februar 2012 - Experimenta.de

AKW-Demos, Anti-Raketenaufmärschen fest: die Jungen haben damit gar nichts am Hut. Wo
ist der jugendliche Aufschrei gegen zu wenige Lehrstellen, wo wird von jungen Menschen
gegen Atomkraft und Krieg in Afghanistan demonstriert?
Ich fürchte, wir Alten haben's versaut. Wir haben es nicht geschafft, die kleine Flamme der
Auflehnung an die nächste Generation weiter zu geben. Denn wir sind diejenigen, die den
Jungen vorleben, wie man zu was kommt, wie man hortet und rafft, über den Tisch zieht und in
die Pfanne haut. Wir sind die, vor denen wir früher davon gelaufen wären und laut „kriminelles
Gesindel“ geschrien hätten. Wir sind die, die nach dem Prinzip: „Der Klügere gibt nach“ leben.
Das haben wir jetzt davon. Nichts ist mit der Veränderung der Gesellschaft durch die
nachfolgende Generation. Die sehen zu, dass sie in dem Schlamassel, den wir ihnen eines
Tages hinterlassen, einigermaßen leben können. Kein Wunder, wenn die Kinderzimmertüren
zu donnern, wenn von Klimawandel, Strahlenbelastung oder finanziellem Desaster die Rede
ist. Das hören die jungen Menschen, seit sie denken können, schließlich waren sie schon im
Buggy bei jeder Demo anwesend.
„Und? Hat's was gebracht?“ diese Frage müssen wir uns schon gefallen lassen, wenn wir
abends von einer Demo gegen die Banken nach Hause kommen. Nachdem die Leute, die wir
jahrelang in die höchsten Ämter gewählt haben nach Staatsbankrott, wie in Griechenland,
und schmelzenden Reaktoren, wie in Japan, immer noch so tun, als wäre nichts geschehen.
Und munter weiter Steuergelder, die dann an Schulen, Universitäten, Krankenhäusern
fehlen, für die Ausrüstung der Afghanistan-Truppe raushauen. Ach ja, Deutschland wird am
Hindukusch verteidigt.
Das erzählen Sie mal Studenten, deren Prüfungen ausgesetzt werden müssen, weil kein
Geld für die dringend notwendige Professorenstelle da ist, und die eigentlich schon längst
besetzt sein sollte.
Oder versuchen Sie mal einem Schüler zu erklären, warum er seine Arbeiten selber schreiben
soll, wenn die Herren X,Y und Z ihre schließlich auch abgeschrieben haben und damit
immerhin noch Minister geworden sind. Hat doch kein Mensch gefragt, ob sie den Stoff auch
gelernt haben, für den sie Examen und Doktorenwürde eingesackt haben. Wer nichts wird,
kann's ja mal in der Casting-Show oder als Politiker versuchen. Das ist die Botschaft, die wir
seit Jahren der nachfolgenden Generation vermitteln.
Was würde passieren, wenn diese das alte Motto von Ton Steine Scherben wieder entdecken:
„Macht kaputt, was Euch kaputt macht“?
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Februar 2012