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gesamt 12 - Evolutionsfehler.de

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wirtschaftlichen Bereich: Sie beinhaltet auch<br />

politische, soziale, kulturelle Aspekte. Schließlich<br />

und vor allen Dingen wollen wir eine gemeinschaftliche<br />

Mo<strong>de</strong>rnität. Mo<strong>de</strong>rnität sollte<br />

Gemeingut aller sein, nicht das Privileg einiger<br />

weniger.<br />

Um mo<strong>de</strong>rn zu sein, müssen wir zunächst die<br />

Welt, so wie sie ist, genau analysieren, um sie<br />

zu begreifen und zu beherrschen.<br />

Das neue Zeitalter <strong>de</strong>s Kapitalismus<br />

Der Kontext, in <strong>de</strong>n sich unsere Handlungen<br />

einordnen, ist in <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>r Kommission<br />

"Globaler Fortschritt", die von Felipe Gonzalez<br />

angeregt wur<strong>de</strong>, ausgezeichnet analysiert. Er<br />

lässt sich nicht auf ein einziges Konzept beschränken<br />

auch wenn <strong>de</strong>r Begriff "Globalisierung"<br />

in angemessener Weise <strong>de</strong>n eingetretenen<br />

Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Maßstäbe beschreibt. Tatsächlich<br />

haben mehrere be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Phänomene<br />

unterschiedlicher Art dazu beigetragen,<br />

die Welt unter <strong>de</strong>m Zeichen <strong>de</strong>s Marktes zu<br />

einen und <strong>de</strong>n Kapitalismus in ein neues Zeitalter<br />

treten zu lassen: Nennen wir als die wesentlichen<br />

die technischen Umwälzungen,<br />

ganz beson<strong>de</strong>rs im Informations- und Kommunikationsbereich,<br />

die Zunahme <strong>de</strong>s internationalen<br />

Han<strong>de</strong>ls, die Entwicklung <strong>de</strong>r Finanzverbün<strong>de</strong><br />

und internationalen Kapitalbewegungen,<br />

<strong>de</strong>n Durchbruch aufstreben<strong>de</strong>r kapitalistischer<br />

Staaten, <strong>de</strong>n Eintritt <strong>de</strong>r kontinentalen Massen<br />

(u.a. China, Indien, Brasilien und Russland) in<br />

<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Austausch, <strong>de</strong>n Zusammenbruch<br />

und Zerfall <strong>de</strong>r Sowjetunion und die<br />

Diskreditierung revolutionärer I<strong>de</strong>ologien, die<br />

Hegemonie <strong>de</strong>r USA.<br />

Dieser tief greifen<strong>de</strong> Wan<strong>de</strong>l führt uns in eine<br />

zugleich globalisierte und fragmentierte Welt.<br />

Er bringt neue Produktions- und Beschäftigungsstrukturen<br />

hervor, die alte Solidaritäten<br />

zersetzen. Er begünstigt die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Individualismus in unseren Gesellschaften. Er<br />

begrenzt die Autonomie <strong>de</strong>r Staaten und beschränkt<br />

ihre Optionen. Auf diese Weise verringert<br />

er zugleich die Hoffnungen, die in politisches<br />

Han<strong>de</strong>ln gesetzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wir müssen also die Formen <strong>de</strong>r Regulierung<br />

bestimmen, die das neue Zeitalter. <strong>de</strong>s Kapitalismus<br />

erfor<strong>de</strong>rt. Das setzt die Festlegung <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Anteile, die <strong>de</strong>m Markt und die <strong>de</strong>m<br />

Staat zukommen sollen, <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Einzelnen<br />

und <strong>de</strong>r Gesellschaft, <strong>de</strong>s Wirkungsfelds<br />

<strong>de</strong>r Nationalstaaten, <strong>de</strong>r regionalen Gruppierungen<br />

und <strong>de</strong>r internationalen Organisationen<br />

voraus. Wir müssen dieselbe Anstrengung <strong>de</strong>s<br />

Willens und <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s leisten, die die<br />

20<br />

vorangegangenen sozialistischen Generationen<br />

in einer an<strong>de</strong>ren, aber durchaus nicht einfacheren<br />

Welt geleistet haben.<br />

Werte und Praxis sind also untrennbar. Der<br />

Kapitalismus impliziert ständig erneuerte Risiken.<br />

Sie lassen sich nur ertragen, wenn <strong>de</strong>r<br />

Einzelne die Garantie <strong>de</strong>r vollen Bürgerrechte<br />

(Anm. <strong>de</strong>r Red.: im Original citoyenneté besitzt.<br />

Die Sozial<strong>de</strong>mokratie <strong>de</strong>finiert sich weiterhin<br />

durch ein Gerechtigkeitsi<strong>de</strong>al. Es ist ihre Aufgabe,<br />

ein kohärentes Programm zu formulieren,<br />

um die Ausübung individueller Fähigkeiten<br />

und Initiativen so stark wie möglich zu för<strong>de</strong>rn;<br />

um <strong>de</strong>n Unzulänglichkeiten <strong>de</strong>s Marktes zu<br />

begegnen und Ungleichheiten zu korrigieren;<br />

um die Rechte und Pflichten, die sämtliche<br />

Bevölkerungsschichten - die Reichen und<br />

Mächtigen ebenso wie die Armen und Schwachen<br />

- betreffen, zu <strong>de</strong>finieren. Der <strong>de</strong>mokratische<br />

Sozialismus, <strong>de</strong>r darin besteht, je<strong>de</strong>n so<br />

weit wie möglich zu befähigen, am Leben <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft teilzuhaben, seine Rechte und<br />

seine Verantwortung voll auszuüben, beruht<br />

auf einem Verständnis <strong>de</strong>r Bürgerrechte, das<br />

alle Bereiche <strong>de</strong>r Wirklichkeit umfasst. Es ist<br />

dieser Anspruch auf bürgerschaftliche Teilhabe,<br />

an <strong>de</strong>m wir uns bei <strong>de</strong>r Bestimmung unserer<br />

konkreten Antworten auf die drängen<strong>de</strong>n<br />

Fragen <strong>de</strong>r Zeit weiterhin orientieren müssen.<br />

Ein Anspruch auf bürgerschaftliche Teilhabe<br />

(citoyenneté)<br />

Wenn wir die jeweiligen Rollen <strong>de</strong>s Staates<br />

und <strong>de</strong>s Marktes ver<strong>de</strong>utlichen wollen, müssen<br />

wir auf das Wesentliche zurückkommen: <strong>de</strong>r<br />

Sozialismus ist grundsätzlich ein I<strong>de</strong>al gemeinschaftlicher<br />

Souveränität, das darauf abzielt,<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>s Einzelnen zu ermöglichen.<br />

Der mo<strong>de</strong>rne Sozialismus muss ausdrücklich<br />

eine Theorie <strong>de</strong>r bürgerschaftlichen Teilhabe<br />

sein. Die Staatsbürger müssen, wenn sie gemeinsam<br />

han<strong>de</strong>ln, in <strong>de</strong>r Lage sein, die wesentlichen<br />

Entwicklungen <strong>de</strong>r Gesellschaft zu<br />

meistern und insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n unerwünschten<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r Handlungen Einzelner<br />

entgegenzutreten. Je<strong>de</strong>r Einzelne ist zugleich<br />

Staatsbürger und ein Akteur auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

Der Staat und <strong>de</strong>r Markt stellen zwei legitime<br />

Institutionen dar, die jedoch unterschiedlicher<br />

Art das Primat <strong>de</strong>r Demokratie bekräftigen. Sie<br />

ist es, die <strong>de</strong>n Staatsbürgern durch politisches<br />

Han<strong>de</strong>ln die Möglichkeit gibt, in allen Bereichen<br />

über das, was sie betrifft, zu entschei<strong>de</strong>n. Das<br />

setzt Gleichheit beim Zugang zum Entscheidungsprozess<br />

voraus.<br />

Daher rührt die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Bildung, <strong>de</strong>r Ausbildung, <strong>de</strong>r bürgerschaftlichen<br />

Teilhabe, <strong>de</strong>s geregelten Funktionierens <strong>de</strong>r

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