Matthias Kroeger - Evangelische Akademikerschaft in Deutschland
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Gerechtigkeit, sagen wir: vor Gott, erfährt sich der Mensch, <strong>in</strong>dividuell und kollektiv, immer wieder als unfähig, imperfekt,<br />
kurzschlüssig. Und das aus se<strong>in</strong>er Schuld.<br />
Wie kann er mit dem Inbegriff des Guten Verb<strong>in</strong>dung haben, wie dessen Kräfte <strong>in</strong> Anspruch nehmen? Mit der Hoffnung auf<br />
göttliche Freundlichkeit ist der Graben der belastenden Fehlerhaftigkeit nicht zu überbrücken. Das gibt auch die Psychologie<br />
nicht her.<br />
In der Bibel ist e<strong>in</strong>e Gottesanschauung zu f<strong>in</strong>den, nach der es Gott selbst ist, der sich des Elends se<strong>in</strong>er Menschen erbarmt. Er<br />
setzt se<strong>in</strong>en „Sohn“, also se<strong>in</strong> eigenes Wesen, e<strong>in</strong>, um zu erlösen. Und es ist Jesus, der die aktuelle Schuld von Juden und<br />
Römern und se<strong>in</strong>en Jüngern erleidet, ohne sie dem Sündenregister der Menschheit zuzurechnen. („Denn sie wissen nicht,<br />
was sie tun.“)<br />
Dieser Jesus, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leiden das Gewicht menschlicher Schuld am Kreuz getragen hat, behält für die Befreiung des<br />
Menschen aus der Last von Selbstvorwürfen und Fremdanklagen dauernde Gültigkeit. Die Erfahrung des Glaubens ist: Hier<br />
geschah H<strong>in</strong>gabe für uns. Sie verdient das Wort „Opfer“. Schon alltäglich ist jeder dankbar, der durch den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />
anderen gerettet wird.<br />
Von daher kann auch das Kreuz <strong>in</strong> unseren Kirchen und das Abendmahl als Stiftung e<strong>in</strong>es neuen Bundes e<strong>in</strong>en befreienden<br />
S<strong>in</strong>n bekommen und behalten.......<br />
25. .... angesichts der Zeitenwende, die wir miterleben. Das Projekt vernunftgesteuertes Leben, das sich geistig und<br />
materiell <strong>in</strong> exproportionaler Geschw<strong>in</strong>digkeit seit 200 Jahren durchzusetzen versucht, brachte mit Säkularisierung und<br />
Revolutionen, mit Kriegen und Zivilgesellschaft, mit naturwissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen nicht/kaum<br />
zu verarbeitende Erfahrungsmengen. Die nun auch materiell mit der Globalisierung erkennbare spirituelle Vielfalt auf der<br />
Erde eröffnet auch Überlebenshoffnungen der Gattung Mensch, die mit ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Lehre mehr zu erklären ist:<br />
„westliche“ Subjektivität, „östlicher“ Mystizismus, „nördlicher“ Wohlstand und „südliche“ Armut fordern weltweit geistige<br />
Neubes<strong>in</strong>nung.<br />
26. Vgl. Mart<strong>in</strong> Bauschke: Die goldene Regel. Berl<strong>in</strong> 2010<br />
27. Vg. Günter Hegele. Das Jüngste Gericht. Anlage „Eigene Versuche“.<br />
28. E<strong>in</strong>en Versuch dazu hat Hans Küng mit se<strong>in</strong>er „Stiftung ‚Weltethos’ für <strong>in</strong>terkulturelle und <strong>in</strong>terreligiöse Forschung.<br />
Bildung und Begegnung“ gemacht.<br />
29. Im S<strong>in</strong>ne des christlichen Glaubens kann man von e<strong>in</strong>em Schuldigwerden gegenüber den neuen Möglichkeiten des<br />
Evangeliums sprechen, wenn die Freiheit zu neuem Handeln nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen wurde, sondern e<strong>in</strong>e Berufung<br />
auf überholte Gesetze erfolgt (Mt. 18, 27: Der Gläubiger, dem selbst e<strong>in</strong>e große Schuld erlassen wurde, anderen aber nicht<br />
vergeben wollte.)<br />
30 vgl. <strong>Kroeger</strong> S. 81f<br />
31 wie Anmerkung 21<br />
32 so auch <strong>in</strong> Küstenmacher u.a., Gott 9.0<br />
33. Bei Paulus im Römerbrief 8, 29 – 30: „Denn alle, die er im voraus ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, gleichge-‐<br />
staltet zu se<strong>in</strong> dem Bilde se<strong>in</strong>es Sohnes teilzuhaben ... Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; und die er<br />
berufen hat, die hat er auch gerechtgesprochen; die er aber gerechtgesprochen hat, denen hat er auch die himmlische<br />
Herrlichkeit geschenkt.“<br />
Inhalt:<br />
Anlagen<br />
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