Kirchliches Amtsblatt Nr. 13 2012 mit Beilagen - DRS ...
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436 <strong>Kirchliches</strong> <strong>Amtsblatt</strong> Rottenburg-Stuttgart <strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>. <strong>13</strong>, 15.11.<strong>2012</strong><br />
„Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu<br />
suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19,10)<br />
Die diakonische Dimension des priesterlichen<br />
Dienstes, gerade zu DEN Menschen gesendet zu sein,<br />
die sich als „Verlorene“ sehen und erfahren, liegt mir<br />
dabei besonders am Herzen.<br />
Im Laufe der Geschichte war das Priestertum immer<br />
wieder in Gefahr, auf die Funk tion des Amtsträgers oder<br />
auf seine Amtsvollmachten reduziert zu werden.<br />
Dagegen setzte das Zweite Vatikanische Konzil<br />
wichtige Akzente, um den engen Lebensbezug jedes<br />
Priesters zu Christus hervorzuheben. Im Dekret über<br />
Dienst und Leben der Priester, dessen Text bis heute<br />
noch viel zu wenig in seiner Bedeutung erkannt ist,<br />
finden sich Sätze, Ausführungen, ja Visionen, die in<br />
die Mitte der priester lichen Existenz führen. Dort<br />
heißt es:<br />
„Die Priester werden also ihrem Leben eine einheitliche<br />
Linie geben, wenn sie sich <strong>mit</strong> Christus<br />
vereinigen im Erkennen des väterlichen Willens und<br />
in der Hingabe an die ihnen anvertraute Herde. Wenn<br />
sie so die Rolle des guten Hirten übernehmen, werden<br />
sie gerade in der Bestätigung der Hirtenliebe das Band<br />
der priesterlichen Vollkommenheit finden, das ihr<br />
Leben und ihr Wirken zur Einheit verknüpft. Diese<br />
Hirtenliebe wächst am stärksten aus dem eucharistischen<br />
Opfer. Es bildet daher Mitte und Wurzel des<br />
ganzen priesterlichen Lebens, so dass der Priester in<br />
seinem Herzen auf sich beziehen muss, was auf dem<br />
Opferaltar geschieht. Dazu gelangt er jedoch nur, wenn<br />
er sich selbst immer inniger in das Geheimnis Christi<br />
betend vertieft“ 1<br />
Diesen Text habe ich bewusst an den Anfang meiner<br />
Botschaft zum „Jahr der Priester“ gestellt 2 , das Papst<br />
Benedikt un<strong>mit</strong>telbar in Folge des Paulusjahres ausgerufen<br />
und unter das Motto gestellt hat: „Treue Christi<br />
– Treue des Priesters“.<br />
Liebe Mitbrüder!<br />
Möge die Treue Christi Ihnen helfen, Ihre Berufung<br />
immer tiefer zu verstehen und ihr selbst treu zu sein.<br />
Möge die Treue Christi dadurch unseren Gemeinden<br />
und den vielen Gläubigen unserer Diözese helfen, die<br />
eigene Berufung zu entdecken und beherzt zu leben.<br />
Möge die Treue Christi zu seiner Kirche unserer Diözese<br />
weiterhin priesterliche Be rufungen schenken, die<br />
1 II. Vatikanisches Konzil, Presbyterium Ordinis (PO) 14.<br />
2 Ansprache im Vespergottesdienst zur Eröffnung des Priesterjahrs<br />
am 21. Juni 2009 in der Herz-Jesu-Kirche Stuttgart,<br />
in: Gebhard Fürst, Herausgerufen und gesendet. Predigten<br />
zum Priesterjahr, Rottenburg 2009, 3.<br />
sie braucht, um ein glaubhaftes und lebendiges Zeugnis<br />
sei ner heilsamen sakramentalen Gegenwart in dieser<br />
Zeit zu geben.<br />
Das Jahr der Priester wurde überschattet durch das<br />
Offenbarwerden von Missbrauchsfällen durch Geistliche,<br />
durch die gleichzeitig eine tiefe Krise des Vertrauens<br />
in die Institution Kirche ausgelöst wurde.<br />
Zusammen <strong>mit</strong> Priesterrat und Diözesanrat habe<br />
ich deshalb gerade auch die Priester in einem Brief vor<br />
Weihnachten 2010 ermutigt:<br />
„Unser erster Gedanke gilt heute den Priestern in<br />
unserer Diözese. Wir sind froh, dass wir unsere Priester<br />
haben und schätzen in hohem Maße ihre Fähigkeiten<br />
und ihren unermüdlichen Dienst für unsere Diözese.<br />
Das schreckliche Versagen einiger weniger hat den<br />
Priesterberuf und die Kirche im Ganzen in eine Vertrauenskrise<br />
geführt. Die Priester gerieten insgesamt<br />
unter Generalverdacht.<br />
Die Sinnhaftigkeit und Kostbarkeit der zölibatären<br />
Lebensweise, die uns wichtig ist, wird vielfach nicht<br />
gesehen.“ 3<br />
In diesem Brief kommt auch meine Sorge zum<br />
Ausdruck, dass „wir <strong>mit</strong> großer Besorgnis die nachlassenden<br />
Bewerbungen für den Priesterberuf sehen“.<br />
So möchte ich Sie, liebe Mitbrüder, dazu einladen,<br />
mutig Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die uns in<br />
Christus erfüllt. Und dies gerade in einer Zeit, in der<br />
wir besonders dazu gerufen sind „wider alle Hoffnung<br />
zu hoffen“ 4<br />
Der priesterliche Dienst braucht hierzu den wertschätzenden<br />
Austausch und die gegenseitige Unterstützung<br />
durch die Gemeinschaft untereinander im<br />
Presbyterium!<br />
Möge die Feier der Eucharistie und des Stundengebets<br />
Ihnen Kraft und Zuversicht schenken.<br />
Sie sind <strong>mit</strong> Ihrem Dienst eingebunden in die Konzeption<br />
einer kooperativen Pastoral, die in einem<br />
strukturierten Zusammenwirken von verschiedenen<br />
Ämtern und Diensten, Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen<br />
sich praktisch auswirken soll. Ich bitte Sie,<br />
sich in Ihrer Ausübung des Dienstes daran zu orientieren.<br />
Nur ein kommunikativ arbeitendes Pastoralteam<br />
kann (in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Kirchengemeinderat)<br />
unter der Leitung des Pfarrers zum Gelingen der<br />
Pastoral vor Ort beitragen.<br />
Ihnen allen, liebe Mitbrüder im priesterlichen<br />
Dienst, die Sie in den vielfältigen Auf trägen und an<br />
sehr unterschiedlichen Orten <strong>mit</strong> großem persönlichen<br />
Einsatz im „Weinberg des Herrn“ arbeiten, danke ich<br />
herzlich. Im Gebet bitte ich Gott täglich für Sie, dass<br />
er Ihnen die nötige Kraft gebe für Ihren Dienst und Sie<br />
3 Brief des Diözesanrats an die Pastoralen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter vom <strong>13</strong>. Dezember 2010.<br />
4 Vgl. Röm 4,18.