West Papua - Evangelische Kirche von Westfalen

Frauen und Gerechtigkeit
Wie Frauen einen nachhaltigen Zugang
zu Gerechtigkeit bekommen können
Von Pfarrerin Betty Sarewo-Nanlohy
Einleitung
In Papua sind die Möglichkeiten Gerechtigkeit
zu erlangen minimal, besonders für Frauen. Es
kann gesagt werden, dass in bestimmten Lebensbereichen
vor allem Frauen die sind, die
nach Gerechtigkeit streben und am stärksten
von den Einrichtungen der Gerichtsbarkeit Gebrauch
machen. Gleichzeitig ist es bedrängende
Wirklichkeit, dass den Frauen dabei fortwährend
Steine in den Weg gelegt werden. So kann gesagt
werden, dass der Kampf der Papuafrauen
um die Anerkennung ihrer Würde und ihrer
Grundrechte sich verschiedenen Herausforderungen
gegenübersieht, die sowohl in ihnen
selbst begründet sind als auch im weiten Bereich
der traditionellen Papua-Gesellschaft. Seit einigen
Jahrzehnten bis zum heutigen Tag ist Papua
für seine Anfälligkeit für Gewalt bekannt,
als Folge der strukturell - strategischen Ausrichtung
(militärisches Operationsgebiet), aber auch
durch die praktischen Ausprägungen der traditionellen
und kulturellen Werte, die immer noch
sehr patriarchalisch geprägt sind.
Natürlich gibt es heute viele Vorschriften und
Gesetze für den Schutz von Frauen, die von
der Regierung erlassen wurden und auch Vor-
gerechte gemeinschaft von männern und frauen gottesdienst 2011
Materialien für den Gottesdienst
schriften auf regionaler Ebene, dennoch leiden
die Frauen noch unter Gewaltanwendung, besonders
Frauen in Papua.
Obwohl die nationale Gesetzgebung Frauenrechte
im Bereich der Politik garantiert, obwohl
es im Parlament – national und regional - eine
Frauenquote gibt, ist dies keine Garantie dafür,
dass die Männer die politischen Fähigkeiten der
Frauen ernsthaft und ehrlich anerkennen.
Auch im Bereich der traditionellen Gesellschaft
(in Papua sind ca. 250 Völker registriert) müssen
die Papua-Frauen besonders stark kämpfen, um
„genauso niedrig zu sitzen und genauso hoch zu
stehen“, um gemeinsam mit den Männern Entscheidungen
zu treffen.
In einer Dokumentation des Papua – Volksrates
über den Zeitraum 1963 – 2009 wird deutlich,
dass die Geschichte der Gewalt gegen die Papua-Frauen
schon lange andauert und ein beunruhigendes
Niveau erreicht hat. Auch wenn
die Papua-Frauen jetzt unter der Sonderautonomie
leben, in der Frauenrechte ausdrücklich
geschützt sind, leiden sie dennoch unter Gewalt.
Die meisten Gewalttaten erleiden die Papua-
Frauen im häuslichen Bereich. Dies geschieht,
weil die (Ehe)männer sich immer noch als Machthaber
sehen, die befehlen und die bedient werden
müssen.
Eine Untersuchung zum Thema Gewalt gegen
Frauen und Kinder vom zentralen Amt für Statistik
aus dem Jahr 2006 zeigt, dass Papua mit
13,62% den ersten Platz in Indonesien einnimmt.
Im Rahmen dieser Daten haben die Misshandlungen
mit massiver Gewalteinwirkung der Papua-Frauen
einen Anteil von 70,3%.
Ich gehe auf folgende Aspekte ein, die besondere
Beachtung verdienen:
Erstens: es scheint so, dass in der Rechtsprechung
die Realität der Frauen nicht wahrgenommen
wird. Oft kommt den Erfahrungen der
Frauen keine Aufmerksamkeit zuteil; manche
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