West Papua - Evangelische Kirche von Westfalen
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Informationsteil<br />
<strong>West</strong> <strong>Papua</strong> – Ein Land<br />
zum Ausverkauf?<br />
Obwohl <strong>West</strong> <strong>Papua</strong> mit nur 3,6 Millionen Bewohnern<br />
zu den am wenigsten dicht besiedelten<br />
Gebieten in Indonesien zählt, ist es doch eine<br />
der meistbegehrten Regionen in Indonesien mit<br />
seinen mehr als 220 Millionen Einwohnern. Das<br />
an Bodenschätzen reiche Land - 22% der Fläche<br />
Indonesiens - zieht die Interessen unzähliger<br />
in- wie ausländischer Investoren auf sich, die<br />
den globalen Bedarf an Gold, Kupfer, anderen<br />
Edelmetallen, Holz und Fisch decken wollen und<br />
darüber große Landflächen unter ihre Kontrolle<br />
bringen, um auf Plantagen Agrarprodukte und<br />
nachwachsende Rohstoffe für Nahrungsmittel<br />
und Bioenergien zu gewinnen. Mit den Investoren<br />
strömen tausende und abertausende <strong>von</strong><br />
Zuwanderern aus anderen Landesteilen Indonesiens<br />
nach <strong>Papua</strong>. Es ist nur eine Frage der Zeit,<br />
bis die <strong>Papua</strong> eine Minderheit im eigenen Land<br />
sind. In den großen Städten wie Jayapura oder<br />
Manukwari ist dies jetzt schon der Fall. Etwa<br />
90% der <strong>Papua</strong> gehören christlichen <strong>Kirche</strong>n und<br />
Gemeinschaften an, während die Mehrzahl der<br />
Zuwanderer Muslime sind, was für zusätzliches<br />
Konfliktpotential sorgt.<br />
<strong>West</strong> <strong>Papua</strong>, das 1963 unter indonesische Herrschaft<br />
kam, hat eine lange Geschichte <strong>von</strong> Menschenrechtsverletzungen<br />
aufzuweisen. Auch<br />
nach dem Ende der Herrschaft <strong>von</strong> Präsident<br />
Suharto 1998 hat sich nicht viel an der grundsätzlichen<br />
Situation der <strong>Papua</strong> geändert. Nach Meinung<br />
des früheren Leiters der Protestantischen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>West</strong> <strong>Papua</strong>, Pfarrer Hermann Saud,<br />
ist <strong>Papua</strong> geprägt durch politische Morde, Vergewaltigungen,<br />
Diskriminierung, Rechtlosigkeit und<br />
Einschüchterung durch indonesische Sicherheitskräfte.<br />
Versuche, durch eine Autonomiegesetzgebung<br />
den <strong>Papua</strong>s die Möglichkeit zu geben, ihr Recht<br />
auf Selbstbestimmung zu gewähren, gelten mittlerweile<br />
als gescheitert. Am 2. Mai 2011 demonstrierten<br />
tausende <strong>Papua</strong>s für ein Referendum zur<br />
politischen Zukunft ihres Landes.<br />
So stellt der Menschenrechtsbericht des Außenministeriums<br />
der Vereinigten Staaten aus dem<br />
Jahr 2010 fest: „Indigene Völker, insbesondere<br />
in <strong>Papua</strong>, waren Opfer weitverbreiteter Diskriminierung<br />
und es hat sich wenig verbessert was<br />
die Achtung traditionellen Landrechte betrifft.<br />
Bergbau und Abholzung die oft illegal stattfin-<br />
24<br />
gottesdienst 2011<br />
den, stellen die lokale Bevölkerung vor große soziale,<br />
wirtschaftliche und logistische Probleme.<br />
Die Regierung Indonesiens konnte private Unternehmen,<br />
die oft mit dem Militär und der Polizei<br />
zusammenarbeiten, nicht da<strong>von</strong> abhalten, in<br />
das Land indigener Gruppen einzudringen. Die<br />
Spannungen zwischen den indigenen <strong>Papua</strong>s<br />
und Einwanderern aus anderen Provinzen, zwischen<br />
<strong>Papua</strong>s aus dem Hochland und den Küstenregionen<br />
und innerhalb indigener Gruppen<br />
bestehen fort.“<br />
Die GKI hat ein eigenes Büro für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung der Schöpfung, deren<br />
Mitarbeiter u. a. Nachrichten aus abgelegenen<br />
Regionen über Vertreibungen und Übergriffe der<br />
Sicherheitskräfte sammeln und prüfen. In den<br />
letzten Jahren hat der Ausverkauf <strong>von</strong> Land an<br />
Investoren einen besonderen Stellenwert in der<br />
Arbeit dieses Büros bekommen. Oft verkaufen<br />
indigene Dorfbewohner ihre Wald- und Ackerflächen<br />
im Vertrauen auf falsche Versprechen und<br />
in Unwissenheit über die langfristigen Folgen.<br />
Durch den Landverkauf bereiten sie den Boden<br />
für ihre eigene Vertreibung und Zerstreuung, weil<br />
ihre Lebensgrundlagen verloren gehen und zerstört<br />
werden.<br />
Seit vielen Jahren unterstützt die Vereinte <strong>Evangelische</strong><br />
Mission die GKI im Eintreten für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung der Schöpfung.<br />
Dies geschieht gemeinsam mit anderen<br />
Partnern in Deutschland im <strong>West</strong> <strong>Papua</strong> Netzwerk,<br />
das 1994 gegründet wurde und über eine<br />
Koordinationsstelle bei der VEM in Wuppertal<br />
arbeitet. Durch Tagungen und Publikationen hat<br />
die VEM gemeinsam mit anderen dazu beigetragen,<br />
in Deutschland und Europa auf die Situation<br />
der <strong>Papua</strong> aufmerksam zu machen. Durch<br />
Projekte und Personalaustausch fördert die VEM<br />
Bildungs- und Gesundheitsprogramme sowie<br />
Maßnahmen zum Schutz der <strong>Papua</strong> vor Landraub.<br />
Der beschriebene Prozess des Ausverkaufs <strong>von</strong><br />
<strong>Papua</strong> vollzieht sich langsam und schleichend.<br />
Die indonesische Regierung sollte alles tun, um<br />
die Rechte ihrer Bewohner in <strong>Papua</strong> wirkungsvoll<br />
zu schützen. Leider gibt es zur Zeit wenig Anzeichen<br />
dafür, das dies geschieht.<br />
Dr. Jochen Motte,<br />
In die Welt für die Welt.<br />
Magazin der VEM 4/2011<br />
gerechte gemeinschaft <strong>von</strong> männern und frauen