong>es zeugnishaften christlichen Glaubens willen ist es nötig, die Gestalt und Bedeutung des historischen Jesus neu<br />

wahrzunehmen zu lernen (<strong>in</strong> unserem Glaubensbekenntnis spielt das ganze Leben und Wirken Jesu zwischen Geburt und<br />

Passion ke<strong>in</strong>e Rolle. Daher vielleicht die Überbetonung se<strong>in</strong>es Todes). Es geht dann <strong>in</strong> Zeiten der wieder aufwachenden Frage<br />

nach Religion und Religiosität 25 um die nichttheistische Gottesfrage überhaupt. „Der S<strong>in</strong>n unseres Glaubens ist der Glaube an<br />

„Gott“, an die göttliche Grundwirklichkeit und Urmacht, und Jesus ist der Weg, e<strong>in</strong> Weg dorth<strong>in</strong>. Nicht aber das Ziel, zu dem<br />

ihn mancherlei Biblizismus und Pietismus machen“.<br />

Für gläubige Christen war, ist und wird es nötig se<strong>in</strong>, sich durch rituelle Veranstaltungen (Gottesdienste) zu vergewissern und<br />

die Verb<strong>in</strong>dungen mit der höheren Wirklichkeit zu pflegen. E<strong>in</strong>e „Kultur der Geistesk<strong>in</strong>dschaft der Geschöpfe Gottes“ (Jörns)<br />

zu entwickeln, stärkt die dienst- und h<strong>in</strong>gabebereite Liebe, die aus christlichem Glauben für die <strong>in</strong>dividuelle und<br />

glaubensgeme<strong>in</strong>schaftliche Lebenspraxis folgt. Dabei s<strong>in</strong>d sich Christen sicher, dass sie der pf<strong>in</strong>gstliche „Geist Gottes dabei<br />

unterstützt. Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Geistes <strong>in</strong> die Dreie<strong>in</strong>igkeitslehre ist dann e<strong>in</strong> weiteres Thema.<br />

Der Gott der Sünder (mit Bezug auf <strong>Kroeger</strong> Kap. IV)<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Zug des (nicht nur) christlichen Gottesbildes ist, dass Gott vom Menschen e<strong>in</strong> bestimmtes Verhalten sich selbst<br />

gegenüber und die Beachtung der von ihm erlassenen Ge- bzw. Verbote fordert. In den monotheistischen Religionen ist vor<br />

allem Gott die Ehre zu geben, ihm gebührt Dank und Liebe. Entgegengesetztes Verhalten – weith<strong>in</strong> „Sünde“ genannt, - kann<br />

bestraft, aber auch vergeben werden. Mit e<strong>in</strong>em veränderten Gottesverständnis ändert sich auch die Bedeutung von „Sünde“ für<br />

den Glauben. (Und möglicherweise umgekehrt, was aber hier nicht untersucht werden kann).<br />

Sünden und Sündigse<strong>in</strong><br />

Das Wort Sünde wird im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch heute abgeschliffenerweise für allerlei Übertretungen benutzt, hat aber<br />

se<strong>in</strong>en theologischen Bezug nicht verloren. Es bezeichnet e<strong>in</strong>en Verstoß gegen Gebote bzw. Verbote Gottes, wesentlicher aber<br />

me<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>en Se<strong>in</strong>szustand.<br />

Sünde ist im religiösen S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> ziemlich umfassendes Wort. Es bezeichnet im Christentum nicht nur die e<strong>in</strong>zelne Übertretung<br />

e<strong>in</strong>es (göttlichen) Gebotes (wie z.B. 1.Mose 2-3, „Sündenfall“), sondern die Aufhebung der Geme<strong>in</strong>schaft mit Gott. Der<br />

Mensch will se<strong>in</strong> Leben ganz alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hand nehmen (er will se<strong>in</strong> wie Gott, wissen was gut und böse ist) und sich nicht<br />

mehr von Gott danach fragen lassen; (deshalb verbirgt er sich vor ihm, 1. Mose 3,8). Das führt auch zur Aufhebung der<br />

unbefangenen Geme<strong>in</strong>schaft zwischen Mann und Frau (1. Mose 3,7) und zum Brudermord (1. Mose 4). Sünde bedeutet, dass<br />

Menschen ohne Verb<strong>in</strong>dung und Übere<strong>in</strong>stimmung mit der Wirklichkeit s<strong>in</strong>d, der sie ihr Leben verdanken: ohne ihren<br />

Schöpfer, entfremdet der Natur und im Kampf aller gegen alle.<br />

Sünde ist also als erstes unsere wurzelhafte Entfremdung und Trennung ("Sund") vom Geheimnis unseres tiefsten Ursprungs<br />

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