Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...
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INHALT<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
1. E<strong>in</strong>leitung 4<br />
2. Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />
2.1. Def<strong>in</strong>ition der Versiegelung 5<br />
2.2. <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />
2.3. Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> im Ökosystem 6<br />
2.4. Quantitative und qualitative Eigenschaften versiegelter Flächen 6<br />
2.5. Gesetzgebung 8<br />
3. Anwendung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation 9<br />
3.1. Inhaltliche Anforderungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Versiegelungsanalyse 9<br />
3.2. Maßstabsorientierte und fachübergreifende Versiegelungsanalyse 9<br />
3.3. Fachspezifische Anwendungsbeispiele 11<br />
3.3.1. Bodenschutz 11<br />
3.3.2. Wasserwirtschaft 11<br />
3.3.3. Naturschutz 12<br />
3.3.4. Planungsebenen 13<br />
4. Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong> 13<br />
4.1. Fernerkundung 13<br />
4.1.1. Aufnahmesysteme 14<br />
4.1.2. Eigenschaften der Fernerkundungsmaterialien 16<br />
4.1.3. Verfahren der Fernerkundung 19<br />
4.2. Kartierung 23<br />
4.3. Sonstige Erhebungsverfahren 23<br />
4.4. Eignung der Fernerkundungsverfahren <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse 24<br />
4.4.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> 24<br />
4.4.2. Erfassung der Versiegelungsqualität 27<br />
4.4.3. Weitere Aspekte der Eignung 28<br />
4.5. Integration der Erhebungsverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt „<strong>Flächenversiegelung</strong>“ 31<br />
4.5.1. Zielvorgaben <strong>für</strong> die Erhebung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität und -qualität 32<br />
4.5.2. Umsetzung der Zielvorgaben 32<br />
4.5.3. Konkretisierung möglicher Arbeitsphasen 33<br />
5. Bearbeitungsstand der Versiegelungsanalyse <strong>in</strong> der TLU Jena 35<br />
5.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> basierend auf Flächennutzungsdaten<br />
und Luftbildauswertungen 35<br />
5.1.1. Untersuchungsziel 35<br />
5.1.2. Methodik 35<br />
5.1.3. Informationsquellen 37<br />
5.1.4. Datenauswertung zur Flächennutzung und -versiegelung 39<br />
5.1.5. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> 1993/94 42<br />
5.1.6. Ermittlung der Versiegelungstendenz 45<br />
5.2. GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung 46<br />
5.2.1. Analyseziel und Methode 46<br />
5.2.2. Informationsquellen 46<br />
5.2.3. GIS-gestützte Datentransformation 48<br />
5.2.4. Auswertungsergebnisse 50<br />
5.3. Auswertung von Fernerkundungsmaterialien <strong>für</strong> die Stadt Jena 52<br />
5.3.1. Luftbildauswertung 52<br />
5.3.2. Satellitenbildauswertung 52<br />
6. Zusammenfassung 53<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
3
4<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
Flächennutzung durch den siedelnden und wirtschaftenden<br />
Menschen hat zwangsläufig Überbauung<br />
von Flächen zur Folge. Mit dem Flächenverbrauch<br />
geht die <strong>Flächenversiegelung</strong> e<strong>in</strong>her! Die<br />
gravierenden negativen Wirkungen im Ökosystem<br />
kennzeichnen die <strong>Flächenversiegelung</strong> als e<strong>in</strong>e<br />
vordr<strong>in</strong>gliche Umweltproblematik.<br />
Insbesondere die Begrenztheit der Ressource Boden<br />
zw<strong>in</strong>gt zu e<strong>in</strong>er Reduzierung der Inanspruchnahme<br />
neuer Flächen. Das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />
Flächennutzung kann nicht Verzicht auf bauliche<br />
Maßnahmen bedeuten. Vielmehr muss es im Zuge<br />
der Siedlungsentwicklung darum gehen, Neuversiegelung<br />
zu m<strong>in</strong>imieren und unnötige Versiegelungen<br />
aufzuheben. Dies ist durch Steuerung der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />
auf lokaler und überörtlicher<br />
Ebene, Flächenrecycl<strong>in</strong>g und Entsiegelungen zu<br />
erreichen.<br />
E<strong>in</strong>e nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung<br />
<strong>für</strong> das 21. Jahrhundert war e<strong>in</strong>e wesentliche Forderung<br />
der Weltkonferenz <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung<br />
(UNCED) 1992 <strong>in</strong> Rio de Janeiro. Sie wurde im<br />
Aktionsprogramm AGENDA 21 festgeschrieben.<br />
Die aus ihr abgeleitete Lokale Agenda 21 <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Umsetzung auf kommunaler Ebene, ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong>blick auf die Versiegelungsproblematik als besonders<br />
vielversprechend. Konkrete Maßnahmen<br />
können so vor dem H<strong>in</strong>tergrund spezieller Gegebenheiten<br />
vor Ort vorbereitet und umgesetzt werden.<br />
Die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen<br />
und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages<br />
(1998) konkretisierte, dass die <strong>für</strong> die Jahre 1993<br />
bis 1996 ermittelte Umwandlungsrate von Böden <strong>in</strong><br />
Siedlungs- und Verkehrsflächen bis zum Jahr 2010<br />
auf 10 % dieser Rate zu reduzieren sei. Auch die<br />
weniger drastische Forderung des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />
(1998) nach e<strong>in</strong>er Reduzierung des<br />
bundesweiten Flächenverbrauches auf 30 ha/Tag<br />
(ca. 25 % der derzeitigen Rate) bis zum Jahr 2020<br />
verdeutlicht, dass die Versiegelungsproblematik <strong>in</strong><br />
Deutschland durchaus erkannt wurde.<br />
Das Problem der <strong>Flächenversiegelung</strong> wurde, beg<strong>in</strong>nend<br />
<strong>in</strong> den Ballungsräumen der alten Bundesländer,<br />
bereits <strong>in</strong> den 80er Jahren aufgegriffen.<br />
Seither wurde <strong>in</strong> mehreren städtischen Kommunen<br />
die <strong>Flächenversiegelung</strong> thematisiert.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Auf Länderebene wurde der Versiegelungsbilanzierung<br />
bis heute noch weitaus weniger Beachtung<br />
geschenkt. E<strong>in</strong>e flächendeckende Information zum<br />
Grad der Versiegelung sollte jedoch besonders<br />
unter dem Aspekt e<strong>in</strong>er nachhaltigen Bodennutzung-<br />
<strong>für</strong> die Landes- und Regionalplanung obligatorisch<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Mittelfristiges Ziel zur M<strong>in</strong>derung des fortschreitenden<br />
Flächenverbrauches durch Versiegelung könnte<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Konzeption <strong>für</strong> Bund, Länder und<br />
Kommunen se<strong>in</strong>. Die Bemühungen e<strong>in</strong>iger Kommunen,<br />
die <strong>Flächenversiegelung</strong> zu begrenzen oder<br />
zum<strong>in</strong>dest räumlich zu steuern, ist e<strong>in</strong> erster Schritt.<br />
Gleichwohl bedarf es jedoch der überörtlichen Koord<strong>in</strong>ation,<br />
beg<strong>in</strong>nend von der Erhebung des Ist-<br />
Zustandes bis h<strong>in</strong> zur Umsetzung von Maßnahmen<br />
<strong>in</strong> den unterschiedlichen Raumebenen.<br />
Die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> Umwelt (TLU) <strong>in</strong><br />
Jena widmet sich erst seit 1998 der Versiegelungsproblematik.<br />
Die seither durchgeführten Untersuchungen<br />
werden im Kapitel 5 vorgestellt. Durch<br />
e<strong>in</strong>e Darlegung wesentlicher Aspekte der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
soll die Problematik jedoch zunächst<br />
umrissen und als bedeutendes Umweltthema herausgestellt<br />
werden (Kap. 2). Die Notwendigkeit<br />
e<strong>in</strong>er dem Anwendernutzen angepassten <strong>in</strong>haltlichen<br />
und räumlichen Differenzierung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
wird anschließend (Kap. 3) unterstrichen<br />
und anhand von Beispielen untersetzt.<br />
Breiteren Raum wird der Vorstellung von Erhebungsmethoden<br />
<strong>in</strong> Kapitel 4 gegeben. Es ist zu<br />
zeigen, dass sich ke<strong>in</strong>es der Verfahren alle<strong>in</strong> <strong>für</strong> die<br />
Erfassung jeglicher relevanter Informationen zur<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> eignet. Im Vorgriff auf weiterführende<br />
Analysen zur <strong>Flächenversiegelung</strong> wird<br />
daher <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Integration der Erhebungsmethoden<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es Gesamtprojektes plädiert. Die<br />
ersten durch die TLU <strong>in</strong>itiierten Bearbeitungen des<br />
Themas (Kap. 5) zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
aus Fernerkundung und Auswertung von<br />
Flächennutzungsdaten mittels Geographischer<br />
Informationssysteme (GIS) aus.
2. Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
2.1. Def<strong>in</strong>ition der Versiegelung<br />
Versiegelung ist die auf menschliche Aktivität zurückzuführende<br />
Unterbrechung oder Beh<strong>in</strong>derung<br />
der vielfältigen Austauschprozesse zwischen Atmosphäre,<br />
Pedosphäre, Biosphäre und Hydrosphäre 1 .<br />
Die funktionelle Aspekte der Versiegelung betonende<br />
Def<strong>in</strong>ition beschreibt den Sachverhalt umfassend.<br />
Die Störung f<strong>in</strong>det überwiegend an der Erdoberfläche<br />
also im Bereich der sphärischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />
(Abb. 1) statt. Sie wirkt sich sowohl<br />
auf die abiotischen Funktionen (z. B. Versickerung,<br />
Verdunstung, Gasaustausch) als auch auf biotische<br />
wie die Habitatfunktionen <strong>für</strong> Flora und Fauna aus.<br />
Die Intensität der Beh<strong>in</strong>derung/Unterbrechung der<br />
Austauschprozesse resultiert aus Art und Ausdehnung<br />
e<strong>in</strong>er baulichen Überprägung (vgl. Kap. 2.4).<br />
Strenggenommen s<strong>in</strong>d außerdem mechanische<br />
Bodenverdichtungen oder die Ausbildung e<strong>in</strong>es<br />
Pflughorizontes, besonders aus hydrologischer<br />
Sicht, als versiegelnd e<strong>in</strong>zustufen.<br />
Der Versiegelungsgrad drückt den Anteil versiegelter<br />
Fläche an der Bezugsfläche aus. Der spezifische<br />
Versiegelungsgrad ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />
Klassifikation von homogenen Raume<strong>in</strong>heiten.<br />
Abb. 1: Die Versiegelung wirkt <strong>in</strong>nerhalb der sphärischen<br />
Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />
1 vgl. z. B. Bunzel, 1992<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
2.2. <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
Im Gegensatz zu dem <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong>geführten<br />
Begriff Bodenversiegelung wird folgend von <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
gesprochen.<br />
Die Versiegelung wirkt nicht nur auf das Subsystem<br />
Boden e<strong>in</strong>. Vielmehr werden stets mehrere Geofaktoren<br />
und damit das natürliche Wirkungsgefüge des<br />
Gesamtsystems bee<strong>in</strong>trächtigt. Überdies wird <strong>in</strong><br />
aller Regel m<strong>in</strong>destens der humose Oberboden vor<br />
e<strong>in</strong>er Überbauung beseitigt. Bei vielen baulichen<br />
E<strong>in</strong>griffen geht der Boden vollständig verloren<br />
(Abb. 2). In diesen Fällen kann nicht mehr von e<strong>in</strong>er<br />
Versiegelung des Bodens gesprochen werden.<br />
Abb. 2: Bodenverlust durch <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
5
6<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
2.3. Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
im Ökosystem<br />
Das natürliche Zusammenwirken der Umweltmedien<br />
Boden, Wasser, Klima, Pflanzen- und Tierwelt<br />
wird durch Versiegelung e<strong>in</strong>geschränkt oder unterbunden<br />
und damit der Naturhaushalt gestört.<br />
Die wechselseitigen Beziehungen der Geofaktoren<br />
im Ökosystem erschwert e<strong>in</strong>e überschauende Darstellung<br />
der negativen Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />
Aus Tabelle 1 geht die Wirkungsrichtung <strong>in</strong><br />
Bezug auf jeweils e<strong>in</strong>en Geofaktor hervor. Als Auswirkungen<br />
s<strong>in</strong>d die mehr oder weniger wahrnehmbaren<br />
Veränderungen bezogen auf die Geofaktoren<br />
aufgeführt.<br />
Neben den <strong>in</strong> der Übersicht dargestellten Auswirkungen<br />
s<strong>in</strong>d auch Folgewirkungen zu beachten,<br />
welche sich aus Versiegelungen ergeben. Zu nennen<br />
s<strong>in</strong>d etwa der Ausbau von Kläranlagen und der<br />
Bau von Regenrückhaltebecken, die ihrerseits zur<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> beitragen.<br />
Als Beispiele negativer ökonomischer Auswirkungen<br />
soll der Verlust land- und forstwirtschaftlicher<br />
Tab. 1: Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Geofaktoren<br />
Geofaktor Auswirkung<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Nutzfläche und e<strong>in</strong> ggf. notwendiger Ausbau der<br />
Kanalisation genügen.<br />
Die Bee<strong>in</strong>trächtigung der o. g. Geofaktoren m<strong>in</strong>dert<br />
die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. E<strong>in</strong>e<br />
nachteilige Wirkung <strong>für</strong> den Menschen ist damit<br />
mittelbar durch den fortschreitenden Verlust der<br />
Lebensgrundlagen zu verzeichnen. Die zunehmende<br />
Versiegelung des Wohnumfeldes wirkt demgegenüber<br />
unmittelbar negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
(gesundheitliche und ästhetische Aspekte) der<br />
Anwohner und drückt sich nicht zuletzt im Trend zur<br />
Suburbanisierung aus.<br />
Alle<strong>in</strong> die Begrenztheit der Bodenressource zw<strong>in</strong>gt zur<br />
Verm<strong>in</strong>derung der Neuversiegelung und zu Entsiegelungen.<br />
Neben Flächen-/Bodenverlust s<strong>in</strong>d negative<br />
Wirkungen auf den Menschen und den Naturhaushalt<br />
zu verzeichnen<br />
Boden geht verloren<br />
Lebensraum <strong>für</strong> Flora u. Fauna geht verloren<br />
Boden<br />
Nährstoffumwandlung, -freisetzung und -speicherung werden unterbunden<br />
Wasserspeicherung und -regulierung wird unterbunden<br />
Filterung und Pufferung von Schadstoffen bleibt aus<br />
Grundwasserneubildung wird gestört<br />
Wasser Hochwassergefahr an Fließgewässern nimmt zu<br />
Belastung von Fließ- und Stillgewässern durch Schmutzfracht nimmt zu<br />
Verlust von Grünpflanzen wirkt sich negativ auf Sauerstoffproduktion, Staubfilterung<br />
Klima<br />
und Regulation von Luftfeuchte/Lufttemperatur aus<br />
Aufheizung <strong>in</strong> Abhängigkeit von Oberflächenmaterialen und Bebauungsstruktur<br />
Flora/Fauna Habitate werden isoliert, zerschnitten oder vernichtet<br />
2.4. Quantitative und qualitative Eigenschaften versiegelter Flächen<br />
Ehe der E<strong>in</strong>satz von Verfahren zur Erhebung der<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> erörtert werden kann, ist es<br />
notwendig den Gegenstand der Erhebung -die<br />
versiegelte Fläche- e<strong>in</strong>gehender zu kennzeichnen.<br />
Die <strong>Flächenversiegelung</strong> weist e<strong>in</strong>e quantitative und<br />
e<strong>in</strong>e qualitative Komponente auf.<br />
Der quantitative Aspekt der Versiegelung wird durch<br />
den Versiegelungsgrad (VG) bezeichnet, welcher<br />
den Anteil versiegelter Fläche an e<strong>in</strong>er Bezugsfläche<br />
ausdrückt. Der VG kann über Prozentwerte<br />
oder gestaffelt nach Versiegelungsklassen angege-<br />
ben werden. Durch Vernachlässigung der Versiegelungsqualität<br />
(s. u.) wird die Erfassung auf e<strong>in</strong>e Ja-<br />
Ne<strong>in</strong>-Entscheidung reduziert. Ziele e<strong>in</strong>er solchen<br />
Versiegelungsbilanzierung können se<strong>in</strong>:
A Bestimmung des Gesamt-VG e<strong>in</strong>es Untersuchungsgebietes<br />
(z. B. Siedlungsfläche).<br />
B Erfassung des VG von funktionell homogenen<br />
Teilflächen (z. B. Flächennutzungstyp, Strukturtyp,<br />
Parzelle). Die Werte der Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />
können statistisch ausgewertet und ggf. e<strong>in</strong><br />
spezifischer VG abgeleitet werden (vgl. Kap<br />
5.1). A wird aus den VG der Teilgebiete errechnet.<br />
C Erfassung aller versiegelten E<strong>in</strong>zelflächen<br />
(Bebauung, Zufahrten, Gehwege). Der VG der<br />
E<strong>in</strong>zelflächen beträgt i. d. S. stets 100%. Die<br />
E<strong>in</strong>zelflächen können <strong>für</strong> die Bestimmung des<br />
VG der übergeordneten Bezugse<strong>in</strong>heit (A und<br />
B) genutzt werden.<br />
E<strong>in</strong>e Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> ohne<br />
Rücksicht auf spezifizierende Ausprägungen lässt<br />
erste Aussagen zu den Auswirkungen zu. Insofern<br />
kann schon der VG als e<strong>in</strong> qualitatives Merkmal<br />
aufgefasst werden.<br />
Demgegenüber wird hier der Qualitätsbegriff <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>e nähere Bezeichnung der verschiedenen Ausprägungen<br />
versiegelter Flächen verwendet.<br />
Qualitative Aspekte der Versiegelung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anbetracht<br />
der komplexen Wirkungen im Ökosystem<br />
ungleich schwerer <strong>in</strong> Kategorien zu fassen. Zu<br />
unterscheiden s<strong>in</strong>d zunächst voll- und teilversiegelte<br />
Flächen.<br />
Bild 1: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e vollversiegelte Fläche (hier:<br />
asphaltierter Parkplatz)<br />
D Vollversiegelung wird <strong>für</strong> alle Flächen def<strong>in</strong>iert,<br />
die den Luft- und Wassertransfer unterb<strong>in</strong>den.<br />
Sie gilt demnach <strong>für</strong> Gebäude und Flächen, die<br />
mit undurchlässigen Materialien abgedeckt s<strong>in</strong>d<br />
(Bild 1).<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
E Teilversiegelung ist demgegenüber <strong>für</strong> Flächen<br />
gegeben, bei denen Austauschprozesse an der<br />
Erdoberfläche lediglich e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d.<br />
Teilversiegelung kann sich auf die kle<strong>in</strong>räumige<br />
Verteilung versiegelter E<strong>in</strong>zelflächen <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Bezugsfläche beziehen (Bild 2) oder auf<br />
e<strong>in</strong>e Oberflächenabdeckung (Bild 3).<br />
Bild 2: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e als teilversiegelt anzusprechende<br />
Fläche (hier: Freifläche mit teil- und<br />
unversiegelten Zonen)<br />
Die Belagart (Bild 3) e<strong>in</strong>er versiegelten Fläche wirkt<br />
sich <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise aus. Die Folgen<br />
<strong>für</strong> das Mikro-/Mesoklima s<strong>in</strong>d im wesentlichen auf<br />
die thermischen Eigenschaften des die Oberflächen<br />
abdeckenden Materials zurückzuführen. Die Durchlässigkeit<br />
der Baumaterialien bezieht sich vorwiegend<br />
auf die Versickerungsleistung.<br />
Bild 3: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e aufgrund der Belagart (hier:<br />
Rasengitter) als teilversiegelt anzusprechende<br />
Fläche<br />
Es wurden bereits zahlreiche Untersuchungen zur<br />
Durchlässigkeit verschiedener Oberflächenbefestigungen<br />
(Rasengitter, Verbundpflaster, wassergebundene<br />
Decken etc.) sowohl unter Laborbed<strong>in</strong>gungen<br />
als auch im Feldversuch durchgeführt.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
7
8<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Nutzungs<strong>in</strong>tensität, verwendete Füll-/ Fugenmaterialen,<br />
Art des Unterbaues etc. bee<strong>in</strong>flussen die<br />
Versickerungs<strong>in</strong>tensität erheblich.<br />
F Dennoch kann durch Berücksichtigung des<br />
Kriteriums „Belagart“ mit guter Näherung auf<br />
die Versickerungsleistung und den Gastransfer<br />
am Standort geschlossen werden.<br />
Die Qualität der Versiegelung drückt sich nicht nur<br />
über die Eigenschaften versiegelter Flächen aus.<br />
Besonders <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Qualität des<br />
Wohnumfeldes wird die Wirkung versiegelter<br />
Flächen durch Gunstfaktoren gem<strong>in</strong>dert, durch ihr<br />
Fehlen erhöht. Die Vegetation wirkt unmittelbar<br />
positiv auf das Stadtklima. Weiterh<strong>in</strong> kann sie die<br />
negative Wirkung versiegelter Flächen auf den<br />
Naturhaushalt e<strong>in</strong>schränken, <strong>in</strong>dem sie z. B. durch<br />
Beschattung e<strong>in</strong> Aufheizen von Oberflächen<br />
m<strong>in</strong>dert oder Niederschläge <strong>in</strong> Form des<br />
Stammabflusses dem Boden zugeführt.<br />
G Die Aufnahme von Gunstfaktoren wie Grün-<br />
und Wasserflächen, Fassaden- und Dachbegrünungen,<br />
Straßenbäume etc. dient e<strong>in</strong>er Bewertung<br />
der Ausgleichsfunktion <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Raumes.<br />
Bild 4: Versiegelte Flächen ohne Nutzung s<strong>in</strong>d potentiell<br />
zu entsiegeln<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Für e<strong>in</strong>e Beurteilung, ob Flächen zu entsiegeln bzw.<br />
ob Teilentsiegelungen durch Belagsänderungen<br />
möglich s<strong>in</strong>d sowie <strong>für</strong> Detailanalysen der Versiegelungsfolgen<br />
s<strong>in</strong>d zusätzliche Informationen z. T.<br />
unumgänglich.<br />
H Für e<strong>in</strong>e Erfassung des Entsiegelungspotentials<br />
müssen Nutzungsart und Nutzungs<strong>in</strong>tensität<br />
erhoben werden (Bild 4). Entwässerungsart,<br />
Baumassen/ Gebäudehöhen, räumliche Verteilung<br />
versiegelter Flächen, Verhältnis Grünfläche<br />
zu versiegelter Fläche, Intensität der Bodenbee<strong>in</strong>trächtigung,<br />
Beschattung versiegelter<br />
Flächen, Luftzirkulation, Tiefgaragen u. a. m.<br />
dienen e<strong>in</strong>er Bewertung im Rahmen von Detailanalysen.<br />
2.5. Gesetzgebung<br />
Nachfolgend werden wesentliche Gesetzestexte<br />
angeführt, aus der die Forderung nach<br />
e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>imierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
abzuleiten ist:<br />
• Die Notwendigkeit zum Schutz der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen ist schon im Grundgesetz<br />
(Art. 20a) verankert.<br />
• Zweck des Bundes-Bodenschutzgesetzes (§ 1)<br />
ist es, ”... nachhaltig die Funktionen des Bodens<br />
zu sichern oder wiederherzustellen.” § 5 gilt der<br />
Entsiegelung. Die Bundesregierung wird unter<br />
Vorbehalten ermächtigt, ”... Grundstückseigentümer<br />
zu verpflichten, bei dauerhaft nicht mehr<br />
genutzten Flächen, ..., den Boden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Leistungsfähigkeit ... zu erhalten oder wiederherzustellen.“<br />
• Im Bundesnaturschutzgesetz (§ 1) wird dieser<br />
Grundsatz als Ziel des Naturschutzes und der<br />
Landschaftspflege festgeschrieben. Im § 2, Abs.<br />
1, Pkt. 4 heißt es: ”Boden ist zu erhalten; e<strong>in</strong><br />
Verlust se<strong>in</strong>er natürlichen Fruchtbarkeit ist zu<br />
vermeiden.”<br />
• Auch das Baugesetzbuch (§ 1a, Abs. 1) besagt:<br />
”Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend<br />
umgegangen werden, dabei s<strong>in</strong>d Bodenversiegelungen<br />
auf das notwendige Maß zu begrenzen.”<br />
• Im Raumordnungsgesetz s<strong>in</strong>d die Grundsätze<br />
der Raumordnung <strong>in</strong> § 2 zusammengefasst: ”...<br />
Die Siedlungstätigkeit ist räumlich zu konzentrieren<br />
.... Der Wiedernutzung brachgefallener<br />
Siedlungsflächen ist der Vorrang vor der Inanspruchnahme<br />
von Freiflächen zu geben. ...”<br />
(Abs. 2). ”... Die Naturgüter, <strong>in</strong>sbesondere Wasser<br />
und Boden, s<strong>in</strong>d sparsam und schonend <strong>in</strong><br />
Anspruch zu nehmen. ...” (Abs. 8).
3. Anwendung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
3.1. Inhaltliche Anforderungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Versiegelungsanalyse<br />
Als Ziele e<strong>in</strong>er Versiegelungsanalyse können zunächst<br />
die Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
und die Bewertung der Versiegelungsfolgen <strong>für</strong> den<br />
Naturhaushalt gegenübergestellt werden. Für e<strong>in</strong>e<br />
Darstellung des Ist-Zustandes ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
nach Art der Erfassungse<strong>in</strong>heiten zu unterscheiden.<br />
Es kann ausreichend oder methodisch erforderlich<br />
se<strong>in</strong>, den Versiegelungsgrad von Flächentypen zu<br />
erheben. Muss nach Versiegelungsart (Voll-<br />
/Teilversiegelung) differenziert werden und/oder<br />
e<strong>in</strong>e präzise Bilanzierung auf der Basis von E<strong>in</strong>zelflächen<br />
erfolgen, wird die durch die Erhebungsmethodik<br />
zu erreichende räumliche Auflösung<br />
(s. Kap. 3.2) zunehmend relevant. Zielt die Fragestellung<br />
auf die Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong> ab,<br />
bedarf es e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>er Datenbasis, welche e<strong>in</strong>e<br />
Beurteilung der Auswirkungen erlaubt und andererseits<br />
s<strong>in</strong>d Kenntnisse über das Wirkungsgeflecht im<br />
Ökosystem erforderlich.<br />
Die notwendigen Informationen müssen i. d. R. über<br />
die Feststellung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
Qualitative Aspekte versiegelter Flächen<br />
erlangen unter Berücksichtigung ihrer Lage<br />
und Verteilung im Kontext der naturräumlichen<br />
Gegebenheiten vorrangige Bedeutung. Untersuchungen,<br />
welche die Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
umfassend behandeln, stehen noch aus. Ausnahmen<br />
bilden spezielle Analysen etwa zur Durchlässigkeit<br />
von Baustoffen und dem Wärmehaushalt<br />
versiegelter Flächen. Aus den Fachbereichen liegen<br />
Untersuchungen z. B. zur Wirkung auf Habitate<br />
durch Ver<strong>in</strong>selung oder auf den Boden durch Verdichtung<br />
vor. Die Ergebnisse bedürfen jedoch e<strong>in</strong>er<br />
Systematisierung und Ergänzung, um der<br />
Komplexität der Problematik i. S. e<strong>in</strong>er Bewertung<br />
gerecht werden zu können. Der zu konstatierende<br />
Forschungsbedarf bezieht sich sowohl auf<br />
Komplexanalysen zur Versiegelung im<br />
ökosystemaren Wirkungsgefüge als auch auf<br />
spezielle Untersuchungen zu den Folgen <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>zelne Geofaktoren.<br />
Datenseitig wäre e<strong>in</strong>e Kenntnis zu allen wirkungsrelevanten<br />
Parametern im Ökosystem wünschenswert.<br />
In letzter Konsequenz bedeutete dies, Felduntersuchungen<br />
nach dem Vorbild e<strong>in</strong>er komplexen<br />
Standortanalyse durchzuführen, die gewonnenen<br />
Ergebnisse zur Ableitung von Wirkungsmustern im<br />
überörtlichen Raum zu modellieren und jegliche<br />
Zusatz<strong>in</strong>formationen (Art, Umfang und Lage der<br />
Kanalisation, Geologie u. v. m.) e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Es ist naheliegend, dass die Erzeugung e<strong>in</strong>er solchen<br />
Datenbasis, die e<strong>in</strong>e universelle Analyse der<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> erlaubte, nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
zu realisieren ist. Denkbar ist e<strong>in</strong>e derartige<br />
Leistung im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>en exemplarischen Siedlungsraum.<br />
Es ist daher konsequent, Erhebungsverfahren zu<br />
entwickeln, welche die Versiegelungs<strong>in</strong>formationen<br />
mit jeweils maximaler <strong>in</strong>haltlicher Auflösung <strong>für</strong><br />
relevante räumliche Bearbeitungsebenen erbr<strong>in</strong>gen.<br />
Es wird so die Möglichkeit eröffnet, <strong>in</strong>haltlich konkretisierte<br />
Untersuchungsziele mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Erhebungsmethodik zu untersetzen. Im Umkehrschluss<br />
können vorliegende Versiegelungsdaten,<br />
die <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Erhebungsmethodik<br />
e<strong>in</strong>e Gültigkeit <strong>in</strong> der jeweiligen Bearbeitungsebene<br />
haben, gezielt <strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>es Untersuchungszieles<br />
herangezogen werden.<br />
Die <strong>in</strong>haltlichen Anforderungen an die Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
s<strong>in</strong>d also nicht von der räumlichen<br />
Bearbeitungsebene zu trennen. Vielmehr ist<br />
im Vorfeld e<strong>in</strong>er Analyse die Wahl des Zielmaßstabes<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
3.2. Maßstabsorientierte und fachübergreifende<br />
Versiegelungsanalyse<br />
Die Problematik der maßstabsabhängigen Analyse<br />
lässt sich anhand der Wechselwirkung der E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
Differenzierungsgrad und Erhebungsmethode<br />
erläutern.<br />
Die Grenzen zur Bewertung von Intensität bzw.<br />
Folgen der Versiegelung werden im wesentlichen<br />
von der räumlichen Detailschärfe umrissen: Der<br />
Differenzierungsgrad wird durch die kle<strong>in</strong>sten zu<br />
analysierenden Raume<strong>in</strong>heiten ausgedrückt. Diese<br />
werden im Worts<strong>in</strong>ne maßgeblich!<br />
Die Größe des Untersuchungsraumes ist zunächst<br />
ke<strong>in</strong> Kriterium <strong>für</strong> die Festlegung des Analysemaßstabes!<br />
2 Es ist jedoch nicht selten, dass der Zwang<br />
zur vollständigen Bearbeitung e<strong>in</strong>es Untersuchungsraumes<br />
besteht<br />
2 Als Beispiel sei die Offenland-Biotopkartierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
genannt: Der Aufnahmemaßstab von 1:5.000<br />
orientiert sich am kartierten Objekt ‚Biotoptyp‘ und nicht<br />
an der Landesfläche.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
9
10<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
und somit die Zielstellung und damit die zu erreichende<br />
Aussageschärfe limitiert wird.<br />
Es stehen jedoch mehrere Wege zur Analyse dieser<br />
Raume<strong>in</strong>heiten offen. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d drei<br />
Erhebungsmethoden, die unter dem Gesichtspunkt<br />
der Maßstabsabhängigkeit Besonderheiten zeigen.<br />
• Auswertung raumbezogener Daten zur<br />
Flächennutzung<br />
• Geländekartierung<br />
• Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />
Bei e<strong>in</strong>er Auswertung raumbezogener Flächennutzungsdaten<br />
ist auf deren maßstäbigen Gültigkeitsbereich<br />
zu achten.<br />
Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Analyse <strong>in</strong> großem Maßstab<br />
(topologische Ebene, Detailkartierung) verlieren ihre<br />
Gültigkeit <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben nicht. Sie können<br />
also <strong>für</strong> Analysen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben herangezogen<br />
werden. Auch die kartographische Ausgabe<br />
ist, meist über <strong>in</strong>haltliche und räumliche Aggregation,<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben zulässig.<br />
Ergebnisdarstellungen aus kle<strong>in</strong>maßstäbigen Untersuchungen<br />
können demgegenüber nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem<br />
Maße auf größere Maßstäbe projiziert<br />
werden. Mit zunehmender Maßstabsdifferenz verlieren<br />
diese Ergebnisse durch höhere <strong>in</strong>haltliche Aggregation<br />
und ger<strong>in</strong>gerer räumlicher Schärfe an<br />
Gültigkeit <strong>für</strong> die zu analysierenden Raume<strong>in</strong>heiten.<br />
Bei Geländekartierungen ist der o. g. Differenzierungsgrad<br />
nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen limitierend. Das<br />
Problem besteht im wesentlichen <strong>in</strong> der Notwendigkeit,<br />
die vor Ort gewonnene „1:1-Information“ <strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>ere Maßstäbe umzusetzen. E<strong>in</strong>erseits ist der<br />
Verlust durch Generalisierung ger<strong>in</strong>g zu halten,<br />
andererseits ist auf kartographische Darstellbarkeit<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Untersuchungsraum zu achten.<br />
Großräumige Phänomene erschließen sich dem<br />
Kartierer zuweilen nicht aus der Summe se<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>zelbeobachtungen. Diese werden erst bei kle<strong>in</strong>maßstäbiger<br />
Betrachtung, etwa durch Fernerkundung,<br />
sichtbar.<br />
Werden Fernerkundungsmaterialien zur Raumanalyse<br />
herangezogen, ist das Problem der Maßstabsabhängigkeit<br />
aus der Perspektive der Objekterkennung<br />
zu betrachten. Sowohl photographisches als<br />
auch digitales Bildmaterial lässt, variierend nach<br />
se<strong>in</strong>en spezifischen Eigenschaften, das Erkennen<br />
von Details nur <strong>in</strong> begrenztem Maße zu. Insbesondere<br />
bei der rechnergestützten Verarbeitung digitalen<br />
Bildmaterials kann nicht mehr von e<strong>in</strong>em klassischen<br />
Bearbeitungsmaßstab gesprochen werden.<br />
Die Eigenschaften des Fernerkundungsmaterials<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
def<strong>in</strong>ieren vielmehr e<strong>in</strong>en zulässigen Aussagemaßstab.<br />
Die Versiegelungsproblematik weist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche<br />
und e<strong>in</strong>e räumliche Komponente auf. Um den Anwendernutzen<br />
zu gewährleisten, muss die zu wählende<br />
Erhebungsmethode die notwendige <strong>in</strong>haltliche<br />
Auflösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geeigneten Bearbeitungsmaßstab<br />
ermöglichen.<br />
Die <strong>Flächenversiegelung</strong> wirkt auf den Landschaftshaushalt<br />
<strong>in</strong> außerordentlich komplexer Weise.<br />
Ihre Auswirkungen auf alle Umweltfaktoren<br />
(Kap. 2.3) zeichnet sie als klassisches schutzgut-<br />
und medienübergreifendes Problem aus. Schlussfolgernd<br />
muss dieses Umweltthema Gegenstand<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Bearbeitung se<strong>in</strong>!<br />
Tatsächlich werden die Umweltfaktoren jedoch<br />
besonders auf der Verwaltungsebene stark aus der<br />
Perspektive der jeweiligen Fachdiszipl<strong>in</strong>en bearbeitet.<br />
Dies gründet sich nur selten auf e<strong>in</strong>e fehlende<br />
Bereitschaft zum fachübergreifenden Dialog. Anzuführen<br />
s<strong>in</strong>d vielmehr strukturelle Gründe, die zu<br />
e<strong>in</strong>er starken Ressortb<strong>in</strong>dung führen.<br />
E<strong>in</strong>e umfassende Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />
kann nur durch e<strong>in</strong>en fachübergreifenden<br />
Ansatz geleistet werden. Im (behördlichen)<br />
Umweltschutz ist daher e<strong>in</strong>e verstärkte fachübergreifende<br />
Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />
unter Nutzung der jeweiligen Fachkompetenzen<br />
anzustreben.
3.3. Fachspezifische Anwendungsbeispiele<br />
3.3.1. Bodenschutz<br />
In der Fachliteratur und <strong>in</strong> populärwissenschaftlichen<br />
Veröffentlichungen hat sich der Begriff<br />
„Bodenversiegelung“ e<strong>in</strong>gebürgert. Tatsächlich ist<br />
aber der Boden nach der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
meist nicht mehr vorhanden (s. Kap. 2.2). Der Boden<br />
ist e<strong>in</strong> im Bereich der spährischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahrtausenden 3 gewachsener<br />
Organismus. Durch Hoch- und Tiefbauten<br />
und tiefgründiger Freiflächenversiegelung (z. B.<br />
Straßenbau) geht der Boden unwiederbr<strong>in</strong>glich<br />
verloren. Insofern bedeutet nachhaltige Nutzung<br />
der Ressource Boden e<strong>in</strong>e Vermeidung der Versiegelung,<br />
denn gegenüber e<strong>in</strong>em Wald 4 wächst der<br />
Boden nicht nach!<br />
Neben der Erhaltung des Schutzgutes Boden ist<br />
e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung der Versiegelung <strong>in</strong> Anbetracht<br />
se<strong>in</strong>er natürlichen Funktionen im Ökosystem und<br />
se<strong>in</strong>er Nutzungsfunktionen anzustreben.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong>en können auf räumlich benachbarte<br />
Böden wirken. Dies kann z. B. durch<br />
konzentrierte Schadstoffimmission oder Grundwasserabsenkung<br />
erfolgen.<br />
E<strong>in</strong>e Bilanzierung des Verlustes und der Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
von Böden durch Versiegelung kann<br />
der z. B. der Entwicklung von Schutzmaßnahmen<br />
oder der Folgeabschätzung dienen. E<strong>in</strong>ige Beispiele<br />
mögen die Vielfalt möglicher Ansätze ausreichend<br />
illustrieren:<br />
• Die naturgegebene Seltenheit e<strong>in</strong>iger Bodentypen<br />
kann zu e<strong>in</strong>em expliziten Schutz veranlassen.<br />
Dies gilt <strong>in</strong> besonderem Maße, wenn<br />
sie durch <strong>Flächenversiegelung</strong> bereits dezimiert<br />
und/oder durch ihre räumliche Lage davon bedroht<br />
werden.<br />
• Siedlungen entstanden und entwickelten sich<br />
bevorzugt <strong>in</strong> Niederungsgebieten. Die besondere<br />
Betroffenheit der an diese Naturräume gebundenen<br />
Bodentypen kann e<strong>in</strong> Kriterium <strong>für</strong><br />
deren Gefährdung darstellen.<br />
• Im Zuge von Baumaßnahmen wird der Grundwasserspiegel<br />
z. T. dauerhaft gesenkt. Infolgedessen<br />
können Böden zunehmend zur Erosion<br />
neigen. Die unter dem E<strong>in</strong>fluss des Grundwassers<br />
entstandenen Böden (semiterrestrische<br />
Böden, Niedermoore) degradieren durch Sen-<br />
3 Ausnahmen bilden Böden, die unter dem E<strong>in</strong>fluss des<br />
Menschen entstanden oder weitgehend überformt wurden<br />
(Kultosole).<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
kung des Grundwasserspiegels. E<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />
betroffener Böden <strong>in</strong> urbanen Räumen<br />
kann mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Folgeabschätzung (z. B.<br />
Freisetzung von Schadstoffen) oder zur Feststellung<br />
der typspezifischen Bodenbee<strong>in</strong>trächtigung<br />
betrieben werden.<br />
Die Böden wurden <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Maßstab<br />
1:25.000 erfasst (Mittelmaßstäbige Standortkartierung).<br />
E<strong>in</strong>e generalisierte Bodenkarte 1:100.000<br />
(Bodenübersichtskarte BÜK 100) liegt digitalisiert<br />
vor. Die Versiegelungsanalyse wird somit auf den<br />
Maßstabsbereich dieser Basis<strong>in</strong>formation begrenzt<br />
(Kap. 5.2). Es kommen landesweite, regionale und<br />
überörtliche (urbaner Raum) Auswertungen <strong>in</strong> Betracht.<br />
Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation muss landesweit<br />
e<strong>in</strong>e Quantifizierung versiegelter Flächen <strong>für</strong><br />
Raume<strong>in</strong>heiten im Maßstab ≥ 1:25.000 zulassen.<br />
Überdies ist e<strong>in</strong>e Trennung nach überbauter Fläche<br />
(Bodenverlust) und versiegelter Freifläche anzustreben.<br />
3.3.2. Wasserwirtschaft<br />
Erfahrungsgemäß wird häufig die Versiegelung mit<br />
e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung/Unterb<strong>in</strong>dung der Versickerung<br />
des Niederschlages gleichgesetzt. Tatsächlich ist<br />
dies e<strong>in</strong> Aspekt unter mehreren (s. Kap. 2), wenngleich<br />
e<strong>in</strong>er mit weitreichenden Folgen.<br />
Auch hier soll e<strong>in</strong>e Auswahl möglicher Anwendungen<br />
dargestellt werden, die sich durch Erhebung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> realisieren lassen:<br />
• Wasserschutzgebiete nehmen, gegliedert nach<br />
3 Schutzkategorien, e<strong>in</strong>e beträchtliche Fläche<br />
des Freistaates e<strong>in</strong>. Die kont<strong>in</strong>uierlich zu erfassende<br />
Flächennutzung <strong>in</strong> den Schutzgebieten<br />
kann durch die Zusatz<strong>in</strong>formation „Versiegelungsgrad“<br />
aufgewertet werden und <strong>in</strong> die Bewertung<br />
der Schutzfunktion e<strong>in</strong>fließen. Hier<br />
kommt dem Flächenmonitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
• Die Hochwasserneigung steigt mit zunehmendem<br />
Oberflächenabfluss. Sowohl e<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />
der Versiegelung im E<strong>in</strong>zugsgebiet als<br />
auch die Erfassung der Entwässerungsarten auf<br />
lokaler Ebene dienen der Bewertung.<br />
• Das Grundwasserdargebot wird nicht zuletzt<br />
durch die Grundwasserneubildungsrate gesteuert.<br />
Ihr Ausmaß unterliegt zahlreichen Parametern,<br />
die den Faktoren Klima, Relief, Geologie/Böden<br />
und Vegetation/Nutzung zuzuordnen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
4 Der nunmehr häufig gebrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“<br />
hat se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> der Forstwirtschaft.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
11
12<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die E<strong>in</strong>gangsdaten des Fach<strong>in</strong>formationssystems<br />
GEOFEM der TLU s<strong>in</strong>d auf die Koord<strong>in</strong>aten e<strong>in</strong>es<br />
landesweiten Punktrasters räumlich verortet. Diese<br />
E<strong>in</strong>gangsparameter stellen die Berechnungsgrundlage<br />
<strong>für</strong> die wasserwirtschaftlich relevanten Bilanzgrößen<br />
dar, welche raumbezogen abgefragt<br />
werden können. Derzeit geht der Versiegelungsgrad<br />
nicht als E<strong>in</strong>gangsdatum <strong>für</strong> die Berechnungen<br />
e<strong>in</strong>. Als Nutzungstyp ist der Wert „Siedlung“ vorgesehen.<br />
Es bietet sich an, die <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong><br />
das FIS e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und den E<strong>in</strong>fluss versiegelter<br />
Flächen zu quantifizieren.<br />
• Aus Sicht der Siedlungswasserwirtschaft ist die<br />
Belastung des Kanalsystems durch die <strong>in</strong> das<br />
System entwässernden Niederschläge von Interesse.<br />
Die Entlastung des Systems bzw. die<br />
Dimensionierung zu erneuernder Kanalnetze<br />
s<strong>in</strong>d mögliche Zielstellungen. Der planerische<br />
Nutzen steigt mit der räumlichen und <strong>in</strong>haltlichen<br />
(teil-/vollversiegelt, Entwässerungsart)<br />
Auflösung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation.<br />
• Die Bemessung der Abwassergebühren erfolgt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kommunen schon getrennt nach<br />
Schmutz- und Regenwasser. Als Basis <strong>für</strong> die<br />
Berechnung der Regenwassere<strong>in</strong>leitung dient<br />
der (nach überbauter Fläche und versiegelter<br />
Freifläche gestaffelte) Versiegelungsgrad e<strong>in</strong>er<br />
Parzelle. Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation muss<br />
mit höchster räumlicher Auflösung (Liegenschaftskataster)<br />
vorliegen.<br />
Für wasserwirtschaftliche Ableitungen aus der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
kommen landesweite, regionale<br />
und lokale Fragestellungen <strong>in</strong> Betracht. Die möglichen<br />
Zielmaßstäbe umfassen das Spektrum<br />
1:1.000 bis 1:100.000. Auf den verschiedenen Ebenen<br />
können die quantitativen Ausprägungen bis h<strong>in</strong><br />
zu Detail<strong>in</strong>formationen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
3.3.3. Naturschutz<br />
Versiegelte Flächen s<strong>in</strong>d i. S. e<strong>in</strong>es konservierenden<br />
Naturschutzes überwiegend nicht von fachlichem<br />
Interesse. Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation kann<br />
vielmehr als e<strong>in</strong> funktioneller Parameter <strong>in</strong> die Bewertung<br />
von Schutzzonen, e<strong>in</strong>es Biotopverbundes<br />
oder e<strong>in</strong>zelner Habitate e<strong>in</strong>gehen. Besonders auf<br />
lokaler Ebene ist die Aufwertung von Lebensräumen<br />
<strong>in</strong>nerhalb bebauter Areale e<strong>in</strong> wichtiger Aspekt.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> vorausschauender Naturschutz<br />
angehalten, die Gefahren <strong>für</strong> zu schützende<br />
Landschaftsbestandteile zu erkennen und<br />
ggf. abzuwehren.<br />
• Alle Schutzgebietsebenen liegen <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
digitalisiert (1:25.000) vor. Analog zu den o. g.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Wasserschutzgebieten ist so e<strong>in</strong>e Verschneidung<br />
im GIS oder mittels Digitaler Bildverarbeitung<br />
möglich. Die flächenhafte Ersterfassung<br />
des Flächennutzungs-Inventars <strong>in</strong>klusive der<br />
Versiegelungsgrade der Nutzungstypen <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Vorranggebiete <strong>für</strong> Naturschutz und<br />
Landespflege ist möglich. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d<br />
die Landschaftsschutzgebiete, sie nehmen große<br />
Flächen Thür<strong>in</strong>gens e<strong>in</strong>. Dies bed<strong>in</strong>gt, dass<br />
e<strong>in</strong> Überblick zur Funktionserfüllung i. S. der jeweiligen<br />
Schutzgebiets-Verordnungen kaum zu<br />
leisten ist. Insbesondere die Fernerkundung<br />
kann hier gute Dienste leisten. Wenngleich <strong>für</strong><br />
Naturparke und Biosphärenreservate die Datenlage<br />
allgeme<strong>in</strong> besser ist, können Erfassung<br />
und Monitor<strong>in</strong>g zur Flächennutzung/ Versiegelung<br />
hilfreiche Ergänzungen se<strong>in</strong>.<br />
• Auf lokaler Ebene s<strong>in</strong>d der Schutz und die Entwicklung<br />
der Habitate aufgrund der begrenzten<br />
und meist isolierten Flächen besonders schwierig.<br />
In Siedlungsbereichen kann die Kenntnis zu<br />
Verteilung und Intensität der Versiegelung e<strong>in</strong>e<br />
gezielte Gestaltung und Erweiterung von Biotopen<br />
unterstützen. Darüber h<strong>in</strong>aus bildet die <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
den Grad der Isolierung e<strong>in</strong>zelner<br />
Lebensräume ab. E<strong>in</strong>e Vernetzung der<br />
Biotope durch Schaffung von Grünachsen kann<br />
gezielt gefördert werden.<br />
Das Aufdecken von Entsiegelungspotentialen<br />
kann z. B. im Rahmen der E<strong>in</strong>griffsregelung <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>en gezielten und s<strong>in</strong>nvollen Ausgleich von<br />
Baumaßnahmen am Ort genutzt werden. Außerdem<br />
kann die räumliche Verteilung des Versiegelungsrades<br />
als Argument <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vermeidung<br />
e<strong>in</strong>es Bauvorhabens gewertet werden.<br />
Auch <strong>für</strong> die Aufgaben des Naturschutzes können<br />
Informationen zur Flächennutzung/ Versiegelung<br />
auf landesweiter, regionaler und lokaler Ebene<br />
E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Angaben zur Versiegelungsqualität<br />
s<strong>in</strong>d vorwiegend <strong>in</strong>nerhalb der Siedlungsräume,<br />
also <strong>für</strong> Raume<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> großen Maßstäben erforderlich.
3.3.4. Planungsebenen<br />
An dieser Stelle seien die Instrumente der Landes-<br />
und Regionalplanung zusammengefasst. In Anbetracht<br />
der Tatsache, dass die versiegelte Fläche<br />
über ihre Zweckbestimmung h<strong>in</strong>aus jedem weiteren<br />
Flächenanspruch entzogen ist, macht sie <strong>für</strong> die<br />
örtlichen und überörtlichen Planungsebenen zu<br />
e<strong>in</strong>em wesentlichen Faktor. Die <strong>in</strong> der Fläche konkurrierenden<br />
Interessen werden zu unterschiedlichen<br />
Bewertungen führen. In jedem Fall ist die<br />
Versiegelungs<strong>in</strong>formation, sowohl bezogen auf die<br />
relevanten Flächene<strong>in</strong>heiten als auch <strong>in</strong> räumlicher<br />
Verteilung im Planungsraum, von großem Interesse.<br />
In H<strong>in</strong>blick auf die Vermeidung von Neuversiegelungen<br />
und auf Entsiegelungen fällt die Verantwortung<br />
überwiegend den Kommunen zu.<br />
• Im Rahmen der Stadtplanung/Siedlungsentwicklung<br />
können Entsiegelungen<br />
auf öffentlichen Flächen <strong>in</strong>itiiert werden.<br />
Neben der Bemessung der Abwassergebühren<br />
auf der Grundlage versiegelter Fläche wird die<br />
Entsiegelung auf privaten Flächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Kommunen durch Richtl<strong>in</strong>ien und f<strong>in</strong>anzielle Anreize<br />
bereits gefördert. Neben der Feststellung<br />
und räumlichen Wichtung des Bedarfes<br />
zur Entsiegelung ist e<strong>in</strong>e<br />
flächenkonkrete Erfassung des<br />
Entsiegelungspotentials erforderlich.<br />
• Die Bauleitplanung ist <strong>in</strong> der Lage, alle<strong>in</strong> durch<br />
das Ausschöpfen der rechtlichen Grundlagen<br />
(Festsetzungen, Nutzungsbeschränkungen,<br />
Baugrenzen), den Auftrag der Bodenschutzklausel<br />
zur schonenden und sparsamen Nutzung<br />
der Bodenressource zu realisieren. E<strong>in</strong>en<br />
nicht unwesentlichen, räumlich steuernden E<strong>in</strong>fluss<br />
kann hier die Flächennutzungsplanung<br />
nehmen. So ist z. B. die Ausweisung von<br />
Altstandorten als versiegelungsrelevante Flächen<br />
s<strong>in</strong>nvoll, da diese Flächen/Böden bereits<br />
gestört s<strong>in</strong>d.<br />
• E<strong>in</strong>e Entscheidungsgrundlage <strong>für</strong> das Maß der<br />
bauordnungsrechtlichen Festsetzungen kann<br />
e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme der überbauten Fläche<br />
und versiegelten Freifläche bezogen auf die<br />
Siedlungsstrukture<strong>in</strong>heiten (Gewerbe/Industrie,<br />
Wohn-/Mischnutzung usw.) se<strong>in</strong>. Überdies s<strong>in</strong>d<br />
die Verteilung der <strong>Flächenversiegelung</strong> im Planungsraum<br />
und die Lage von Baulücken <strong>für</strong> e<strong>in</strong><br />
Flächenrecycl<strong>in</strong>g von Interesse.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4. Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
4.1. Fernerkundung<br />
Die Aufnahme von Luft- und Satellitenbildern beruht<br />
auf e<strong>in</strong>er Speicherung von elektromagnetischer<br />
Strahlung. Die vielfältigen Aufnahmesysteme lassen<br />
sich nach Art der Empfänger <strong>in</strong> Photographische-,<br />
Abtast- und Radar-Systeme gliedern. Da die Verwendung<br />
von Radarbildern nach Kenntnis des<br />
Verfassers ke<strong>in</strong>e Anwendung <strong>für</strong> Versiegelungsanalysen<br />
gefunden hat, werden Radar-Systeme nicht<br />
behandelt.<br />
Photographische Systeme und Abtastsysteme<br />
arbeiten passiv. D. h. sie empfangen die von der<br />
Erdoberfläche reflektierte oder ausgehende elektromagnetische<br />
Strahlung.<br />
Das Maximum der Sonnenstrahlung liegt aufgrund<br />
der Sonnenoberflächen-Temperatur von ca. 6000 K<br />
im sichtbaren Licht bei ca. 0,5 μm. Für die Fernerkundung<br />
steht das reflektierte Sonnenlicht im Bereich<br />
des sichtbaren Lichts bis zum mittleren Infrarot<br />
(ca. 0, 4 bis 2,5 μm) zur Verfügung. In Abhängigkeit<br />
von der Objekttemperatur ist überdies die<br />
Eigenstrahlung der Erdoberfläche im thermalen<br />
Infrarot (ca. 8 bis 15 μm) <strong>für</strong> die passiven Systeme<br />
nutzbar.<br />
Die Qualität der aufgenommenen Information hängt<br />
neben den spezifischen Eigenschaften der Systeme<br />
von e<strong>in</strong>er Vielzahl äußerer Faktoren ab.<br />
Atmosphärische E<strong>in</strong>flussfaktoren:<br />
• Atmosphärische Gase (selektive Absorption der<br />
Sonnenstrahlung)<br />
• Aerosole (Streuung der Direkte<strong>in</strong>strahlung)<br />
• Bewölkung (Blockierung e<strong>in</strong>es Großteils der<br />
Strahlung)<br />
Eigenschaften der Oberflächen:<br />
• Oberflächenstruktur/Rauhigkeit<br />
• Geometrie/Form<br />
• Temperatur (bei Nutzung des thermischen Infrarots)<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
13
14<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4.1.1. Aufnahmesysteme<br />
Photographische Aufnahme<br />
Bei photographischen Aufnahmen s<strong>in</strong>d Empfänger<br />
und Speichermedium identisch. Die Strahlung wird<br />
je nach Empf<strong>in</strong>dlichkeit der photographischen<br />
Schicht(en) im Bereich des sichtbaren Lichts bis<br />
zum nahen Infrarot (ca. 0,4 - 1 μm) umgesetzt. Die<br />
Informationen, die durch Photographien abgebildet<br />
werden, können als analoge Bilddaten bezeichnet<br />
werden.<br />
Für die Auswertung von geowissenschaftlichen<br />
Sachverhalten kommen vorwiegend Luftbilder zur<br />
Anwendung.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d jedoch satellitengestützte Aufnahmesysteme<br />
im E<strong>in</strong>satz. Als derzeit am leistungsfähigsten<br />
s<strong>in</strong>d KWR 1000 (panchromatischer<br />
Film, 0,5 - 0,7 μm) und KFA 1000 (Spektrozonalfilm,<br />
0,57 – 0,67: rot, 0,67 – 0,81: <strong>in</strong>frarot) zu nennen.<br />
Mittels e<strong>in</strong>er Handkammera aufgenommene<br />
Schrägbilder können <strong>für</strong> spezielle Fragestellungen<br />
hilfreich se<strong>in</strong>. Die Auswertung von Senkrechtaufnahmen<br />
ist jedoch von Vorteil, wenn die perspektivische<br />
Verdeckung von Flächen (etwa durch Gebäude)<br />
m<strong>in</strong>imiert werden muss.<br />
Grundsätzlich ist e<strong>in</strong>e visuelle Auswertung von<br />
e<strong>in</strong>zelnen Photographien möglich. Um Luftbilder<br />
stereoskopisch auswerten zu können, muss jedes<br />
Objekt <strong>in</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Aufnahmen<br />
abgebildet se<strong>in</strong>. Dies wird durch Verwendung von<br />
Reihenmesskammern ermöglicht, welche e<strong>in</strong>e systematische<br />
Bildfolge liefern. E<strong>in</strong>e Längsüberdeckung<br />
der Luftbilder (<strong>in</strong> Flugrichtung) von 60<br />
- 80 % und e<strong>in</strong>e Querüberdeckung von 20 - 30 %<br />
hat sich bewährt.<br />
Die Kammern ermöglichen überdies e<strong>in</strong>e Rekonstruktion<br />
der zentralperspektivischen Strahlenbündel.<br />
Die korrekte Raumlage und Ausdehnung<br />
der abgebildeten Objekte können somit photogrammetrisch<br />
ermittelt werden.<br />
Für die Luftbildauswertung kommen vorwiegend<br />
Schwarzweiß-, Farb- und Farb-Infrarot-Bilder zum<br />
E<strong>in</strong>satz. Panchromatische Filme s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dlich<br />
<strong>für</strong> UV-Strahlung und das sichtbare Licht. Der E<strong>in</strong>fluss<br />
der UV-Strahlung wird meist durch Filter unterbunden.<br />
Die Abbildung der spektralen Information<br />
<strong>in</strong> Graustufen schränkt die visuelle Auswertbarkeit<br />
<strong>für</strong> viele geowissenschaftlichen Fragestellungen<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Farbfilme geben die Sachverhalte h<strong>in</strong>gegen (vorausgesetzt<br />
es werden ke<strong>in</strong>e Farbfilter verwendet) <strong>in</strong><br />
annähernd natürlicher Weise wieder. Das Erkennen<br />
von Flächen<strong>in</strong>formationen wird durch die Alltagserfahrung<br />
des Bild<strong>in</strong>terpreten unterstützt. Farbbilder<br />
entstehen durch Belichtung je e<strong>in</strong>er Filmschicht mit<br />
blauem, grünem bzw. rotem Licht. Gegenüber den<br />
nachgenannten Color-Infrarot-Bildern haben Color-<br />
Bilder den Vorteil, dass beschattete Flächen nicht<br />
tiefschwarz abgebildet werden und somit noch<br />
gewissen Rückschluss auf die Bodenbedeckung<br />
zulassen (Bild 5).<br />
Bild 5: Farb-Luftbild, Jena-Zentrum (1994)<br />
Für die Erzeugung von Color-Infrarot-Bildern (CIR,<br />
Bild 6) wird die blauempf<strong>in</strong>dliche Filmschicht durch<br />
e<strong>in</strong>e im nahen Infrarot empf<strong>in</strong>dliche ersetzt. Die<br />
Bildwiedergabe erfolgt durch die sog. Falschfarben,<br />
welche dem natürlichen Farbempf<strong>in</strong>den vollständig<br />
widersprechen.<br />
Bild 6: Color-Infrarot-Luftbild, Jena-Zentrum (1994)
Die CIR-Luftbilder kommen vorwiegend <strong>für</strong> die<br />
Vegetationsanalyse <strong>in</strong> Betracht. Das hochdifferenzierte<br />
Reflexionsverhalten des Schwammgewebes<br />
der chlorophyllhaltigen Blätter im <strong>in</strong>fraroten<br />
Spektrum wird hier ausgenutzt. Die Vegetation wird<br />
im CIR-Bild überwiegend <strong>in</strong> Rottönen mit sehr hoher<br />
Helligkeits- und Farbdifferenzierung abgebildet.<br />
Für die Versiegelungsanalyse s<strong>in</strong>d CIR-Luftbilder<br />
<strong>in</strong>sofern von großem Nutzen, als dass durch deutliches<br />
Hervortreten der Vegetation gegenüber allen<br />
anderen Oberflächen e<strong>in</strong>e Vollversiegelung der<br />
untersuchten Fläche auszuschließen ist.<br />
Digitale Aufnahme<br />
Die Aufnahme von Bilddaten erfolgt gegenüber der<br />
Photographie durch flugzeug- oder satellitengestützte<br />
Abtastsysteme. Bei der photographischen<br />
Aufnahme wird e<strong>in</strong> Ausschnitt der Erdoberfläche auf<br />
Filmmaterial gespeichert. Demgegenüber wird beim<br />
Scannen die empfangene Strahlung digital umgesetzt.<br />
Die Bildszenen setzen sich aus den <strong>für</strong> def<strong>in</strong>ierte<br />
Flächenelemente gewonnen Daten zusammen.<br />
Letztere bilden die kle<strong>in</strong>ste räumliche Informationse<strong>in</strong>heit.<br />
Die Größe dieser Bildpunkte = Pixel ist das<br />
Maß <strong>für</strong> die geometrische Auflösung (Kap. 4.1.2)<br />
der digitalen Aufnahme.<br />
Tab. 2: Kanalbelegung ausgewählter Multispektral-Sensoren<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die E<strong>in</strong>zelflächen werden <strong>in</strong> Zeilen quer zur Flugrichtung<br />
des Trägersystems abgetastet.<br />
Optisch-mechanische Scanner empfangen die<br />
Strahlung der Flächene<strong>in</strong>heiten nache<strong>in</strong>ander über<br />
e<strong>in</strong>en quer zur Flugrichtung rotierenden Spiegel,<br />
der die Information an Detektoren weiterleitet. Letztere<br />
setzen die elektromagnetische Strahlung <strong>in</strong><br />
elektrische Impulse um, welche schließlich quantifiziert<br />
und <strong>für</strong> jedes Flächenelement abgespeichert<br />
werden.<br />
Optisch-elektronische Scanner lesen die Flächene<strong>in</strong>heiten<br />
e<strong>in</strong>er Zeile simultan e<strong>in</strong>. Dies wird<br />
durch e<strong>in</strong>e zeilenweise Anordnung der Sensoren <strong>in</strong><br />
der Bildebene erreicht.<br />
Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d wiederum panchromatische-<br />
und multispektrale Aufnahmen. Der besondere<br />
Nutzen der Scanner-Techniken liegt <strong>in</strong> der Multispektralaufnahme<br />
begründet. Die elektromagnetische<br />
Strahlung wird <strong>in</strong> Spektralbereiche zerlegt, <strong>für</strong><br />
jedes Pixel werden mehrere Messwerte erzeugt.<br />
Die Bildszenen können so durch Selektion oder<br />
Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher Spektralkanäle (Tab.<br />
3) ausgewertet werden.<br />
Spektralbereich Landsat (TM) Spot (XS)<br />
Kanal und Wellenlänge [mm]<br />
Daedalus (ATM)<br />
1 0,42 - 0,45<br />
1 0,45 - 0,52 2 0,45 - 0,52<br />
Sichtbares Licht<br />
2 0,52 - 0,60 1 0,50 - 0,59 3 0,52 - 0,60<br />
3 0,6 - 0,69 2 0,61 - 0,69<br />
4<br />
5<br />
0,605 - 0,625<br />
0,63 - 0,69<br />
6 0,695 - 0,75<br />
Nahes Infrarot<br />
4 0,76 - 0,90 3 0,79 - 0,89 7 0,76 - 0,90<br />
8 0,91 - 1,05<br />
Mittleres Infrarot<br />
5<br />
7<br />
1,55 - 1,75<br />
2,08 - 2,35<br />
9<br />
10<br />
1,55 - 1,75<br />
2,08 - 2,35<br />
Thermales Infrarot 6 10,4 - 12,5 11 8,5 - 13,0<br />
Die aufgeführten Fernerkundungssensoren stellen Beispiele <strong>für</strong> optomechanische-/optoelektronische Scanner bzw. <strong>für</strong><br />
flugzeug-/satellitengestützte Systeme dar. Der Daedalus Airborne Thematic Mapper (ATM) ist e<strong>in</strong> flugzeuggestützter<br />
optomechanischer Scanner. Der Landsat Thematic Mapper (TM) vertritt satellitengestützte optomechanische Scanner und<br />
das französische SPOT-System steht <strong>für</strong> satellitengestützte optoelektronische Systeme.<br />
Quelle: verschiedene Autoren<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
15
16<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Fernerkundungsmaterialien der TLU Jena<br />
Zu den verfügbaren Fernerkundungsmaterialien<br />
gehören Satellitenbilddaten sowie analoge und<br />
digitale Luftbilder. Die Satellitenbilddaten der TLU<br />
s<strong>in</strong>d der Tabelle 4 zu entnehmen. Die verfügbaren<br />
Daten der Landsat- und der IRS-Sensoren gilt es<br />
Tab. 3: Satellitenbilddaten der TLU Jena (9/99)<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
als multispektral klassifizierbar hervorzuheben.<br />
Durch Komb<strong>in</strong>ation mit den panchromatischen<br />
Daten können u. a. Abbildungen mit erhöhter Auflösung<br />
erzeugt werden.<br />
System Modus spektrale Kanäle Bodenauflösung [m] Datum<br />
Landsat 5 (TM) ms 7 30 1997<br />
IRS 1C ( LISS) ms 4 23 1997<br />
IRS 1C pan 1 5,8 1997<br />
SPOT 5 (P) pan 1 10 1988/90<br />
ms = multispektral, pan = panchromatisch<br />
Aus Tabelle 5 gehen die Luftbildmaterialien der TLU<br />
hervor. Der E<strong>in</strong>satzbereich der Farborthophotos von<br />
1997 ist ausgesprochen vielfältig. Sie können als<br />
Bildh<strong>in</strong>tergrund, topographische Referenz und auch<br />
<strong>für</strong> Auswertungen am Bildschirm genutzt werden.<br />
Bei der Auswertung <strong>in</strong> Siedlungsbereichen ist unabhängig<br />
von der Bildauflösung e<strong>in</strong> Zoom bis ca.<br />
1:2.000 s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong>e maximale räumliche Trennschärfe<br />
ist bei den hochauflösenden Bildern etwa<br />
bei 1:500 zu erreichen. Nicht unerhebliche Nachteile<br />
der monoskopischen Betrachtung s<strong>in</strong>d die z. T.<br />
starken Verkippungen der Objekte sowie perspektivische<br />
und vertikale Verdeckungen.<br />
Tab. 4: Luftbildmaterial der TLU Jena<br />
Die analogen CIR- und Farbluftbilder können stereoskopisch<br />
ausgewertet werden. Die Detailerkennung<br />
ist trotz des <strong>für</strong> Siedlungsbereiche<br />
nicht optimalen Maßstabs deutlich höher als bei den<br />
erstgenannten digitalen Bilddaten. Mittlerweile müssen<br />
die Luftbilder <strong>in</strong> Anbetracht der Entwicklungsdynamik<br />
<strong>in</strong> Siedlungsräumen als veraltet angesehen<br />
werden. Die Schwarzweißluftbilder verschiedenen<br />
Datums und Maßstabs wurden verortet (Bildmitten)<br />
und katalogisiert. Die Nutzung der Bilder genügt<br />
e<strong>in</strong>em Monitor<strong>in</strong>g nicht, gleichwohl kann <strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zelfällen e<strong>in</strong>e Nutzungsentwicklung rekonstruiert<br />
werden.<br />
Bildmaterial<br />
Speichermedium<br />
Auflösung bzw. MaßstabStereoauswertung<br />
Datum<br />
Farb-Luftbilder digital 0,5 m (0,25 m) ne<strong>in</strong> 1997<br />
Farb-Luftbilder analog ca. 1 :10.000 ja 1993-95<br />
Color-Infrarot-Luftbilder analog ca. 1 :10.000 ja 1993-95<br />
Schwarzweiß-Luftbilder analog div. ne<strong>in</strong> div.<br />
4.1.2. Eigenschaften der Fernerkundungsmaterialien<br />
Als entscheidender Faktor, nicht nur <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse,<br />
ist die Erkennbarkeit der zu untersuchenden<br />
Objekte/Oberflächen hervorzuheben.<br />
Die wesentlichen Parameter werden nachfolgend<br />
dargestellt.<br />
Geometrische Auflösung<br />
Für die Erkennbarkeit von Objekten ist bei photographischen<br />
Aufnahmen der Bildmaßstab (s. u.)<br />
und das Auflösungsvermögen des verwendeten<br />
Filmes entscheidend. Die Auflösung wird als L<strong>in</strong>ienpaar<br />
(Lp)/mm ausgedrückt. Für Luftbilder kann<br />
e<strong>in</strong> gängiges Auflösungsvermögen von 20 bis 100<br />
Lp/mm angegeben werden.<br />
Das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges<br />
ist deutlich ger<strong>in</strong>ger (ca. 6 Lp/mm). Somit können<br />
Luftbilder zum Zwecke der visuellen Auswertung<br />
noch um e<strong>in</strong> vielfaches vergrößert werden.
Tab. 5: Geometrische Auflösung ausgewählter Sensoren<br />
Sensor geometr. Auflösung [m]<br />
Landsat TM 30<br />
Spot XS 20<br />
IRS 1C 23<br />
Daedalus ATM * < 10<br />
Early Bird 15<br />
Orb-View 1 8<br />
Quick Bird 3,3<br />
* flugzeuggestützt, kursiv: <strong>in</strong> Vorbereitung (Auswahl)<br />
Im Gegensatz zu Photographien ist die geometrische<br />
Auflösung von digitalen Scannerdaten<br />
e<strong>in</strong>deutig als die Kantenlänge der kle<strong>in</strong>sten Bilde<strong>in</strong>heiten<br />
= Pixel def<strong>in</strong>iert (Tab. 6). Die „Erkennbarkeit“<br />
von Oberflächen wird somit zunächst durch deren<br />
Ausdehnung begrenzt. E<strong>in</strong>e Differenzierung <strong>in</strong>nerhalb<br />
dieser Fläche ist nicht möglich.<br />
Wenngleich <strong>in</strong> Zukunft Satellitenbilddaten mit deutlich<br />
höherer Auflösung von kommerziellen Anbietern<br />
auf den Markt kommen sollen (Tab. 6, kursiv),<br />
bleibt diese grundsätzliche E<strong>in</strong>schränkung bestehen.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich des Auflösungsvermögens von Photographien<br />
und Rasterdaten ist aufgrund der grundlegend<br />
unterschiedlichen Aufnahmetechniken<br />
strenggenommen nicht statthaft. Um das Verhältnis<br />
annähernd veranschaulichen zu können, bietet J.<br />
Albertz (1991) e<strong>in</strong>e maßstabsabhängige Möglichkeit<br />
zum Umrechnen der Bildauflösung <strong>in</strong> das Pixelmaß<br />
an:<br />
Auflösung [m/Lp] = 2,8 x Auflösung [m/Pixel]<br />
Schon aus e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Filmauflösung (20<br />
Lp/mm) e<strong>in</strong>es sehr kle<strong>in</strong>maßstäbigen Luftbildes<br />
(1:50.000) resultiert damit e<strong>in</strong>e geometrische Auflösung<br />
von 0,9 m/Pixel. Bei e<strong>in</strong>em mittleren Maßstab<br />
von 1:10.000 und e<strong>in</strong>er Auflösung des Filmmaterials<br />
von 30 Lp/mm ergibt sich e<strong>in</strong> Pixeläquivalent von<br />
0,1 m.<br />
Dieses Abschätzverfahren verdeutlicht, dass die<br />
geometrische Auflösung von Scannerdaten stets<br />
deutlich ger<strong>in</strong>ger als die herkömmlicher analoger<br />
Luftbilder se<strong>in</strong> muss. Dieser Nachteil kann <strong>für</strong> verschiedene<br />
Anwendungen durch die spektrale Auflösung<br />
von multispektralen Scannerdaten aufgewogen<br />
werden. Sie variiert nach Sensoren mit Anzahl<br />
und Bandbreite der Spektralkanäle.<br />
Oberflächen können durch die spezifische Information<br />
e<strong>in</strong>zelner Wellenbereiche oder durch<br />
Komb<strong>in</strong>ation mehrerer Kanäle <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er spektralen<br />
Signatur isoliert werden. Die spezifischen<br />
Reflexionseigenschaften von Oberflächen dienen<br />
so der Differenzierung der Flächennutzungsformen.<br />
Maßstab<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Der Maßstab analoger Bilddaten resultiert aus der<br />
Brennweite des Objektivs und der Flughöhe über<br />
der Erdoberfläche.<br />
Maßstab =<br />
Brennweite<br />
Flughöhe<br />
Da bei Aufnahmen aus dem Flugzeug die Flughöhe<br />
nur annähernd konstant ist, variiert der Bildmaßstab<br />
zwischen den E<strong>in</strong>zelaufnahmen. Innerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Bildes schwankt er aufgrund der Reliefenergie, der<br />
Maßstab nimmt mit der Höhe des Geländes zu.<br />
Auch bei den Senkrechtaufnahmen kommt es zu<br />
Abweichungen der Aufnahmerichtung von der Lotrechten,<br />
was ebenfalls zur maßstäbigen Verzerrung<br />
führt. Aus diesem Grund werden Maßstäbe <strong>in</strong> Luftbildern<br />
lediglich gerundet angegeben. Neben dem<br />
Auflösungsvermögen des verwendeten Filmmaterials<br />
bee<strong>in</strong>flusst der Bildmaßstab <strong>in</strong> hohem Maße die<br />
Erkennbarkeit von Objekten. Er ist vor dem Bildflug<br />
der Zweckbestimmung anzupassen.<br />
Für planerische, geowissenschaftliche Fragestellungen<br />
s<strong>in</strong>d Bildmaßstäbe zwischen 1:50.000<br />
und 1:10.000 üblich. Für detailliertere Bild<strong>in</strong>terpretationen<br />
und <strong>für</strong> Vermessungszwecke können durchaus<br />
kle<strong>in</strong>ere Bildmaßstäbe erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
Der relevante Kartiermaßstab <strong>für</strong> visuelle Luftbildauswertungen<br />
kann mit 1:25.000 bis 1:1.000<br />
angegeben werden.<br />
Die rechnergestützte Verarbeitung digitaler Bilddaten<br />
bedarf naturgemäß ke<strong>in</strong>er Angabe des Bearbeitungsmaßstabes.<br />
Während bei der visuellen Erfassung<br />
von Bild<strong>in</strong>halten der Bildmaßstab limitierend<br />
wirkt, erfolgt die Berechnung von digitalen Bilddaten<br />
auf Pixelbasis.<br />
Gleichwohl ist die maßstäbige Komponente <strong>für</strong> die<br />
Bearbeitung von Rasterdaten durchaus zu beachten.<br />
Sollen die Ergebnisse nicht nur statistischer<br />
Natur se<strong>in</strong>, müssen sie dem Anwender zum Verständnis<br />
des räumlichen Kontexts zur Verfügung<br />
gestellt werden. Die geometrische Auflösung begrenzt<br />
zunächst die Abbildung struktureller Details.<br />
Der <strong>in</strong>haltlichen Differenzierung werden Grenzen<br />
durch die spektrale Information der Bilddaten gesetzt.<br />
Dementsprechend ist e<strong>in</strong> Maßstab der Darstellung<br />
zu wählen, welcher auf die räumliche und<br />
spektrale Auflösung der Bilddaten abgestimmt ist.<br />
Letztendlich ist es dem Bearbeiter überlassen den<br />
maßstäbigen Gültigkeitsbereich <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />
der Fragestellung anzugeben. Die <strong>in</strong> Tabelle 7<br />
angegebenen Zielmaßstäbe geben e<strong>in</strong>e Orientierung.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
17
18<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Für die Darstellung von Bilddaten als kartographische<br />
Ausgabe (Satellitenbildkarte) sollte<br />
überdies die Pixelstruktur berücksichtigt werden.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Abbildung dieser Bildelemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Tab. 6: Aussagemaßstab und Maßstab der Bildausgabe <strong>für</strong> ausgewählte Sensoren<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Ausgabegröße von 0,2 - 0,3 mm wird die störende<br />
Wirkung der Pixelumrisse unterdrückt. In Tabelle 7<br />
s<strong>in</strong>d die entsprechenden Relationen anhand aus<br />
gewählter Sensoren dargestellt.<br />
Sensor Bodenauflösung Zielmaßstab Karte (ca. 0,3 mm/ P)<br />
Landsat-TM 30m ≤ 1:50.000 1:100.000<br />
SPOT-XS 20m ≤ 1:50.000 (1:25.000) 1:50.000 - 1:100.000<br />
Flugzeugscannerdaten ≤ 10m (≤ 20m) * ≤ 1:10.000 (1:5.000) 1:5.000 - 1:50.000<br />
* <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Flughöhe und System, Quelle: verschiedene Autoren<br />
Objekteigenschaften<br />
Als dritte Komponente s<strong>in</strong>d die Eigenschaften und<br />
räumlichen Lagebeziehungen von Objekten/Oberflächen<br />
zu nennen. Die Erkennbarkeit wird<br />
über die räumliche Ausdehnung der Objekte im<br />
Verhältnis zur Auflösung der Bildmaterialien begrenzt.<br />
Zusätzlich wird die Identifizierbarkeit durch<br />
Helligkeits- und Farbkontrast modifiziert.<br />
Dem Betrachter photographischer Abbildungen<br />
erschließen sich die Bild<strong>in</strong>halte nicht zuletzt durch<br />
die räumliche Anordnung der Objekte. So wird e<strong>in</strong>e<br />
Wasserfläche erst durch ihre spezifische Ausprägung<br />
zu e<strong>in</strong>em Fluss oder See.<br />
Entscheidend <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse ist der<br />
Aspekt der vertikalen Überdeckung potentiell versiegelter<br />
Flächen durch die Vegetation. Bei stereoskopischer<br />
Auswertung von analogen Luftbildpaaren<br />
kann dieser Effekt z. T. kompensiert werden.<br />
Im Gegensatz zu dieser visuellen Kategorisierung<br />
ist das „masch<strong>in</strong>elle Erkennen“ von Strukturen<br />
anhand digitaler Bild<strong>in</strong>formationen kompliziert.<br />
E<strong>in</strong>zelne Flächenelemente bilden Oberflächen ab,<br />
die aufgrund ihrer spekralen Information zunächst<br />
als z. B. überbaut klassifiziert werden müssen.<br />
Durch Abbildung des Analyseergebnisses fügen sie<br />
sich durch ihre Raumlage z. B. zu e<strong>in</strong>er Siedlung<br />
zusammen. Strukturen mit heterogenen Oberflächen<br />
(z. B. Industriegebiet) können <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>geschränktem Maße durch räumliche Relationen<br />
(Textur) mehrerer Pixel differenziert werden.<br />
Aufnahmezeitpunkt<br />
• Die unter Kap. 4.1 erwähnten atmosphärischen<br />
Störe<strong>in</strong>flüsse (selektive Absorption, Streuung,<br />
Bewölkung) lassen sich durch Aufnahmen e<strong>in</strong>grenzen,<br />
die an wolken- und dunstfreien Tagen<br />
durchgeführt werden. Diese Bed<strong>in</strong>gungen treten<br />
vorwiegend an strahlungsreichen Sommertagen<br />
auf.<br />
• Demgegenüber kann e<strong>in</strong> Aufnahmezeitpunkt<br />
außerhalb der Vegetationsperiode s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />
Der Abschirmungseffekt durch die Vegetation<br />
kann so beschränkt und die Detailerkennung <strong>für</strong><br />
Versiegelungsanalysen erhöht werden.<br />
• Um den Anteil beschatteter Flächen zu m<strong>in</strong>imieren,<br />
ist e<strong>in</strong>e Aufnahme zum Zeitpunkt des Sonnenhöchststandes<br />
anzustreben.<br />
E<strong>in</strong> entscheidender Vorteil der flugzeuggestützten<br />
Aufnahme liegt <strong>in</strong> dem Umstand begründet, dass<br />
der Aufnahmezeitpunkt frei gewählt und damit der<br />
gewünschten Witterung angepasst werden kann.<br />
Optimale Bed<strong>in</strong>gungen i. o. S. herrschen <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />
relativ selten vor. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />
wird der deutliche Vorteil e<strong>in</strong>er zeitlich regelmäßigen<br />
Aufnahme von Satellitenbildern (s. u.) relativiert.<br />
Zeitliche Auflösung des Bildmaterials<br />
Die Analyse von Entwicklungen der Flächennutzung<br />
(Monitor<strong>in</strong>g) erfordert vergleichbare Flächen<strong>in</strong>formationen<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Zeitpunkte. Bezogen<br />
auf die <strong>Flächenversiegelung</strong> kann dies z. B. die<br />
Auswertung der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Siedlungsraum oder die Erfolgskontrolle nach Entsiegelungsmaßnahmen<br />
be<strong>in</strong>halten. Die Trägersatelliten<br />
der Fernerkundungssensoren bewegen sich<br />
auf def<strong>in</strong>ierten Erdumlaufbahnen. Die Bahnparameter<br />
s<strong>in</strong>d so gewählt, dass die Erdoberfläche wiederholt<br />
durch Aufnahmen abgedeckt wird. Landsat 5<br />
liefert Daten z. B. mit e<strong>in</strong>er festen Repititionsrate<br />
von 16 Tagen. Unter der Voraussetzung störungsfreier<br />
Aufnahmen wird so die Auswertung multitemporaler<br />
Satellitenbilddaten auch <strong>für</strong> kurze Zeitspannen<br />
ermöglicht.<br />
Selbstverständlich kann es <strong>für</strong> verschiedene Fragestellungen<br />
ausreichend se<strong>in</strong>, Entwicklungen anhand<br />
archivierter Luftbildaufnahmen (sofern <strong>für</strong> das Untersuchungsgebiet<br />
vorhanden) auszuwerten. Im<br />
Gegensatz zu Satellitenbildern ist jedoch die Vergleichbarkeit<br />
des Bildmaterials h<strong>in</strong>sichtlich Qualität<br />
und Maßstab u. U. e<strong>in</strong>geschränkt. Es kann überdies<br />
davon ausgegangen werden, dass Entwicklungstrends<br />
überwiegend <strong>in</strong> Bezug auf die Ist-<br />
Situation zu erfassen s<strong>in</strong>d. In diesem Falle ist die
Nutzung von aktuellem Fernerkundungsmaterial<br />
unerlässlich.<br />
Der Vorteil der Verfügbarkeit aktueller Satellitenbilddaten<br />
gegenüber stets neu zu organisierenden<br />
Befliegungen gew<strong>in</strong>nt schließlich durch die deutlich<br />
ger<strong>in</strong>geren Kosten/Fläche (Kap. 4.4.3) gegenüber<br />
Luftbildaufnahmen bzw. Flugzeugscannerdaten an<br />
Gewicht.<br />
4.1.3. Verfahren der Fernerkundung<br />
Der Vielfältigkeit der methodischen Verfahren <strong>für</strong><br />
die Auswertung von Luft- und Satellitenbildern kann<br />
<strong>in</strong> diesem Rahmen nicht annähernd Rechnung<br />
getragen werden. Ziel der folgenden Zusammenstellung<br />
ist vielmehr, e<strong>in</strong>en Überblick zu den grundlegenden<br />
Verfahrensschritten im Rahmen der Fernerkundung<br />
zu geben. Für die Nachvollziehbarkeit<br />
methodisch-konzeptioneller Überlegungen zur Versiegelungsanalyse<br />
ist die Darstellung pr<strong>in</strong>zipieller<br />
Zusammenhänge notwendig und ausreichend.<br />
In der Anlage 1 s<strong>in</strong>d die Verfahrensschritte <strong>für</strong> die<br />
Bearbeitung und Auswertung von Fernerkundungsdaten<br />
schematisiert dargestellt. Die im<br />
Zusammenhang mit dem gewählten Aufnahmesystem<br />
stehenden grundsätzlichen Unterschiede<br />
der Bildmaterialien bed<strong>in</strong>gen das Nebene<strong>in</strong>ander<br />
der Analyse analoger und digitaler Bilddaten.<br />
Auswertung photographischer Aufnahmen<br />
Die Auswertung des Bildmaterials lässt sich <strong>in</strong> zwei<br />
unabhängig vone<strong>in</strong>ander durchführbare Arbeitsverfahren<br />
gliedern. Die visuelle Bildauswertung dient<br />
der Erfassung von Bild<strong>in</strong>halten. Bei photogrammetrischen<br />
Auswertungen stehen demgegenüber die<br />
geometrischen Eigenschaften der abgebildeten<br />
Objekte im Vordergrund der Analyse.<br />
In der Praxis werden die Verfahren häufig komb<strong>in</strong>iert.<br />
So werden Luftbilder heute <strong>in</strong> großem Umfang<br />
<strong>für</strong> die Vermessung topographischer Sachverhalte<br />
herangezogen. Als Beispiele <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen können<br />
die zweite und folgende Ausbaustufen des ATKIS<br />
und die Erstellung digitaler Flurkarten genannt<br />
werden. Hier werden analoge Schwarzweiß-<br />
Luftbilder differenziell entzerrt (Orthophoto) und<br />
anschließend am Bildschirm ausgewertet. Möglich<br />
ist überdies e<strong>in</strong>e detaillierte Bild<strong>in</strong>terpretation im<br />
Zuge der photogrammetrischen Bearbeitung. Die<br />
methodischen Grundlagen <strong>für</strong> die visuelle Bildauswertung<br />
bleiben dabei unberührt und werden daher<br />
gesondert behandelt.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Visuelle Bildauswertung<br />
Die visuelle Bildauswertung beruht auf dem Erkennen<br />
und der Interpretation von Bild<strong>in</strong>halten. Für das<br />
Erkennen von Sachverhalten wird die Alltagserfahrung<br />
des Betrachters ausgenutzt. Streng genommen<br />
basiert schon das Unterscheiden e<strong>in</strong>es Flusses<br />
von e<strong>in</strong>er Straße auf e<strong>in</strong>er Interpretation, nämlich<br />
auf Schlussfolgerungen, die im Zuge der Wahrnehmung<br />
getroffen werden.<br />
Unter Bild<strong>in</strong>terpretation ist demgegenüber e<strong>in</strong>e<br />
Herleitung auf der Grundlage von Spezialkenntnissen<br />
zu verstehen. Das Spezialwissen bezieht sich<br />
hierbei sowohl auf die Kenntnisse über die abgebildeten<br />
Objekte selbst als auch auf Besonderheiten<br />
ihrer Wiedergabe im Bildmaterial. Die visuelle Bildauswertung<br />
kann auf das Erkennen von Sachverhalten<br />
reduziert se<strong>in</strong>. Meist ist jedoch e<strong>in</strong>e Interpretationsleistung<br />
Bestandteil der Arbeit und kann <strong>für</strong><br />
verschiedene Fragestellungen die dom<strong>in</strong>ierende<br />
Rolle spielen.<br />
Die wesentlichen Bildmerkmale, die das Erkennen<br />
und Abgrenzen von Bild<strong>in</strong>halten ermöglichen, lassen<br />
sich nach Gestalt und Farbe gruppieren.<br />
• Die Gestalt der Objekte ergibt sich aus deren<br />
Struktur und Textur. Als Strukturmerkmale s<strong>in</strong>d<br />
Form, Größe (Grundriss/Höhe), räumliche Anordnung<br />
(Muster) zu nennen. Aus den Strukturen<br />
ergeben sich Schattierungen und Schatten,<br />
die gesondert als Merkmal herangezogen werden<br />
können. Die Textur resultiert aus e<strong>in</strong>er im<br />
verwendeten Maßstab nicht mehr aufzulösenden<br />
Fe<strong>in</strong>struktur. Die Texturen können als<br />
gleichmäßig, wolkig, körnig, streifig etc. angesprochen<br />
werden und s<strong>in</strong>d häufig objektspezifisch.<br />
• Die Farbmerkmale beruhen auf Farb<strong>in</strong>tensität,<br />
Helligkeit und Farbton. Die Verteilung der Farbmerkmale<br />
führt zu nicht m<strong>in</strong>der bedeutenden<br />
Merkmalen wie Homogenität, Farbmuster und<br />
Marmorierung.<br />
Die Differenzierung der Bild<strong>in</strong>halte erfolgt i. d. R.<br />
nicht auf der Grundlage e<strong>in</strong>es Merkmales. E<strong>in</strong> treffsicheres<br />
Auswertungsergebnis ist vielmehr durch<br />
die Komb<strong>in</strong>ation bzw. die Wichtung der Ausprägungen<br />
zu erzielen.<br />
Die Auswertung von E<strong>in</strong>zelbildern ist möglich, die<br />
Identifikation e<strong>in</strong>zelner Objekte und die Gliederung<br />
der Bild<strong>in</strong>halte wird durch das Verfahren der stereoskopischen<br />
Auswertung jedoch deutlich verbessert.<br />
Insbesondere <strong>für</strong> Detailkartierungen, bei denen die<br />
Interpretation nicht unmittelbar erkennbarer Sachverhalte<br />
im Vordergrund steht, ist dieses Verfahren<br />
angezeigt.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
19
20<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die Methode beruht auf der Fähigkeit des Menschen<br />
zum räumlichen Sehen. Voraussetzung ist<br />
die Verwendung von Luftbildern, welche die Gegenstände<br />
der Erdoberfläche <strong>in</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />
Szenen abbilden. Die Objekte werden <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der zurückgelegten Flugstrecke<br />
aus zwei Perspektiven erfasst. Der W<strong>in</strong>kel (Parallaxe)<br />
ist <strong>in</strong> jedem Fall weiter als der durch den natürlichen<br />
Augenabstand zu erreichende. Die stereoskopische<br />
Betrachtung der Bildpaare führt neben<br />
e<strong>in</strong>er räumlichen Wahrnehmung der Bild<strong>in</strong>halte<br />
zu e<strong>in</strong>er optischen Überhöhung der Objekte. Mittels<br />
verschiedener technischer Hilfsmittel wird den Augen<br />
des Betrachters jeweils e<strong>in</strong>e Perspektive der<br />
Erdoberfläche dargeboten. Das Gehirn fusioniert<br />
die E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>formationen zu e<strong>in</strong>em räumlichen Bild.<br />
Für die Auswertung analogen Bildmaterials kommen<br />
Stereoskope zum E<strong>in</strong>satz. Der Ausstattungskomfort<br />
reicht von e<strong>in</strong>fachen L<strong>in</strong>senstereoskopen<br />
bis h<strong>in</strong> zu Interpretations-Stereoskopen<br />
mit beweglichem Leuchttisch, Zoomobjektiven,<br />
Photoaufsatz u. a. m.<br />
Für die Auswertung der Bild<strong>in</strong>halte wird e<strong>in</strong> Kartierschlüssel<br />
verwendet bzw. erstellt. Er be<strong>in</strong>haltet die<br />
zu erfassenden Kartiere<strong>in</strong>heiten, die auf das zu<br />
erzielende Ergebnis abgestimmt s<strong>in</strong>d. Hilfreich ist<br />
überdies e<strong>in</strong> Luftbildschlüssel, der die Kartiere<strong>in</strong>heiten<br />
<strong>in</strong> typischen Ausprägungen im verwendeten<br />
Bildmaterial abbildet.<br />
Um Interpretationen des Bild<strong>in</strong>haltes abzusichern,<br />
s<strong>in</strong>d Vorerkundungen im Gelände sowie Feldvergleiche<br />
im Verlauf der Detailauswertung unabd<strong>in</strong>gbarer<br />
Bestandteil der Bild<strong>in</strong>terpretation.<br />
Die Umsetzung der Bild<strong>in</strong>halte kann auf verschiedene<br />
Weise erfolgen. Folgendes Beispiel<br />
zeichnet e<strong>in</strong>en möglichen Arbeitsablauf nach:<br />
Die dem Luftbild entnommenen Strukturen müssen<br />
geometrisch entzerrt abgebildet werden. Die Ergebnisse<br />
(Geometrie, Attribute) können auf transparente<br />
Deckfolien gezeichnet werden, wo<strong>für</strong> sich<br />
beispielsweise Ausdrucke digitaler Karten oder<br />
maßstabstreue Kartenkopien eigenen. Diese werden<br />
im Zuge der zeichnerischen Umsetzung der<br />
Bild<strong>in</strong>halte fortlaufend mit den Luftbildern <strong>in</strong> Deckung<br />
gebracht. Als Orientierungspunkte dienen<br />
markante Punkte wie Wegekreuzungen, Baumreihen<br />
o. ä.<br />
Für e<strong>in</strong>e rechnergestützte Nutzung der Auswertungsergebnisse<br />
ist e<strong>in</strong>e Digitalisierung der<br />
gezeichneten Arbeitskarte erforderlich. Im günstigen<br />
Fall wurde e<strong>in</strong>e digitale Karte als Bezugsbasis<br />
gewählt, die im Vektorformat vorliegt. Die Digitalisierung<br />
der Ergebniskarte kann so durch das kopie-<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
ren von geme<strong>in</strong>samen Grenzl<strong>in</strong>ien (Wege, Parzellen<br />
u. a.) optimiert werden. Die Nutzung der so<br />
erzeugten Kartenebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen<br />
Informationssystem (GIS) wird durch e<strong>in</strong>e Sachdatenbank,<br />
welche die Ergebnisattribute enthält,<br />
vervollständigt.<br />
Photogrammetrische Auswertung<br />
Bei den hier zu betrachtenden zentralperspektivischen<br />
Aufnahmen resultierten geometrische Verzerrungen<br />
aus Abweichungen der Aufnahmerichtung<br />
von der Lotrechten und aus der unebenen<br />
Geländeoberfläche.<br />
Handelt es sich um ebenes Gelände oder s<strong>in</strong>d die<br />
Anforderungen an die Lagetreue der Bild<strong>in</strong>halte<br />
begrenzt, können verschiedene Verfahren zur Entzerrung<br />
angewandt werden. Unter Ausnutzung der<br />
Lagebeziehungen e<strong>in</strong>zelner bekannter Passpunkte<br />
oder der Geometrie e<strong>in</strong>er topographischen Karte<br />
werden e<strong>in</strong>zelne Bildpunkte oder der gesamte Bild<strong>in</strong>halt<br />
entzerrt.<br />
• E<strong>in</strong>e Lagekorrektur über graphische Verfahren<br />
anhand e<strong>in</strong>zelner Passpunkte kann als Behelf<br />
<strong>für</strong> wenige Anwendungen dienlich se<strong>in</strong>.<br />
• Sollen nicht nur Details entzerrt werden, bietet<br />
sich e<strong>in</strong>e Umzeichnung der Bild<strong>in</strong>halte durch optische<br />
Überlagerung der Photographien mit topographischen<br />
Karten an.<br />
• Schließlich erlauben spezielle Entzerrungsgeräte<br />
die Umformung des gesamten Bild<strong>in</strong>haltes.<br />
Dazu wird das Bild auf e<strong>in</strong>e mit Passpunkten<br />
versehene schiefe Ebene projiziert. Die von der<br />
lotrechten abweichende Aufnahmerichtung wird<br />
so kompensiert.<br />
Kann die geometrische Verzerrung, die durch unterschiedliche<br />
Geländehöhen <strong>in</strong>nerhalb des Bildausschnittes<br />
entstehen, nicht mehr vernachlässigt<br />
werden, können analoge Bilder durch e<strong>in</strong>e Differenzialentzerrung<br />
komplex umgeformt werden. Diese<br />
geometrische Transformation der Bild<strong>in</strong>halte wird<br />
überwiegend durch die Digitale Bildverarbeitung<br />
geleistet. Die Geländehöhen müssen bekannt se<strong>in</strong>.<br />
Wenn ke<strong>in</strong> digitales Geländemodell mit ausreichender<br />
Genauigkeit vorliegt, kann es durch stereoskopische<br />
Messung (s. u.) erzeugt werden. Das digitalisierte,<br />
geometrisch korrigierte Luftbild wird als<br />
Orthophoto bezeichnet.
Das Scannen führt bei ger<strong>in</strong>ger Auflösung zu e<strong>in</strong>er<br />
M<strong>in</strong>derung des Informationsgehaltes. Die Zentralperspektive<br />
des E<strong>in</strong>gabebildes wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e parallelperspektivische<br />
Ausgabe gewandelt. Damit entspricht<br />
das Orthophoto <strong>in</strong> geometrischer H<strong>in</strong>sicht<br />
e<strong>in</strong>er Karte. Bei stereoskopischer Betrachtung kann<br />
nunmehr ke<strong>in</strong> räumlicher E<strong>in</strong>druck vermittelt werden.<br />
Es kann jedoch e<strong>in</strong> Stereopartner des Orthophotos<br />
mit e<strong>in</strong>er von der lotrechten abweichenden<br />
Projektion erzeugt werden. Diese Stereoorthophoto-Bildpaare<br />
s<strong>in</strong>d mit E<strong>in</strong>schränkungen<br />
stereoskopisch auswertbar.<br />
Die rechnergestützte Stereoauswertung auf der<br />
Basis analoger Bildpaare erfolgt durch den E<strong>in</strong>satz<br />
analytischer Auswertegeräte. Es wird e<strong>in</strong> räumliches<br />
Modell durch Projektion der Bild<strong>in</strong>halte erzeugt.<br />
Die Bilder werden so orientiert, dass sich die<br />
jeweils entsprechenden Projektionsstrahlen im<br />
Raum schneiden und so e<strong>in</strong> Modell der Erdoberfläche<br />
erzeugt wird.<br />
Durch Bewegen e<strong>in</strong>er Messmarke im Raummodell<br />
kann der Operateur nun die projizierten Bild<strong>in</strong>halte<br />
vermessen und Objekte digitalisieren. Es ist offensichtlich,<br />
dass der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er solchen Komplettlösung<br />
die stereoskopische Auswertung optimiert.<br />
Auswertung digitaler Aufnahmen<br />
Die digitale Bildverarbeitung wird mit dem Ziel e<strong>in</strong>er<br />
Bearbeitung und Analyse der Rohdaten durchgeführt.<br />
Die Prozessierung der Daten mittels spezieller<br />
Bildverarbeitungssysteme erfordert je nach Anwendung<br />
e<strong>in</strong>e hohe Leistungsfähigkeit der e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Hardware-Komponenten. Die diesbezügliche technische<br />
Entwicklung bei s<strong>in</strong>kenden Kosten machen<br />
den E<strong>in</strong>satz hochwertiger PC und Workstations <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong>en zunehmend breiten Anwenderkreis zugänglich.<br />
Geometrische Transformationen dienen der Korrektur<br />
von Bildverzerrungen, die bed<strong>in</strong>gt durch das<br />
Aufnahmeverfahren/-system und durch die Reliefenergie<br />
auftreten.<br />
Im Gegensatz zu Photographien weisen Sensordaten<br />
aufgrund des zeilenweise Abtastens der<br />
Erdoberfläche e<strong>in</strong>e zeitliche Komponente auf. Bei<br />
optomechanischen Systemen wird jeder Bildpunkt<br />
von e<strong>in</strong>em anderen Ort aufgenommen, bei optoelektronischen-<br />
jede Zeile. Bei erstgenanntem Verfahren<br />
treten Panoramaverzerrungen mit zum Zeilenrand<br />
abnehmenden Bildmaßstäben h<strong>in</strong>zu. Da die<br />
Aufnahmeparameter bekannt s<strong>in</strong>d, können diese<br />
systembed<strong>in</strong>gten Fehler rechnerisch ausgeglichen<br />
werden.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Mit zunehmender Aufnahmehöhe nimmt der E<strong>in</strong>fluss<br />
der Geländehöhenunterschiede auf Verzerrungen<br />
ab. Insofern ist die geometrische Korrektur<br />
von Flugzeugscannerdaten gegenüber Satellitenbilddaten<br />
aufwendiger. Der zu erwartende reliefbed<strong>in</strong>gte<br />
Pixelversatz macht sich besonders bei weitem<br />
Aufnahmew<strong>in</strong>kel negativ bemerkbar. Die unregelmäßigen<br />
Eigenbewegungen des Flugzeuges<br />
und variierende Flughöhen verstärken die Verzerrungen<br />
zusätzlich.<br />
Die geometrische Entzerrung der Bilddaten und<br />
deren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bezugssystem erfordert<br />
Referenzpunkte, deren Koord<strong>in</strong>aten den entsprechenden<br />
Bildpunkten zugeordnet werden. Transformationsgleichungen<br />
liefern Korrekturkoeffizienten,<br />
mittels derer die korrigierten Koord<strong>in</strong>aten <strong>für</strong><br />
alle Pixel des E<strong>in</strong>gabebildes errechnet werden.<br />
Über Transformationsfunktionen müssen die nun <strong>in</strong><br />
der Ebene verschobenen Bildpunkt-Koord<strong>in</strong>aten<br />
erneut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starre Ausgabematrix aus Spalten<br />
und Zeilen überführt werden.<br />
Unter radiometrischer Transformation s<strong>in</strong>d Veränderungen<br />
der Grauwert-Informationen zusammenzufassen,<br />
sie dienen e<strong>in</strong>er Korrektur von Störe<strong>in</strong>flüssen.<br />
Technische Probleme während des Abtastvorganges<br />
oder der Datenübermittlung äußern sich z. B.<br />
durch Streifenbildung oder durch E<strong>in</strong>zelpixel, die<br />
sich <strong>in</strong> unwahrsche<strong>in</strong>lichem Maße von ihrer unmittelbaren<br />
Umgebung abheben. Solche Fehler können<br />
durch Mittelung der Grauwerte benachbarter<br />
Pixel bere<strong>in</strong>igt werden.<br />
Atmosphärische E<strong>in</strong>flüsse wirken sich kaum im<br />
<strong>in</strong>fraroten Spektralbereich aus. Bildausschnitte mit<br />
ger<strong>in</strong>ger Reflexion sollten sich durch kle<strong>in</strong>e Grauwerte<br />
ausdrücken. E<strong>in</strong>e Aufhellung durch atmosphärischen<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> Kanälen des sichtbaren<br />
Lichts kann durch Vergleich mit den Werten des<br />
Infrarot-Kanals korrigiert werden.<br />
Bildmodifikationen dienen der qualitativen Aufwertung<br />
der digitalen Bilder. Welche Methoden verwendet<br />
werden, hängt von der Zweckbestimmung<br />
(visuelle Auswertung, Reproduktion, Analyse) ab.<br />
E<strong>in</strong>e Auswahl wird nachfolgend gegeben.<br />
• Dehnung des Wertefeldes zur Erhöhung des<br />
Bildkontrastes.<br />
• Mathematische Filterung über die Werte benachbarter<br />
Pixel, um Bilddetails und Strukturen<br />
hervorzuheben oder e<strong>in</strong>e Glättung herbeizuführen.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
21
22<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
• Komb<strong>in</strong>ation mehrerer Spektralkanäle kann<br />
Details hervortreten lassen und der Reduzierung<br />
überflüssiger Information dienen.<br />
• Berechnung e<strong>in</strong>es Vegetations<strong>in</strong>dex auf Basis<br />
des sichtbaren Rot und des nahen Infrarot. Er<br />
lässt e<strong>in</strong>en Rückschluss auf den Versiegelungsgrad<br />
zu.<br />
• Komb<strong>in</strong>ation multisensoraler Daten (z. B. multispektrale<br />
D. mit höherauflösenden panchromatischen<br />
D.) zum Zweck e<strong>in</strong>er verbesserten Bildausgabe.<br />
• Komb<strong>in</strong>ation multitemporaler Daten zur Identifizierung<br />
von Landschaftsveränderungen.<br />
Die Verfahren der Multispektral-Klassifikation<br />
bedienen sich der <strong>in</strong> verschiedenen spektralen<br />
Kanälen vorliegenden Informationen. Ziel der Klassifikation<br />
ist es, durch Komb<strong>in</strong>ation der Messwerte<br />
die Pixel so zu gruppieren, dass sie namentlich zu<br />
bezeichnende Ersche<strong>in</strong>ungen der Erdoberfläche<br />
repräsentieren.<br />
Der spektralen Klassifikation liegt die Idealvorstellung<br />
zugrunde, dass die gegene<strong>in</strong>ander aufgetragenen<br />
Messwerte ähnlicher Oberflächen <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es zwei- bis mehrdimensionalen Merkmalsraums<br />
Lageschwerpunkte bilden. Im dreidimensionalen<br />
Raum nehmen sie dann die Form e<strong>in</strong>er mehr<br />
oder weniger diffusen Punktwolke an. Durch Klassifikation<br />
werden die Grenzen der Klassen def<strong>in</strong>iert.<br />
Ob e<strong>in</strong>e Pixelfläche der korrekten Klasse zugeordnet<br />
wird, hängt von der relativen Lage im Merkmalsraum,<br />
der gewählten Klassenweite und <strong>in</strong> besonderem<br />
Maße vom Klassifikationsverfahren ab.<br />
In Anbetracht der nahezu unüberschaubaren Vielzahl<br />
der Verfahrenswege wird hier nicht der Versuch<br />
unternommen, e<strong>in</strong>e vollständige Übersicht der<br />
Klassifikationsmethoden zu geben. Es werden statt<br />
dessen Standardverfahren skizziert.<br />
Bei der unüberwachten Klassifikation werden die<br />
Messwerte ähnlicher Ausprägung mittels Cluster-<br />
Analyse gruppiert. Auf die Klassenbildung wird<br />
außer durch die Wahl der konkreten Algorithmen<br />
ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss genommen. Der Bearbeiter kann<br />
aus den Ergebnissen ableiten, ob der von ihm angestrebte<br />
Differenzierungsgrad zu erreichen ist oder<br />
<strong>in</strong>wiefern sich die gewünschte Objektkategorie<br />
ihrerseits <strong>in</strong> Unterklassen gliedert. Da dieses automatisierte<br />
Klassifikationsverfahren relativ schnell zu<br />
rechnen ist, kann es daher nützlich se<strong>in</strong>, es weitergehenden<br />
Klassifikationen vorzuschalten.<br />
Bei überwachten Klassifikationen wird durch die<br />
Auswahl geeigneter Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete, die <strong>für</strong> die<br />
gewünschten Klassen <strong>in</strong> spektraler H<strong>in</strong>sicht repräsentativ<br />
se<strong>in</strong> müssen, e<strong>in</strong>e Klassenbildung gesteu-<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
ert. Die Flächennutzung dieser Übungsgebiete kann<br />
aus Kartenmaterial, Luftbild- oder Geländekartierungen<br />
entnommen werden. Die Daten der selektierten<br />
Pixel werden als charakteristisch <strong>für</strong> die betreffende<br />
Klasse behandelt und s<strong>in</strong>d Grundlage <strong>für</strong><br />
die eigentliche Klassifikation.<br />
• Beim Verfahren der nächsten Nachbarschaft<br />
(M<strong>in</strong>imum Distance) werden die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gswerte<br />
je Klasse und Spektralkanal gemittelt. Für alle<br />
Pixel der auszuwertenden Szene wird der kürzeste<br />
Abstand zu e<strong>in</strong>em der Mittelwerte errechnet<br />
und dann der entsprechenden Klasse zugeschlagen.<br />
• Beim Quader-Verfahren (Parallelepiped) werden<br />
anhand der Referenzwerte die Ober- und Untergrenzen<br />
der Klassen def<strong>in</strong>iert. Im dreidimensionalen<br />
Merkmalsraum entstehen so Quader.<br />
Bei verfe<strong>in</strong>erten Verfahren dieses Typs resultieren<br />
komplexere Klassenstrukturen. Fällt e<strong>in</strong><br />
Wert <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e der Klassen, bleibt das betreffende<br />
Pixel der Bildszene unklassifiziert.<br />
• Wird das Verfahren der größten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
(Maximum-Likelihood) angewandt, geht<br />
man von e<strong>in</strong>er Gauß’schen Normalverteilung<br />
der Messwerte um den Klassenmittelpunkt aus.<br />
D. h., dass schon die Statistiken der Referenzflächen<br />
e<strong>in</strong>e annähernde Normalverteilung der<br />
Grauwerte aufweisen müssen. Aus den Lage-<br />
und Streuungsparametern der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmesswerte<br />
wird <strong>für</strong> jede Klasse e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsfunktion<br />
abgeleitet. Im zweidimensionalen<br />
Raum werden die Klassen durch<br />
ellipsenförmige Isol<strong>in</strong>ien mit vom Mittelpunkt<br />
abnehmender Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit abgebildet.<br />
Bei e<strong>in</strong>er bi-/multitemporalen Klassifikation werden<br />
Daten mit unterschiedlichem Aufnahmezeitpunkt<br />
berechnet. Ziele dieses Ansatzes können se<strong>in</strong>,<br />
veränderliche Oberflächen (landwirtschaftliche<br />
Nutzung) zu differenzieren oder Landschaftsveränderungen<br />
(z. B. mit Versiegelung) aufzudecken.<br />
Die Hierarchische Klassifikation unterscheidet sich<br />
von den vorhergehenden dadurch, dass das Ergebnis<br />
schrittweise durch e<strong>in</strong>e Folge von E<strong>in</strong>zelentscheidungen<br />
gewonnen wird. Durch Bildung von<br />
häufig nur zwei Klassen entstehen jeweils neue<br />
Datenebenen, die anschließend weiter ausgewertet<br />
werden.
Entscheidender Vorteil des Verfahrens ist die hohe<br />
Flexibilität. Jede Entscheidungsf<strong>in</strong>dung <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Teilergebnis<br />
kann auf unterschiedliche, den Erfordernissen<br />
angepasste Verfahren beruhen. Nachteilig<br />
kann sich <strong>in</strong>des auswirken, dass falsch klassifizierte<br />
Pixel der verbleibenden Datenmenge entzogen<br />
werden. Bei jeweils anschließenden Analysen können<br />
so Folgefehler auftreten.<br />
Diese vielversprechende Vorgehensweise der<br />
spektralen Klassifikationen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Grenze, die<br />
<strong>in</strong> der Komplexität der Ersche<strong>in</strong>ungen begründet<br />
liegt. Es gibt ke<strong>in</strong>e von e<strong>in</strong>em Betrachter zu erkennende<br />
Oberfläche, die <strong>in</strong> spektraler H<strong>in</strong>sicht streng<br />
homogen ist. So setzt sich beispielsweise e<strong>in</strong> Wald<br />
aus verschiedenen Gesellschaften zusammen und<br />
e<strong>in</strong> Industriegebäude kann vollständig unterschiedliche<br />
Dachflächen aufweisen.<br />
Die flächenhafte Ausdehnung e<strong>in</strong>es Pixels bed<strong>in</strong>gt<br />
außerdem, dass sich spektrale Informationen verschiedener<br />
Oberflächen <strong>in</strong> variierendem Umfang<br />
überlagern. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> im Verhältnis<br />
zur geometrischen Auflösung stark strukturierten<br />
Gebieten wie den Siedlungsbereichen.<br />
Die Multispektral-Klassifikation kann durch e<strong>in</strong>e<br />
Komb<strong>in</strong>ation mit visuellen Bildauswertungen und<br />
Geländekartierungen aufgewertet werden. Dies gilt<br />
z. B. <strong>für</strong> die o. g. Ausweisung der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete<br />
oder <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e visuelle Vorstrukturierung der auszuwertenden<br />
Szene.<br />
4.2. Kartierung<br />
Geländekartierungen erlauben naturgemäß e<strong>in</strong><br />
Höchstmaß an Detaildarstellung. Die durch diese<br />
Erhebungsmethode zu erzielenden Ergebnisse<br />
unterliegen jedoch ebenfalls e<strong>in</strong>schränkender Faktoren.<br />
Die zu verwendende Kartiervorlage muss sich am<br />
Zielmaßstab orientieren. Dies gilt umso mehr, falls<br />
e<strong>in</strong>e anschließende Digitalisierung der angefertigten<br />
Arbeitskarte erfolgen soll.<br />
Insbesondere wenn funktionelle Eigenschaften der<br />
zu kartierenden E<strong>in</strong>heiten erfasst werden, können<br />
Zusatz<strong>in</strong>formationen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
Dies gilt auch, wenn Flächen nicht begehbar oder<br />
nicht e<strong>in</strong>sehbar s<strong>in</strong>d. Diese <strong>in</strong> Siedlungsbereichen<br />
häufig zutreffende E<strong>in</strong>schränkung kann durch die<br />
Verwendung von Luftbildmaterial kompensiert werden.<br />
Analog zur Luftbildauswertung ist die Verwendung<br />
e<strong>in</strong>es standardisierten oder zu erstellenden Kartierschlüssels<br />
wesentlicher Bestandteil der Untersuchung.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Bei komplexer Aufgabenstellung ist die gewünschte<br />
Qualität des Ergebnisses nur mit spezieller Fachkenntnis<br />
zu erzielen.<br />
Als wesentliche limitierende Faktoren <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />
s<strong>in</strong>d die entstehenden Kosten<br />
und der erforderliche Zeitaufwand zu nennen. Zusammengenommen<br />
dürfen sie als die meistzitierte<br />
Legitimation <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>satz von Fernerkundungsverfahren<br />
gelten.<br />
E<strong>in</strong>e Konzentration der Kartierung auf repräsentative<br />
Räume und anschließender Extrapolation der<br />
Ergebnisse auf das Untersuchungsgebiet, stellt e<strong>in</strong>e<br />
häufig angewandte Alternative zur flächenhaften<br />
Bestandsaufnahme dar.<br />
Geländekartierungen werden <strong>für</strong> visuelle Bildauswertungen<br />
(Vor-, Gegenerkundung) benötigt.<br />
Sie können überdies <strong>für</strong> die Ausweisung von Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebieten<br />
oder zum Zweck der<br />
Ergebniskontrolle Bestandteil der<br />
Satellitenbildauswertung se<strong>in</strong>.<br />
4.3. Sonstige Erhebungsverfahren<br />
Die Erhebung von Daten zur Flächennutzung ist<br />
nicht auf die Fernerkundung und die Geländeerhebung<br />
beschränkt. In diesem Abschnitt soll<br />
die Auswertung bestehenden Datenmaterials <strong>für</strong> die<br />
Gew<strong>in</strong>nung von Informationen zur Versiegelung<br />
angesprochen werden.<br />
Für e<strong>in</strong>ige Fragestellungen kann es ausreichend<br />
se<strong>in</strong>, analoge oder digitale Karten auszuwerten. So<br />
geben die Signaturen der Topographischen Karten<br />
(Messtischblätter) e<strong>in</strong>en Aufschluss über die Art der<br />
Bebauung. Nach Kategorisierung von Bebauungstypen<br />
ist e<strong>in</strong>e Ableitung des Versiegelungsgrades <strong>in</strong><br />
gewissen Grenzen möglich. Letztlich s<strong>in</strong>d aus allen<br />
analogen Karten, die Informationen zur Flächennutzung<br />
be<strong>in</strong>halten, Ableitungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der potentiellen Versiegelung möglich.<br />
Besondere Bedeutung kommt der Nutzung digitaler<br />
Karten durch Auswertung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen<br />
Informationssystem (GIS) zu. Durch Überlagerung<br />
und Verschneidung raumbezogener Daten, mit<br />
Verknüpfung der an die Objekte gebundenen<br />
Sachdaten, können versiegelungsrelevante Informationen<br />
gewonnen werden. Bereits vorliegende<br />
Versiegelungsdaten können ihrerseits mit weiteren<br />
Informationsebenen räumlich und <strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> Beziehung<br />
gesetzt werden, um die Auswirkungen der<br />
Versiegelung zu bewerten.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
23
24<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4.4. Eignung der Fernerkundungsverfahren<br />
<strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />
In den Ausführungen der Kapitel 4.1 bis 4.3 wurde<br />
der Aspekt der Eignung der Fernerkundungsmaterialien<br />
und die Verfahren zur Erhebung<br />
versiegelter Flächen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gestellt.<br />
Es sollte vielmehr zunächst e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
gegeben werden und damit e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck von der<br />
Vielfalt der möglichen Verfahrensweisen vermittelt<br />
werden.<br />
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Beurteilung<br />
der Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen<br />
Verfahren <strong>in</strong> Fachkreisen sehr unterschiedlich ausfällt.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der Nutzbarkeit der Fernerkundungsmaterialien<br />
<strong>für</strong> konkrete geowissenschaftliche<br />
Fragestellungen gehen die Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>ander.<br />
Abgesehen von den hier speziell <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />
zu erörternden fachlichen Aspekten,<br />
spielen offensichtlich persönliche Vorlieben<br />
oder äußere Zwänge e<strong>in</strong>e nicht unwesentliche<br />
Rolle.<br />
Für verschiedene Fragestellungen drängt sich e<strong>in</strong>e<br />
Komb<strong>in</strong>ation der unterschiedlichen Methoden förmlich<br />
auf. Das dies nur <strong>in</strong> begrenztem Maße realisiert<br />
wird, erklärt sich jedoch auch aus den jeweils erforderlichen<br />
Spezialkenntnissen auf den Gebieten der<br />
Fernerkundung. Schließlich grenzen die Beschaffungskosten<br />
<strong>für</strong> moderne Interpretationsstereoskope,<br />
analytische Stereoauswertesysteme und digitale<br />
Bildverarbeitungssysteme den Kreis der Anwender<br />
e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Nutzung der Verfahren<br />
realisieren könnten. Die E<strong>in</strong>beziehung der Geländearbeit<br />
wird leider ebenfalls aus Kostengründen<br />
meist auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß reduziert.<br />
„Die starke Betonung der komplexen technologischen<br />
Aspekte der modernen Fernerkundung<br />
führt leicht dazu, ihr eigentliches Ziel, die Erkundung<br />
der Ersche<strong>in</strong>ungen, Gegebenheiten und Prozesse<br />
auf der Erdoberfläche, aus dem Auge zu<br />
verlieren. (...) Es ist unbestreitbar, dass der technischen<br />
Entwicklung e<strong>in</strong> wesentlich höherer Stellenwert<br />
e<strong>in</strong>geräumt wurde als der Geländearbeit, und<br />
dass ihr sowohl f<strong>in</strong>anziell wie personell e<strong>in</strong>e<br />
wesentlich größere Förderung zuteil wurde.<br />
Ergebnis ist, dass die Datenproduktion nicht nur der<br />
Datennachfrage vorauseilt, sondern auch unserem<br />
Geländeverständnis.“ (Löffler, E., 1994, S. 224)<br />
Dieses Zitat ist e<strong>in</strong>em Kapitel mit der Überschrift<br />
„Technische Perfektion versus natürlicher Limitation“<br />
entnommen und führt zu den Ausführungen des<br />
Kapitels 2.4 zurück. Zweifellos kommt der Darstellung<br />
von Fortschritten technischer Entwicklung und<br />
dem Aufzeigen der Leistungsfähigkeit der Fernerkundung<br />
hohe Bedeutung <strong>für</strong> die Beurteilung des<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Anwendernutzens zu. Dies sollte jedoch nicht dazu<br />
verleiten, nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Verfahren sucht Aufgabe“<br />
vorzugehen.<br />
Vielmehr müssen ausgehend von den Eigenschaften<br />
der zu untersuchenden Objekte, die Nutzbarkeit<br />
der Erhebungsverfahren und deren Grenzen<br />
aufgezeigt werden.<br />
Nachfolgend werden die Möglichkeiten und Grenzen<br />
der Erhebungsverfahren unter den Aspekten<br />
• Bilanzierung der Versiegelung (Versiegelungsgrad),<br />
• Erfassung qualitativer Eigenschaften und<br />
• Lagegenauigkeit zu erfassender Objekte<br />
dargestellt.<br />
4.4.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
Die gröbste Erfassungsebene be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />
zwischen versiegelten und unversiegelten<br />
Flächen. In die erste Kategorie fallen<br />
alle versiegelten Flächen ungeachtet dessen, ob es<br />
sich um Gebäude, geschotterte Auffahrten o. ä.<br />
handelt.<br />
Auswertung multispektraler Daten<br />
Die Auswertung multispektraler Satelliten- und<br />
Flugzeugscannerdaten erlaubt pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e Bestimmung<br />
des Versiegelungsgrades!<br />
Verschiedene Untersuchungen <strong>in</strong> städtischen Siedlungen<br />
zeigten, das die Trennung versiegelter und<br />
unversiegelter Flächen möglich ist. Die angewendeten<br />
Auswertungsmethoden zeigen Geme<strong>in</strong>samkeiten,<br />
variieren jedoch <strong>in</strong> allen Untersuchungen, es<br />
liegt bisher ke<strong>in</strong> operationalisiertes Verfahren vor.<br />
Für die Bestimmung des Versiegelungsgrades hat<br />
sich die Berechnung e<strong>in</strong>es Versiegelungs<strong>in</strong>dex<br />
bewährt. Die Messwerte des sichtbaren Rot (ger<strong>in</strong>ge<br />
Reflexion durch Vegetation) und des nahen<br />
Infrarot (starke Reflexion d. V.) werden dazu nach<br />
verschiedenen Ansätzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis gesetzt.<br />
Der Index wird als relatives Maß <strong>für</strong> den Versiegelungsgrad<br />
der Pixelfläche verwendet.<br />
Weiterh<strong>in</strong> kann festgehalten werden, dass die Qualität<br />
des Ergebnisses durch Kalibrierung anhand<br />
von Referenzflächen, die terrestrisch oder durch<br />
Luftbild<strong>in</strong>terpretation erkundet wurden, signifikant<br />
verbessert werden kann.
Außerdem können Verfahren zu verbesserten Ergebnissen<br />
führen, die sich kompletter Fachschichten<br />
mit versiegelungsrelevanter Information<br />
bedienen. So können z. B. offensichtlich unversiegelte<br />
Flächen der zu klassifizierenden Datenmenge<br />
entzogen werden.<br />
Natürlich variieren die Ergebnisse unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />
zahlreicher Parameter. Neben der angewendeten<br />
Methodik bestimmen die Qualität des<br />
Datenmaterials, der Aufnahmezeitpunkt, die Qualität<br />
der Referenzflächen u. a. die zu erreichende<br />
Klassifikationsgüte.<br />
Die zu erreichende Genauigkeit bei der Bestimmung<br />
des Versiegelungsgrades mittels Auswertung<br />
multispektraler Scannerdaten kann mit vorsichtiger<br />
Näherung auf mittlere Fehler von 10 bis<br />
15 % <strong>für</strong> die Satellitensysteme und 5 bis ca. 15 %<br />
<strong>für</strong> flugzeuggestützte Systeme e<strong>in</strong>gegrenzt werden.<br />
Bezogen auf räumliche E<strong>in</strong>heiten wie Siedlungsstrukturtypen<br />
(Baublock, Großsiedlung) können<br />
durchaus maximale Abweichungen von 30 % und<br />
mehr auftreten (Tab. 8).<br />
Tendenziell wächst der zu erwartende maximale<br />
Fehler mit abnehmender Größe der beobachteten<br />
E<strong>in</strong>zelfläche. Für Flächene<strong>in</strong>heiten gleicher Ausdehnung<br />
wächst er mit abnehmender geometrischer<br />
Auflösung. Dies wird deutlich, wenn man die<br />
Pixelfläche von >600 m² der Landsat TM-Daten<br />
e<strong>in</strong>er Baublockfläche von z. B. 2000 m² gegenüber<br />
stellt. zwischen korrekter Wiedergabe des Versiegelungsgrades<br />
und e<strong>in</strong>er Fehlklassifikation der betreffenden<br />
Pixel liegt e<strong>in</strong> schmaler Grad. Dies bedeutet,<br />
das es nicht statthaft ist, e<strong>in</strong>en mittleren Fehler von<br />
10 % als absolutes Maß <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e beliebig kle<strong>in</strong>e<br />
Fläche des Untersuchungsgebietes zu verstehen!<br />
Als weiteres Beispiel <strong>für</strong> die E<strong>in</strong>ordnung der Ergebnisqualität<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit von der geometrischen<br />
Auflösung sei die Erfassung von L<strong>in</strong>ienstrukturen<br />
genannt. Straßen, deren Breite ger<strong>in</strong>ger ist als die<br />
Auflösung der Bilddaten, können unter günstigen<br />
Voraussetzungen (z. B. guter Kontrast zu umgebenden<br />
Freiflächen) als versiegelte Fläche spektral<br />
identifiziert werden. Die Abbildung folgt der Rasterung<br />
und führt zu treppenförmiger L<strong>in</strong>ienführung.<br />
Die räumliche Trennschärfe wird so durch die Auflösung<br />
begrenzt.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
E<strong>in</strong>e grundsätzliche Eignung der Auswertung multispektraler<br />
Bilddaten <strong>für</strong> die Bilanzierung der Versiegelung<br />
muss daher unter E<strong>in</strong>beziehung des<br />
verwendeten Datenmaterials relativiert werden. Als<br />
Hilfsgröße kann e<strong>in</strong> Zielmaßstab h<strong>in</strong>zugezogen<br />
werden. Er kann <strong>für</strong> die multispektralen Spot- und<br />
Landsat TM - Daten mit £ (1:25.000) 1:50.000 und<br />
<strong>für</strong> die hochauflösenden (> 1m) Flugzeugscannerdaten<br />
mit ca. 1:10.000 angegeben werden.<br />
Da <strong>in</strong>haltliche Ableitungen aus der Versiegelungserhebung<br />
flächenbezogen erfolgen, ist es<br />
nicht ausreichend, das Ergebnis bezogen auf die<br />
bewerteten Pixel darzustellen. Der Anwender benötigt<br />
Zahlen <strong>für</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebiet, e<strong>in</strong>en Stadtteil,<br />
e<strong>in</strong>en Baublock oder sonstige strukturelle E<strong>in</strong>heiten<br />
mit denen er arbeiten muss. Aus Sicht des Verfassers<br />
ist <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die praktische Verwertbarkeit<br />
daher von größter Bedeutung, die Ergebnisse <strong>für</strong><br />
Raume<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> Anlehnung an den Zielmaßstab<br />
zu ermitteln und den zu erwartenden Fehler anzugeben.<br />
Besonders im maßstäbigen Grenzbereich ist die<br />
raumbezogene Bilanzierung unabd<strong>in</strong>gbar. Hier<br />
bieten sich, da der Schwerpunkt der Versiegelung<br />
naturgemäß im Siedlungsraum liegt, ländliche und<br />
städtische Siedlungsstrukturen an.<br />
Im Idealfall ließe sich bei entsprechend hoher Anzahl<br />
von Referenzflächen e<strong>in</strong>e Standardisierung der<br />
zu erwartenden Streuungsparameter <strong>für</strong> Siedlungsstrukturtypen<br />
Thür<strong>in</strong>gens erreichen. Dieses Ziel<br />
könnte allerd<strong>in</strong>gs nur mit erheblichem Aufwand<br />
erkauft werden. So ist e<strong>in</strong> möglichst hierarchisch zu<br />
gliedernder Strukturtypenschlüssel, welcher alle<br />
Siedlungsflächen be<strong>in</strong>haltet, zu entwerfen. Außerdem<br />
muss e<strong>in</strong>e ausreichende Zahl von Referenzflächen<br />
terrestrisch- und/oder mittels Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
erkundet werden.<br />
M. Netzband (1998) konnte se<strong>in</strong>e Auswertungsergebnisse,<br />
die er <strong>für</strong> Dresden und Leipzig gewonnen<br />
hat, denen e<strong>in</strong>er umfangreichen terrestrischen<br />
Erhebung gegenüberstellen (Tab. 8). Nach Mutmaßung<br />
ermöglicht die zu ger<strong>in</strong>ge Stichprobenmenge<br />
ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>gültigen Schluss. Dennoch gel<strong>in</strong>gt<br />
es ihm, die Transparenz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Anwender, der<br />
Ableitungen auf dieser Flächenebene treffen muss,<br />
deutlich zu erhöhen.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
25
26<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Tab. 7: Mittlerer Versiegelungsgrad von Testgebieten, mittlere und maximale Abweichung der Satellitenbildauswertung<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit ausgewählter Stadtstrukturtypen<br />
Stadtstrukturtyp<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Testgebiete<br />
Alle Angaben <strong>in</strong> [%]<br />
terr. Erhebung Satellitenbilderhebung<br />
VSG Std.abw. VSG mittl. Abw. max. Abw.<br />
Geschlossene Blockbebauung 5 95,3 5,5 85,7 9,6 17,8<br />
Offene Blockbebauung 11 70,2 11,0 61,1 9,0 22,7<br />
Siedlungen (< 3 Geschosse) 6 50,3 6,4 44,4 7,3 10,6<br />
Großsiedlungen 11 50,2 8,2 46,9 6,7 17,8<br />
Wohnpark 3 71,3 7,2 52,8 18,5 28,8<br />
terr. = terrestrisch, VSG = Versiegelungsgrad, Std.abw. = Standardabweichung, Abw. = Abweichung<br />
Quelle: M. Netzband (1998), S. 117, Tab. 10-1 (Auszug)<br />
Die Trägersatelliten der Multispektral-Sensoren<br />
Spot XS und Landsat TM haben e<strong>in</strong>e Repititionsrate<br />
von 26 bzw. 16 Tagen. Somit ist jedes<br />
Jahr mit 2 bis 3 hochwertigen Aufnahmen zu rechnen.<br />
E<strong>in</strong>e bi-/multitemporale Bildauswertung birgt<br />
die Möglichkeit, Veränderungen der Flächennutzung<br />
aufzudecken. Durch das Flächenmonitor<strong>in</strong>g<br />
kann somit auch die Entwicklung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
überwacht werden. Auch wenn die Art<br />
der Veränderung nicht mit hoher Präzision aus den<br />
Daten abzuleiten se<strong>in</strong> sollte, wird die flächenkonkrete<br />
Recherche befördert.<br />
Auswertung analoger und digitalisierter Luftbilder<br />
Durch visuelle Auswertung analoger und digitalisierter<br />
Luftbilder ist die Erfassung versiegelter<br />
und unversiegelter Flächen ebenfalls möglich!<br />
Das Auflösungsvermögen der Color-Infrarot(CIR)-<br />
und Color-Filme jeden üblichen Maßstabs ermöglichen<br />
die Differenzierung versiegelter und unversiegelter<br />
Flächen. Dies gilt unabhängig davon, ob e<strong>in</strong>e<br />
visuelle Bildauswertung monoskopisch oder stereoskopisch,<br />
anhand analoger oder digitaler Luftbilder<br />
durchgeführt wird.<br />
Für die Bestimmung des Versiegelungsgrades müssen<br />
die Ergebnisse die durch Interpretation von Luftbildern<br />
erreicht werden, stets hochwertiger se<strong>in</strong> als<br />
die mittels Multispektral-Klassifi-kation erzeugten. Als<br />
Bearbeitungsmaßstab <strong>für</strong> Bilanzierungen der Versi egelung<br />
kann die Spanne 1:1.000 bis 1:25.000 angegeben<br />
werden.<br />
Die höhere Treffsicherheit bei der visuellen Luftbildauswertung<br />
ist e<strong>in</strong>fach zu begründen. Die Entscheidung,<br />
ob e<strong>in</strong>e Fläche versiegelt ist oder nicht, ist<br />
durch e<strong>in</strong>faches Erkennen des Sachverhaltes getroffen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus besteht die Option, nicht zu<br />
erkennende Sachverhalte zu <strong>in</strong>terpretieren. Ob e<strong>in</strong>e<br />
Fläche im Bereich e<strong>in</strong>es Schlagschatten oder unterhalb<br />
von Baumkronen versiegelt ist, kann häufig<br />
schon aus e<strong>in</strong>fachen Lagebeziehungen geschlos-<br />
sen werden. Die genannten Überdeckungseffekte,<br />
welche <strong>in</strong> allen Aufnahmen auftreten, s<strong>in</strong>d überdies<br />
durch stereoskopische Auswertung von Bildpaaren<br />
z. T. zu kompensieren. Auch wenn die sog. „1 m -<br />
Satelliten“ <strong>in</strong> Zukunft hochauflösendes Bildmaterial<br />
liefern sollten, bleiben diese Vorteile der visuellen<br />
Erfassung von Bild<strong>in</strong>halten bestehen.<br />
Die Aussagen beziehen sich auf -<strong>für</strong><br />
Luftbildauswertungen übliche- Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />
des Siedlungsraumes. Bilanzierungen unterhalb der<br />
Parzellenebene s<strong>in</strong>d möglich aber kaum s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Wenn größere Flächene<strong>in</strong>heiten, wie z. B. der e<strong>in</strong>es<br />
städtischen Siedlungsraumes als<br />
Untersuchungsraum def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d, gilt es<br />
E<strong>in</strong>schränkungen zu machen.<br />
Das Ergebnis der Bilanzierung versiegelter und<br />
unversiegelter Flächen kann aus der Summe der<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> Teilflächen (z. B. Strukturtypen)<br />
errechnet werden. Wenn die E<strong>in</strong>zelflächen lediglich<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es klassierten Ergebnisses (z. B. 10%-<br />
Klassen) erfasst wurden und systematische Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />
vorliegen, wirkt sich dies negativ<br />
auf das Gesamtergebnis aus. Bei sachgerechter<br />
Auswertung (Geländeerkundung) heben sich<br />
Fehle<strong>in</strong>schätzungen <strong>in</strong> der Gesamtbilanz auf.<br />
Geländekartierungen<br />
Entgegen der naheliegenden Erwartung, führt die<br />
Erfassung des Versiegelungsgrades durch Kartierungen<br />
nicht zwangsläufig zu den besten Ergebnissen.<br />
Vorausgesetzt es werden ke<strong>in</strong>e Vermessungen<br />
vorgenommen, ist die Abschätzung von Flächengrößen<br />
und das Übertragen <strong>in</strong> die gewählte Kartengrundlage<br />
e<strong>in</strong>e Fehlerquelle. Dies gilt um so mehr,<br />
wenn die Grundrisse nicht e<strong>in</strong>zusehen s<strong>in</strong>d (Gebäude,<br />
Unzugänglichkeit). Hier stellt sich also nicht<br />
das Problem der Kategorisierung sondern des<br />
mangelhaften Überblicks.
Dieser Mangel kann durch Verwendung aktuellen und<br />
großmaßstäbigen Kartenmaterials wie Liegenschaftskarten<br />
kompensiert werden. Wenn außerdem Luftbildmaterial<br />
mitgeführt und/oder <strong>für</strong> die Vorerkundung<br />
verwendet wird, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der Geländekartierung<br />
nicht durch Fernerkundungsmethoden zu<br />
übertreffen.<br />
Wird die Kartierung nicht flächendeckend im Untersuchungsgebiet<br />
durchgeführt, ist e<strong>in</strong>e Gesamtbilanzierung<br />
nur denkbar, wenn die E<strong>in</strong>zelerhebungen<br />
als repräsentativ <strong>für</strong> das Untersuchungsgebiet gelten<br />
dürfen.<br />
Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />
Durch Auswertung von Flächennutzungsdaten kann<br />
ebenfalls der Versiegelungsgrad bezogen auf Nutzungstypen<br />
abgeleitet werden. Sowohl aus statistischem<br />
Datenmaterial <strong>für</strong> adm<strong>in</strong>istrative Räume als<br />
auch aus topographischen und thematischen Kartenwerken<br />
können zusätzlich wertvolle Informationen<br />
entnommen werden. Neben der Auswertung<br />
e<strong>in</strong>zelner Materialien kann durch GIS-Techniken<br />
der Informationsgehalt mehrerer Fachschichten<br />
komb<strong>in</strong>iert werden.<br />
Die Auswertung alle<strong>in</strong> dieser Sekundärdaten kann<br />
die Erhebung versiegelter Flächen nicht ersetzen.<br />
Das Beispiel der Gesamtbilanzierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
(Kap. 5.1) zeigt jedoch, dass die Auswertung von<br />
Flächennutzungsdaten durchaus e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Hilfsmittel <strong>für</strong> die Versiegelungserhebung se<strong>in</strong> kann.<br />
Im übrigen sollte die Nutzung sachdienlicher Materialien<br />
e<strong>in</strong> Bestandteil jeder Erhebungsmethodik<br />
se<strong>in</strong>.<br />
• Die Bilanzierung der Versiegelung, welche lediglich<br />
auf e<strong>in</strong>er Differenzierung versiegelter und<br />
unversiegelter Flächen beruht, ist <strong>in</strong> den aufgezeigten<br />
Grenzen durch alle Erhebungsverfahren<br />
zu leisten.<br />
• Die jeweiligen Methoden führen zu den besten<br />
Ergebnissen, wenn Ergebnisse bzw. Datengrundlagen<br />
anderer Methoden <strong>in</strong> die Erhebung e<strong>in</strong>fließen.<br />
• Während visuelle Bildauswertung und Kartierung<br />
immer e<strong>in</strong>en Bezug zu strukturellen E<strong>in</strong>heiten<br />
herstellen, muss <strong>für</strong> die pixelbezogenen<br />
Klassifikationsergebnisse e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>für</strong><br />
s<strong>in</strong>nvolle Raume<strong>in</strong>heiten gefordert werden. In<br />
Abhängigkeit vom Zielmaßstab muss besonders<br />
<strong>für</strong> zunehmend kle<strong>in</strong>e Raume<strong>in</strong>heiten die zu erwartende<br />
Gültigkeit des Ergebnisses dargestellt<br />
werden.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4.4.2. Erfassung der Versiegelungsqualität<br />
An dieser Stelle soll die Eignung der Erhebungsverfahren<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der <strong>in</strong> Kapitel 2.4 formulierten<br />
qualitativen Aspekte versiegelter Flächen<br />
diskutiert werden.<br />
E<strong>in</strong>e Differenzierung vollversiegelter und teilversiegelter<br />
Freiflächen durch Auswertung von<br />
Satelliten- und Flugzeugscannerdaten ist nicht<br />
möglich.<br />
In Abhängigkeit vom Datenmaterial ist <strong>in</strong> gewissen<br />
Grenzen e<strong>in</strong>e Trennung zwischen bebauter Fläche<br />
und versiegelter Freifläche zu erreichen. Die überbauten<br />
Flächen können ihrerseits auf niedrigem<br />
Differenzierungsniveau strukturiert werden. Wo die<br />
diesbezügliche Leistungsgrenze spektraler und<br />
räumlicher Klassifikation liegt, kann nicht abschließend<br />
beurteilt werden.<br />
Die Möglichkeiten, die e<strong>in</strong>e visuelle Luftbildauswertung<br />
bietet, müssen differenziert betrachtet<br />
werden. Neben dem Auflösungsvermögen des<br />
Films wirkt der Bildmaßstab <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />
limitierend. Selbstredend steigt die Detailerkennbarkeit<br />
mit dem Maßstab an, Bildmaßstäbe <<br />
1:10.000 scheiden <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Differenzierung der<br />
Versiegelungsqualitäten überwiegend aus.<br />
Alle<strong>in</strong> durch die Lage und Ausdehnung versiegelter<br />
Flächen bekommt der Bild<strong>in</strong>terpret e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />
H<strong>in</strong>weis auf spezielle bauliche Ausprägungen.<br />
So kann er z. B. bei Hauptverkehrsstraßen mit<br />
großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auf Vollversiegelung<br />
schließen.<br />
Die Aufgabe bleibt <strong>in</strong>sgesamt jedoch auch bei<br />
großmaßstäbiger Aufnahme diffizil. Sie kann als<br />
typische Interpretationsleistung betrachtet werden.<br />
Schotter- und Kiesflächen sowie wassergebundene<br />
Decken können meist als teilversiegelt identifiziert<br />
werden. Gleiches gilt <strong>für</strong> Befestigungen, die e<strong>in</strong>en<br />
ausreichenden Bewuchs erlauben (z. B. Rasengitter),<br />
hier kommen die Vorteile der CIR-Luftbilder<br />
zum tragen. Sonstige Verbundmaterialien lassen<br />
sich i. d. R. nicht von betonierten oder asphaltierten<br />
Flächen trennen.<br />
Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation kann also nicht die<br />
gesamte Palette teilversiegelnder Oberflächen von<br />
vollversiegelten Flächen getrennt werden. Die Ansprache<br />
e<strong>in</strong>er konkreten Belagart kann nur <strong>in</strong> Ausnahmen<br />
erfolgen. Demgegenüber ist jedoch die<br />
Erfassung von Teilversiegelungen i. S. e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>räumigen<br />
Nebene<strong>in</strong>ander von versiegelter- und<br />
unversiegelter Fläche (heterogen-teilversiegelt) zu<br />
erfassen. Dies ist <strong>in</strong>sofern von Bedeutung, als dass<br />
auf diese Weise nicht flächig versiegelte Bereiche<br />
kartiert werden können.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
27
28<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
So ermöglicht die Auswertung von Luftbildmaterial<br />
die Aufnahme von bebauten, versiegelten, und<br />
heterogen-teilversiegelten Flächen. Außerdem ist<br />
teilweise e<strong>in</strong>e Trennung von teil- und vollversiegelnden<br />
Oberflächen möglich. Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />
sie unentbehrlich <strong>für</strong> die flächenhafte Aufnahme der<br />
sog. Gunstfaktoren wie Wasserflächen und Vegetation.<br />
Schließlich kommt die visuelle Bildauswertung <strong>für</strong><br />
die Vorerkundung der Geländeaufnahmen zur Anwendung,<br />
die e<strong>in</strong>e Kartierung weiterer qualitativer<br />
Merkmale der versiegelten Flächen zum Ziel haben.<br />
Dementsprechend kommt der Geländekartierung<br />
e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Aufnahme der qualitativen Merkmale<br />
versiegelter Flächen zu.<br />
Insbesondere die über die Differenzierung von<br />
versiegelten Flächen h<strong>in</strong>ausgehenden Informationen<br />
wie Belag- und Entwässerungsart können<br />
i. d. R. nur vor Ort erhoben werden.<br />
• Satellitenbilddaten scheiden <strong>für</strong> die Erhebung<br />
qualitativer Versiegelungsmerkmale weitestgehend<br />
aus.<br />
• Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation ist e<strong>in</strong>e Trennung<br />
von teil zu vollversiegelten Flächen z. T. zu erreichen.<br />
Heterogen teilversiegelte E<strong>in</strong>heiten und<br />
Gunstfaktoren s<strong>in</strong>d zu erfassen.<br />
• E<strong>in</strong>e differenzierte Aufnahme qualitativer Eigenschaften<br />
versiegelter Flächen ist durch e<strong>in</strong>e<br />
Geländekartierung zu leisten.<br />
4.4.3. Weitere Aspekte der Eignung<br />
Lagegenauigkeit der zu erhebenden Daten<br />
E<strong>in</strong>e 100%ige Lagepräzision abzubildender Objekte<br />
ist e<strong>in</strong>e Illusion. Die Lagegenauigkeit beruht letztlich<br />
auf e<strong>in</strong>er Konvention. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zuhaltender Grenzwert<br />
wird <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>en Maßstab def<strong>in</strong>iert. Bei thematischen<br />
Abbildungen wird dieser Grenzwert den<br />
Nutzeransprüchen angepasst. Schließlich kommt es<br />
vor, das Objekte <strong>in</strong> verzerrte Kartengrundlagen (z.<br />
B. analoge Flurkarten) e<strong>in</strong>gepasst werden müssen.<br />
Da es sich bei der digitalen Bildverarbeitung um<br />
e<strong>in</strong>e Analyse der Pixel<strong>in</strong>formation handelt, entspricht<br />
die Lagegenauigkeit der Ergebnisse im<br />
Raum denen der Pixelfläche. Über Passpunkte wird<br />
die Szene <strong>in</strong> das geodätischen Koord<strong>in</strong>atensystem<br />
e<strong>in</strong>gepasst und die relative Lage der Bildpunkte<br />
zue<strong>in</strong>ander durch e<strong>in</strong>e geometrische Transformation<br />
korrigiert.<br />
Für die Satellitenbilder wird gewöhnlich Subpixel-<br />
Genauigkeit erreicht. Die Verortung von Oberflächen<br />
spielt also nur unterhalb des Zielmaßstabes (<<br />
1:25.000) e<strong>in</strong>e Rolle und wird dann durch die Pixelausdehnung<br />
limitiert.<br />
Die komplexen geometrischen Verzerrungen, die<br />
sich bei Aufnahmen durch flugzeuggestützte Systeme<br />
ergeben, s<strong>in</strong>d nur schwer zu kontrollieren. So<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
verbleiben Lageungenauigkeiten, die besonders im<br />
Bereich des Zeilenrandes bis auf e<strong>in</strong> mehrfaches<br />
der Pixelgröße anwachsen können. Diese geometrischen<br />
Abweichungen s<strong>in</strong>d also auch im Bereich<br />
des Zielmaßstabes zu berücksichtigen.<br />
Die Umsetzung der Bild<strong>in</strong>formation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kartenebene<br />
erfolgt bei der visuellen Bildauswertung <strong>in</strong><br />
unterschiedlicher Weise. Werden die Grenzen der<br />
Kartiere<strong>in</strong>heiten erst auf Transparente gezeichnet<br />
und anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Karte übertragen, treten<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Verfahren die höchsten Verzeichnungsfehler<br />
auf. Wird als transparente Zeichengrundlage<br />
e<strong>in</strong>e Karte verwendet, kann der<br />
Übertragungsfehler e<strong>in</strong>geschränkt werden. E<strong>in</strong>e<br />
weitere Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, die Geometrien<br />
zu scannen und mittels Bildverarbeitung zu entzerren.<br />
Es treten ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Verzerrungen auf,<br />
wenn die Ergebnisse <strong>in</strong> die Geometrien bestehender<br />
thematischer Karten e<strong>in</strong>gefügt werden können.<br />
Werden Orthophotos ausgewertet, wird die Lagegenauigkeit<br />
der Bild<strong>in</strong>formation durch die Güte der<br />
geometrischen Entzerrung bestimmt.<br />
Höchsten Ansprüchen wird die Stereomessung<br />
anhand analoger Bildpaare mittels analytischer<br />
Auswertesysteme gerecht. Dieses Verfahren ist<br />
jedoch nur unter der Voraussetzung s<strong>in</strong>nvoll, wenn<br />
den Luftbildern exakte Passpunkte zu entnehmen<br />
s<strong>in</strong>d. Dies wird u. a. durch Signale erreicht, die vor<br />
dem Bildflug im Gelände angebracht wurden. Deren<br />
Koord<strong>in</strong>aten können mittels Aerotriangulation ermittelt<br />
werden.<br />
Die Stereomessung wird relevant, wenn die Versiegelungserhebung<br />
(z. B. zum Zweck e<strong>in</strong>er Bemessung<br />
der Abwassergebühren) parzellenscharf erfolgen<br />
muss.<br />
Die durch die Geländekartierung zu erreichenden<br />
Genauigkeiten s<strong>in</strong>d im wesentlichen von der Kartengrundlage<br />
abhängig, da die Kartiere<strong>in</strong>heiten<br />
denen der Karte angepasst se<strong>in</strong> sollten. Die Eigenschaften<br />
der versiegelten Flächen werden als Code<br />
oder <strong>in</strong> Textform auf die Kartiere<strong>in</strong>heit zu beziehen<br />
se<strong>in</strong>. Sollen E<strong>in</strong>zelflächen freihändig e<strong>in</strong>getragen<br />
werden, ist natürlich mit relativ (im Kartenmaßstab)<br />
großen Lage- und Geometriefehlern zu rechnen.
Neben den fachlich begründeten Eignungen der<br />
unterschiedlichen Verfahren s<strong>in</strong>d weitere Aspekte<br />
anzuführen, die e<strong>in</strong>e Entscheidung <strong>für</strong> oder wider<br />
des E<strong>in</strong>satzes e<strong>in</strong>er Methode bee<strong>in</strong>flussen. Zu<br />
nennen s<strong>in</strong>d hier der zeitliche Aufwand, die technischen<br />
und personellen Voraussetzungen und die<br />
sich aus diesen Aspekten ergebenden Kosten.<br />
Zeitaufwand <strong>für</strong> die Erhebung<br />
Der zeitliche Aspekt bei der Erhebung versiegelten<br />
Flächen ist <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Dynamik der Flächennutzungsentwicklung<br />
zu betrachten. Es muss<br />
gewährleistet se<strong>in</strong>, dass die Ergebnisse nach Abschluss<br />
der Untersuchung als aktuell gelten dürfen.<br />
Die Auswertung digitaler Satellitenbilddaten kann <strong>in</strong><br />
dieser H<strong>in</strong>sicht als unproblematisch e<strong>in</strong>gestuft werden.<br />
Dies gilt unabhängig davon, ob e<strong>in</strong>e Vollszene<br />
(Land, Region) oder e<strong>in</strong> Ausschnitt bearbeitet wird.<br />
Die Dauer der Verarbeitung selbst schwankt natürlich<br />
je nach Intensität, gewährleistet jedoch stets<br />
Aktualität. Limitierend wirkt im Verhältnis zur Bearbeitungsdauer<br />
eher die Verfügbarkeit e<strong>in</strong>er Szene<br />
mit bestimmtem Aufnahmezeitpunkt (z. B. vor Belaubung)<br />
aus.<br />
Flugzeugscannerdaten bedürfen e<strong>in</strong>er deutlich<br />
<strong>in</strong>tensiveren Datenvorverarbeitung. Die Größe des<br />
Untersuchungsgebietes und die speziellen Aufnahmeparameter<br />
können den Prozessierungsaufwand<br />
stark bee<strong>in</strong>flussen. Werden die Daten e<strong>in</strong>er aktuellen<br />
Befliegung ausgewertet, genügen sie ebenfalls<br />
dem Aktualitätsanspruch.<br />
Wenn nicht auf bestehende Daten zurückgegriffen<br />
werden kann, ist der Zeitaufwand <strong>für</strong> die Projektvorbereitung<br />
im Vorfeld der Scannerbefliegung zu<br />
berücksichtigen.<br />
Der Zeitbedarf <strong>für</strong> die visuelle Auswertung von<br />
Luftbildern unterliegt anderen Parametern.<br />
• Größe des Untersuchungsgebietes, Bildmaßstab<br />
und damit Anzahl auszuwertender Bilder,<br />
• Interpretationstiefe, mittlere Größe der Kartiere<strong>in</strong>heiten,<br />
selektive oder flächendec??kende<br />
Bearbeitung,<br />
• technische Ausstattung, Anzahl der Bearbeiter,<br />
• Geländeerkundungen, ggf. Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
Kartierschlüssels,<br />
• Verfahrensvarianten zur Erfassung und Aufbereitung<br />
der Daten, Verfahren der Ergebnisdarstellung.<br />
Auch hier ist der Zeitbedarf <strong>für</strong> vorbereitende Arbeiten<br />
im Vorfeld e<strong>in</strong>es ggf. durchzuführenden Bildfluges<br />
zu berücksichtigen.<br />
Wird der Zeitfaktor also als vorrangig bei der Projektdurchführung<br />
erachtet, s<strong>in</strong>d die Parameter ent-<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
sprechend zu setzen. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Aussage<br />
<strong>für</strong> den Zeitbedarf e<strong>in</strong>er Bild<strong>in</strong>terpretation ist<br />
nicht zu treffen.<br />
Der Zeitaufwand <strong>für</strong> Kartierungen ist natürlich beträchtlich.<br />
E<strong>in</strong>e flächendeckende Erhebung <strong>für</strong><br />
städtische Siedlungen scheidet unter dem Aspekt<br />
der Ergebnisaktualität aus. Neben der eigentlichen<br />
Geländearbeit fällt besonders die Vorerkundung der<br />
zu kartierenden Areale zeitlich <strong>in</strong>s Gewicht. Alle<strong>in</strong><br />
die Variabilität möglicher Aufnahme<strong>in</strong>tensitäten<br />
erlaubt auch hier ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Aussagen zum<br />
nötigen Zeitaufwand. Werden detaillierte Flächenaufzeichnungen<br />
vermieden und die unter Kapitel<br />
2.4 genannten qualitativen Aspekte <strong>in</strong> codierter<br />
Form aufgenommen, kann die Erhebung zeitlich<br />
optimiert werden.<br />
Technische und personelle Voraussetzungen<br />
Zu den technischen Voraussetzungen ist lediglich<br />
festzuhalten, dass die Anwendung der jeweiligen<br />
Methoden e<strong>in</strong>e technische M<strong>in</strong>destausstattung<br />
bed<strong>in</strong>gt. Die Auswertung digitaler Bilddaten und die<br />
Erzeugung von Orthophotos bedarf e<strong>in</strong>es Digitalen<br />
Bildverarbeitungssystems. Die photogrammetrisch<br />
orientierte Stereokartierung ist durch e<strong>in</strong> Analytisches<br />
Auswertesystem zu leisten. Stereoskope<br />
kommen bei der visuellen Bild<strong>in</strong>terpretation zum<br />
E<strong>in</strong>satz. Es bedarf ke<strong>in</strong>er ausdrücklichen Betonung,<br />
dass durch e<strong>in</strong>e Vielzahl möglicher Ausführungen,<br />
Konfigurationen und erweiternde Komponenten den<br />
speziellen Anforderungen der Versiegelungsanalyse<br />
Rechnung getragen werden kann.<br />
Aus Sicht des Verfassers ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
das Herausstellen des personellen Aspektes<br />
vordr<strong>in</strong>glicher. Insbesondere die Bewältigung der<br />
komplexen Anforderungen, die an die Auswertung<br />
digitalen Bildmaterials gebunden s<strong>in</strong>d, müssen<br />
betont werden.<br />
E<strong>in</strong> Digitales Bildverarbeitungssystem muss i. S.<br />
e<strong>in</strong>er Anwendung der vielfältigen Funktionen bedient<br />
werden. Die zielgerichtete Nutzung des Systems<br />
setzt überdies e<strong>in</strong> Verständnis <strong>für</strong> die technischen<br />
Aspekte der Komponenten und die Kenntnis<br />
über statistische-/mathematische Grundlagen der<br />
Funktionen voraus. Mit e<strong>in</strong>em Wort, es s<strong>in</strong>d Fachkräfte<br />
erforderlich. Mit E<strong>in</strong>schränkungen gilt dies<br />
auch <strong>für</strong> die Arbeit am Analytischen Auswertesystem.<br />
Die Bedienung der Systemkomponenten setzt<br />
jedoch photogrammetrische Kenntnisse nicht voraus.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
29
30<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Der E<strong>in</strong>satz der Systeme ist natürlich nur bei ausreichendem<br />
Verständnis <strong>für</strong> den jeweiligen Untersuchungsgegenstand<br />
gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend. Mit zunehmender<br />
Komplexität der zu analysierenden Ersche<strong>in</strong>ungen<br />
ist e<strong>in</strong>e fachliche Kooperation notwendig.<br />
Bei der visuellen Bildauswertung s<strong>in</strong>d die Gewichte<br />
eher gleich verteilt. Zunächst ist <strong>für</strong> die Bewertung<br />
des beobachteten Bild<strong>in</strong>haltes e<strong>in</strong> hohes Verständnis<br />
<strong>für</strong> die landschaftsbildenden Elemente, ihrer<br />
Eigenschaften und räumlichen Beziehungen erforderlich.<br />
Weiterh<strong>in</strong> müssen die Methoden der Bild<strong>in</strong>terpretation<br />
beherrscht werden. Und schließlich ist<br />
technische Sachkenntnis erforderlich, da nunmehr<br />
nahezu alle Auswertungen digital umgesetzt und<br />
GIS-fähig aufbereitet werden müssen.<br />
Ist die Leistung von e<strong>in</strong>em Bearbeiter abzudecken,<br />
s<strong>in</strong>d also breitere Fachkenntnisse gefragt. E<strong>in</strong>zelne<br />
Arbeitsphasen können durch geschultes Personal<br />
übernommen werden. Es sei jedoch hervorgehoben,<br />
dass e<strong>in</strong>e bedeutende Fehlerquelle bei der<br />
Bild<strong>in</strong>terpretation, e<strong>in</strong>e heterogene Bewertung der<br />
zu objektivierenden komplexen Bild<strong>in</strong>halte ist.<br />
Bei der Geländekartierung steht der technische<br />
Aspekt im H<strong>in</strong>tergrund. E<strong>in</strong>e Erhebung qualitativer<br />
und quantitativer Merkmale der Versiegelung ist<br />
nach Aufstellung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels durch<br />
e<strong>in</strong>gewiesenes Personal zu leisten.<br />
Kosten der Fernerkundungsmaterialien<br />
Die Kosten <strong>für</strong> digitales und analoges Satellitenbildmaterial<br />
variieren nach Sensor, dem digitalen<br />
Prozessierungslevel und der Szenengröße. Die<br />
Preise werden voraussichtlich mit Etablierung zukünftiger<br />
kommerzieller Systeme s<strong>in</strong>ken.<br />
Die notwendigen Aufwendungen <strong>für</strong> flugzeuggestützte<br />
Aufnahmen resultieren vorwiegend aus zwei<br />
Aspekten:<br />
• Größe des Untersuchungsgebietes<br />
• Konfiguration der Aufnahmeparameter<br />
Anhand der Luftbildbefliegung soll dies illustriert<br />
werden. Die Anzahl benötigter Bilder steigt natürlich<br />
mit der Größe des Untersuchungsgebietes. Die<br />
Geometrie des zu befliegenden Terra<strong>in</strong>s bee<strong>in</strong>flusst<br />
aufgrund der notwendigen Längs- und Querüberdeckung<br />
der E<strong>in</strong>zelbilder ebenfalls die Bildanzahl. E<strong>in</strong><br />
weiterer Kostenfaktor ist die Anzahl der notwendigen<br />
Anflüge, welche ebenfalls von der Form des<br />
Untersuchungsgebietes abhängt.<br />
Für Luftbildaufnahmen stehen darüber h<strong>in</strong>aus vielfältige<br />
Optionen zur Konfiguration des Bildfluges<br />
offen. Die Bildanzahl steigt mit dem gewünschten<br />
Bildmaßstab. U. a. s<strong>in</strong>d die Entscheidungen zu<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
treffen, ob e<strong>in</strong>e Doppelkammer (z. B. CIR u. Color)<br />
zum E<strong>in</strong>satz kommt, welches Filmmaterial gewählt<br />
wird, ob e<strong>in</strong>e Signalisierung von Passpunkten im<br />
Gelände erforderlich ist.<br />
Tab. 8: Kosten der Fernerkundungsmaterialien<br />
Bilddaten Kosten/km² [DM]<br />
Satellitenbild 0,2 - 3,5<br />
Flugzeugscannerdaten 200 - 400<br />
Luftbild 50 - 200<br />
Quelle: versch. Autoren, eigene Erhebung<br />
Demzufolge s<strong>in</strong>d die Angaben <strong>in</strong> Tabelle 9 als Abschätzung<br />
zu verstehen, sie dienen e<strong>in</strong>er ersten<br />
Orientierung. Konkrete Angaben <strong>für</strong> flugzeuggestützte<br />
Aufnahmen können erst nach konkreter<br />
Projektdef<strong>in</strong>ition erfolgen.<br />
Projektkosten<br />
Die Festsetzung von Materialkosten <strong>für</strong> die Luftbilder<br />
ist aufgrund der genannten offenstehenden<br />
Optionen kaum möglich. Desto schwerer ist es, die<br />
bei e<strong>in</strong>er vorrangigen Verwendung e<strong>in</strong>es Erhebungsverfahrens<br />
anfallenden Projektkosten e<strong>in</strong>zugrenzen.<br />
Wesentliche Faktoren, die neben den<br />
Materialkosten die Gesamtkosten e<strong>in</strong>er Versiegelungsanalyse<br />
bee<strong>in</strong>flussen, s<strong>in</strong>d der benötigte Zeitaufwand,<br />
die technische Ausstattung und der Personalbedarf.<br />
Der Zeitfaktor bei der visuellen Bildauswertung und<br />
der Geländekartierung wird u. a. von der festzulegenden<br />
Erhebungs<strong>in</strong>tensität bestimmt.<br />
Die Beschaffungs- und Folgekosten <strong>für</strong> das technische<br />
Equipment variiert nach spezifischer Konfiguration<br />
und erweiternden Komponenten.<br />
Für die Arbeit mit Fernerkundungsmaterialien ist der<br />
E<strong>in</strong>satz von Fachpersonal erforderlich, <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />
trifft dies nur z. T. zu. Für Kartierungen<br />
und <strong>für</strong> visuelle Bildauswertungen (mit E<strong>in</strong>schränkung<br />
auf e<strong>in</strong>zelne Arbeitsphasen), können nach<br />
Bedarf mehrere Bearbeiter e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Aufgrund des Zusammenspiels der genannten<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Aussagen<br />
möglich. Dies erklärt, dass die Kostenbewertungen<br />
e<strong>in</strong>zelner Anwender sehr unterschiedlich ausfallen<br />
oder sich widersprechen. Für e<strong>in</strong>e Orientierung mag<br />
folgendes Beispiel ausreichen.
G. Grenzdörffer (1997, Tab. 1, S. 39) gibt Werte <strong>für</strong><br />
Fernerkundungsverfahren, bezogen auf maßstabsspezifische<br />
Anwendungen im urbanen Raum, an.<br />
Demnach s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die Auswertung von Satellitenbilddaten<br />
bei e<strong>in</strong>er Projektfläche von 500 km² und<br />
e<strong>in</strong>em Maßstabsbereich von 1 : 25.000 – 1 : 50.000<br />
rd. 50 TDM (DM 100/km²) anzusetzen. Für Auswertungen<br />
auf Basis von Luftbild- und Flugzeugscannerdaten,<br />
bezogen auf e<strong>in</strong>e Projektfläche<br />
von 80 km² und e<strong>in</strong>en Maßstabsbereich von 1 :<br />
2.000 – 1 :25.000, ermittelte er Kosten von 40 –<br />
160 TDM (500 - 2.000 DM/km², <strong>in</strong>kl. Befliegungskosten<br />
5 ).<br />
Der Zielmaßstab der Verfahren ist unterschiedlich.<br />
Für Erhebungen auf der Basis von Satellitenbilddaten<br />
wird er durch die <strong>in</strong> den vorausgegangenen<br />
Kapiteln erörterten Parameter limitiert (< 1:25.000).<br />
Geländekartierungen <strong>in</strong> Maßstäben < 1:5.000 s<strong>in</strong>d<br />
alle<strong>in</strong> aufgrund der Größe der zu überblickenden<br />
Bezugsflächen nicht s<strong>in</strong>nvoll. Die Bearbeitungsmaßstäbe<br />
der visuellen Bildauswertung vermitteln<br />
zwischen den erstgenannten Verfahren und schließen<br />
diese z. T. e<strong>in</strong>.<br />
Insofern wird die Eignung der jeweiligen Verfahren<br />
zunächst durch das Untersuchungsziel und dem<br />
daraus resultierenden Detaillierungsgrad bestimmt.<br />
E<strong>in</strong>e monetäre Abwägung ist lediglich bei diesbezüglich<br />
vergleichbarer Leistungsfähigkeit der Methoden<br />
s<strong>in</strong>nvoll.<br />
4.5. Integration der Erhebungsverfahren<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />
Die Ansprüche des Anwenders an die Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
variieren sehr nach <strong>in</strong>haltlicher<br />
und räumlicher Auflösung. Der Bedarf reicht von<br />
e<strong>in</strong>er landesweiten Übersicht zur Versiegelungssituation<br />
bis h<strong>in</strong> zu flächenkonkreten Informationen<br />
als Grundlage <strong>für</strong> Folgeabschätzungen und Maßnahmenplanungen.<br />
E<strong>in</strong> breiter, fachübergreifender<br />
Anwendernutzen ist demnach nur durch Bereitstellung<br />
e<strong>in</strong>er maßstabsabhängigen, <strong>in</strong>haltlich hierarchisch<br />
gestaffelten Datengrundlage zu erreichen.<br />
E<strong>in</strong>e umfassende Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ist nach Auffassung<br />
des Verfassers nur durch e<strong>in</strong>e Integration der Verfahren<br />
zu erreichen.<br />
5 Durch Auswertung vorhandener analoger Luftbilder<br />
s<strong>in</strong>ken die Kosten erheblich. Wenn digitales Bildmaterial<br />
ausgewertet wird (monoskopisch), werden Zeitbedarf<br />
(>10 km²/Tag) und Kosten nochmals deutlich gesenkt.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die Auswertung von Satellitenbilddaten <strong>für</strong> regionale<br />
und landesweite Bilanzierungen kommt <strong>für</strong><br />
Maßstäbe ≤ 1:25.000 <strong>in</strong> Betracht. Die Erfassung<br />
von wirkungsrelevanten Eigenschaften versiegelter<br />
Flächen ist lediglich durch Geländekartierung <strong>in</strong><br />
Maßstäben ca. ≥ 1:5.000 zu erreichen. Durch visuelle<br />
Auswertung von Luftbildmaterialien ist die Lücke<br />
zu schließen 6 .<br />
Es s<strong>in</strong>d hier jedoch die e<strong>in</strong>leitend angedeuteten<br />
E<strong>in</strong>schränkungen zu berücksichtigen.<br />
• Es wurde gezeigt, dass die Satellitenbild<strong>in</strong>formation<br />
sehr wohl e<strong>in</strong>er Bestimmung des Versiegelungsgrades<br />
e<strong>in</strong>er Pixelfläche zugänglich<br />
ist. Die immer auftretenden Klassifikationsfehler<br />
bedürfen e<strong>in</strong>er Quantifizierung <strong>in</strong> der Fläche.<br />
Der Zielmaßstab selbst sagt zuwenig über die<br />
Nutzbarkeit von Bilanzen, die ja auf räumliche<br />
E<strong>in</strong>heiten zu beziehen s<strong>in</strong>d, aus. Dies trifft <strong>in</strong>sbesondere<br />
auf den mittelmaßstäbigen Grenzbereich<br />
zu. Es ist <strong>für</strong> zunehmend kle<strong>in</strong>e Raume<strong>in</strong>heiten<br />
notwendig, den zu erwartenden Fehler<br />
zu bestimmen, um Schlussfolgerung aus der<br />
Versiegelungs<strong>in</strong>formation ziehen zu können.<br />
• Die visuelle Bild<strong>in</strong>terpretation ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />
flächenhafte Kartierung der Siedlungsräume.<br />
Sie kann die notwendigen Referenzwerte <strong>für</strong> die<br />
Satellitenbildauswertung liefern und ist Bestandteil<br />
der Bildauswertung ist die Geländekartierung.<br />
• Nur die Geländekartierung ermöglicht e<strong>in</strong>e Erhebung<br />
aller versiegelungsrelevanten Merkmale<br />
e<strong>in</strong>er Raume<strong>in</strong>heit. Sie ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>ige Fragestellungen<br />
unumgänglich. Werden zielgerichtet homogene<br />
Strukture<strong>in</strong>heiten erfasst, ist e<strong>in</strong>e Extrapolation<br />
der Ergebnisse möglich.<br />
Schlussfolgernd ist festzustellen, dass e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Versiegelungsanalyse nicht durch e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander<br />
der Erhebungsverfahren zu erreichen<br />
ist. Die Schaffung e<strong>in</strong>er breiten Informationsgrundlage<br />
kann vielmehr nur durch e<strong>in</strong>e Integration der<br />
Verfahren erreicht werden. E<strong>in</strong>e derartige Leistung<br />
kann im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen erbracht werden.<br />
6 Die Erfassung mittels flugzeuggestützter Scanner wird<br />
hier ausgeklammert. Hohe Befliegungskosten, die genannten<br />
Probleme zur Datenvorverarbeitung und im<br />
Vergleich zu Luftbildauswertungen weniger verläßliche<br />
Ergebnisse wiegen m. E. den Vorteil e<strong>in</strong>er schnelleren<br />
Bearbeitung nicht auf. Der E<strong>in</strong>satz dieser Systeme<br />
könnte sich überdies durch e<strong>in</strong>e zukünftige Verfügbarkeit<br />
von hochauflösenden Satellitenbilddaten erübrigen.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
31
32<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4.5.1. Zielvorgaben <strong>für</strong> die Erhebung der<br />
Versiegelungs<strong>in</strong>tensität und -qualität<br />
Nachfolgend werden Zielvorgaben skizziert, die<br />
sowohl alle relevanten Maßstabsebenen repräsentieren<br />
als auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung (Auswertung) der<br />
Ergebnisse <strong>in</strong> den jeweils kle<strong>in</strong>eren Maßstab ermöglichen.<br />
A1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />
Klassifikation von multispektralen Satellitenbilddaten.<br />
• Zielgebiete s<strong>in</strong>d Landesfläche, Regionen und urbane<br />
Räume.<br />
• Erfassung des Versiegelungsgrades gestaffelt<br />
nach 11 Klassen (0, 0≤10 %... 90≤100 %) ist anzustreben.<br />
• Verifikation der Ergebnisse und Ermittlung des zu<br />
erwartenden Fehlers bezogen auf homogene<br />
Raume<strong>in</strong>heiten.<br />
• Zielmaßstab (1 : 25.000), 1 : 50.000 - 1 : 100.000.<br />
A2 Flächenmonitor<strong>in</strong>g durch Klassifikation bitemporaler<br />
Datensätze<br />
• Ermittlung von Flächennutzungsveränderungen im<br />
beobachteten Zeitraum<br />
• Zielgebiete und Zielmaßstab wie oben.<br />
B1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />
visuelle Auswertung von Luftbildmaterial<br />
(Übersichtskartierung).<br />
• Zielgebiete s<strong>in</strong>d ausgewählte urbane und ländliche<br />
Räume.<br />
• Flächendeckende Erfassung des Versiegelungsgrades<br />
gestaffelt nach 11 Klassen.<br />
• Als räumliche Bezugse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d Strukture<strong>in</strong>heiten<br />
auf mittlerer Ebene (Misch-, Wohn-,<br />
Gewerbe-/Industriegebiet etc.) zu wählen.<br />
• Zielmaßstab 1 : 10.000 - 1 : 25.000.<br />
B2 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> und<br />
weitestgehende Differenzierung <strong>in</strong>nerhalb teil-<br />
und vollversiegelter Flächen durch stereoskopische<br />
Auswertung von Luftbildmaterial (detaillierte<br />
Kartierung).<br />
• Die Auswertung erfolgt <strong>für</strong> ausgewählte urbane<br />
(Teil-)Räume und ländliche Siedlungen.<br />
• Erfassung des Versiegelungsgrades, der Flächenanteile<br />
von Überbauung, versiegelter und heterogen-teilversiegelter<br />
Freifläche sowie Auswertung<br />
nach Gunstfaktoren (Vegetation).<br />
• Als Bezugsflächen kommen Strukture<strong>in</strong>heiten höherer<br />
Differenzierung (Reihenhausbebauung, offene<br />
Blockrandbebauung) <strong>in</strong> Frage.<br />
• Zielmaßstab 1 : 5.000 - 1 : 10.000.<br />
C1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> und<br />
Erhebung qualitativer Merkmale durch Geländekartierung.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
• Kartierung von repräsentativen Teilräumen <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Siedlungsflächen.<br />
• Erfassung des Versiegelungsgrades und Differenzierung<br />
zwischen teil- und vollversiegelten Flächen,<br />
Aufnahme der Belagsarten und der Nutzung,<br />
Aufnahme weiterer qualitativer Eigenschaften<br />
der versiegelten Flächen.<br />
• Als räumliche Bezugse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d Siedlungsstrukturen<br />
mit hoher Differenzierung bzw.<br />
Parzellen zu wählen<br />
• Zielmaßstab 1 : 1.000 – 1 : 5.000.<br />
4.5.2. Umsetzung der Zielvorgaben<br />
Es existieren ke<strong>in</strong>e operationalisierten Verfahren<br />
zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong>! So gibt es<br />
weder Vorgaben <strong>für</strong> die Vorgehensweise der Multispektral-Klassifikation<br />
noch liegen maßstabsbezogene<br />
Kartierschlüssel <strong>für</strong> die visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
vor. Lediglich <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />
wurden Kennzahlen entwickelt bzw. Teilaspekte der<br />
Versiegelung <strong>in</strong> Kartierschlüssel umgesetzt.<br />
Schlussfolgernd darf die Erfassung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
durch Fernerkundungsverfahren<br />
nicht als Rout<strong>in</strong>earbeit verstanden werden. Die<br />
Verfahrensschritte bedürfen vielmehr e<strong>in</strong>er Entwicklung.<br />
Ihr sollte im Rahmen e<strong>in</strong>es zu konkretisierenden<br />
Gesamtprojektes der notwendige Raum gegeben<br />
werden!<br />
Im Falle der Satellitenbildauswertung ist dies ke<strong>in</strong>eswegs<br />
die Ausnahme. Hier ist die Entwicklung<br />
des Verfahrens als Optimierungsprozess vielmehr<br />
e<strong>in</strong> charakteristisches Merkmal der Arbeit.<br />
Auch <strong>für</strong> die visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation müssen<br />
erst Verfahren entworfen werden, die e<strong>in</strong>e Übertragbarkeit<br />
der Ergebnisse auf andere Räume ermöglichen.<br />
Erst nach Prüfung verschiedener Erfassungsvarianten<br />
kann e<strong>in</strong> Kartierschlüssel entworfen<br />
werden.<br />
Der Dialog mit den potentiellen Anwendern ist zu<br />
suchen. Hier s<strong>in</strong>d neben den Vertretern der Fachbereiche<br />
die jeweiligen Kommunen zu nennen, die<br />
e<strong>in</strong> besonderes Interesse an den Ergebnissen haben.<br />
Auf diese Weise kann e<strong>in</strong> fachlicher Konsens<br />
befördert werden, auf besondere Bedürfnisse e<strong>in</strong>gegangen<br />
und eventueller Mehrfachbearbeitung<br />
begegnet werden.<br />
Das anzustrebende Ine<strong>in</strong>andergreifen der Erhebungsverfahren<br />
bed<strong>in</strong>gt, dass e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ation der<br />
Arbeitsebenen mit dem Ziel e<strong>in</strong>er fachlichen und<br />
zeitlichen Optimierung zu leisten ist. Dies be<strong>in</strong>haltet<br />
das Festlegen der projektspezifischen fachlichen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Kommunikation<br />
zwischen den Teilprojekten gewährleistet.
4.5.3. Konkretisierung möglicher Arbeitsphasen<br />
A Vorbereitungsphase<br />
A1 Personeller Projektrahmen: Konkretisierung<br />
der Personalstruktur<br />
• Koord<strong>in</strong>ation<br />
• Satellitenbildauswertung<br />
• Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
• Kartierung<br />
A2 Fachlicher Projektrahmen: Konkretisierung<br />
der fachlichen Projektstruktur<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung fachlicher Aspekte seitens der<br />
Anwender<br />
• Festlegung der zu verwendenden Fernerkundungsmaterialien<br />
Verwendung vorhandener Satellitenbilddaten<br />
1997<br />
Erwerb aktueller Satellitenbilddaten (Flächenmonitor<strong>in</strong>g)<br />
Verwendung Farborthophotos 1997<br />
Aktuelle Luftbildbefliegung<br />
• Untersuchungsgebiete (UG): Ermittlung<br />
und Def<strong>in</strong>ition geeigneter UG<br />
Fachliche Kriterien <strong>für</strong> die Festlegung der UG<br />
Ermittlung struktureller Diversität <strong>in</strong> Siedlungsräumen<br />
(Repräsentativität <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen, Übertragbarkeit<br />
der Verfahren/Ergebnisse)<br />
Räumliche Gliederung der UG (Festlegung der<br />
raumstrukturellen E<strong>in</strong>heiten als geme<strong>in</strong>same<br />
Bezugsflächen <strong>für</strong> die 3 Verfahrensebenen)<br />
• E<strong>in</strong>beziehung weiterer Interessen: z. B.<br />
Entsiegelungsprogramm, lokale Agenda<br />
etc.<br />
Dialog mit Fachvertretern der Kommunen<br />
Recherche <strong>in</strong> relevanten Kommunen zu vorhandenen<br />
Materialien (aktuelles Luftbildmaterial,<br />
digitale Stadtkarte, Siedlungsstrukturtypen-,<br />
Stadtbiotopkartierung, digitales Liegenschaftskataster)<br />
als Effizienz – Kriterium<br />
B Entwicklungsphase<br />
B1 Verfahrensentwicklung visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation:<br />
Entwicklung operationalisierter<br />
Verfahren zur Versiegelungsanalyse<br />
auf der Basis visueller Bildauswertung<br />
• Entwicklung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels <strong>für</strong> die<br />
visuelle Auswertung der verwendeten Luftbildmaterialien<br />
Ermittlung UG-spezifischer Raume<strong>in</strong>heiten<br />
Festlegung von Homogenitätskriterien von<br />
siedlungsstrukturellen E<strong>in</strong>heiten<br />
Entwurf e<strong>in</strong>es hierarchisch aufgebauten Typkataloges<br />
Ermittlung <strong>in</strong>haltlicher Auswertekriterien durch<br />
Testauswertungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Geländeerkundungen<br />
(Festlegung <strong>in</strong>haltlicher, luftbildspezifischer<br />
Erfassungskriterien <strong>für</strong> die Erhebung<br />
qualitativer Versiegelungsmerkmale)<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es Codeschlüssels <strong>für</strong> Attributierung<br />
der Versiegelungsmerkmale<br />
• Teil-Untersuchungsgebiete: Ausweisung<br />
der Areale <strong>für</strong> die detaillierte Bildauswertung<br />
und der Geländekartierung<br />
Siehe Auswertungsphase: Auswertung digitaler<br />
Farbluftbilder<br />
• Datenerfassung und Datenaufbereitung:<br />
Entwicklung der Methoden zur Umsetzung<br />
der Auswertungsergebnisse<br />
Datenaufbereitung im Zuge der On-Sreen-<br />
Auswertung digitaler Luftbilder<br />
Datenerfassung und -aufbereitung bei der Stereoauswertung<br />
analoger Luftbilder<br />
Festlegung des Verfahrens zur Attributierung<br />
der digital erfassten Flächene<strong>in</strong>heiten und Def<strong>in</strong>ition<br />
der Datenbankstruktur<br />
<br />
B2 Verfahrensentwicklung Geländekartierung:<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es Verfahrens zur Erfassung<br />
des Versiegelungsgrades sowie qualitativer<br />
Merkmale versiegelter Flächen<br />
• Entwicklung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels <strong>für</strong> die<br />
Geländekartierung<br />
Kennzahlen <strong>für</strong> die Kartierung von komplexen<br />
Sachverhalten (Bodenfunktionszahl, Biotopflächenfaktor<br />
etc.)<br />
Codeschlüssel <strong>für</strong> die Umsetzung der Auswertungsergebnisse<br />
• Ausweisung der zu kartierenden Flächen<br />
Festlegung <strong>in</strong>haltlicher und räumlicher Kriterien<br />
<strong>für</strong> die Ausweisung der Kartier-<br />
/Referenzflächen<br />
B3 Verfahrensentwicklung Satellitenbildauswertung:<br />
Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es vorläufigen<br />
Klassifikationsverfahrens (Verwendung<br />
vorläufiger Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete)<br />
• Recherche zu Verfahren der Multispektral-<br />
Klassifikation <strong>für</strong> die Bestimmung des Versiegelungsgrades<br />
sowie zu Verfahren der<br />
bitemporalen Klassifikation zum Zweck des<br />
Flächenmonitor<strong>in</strong>gs<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
33
34<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
C Auswertungsphase<br />
C1 Visuelle Bildauswertung<br />
• Flächendeckende Übersichtskartierung<br />
des Versiegelungsgrades siedlungsstruktureller<br />
E<strong>in</strong>heiten<br />
Ausweisung von Arealen <strong>für</strong> die detaillierte<br />
Bild<strong>in</strong>terpretation und <strong>in</strong>nerhalb derer, die Areale<br />
<strong>für</strong> die Geländekartierung<br />
Erzeugung der Datengrundlage <strong>für</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete<br />
der Satellitenbildauswertung<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>es digitalen Flächenlayers „Versiegelungsgrad<br />
von Siedlungsstrukturen“ im<br />
Zielmaßstab 1:5.000 – 1:25.000<br />
Ergebniskontrollen anhand der kartierten E<strong>in</strong>heiten<br />
(s. Auswertung analoger Luftbilder/Geländekartierung)<br />
Aufbau der Datenbank<br />
Statistische und kartographische Aufbereitung<br />
• Detaillierte Kartierung des Versiegelungsgrades,<br />
der Versiegelungsstruktur (Verhältnis<br />
überbauter-, voll-, heterogen-teilversiegelter<br />
und unversiegelter Flächen)<br />
sowie der Gunstfaktoren siedlungsstruktureller<br />
E<strong>in</strong>heiten<br />
Geländevorerkundung im Rahmen Geländekartierung,<br />
Ergebniskontrollen anhand kartierter<br />
E<strong>in</strong>heiten (s. Geländekartierung)<br />
Umsetzung der Auswertungsergebnisse entsprechend<br />
gewählter Methodik (s. Entwicklungsphase)<br />
Erzeugung e<strong>in</strong>es digitalen Flächenlayers „Versiegelungsgrad<br />
und -struktur von Siedlungsstrukturen“<br />
im Zielmaßstab 1:5.000 – 1:10.000<br />
Aufbau der Datenbank<br />
Statistische und kartographische Aufbereitung<br />
der Ergebnisse<br />
C2 Geländekartierung<br />
• Kartierung des Versiegelungsgrades und<br />
Differenzierung nach qualitativen Eigenschaften<br />
der Bezugs- und/oder versiegelten<br />
Flächen <strong>für</strong> repräsentative Strukture<strong>in</strong>heiten<br />
Erzeugung von analogen Detailkarten im Maßstab<br />
1:1.000 – 1:5.000, ggf. Digitalisierung als<br />
separaten Layer oder E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> bestehende<br />
Fachschicht, Attributierung der Bezugsflächen<br />
Erzeugung von Referenzflächen <strong>für</strong> die detaillierte<br />
Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
Statistische Aufbereitung und Darstellung im<br />
Kontext weiterer Versiegelungskartierungen,<br />
ggf. Ableitung der Versiegelungstreue als<br />
Homogenitätskriterium struktureller E<strong>in</strong>heiten<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
C3 Satellitenbildauswertung<br />
• Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es Klassifikationsverfahrens<br />
<strong>für</strong> die Erfassung des Versiegelungsgrades<br />
Statistische Aufbereitung der Ergebnisse, Bilanzierung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
Ermittlung der Streuungsparameter <strong>in</strong> Bezug<br />
auf kartierte Strukture<strong>in</strong>heiten (agglomerierte<br />
S.), Berechnung der zu erwartenden Fehler<br />
Berechnung des Versiegelungsgrades <strong>für</strong> urbane<br />
Räume<br />
Erzeugung e<strong>in</strong>er Satellitenbildkarte im Maßstab<br />
1 : 50.000 – 1 : 100.000<br />
Erzeugung e<strong>in</strong>es Themenlayers Versiegelungsgrad<br />
auf Basis agglomerierter Strukture<strong>in</strong>heiten<br />
• Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es bitemporalen<br />
Klassifikationsverfahrens <strong>für</strong> die Erfassung<br />
von Flächennutzungsveränderungen<br />
Statistische Aufbereitung der Ergebnisse, Erstellung<br />
von Nutzungsänderungs-Bilanzen<br />
Ermittlung der Erkennungsleistung absolut und<br />
<strong>in</strong> Bezug auf versiegelungsrelevante Flächen<br />
Erstellung e<strong>in</strong>er Ergebnis-Bildkarte im Maßstab<br />
1 : 50.000 – 1 : 100.000<br />
D Ableitungen im Rahmen der Versiegelungsanalyse<br />
(Beispiele)<br />
• Auswertungen auf den Erhebungsebenen<br />
Stadt-Umland-Beziehungen - Lässt sich Suburbanisierung<br />
anhand e<strong>in</strong>es Flächenmonitor<strong>in</strong>g<br />
nachvollziehen?<br />
Welche Schlussfolgerungen s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>em<br />
Methodenvergleich zwischen Übersichtskartierung<br />
und Satellitenbildauswertung zu ziehen?<br />
Welchen E<strong>in</strong>schränkungen unterliegen<br />
die Klassifikationsergebnisse?<br />
Inwieweit s<strong>in</strong>d die Kartierungsergebnisse mit<br />
denen der Luftbildauswertungen zu harmonisieren?<br />
Ist e<strong>in</strong>e Extrapolation von qualitativen<br />
Merkmalen auf Basis der Bildauswertungen<br />
möglich?<br />
S<strong>in</strong>d Gunstfaktoren (Vegetation) mit Strukturtypen<br />
zu korrelieren?<br />
S<strong>in</strong>d detaillierte Luftbildauswertungen nach Eichung<br />
durch Geländeerhebungen auch <strong>für</strong> die<br />
Erfassung komplexer Versiegelungs-Sachverhalte<br />
e<strong>in</strong>setzbar?<br />
• Auswertungen der Ergebnisse <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />
auf spezielle Vorgaben der Anwender<br />
Bilanzierung der Bodenvernichtung<br />
Ausweisung potentieller Entsiegelungsflächen<br />
Ableitungen zur M<strong>in</strong>derung der Grundwasserneubildung<br />
u. a. m.
5. Bearbeitungsstand der Versiegelungsanalyse<br />
<strong>in</strong> der TLU Jena<br />
5.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
basierend auf Flächennutzungsdaten<br />
und Luftbildauswertungen<br />
Im März 1998 gab die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong><br />
Umwelt (TLU) e<strong>in</strong>e Studie zum Flächennutzungswandel<br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Versiegelung <strong>in</strong><br />
Auftrag. Die Arbeit markiert den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit der Versiegelungsproblematik<br />
durch die TLU und sollte die Basis <strong>für</strong> weitere Untersuchungen<br />
bilden.<br />
5.1.1. Untersuchungsziel<br />
Erwartet wurden Aussagen zur Flächennutzung, zu<br />
deren Wandel sowie zu der damit verbundenen<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong>. Die Ergebnisse sollen sich<br />
auf die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens beziehen.<br />
Hauptziele der Studie<br />
• Quantifizierung der Flächenanteile nach Nutzungstypen<br />
• Quantifizierung der Flächennutzungsentwicklung<br />
• Erstbilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
• Erarbeitung e<strong>in</strong>er Datengrundlage „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />
<strong>für</strong> weiterführende fachübergreifende<br />
Raumanalysen<br />
Teilziele der Studie<br />
• Bilanzierung der Flächennutzungsverteilung und<br />
des -wandels durch Auswertung statistischer,<br />
geme<strong>in</strong>debezogener Flächennutzungsdaten<br />
• Prüfung vorliegender Flächennutzungs- und<br />
Luftbilddaten auf deren Nutzbarkeit <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Ableitung<br />
der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />
• Anwendung bestehender Verfahren <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Ableitung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation aus statistischen<br />
Flächennutzungsdaten<br />
• Erfassung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf der<br />
Basis von Luftbildmaterial <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens<br />
• Entwicklung und Anwendung e<strong>in</strong>er Projektionsmethode<br />
zur Extrapolation der Erhebung<br />
auf die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens unter Verwendung<br />
e<strong>in</strong>er geeigneten Datenbasis<br />
• Ermittlung der Versiegelungstendenz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Teilraum Thür<strong>in</strong>gens durch Auswertung von<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Luftbildmaterial. Bestätigung der Tendenz, die<br />
durch die Flächenstatistik ausgedrückt wird.<br />
Arbeitshypothese<br />
• Die Geme<strong>in</strong>destatistiken der Flächenerhebung<br />
nach Art der tatsächlichen Nutzung (12/92 u.<br />
12/96) erlauben lediglich tendenzielle Rückschlüsse<br />
auf den Grad der Versiegelung und<br />
se<strong>in</strong>er Entwicklung.<br />
• Durch Auswertung von Luftbildmaterial <strong>für</strong> Teilräume<br />
Thür<strong>in</strong>gens kann den Flächennutzungstypen<br />
der Nutzungs- und Biotoptypen-<br />
Kartierung e<strong>in</strong> spezifischer Versiegelungsgrad<br />
zugewiesen werden. Die Ergebnisse können so<br />
auf die Landesfläche extrapoliert werden. Durch<br />
Verwendung der Bezugsbasis “Nutzungstyp”<br />
wird die <strong>Flächenversiegelung</strong> räumlich konkretisiert<br />
und von statistischen Daten adm<strong>in</strong>istrativer<br />
Räume abgekoppelt.<br />
5.1.2. Methodik<br />
Der TLU Jena lagen zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe<br />
die Daten der Flächenerhebung nach<br />
Art der tatsächlichen Nutzung vor. Sie basieren auf<br />
den Liegenschaftskatastern und s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die Geme<strong>in</strong>deflächen<br />
Thür<strong>in</strong>gens summiert. Unter der<br />
Annahme, dass von den Nutzungsarten nur <strong>in</strong> grober<br />
Annäherung auf die <strong>Flächenversiegelung</strong> geschlossen<br />
werden kann, wurde nach e<strong>in</strong>em alternativen<br />
Erhebungsverfahren gesucht.<br />
Die Maßgaben e<strong>in</strong>er landesweiten Ergebnisdarstellung,<br />
e<strong>in</strong>er Lösung von adm<strong>in</strong>istrativen E<strong>in</strong>heiten<br />
sowie e<strong>in</strong>er nachvollziehbaren Methodik<br />
führten zu e<strong>in</strong>em komb<strong>in</strong>ierten Verfahren aus Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
und Auswertung von Flächennutzungsdaten.<br />
Durch Auswertung von Luftbildern <strong>für</strong> Teilräume<br />
Thür<strong>in</strong>gens auf der Basis von räumlich detaillierten<br />
Flächennutzungsdaten, wurde e<strong>in</strong>e Kennzeichnung<br />
der Nutzungstypen durch e<strong>in</strong>en spezifischen Versiegelungsgrad<br />
angestrebt. Durch rechnergestützte<br />
Extrapolation der Ergebnisse auf die landesweit<br />
vorliegenden Datensätze sollte e<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> erreicht werden.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
35
36<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Tab. 9: Abhängigkeit zwischen Zielmaßstab und Erhebungsmethodik<br />
spezifischer Versiegelungsgrad absoluter Versiegelungsgrad<br />
räumlicher E<strong>in</strong>heiten<br />
und Flächenfunktion<br />
Maßstab Zielmaßstab wird größer<br />
Ziele<br />
Methode<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Landesübersicht Maßnahmenplanung<br />
Schwerpunktanalyse u. a. Folgeabschätzung u. a.<br />
Flächentypisierung Detailaufnahmen<br />
Bilanzierung qualitative Merkmale<br />
statistische Erhebungen<br />
Datenauswertung Nutzungstypenkartierung<br />
ATKIS ...<br />
Satellitenbildauswertung<br />
Datenerhebung<br />
Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />
Luftbildauswertung<br />
Detailkartierungen<br />
Flächenbezug Geme<strong>in</strong>de Nutzungstyp Wohnblock/Grundstück<br />
Fettkursiv: <strong>für</strong> die Studie zutreffend<br />
In Kapitel 2.4 wurden die Eigenschaften versiegelter<br />
Flächen dargelegt. Die qualitativ-funktionellen 7<br />
Aspekte können lediglich durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Geländeerhebungen erfasst<br />
werden. Insbesondere <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Beurteilung funktioneller<br />
Eigenschaften (Grundwasserneubildung,<br />
Klima, Wohnqualität u. a.) ist häufig e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung<br />
von Zusatz<strong>in</strong>formationen (z. B. Entwässerungsart,<br />
Nutzungs<strong>in</strong>tensität, Bodentyp) erforderlich.<br />
Die Versiegelungsanalyse im Rahmen dieser Studie<br />
sollte auf den Freistaat Thür<strong>in</strong>gen bezogen werden.<br />
Alle<strong>in</strong> diese Maßgabe führt zur Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />
quantitativ-deskriptiven Betrachtung. E<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> kann so durch Ermittlung<br />
der spezifischen Versiegelungsgrade von<br />
Raume<strong>in</strong>heiten (z. B. Nutzungstypen) ermittelt werden.<br />
Als beschreibende Versiegelungsmerkmale werden<br />
versiegelt und unversiegelt unterschieden ohne den<br />
Bezug zu e<strong>in</strong>er Versiegelungsfunktion herzustellen.<br />
Im Rahmen der Studie wurde e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> bei jeglicher Überbauung<br />
durch Hochbauten und flächenhafter Abdeckung<br />
durch Fremdmaterialien angenommen, sofern<br />
letztere ke<strong>in</strong>e Vegetationsstandorte darstellen.<br />
In Tabelle 10 werden diese unterschiedlichen Ansätze<br />
gegenübergestellt. Alle<strong>in</strong> die Zielmaßstäbe<br />
der verwendeten Flächenreferenzen des ATKIS<br />
(1:25.000) und der Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />
(1:10.000) verdeutlichen, dass die kartierten<br />
Flächene<strong>in</strong>heiten ke<strong>in</strong>e weitgehenden Ableitungen<br />
zur Qualität der Versiegelung zulassen.<br />
7 Vgl. Berlekamp; L.-R. u. Pranzas, N., 1986<br />
Arbeitsschritte im Überblick:<br />
• Erläuterung der verwendeten Informationsquellen<br />
<strong>in</strong> Bezug zu den Fragestellungen.<br />
• Aufbereitung der geme<strong>in</strong>debezogen, statistischen<br />
Flächennutzungsdaten (12/92, 12/96).<br />
• Bilanzierung der Flächennutzungsverteilung und<br />
des -wandels <strong>für</strong> diesen Zeitraum.<br />
• Anwendung von Methoden zur Ableitung der<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> aus den statistischen Flächennutzungsdaten.<br />
• Auswertung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation der<br />
Biotop- und Nutzungstypenkartierung durch Selektion<br />
der potentiell versiegelten Nutzungstypen.<br />
• Stereoskopische Auswertung analoger CIR-<br />
Luftbilder zur Erfassung des Versiegelungsgrades<br />
von Flächen der Biotop- und Nutzungstypenkartierung.<br />
• Projektion der Auswertungsergebnisse auf das<br />
Land Thür<strong>in</strong>gen mittels berechneter typspezifischer<br />
Versiegelungsgrade.<br />
• Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Kreise<br />
und kreisfreie Städte Thür<strong>in</strong>gens.<br />
• Bildschirmauswertung digitaler Farbluftbilder zur<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> der ATKIS-Flächen <strong>für</strong> die<br />
Stadt Erfurt.<br />
Die Ver- und Erarbeitung digitaler geographischer<br />
Daten sowie deren Visualisierung und Ausgabe<br />
setzt e<strong>in</strong> Geographisches Informationssystem (GIS)<br />
voraus. Für die Studie auf Arc/INFO<br />
(Datenaufbereitung) und ArcView (Visualisierung)<br />
zurückgegriffen.
5.1.3. Informationsquellen<br />
Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen<br />
Nutzung<br />
Auf der Grundlage des Gesetzes über Agrarstatistiken<br />
8 werden bundesweit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Turnus von 4<br />
Jahren Flächenerhebungen nach Art der tatsächlichen<br />
Nutzung vorgenommen. Dazu werden die<br />
Liegenschaftskataster gemäß Nutzungsartenkatalog<br />
der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Vermessungsverwaltungen<br />
der Länder (AdV) auf Geme<strong>in</strong>debasis<br />
ausgewertet. Im folgenden werden diese Daten<br />
auch verkürzt als statistische Flächenerhebung bezeichnet.<br />
Tab. 10: Kategorien der Flächenerhebung nach Art<br />
der tatsächlichen Nutzung<br />
HAUPTKATEGORIE UNTERKATEGORIE<br />
1 Gebäude- u. Freifläche<br />
2 Betriebsfläche<br />
3 Erholungsfläche<br />
Straße<br />
4 Verkehrsfläche Weg<br />
Platz<br />
Moor<br />
5 Landwirtschaftsfläche<br />
Heide<br />
6 Waldfläche<br />
7 Wasserfläche<br />
Flächen anderer Nut- Friedhof<br />
8<br />
zung Unland<br />
Bodenfläche gesamt<br />
Für Thür<strong>in</strong>gen lagen die statistischen Flächenerhebungen<br />
mit Stand 31.12.92 und 31.12.96 vor 9+10 .<br />
Die veröffentlichten Berichte weisen 8 Haupt- und 7<br />
Unterkategorien aus 11 (s. Tab. 11). Damit ist die<br />
Differenzierung der amtlichen Daten vergleichsweise<br />
grob. Der Vorteil dieser Daten liegt vielmehr <strong>in</strong><br />
ihrer katasterscharfen Flächenbilanz je Nutzungstyp<br />
und Geme<strong>in</strong>de.<br />
Biotop- und Nutzungstypenkartierung (BNK)<br />
Im Auftrag des Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong> Landwirtschaft<br />
Naturschutz und Umwelt (TMLNU) führte die<br />
TLU <strong>in</strong> den Jahren 1995 bis 1997 e<strong>in</strong>e Biotoptypen-<br />
und Nutzungstypenkartierung (BNK) durch.<br />
Der Anspruch e<strong>in</strong>er landesweiten Erhebung war<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Kosten-, Zeitaufwand und <strong>in</strong>haltlicher<br />
Differenzierung nur durch e<strong>in</strong>e Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
möglich. Da bei dieser Kartierung der Schwerpunkt<br />
deutlich auf dem Vegetations-/Naturschutzaspekt<br />
8 Gesetz über Agrarstatistiken <strong>in</strong> der Fassung v. 23.9.1991<br />
9 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1993<br />
10 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1997<br />
11 Das Landesamt <strong>für</strong> Statistik verwaltet rd. 70 Unterkategorien (z. B. Betriebsfläche:<br />
Abbauland, A.-Sand, A.-Kies, u. a. m.)<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
liegen sollte, kamen Color-Infrarot-Luftbilder aus<br />
Befliegungen der Jahre 1993/94 zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Die drei ausführenden Firmen wurden beauftragt,<br />
die Interpretationsergebnisse digital umzusetzen.<br />
Der Aufnahmemaßstab beträgt 1:10.000, die geometrische<br />
Referenz wurde durch die Topographische<br />
Karte 1: 10.000 (TK10/AS) gegeben. Der TLU<br />
liegen digitale Ergebniskarten (ohne Biosphärenreservat<br />
Rhön 12 ) im Arc/INFO-Format mit entsprechenden<br />
Datenbanken vor.<br />
Die auf dem Luftbild erkennbaren Biotop- und Nutzungstypen<br />
wurden als Fläche, L<strong>in</strong>ie oder Punkt<br />
erfasst und digitalisiert. Die Objekte mussten<br />
schließlich anhand e<strong>in</strong>es von der TLU aus der Bundessystematik<br />
13 abgeleiteten Interpretationsschlüssels<br />
(unveröffentlicht) codiert werden (Tab. 12). Die<br />
Belegung des 4-stelligen Typcodes war b<strong>in</strong>dend,<br />
die der 4 Zusatzfelder optional.<br />
Der Interpretationsschlüssel umfasst mehr als 200<br />
Hauptcodes, als Anlage 2 ist e<strong>in</strong>e Liste mit Beschreibungen<br />
der Biotop- und Nutzungstypen beigefügt.<br />
Schwierigkeiten bei der Nutzung dieser Daten h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> ergeben sich aus<br />
der Schwerpunktsetzung der Kartierung auf naturschutzfachliche<br />
Fragestellungen: Das Wegenetz ist<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Ortslagen nicht vollständig. Die<br />
Kartierung der Siedlungsflächen erfolgte vergleichsweise<br />
grob, da zeitgleich die gesonderte<br />
Dorfbiotopkartierung durchgeführt wurde.<br />
Dieser landesweite Datenbestand wurde wegen des<br />
großen Aufnahmemaßstabes bei gleichzeitig hoher<br />
<strong>in</strong>haltlicher Differenzierung als die wesentliche Arbeitsgrundlage<br />
<strong>für</strong> die Studie verwendet. Gel<strong>in</strong>gt es,<br />
die hohe räumliche Auflösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e flächenspezifische<br />
Aussage zur <strong>Flächenversiegelung</strong> umzusetzen,<br />
s<strong>in</strong>d Ergebnisdarstellungen <strong>für</strong> beliebige Räume<br />
Thür<strong>in</strong>gens möglich!<br />
12<br />
Das Biosphärenreservat Rhön war zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht bearbeitet.<br />
13<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz, 1995<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
37
38<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Tab. 11: Beispiel zur Attributierung im Rahmen der Biotop-/Nutzungstypkartierung (Auszug)<br />
Biotop-/<br />
Art/AusGehölzSonder- Nutzung<br />
Nutzungstyp prägungbedeckungstandort (Grünland)<br />
Code 9117 030 2 - -<br />
Bsp. 1 Bedeutung<br />
baumreiche Villenbebauung<br />
ger<strong>in</strong>ge Versiegelung<br />
lockere Bebauung<br />
- -<br />
Code 4230 - 1 05 3<br />
Bsp. 2 Bedeutung<br />
Grünland (feucht-nasser<br />
Standort, extens. Nutzung)<br />
-<br />
Gehölzauf-<br />
Aue<br />
wuchs
• Es wurde e<strong>in</strong> im nahen Infrarot empf<strong>in</strong>dlicher<br />
Film gewählt, um das differenziertere Reflexionsverhalten<br />
der Vegetation <strong>in</strong> diesem Spektralbereich<br />
auszunutzen. E<strong>in</strong>e auch nur spärliche<br />
Vegetationsbedeckung tritt deutlich, überwiegend<br />
<strong>in</strong> Rottönen hervor.<br />
• E<strong>in</strong> Nachteil stellt der Umstand dar, dass die<br />
Schlagschatten im CIR-Luftbild tiefschwarz abgebildet<br />
werden und die betreffenden Flächen<br />
e<strong>in</strong>er direkten Auswertung nicht zugänglich s<strong>in</strong>d.<br />
• Versiegelte Flächen lassen sich problemlos von<br />
unversiegelten Freiflächen trennen. E<strong>in</strong>e Unterscheidung<br />
der Belagarten untere<strong>in</strong>ander und<br />
gegen vegetationslose Flächen ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>ige<br />
Oberflächenmaterialien unsicher.<br />
Digitale Farbluftbilder 1997<br />
Die TLU erwarb digitale Echtfarben-Luftbilder <strong>für</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gen aus Bildflügen des Jahres 1997. Zum<br />
Zeitpunkt der Bearbeitung der Studie lagen sie nur<br />
z. T. <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen vor.<br />
• Es handelt sich dabei um entzerrte und<br />
georeferenzierte Rasterdaten (Orthophotos) im<br />
TIF-Format.<br />
• Die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens wird durch ca.<br />
16.900 Luftbildkacheln a 1 km² abgedeckt.<br />
•<br />
Die zugesagte (nicht durchgängig e<strong>in</strong>gehaltene)<br />
Lagegenauigkeit der Bildpunkte liegt bei 2 m, die<br />
Bodenauflösung beträgt 50 cm (25 cm <strong>für</strong> Oberzentren<br />
waren noch nicht geliefert). E<strong>in</strong> farbhomogener<br />
Bildpunkt bildet somit 50x50 cm der Realität<br />
ab, der Speicherbedarf je Luftbildkachel beträgt ca.<br />
12 Megabyte.<br />
• Im Gegensatz zu den o. g. analogen CIR-<br />
Luftbildern zeichnen sich die digitalen Farbluftbilder<br />
durch e<strong>in</strong> senkrechte Parallelprojektion<br />
aus, sie s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> geometrischer H<strong>in</strong>sicht mit<br />
e<strong>in</strong>er Karte zu vergleichen. Auch wenn die Bildkacheln<br />
e<strong>in</strong>e Überdeckung aufwiesen, könnten<br />
sie nicht stereoskopisch ausgewertet werden.<br />
• Durch die Abbildung der Oberfläche aus nur<br />
e<strong>in</strong>er Perspektive kommt es <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
Hochbauten zu toten W<strong>in</strong>keln, die dem Betrachter<br />
verborgen bleiben (Bild 7, TLU-Gebäude,<br />
Bildmitte).<br />
• Gegenüber den analogen CIR-Luftbilder weisen<br />
sie den Vorteil auf, dass auch beschattete Flächen<br />
noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkter Weise ausgewertet<br />
werden können.<br />
• Auch dieses Bildmaterial lässt e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />
nach Belagarten nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkter<br />
Weise zu.<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
• Als Maßstab zur Interpretation am Bildschirm<br />
bietet sich der Bereich zwischen 1 : 10.000 (Übersicht)<br />
bis 1 : 1.000 (Detail) an. Mit größerem<br />
Maßstab nimmt die „Körnung“ des Bildes zu und<br />
die Differenzierbarkeit der Luftbild<strong>in</strong>formation<br />
ab.<br />
Bild 7: Farbluftbild (Orthophoto), Gewerbegebiet<br />
Jena-Göschwitz mit TLU<br />
5.1.4. Datenauswertung zur Flächennutzung<br />
und -versiegelung<br />
Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen<br />
Nutzung<br />
Aus Tabelle 14 gehen die Kategorien der Flächenerhebung<br />
nach Art der tatsächlichen Nutzung<br />
hervor. Die Werte <strong>für</strong> Gebäude- u. zugehörige Freiflächen,<br />
Betriebsflächen, Erholungsflächen und<br />
Friedhofsflächen bilden <strong>in</strong> ihrer Summe die Siedlungsfläche.<br />
Zusammen mit den Werten der Verkehrsflächen<br />
ergibt sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
(SuV). Die SuV kann als Maß <strong>für</strong> die<br />
Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme verstanden werden,<br />
welche mit <strong>Flächenversiegelung</strong>en verbunden ist.<br />
• Der absolute Zuwachs der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />
im Beobachtungszeitraum verteilt sich<br />
im Verhältnis 1:4 auf Verkehrs- und Siedlungsflächen<br />
und bedeutet e<strong>in</strong>e tägliche Zunahme der<br />
SuV um >6 ha. Der prozentuale Zuwachs von<br />
0,54 % <strong>in</strong> 4 Jahren entspricht dem Zuwachs <strong>in</strong><br />
den alten Bundesländern im Beobachtungszeitraum<br />
12/1988 (12,2 %) bis 12/1992 (12,7 %)<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
39
40<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
• Für 1992 entspricht der SuV-Flächenanteil von<br />
7,9 % (ohne Abbauflächen) dem Mittelwert der<br />
neuen Bundesländer. Im Vergleich zu den alten<br />
Bundesländern liegt SuV-Flächenanteil Thür<strong>in</strong>gens<br />
etwa auf dem Niveau Bayerns (9,1 %).<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
• Dem Zuwachs der SuV von 8.774 ha <strong>in</strong> 4 Jahren<br />
steht e<strong>in</strong> Verlust an landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche von 6.354 ha gegenüber. Die Flächen<br />
anderer Nutzung nahmen um 3.359 ha ab,<br />
dieser Wert ist mit e<strong>in</strong>iger Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
auf une<strong>in</strong>heitliche Kategorisierungen <strong>in</strong> den Liegenschaftskatastern<br />
der Jahre 1992 bzw. 1996<br />
und auf die Umwidmung ehemaliger militärischer<br />
Liegenschaften zurückzuführen.<br />
Tab. 13: Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung 14 . Auswertung nach Hauptkategorien, Siedlungs-<br />
und Verkehrsflächen (SuV) und Flächenzuwachs 1992 -1996<br />
31.12.1992 31.12.1996 Zuwachs<br />
[ha] [%] [ha] [%] [ha] [%]<br />
Gebäude- und<br />
/Freiflächen<br />
59.057 3,65 65.539 4,05 6.482 0,40<br />
+ Betriebsfläche 4.845 0,30 5.177 0,32 332 0,02<br />
- Abbaufläche a) 4.800 0,30 b) 4.610 0,29 -190 -0,01<br />
+ Erholungsfläche 5.763 0,36 6.035 0,37 272 0,01<br />
+ Friedhofsfläche 1.194 0,07 1.183 0,07 -11 0,00<br />
= Siedlungsfläche 66.059 4,08 73.324 4,53 7.265 0,45<br />
+ Verkehrsfläche 61.532 3,80 63.231 3,91 1.699 0,11<br />
= SuV <strong>in</strong>klusive Abbauflächen<br />
132.391 8,18 141.165 8,73 8.774 0,54<br />
= SuV ohne Abbauflächen<br />
c)<br />
127.591 7,89 136.555 8,44 8.964 0,55<br />
Landwirtschaftsfläche 881.419 54,49 875.063 54,10 -6.356 -0,39<br />
Waldfläche 514.564 31,81 515.298 31,86 734 0,05<br />
Wasserfläche 19.400 1,20 19.219 1,19 -181 -0,01<br />
Andere Nutzung (ohne<br />
Friedhof)<br />
69.771 4,31 66.412 4,11 -3.359 -0,21<br />
THÜRINGEN 1.617.545 1.617.158 -387 -0,02<br />
a) Quelle: Statistisches Jahrbuch 15<br />
b) Quelle: Mitteilung Thür<strong>in</strong>ger Landesvermessungsamt, Stand 31.12.1997<br />
c) Die Angaben der SuV s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Statistischen Jahrbüchern ohne Abbauflächen ausgewiesen<br />
Projektion des SuV-Zuwachses<br />
Hochrechnungen auf der Basis e<strong>in</strong>es nur 4-jährigen<br />
Zeit<strong>in</strong>tervalls s<strong>in</strong>d statistisch natürlich nicht haltbar!<br />
Überdies ist zu erwarten, dass die Flächennutzungsentwicklung<br />
nicht l<strong>in</strong>ear verläuft, vielmehr ist<br />
<strong>in</strong> Zukunft mit e<strong>in</strong>er zunehmenden Sättigung des<br />
Flächenbedarfes zu rechnen.<br />
Dennoch sollen hier rechnerische Projektionen<br />
angeführt werden, um die Dimension dieser sche<strong>in</strong>bar<br />
schleichenden Entwicklung zu veranschaulichen:<br />
• Bliebe der Zuwachs der SuV konstant auf<br />
2.200 ha/a, wäre die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens<br />
<strong>in</strong> 300 Jahren zu 50 % und <strong>in</strong> 670 Jahren zu<br />
14 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1993+1997<br />
15 Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 1993<br />
100 % durch potentiell versiegelte Flächen beansprucht.<br />
• Bliebe jedoch das Verhältnis zwischen Zuwachs<br />
und SuV konstant auf 1,66 %/a (2.200 ha/<br />
132.391 ha), gäbe es <strong>in</strong> weniger als 150 Jahren<br />
lediglich Siedlungs- und Verkehrsflächen im<br />
Freistaat Thür<strong>in</strong>gen.<br />
Diese beliebigen Rechenbeispiele verdeutlichen<br />
letztlich nur e<strong>in</strong>es: Die Ressource “Fläche” ist def<strong>in</strong>itiv<br />
endlich und wird derzeit zugunsten von SuV<br />
verbraucht. Dieser Tatsache kann nur durch e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Flächennutzung mit Blick auf den Erhalt<br />
der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes<br />
begegnet werden.
Ableitung der <strong>Flächenversiegelung</strong> aus den<br />
statistischen Flächennutzungsdaten<br />
Die Flächenerhebungen nach Art der tatsächlichen<br />
Nutzung ist <strong>für</strong> alle Bundesländer verb<strong>in</strong>dlich. Neben<br />
der Bestimmung der Nutzungsentwicklung<br />
bietet sich diese e<strong>in</strong>heitliche Datengrundlage außerdem<br />
<strong>für</strong> die Ableitung des Versiegelungsgrades<br />
bezogen auf die Kategorien der Flächenerhebung<br />
an. Es wurden zwei methodische Ansätze zur Ableitung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Basis der statistischen<br />
Flächennutzungsdaten, welche <strong>für</strong> Bayern<br />
bzw. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen entwickelt wurden, auf<br />
die Datenbasis Thür<strong>in</strong>gens angewandt. Insbesondere<br />
die NRW-Berechnungsvorgaben s<strong>in</strong>d außerordentlich<br />
umfangreich. Auf e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung<br />
der Verfahren muss daher verzichtet<br />
werden. Die Methoden sowie die Ergebnisse <strong>für</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gen werden lediglich skizziert.<br />
A) BAYERN<br />
Im Auftrag des Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong><br />
Landesentwicklung und Umweltfragen wurde 1990<br />
das Gutachten „Flächennutzung, Flächennutzungswandel<br />
und <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Bayern“ 16<br />
erarbeitet.<br />
Methode<br />
• Die <strong>Flächenversiegelung</strong> von Gebäude-<br />
/Freiflächen wurde über Klassifizierung von homogenen<br />
Flächenbauste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> 15 Geme<strong>in</strong>den<br />
Bayerns durch Auswertung von Luftbildern bestimmt.<br />
• Die <strong>Flächenversiegelung</strong> von Verkehrsflächen<br />
wurde auf Grundlage von amtlichen- und Ressortstatistiken<br />
ergänzt.<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> Bayern<br />
• Gebäude-/Freiflächen s<strong>in</strong>d zu ca. 52 % versiegelt.<br />
• Verkehrsflächen s<strong>in</strong>d zu ca. 27 % versiegelt.<br />
• Unter Berücksichtigung der z. T. sehr hohen<br />
Schwankungsbreiten <strong>in</strong>nerhalb der Flächenbauste<strong>in</strong>e<br />
und e<strong>in</strong>er schwachen Datengrundlage zu<br />
Verkehrsflächen wird e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />
Bayerns durch Gebäude-/Freiflächen + Verkehrsflächen<br />
auf 2,6-3,2 % geschätzt.<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
• Werden die Werte undifferenziert auf die statistischen<br />
Flächennutzungsdaten Thür<strong>in</strong>gens angewandt,<br />
dann war die Landesfläche 1992 zu<br />
16 Kreuz, D.; Wenng, S., 1990<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
ca. 2,8 % und 1996 zu ca. 3,1 % durch Gebäude-/Freiflächen<br />
+ Verkehrsflächen versiegelt!<br />
B) NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Im Auftrag des Instituts <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung<br />
des Landes NRW (ILS)<br />
wurde 1995 das Projekt „Stadtökologisch wertvolle<br />
Freiflächen <strong>in</strong> NRW“ 17 durchgeführt.<br />
Begriffserläuterungen<br />
• Freiflächen s<strong>in</strong>d vegetationstragende, unbebaute<br />
und unversiegelte Flächen (ohne Wasserflächen).<br />
• Das Verdichtungsmaß e<strong>in</strong>es Gebietes errechnet<br />
sich aus dem Verhältnis zwischen Siedlungs-<br />
/Verkehrsfläche, Wasserfläche und Gesamtfläche.<br />
• Die Verdichtungsabhängigkeit von Nutzungsarten<br />
ist dreistufig und berücksichtigt den<br />
räumlichen Kontext.<br />
Methode<br />
• Ermittlung e<strong>in</strong>es mittleren Freiflächenanteils <strong>für</strong><br />
die Nutzungsarten des Liegenschaftskatasters<br />
(tabellarisch).<br />
• Bestimmung der Verdichtungsabhängigkeit der<br />
Nutzungsarten (tabellarisch).<br />
• Berechnung des Verdichtungsmaßes <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Raume<strong>in</strong>heit (Formel).<br />
• Berechnung des verdichtungsorientierten, gebietsspezifischen<br />
Freiflächenanteils e<strong>in</strong>er Nutzungsart.<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
• Nach Anwendung des Verfahrens auf die Daten<br />
der statistischen Flächenerhebung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
resultieren <strong>Flächenversiegelung</strong>en von<br />
6,9 % <strong>für</strong> 1992 und 7,3 % <strong>für</strong> 1997 (Tab. 15).<br />
Tab. 14: Berechnung der versiegelten Fläche auf<br />
Basis der statistischen Flächennutzungsdaten<br />
nach Methode Chr. S<strong>in</strong>ger, 1995, NRW<br />
12/92 [%] 12/97 [%]<br />
Erfurt 16,21% 18,36%<br />
Gera 13,50% 14,57%<br />
Jena 17,37% 17,97%<br />
Suhl 12,96% 11,32%<br />
Weimar 17,73% 20,05%<br />
Thür<strong>in</strong>gen 6,92% 7,30%<br />
17 S<strong>in</strong>ger, Chr., 1995<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
41
42<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />
In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten zur<br />
Auswertung der Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />
(BNK) erläutert.<br />
Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation konnte im Rahmen<br />
der Luftbild<strong>in</strong>terpretation zur BNK als Ausprägungscode<br />
aufgenommen werden. Es wurde geprüft, <strong>in</strong><br />
welcher Qualität die Attributierung zu den kartierten<br />
Nutzungstypen vorliegt.<br />
Der Luftbild-Kartierschlüssel räumte den Bearbeitern<br />
<strong>für</strong> folgende Nutzungskategorien e<strong>in</strong>e<br />
Kennzeichnung des Versiegelungs<strong>in</strong>tensität als<br />
Ausprägungscode e<strong>in</strong> (vgl. Tab. 12 u. Anlage 2):<br />
• 8000 ff.- Anthropogen gestörte Standorte, Ver-<br />
und Entsorgungsfläche<br />
• 9000 ff.- Siedlung, Verkehr, Freizeit, Erholung<br />
Dem Kartierer standen drei Kategorisierungen der<br />
Versiegelungs<strong>in</strong>tensität zur Auswahl:<br />
• 010 - hohe Versiegelung<br />
• 020 - Teilversiegelung<br />
• 030 - ger<strong>in</strong>ge Versiegelung<br />
Nutzungstypen, welche potentiell versiegelt s<strong>in</strong>d,<br />
wurden mit den als versiegelt kartierten BNK-<br />
Flächen graphisch überlagert. Die Auswertung der<br />
Datenbestände führte zu der E<strong>in</strong>schätzung, dass<br />
• die 3 Bearbeitungsfirmen <strong>in</strong>nerhalb ihrer Bearbeitungsräume<br />
diese Option nicht durchgängig<br />
mit gleichbleibender Intensität verfolgt haben.<br />
• die qualitativen Unterschiede zwischen den<br />
Bearbeitungsfirmen signifikant s<strong>in</strong>d.<br />
Neben dem <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bilanzierung der Flächenversi egelung<br />
unzureichenden Differenzierungsgrad <strong>in</strong> nur<br />
3 Kategorien s<strong>in</strong>d die BNK-Datensätze h<strong>in</strong>sichtlich<br />
attributierter Versiegelung unvollständig. Dies<br />
zw<strong>in</strong>gt also zu e<strong>in</strong>er erneuten Interpretation der CIR-<br />
Luftbilder mit Bewertung der BNK-Flächentypen<br />
unter dem Versiegelungsa spekt<br />
5.1.5. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
<strong>für</strong> 1993/94<br />
Aus den vorangestellten Ausführungen geht hervor,<br />
dass e<strong>in</strong>e Anwendung der zwei verfügbaren Methoden<br />
zur Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf<br />
Basis der Geme<strong>in</strong>destatistiken zu sehr unterschiedlichen<br />
Ergebnissen <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen führen. Die Biotop-<br />
und Nutzungstypenkartierung (BNK) ist der<br />
e<strong>in</strong>zige Datenbestand, der gleichsam landesweit<br />
vorliegt, flächenkonkrete Daten be<strong>in</strong>haltet und Angaben<br />
zu deren Versiegelungssituation aufweist. Es<br />
wurde gezeigt, dass letztere Information <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> jedoch nicht<br />
ausreichend ist.<br />
Gleichwohl prädest<strong>in</strong>iert die hohe räumliche und<br />
<strong>in</strong>haltliche Auflösung den BNK-Datenbestand als<br />
Bezugsbasis <strong>für</strong> das gewählte Projektionsverfahren.<br />
Auswertung analoger CIR-Luftbilder<br />
Die Interpretation der als potentiell versiegelt erkannten<br />
Biotop-/Nutzungstypen wurde mit der Absicht<br />
verfolgt, die Raume<strong>in</strong>heiten der BNK unter<br />
dem Versiegelungsaspekt zu klassifizieren. Das<br />
Klassifikationsergebnis <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens<br />
diente der Extrapolation auf den Gesamtdatenbestand.<br />
Als Referenzflächen wurden 11 TK-10 - Ausschnitte<br />
gewählt. Die Schwerpunkte der Siedlungsentwicklung<br />
liegen entlang der Thür<strong>in</strong>ger Städteachse.<br />
Demzufolge wurde sich auf die städtischen Regionen<br />
Erfurt, Weimar und Jena konzentriert und Bereiche<br />
ländlicher Siedlungen <strong>in</strong> deren Umland e<strong>in</strong>geschlossen.<br />
Bei der Auswahl der Untersuchungsräume wurde<br />
nicht auf e<strong>in</strong>e schwer fassbare Repräsentativität<br />
zusammenhängender Teilräume abgezielt sondern<br />
auf das Abdecken der siedlungsstrukturellen Vielfalt.<br />
Nur auf diese Weise schien es möglich, das<br />
Spektrum der potentiell versiegelten Flächen mit<br />
ausreichender Anzahl der jeweiligen Nutzungstypen<br />
zu erfassen.<br />
• Es wurde der Versiegelungsgrad nach 11 Klassen<br />
(0, 0
• Da Verkehrswege und Fließgewässer im Zuge<br />
der BN-Kartierung überwiegend nur l<strong>in</strong>ienhaft<br />
vorliegen, musste deren Versiegelungsanteil <strong>in</strong><br />
angrenzenden Flächene<strong>in</strong>heiten berücksichtigt<br />
werden. Von e<strong>in</strong>er Pufferung der Verkehrsl<strong>in</strong>ien<br />
und nachfolgendem Verschnitt mit der Flächenebene<br />
wurde Abstand genommen, da die L<strong>in</strong>ien<strong>in</strong>formationen<br />
sich auf das L<strong>in</strong>ien- und Flächencoverage<br />
verteilen und besonders <strong>in</strong>nerhalb<br />
geschlossener Bebauung zuweilen fehlen.<br />
Überdies wäre auch die Belegung der Pufferbreite<br />
recht willkürlich und führte u. U. zu e<strong>in</strong>em<br />
größeren Fehler <strong>in</strong> der Flächenbilanz. Da die<br />
Ergebnisse e<strong>in</strong>er Projektion dienen sollten,<br />
müsste letztlich auch der Gesamtdatenbestand<br />
BNK an den L<strong>in</strong>ienelementen gepuffert werden.<br />
• Anschließend wurde die Attributtabelle der Flächenebene<br />
um e<strong>in</strong> Feld zur Aufnahme der Versiegelungsgrade<br />
erweitert und die Interpretationsergebnisse<br />
e<strong>in</strong>getragen.<br />
E<strong>in</strong>e Ergebnisdarstellung als Beispiel der o. g.<br />
Auswertung zum Versiegelungsgrad ist als Anlage<br />
4 angefügt. Es wird die TK10: M-32-47-Aa-1 (Erfurt-<br />
Zentrum) abgebildet. E<strong>in</strong>e Berechnung der Klassenmittelwerte<br />
18 ergibt <strong>für</strong> dieses Blatt e<strong>in</strong>en Versiegelungsgrad<br />
von 54,3 %. E<strong>in</strong>e theoretische Abweichung<br />
zwischen + 4,1 bis - 4,8 % 19 wäre möglich,<br />
wenn die tatsächliche Versiegelung <strong>für</strong> alle<br />
bewerteten Flächen an der oberen bzw. unteren<br />
Klassenschwelle lägen. Die tatsächliche Abweichung<br />
vom Klassenmittelwert nimmt mit wachsender<br />
Zahl e<strong>in</strong>gehender Werte ab.<br />
Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />
Extrapolation<br />
Es wurden die Color-Infrarot-Luftbilder <strong>für</strong> die genannten<br />
Referenzflächen ausgewertet und ca.<br />
4.500 Nutzungstypen mit e<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad<br />
attributiert. Grundlage <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e anschließende Projektion<br />
der gewonnenen Daten auf den Gesamtdatenbestand<br />
BNK bildet die Ermittlung e<strong>in</strong>es <strong>für</strong> die<br />
Nutzungstypen spezifischen Versiegelungsgrades.<br />
Der Autor führte die Berechnung dieses Wertes<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung der Ausdehnung der E<strong>in</strong>zelflächen<br />
durch. Bei nur annähernder Normalverteilung<br />
der Werte sollte so vermieden werden, dass die<br />
Vielzahl der Kle<strong>in</strong>flächen zu stark <strong>in</strong>s Gewicht fallen.<br />
Die Ermittlung des typspezifischen, flächengewichteten<br />
Versiegelungsgrades erfolgte nach folgendem<br />
Schema:<br />
18 Bsp.: Versiegelungsgrad = 3 entspricht Versiegelung<br />
von 20 < 30%. Berechnung: Objektfläche x 0,25<br />
19 Bsp.: Versiegelungsgrad = 3: MIN = Objektfläche x 0,20;<br />
MAX = Objektfläche x 0,30<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
• Der Versiegelungsgrad wird zu e<strong>in</strong>em Faktor zur<br />
Flächenberechnung gewandelt: 0=0,<br />
1=0,5...10=9,5.<br />
• Die Versiegelungsfläche <strong>für</strong> jede Raume<strong>in</strong>heit<br />
wird errechnet.<br />
• Die Gesamtflächen-Summe der Flächentypen<br />
und die jeweilige Versiegelungsflächen-Summe<br />
werden ermittelt.<br />
• Das Verhältnis zwischen Versiegelungsflächen-<br />
Summe und Gesamtflächen-Summe e<strong>in</strong>es Biotop-/Nutzungstyps<br />
ergibt den typspezifischen,<br />
flächengewichteten Versiegelungsgrad.<br />
Die Anzahl der Nutzungstypen, denen e<strong>in</strong> spezifischer<br />
Versiegelungsgrad zugewiesen wurde, wird <strong>in</strong><br />
Abbildung 3 <strong>in</strong> ihrer Verteilung auf die 10 Klassen<br />
der Versiegelung dargestellt.<br />
Abb. 3: Verteilung der 82 potentiell versiegelten BNK-<br />
Nutzungstypen nach spezifischem Versiegelungsgrad<br />
Versiegelungsgrad<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
2<br />
Anzahl der Nutzungstypen<br />
0 5 10 15 20 25<br />
3<br />
4<br />
4<br />
5<br />
Die spezifischen Versiegelungsgrade der Flächentypen<br />
dienen nun der Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 20 auf der Basis des Datenmaterials<br />
der BNK, welche die Landschaft der Jahre<br />
1993/1994 abbildet.<br />
20 Die Fläche des Biosphärenreservates Rhön geht nicht <strong>in</strong><br />
die Bilanz e<strong>in</strong>, die Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />
lag zum Abschluss der Studie noch nicht vor.<br />
10<br />
10<br />
10<br />
12<br />
22<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
43
44<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die Daten liegen der TLU Jena gesplittet nach 4<br />
Teillosen (Nord, Mitte/West, Süd, Ost) vor, die Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />
wurden als Flächen-, L<strong>in</strong>ien- und<br />
Punkt-Coverages abgelegt. Für die Bilanzierung der<br />
Versiegelung wird die Flächenebene herangezogen.<br />
Für den Freistaat wurden <strong>in</strong>sgesamt 320.055 Flächen<br />
im Zuge der BNK attributiert. Der Hauptcode<br />
von 89.174 Flächen (27,9 %) zeigt e<strong>in</strong>e potentielle<br />
Versiegelung an. Die E<strong>in</strong>zelflächen werden durch<br />
Multiplikation ihres Areals mit den typspezifischen<br />
Versiegelungsgraden berechnet. Durch Addition der<br />
E<strong>in</strong>zelergebnisse ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />
Gesamtversiegelung Thür<strong>in</strong>gens 21 von 64.933 ha =<br />
4,13 % <strong>für</strong> 1993/94<br />
Tab. 15: Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche (SuV) nach Kreisen/kreisfreien<br />
Städten<br />
Landkreis/kreisfreie<br />
Stadt<br />
VG SuV SuV/VG<br />
Altenburger Land 6,40% 11,62% 1,8<br />
Eichsfeld 3,30% 7,79% 2,4<br />
Gotha 4,40% 8,51% 1,9<br />
Greiz 5,14% 7,88% 1,5<br />
Hildburghausen 2,60% 7,38% 2,8<br />
Ilmkreis 3,84% 8,01% 2,1<br />
Kyffhäuser 3,03% 7,49% 2,5<br />
Nordhausen 4,44% 9,36% 2,1<br />
Saale-Holzland 3,87% 7,00% 1,8<br />
Saale-Orla 3,02% 6,13% 2,0<br />
Saalfeld-Rudolstadt 3,63% 7,14% 2,0<br />
Schmalkalden-<br />
Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen<br />
3,68% 7,99% 2,2<br />
Sömmerda 2,98% 7,31% 2,5<br />
Sonneberg 4,46% 5,86% 1,3<br />
Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich 3,39% 7,38% 2,2<br />
Wartburg 3,77% 6,77% 1,8<br />
Weimarer Land 3,62% 7,94% 2,2<br />
Stadt Gera 12,77% 21,08% 1,7<br />
Stadt Erfurt 12,39% 18,17% 1,4<br />
Stadt Jena 12,85% 21,47% 1,7<br />
Stadt Suhl 8,86% 16,67% 1,9<br />
Stadt Weimar 13,75% 22,57% 1,6<br />
Thür<strong>in</strong>gen 4,13% 8,18% 2,0<br />
Die Ermittlung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Teilräume<br />
Thür<strong>in</strong>gens wurde durch räumliches Splitten<br />
der BNK-Datensätze erreicht. Als Flächenbezug<br />
wurden die Landkreise und kreisfreien Städte gewählt.<br />
Zunächst wurden die 4 BNK-Losflächen mit<br />
den Landkreisgrenzen im GIS Arc/INFO verschnitten,<br />
durch Losgrenzen entstandene Landkreis-<br />
Teilflächen wurden anschließend zusammengefügt.<br />
21 ohne Rhön (488,9 km²)<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Für die Berechnung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> den<br />
Kreisen und kreisfreien Städten wurden die Flächenareale<br />
der digitalen Kreiskarte (1997) zugrunde<br />
gelegt. Die errechneten Werte s<strong>in</strong>d der Tabelle 16<br />
zu entnehmen und <strong>in</strong> der Anlage 5 graphisch dargestellt.<br />
E<strong>in</strong>ordnung des Projektionsergebnisses<br />
In Kapitel 5.1.4 wurden zwei Verfahren zur Abschätzung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf der Basis<br />
der geme<strong>in</strong>debezogenen Daten zur Flächenerhebung<br />
nach Art der tatsächlichen Nutzung vorgestellt.<br />
Die Hochrechnungen des bayerischen Gutachtens<br />
ergeben auf Thür<strong>in</strong>gen übertragen e<strong>in</strong>e Versiegelung<br />
von ca. 2,8 % durch Gebäude-/Freiflächen u.<br />
Verkehrsflächen <strong>für</strong> 1992. Die <strong>für</strong> NRW entwickelte<br />
Methode ergibt <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />
von 6,9 %.<br />
Die im Rahmen der Versiegelungsstudie <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
ermittelte <strong>Flächenversiegelung</strong> von 4,13 %<br />
bestätigt ke<strong>in</strong>en dieser Werte. Nach E<strong>in</strong>schätzung<br />
des Verfassers liegt die methodisch bed<strong>in</strong>gte Fehlertoleranz<br />
bei 0,5 bis 1%. Das Projektionsergebnis<br />
kann durch weiterführende Analysen u. U. präzisiert<br />
werden:<br />
• Erhöhung der Stichprobenmenge durch Interpretation<br />
weiterer Flächen anhand von CIR-<br />
Luftbildern.<br />
• Pufferung der L<strong>in</strong>ien<strong>in</strong>formation <strong>für</strong> Verkehrswege<br />
des ATKIS unter Erzeugung e<strong>in</strong>er Flächenebene.<br />
Durch anschließende Verschneidung<br />
mit der BNK-Flächenebene kann die Bewertung<br />
der typspezifischen Versiegelung verbessert<br />
werden.<br />
Die Ergebnisse <strong>für</strong> die Kreise und kreisfreien Städte<br />
zeichnen folgendes Bild.<br />
• Die Verteilung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf<br />
Kreisebene weist die kreisfreien Städte als am<br />
stärksten versiegelt aus. Das Stadt-Umland-<br />
Verhältnis der kreisfreien Städte wirkt sich durch<br />
Berechnung des Versiegelungsgrades auf der<br />
Basis der adm<strong>in</strong>istrativen Grenzen aus. So kann<br />
aus dem höchsten Wert (Stadt Weimar,<br />
13,75 %) nicht zw<strong>in</strong>gend die höchste Versiegelungs<strong>in</strong>tensität<br />
der eigentlichen Siedlungsfläche<br />
geschlossen werden.<br />
• Unter den Landkreisen ist das Altenburger Land<br />
mit 6,4 % am <strong>in</strong>tensivsten versiegelt, offensichtlich<br />
liegt hier e<strong>in</strong>e Korrelation zu der höchsten<br />
E<strong>in</strong>wohnerdichte aller Landkreise vor.
• Lediglich die Landkreise Greiz, Sonneberg,<br />
Gotha und Nordhausen liegen leicht über dem<br />
Landesmittelwert.<br />
• Für 10 Kreise liegen die Werte im Bereich von 3<br />
bis 4 %.<br />
• Die Kreise Sömmerda und Hildburghausen s<strong>in</strong>d<br />
zu unter 3 % versiegelt und liegen damit deutlich<br />
unter dem Landesmittelwert.<br />
E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung der Ergebnisse aus der<br />
Versiegelungsbilanzierung (93/94) und den Siedlungs-<br />
und Verkehrsflächen der statistischen Flächenerhebung<br />
(12/92) zeigt ke<strong>in</strong>e engen Korrelationen<br />
auf (Tab. 16). Das SuV-VG-Verhältnis variiert<br />
zwischen 1,3 und 2,8 bei e<strong>in</strong>em Mittelwert von 2,0.<br />
Dies kann nur z. T. durch e<strong>in</strong>en Flächennutzungswandel<br />
im Zeitraum 12/92 bis 93/94 erklärt werden.<br />
Weitere Gründe dürften une<strong>in</strong>heitliche E<strong>in</strong>ordnungen<br />
der Flächennutzungen <strong>in</strong> den Liegenschaftskatastern<br />
und unterschiedliche Belegungsgrade ausgewiesener<br />
Gewerbe- und Wohnbaugebiete darstellen.<br />
Es kann gefolgert werden, dass sich aus der SuV der<br />
Anteil versiegelter Flächen nur tendenziell ableiten<br />
lässt, sie kann ke<strong>in</strong>e flächenkonkrete Erhebung zum<br />
Versiegelungsgrad ersetzen.<br />
5.1.6. Ermittlung der Versiegelungstendenz<br />
Auswertung digitaler Farbluftbilder (1997)<br />
Die E<strong>in</strong>beziehung der digitalen Orthophotos diente<br />
zwei Zielstellungen.<br />
Da die Bilddaten zu diesem Zeitpunkt durch die<br />
TLU erworben wurden, sollten sie e<strong>in</strong>em Praxistest<br />
unterzogen werden. Es wurde geprüft, welche Vor-<br />
und Nachteile sich gegenüber der Auswertung<br />
analoger Bilddaten ergeben. Es erfolgte e<strong>in</strong>e Testkartierung<br />
zu den Siedlungsstrukturtypen im Stadtgebiet<br />
von Erfurt. Auf e<strong>in</strong>e weiterführende Darstellung<br />
dieser Auswertungen wird an dieser Stelle<br />
verzichtet (vgl. Kap. 5.3).<br />
Das wesentliche Ziel war die Erfassung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Teilraum Thür<strong>in</strong>gens <strong>für</strong><br />
das Bildflugjahr 1997. Der Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
gegenüber 1993/94 wurde ermittelt.<br />
Weiterh<strong>in</strong> sollte geprüft werden, ob sich dieser Wert<br />
durch e<strong>in</strong>e äquivalente Zunahme der Siedlungs-<br />
und Verkehrsflächen ausdrückt.<br />
• Entgegen der zuvor dargestellten CIR-<br />
Luftbildauswertung wurden dazu nicht TK 10 -<br />
Ausschnitte der BNK gewählt, sondern das<br />
Testgebiet Stadt Erfurt auf den Basisgeometrien<br />
des ATKIS bewertet. Diese Bezugsdaten wurden<br />
gewählt, da die ATKIS-Daten den Vorteil<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
bieten, dass <strong>in</strong>frastrukturelle L<strong>in</strong>ienelemente<br />
weitaus vollständiger vorliegen und z. T. durch<br />
Angaben zur Objektbreite angereichert s<strong>in</strong>d.<br />
Somit konnten diese L<strong>in</strong>ien gepuffert werden<br />
und als Flächenebene mit dem Flächencoverage<br />
räumlich verschnitten werden.<br />
• Soweit notwendig, wurden fehlende, versiegelungsrelevante<br />
Objekte (Autobahnneubau u. a.)<br />
<strong>in</strong> die ATKIS-Kopie digitalisiert.<br />
• Zur Auswertung kamen 310 Echtfarben-<br />
Luftbildkacheln <strong>für</strong> die kreisfreie Stadt Erfurt, ca.<br />
6.700 ATKIS-Raume<strong>in</strong>heiten wurden bewertet<br />
und rd. 3.800 mit e<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad<br />
attributiert.<br />
• Die Auswertung erfolgte analog zu der CIR-<br />
Luftbildauswertung nach 11 Versiegelungsklassen.<br />
Die Berechnung des Versiegelungsgrades<br />
erfolgte über die Klassenmittelwerte.<br />
Der Versiegelungsgrad der kreisfreien Stadt Erfurt<br />
beträgt 12,9 % (1997)<br />
Flächennutzungs- und Versiegelungstendenz<br />
E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung dieses Ergebnisses <strong>für</strong><br />
1997 mit dem auf der Grundlage der analogen<br />
Luftbilder (1993) gewonnenen Wertes führt zu e<strong>in</strong>em<br />
Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong> von 0,5 %<br />
<strong>in</strong> 4 Jahren <strong>für</strong> die Stadt Erfurt.<br />
E<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad von 12, 4 % im Jahr 1993<br />
stehen 12,9 % <strong>für</strong> 1997 gegenüber. E<strong>in</strong>e graphische<br />
Darstellung dieser Auswertungsergebnisse <strong>für</strong><br />
1997 ist der Anlage 6 zu entnehmen.<br />
Durch Gegenüberstellung der Ergebnisse der Erhebungen<br />
zur <strong>Flächenversiegelung</strong> und den Werten<br />
<strong>für</strong> die Siedlungs- und Verkehrsflächen wird deutlich,<br />
dass die SuV nur tendenzielle Rückschlüsse<br />
auf den Grad der Versiegelung zulässt.<br />
Aus Tabelle 17 ist e<strong>in</strong> relativ konstantes Verhältnis<br />
zwischen Versiegelungsgrad und SuV zu entnehmen.<br />
Wird jedoch die Differenz im Zeitraum 1993<br />
bis 1997 betrachtet, zeigt sich, dass die Neuversiegelung<br />
unverhältnismäßig ger<strong>in</strong>ger ist als der Zuwachs<br />
der SuV. Es wird angenommen, dass die<br />
Diskrepanz teils auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Versiegelung<br />
der neuen SuV-Flächen und teils auf unvollständige<br />
Belegung neu ausgewiesener Gewerbe- und<br />
Wohnbauflächen zurückzuführen ist (rd. 65 % des<br />
SuV-Zuwachses entfielen <strong>in</strong> Erfurt auf Gebäude<br />
und zugehörige Freiflächen).<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
45
46<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Tab. 16: Verhältnis zwischen Versiegelungsgrad (VG)<br />
und Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) am<br />
Beispiel der Stadt Erfurt<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
VG SuV SuV/VG VG/SuV<br />
12,4 % a 21,1 % b 1,70 58,8 %<br />
12,9 % c 23,9 % d 1,85 54,0 %<br />
Differenz 0,5 % 2,8 % 5,64 17,7 %<br />
a VG 12/92; b SuV 1993; c VG 12/96; d SuV 1997<br />
• Demnach ist es nicht statthaft, aus e<strong>in</strong>er aktuellen<br />
Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />
auf den Grad der Neuversiegelung zu<br />
schließen!<br />
Der Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong> kann nur<br />
durch e<strong>in</strong>e gezielte Untersuchung der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten<br />
Zeitraum vollzogenen Nutzungsänderungen<br />
oder durch e<strong>in</strong> Flächenmonitor<strong>in</strong>g <strong>für</strong> def<strong>in</strong>ierte Untersuchungsräume<br />
ermittelt werden. Aus dem Zuwachs<br />
der Siedlungs- und Verkehrsflächen kann nur<br />
sehr e<strong>in</strong>geschränkt auf die Entwicklung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
geschlossen werden.<br />
5.2. GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung<br />
Im März 1998 wurde durch die TLU Jena der Auftrag<br />
vergeben, die Bodenbeanspruchung durch<br />
Flächennutzungen unter dem Aspekt der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
zu untersuchen. Die Ausarbeitung war<br />
e<strong>in</strong>e erste Anwendung der <strong>in</strong> Kapitel 5.1 dargestellten<br />
Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />
5.2.1. Analyseziel und Methode<br />
Die Böden entwickeln sich aus verschiedenen Ausgangsgeste<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>sbesondere unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />
des Klimas und der Vegetation durch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
bodenbildender Prozesse. Da die Ausgangs- und<br />
Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen unterschiedlich s<strong>in</strong>d,<br />
unterscheiden sich auch die Böden. Sie s<strong>in</strong>d Resultat<br />
und Bestandteil des ökosystemaren Wirkungsgefüges.<br />
Aufgrund se<strong>in</strong>er Funktionen als Lebensraum,<br />
Puffer und Grundlage der Nahrungsmittelproduktion<br />
stellt der Boden e<strong>in</strong> besonderes Schutzgut<br />
dar.<br />
Durch <strong>Flächenversiegelung</strong> werden die Funktionen<br />
e<strong>in</strong>geschränkt oder gehen verloren. In den überwiegenden<br />
Fällen geht der ursprüngliche Boden<br />
teilweise oder vollständig verloren.<br />
Ziel der Analyse war es, die Beanspruchung der<br />
Böden Thür<strong>in</strong>gens durch Flächennutzungen unter<br />
dem Aspekt der Versiegelung zu bilanzieren.<br />
• Die Ergebnisse sollten sich auf die Fläche des<br />
Freistaates beziehen und nach Landkreisen/kreisfreien<br />
Städten differenziert werden.<br />
• Es wurde angestrebt, die Böden selbst, ihre<br />
Vergesellschaftungen und nach ausgewählten<br />
Aspekten ihrer Nutzungsfunktion und besonderer<br />
Schutzwürdigkeit zu differenzieren. Aus den<br />
vorliegenden Daten konnten die Ertragsfähigkeit<br />
und die naturräumliche Lage abgeleitet werden.<br />
Für die Untersuchungen wurde auf digitale Karten<br />
zur Flächennutzung/Versiegelung und Bodenverbreitung<br />
zurückgegriffen.<br />
Die räumliche Überlagerung und Verschneidung der<br />
Raumdaten sowie die Aufbereitung und Auswertung<br />
der Attributtabellen erfolgte im wesentlichen über<br />
das GIS Arc/INFO.<br />
Arbeitsschritte<br />
• Komprimierung der Flächennutzungsdaten und<br />
Erweiterung durch e<strong>in</strong> Attribut zum Versiegelungsgrad.<br />
• Zuschnitt der Bodendaten auf die Landesfläche.<br />
• Räumliche Verschneidung der beiden Flächenebenen.<br />
• Ergänzung der erzeugten Karte durch Items zur<br />
Aufnahme weiterer Attribute und Berechnung<br />
der versiegelten Areale aus dem Versiegelungsgrad.<br />
• Auswertung der Datenbank und Attributierung<br />
nach Bodentyp/-vergesellschaftung, hohem Ertragspotential<br />
und Auenlage.<br />
• Zuschnitt auf Kreise/kreisfreie Städte, Auswertung<br />
und Aufbereitung der Ergebnisse.<br />
5.2.2. Informationsquellen<br />
Verwendung fanden digitale Karten zur Bodenverbreitung<br />
und Flächennutzung. Durch Komb<strong>in</strong>ation<br />
der Boden- und Flächennutzungsdaten <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em spezifischen Versiegelungsgrad<br />
der Nutzungstypen konnten bodenspezifische<br />
Versiegelungsgrade ermittelt werden.
Boden<br />
Vom Landesamt <strong>für</strong> Geologie wurde die digitale<br />
Bodenübersichtskarte (BÜK 100) bereitgestellt:<br />
• Die Inhalte wurden aus den Kartenblättern der<br />
mittlelmaßstäbigen landwirtschaftlichen Standortkartierung<br />
(MMK), geologischen und topographischen<br />
Karten abgeleitet, der Aufnahmemaßstab<br />
ist 1:25.000.<br />
• Die BÜK 100 ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er Generalisierung<br />
auf den Maßstab von 1:100.000.<br />
• Der Kartenzuschnitt erfolgte auf Bezirksebene<br />
der DDR. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d der heutige<br />
Landkreis Altenburger Land (ehem. Bezirk Leipzig)<br />
und der ehemalige Landkreis Artern (ehem.<br />
Bezirk Halle) nicht erfasst!<br />
• Teilräume der Landkreise Eichsfeld und Nordhausen<br />
fehlen.<br />
Tab. 17: Auszug aus der Attributtabelle der Bodenübersichtskarte BÜK 100<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
• Darüber h<strong>in</strong>aus wurden e<strong>in</strong>zelne Geme<strong>in</strong>den im<br />
ehemaligen Bezirk Gera kartiert, die heute Gebiet<br />
des Freistaates Sachsen s<strong>in</strong>d.<br />
• Die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens beträgt 16.171,55<br />
km², 14.472,01 km² s<strong>in</strong>d durch die Bodenübersichtskarte<br />
erfasst.<br />
• Es wurden ca. 20.000 Flächene<strong>in</strong>heiten gebildet.<br />
• Die Arc/INFO – Flächenebene der BÜK 100<br />
wird <strong>in</strong>haltlich über e<strong>in</strong>e Referenzdatei nach 81<br />
Leitbodenformen differenziert. Die Flächen werden<br />
durch 25 weitere Attribute gekennzeichnet<br />
(Tab. 18, Auszug).<br />
BODLEG_ID 41<br />
LEITBOFO Lehm, ste<strong>in</strong>ig (Zechste<strong>in</strong>)<br />
LEITBOFOSY k3<br />
SRTBEZ Berglehm-Rendz<strong>in</strong>a und Braunerde/Parabraunerde im Zechste<strong>in</strong>gebiet<br />
LBOFOBEZ<br />
Pararendz<strong>in</strong>a, Braunerde-Pararendz<strong>in</strong>a, Rendz<strong>in</strong>a und Braunerde-Rendz<strong>in</strong>a aus kalkig-mergeligen<br />
Substraten des Zechste<strong>in</strong>s<br />
LBOFOBEZSY Rn, B-R, Zn, B-Z<br />
GEOMORPH mäßig bis ger<strong>in</strong>g geneigte Hanglagen<br />
GEOLEINH Zechste<strong>in</strong> (z);<br />
GRUNDWAS ohne<br />
NUTZUNG vorwiegend Ackerflächen<br />
BOPROFIL<br />
Lehm, (toniger Lehm), schwach bis mäßig ste<strong>in</strong>ig, selten stark ste<strong>in</strong>ig, mitunter auch<br />
ste<strong>in</strong>frei, bis 20...40cm humos<br />
BOFORMEN<br />
Lehm – Rendz<strong>in</strong>a, Kalklehm – Braunerde; (Lehm – Rendz<strong>in</strong>a über Geste<strong>in</strong>, Fels –<br />
Rendz<strong>in</strong>a, Lehmkerf – Rendz<strong>in</strong>a)<br />
MELIOR<br />
Eignung <strong>für</strong> Zusatzwasser teilweise vorhanden; Entste<strong>in</strong>ung auf entsprechenden<br />
Standorten notwendig<br />
lediglich <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbereichen mit ste<strong>in</strong>iger Krume oder stärkerer Hangneigung e<strong>in</strong>ge-<br />
ANBAUEIG schränkte Anbaueignung (Kartoffeln); im Durchschnitt mittlere, teilweise auch hohe<br />
Ertragspotenz und Ertragssicherheit<br />
BESONDER Anschluss an k 3g, t 4, lloe<br />
Flächennutzung und <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
• Als Flächennutzungsebene fanden die bereits <strong>in</strong><br />
Kapitel 5.1.3 vorgestellten Daten der Biotop-<br />
und Nutzungstypenkartierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
(BNK) erneute Verwendung.<br />
• Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation resultiert aus der<br />
<strong>in</strong> Kapitel 5.1. erläuterten Auswertung analoger<br />
CIR-Luftbilder mit anschließender Ermittlung e<strong>in</strong>es<br />
typspezifischen Versiegelungsgrades.<br />
• Die Fläche des Freistaates wurde durch 4 digitale<br />
Karten (Lose) der BNK im Arc/ INFO-<br />
Format mit Ausnahme des Biosphärenreservates<br />
Rhön abgedeckt. Für die Analyse wurden<br />
die rd. 320.000 Datensätze umfassenden Flächencoverages<br />
genutzt.<br />
• Die BNK wurde auf der Grundlage von Luftbildern<br />
der Jahre 1993/94 durchgeführt. Demnach<br />
ist auch die aus ihr abgeleitete <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
<strong>für</strong> diesen Zeitraum gültig.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
47
48<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
5.2.3. GIS-gestützte Datentransformation<br />
Die GIS-gestützten Transformationen und Auswertungen<br />
der Informationsebenen werden entsprechend<br />
der skizzierten Arbeitsschritte erläutert.<br />
Die 4 Teilkarten der BNK werden nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> zusammenhängendes<br />
Coverage überführt, da der<br />
Datenumfang e<strong>in</strong>er Gesamtkarte zu groß würde.<br />
Die nachfolgend aufgeführten GIS-Operationen<br />
erfolgten entsprechend zunächst <strong>für</strong> 4 Teilgebiete<br />
Thür<strong>in</strong>gens.<br />
Reduzierung der BNK-Datensätze<br />
Die weitere Verarbeitung der BNK-Flächenebene<br />
wurde durch Zusammenfassen benachbarter Flächen<br />
um 43 % auf ca. 183.000 Objekte verr<strong>in</strong>gert.<br />
Die Transformation wurde <strong>für</strong> Flächen mit identischem<br />
Hauptcode durchgeführt. Der Hauptcode ist<br />
die höchste BNK-Typkategorie und ist im Feld ‚typpoli‘<br />
abgelegt<br />
- arc: dissolve f-losx cirx typpoli<br />
Ergänzung um das Attribut typspezifischer Versiegelungsgrad<br />
Im Rahmen der <strong>in</strong> Kap. 5.1 vorgestellten Studie<br />
wurden die ermittelten typspezifischen Versiegelungsgrade<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Verknüpfung im ArcView-GIS<br />
als dbf–Referenztabelle abgelegt. Die Tabelle wird<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Info-Datei überführt und die Feldeigenschaften<br />
den erzeugten cirx-coverages angepasst.<br />
- arc: dbase<strong>in</strong>fo geslist.dbf vers.db<br />
- arc: tables↵ sel vers.db↵ alter vers.db: typpoli...4 4 C, vgrad...8<br />
2 F 0<br />
Anschließend werden die BNK-Attributtabellen und<br />
die erzeugte Referenztabelle über das geme<strong>in</strong>same<br />
‚typpoli‘-Feld verbunden:<br />
- arc: jo<strong>in</strong>item cirx.pat vers.db cir.pat typpoli typpoli<br />
Löschen von Flächen außerhalb Thür<strong>in</strong>gens <strong>in</strong><br />
BÜK 100<br />
Um außerhalb Thür<strong>in</strong>gens liegende Flächen zu<br />
löschen, wurde die BÜK 100 mit e<strong>in</strong>er digitalen<br />
Landkreiskarte überlagert, ausgeschnitten und als<br />
bodclip abgelegt.<br />
- arc: clip bod_ges kgr98 bodclip<br />
Verschneidung der BNK mit der BÜK 100<br />
Durch räumliche Verschneidung wurden die BNK-<br />
Polygone durch die sie überlagernden Boden-<br />
Polygone <strong>in</strong> Teilflächen zerlegt. Die Attribute wurden<br />
<strong>für</strong> die erzeugten Flächen komb<strong>in</strong>iert. Durch<br />
das Verschneiden erhöht sich die Objektzahl um<br />
114% auf rd. 390.000 Flächen.<br />
- arc: identity cirx bodclip cirxbod<br />
Erweiterung der Attributtabellen<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Der Attributtabelle der komb<strong>in</strong>ierten BNK-Bodenkarte<br />
werden anschließend 5 Items zur Aufnahme<br />
weiterer Information h<strong>in</strong>zugefügt.<br />
- arc: additem V-Area 8 18 F 5, ...bodtyp_ges 30 30 C,<br />
...ertrag 2 2 I, ...cir 2 2 I, ...aue 2 2 I<br />
Berechnung des versiegelten Areals<br />
Das Feld ‘V-Grad’ be<strong>in</strong>haltet den typspezifischen<br />
Versiegelungsgrad. Er kann die Werte 0 bis 10<br />
annehmen. Um den Anteil versiegelter Fläche an<br />
der Objektfläche zu berechnen werden alle Objekte<br />
ausgewählt die e<strong>in</strong>en Versiegelungsgrad > 0 aufweisen.<br />
- arc: tables↵ sel cirxbod↵ resel v-grad > 0<br />
Die Berechnung des Versiegelungsareals erfolgt<br />
anschließend über die Klassenmittelwerte der Versiegelungsgrade.<br />
- calculate v-area = v-grad x area x 0.1 – area x 0.05<br />
Auswertung nach dem Aspekt „Bodentyp/vergesellschaftung“<br />
Die 81 Leitbodenformen wurden <strong>in</strong> 17 Kategorien<br />
überführt, die konkreten Zuordnungen s<strong>in</strong>d der<br />
Tabelle 19 zu entnehmen.<br />
Tab. 18: Bodentypen und -vergesellschaftungen aus<br />
Zuweisung von Leitbodenformen der BÜK<br />
100<br />
Bodentyp/-<br />
Leitbodenformen der<br />
vergesellschaftung BÜK 100<br />
Parabraunerde-<br />
Tschernosem-Ges.<br />
loe2, loe3, loe4, loe4k<br />
Braunerde-<br />
Parabraunerde-Ges.<br />
loe6, loe6s<br />
b1, ds3, ds31, g1, lg1,<br />
Braunerde<br />
lg2, lg3, lg4, m, p1, r1,<br />
s1, s4<br />
Braunerde-Podsol-<br />
Ranker-Ges.<br />
b2, ds4, r2, s2<br />
Podsol g2, p2<br />
Rendz<strong>in</strong>a k3g, k4, k5, tk, tkg<br />
Pararendz<strong>in</strong>a dm2, ds2, hk<br />
Rendz<strong>in</strong>a-Pararenz<strong>in</strong>a-<br />
Braunerde-Ges.<br />
k2 ,k3 ,k4z, lloe, t3g<br />
Pelosol t2, t3, t4<br />
Tschernitza ds5, ds6, h1a<br />
Auenbraunerde<br />
h21, h22, h2l, h2s, h2t,<br />
h31, h32, h3l, h3s, h3t<br />
Moore hm3<br />
Gleye<br />
h1g ,h1t, h4 , h4s, h4t,<br />
h5, hm1, hm2<br />
Pseudogley<br />
b3, dm3, 'ds32, g3, lg5,<br />
lgloe, loe5, r3, s3<br />
Kolluvium loe1h, t1h<br />
Auftragsboden Halde
• 55 Ausprägungen konnten, der Nomenklatur der<br />
Bodenkundlichen Kartieranleitung 22 folgend, den<br />
10 Bodentypen Tschernosem, Braunerde, Podsol,<br />
Rendz<strong>in</strong>a, Pararendz<strong>in</strong>a, Pelosol, Tschernitza,<br />
Auenbraunerde (=Autochtone Vega),<br />
Pseudogley und Auftragsboden zugeordnet werden.<br />
• 6 Leitbodenformen wurden diesen Typen zugeordnet,<br />
wenn genetisch verwandte Bodentypen<br />
nur untergeordnet e<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d (z. B.<br />
Regosol, Auenpararendz<strong>in</strong>a zu Pararendz<strong>in</strong>a,<br />
Gley-Tschernosem zu Tschernitza).<br />
• Der Bodentyp Kolluvium umfasst lediglich 2<br />
Ausprägungen, die weitere Bodentypen wie<br />
Gley-Tschernosem untergeordnet be<strong>in</strong>halten.<br />
• Der Klasse Moore ist e<strong>in</strong>e Ausprägung zugeordnet,<br />
die Typen Hoch- und Übergangsmoor<br />
und untergeordnet Anmoor- und Moorgleye umfassen.<br />
• Den klassenübergreifenden Vergesellschaftungen<br />
Parabraunerde/Tschernosem,<br />
Braunerde/Podsol/Ranker, Rendz<strong>in</strong>a/Pararendz<strong>in</strong>a/Braunerde<br />
werden 13 Leitbodenformen<br />
zugeordnet, die vorkommenden Leitbodenformen<br />
bilden genetische Übergänge und<br />
können ke<strong>in</strong>em Bodentyp e<strong>in</strong>deutig zugewiesen<br />
werden.<br />
• Die Bodengesellschaften Parabraunerde/<br />
Braunerde und Gleye be<strong>in</strong>halten verwandte Bodentypen<br />
e<strong>in</strong>er Klasse. Ihnen werden 10 Ausprägungen<br />
zugewiesen.<br />
- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />
- resel typ = ‚dm1‘ or typ = ‚ds1‘ or typ = ‚k1‘ or typ = ‚loe1‘<br />
or typ = ‚loe7‘ or typ = ‚t1‘↵<br />
- calculate Bodtyp-Ges = ‚Tschernosem‘↵ asel ...<br />
Auswertung nach Aspekt „Ertragspotential“<br />
Ausgehend von den Beschreibungen im Feld „Anbaueignung“<br />
wurden 12 Leitbodenformen mit kaum<br />
e<strong>in</strong>geschränkter ackerbaulicher Eignung und<br />
gleichzeitig hohem Ertragspotential selektiert, sie<br />
umfassen die landwirtschaftlich wertvollsten Böden.<br />
- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />
- resel typ = 'dm1' or typ = 'ds1' or typ = 'k1' or typ = 'lloe'<br />
or or typ = 'loe1' typ = 'loe2' or typ = 'loe3' or typ = 'loe4'<br />
or typ = 'loe6' or typ = 'loe7' or typ = 't1' or typ = 't1h'<br />
- calculate ertrag = 11<br />
22 AG Bodenkunde, 1982<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Auswertung nach Aspekt „Auenlage“<br />
Neben der Betroffenheit der besonders ertragreichen<br />
Böden Thür<strong>in</strong>gens s<strong>in</strong>d Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
von besonderem Interesse.<br />
Es handelt sich um Räume bevorzugter Siedlungstätigkeit,<br />
e<strong>in</strong> relativ hoher Versiegelungsgrad<br />
kann erwartet werden. Es wurden die geomorphologischen<br />
Beschreibungen ausgewertet.<br />
- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />
- res typ = 'ds1' or typ = 'ds5' or typ = 'ds6' or typ = 'hk' or<br />
typ = 'hm1' or typ = 'loe7' or typ = 'h1a' or typ = 'h1g' or<br />
typ > 'h2a' and typ < 'h34'<br />
- calculate aue = 1<br />
Zuschnitt der Karten auf Landkreise und kreisfreie<br />
Städte<br />
Die erzeugten digitalen Karten wurden durch Verschneiden<br />
mit e<strong>in</strong>er digitalen Kreiskarte nach Landkreisen<br />
und kreisfreien Städten gesplittet.<br />
- arc: tables↵ sel kreis98↵ resel stadt_name > ,a’↵ calculate<br />
kreis_name = ,stadt_name’<br />
- arc: split cirxbod kreis98 kreis_name poly 0.00001↵<br />
UH↵ Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich-Kreis ...<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
49
50<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
5.2.4. Auswertungsergebnisse<br />
Bodenverbreitung (Land)<br />
Die nach 17 Bodentypen/-vergesellschaftungen<br />
zusammengefaßten Leitbodenformen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4 nach ihrer Verbreitung <strong>in</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gen aufgetragen. Die Braunerden nehmen<br />
zusammen mit den Rendz<strong>in</strong>en rd. 40 %<br />
der Bodenfläche e<strong>in</strong>. Die Auftragsböden wurden<br />
offensichtlich nicht annähernd vollständig<br />
erfasst. Da sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Siedlungsbereichen<br />
(Stadtböden) sehr verbreitet s<strong>in</strong>d, dürfte ihr<br />
Flächenanteil deutlich höher liegen.<br />
Versiegelung (Land)<br />
Der Anteil versiegelter Flächen <strong>für</strong> die genannten<br />
Bodentypen liegt mit 3,5 % bzw. 1,8 %<br />
deutlich unter dem Durchschnittswert <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
(4,1 %).<br />
Die nach Verbreitung unterrepräsentierten<br />
Auftragsböden (s. o.) s<strong>in</strong>d zu 49,2 % versiegelt.<br />
Deutlich über dem Durchschnittswert liegen<br />
außerdem die Pararendz<strong>in</strong>en, die Braunen<br />
Auenböden und die Kolluvien (Abb. 5).<br />
Bodenverbreitung (Kreis/Stadt)<br />
Der Anlage 7 ist die Verteilung der Böden <strong>für</strong> ausgewählte<br />
Landkreise und kreisfreie Städte zu entnehmen.<br />
Die sehr unterschiedlichen Anteile spiegeln<br />
die naturräumlichen Besonderheiten wider.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Abb. 4: Verbreitung der Bodentypen u. -<br />
vergesellschaftungen<br />
Auftragsböden<br />
Kolluvien<br />
Pseudogley<br />
Gley-G.<br />
Moore<br />
Brauner Auenboden<br />
Tschernitza<br />
Pelosol<br />
Rendz.-Pararendz.-Braun.-G.<br />
Pararendz<strong>in</strong>a<br />
Rendz<strong>in</strong>a<br />
Podsol<br />
Braun.-Podsol-Ranker-G.<br />
Braunerde<br />
Braun.-Parabraun.-G.<br />
Parabraun.-Tschernosem-G.<br />
Tschernosem<br />
0,01<br />
1,93<br />
0,14<br />
15,12<br />
9,73<br />
11,84<br />
41,14<br />
52,87<br />
79,06<br />
85,97<br />
92,31<br />
80,93<br />
91,39<br />
140,41<br />
169,51<br />
Abb.5: Versiegelungsgrad der Böden Thür<strong>in</strong>gens<br />
Auftragsböden<br />
Pseudogley<br />
Moore<br />
Tschernitza<br />
Rendz.-Pararendz.-Braun.-G.<br />
Rendz<strong>in</strong>a<br />
Braun.-Podsol-Ranker-G.<br />
Braun.-Parabraun.-G.<br />
Tschernosem<br />
239,53<br />
335,31<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
[Tha]<br />
1,7%<br />
1,8%<br />
0,6%<br />
4,8%<br />
4,2%<br />
4,0%<br />
2,0%<br />
5,4%<br />
6,1%<br />
3,5%<br />
3,4%<br />
3,8%<br />
4,7%<br />
9,0%<br />
10,0%<br />
19,4%<br />
49,2%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
So ist z. B. der hohe Flächenanteil der Schwarzerden<br />
(Tschernosem) des Landkreises Sömmerda<br />
und der Stadt Erfurt auf den Naturraum ‘Innerthür<strong>in</strong>gischen<br />
Ackerhügelland’ zurückzuführen.
Ertragspotential und Auenlage (Land)<br />
Die ertragreichsten Böden sowie die Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
wurden durch Auswertung der Datenbanke<strong>in</strong>träge<br />
der BÜK 100 selektiert.<br />
12 Leitbodenformen wurden <strong>für</strong> die Bilanzierung der<br />
Böden mit dem höchsten Ertragspotential herangezogen,<br />
sie nehmen 17,3 % der BÜK 100-<br />
Bodenfläche e<strong>in</strong> (Anlage 8). Insgesamt liegt der<br />
Versiegelungsgrad der ertragreichsten Böden mit<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4,7 % nur schwach über dem mittleren Versiegelungsgrad<br />
<strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen von rd. 4,1 % (Kap. 5.1).<br />
10 Ausprägungen wurden zu Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
zusammengeführt, sie haben e<strong>in</strong>en Anteil von<br />
11,3 % der Bodenfläche. Wie zu erwarten war, ist<br />
der Versiegelungsgrad der Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
(9,4 %) signifikant höher. Diese Böden s<strong>in</strong>d demnach<br />
gegenüber dem Landesmittel mehr als doppelt<br />
so stark von der <strong>Flächenversiegelung</strong> betroffen<br />
(Abb. 6).<br />
Abb. 6: Versiegelungsgrad und Anteil am Bodenareal der Böden <strong>in</strong> Auenlage und der ertragreichsten Böden<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
ertragreichste Böden<br />
Ertragspotential und Auenlage<br />
(Kreis/ Stadt)<br />
4,1%<br />
4,7%<br />
Aus der Abbildung 7 geht hervor, dass die Versiegelungsgrade<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Bezugsräume<br />
naturgemäß stark schwanken. Auf der Ebene der<br />
Kreise und Städte weist Weimar mit rd. 14 % versiegelter<br />
Fläche den höchsten Wert <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
auf. Während <strong>in</strong> den Landkreisen der Versiegelungsgrad<br />
der ertragreichsten Böden <strong>in</strong>sgesamt<br />
ger<strong>in</strong>g ist, steigt er <strong>in</strong> den kreisfreien Städten tendenziell<br />
mit der erhöhten Gesamtversiegelung an<br />
9,4%<br />
11,3%<br />
17,3%<br />
0% 5% 10% 15% 20%<br />
Anteil an Bodenfläche Versiegelungsgrad<br />
Abb. 7: Versiegelungsgrad der Böden <strong>für</strong> ausgewählte Landkreise/kreisfreie Städte<br />
Thür<strong>in</strong>gen<br />
Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich-Kreis<br />
Sömmerda<br />
Erfurt<br />
Eisenach<br />
Weimar<br />
0,04<br />
0,05<br />
0,03<br />
0,03<br />
0,06<br />
0,03<br />
0,03<br />
0,04<br />
0,09<br />
0,09<br />
und erreicht <strong>in</strong> Weimar mit 19,4 % den höchsten<br />
Wert.<br />
Von der erhöhten Versiegelung der Auenböden<br />
weicht ke<strong>in</strong> Raum ab. Besonders <strong>in</strong> Eisenach<br />
(27,1 %, Anlage 9) und Weimar (19,4 %) kommt die<br />
Konzentration des Siedlungsraumes auf den Böden<br />
<strong>in</strong> Auenlage zum Ausdruck.<br />
0,13<br />
0,11<br />
0,13<br />
0,13<br />
0,14<br />
0,19<br />
0,19<br />
0% 10% 20% 30%<br />
Böden <strong>in</strong> Auenlage ertragreichste Böden alle Böden<br />
0,27<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
51
52<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
5.3. Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />
<strong>für</strong> die Stadt Jena<br />
Die Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
kann als e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />
und Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />
bezeichnet werden (Kap. 5.1).<br />
Die GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung<br />
(Kap. 5.2) basierte auf diesen Ergebnissen.<br />
An dieser Stelle werden schließlich erste<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> die Stadt Jena skizziert, die überwiegend<br />
durch Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />
erzielt wurden.<br />
5.3.1. Luftbildauswertung<br />
Durch visuelle Bildauswertung digitaler Farbluftbilder<br />
(Orthophotos, 1997) wurden Siedlungsstrukturtypen<br />
kartiert und die <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
ermittelt.<br />
• Es wurden 14 Strukturtypen ausgewiesen, e<strong>in</strong>e<br />
höhere Differenzierung ist auf Basis des Bildmaterials<br />
durchaus möglich.<br />
• Den rd. 4000 gebildeten Raume<strong>in</strong>heiten wurde<br />
e<strong>in</strong> Versiegelungsgrad nach 11 Klassen zugewiesen.<br />
• Die Digitalisierung erfolgte am Bildschirm im<br />
Maßstäben zwischen 1:2.000 und 1:5.000 unter<br />
Nutzung des ArcView GIS.<br />
• Es konnte e<strong>in</strong> Versiegelungsgrad von 13,4 %<br />
(1997) <strong>für</strong> die Fläche Jenas ermittelt werden.<br />
Die Ergebnisdarstellungen s<strong>in</strong>d der Anlage 10 zu<br />
entnehmen.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
5.3.2. Satellitenbildauswertung<br />
Die Satellitenbildauswertung wurde nicht durch den<br />
Verfasser durchgeführt! Im Rahmen des vom BMBF<br />
und dem Land Thür<strong>in</strong>gen geförderten MOMS-<br />
RIVER-Pilotprojektes wurden Satellitenbilddaten<br />
von der DJO Jena ausgewertet und die Ergebnisse<br />
der TLU übergeben. Zur Auswertung kam e<strong>in</strong> Ausschnitt<br />
Thür<strong>in</strong>gens entlang der Thür<strong>in</strong>ger Städteachse.<br />
Der Ausschnitt <strong>für</strong> Jena wurde durch Herrn<br />
Dr. Selsam (TLU Jena) angefertigt und zur beispielhaften<br />
Darstellung e<strong>in</strong>es Ergebnisses der Satellitenbildauswertung<br />
überlassen (Anlage 10).<br />
Zu den verwendeten Verfahren können nur wenige<br />
Angaben gemacht werden.<br />
• Es wurde nach 5 Klassen differenziert: hohe<br />
und mittlere Bebauungsdichte, lockere Bebauung,<br />
leicht bebaute Grünfläche, Grünfläche.<br />
• Es kam u. a. e<strong>in</strong>e Parallelepiped-Klassifikation<br />
(Kap. 4.1.3.2) zur Anwendung.<br />
• Außerhalb der Siedlungsfläche treten ke<strong>in</strong>e<br />
Fehlklassifikationen auf. Man kann <strong>in</strong>folgedessen<br />
auf e<strong>in</strong>e (<strong>in</strong>teraktive) Selektion<br />
nicht versiegelungsrelevanter Flächen schließen,<br />
die nicht <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>gegangen<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiteres Indiz da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d die Saalebrücken,<br />
die nicht als Bebauung klassifiziert wurden.<br />
Die Struktur der Bebauungs<strong>in</strong>tensität des Stadtgebietes<br />
wurde deutlich herausgearbeitet. Für e<strong>in</strong>e<br />
Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> reicht die<br />
ger<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>haltliche Auflösung und die fehlende<br />
Quantifizierung der Bebauungsklassen nicht aus.
6. Zusammenfassung<br />
Mit der Siedlungstätigkeit des Menschen geht<br />
zwangsläufig e<strong>in</strong>e Versiegelung von Flächen e<strong>in</strong>her.<br />
Die negativen Folgen des Flächenverbrauches<br />
<strong>für</strong> den Naturhaushalt wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
zunehmend erkannt und f<strong>in</strong>den im gesellschaftlichen<br />
Willen zur nachhaltigen Flächennutzung Ausdruck.<br />
Die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> Umwelt <strong>in</strong><br />
Jena griff das Umweltthema „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />
1998 auf.<br />
Die vorliegenden Ausführungen geben zunächst<br />
e<strong>in</strong>en Überblick zu den Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />
Sie unterb<strong>in</strong>det oder hemmt die Austauschfunktionen<br />
im Bereich der sphärischen<br />
Durchdr<strong>in</strong>gungszone. Die resultierenden Auswirkungen<br />
auf das Wirkungsgefüge im Ökosystems<br />
werden auf die Umweltmedien fokussiert. Als bedeutender<br />
Gesichtspunkt <strong>für</strong> die Eignungsbewertung<br />
der Erhebungsverfahren werden die Ausprägungen<br />
der Versiegelung erörtert. Sie werden nach<br />
quantitativen und qualitativen Aspekten differenziert.<br />
Es werden die Anforderungen seitens der Nutzer <strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong>blick auf die <strong>in</strong>haltliche und räumliche Auflösung<br />
der bereitzustellenden Informationen diskutiert. Der<br />
Bedarf nach Versiegelungs<strong>in</strong>formationen variiert<br />
nach Differenzierungsgrad und Maßstab. Schlussfolgernd<br />
s<strong>in</strong>d im Vorfeld der Untersuchungen die<br />
diesbezüglichen Grenzen der Erhebungsverfahren<br />
zu berücksichtigen. Anhand von Beispielen werden<br />
mögliche Anwendungen aufgeführt sowie der nach<br />
Ausprägung und räumlicher Auflösung variierende<br />
Informationsbedarf unterstrichen.<br />
Die komplexen Auswirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
im Ökosystem s<strong>in</strong>d nicht aus der Perspektive<br />
e<strong>in</strong>er Fachdiszipl<strong>in</strong> zu erfassen. Wird e<strong>in</strong>e<br />
Bearbeitung der Problematik im landschaftsökologischen<br />
Kontext angestrebt, ist dies lediglich durch<br />
e<strong>in</strong>e fachübergreifende Kooperation zu erreichen.<br />
Als Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
werden die Fernerkundung, die Geländekartierung<br />
und Verfahren zur Ableitung aus Flächennutzungsdaten<br />
erörtert.<br />
Die Fernerkundungsverfahren werden am ausführlichsten<br />
behandelt, um die Nachvollziehbarkeit der<br />
anschließenden Beurteilung ihrer Möglichkeiten und<br />
Grenzen zu gewährleisten.<br />
Es werden die wesentlichen Merkmale und Unterschiede<br />
photographischer- und Scanner-<br />
Aufnahmen dargestellt. E<strong>in</strong> Schwerpunkt wird auf<br />
die Detailerkennbarkeit im Bildmaterial unter den<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Aspekten geometrische Auflösung, Maßstab und<br />
Objekteigenschaften gelegt. Schließlich werden die<br />
Methoden zur Auswertung dieser analogen und<br />
digitalen Bildmaterialien behandelt. Durch die Darstellung<br />
der charakteristischen Besonderheiten, die<br />
sich aus der Aufnahmetechnik, den Materialien und<br />
der Auswerteverfahren ergeben, werden die Fernerkundungsmethoden<br />
e<strong>in</strong>er Bewertung h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Eignung <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse zugänglich.<br />
Es wird gezeigt, dass durch Satellitenbildauswertung<br />
e<strong>in</strong>e Ermittlung des Versiegelungsgrades <strong>in</strong><br />
Zielmaßstäben < 1:25.000 grundsätzlich möglich<br />
ist. Die stets durch Fehlklassifikation auftretenden<br />
Abweichungen dürfen jedoch nicht ausschließlich<br />
durch Streuungsparameter <strong>für</strong> die differenzierten<br />
Klassen erfolgen. Die Bilanzierung des Versiegelungsgrades<br />
muss <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den Anwendernutzen<br />
auf konkrete Raume<strong>in</strong>heiten unter Angabe<br />
des zu erwartenden Fehlers bezogen werden. Besonders<br />
aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung<br />
eigenen sich Satellitenbilddaten <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Flächenmonitor<strong>in</strong>g.<br />
Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation kann zusätzlich nach<br />
qualitativen Merkmalen der Versiegelung wie Ausprägung<br />
der Überbauung, versiegelte-, heterogenteilversiegelte<br />
Fläche, Art und Struktur der Gunstfaktoren<br />
und z. T. nach Art teilversiegelter Oberflächen<br />
differenziert werden. Die Auswertung kann mit<br />
e<strong>in</strong>er räumlichen Auflösung bis auf Parzellenebene<br />
erfolgen.<br />
Bestandteil jeder Luftbild<strong>in</strong>terpretation ist die Geländekartierung.<br />
Nur durch Aufnahme vor Ort s<strong>in</strong>d<br />
die Versiegelungsqualitäten wie Entsiegelungspotential,<br />
Nutzung der versiegelten Flächen,<br />
Belags- und Entwässerungsart etc. zu erfassen.<br />
Die Eignung der e<strong>in</strong>zelnen Methoden kann weiterh<strong>in</strong><br />
außerhalb der fachlichen Gesichtspunkte bewertet<br />
werden. Der Verfasser vertritt die Auffassung,<br />
dass etwa der Kostenfaktor oder der personelle<br />
Aufwand <strong>für</strong> die Durchführung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Verfahren <strong>in</strong>sofern nicht relevant <strong>für</strong> die methodischen<br />
Überlegungen s<strong>in</strong>d, als dass ke<strong>in</strong> Erhebungsverfahren<br />
das andere ersetzen kann.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
53
54<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Es ist ebenso wenig die Vorstellung zutreffend,<br />
dass e<strong>in</strong>e flächenhafte Geländekartierung mit Erhebung<br />
aller Detail<strong>in</strong>formationen unumgänglich wäre<br />
wie jene, dass alle relevanten Informationen aus<br />
Satellitenbild- oder Luftbilddaten zu ziehen seien.<br />
Nur durch Auswertung von Versiegelungs<strong>in</strong>formationen<br />
mit <strong>in</strong>haltlich und räumlich den vielfältigen<br />
Fragestellungen angemessenen Auflösungen können<br />
Ableitungen zu Konsequenzen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
und resultierende Handlungsstrategien<br />
erarbeitet werden.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne wird <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Integration der Erhebungsverfahren<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />
plädiert. Es werden Zielvorgaben<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e maßstabsorientierte, <strong>in</strong>haltlich differenzierte<br />
Versiegelungsanalyse formuliert und <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
Arbeitsschemas konkretisiert. Es wird unterstrichen,<br />
dass ke<strong>in</strong>e operationalisierten Verfahren <strong>für</strong> die<br />
Versiegelungsanalyse mittels Fernerkundung existieren.<br />
Sie bedürfen der Entwicklung, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Projektbearbeitung zu <strong>in</strong>tegrieren wäre.<br />
Abschließend wird der Bearbeitungsstand zur Versiegelungsanalyse<br />
<strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen vorgestellt. Das<br />
vorrangige Ziel der TLU Jena war es, e<strong>in</strong>e Erstbilanzierung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> durchzuführen.<br />
Auswertungen statistischen Datenmaterials geben<br />
zunächst Aufschluss über die Flächennutzungsverteilung<br />
sowie deren Wandel. Aus e<strong>in</strong>em<br />
Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV)<br />
von rd. 8.800 ha im Zeitraum 1992 bis 1996 lässt<br />
sich zunächst der Trend zu fortschreitendem Flächenverbrauch<br />
ablesen. Der Anteil der SuV an der<br />
Gesamtfläche betrug 1996 rd. 8,7 %.<br />
Die <strong>Flächenversiegelung</strong> wurde durch stereoskopische<br />
Auswertung analoger Luftbilder<br />
(1993/94) <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens erhoben. Die<br />
Ergebnisse wurden auf Flächene<strong>in</strong>heiten der landesweiten<br />
Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />
(BNK) bezogen. Somit war es möglich, den 82<br />
potentiell versiegelten Nutzungstypen der BNK<br />
e<strong>in</strong>en spezifischen Versiegelungsgrad zuzuweisen.<br />
Durch Anwendung der Werte auf den gesamten<br />
Datenbestand konnte e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />
Thür<strong>in</strong>gens von 4,1 % <strong>für</strong> 1993/94 ermittelt werden.<br />
E<strong>in</strong>e Differenzierung des Ergebnisses ergab <strong>für</strong> die<br />
kreisfreien Städte (Ausnahme Suhl) Werte größer<br />
12 %. 12 der 17 Landkreise lagen unterhalb des<br />
Landesmittelwertes.<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Durch zusätzliche Auswertung digitaler Luftbilder<br />
von 1997 <strong>für</strong> die Stadt Erfurt sollte ermittelt werden,<br />
ob sich aus geme<strong>in</strong>debezogenen Flächennutzungsdaten<br />
der Liegenschaftskataster die Entwicklung<br />
der <strong>Flächenversiegelung</strong> ableiten lässt. Es<br />
zeigte sich, dass der Zuwachs der Versiegelung um<br />
0,5 % (1993: 12,4 %; 1997: 12,9 %) ke<strong>in</strong>e Entsprechung<br />
im Zuwachs der SuV fand.<br />
Die Ergebnisse der Bilanzierung wurden genutzt,<br />
um die Intensität der Bodenbeanspruchung zu<br />
ermitteln. Die digitale Flächenebene der BNK wurde<br />
um die Versiegelungs<strong>in</strong>formation erweitert. Die 81<br />
Leitbodenformen der digitalen Bodenübersichtskarte<br />
(BÜK 100) wurden zu 17 Bodentypen und Bodenvergesellschaftungen<br />
transformiert. Weiterh<strong>in</strong><br />
wurden die Daten nach Böden <strong>in</strong> Auenlage und<br />
nach höchstem Ertragspotential strukturiert. Nach<br />
räumlichem Verschneiden der beiden Ebenen konnten<br />
die Versiegelungsgrade <strong>für</strong> die Böden Thür<strong>in</strong>gens<br />
nach den genannten Aspekten bilanziert werden.<br />
Abschließend werden erste Ergebnisse zur Bebauungsstruktur<br />
bzw. <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Jena<br />
dargestellt, die überwiegend durch Fernerkundungsverfahren<br />
gewonnen wurden.
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AD-HOC-AG BODENVERSIEGELUNG/-ENTSIEGELUNG,<br />
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BUNDESUMWELTMINISTERIUM, 1998: Nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland. Entwurf e<strong>in</strong>es umweltpolitischen<br />
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Selbstverlag<br />
BUNZEL, A., 1992: Begrenzung der Bodenversiegelung.<br />
Planungsziele und Instrumente. In: Difu-<br />
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BURGHARDT, W., 1993: Formen und Wirkung der<br />
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Vorträge und Studien, Bd. 2, S. 111-125<br />
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UMWELTSCHUTZ, 1993: Reduzierung und M<strong>in</strong>imierung<br />
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Berl<strong>in</strong>er Gewässer, Bd. 13<br />
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<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en nachhaltigen Bodenschutz. In:<br />
Bundesforschungsanstalt <strong>für</strong> Landeskunde und<br />
Raumordnung. Arbeitspapiere, Bd. 1/1996<br />
ENQUETE-KOMMISSION „SCHUTZ DES MENSCHEN UND<br />
DER UMWELT“, 1998: Konzept Nachhaltigkeit. Vom<br />
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„Schutz des Menschen und<br />
der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages.<br />
Selbstverlag<br />
GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE<br />
(BUNDESNATURSCHUTZGESETZ - BNATSCHG). In der<br />
Fassung v. 12.3.1987 (BGBl. I S. 889), zul. geänd.<br />
durch Gesetz v. 6.8.1993 (BGBl. I S. 1458)<br />
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(Fernerkundung <strong>in</strong> urbanen Räumen), 28, S. 35-<br />
44<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
55
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Orientierungswerte <strong>für</strong> die Bodenversiegelung<br />
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HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE,<br />
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THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK, 1993: Statistischer<br />
Bericht. Flächenerhebung nach der Art der<br />
tatsächlichen Nutzung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK, 1997: Statistischer<br />
Bericht. Flächenerhebung nach der Art der<br />
tatsächlichen Nutzung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT, 1995: Biotoptypen-<br />
und Nutzungstypenkartierung Thür<strong>in</strong>gen<br />
nach Farb<strong>in</strong>frarot-Luft-bilder 1:10.000 (Kommentierter<br />
Interpretationsschlüssel). AG Prof. Dr.<br />
H. Kenneweg, TU Berl<strong>in</strong> (Berarb.), Manuskript<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT, 1998: Flächenverbrauch<br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen seit 1992. Ausgewählte<br />
Aspekte der Versiegelung aus der Sicht<br />
des Bodenschutzes. In: Fachstandpunkte der<br />
TLU. Selbstverlag<br />
THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT,<br />
NATURSCHUTZ UND UMWELT, 1999: Bodenversiegelung<br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Faltblatt, Selbstverlag<br />
WESSOLEK, G., 1988: Auswirkungen der Bodenversiegelung<br />
auf Boden und Wasser. In: Information<br />
zur Raumentwicklung, H. 8/9, S. 535-541<br />
WESSOLEK, G.; FACKLAM, M., 1997: Standorteigenschaften<br />
und Wasserhaushalt von versiegelten<br />
Flächen. In: Zeitschrift <strong>für</strong> Pflanzenernährung und<br />
Bodenkunde, Bd. 160, Nr. 1, S. 41-46<br />
WIRTH, W., 1988: Ökologische Grenzen der Versiegelung<br />
- Artenverdrängung auf unversiegelten<br />
Flächen. In: Information zur Raumentwicklung,<br />
Bd. 8/9, S. 523-527<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
57
58<br />
<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Anlagen<br />
Tabelle 1: Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Geofaktoren 6<br />
Tabelle 2: Kanalbelegung ausgewählter Multispektral-Sensoren 15<br />
Tabelle 3: Satellitenbilddaten der TLU Jena, (Teil) Szenen Thür<strong>in</strong>gen 16<br />
Tabelle 4: Luftbildmaterial der TLU Jena 16<br />
Tabelle 5: Geometrische Auflösung von Multispektral - Sensoren (Auswahl) 17<br />
Tabelle 6: Aussagemaßstab und Maßstab der Bildausgabe <strong>für</strong> ausgewählte Sensoren 18<br />
Tabelle 7: Mittlerer Versiegelungsgrad von Testgebieten, mittlere und maximale Abweichung<br />
der Satellitenbildauswertung <strong>in</strong> Abhängigkeit ausgewählter Stadtstrukturtypen 26<br />
Tabelle 8: Kosten der Fernerkundungsmaterialien 30<br />
Tabelle 9: Abhängigkeit zwischen Zielmaßstab und Erhebungsmethodik 36<br />
Tabelle 10: Kategorien der Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung 37<br />
Tabelle 11: Beispiel zur Attributierung im Rahmen der Biotop- u. Nutzungstypkartierung (Auszug) 38<br />
Tabelle 12: ATKIS DLM 25/1, Informationsüberlagerung <strong>in</strong> der Fläche (Bsp. TK25 (5032), Erfurt) 38<br />
Tabelle 13: Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung. Auswertung<br />
nach Hauptkategorien , Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV) und<br />
Flächenzuwachs 1992 - 1996 40<br />
Tabelle 14: Berechnung der versiegelten Fläche auf Basis der statistischen Flächennutzungsdaten<br />
nach Methode Chr. S<strong>in</strong>ger, 1995, NRW 41<br />
Tabelle 15: Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) nach Kreisen/<br />
kreisfreien Städten 44<br />
Tabelle 16: Verhältnis zwischen Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche (SuV) am Beispiel der Stadt Erfurt 46<br />
Tabelle 17: Auszug aus der Attributtabelle der Bodenübersichtskarte BÜK 100 47<br />
Tabelle 18: Bodentypen und -vergesellschaftungen aus Zuweisung von Leitbodenformen<br />
der BÜK 100 48<br />
Abbildung 1: Die Versiegelung wirkt <strong>in</strong>nerhalb der sphärischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone 5<br />
Abbildung 2: Bodenverlust durch <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />
Abbildung 3: Verteilung der 82 potentiell versiegelten BNK-Nutzungstypen nach spezifischem<br />
Versiegelungsgrad 43<br />
Abbildung 4: Verbreitung der Bodentypen u. –vergesellschaftungen 50<br />
Abbildung 5: Versiegelungsgrad der Böden Thür<strong>in</strong>gens 50<br />
Abbildung 6: Versiegelungsgrad und Anteil am Bodenareal der Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />
und der ertragreichsten Böden 51<br />
Abbildung 7: Versiegelungsgrad der Böden <strong>für</strong> ausgewählte Landkreise/kreisfreie Städte 51<br />
Bild 1: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e vollversiegelte Fläche (hier: asphaltierter Parkplatz) 7<br />
Bild 2: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e als teilversiegelt anzusprechende Fläche (hier: Freifläche<br />
mit teil- und unversiegelten Zonen) 7<br />
Bild 3: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e aufgrund der Belagart (hier: Rasengitter) als<br />
teilversiegelt anzusprechende Fläche 7<br />
Bild 4: Potentiell zu entsiegelnde, ungenutzte Fläche 8<br />
Bild 5: Farb-Luftbild, Jena-Zentrum (1994) 14<br />
Bild 6: Color-Infrarot-Luftbild, Jena-Zentrum (1994) 14<br />
Bild 7: Farbluftbild (Orthophoto), Gewerbegebiet Jena-Göschwitz mit TLU 39<br />
Anlage 1: Verfahrensskizze zu den Fernerkundungsmethoden<br />
Anlage 2: Hauptcodes der Biotop- und Nutzungstypenkartierung (Interpretation von CIR-Luftbildern,<br />
1993/94)<br />
Anlage 3: Objektarten des ATKIS DLM 25/1 (1. Fassung)<br />
Anlage 4: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Flächen der Biotop- u. Nutzungstypenkartierung am Beispiel Erfurt-<br />
Zentrum<br />
Anlage 5: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Kreisen und kreisfreien Städten (1993/94)<br />
Anlage 6: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Erfurt - Auswertung von Farbluftbildern <strong>für</strong> Flächene<strong>in</strong>heiten des<br />
ATKIS<br />
Anlage 7: Verteilung der Bodentypen und vergesellschafteter Böden <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>für</strong> ausgewählte Kreise<br />
und kreisfreie Städte<br />
Anlage 8: Ertragreichste Böden Thür<strong>in</strong>gens - Verteilung nach Bodentypen und vergesellschafteten Bodentypen<br />
Anlage 9: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Böden <strong>in</strong> Auenlage am Beispiel der Stadt Eisenach<br />
Anlage 10: Bebauungs<strong>in</strong>tensität, <strong>Flächenversiegelung</strong> und Siedlungsstruktur der Stadt<br />
Schriftenreihe Nr. 46