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Matthias Kroeger - Evangelische Akademikerschaft in Deutschland

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Gesellschaften als die größten sozialen Zusammenhänge, die wir bis heute kennen, reagieren nur schwer auf die Anstöße, die<br />

auch von großen E<strong>in</strong>zelnen gegeben werden. Die Lehre Jesu hat das über zwei Jahrtausend erfahren müssen. Dass sich<br />

überhaupt nichts zum Besseren gewendet hat, diesen Zynismus muss uns aber unser christlicher Glaube verbieten.<br />

Wir müssen christliches Schuldverständnis <strong>in</strong> der Verantwortung vor den Geboten Gottes und E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Fehlbarkeit<br />

unseres Tuns mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. Dann kann sogar die Metapher vom Jüngsten Gericht als Symbol für die weitreichend<br />

Wirkungen unseres kollektiven Fehlverhaltens gelten.<br />

Immer können wir aber Vergebung als die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>em neuen Anfang begreifen.<br />

Abgrenzung, Feststellung und Annahme <strong>in</strong>dividueller oder geme<strong>in</strong>samer Schuld geschieht für Christen <strong>in</strong> der Hoffnung und<br />

Gewissheit auf die neuen Bewertungen, auf die neuen Anfänge, die es <strong>in</strong> der Wirklichkeit Gottes gibt.<br />

Vergebung als neuer Anfang<br />

Die Abgrenzung, Feststellung und Annahme <strong>in</strong>dividueller oder geme<strong>in</strong>samer Schuld geschieht bei Christen <strong>in</strong> der Hoffnung<br />

bzw. Gewissheit, dass es <strong>in</strong> der größeren Wirklichkeit Gottes neuen Anfang und weiterführende Bewertungen gibt. Die Er-<br />

fahrung derjenigen, die sich dem <strong>in</strong> Jesus repräsentierten Gott zugewendet haben, bestätigt diese Möglichkeit, die dem Glauben<br />

eröffnet ist. Dazu gehört erhöhte Wahrnehmung von Schuld, deren E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> größere Zusammenhänge, Offenheit für<br />

Möglichkeiten von Schuldüberw<strong>in</strong>dung und Neuanfang.<br />

Gott – „über alle D<strong>in</strong>ge fürchten, lieben und vertrauen“.(z.:T. nach <strong>Kroeger</strong>, S. 328 und<br />

se<strong>in</strong>e Ausführungen zu Luther),<br />

Der Glaube, dass Gott sich im e<strong>in</strong>zelnen aus se<strong>in</strong>er umfassenden und detaillierten Kenntnis jedes e<strong>in</strong>zelnen Menschen mit<br />

dessen Schicksal und Ergehen beschäftigt, war und ist für viele Menschen erhebend und tröstlich. Er löst Dankbarkeit bei<br />

Wohlergehen aus und lässt bei schlimmen Ereignissen und großem Leid e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n annehmen, auch wenn e<strong>in</strong> solcher zunächst<br />

nicht erkennbar ist.<br />

Tatsache ist, dass der Glaube an Gott als Mitwirkenden bei jedem Leid vielen Menschen geholfen hat, es zu ertragen. Aber er<br />

kann zu unauflösbaren Widersprüchen führen. Mit e<strong>in</strong>em nicht-personal und non-theistisch verstandenen Gottesbild ist er<br />

kaum zu vere<strong>in</strong>baren, jedenfalls ist er dafür nicht erforderlich. Zu e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Verständnis des vom Ursprung allen<br />

Se<strong>in</strong>s geschaffenen Lebens gehört auch das Leid und es ist möglich, es – für sich selbst und andere - im Glauben anzunehmen<br />

und zu ertragen.<br />

Angst vor Zorn und Strafe Gottes<br />

E<strong>in</strong> im Jenseits waltender Gott, der Glück und Leid nach se<strong>in</strong>er überlegenen Kenntnis jedes e<strong>in</strong>zelnen Menschen mehr oder<br />

weniger entsprechend dessen Verhalten verteilt, gehört für viele Christen nicht mehr zur Wahrnehmungsgestalt des<br />

Göttlichen. Gott ist für sie ke<strong>in</strong> anthropomorphes Wesen, das jede e<strong>in</strong>zelne Sünde von Menschen registriert und darauf un-<br />

mittelbar oder später nach se<strong>in</strong>en Maßstäben oder auch völlig frei reagiert. Unzureichende oder verweigerte Verehrung Gottes<br />

ruft nach diesem Verständnis ke<strong>in</strong>en Zorn Gottes mehr hervor, nur (möglicherweise) Nachteile und Verlust von Chancen.<br />

Die Angst vor Zorn und Strafe Gottes als Folge von Sünden – sei es im Diesseits oder im Jenseits - hat aber den Glauben vieler<br />

Christen stark bestimmt.<br />

Bei Luther war sie (nach <strong>Kroeger</strong>) Auslöser weitreichender theologischer Veränderung. Er hat immer beides betont: „Wir<br />

sollen Gott fürchten und lieben....“. Viele Untaten und Vergehen wurden sicher auch durch e<strong>in</strong>en Gott, der <strong>in</strong>s Verborgene<br />

sieht und die Macht zur Bestrafung hat, verh<strong>in</strong>dert. Noch bis vor kurzem wurde die Erzeugung von Angst vor der Strafe Gottes<br />

bei K<strong>in</strong>dern als Erziehungsmittel e<strong>in</strong>gesetzt. Ergänzende Symbole und Bilder wie Hölle, Fegefeuer, Letztes Gericht, ewige Ver-<br />

dammnis verstärkten, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Kirchen, die Angst vor Gott. 30 Dieses angst-erzeugende Bild Gottes wird durch die<br />

Botschaft und das Leben Jesu abgelöst. Er hat den Zugang zu e<strong>in</strong>em als „Liebe“ erlebten Gott eröffnet.<br />

Aber, so <strong>Kroeger</strong>:<br />

„ Erst <strong>in</strong> Schaffen und Vernichten, <strong>in</strong> Gnade und Schicksal ist die ganze helle und dunkle, gnädige und schwere Wahrheit des<br />

Göttlichen begriffen, die wir nicht nur lieben, sondern „fürchten und lieben’ sollen.“ Die Offenheit für größere Wirklichkeit<br />

rechnet mit weitreichenden Wirkungen menschlichen Denkens und Handelns <strong>in</strong> der Realität, die von <strong>Kroeger</strong> als „Gesetz“<br />

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