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Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...

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INHALT<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

1. E<strong>in</strong>leitung 4<br />

2. Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />

2.1. Def<strong>in</strong>ition der Versiegelung 5<br />

2.2. <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />

2.3. Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> im Ökosystem 6<br />

2.4. Quantitative und qualitative Eigenschaften versiegelter Flächen 6<br />

2.5. Gesetzgebung 8<br />

3. Anwendung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation 9<br />

3.1. Inhaltliche Anforderungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Versiegelungsanalyse 9<br />

3.2. Maßstabsorientierte und fachübergreifende Versiegelungsanalyse 9<br />

3.3. Fachspezifische Anwendungsbeispiele 11<br />

3.3.1. Bodenschutz 11<br />

3.3.2. Wasserwirtschaft 11<br />

3.3.3. Naturschutz 12<br />

3.3.4. Planungsebenen 13<br />

4. Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong> 13<br />

4.1. Fernerkundung 13<br />

4.1.1. Aufnahmesysteme 14<br />

4.1.2. Eigenschaften der Fernerkundungsmaterialien 16<br />

4.1.3. Verfahren der Fernerkundung 19<br />

4.2. Kartierung 23<br />

4.3. Sonstige Erhebungsverfahren 23<br />

4.4. Eignung der Fernerkundungsverfahren <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse 24<br />

4.4.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> 24<br />

4.4.2. Erfassung der Versiegelungsqualität 27<br />

4.4.3. Weitere Aspekte der Eignung 28<br />

4.5. Integration der Erhebungsverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt „<strong>Flächenversiegelung</strong>“ 31<br />

4.5.1. Zielvorgaben <strong>für</strong> die Erhebung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität und -qualität 32<br />

4.5.2. Umsetzung der Zielvorgaben 32<br />

4.5.3. Konkretisierung möglicher Arbeitsphasen 33<br />

5. Bearbeitungsstand der Versiegelungsanalyse <strong>in</strong> der TLU Jena 35<br />

5.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> basierend auf Flächennutzungsdaten<br />

und Luftbildauswertungen 35<br />

5.1.1. Untersuchungsziel 35<br />

5.1.2. Methodik 35<br />

5.1.3. Informationsquellen 37<br />

5.1.4. Datenauswertung zur Flächennutzung und -versiegelung 39<br />

5.1.5. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> 1993/94 42<br />

5.1.6. Ermittlung der Versiegelungstendenz 45<br />

5.2. GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung 46<br />

5.2.1. Analyseziel und Methode 46<br />

5.2.2. Informationsquellen 46<br />

5.2.3. GIS-gestützte Datentransformation 48<br />

5.2.4. Auswertungsergebnisse 50<br />

5.3. Auswertung von Fernerkundungsmaterialien <strong>für</strong> die Stadt Jena 52<br />

5.3.1. Luftbildauswertung 52<br />

5.3.2. Satellitenbildauswertung 52<br />

6. Zusammenfassung 53<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

3


4<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Flächennutzung durch den siedelnden und wirtschaftenden<br />

Menschen hat zwangsläufig Überbauung<br />

von Flächen zur Folge. Mit dem Flächenverbrauch<br />

geht die <strong>Flächenversiegelung</strong> e<strong>in</strong>her! Die<br />

gravierenden negativen Wirkungen im Ökosystem<br />

kennzeichnen die <strong>Flächenversiegelung</strong> als e<strong>in</strong>e<br />

vordr<strong>in</strong>gliche Umweltproblematik.<br />

Insbesondere die Begrenztheit der Ressource Boden<br />

zw<strong>in</strong>gt zu e<strong>in</strong>er Reduzierung der Inanspruchnahme<br />

neuer Flächen. Das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Flächennutzung kann nicht Verzicht auf bauliche<br />

Maßnahmen bedeuten. Vielmehr muss es im Zuge<br />

der Siedlungsentwicklung darum gehen, Neuversiegelung<br />

zu m<strong>in</strong>imieren und unnötige Versiegelungen<br />

aufzuheben. Dies ist durch Steuerung der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />

auf lokaler und überörtlicher<br />

Ebene, Flächenrecycl<strong>in</strong>g und Entsiegelungen zu<br />

erreichen.<br />

E<strong>in</strong>e nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung<br />

<strong>für</strong> das 21. Jahrhundert war e<strong>in</strong>e wesentliche Forderung<br />

der Weltkonferenz <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung<br />

(UNCED) 1992 <strong>in</strong> Rio de Janeiro. Sie wurde im<br />

Aktionsprogramm AGENDA 21 festgeschrieben.<br />

Die aus ihr abgeleitete Lokale Agenda 21 <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Umsetzung auf kommunaler Ebene, ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf die Versiegelungsproblematik als besonders<br />

vielversprechend. Konkrete Maßnahmen<br />

können so vor dem H<strong>in</strong>tergrund spezieller Gegebenheiten<br />

vor Ort vorbereitet und umgesetzt werden.<br />

Die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen<br />

und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages<br />

(1998) konkretisierte, dass die <strong>für</strong> die Jahre 1993<br />

bis 1996 ermittelte Umwandlungsrate von Böden <strong>in</strong><br />

Siedlungs- und Verkehrsflächen bis zum Jahr 2010<br />

auf 10 % dieser Rate zu reduzieren sei. Auch die<br />

weniger drastische Forderung des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />

(1998) nach e<strong>in</strong>er Reduzierung des<br />

bundesweiten Flächenverbrauches auf 30 ha/Tag<br />

(ca. 25 % der derzeitigen Rate) bis zum Jahr 2020<br />

verdeutlicht, dass die Versiegelungsproblematik <strong>in</strong><br />

Deutschland durchaus erkannt wurde.<br />

Das Problem der <strong>Flächenversiegelung</strong> wurde, beg<strong>in</strong>nend<br />

<strong>in</strong> den Ballungsräumen der alten Bundesländer,<br />

bereits <strong>in</strong> den 80er Jahren aufgegriffen.<br />

Seither wurde <strong>in</strong> mehreren städtischen Kommunen<br />

die <strong>Flächenversiegelung</strong> thematisiert.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Auf Länderebene wurde der Versiegelungsbilanzierung<br />

bis heute noch weitaus weniger Beachtung<br />

geschenkt. E<strong>in</strong>e flächendeckende Information zum<br />

Grad der Versiegelung sollte jedoch besonders<br />

unter dem Aspekt e<strong>in</strong>er nachhaltigen Bodennutzung-<br />

<strong>für</strong> die Landes- und Regionalplanung obligatorisch<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Mittelfristiges Ziel zur M<strong>in</strong>derung des fortschreitenden<br />

Flächenverbrauches durch Versiegelung könnte<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Konzeption <strong>für</strong> Bund, Länder und<br />

Kommunen se<strong>in</strong>. Die Bemühungen e<strong>in</strong>iger Kommunen,<br />

die <strong>Flächenversiegelung</strong> zu begrenzen oder<br />

zum<strong>in</strong>dest räumlich zu steuern, ist e<strong>in</strong> erster Schritt.<br />

Gleichwohl bedarf es jedoch der überörtlichen Koord<strong>in</strong>ation,<br />

beg<strong>in</strong>nend von der Erhebung des Ist-<br />

Zustandes bis h<strong>in</strong> zur Umsetzung von Maßnahmen<br />

<strong>in</strong> den unterschiedlichen Raumebenen.<br />

Die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> Umwelt (TLU) <strong>in</strong><br />

Jena widmet sich erst seit 1998 der Versiegelungsproblematik.<br />

Die seither durchgeführten Untersuchungen<br />

werden im Kapitel 5 vorgestellt. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Darlegung wesentlicher Aspekte der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

soll die Problematik jedoch zunächst<br />

umrissen und als bedeutendes Umweltthema herausgestellt<br />

werden (Kap. 2). Die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er dem Anwendernutzen angepassten <strong>in</strong>haltlichen<br />

und räumlichen Differenzierung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

wird anschließend (Kap. 3) unterstrichen<br />

und anhand von Beispielen untersetzt.<br />

Breiteren Raum wird der Vorstellung von Erhebungsmethoden<br />

<strong>in</strong> Kapitel 4 gegeben. Es ist zu<br />

zeigen, dass sich ke<strong>in</strong>es der Verfahren alle<strong>in</strong> <strong>für</strong> die<br />

Erfassung jeglicher relevanter Informationen zur<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> eignet. Im Vorgriff auf weiterführende<br />

Analysen zur <strong>Flächenversiegelung</strong> wird<br />

daher <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Integration der Erhebungsmethoden<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Gesamtprojektes plädiert. Die<br />

ersten durch die TLU <strong>in</strong>itiierten Bearbeitungen des<br />

Themas (Kap. 5) zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Fernerkundung und Auswertung von<br />

Flächennutzungsdaten mittels Geographischer<br />

Informationssysteme (GIS) aus.


2. Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

2.1. Def<strong>in</strong>ition der Versiegelung<br />

Versiegelung ist die auf menschliche Aktivität zurückzuführende<br />

Unterbrechung oder Beh<strong>in</strong>derung<br />

der vielfältigen Austauschprozesse zwischen Atmosphäre,<br />

Pedosphäre, Biosphäre und Hydrosphäre 1 .<br />

Die funktionelle Aspekte der Versiegelung betonende<br />

Def<strong>in</strong>ition beschreibt den Sachverhalt umfassend.<br />

Die Störung f<strong>in</strong>det überwiegend an der Erdoberfläche<br />

also im Bereich der sphärischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />

(Abb. 1) statt. Sie wirkt sich sowohl<br />

auf die abiotischen Funktionen (z. B. Versickerung,<br />

Verdunstung, Gasaustausch) als auch auf biotische<br />

wie die Habitatfunktionen <strong>für</strong> Flora und Fauna aus.<br />

Die Intensität der Beh<strong>in</strong>derung/Unterbrechung der<br />

Austauschprozesse resultiert aus Art und Ausdehnung<br />

e<strong>in</strong>er baulichen Überprägung (vgl. Kap. 2.4).<br />

Strenggenommen s<strong>in</strong>d außerdem mechanische<br />

Bodenverdichtungen oder die Ausbildung e<strong>in</strong>es<br />

Pflughorizontes, besonders aus hydrologischer<br />

Sicht, als versiegelnd e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Der Versiegelungsgrad drückt den Anteil versiegelter<br />

Fläche an der Bezugsfläche aus. Der spezifische<br />

Versiegelungsgrad ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

Klassifikation von homogenen Raume<strong>in</strong>heiten.<br />

Abb. 1: Die Versiegelung wirkt <strong>in</strong>nerhalb der sphärischen<br />

Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />

1 vgl. z. B. Bunzel, 1992<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

2.2. <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

Im Gegensatz zu dem <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong>geführten<br />

Begriff Bodenversiegelung wird folgend von <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

gesprochen.<br />

Die Versiegelung wirkt nicht nur auf das Subsystem<br />

Boden e<strong>in</strong>. Vielmehr werden stets mehrere Geofaktoren<br />

und damit das natürliche Wirkungsgefüge des<br />

Gesamtsystems bee<strong>in</strong>trächtigt. Überdies wird <strong>in</strong><br />

aller Regel m<strong>in</strong>destens der humose Oberboden vor<br />

e<strong>in</strong>er Überbauung beseitigt. Bei vielen baulichen<br />

E<strong>in</strong>griffen geht der Boden vollständig verloren<br />

(Abb. 2). In diesen Fällen kann nicht mehr von e<strong>in</strong>er<br />

Versiegelung des Bodens gesprochen werden.<br />

Abb. 2: Bodenverlust durch <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

5


6<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

2.3. Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

im Ökosystem<br />

Das natürliche Zusammenwirken der Umweltmedien<br />

Boden, Wasser, Klima, Pflanzen- und Tierwelt<br />

wird durch Versiegelung e<strong>in</strong>geschränkt oder unterbunden<br />

und damit der Naturhaushalt gestört.<br />

Die wechselseitigen Beziehungen der Geofaktoren<br />

im Ökosystem erschwert e<strong>in</strong>e überschauende Darstellung<br />

der negativen Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />

Aus Tabelle 1 geht die Wirkungsrichtung <strong>in</strong><br />

Bezug auf jeweils e<strong>in</strong>en Geofaktor hervor. Als Auswirkungen<br />

s<strong>in</strong>d die mehr oder weniger wahrnehmbaren<br />

Veränderungen bezogen auf die Geofaktoren<br />

aufgeführt.<br />

Neben den <strong>in</strong> der Übersicht dargestellten Auswirkungen<br />

s<strong>in</strong>d auch Folgewirkungen zu beachten,<br />

welche sich aus Versiegelungen ergeben. Zu nennen<br />

s<strong>in</strong>d etwa der Ausbau von Kläranlagen und der<br />

Bau von Regenrückhaltebecken, die ihrerseits zur<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> beitragen.<br />

Als Beispiele negativer ökonomischer Auswirkungen<br />

soll der Verlust land- und forstwirtschaftlicher<br />

Tab. 1: Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Geofaktoren<br />

Geofaktor Auswirkung<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Nutzfläche und e<strong>in</strong> ggf. notwendiger Ausbau der<br />

Kanalisation genügen.<br />

Die Bee<strong>in</strong>trächtigung der o. g. Geofaktoren m<strong>in</strong>dert<br />

die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. E<strong>in</strong>e<br />

nachteilige Wirkung <strong>für</strong> den Menschen ist damit<br />

mittelbar durch den fortschreitenden Verlust der<br />

Lebensgrundlagen zu verzeichnen. Die zunehmende<br />

Versiegelung des Wohnumfeldes wirkt demgegenüber<br />

unmittelbar negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

(gesundheitliche und ästhetische Aspekte) der<br />

Anwohner und drückt sich nicht zuletzt im Trend zur<br />

Suburbanisierung aus.<br />

Alle<strong>in</strong> die Begrenztheit der Bodenressource zw<strong>in</strong>gt zur<br />

Verm<strong>in</strong>derung der Neuversiegelung und zu Entsiegelungen.<br />

Neben Flächen-/Bodenverlust s<strong>in</strong>d negative<br />

Wirkungen auf den Menschen und den Naturhaushalt<br />

zu verzeichnen<br />

Boden geht verloren<br />

Lebensraum <strong>für</strong> Flora u. Fauna geht verloren<br />

Boden<br />

Nährstoffumwandlung, -freisetzung und -speicherung werden unterbunden<br />

Wasserspeicherung und -regulierung wird unterbunden<br />

Filterung und Pufferung von Schadstoffen bleibt aus<br />

Grundwasserneubildung wird gestört<br />

Wasser Hochwassergefahr an Fließgewässern nimmt zu<br />

Belastung von Fließ- und Stillgewässern durch Schmutzfracht nimmt zu<br />

Verlust von Grünpflanzen wirkt sich negativ auf Sauerstoffproduktion, Staubfilterung<br />

Klima<br />

und Regulation von Luftfeuchte/Lufttemperatur aus<br />

Aufheizung <strong>in</strong> Abhängigkeit von Oberflächenmaterialen und Bebauungsstruktur<br />

Flora/Fauna Habitate werden isoliert, zerschnitten oder vernichtet<br />

2.4. Quantitative und qualitative Eigenschaften versiegelter Flächen<br />

Ehe der E<strong>in</strong>satz von Verfahren zur Erhebung der<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> erörtert werden kann, ist es<br />

notwendig den Gegenstand der Erhebung -die<br />

versiegelte Fläche- e<strong>in</strong>gehender zu kennzeichnen.<br />

Die <strong>Flächenversiegelung</strong> weist e<strong>in</strong>e quantitative und<br />

e<strong>in</strong>e qualitative Komponente auf.<br />

Der quantitative Aspekt der Versiegelung wird durch<br />

den Versiegelungsgrad (VG) bezeichnet, welcher<br />

den Anteil versiegelter Fläche an e<strong>in</strong>er Bezugsfläche<br />

ausdrückt. Der VG kann über Prozentwerte<br />

oder gestaffelt nach Versiegelungsklassen angege-<br />

ben werden. Durch Vernachlässigung der Versiegelungsqualität<br />

(s. u.) wird die Erfassung auf e<strong>in</strong>e Ja-<br />

Ne<strong>in</strong>-Entscheidung reduziert. Ziele e<strong>in</strong>er solchen<br />

Versiegelungsbilanzierung können se<strong>in</strong>:


A Bestimmung des Gesamt-VG e<strong>in</strong>es Untersuchungsgebietes<br />

(z. B. Siedlungsfläche).<br />

B Erfassung des VG von funktionell homogenen<br />

Teilflächen (z. B. Flächennutzungstyp, Strukturtyp,<br />

Parzelle). Die Werte der Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />

können statistisch ausgewertet und ggf. e<strong>in</strong><br />

spezifischer VG abgeleitet werden (vgl. Kap<br />

5.1). A wird aus den VG der Teilgebiete errechnet.<br />

C Erfassung aller versiegelten E<strong>in</strong>zelflächen<br />

(Bebauung, Zufahrten, Gehwege). Der VG der<br />

E<strong>in</strong>zelflächen beträgt i. d. S. stets 100%. Die<br />

E<strong>in</strong>zelflächen können <strong>für</strong> die Bestimmung des<br />

VG der übergeordneten Bezugse<strong>in</strong>heit (A und<br />

B) genutzt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> ohne<br />

Rücksicht auf spezifizierende Ausprägungen lässt<br />

erste Aussagen zu den Auswirkungen zu. Insofern<br />

kann schon der VG als e<strong>in</strong> qualitatives Merkmal<br />

aufgefasst werden.<br />

Demgegenüber wird hier der Qualitätsbegriff <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>e nähere Bezeichnung der verschiedenen Ausprägungen<br />

versiegelter Flächen verwendet.<br />

Qualitative Aspekte der Versiegelung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anbetracht<br />

der komplexen Wirkungen im Ökosystem<br />

ungleich schwerer <strong>in</strong> Kategorien zu fassen. Zu<br />

unterscheiden s<strong>in</strong>d zunächst voll- und teilversiegelte<br />

Flächen.<br />

Bild 1: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e vollversiegelte Fläche (hier:<br />

asphaltierter Parkplatz)<br />

D Vollversiegelung wird <strong>für</strong> alle Flächen def<strong>in</strong>iert,<br />

die den Luft- und Wassertransfer unterb<strong>in</strong>den.<br />

Sie gilt demnach <strong>für</strong> Gebäude und Flächen, die<br />

mit undurchlässigen Materialien abgedeckt s<strong>in</strong>d<br />

(Bild 1).<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

E Teilversiegelung ist demgegenüber <strong>für</strong> Flächen<br />

gegeben, bei denen Austauschprozesse an der<br />

Erdoberfläche lediglich e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d.<br />

Teilversiegelung kann sich auf die kle<strong>in</strong>räumige<br />

Verteilung versiegelter E<strong>in</strong>zelflächen <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Bezugsfläche beziehen (Bild 2) oder auf<br />

e<strong>in</strong>e Oberflächenabdeckung (Bild 3).<br />

Bild 2: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e als teilversiegelt anzusprechende<br />

Fläche (hier: Freifläche mit teil- und<br />

unversiegelten Zonen)<br />

Die Belagart (Bild 3) e<strong>in</strong>er versiegelten Fläche wirkt<br />

sich <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise aus. Die Folgen<br />

<strong>für</strong> das Mikro-/Mesoklima s<strong>in</strong>d im wesentlichen auf<br />

die thermischen Eigenschaften des die Oberflächen<br />

abdeckenden Materials zurückzuführen. Die Durchlässigkeit<br />

der Baumaterialien bezieht sich vorwiegend<br />

auf die Versickerungsleistung.<br />

Bild 3: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e aufgrund der Belagart (hier:<br />

Rasengitter) als teilversiegelt anzusprechende<br />

Fläche<br />

Es wurden bereits zahlreiche Untersuchungen zur<br />

Durchlässigkeit verschiedener Oberflächenbefestigungen<br />

(Rasengitter, Verbundpflaster, wassergebundene<br />

Decken etc.) sowohl unter Laborbed<strong>in</strong>gungen<br />

als auch im Feldversuch durchgeführt.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

7


8<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Nutzungs<strong>in</strong>tensität, verwendete Füll-/ Fugenmaterialen,<br />

Art des Unterbaues etc. bee<strong>in</strong>flussen die<br />

Versickerungs<strong>in</strong>tensität erheblich.<br />

F Dennoch kann durch Berücksichtigung des<br />

Kriteriums „Belagart“ mit guter Näherung auf<br />

die Versickerungsleistung und den Gastransfer<br />

am Standort geschlossen werden.<br />

Die Qualität der Versiegelung drückt sich nicht nur<br />

über die Eigenschaften versiegelter Flächen aus.<br />

Besonders <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Qualität des<br />

Wohnumfeldes wird die Wirkung versiegelter<br />

Flächen durch Gunstfaktoren gem<strong>in</strong>dert, durch ihr<br />

Fehlen erhöht. Die Vegetation wirkt unmittelbar<br />

positiv auf das Stadtklima. Weiterh<strong>in</strong> kann sie die<br />

negative Wirkung versiegelter Flächen auf den<br />

Naturhaushalt e<strong>in</strong>schränken, <strong>in</strong>dem sie z. B. durch<br />

Beschattung e<strong>in</strong> Aufheizen von Oberflächen<br />

m<strong>in</strong>dert oder Niederschläge <strong>in</strong> Form des<br />

Stammabflusses dem Boden zugeführt.<br />

G Die Aufnahme von Gunstfaktoren wie Grün-<br />

und Wasserflächen, Fassaden- und Dachbegrünungen,<br />

Straßenbäume etc. dient e<strong>in</strong>er Bewertung<br />

der Ausgleichsfunktion <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Raumes.<br />

Bild 4: Versiegelte Flächen ohne Nutzung s<strong>in</strong>d potentiell<br />

zu entsiegeln<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Für e<strong>in</strong>e Beurteilung, ob Flächen zu entsiegeln bzw.<br />

ob Teilentsiegelungen durch Belagsänderungen<br />

möglich s<strong>in</strong>d sowie <strong>für</strong> Detailanalysen der Versiegelungsfolgen<br />

s<strong>in</strong>d zusätzliche Informationen z. T.<br />

unumgänglich.<br />

H Für e<strong>in</strong>e Erfassung des Entsiegelungspotentials<br />

müssen Nutzungsart und Nutzungs<strong>in</strong>tensität<br />

erhoben werden (Bild 4). Entwässerungsart,<br />

Baumassen/ Gebäudehöhen, räumliche Verteilung<br />

versiegelter Flächen, Verhältnis Grünfläche<br />

zu versiegelter Fläche, Intensität der Bodenbee<strong>in</strong>trächtigung,<br />

Beschattung versiegelter<br />

Flächen, Luftzirkulation, Tiefgaragen u. a. m.<br />

dienen e<strong>in</strong>er Bewertung im Rahmen von Detailanalysen.<br />

2.5. Gesetzgebung<br />

Nachfolgend werden wesentliche Gesetzestexte<br />

angeführt, aus der die Forderung nach<br />

e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>imierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

abzuleiten ist:<br />

• Die Notwendigkeit zum Schutz der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen ist schon im Grundgesetz<br />

(Art. 20a) verankert.<br />

• Zweck des Bundes-Bodenschutzgesetzes (§ 1)<br />

ist es, ”... nachhaltig die Funktionen des Bodens<br />

zu sichern oder wiederherzustellen.” § 5 gilt der<br />

Entsiegelung. Die Bundesregierung wird unter<br />

Vorbehalten ermächtigt, ”... Grundstückseigentümer<br />

zu verpflichten, bei dauerhaft nicht mehr<br />

genutzten Flächen, ..., den Boden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Leistungsfähigkeit ... zu erhalten oder wiederherzustellen.“<br />

• Im Bundesnaturschutzgesetz (§ 1) wird dieser<br />

Grundsatz als Ziel des Naturschutzes und der<br />

Landschaftspflege festgeschrieben. Im § 2, Abs.<br />

1, Pkt. 4 heißt es: ”Boden ist zu erhalten; e<strong>in</strong><br />

Verlust se<strong>in</strong>er natürlichen Fruchtbarkeit ist zu<br />

vermeiden.”<br />

• Auch das Baugesetzbuch (§ 1a, Abs. 1) besagt:<br />

”Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend<br />

umgegangen werden, dabei s<strong>in</strong>d Bodenversiegelungen<br />

auf das notwendige Maß zu begrenzen.”<br />

• Im Raumordnungsgesetz s<strong>in</strong>d die Grundsätze<br />

der Raumordnung <strong>in</strong> § 2 zusammengefasst: ”...<br />

Die Siedlungstätigkeit ist räumlich zu konzentrieren<br />

.... Der Wiedernutzung brachgefallener<br />

Siedlungsflächen ist der Vorrang vor der Inanspruchnahme<br />

von Freiflächen zu geben. ...”<br />

(Abs. 2). ”... Die Naturgüter, <strong>in</strong>sbesondere Wasser<br />

und Boden, s<strong>in</strong>d sparsam und schonend <strong>in</strong><br />

Anspruch zu nehmen. ...” (Abs. 8).


3. Anwendung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

3.1. Inhaltliche Anforderungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Versiegelungsanalyse<br />

Als Ziele e<strong>in</strong>er Versiegelungsanalyse können zunächst<br />

die Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

und die Bewertung der Versiegelungsfolgen <strong>für</strong> den<br />

Naturhaushalt gegenübergestellt werden. Für e<strong>in</strong>e<br />

Darstellung des Ist-Zustandes ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

nach Art der Erfassungse<strong>in</strong>heiten zu unterscheiden.<br />

Es kann ausreichend oder methodisch erforderlich<br />

se<strong>in</strong>, den Versiegelungsgrad von Flächentypen zu<br />

erheben. Muss nach Versiegelungsart (Voll-<br />

/Teilversiegelung) differenziert werden und/oder<br />

e<strong>in</strong>e präzise Bilanzierung auf der Basis von E<strong>in</strong>zelflächen<br />

erfolgen, wird die durch die Erhebungsmethodik<br />

zu erreichende räumliche Auflösung<br />

(s. Kap. 3.2) zunehmend relevant. Zielt die Fragestellung<br />

auf die Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong> ab,<br />

bedarf es e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>er Datenbasis, welche e<strong>in</strong>e<br />

Beurteilung der Auswirkungen erlaubt und andererseits<br />

s<strong>in</strong>d Kenntnisse über das Wirkungsgeflecht im<br />

Ökosystem erforderlich.<br />

Die notwendigen Informationen müssen i. d. R. über<br />

die Feststellung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Qualitative Aspekte versiegelter Flächen<br />

erlangen unter Berücksichtigung ihrer Lage<br />

und Verteilung im Kontext der naturräumlichen<br />

Gegebenheiten vorrangige Bedeutung. Untersuchungen,<br />

welche die Folgen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

umfassend behandeln, stehen noch aus. Ausnahmen<br />

bilden spezielle Analysen etwa zur Durchlässigkeit<br />

von Baustoffen und dem Wärmehaushalt<br />

versiegelter Flächen. Aus den Fachbereichen liegen<br />

Untersuchungen z. B. zur Wirkung auf Habitate<br />

durch Ver<strong>in</strong>selung oder auf den Boden durch Verdichtung<br />

vor. Die Ergebnisse bedürfen jedoch e<strong>in</strong>er<br />

Systematisierung und Ergänzung, um der<br />

Komplexität der Problematik i. S. e<strong>in</strong>er Bewertung<br />

gerecht werden zu können. Der zu konstatierende<br />

Forschungsbedarf bezieht sich sowohl auf<br />

Komplexanalysen zur Versiegelung im<br />

ökosystemaren Wirkungsgefüge als auch auf<br />

spezielle Untersuchungen zu den Folgen <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>zelne Geofaktoren.<br />

Datenseitig wäre e<strong>in</strong>e Kenntnis zu allen wirkungsrelevanten<br />

Parametern im Ökosystem wünschenswert.<br />

In letzter Konsequenz bedeutete dies, Felduntersuchungen<br />

nach dem Vorbild e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Standortanalyse durchzuführen, die gewonnenen<br />

Ergebnisse zur Ableitung von Wirkungsmustern im<br />

überörtlichen Raum zu modellieren und jegliche<br />

Zusatz<strong>in</strong>formationen (Art, Umfang und Lage der<br />

Kanalisation, Geologie u. v. m.) e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Es ist naheliegend, dass die Erzeugung e<strong>in</strong>er solchen<br />

Datenbasis, die e<strong>in</strong>e universelle Analyse der<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> erlaubte, nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

zu realisieren ist. Denkbar ist e<strong>in</strong>e derartige<br />

Leistung im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>en exemplarischen Siedlungsraum.<br />

Es ist daher konsequent, Erhebungsverfahren zu<br />

entwickeln, welche die Versiegelungs<strong>in</strong>formationen<br />

mit jeweils maximaler <strong>in</strong>haltlicher Auflösung <strong>für</strong><br />

relevante räumliche Bearbeitungsebenen erbr<strong>in</strong>gen.<br />

Es wird so die Möglichkeit eröffnet, <strong>in</strong>haltlich konkretisierte<br />

Untersuchungsziele mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />

Erhebungsmethodik zu untersetzen. Im Umkehrschluss<br />

können vorliegende Versiegelungsdaten,<br />

die <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Erhebungsmethodik<br />

e<strong>in</strong>e Gültigkeit <strong>in</strong> der jeweiligen Bearbeitungsebene<br />

haben, gezielt <strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>es Untersuchungszieles<br />

herangezogen werden.<br />

Die <strong>in</strong>haltlichen Anforderungen an die Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

s<strong>in</strong>d also nicht von der räumlichen<br />

Bearbeitungsebene zu trennen. Vielmehr ist<br />

im Vorfeld e<strong>in</strong>er Analyse die Wahl des Zielmaßstabes<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

3.2. Maßstabsorientierte und fachübergreifende<br />

Versiegelungsanalyse<br />

Die Problematik der maßstabsabhängigen Analyse<br />

lässt sich anhand der Wechselwirkung der E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

Differenzierungsgrad und Erhebungsmethode<br />

erläutern.<br />

Die Grenzen zur Bewertung von Intensität bzw.<br />

Folgen der Versiegelung werden im wesentlichen<br />

von der räumlichen Detailschärfe umrissen: Der<br />

Differenzierungsgrad wird durch die kle<strong>in</strong>sten zu<br />

analysierenden Raume<strong>in</strong>heiten ausgedrückt. Diese<br />

werden im Worts<strong>in</strong>ne maßgeblich!<br />

Die Größe des Untersuchungsraumes ist zunächst<br />

ke<strong>in</strong> Kriterium <strong>für</strong> die Festlegung des Analysemaßstabes!<br />

2 Es ist jedoch nicht selten, dass der Zwang<br />

zur vollständigen Bearbeitung e<strong>in</strong>es Untersuchungsraumes<br />

besteht<br />

2 Als Beispiel sei die Offenland-Biotopkartierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

genannt: Der Aufnahmemaßstab von 1:5.000<br />

orientiert sich am kartierten Objekt ‚Biotoptyp‘ und nicht<br />

an der Landesfläche.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

9


10<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

und somit die Zielstellung und damit die zu erreichende<br />

Aussageschärfe limitiert wird.<br />

Es stehen jedoch mehrere Wege zur Analyse dieser<br />

Raume<strong>in</strong>heiten offen. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d drei<br />

Erhebungsmethoden, die unter dem Gesichtspunkt<br />

der Maßstabsabhängigkeit Besonderheiten zeigen.<br />

• Auswertung raumbezogener Daten zur<br />

Flächennutzung<br />

• Geländekartierung<br />

• Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />

Bei e<strong>in</strong>er Auswertung raumbezogener Flächennutzungsdaten<br />

ist auf deren maßstäbigen Gültigkeitsbereich<br />

zu achten.<br />

Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Analyse <strong>in</strong> großem Maßstab<br />

(topologische Ebene, Detailkartierung) verlieren ihre<br />

Gültigkeit <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben nicht. Sie können<br />

also <strong>für</strong> Analysen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben herangezogen<br />

werden. Auch die kartographische Ausgabe<br />

ist, meist über <strong>in</strong>haltliche und räumliche Aggregation,<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Maßstäben zulässig.<br />

Ergebnisdarstellungen aus kle<strong>in</strong>maßstäbigen Untersuchungen<br />

können demgegenüber nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem<br />

Maße auf größere Maßstäbe projiziert<br />

werden. Mit zunehmender Maßstabsdifferenz verlieren<br />

diese Ergebnisse durch höhere <strong>in</strong>haltliche Aggregation<br />

und ger<strong>in</strong>gerer räumlicher Schärfe an<br />

Gültigkeit <strong>für</strong> die zu analysierenden Raume<strong>in</strong>heiten.<br />

Bei Geländekartierungen ist der o. g. Differenzierungsgrad<br />

nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen limitierend. Das<br />

Problem besteht im wesentlichen <strong>in</strong> der Notwendigkeit,<br />

die vor Ort gewonnene „1:1-Information“ <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>ere Maßstäbe umzusetzen. E<strong>in</strong>erseits ist der<br />

Verlust durch Generalisierung ger<strong>in</strong>g zu halten,<br />

andererseits ist auf kartographische Darstellbarkeit<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Untersuchungsraum zu achten.<br />

Großräumige Phänomene erschließen sich dem<br />

Kartierer zuweilen nicht aus der Summe se<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>zelbeobachtungen. Diese werden erst bei kle<strong>in</strong>maßstäbiger<br />

Betrachtung, etwa durch Fernerkundung,<br />

sichtbar.<br />

Werden Fernerkundungsmaterialien zur Raumanalyse<br />

herangezogen, ist das Problem der Maßstabsabhängigkeit<br />

aus der Perspektive der Objekterkennung<br />

zu betrachten. Sowohl photographisches als<br />

auch digitales Bildmaterial lässt, variierend nach<br />

se<strong>in</strong>en spezifischen Eigenschaften, das Erkennen<br />

von Details nur <strong>in</strong> begrenztem Maße zu. Insbesondere<br />

bei der rechnergestützten Verarbeitung digitalen<br />

Bildmaterials kann nicht mehr von e<strong>in</strong>em klassischen<br />

Bearbeitungsmaßstab gesprochen werden.<br />

Die Eigenschaften des Fernerkundungsmaterials<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

def<strong>in</strong>ieren vielmehr e<strong>in</strong>en zulässigen Aussagemaßstab.<br />

Die Versiegelungsproblematik weist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche<br />

und e<strong>in</strong>e räumliche Komponente auf. Um den Anwendernutzen<br />

zu gewährleisten, muss die zu wählende<br />

Erhebungsmethode die notwendige <strong>in</strong>haltliche<br />

Auflösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geeigneten Bearbeitungsmaßstab<br />

ermöglichen.<br />

Die <strong>Flächenversiegelung</strong> wirkt auf den Landschaftshaushalt<br />

<strong>in</strong> außerordentlich komplexer Weise.<br />

Ihre Auswirkungen auf alle Umweltfaktoren<br />

(Kap. 2.3) zeichnet sie als klassisches schutzgut-<br />

und medienübergreifendes Problem aus. Schlussfolgernd<br />

muss dieses Umweltthema Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Bearbeitung se<strong>in</strong>!<br />

Tatsächlich werden die Umweltfaktoren jedoch<br />

besonders auf der Verwaltungsebene stark aus der<br />

Perspektive der jeweiligen Fachdiszipl<strong>in</strong>en bearbeitet.<br />

Dies gründet sich nur selten auf e<strong>in</strong>e fehlende<br />

Bereitschaft zum fachübergreifenden Dialog. Anzuführen<br />

s<strong>in</strong>d vielmehr strukturelle Gründe, die zu<br />

e<strong>in</strong>er starken Ressortb<strong>in</strong>dung führen.<br />

E<strong>in</strong>e umfassende Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />

kann nur durch e<strong>in</strong>en fachübergreifenden<br />

Ansatz geleistet werden. Im (behördlichen)<br />

Umweltschutz ist daher e<strong>in</strong>e verstärkte fachübergreifende<br />

Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />

unter Nutzung der jeweiligen Fachkompetenzen<br />

anzustreben.


3.3. Fachspezifische Anwendungsbeispiele<br />

3.3.1. Bodenschutz<br />

In der Fachliteratur und <strong>in</strong> populärwissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen hat sich der Begriff<br />

„Bodenversiegelung“ e<strong>in</strong>gebürgert. Tatsächlich ist<br />

aber der Boden nach der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

meist nicht mehr vorhanden (s. Kap. 2.2). Der Boden<br />

ist e<strong>in</strong> im Bereich der spährischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahrtausenden 3 gewachsener<br />

Organismus. Durch Hoch- und Tiefbauten<br />

und tiefgründiger Freiflächenversiegelung (z. B.<br />

Straßenbau) geht der Boden unwiederbr<strong>in</strong>glich<br />

verloren. Insofern bedeutet nachhaltige Nutzung<br />

der Ressource Boden e<strong>in</strong>e Vermeidung der Versiegelung,<br />

denn gegenüber e<strong>in</strong>em Wald 4 wächst der<br />

Boden nicht nach!<br />

Neben der Erhaltung des Schutzgutes Boden ist<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung der Versiegelung <strong>in</strong> Anbetracht<br />

se<strong>in</strong>er natürlichen Funktionen im Ökosystem und<br />

se<strong>in</strong>er Nutzungsfunktionen anzustreben.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong>en können auf räumlich benachbarte<br />

Böden wirken. Dies kann z. B. durch<br />

konzentrierte Schadstoffimmission oder Grundwasserabsenkung<br />

erfolgen.<br />

E<strong>in</strong>e Bilanzierung des Verlustes und der Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

von Böden durch Versiegelung kann<br />

der z. B. der Entwicklung von Schutzmaßnahmen<br />

oder der Folgeabschätzung dienen. E<strong>in</strong>ige Beispiele<br />

mögen die Vielfalt möglicher Ansätze ausreichend<br />

illustrieren:<br />

• Die naturgegebene Seltenheit e<strong>in</strong>iger Bodentypen<br />

kann zu e<strong>in</strong>em expliziten Schutz veranlassen.<br />

Dies gilt <strong>in</strong> besonderem Maße, wenn<br />

sie durch <strong>Flächenversiegelung</strong> bereits dezimiert<br />

und/oder durch ihre räumliche Lage davon bedroht<br />

werden.<br />

• Siedlungen entstanden und entwickelten sich<br />

bevorzugt <strong>in</strong> Niederungsgebieten. Die besondere<br />

Betroffenheit der an diese Naturräume gebundenen<br />

Bodentypen kann e<strong>in</strong> Kriterium <strong>für</strong><br />

deren Gefährdung darstellen.<br />

• Im Zuge von Baumaßnahmen wird der Grundwasserspiegel<br />

z. T. dauerhaft gesenkt. Infolgedessen<br />

können Böden zunehmend zur Erosion<br />

neigen. Die unter dem E<strong>in</strong>fluss des Grundwassers<br />

entstandenen Böden (semiterrestrische<br />

Böden, Niedermoore) degradieren durch Sen-<br />

3 Ausnahmen bilden Böden, die unter dem E<strong>in</strong>fluss des<br />

Menschen entstanden oder weitgehend überformt wurden<br />

(Kultosole).<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

kung des Grundwasserspiegels. E<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

betroffener Böden <strong>in</strong> urbanen Räumen<br />

kann mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Folgeabschätzung (z. B.<br />

Freisetzung von Schadstoffen) oder zur Feststellung<br />

der typspezifischen Bodenbee<strong>in</strong>trächtigung<br />

betrieben werden.<br />

Die Böden wurden <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Maßstab<br />

1:25.000 erfasst (Mittelmaßstäbige Standortkartierung).<br />

E<strong>in</strong>e generalisierte Bodenkarte 1:100.000<br />

(Bodenübersichtskarte BÜK 100) liegt digitalisiert<br />

vor. Die Versiegelungsanalyse wird somit auf den<br />

Maßstabsbereich dieser Basis<strong>in</strong>formation begrenzt<br />

(Kap. 5.2). Es kommen landesweite, regionale und<br />

überörtliche (urbaner Raum) Auswertungen <strong>in</strong> Betracht.<br />

Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation muss landesweit<br />

e<strong>in</strong>e Quantifizierung versiegelter Flächen <strong>für</strong><br />

Raume<strong>in</strong>heiten im Maßstab ≥ 1:25.000 zulassen.<br />

Überdies ist e<strong>in</strong>e Trennung nach überbauter Fläche<br />

(Bodenverlust) und versiegelter Freifläche anzustreben.<br />

3.3.2. Wasserwirtschaft<br />

Erfahrungsgemäß wird häufig die Versiegelung mit<br />

e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung/Unterb<strong>in</strong>dung der Versickerung<br />

des Niederschlages gleichgesetzt. Tatsächlich ist<br />

dies e<strong>in</strong> Aspekt unter mehreren (s. Kap. 2), wenngleich<br />

e<strong>in</strong>er mit weitreichenden Folgen.<br />

Auch hier soll e<strong>in</strong>e Auswahl möglicher Anwendungen<br />

dargestellt werden, die sich durch Erhebung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> realisieren lassen:<br />

• Wasserschutzgebiete nehmen, gegliedert nach<br />

3 Schutzkategorien, e<strong>in</strong>e beträchtliche Fläche<br />

des Freistaates e<strong>in</strong>. Die kont<strong>in</strong>uierlich zu erfassende<br />

Flächennutzung <strong>in</strong> den Schutzgebieten<br />

kann durch die Zusatz<strong>in</strong>formation „Versiegelungsgrad“<br />

aufgewertet werden und <strong>in</strong> die Bewertung<br />

der Schutzfunktion e<strong>in</strong>fließen. Hier<br />

kommt dem Flächenmonitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

• Die Hochwasserneigung steigt mit zunehmendem<br />

Oberflächenabfluss. Sowohl e<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

der Versiegelung im E<strong>in</strong>zugsgebiet als<br />

auch die Erfassung der Entwässerungsarten auf<br />

lokaler Ebene dienen der Bewertung.<br />

• Das Grundwasserdargebot wird nicht zuletzt<br />

durch die Grundwasserneubildungsrate gesteuert.<br />

Ihr Ausmaß unterliegt zahlreichen Parametern,<br />

die den Faktoren Klima, Relief, Geologie/Böden<br />

und Vegetation/Nutzung zuzuordnen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

4 Der nunmehr häufig gebrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“<br />

hat se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> der Forstwirtschaft.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

11


12<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Die E<strong>in</strong>gangsdaten des Fach<strong>in</strong>formationssystems<br />

GEOFEM der TLU s<strong>in</strong>d auf die Koord<strong>in</strong>aten e<strong>in</strong>es<br />

landesweiten Punktrasters räumlich verortet. Diese<br />

E<strong>in</strong>gangsparameter stellen die Berechnungsgrundlage<br />

<strong>für</strong> die wasserwirtschaftlich relevanten Bilanzgrößen<br />

dar, welche raumbezogen abgefragt<br />

werden können. Derzeit geht der Versiegelungsgrad<br />

nicht als E<strong>in</strong>gangsdatum <strong>für</strong> die Berechnungen<br />

e<strong>in</strong>. Als Nutzungstyp ist der Wert „Siedlung“ vorgesehen.<br />

Es bietet sich an, die <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong><br />

das FIS e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und den E<strong>in</strong>fluss versiegelter<br />

Flächen zu quantifizieren.<br />

• Aus Sicht der Siedlungswasserwirtschaft ist die<br />

Belastung des Kanalsystems durch die <strong>in</strong> das<br />

System entwässernden Niederschläge von Interesse.<br />

Die Entlastung des Systems bzw. die<br />

Dimensionierung zu erneuernder Kanalnetze<br />

s<strong>in</strong>d mögliche Zielstellungen. Der planerische<br />

Nutzen steigt mit der räumlichen und <strong>in</strong>haltlichen<br />

(teil-/vollversiegelt, Entwässerungsart)<br />

Auflösung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation.<br />

• Die Bemessung der Abwassergebühren erfolgt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kommunen schon getrennt nach<br />

Schmutz- und Regenwasser. Als Basis <strong>für</strong> die<br />

Berechnung der Regenwassere<strong>in</strong>leitung dient<br />

der (nach überbauter Fläche und versiegelter<br />

Freifläche gestaffelte) Versiegelungsgrad e<strong>in</strong>er<br />

Parzelle. Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation muss<br />

mit höchster räumlicher Auflösung (Liegenschaftskataster)<br />

vorliegen.<br />

Für wasserwirtschaftliche Ableitungen aus der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

kommen landesweite, regionale<br />

und lokale Fragestellungen <strong>in</strong> Betracht. Die möglichen<br />

Zielmaßstäbe umfassen das Spektrum<br />

1:1.000 bis 1:100.000. Auf den verschiedenen Ebenen<br />

können die quantitativen Ausprägungen bis h<strong>in</strong><br />

zu Detail<strong>in</strong>formationen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

3.3.3. Naturschutz<br />

Versiegelte Flächen s<strong>in</strong>d i. S. e<strong>in</strong>es konservierenden<br />

Naturschutzes überwiegend nicht von fachlichem<br />

Interesse. Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation kann<br />

vielmehr als e<strong>in</strong> funktioneller Parameter <strong>in</strong> die Bewertung<br />

von Schutzzonen, e<strong>in</strong>es Biotopverbundes<br />

oder e<strong>in</strong>zelner Habitate e<strong>in</strong>gehen. Besonders auf<br />

lokaler Ebene ist die Aufwertung von Lebensräumen<br />

<strong>in</strong>nerhalb bebauter Areale e<strong>in</strong> wichtiger Aspekt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> vorausschauender Naturschutz<br />

angehalten, die Gefahren <strong>für</strong> zu schützende<br />

Landschaftsbestandteile zu erkennen und<br />

ggf. abzuwehren.<br />

• Alle Schutzgebietsebenen liegen <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

digitalisiert (1:25.000) vor. Analog zu den o. g.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Wasserschutzgebieten ist so e<strong>in</strong>e Verschneidung<br />

im GIS oder mittels Digitaler Bildverarbeitung<br />

möglich. Die flächenhafte Ersterfassung<br />

des Flächennutzungs-Inventars <strong>in</strong>klusive der<br />

Versiegelungsgrade der Nutzungstypen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Vorranggebiete <strong>für</strong> Naturschutz und<br />

Landespflege ist möglich. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d<br />

die Landschaftsschutzgebiete, sie nehmen große<br />

Flächen Thür<strong>in</strong>gens e<strong>in</strong>. Dies bed<strong>in</strong>gt, dass<br />

e<strong>in</strong> Überblick zur Funktionserfüllung i. S. der jeweiligen<br />

Schutzgebiets-Verordnungen kaum zu<br />

leisten ist. Insbesondere die Fernerkundung<br />

kann hier gute Dienste leisten. Wenngleich <strong>für</strong><br />

Naturparke und Biosphärenreservate die Datenlage<br />

allgeme<strong>in</strong> besser ist, können Erfassung<br />

und Monitor<strong>in</strong>g zur Flächennutzung/ Versiegelung<br />

hilfreiche Ergänzungen se<strong>in</strong>.<br />

• Auf lokaler Ebene s<strong>in</strong>d der Schutz und die Entwicklung<br />

der Habitate aufgrund der begrenzten<br />

und meist isolierten Flächen besonders schwierig.<br />

In Siedlungsbereichen kann die Kenntnis zu<br />

Verteilung und Intensität der Versiegelung e<strong>in</strong>e<br />

gezielte Gestaltung und Erweiterung von Biotopen<br />

unterstützen. Darüber h<strong>in</strong>aus bildet die <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

den Grad der Isolierung e<strong>in</strong>zelner<br />

Lebensräume ab. E<strong>in</strong>e Vernetzung der<br />

Biotope durch Schaffung von Grünachsen kann<br />

gezielt gefördert werden.<br />

Das Aufdecken von Entsiegelungspotentialen<br />

kann z. B. im Rahmen der E<strong>in</strong>griffsregelung <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>en gezielten und s<strong>in</strong>nvollen Ausgleich von<br />

Baumaßnahmen am Ort genutzt werden. Außerdem<br />

kann die räumliche Verteilung des Versiegelungsrades<br />

als Argument <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vermeidung<br />

e<strong>in</strong>es Bauvorhabens gewertet werden.<br />

Auch <strong>für</strong> die Aufgaben des Naturschutzes können<br />

Informationen zur Flächennutzung/ Versiegelung<br />

auf landesweiter, regionaler und lokaler Ebene<br />

E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Angaben zur Versiegelungsqualität<br />

s<strong>in</strong>d vorwiegend <strong>in</strong>nerhalb der Siedlungsräume,<br />

also <strong>für</strong> Raume<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> großen Maßstäben erforderlich.


3.3.4. Planungsebenen<br />

An dieser Stelle seien die Instrumente der Landes-<br />

und Regionalplanung zusammengefasst. In Anbetracht<br />

der Tatsache, dass die versiegelte Fläche<br />

über ihre Zweckbestimmung h<strong>in</strong>aus jedem weiteren<br />

Flächenanspruch entzogen ist, macht sie <strong>für</strong> die<br />

örtlichen und überörtlichen Planungsebenen zu<br />

e<strong>in</strong>em wesentlichen Faktor. Die <strong>in</strong> der Fläche konkurrierenden<br />

Interessen werden zu unterschiedlichen<br />

Bewertungen führen. In jedem Fall ist die<br />

Versiegelungs<strong>in</strong>formation, sowohl bezogen auf die<br />

relevanten Flächene<strong>in</strong>heiten als auch <strong>in</strong> räumlicher<br />

Verteilung im Planungsraum, von großem Interesse.<br />

In H<strong>in</strong>blick auf die Vermeidung von Neuversiegelungen<br />

und auf Entsiegelungen fällt die Verantwortung<br />

überwiegend den Kommunen zu.<br />

• Im Rahmen der Stadtplanung/Siedlungsentwicklung<br />

können Entsiegelungen<br />

auf öffentlichen Flächen <strong>in</strong>itiiert werden.<br />

Neben der Bemessung der Abwassergebühren<br />

auf der Grundlage versiegelter Fläche wird die<br />

Entsiegelung auf privaten Flächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Kommunen durch Richtl<strong>in</strong>ien und f<strong>in</strong>anzielle Anreize<br />

bereits gefördert. Neben der Feststellung<br />

und räumlichen Wichtung des Bedarfes<br />

zur Entsiegelung ist e<strong>in</strong>e<br />

flächenkonkrete Erfassung des<br />

Entsiegelungspotentials erforderlich.<br />

• Die Bauleitplanung ist <strong>in</strong> der Lage, alle<strong>in</strong> durch<br />

das Ausschöpfen der rechtlichen Grundlagen<br />

(Festsetzungen, Nutzungsbeschränkungen,<br />

Baugrenzen), den Auftrag der Bodenschutzklausel<br />

zur schonenden und sparsamen Nutzung<br />

der Bodenressource zu realisieren. E<strong>in</strong>en<br />

nicht unwesentlichen, räumlich steuernden E<strong>in</strong>fluss<br />

kann hier die Flächennutzungsplanung<br />

nehmen. So ist z. B. die Ausweisung von<br />

Altstandorten als versiegelungsrelevante Flächen<br />

s<strong>in</strong>nvoll, da diese Flächen/Böden bereits<br />

gestört s<strong>in</strong>d.<br />

• E<strong>in</strong>e Entscheidungsgrundlage <strong>für</strong> das Maß der<br />

bauordnungsrechtlichen Festsetzungen kann<br />

e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme der überbauten Fläche<br />

und versiegelten Freifläche bezogen auf die<br />

Siedlungsstrukture<strong>in</strong>heiten (Gewerbe/Industrie,<br />

Wohn-/Mischnutzung usw.) se<strong>in</strong>. Überdies s<strong>in</strong>d<br />

die Verteilung der <strong>Flächenversiegelung</strong> im Planungsraum<br />

und die Lage von Baulücken <strong>für</strong> e<strong>in</strong><br />

Flächenrecycl<strong>in</strong>g von Interesse.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4. Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

4.1. Fernerkundung<br />

Die Aufnahme von Luft- und Satellitenbildern beruht<br />

auf e<strong>in</strong>er Speicherung von elektromagnetischer<br />

Strahlung. Die vielfältigen Aufnahmesysteme lassen<br />

sich nach Art der Empfänger <strong>in</strong> Photographische-,<br />

Abtast- und Radar-Systeme gliedern. Da die Verwendung<br />

von Radarbildern nach Kenntnis des<br />

Verfassers ke<strong>in</strong>e Anwendung <strong>für</strong> Versiegelungsanalysen<br />

gefunden hat, werden Radar-Systeme nicht<br />

behandelt.<br />

Photographische Systeme und Abtastsysteme<br />

arbeiten passiv. D. h. sie empfangen die von der<br />

Erdoberfläche reflektierte oder ausgehende elektromagnetische<br />

Strahlung.<br />

Das Maximum der Sonnenstrahlung liegt aufgrund<br />

der Sonnenoberflächen-Temperatur von ca. 6000 K<br />

im sichtbaren Licht bei ca. 0,5 μm. Für die Fernerkundung<br />

steht das reflektierte Sonnenlicht im Bereich<br />

des sichtbaren Lichts bis zum mittleren Infrarot<br />

(ca. 0, 4 bis 2,5 μm) zur Verfügung. In Abhängigkeit<br />

von der Objekttemperatur ist überdies die<br />

Eigenstrahlung der Erdoberfläche im thermalen<br />

Infrarot (ca. 8 bis 15 μm) <strong>für</strong> die passiven Systeme<br />

nutzbar.<br />

Die Qualität der aufgenommenen Information hängt<br />

neben den spezifischen Eigenschaften der Systeme<br />

von e<strong>in</strong>er Vielzahl äußerer Faktoren ab.<br />

Atmosphärische E<strong>in</strong>flussfaktoren:<br />

• Atmosphärische Gase (selektive Absorption der<br />

Sonnenstrahlung)<br />

• Aerosole (Streuung der Direkte<strong>in</strong>strahlung)<br />

• Bewölkung (Blockierung e<strong>in</strong>es Großteils der<br />

Strahlung)<br />

Eigenschaften der Oberflächen:<br />

• Oberflächenstruktur/Rauhigkeit<br />

• Geometrie/Form<br />

• Temperatur (bei Nutzung des thermischen Infrarots)<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

13


14<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4.1.1. Aufnahmesysteme<br />

Photographische Aufnahme<br />

Bei photographischen Aufnahmen s<strong>in</strong>d Empfänger<br />

und Speichermedium identisch. Die Strahlung wird<br />

je nach Empf<strong>in</strong>dlichkeit der photographischen<br />

Schicht(en) im Bereich des sichtbaren Lichts bis<br />

zum nahen Infrarot (ca. 0,4 - 1 μm) umgesetzt. Die<br />

Informationen, die durch Photographien abgebildet<br />

werden, können als analoge Bilddaten bezeichnet<br />

werden.<br />

Für die Auswertung von geowissenschaftlichen<br />

Sachverhalten kommen vorwiegend Luftbilder zur<br />

Anwendung.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d jedoch satellitengestützte Aufnahmesysteme<br />

im E<strong>in</strong>satz. Als derzeit am leistungsfähigsten<br />

s<strong>in</strong>d KWR 1000 (panchromatischer<br />

Film, 0,5 - 0,7 μm) und KFA 1000 (Spektrozonalfilm,<br />

0,57 – 0,67: rot, 0,67 – 0,81: <strong>in</strong>frarot) zu nennen.<br />

Mittels e<strong>in</strong>er Handkammera aufgenommene<br />

Schrägbilder können <strong>für</strong> spezielle Fragestellungen<br />

hilfreich se<strong>in</strong>. Die Auswertung von Senkrechtaufnahmen<br />

ist jedoch von Vorteil, wenn die perspektivische<br />

Verdeckung von Flächen (etwa durch Gebäude)<br />

m<strong>in</strong>imiert werden muss.<br />

Grundsätzlich ist e<strong>in</strong>e visuelle Auswertung von<br />

e<strong>in</strong>zelnen Photographien möglich. Um Luftbilder<br />

stereoskopisch auswerten zu können, muss jedes<br />

Objekt <strong>in</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Aufnahmen<br />

abgebildet se<strong>in</strong>. Dies wird durch Verwendung von<br />

Reihenmesskammern ermöglicht, welche e<strong>in</strong>e systematische<br />

Bildfolge liefern. E<strong>in</strong>e Längsüberdeckung<br />

der Luftbilder (<strong>in</strong> Flugrichtung) von 60<br />

- 80 % und e<strong>in</strong>e Querüberdeckung von 20 - 30 %<br />

hat sich bewährt.<br />

Die Kammern ermöglichen überdies e<strong>in</strong>e Rekonstruktion<br />

der zentralperspektivischen Strahlenbündel.<br />

Die korrekte Raumlage und Ausdehnung<br />

der abgebildeten Objekte können somit photogrammetrisch<br />

ermittelt werden.<br />

Für die Luftbildauswertung kommen vorwiegend<br />

Schwarzweiß-, Farb- und Farb-Infrarot-Bilder zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Panchromatische Filme s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dlich<br />

<strong>für</strong> UV-Strahlung und das sichtbare Licht. Der E<strong>in</strong>fluss<br />

der UV-Strahlung wird meist durch Filter unterbunden.<br />

Die Abbildung der spektralen Information<br />

<strong>in</strong> Graustufen schränkt die visuelle Auswertbarkeit<br />

<strong>für</strong> viele geowissenschaftlichen Fragestellungen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Farbfilme geben die Sachverhalte h<strong>in</strong>gegen (vorausgesetzt<br />

es werden ke<strong>in</strong>e Farbfilter verwendet) <strong>in</strong><br />

annähernd natürlicher Weise wieder. Das Erkennen<br />

von Flächen<strong>in</strong>formationen wird durch die Alltagserfahrung<br />

des Bild<strong>in</strong>terpreten unterstützt. Farbbilder<br />

entstehen durch Belichtung je e<strong>in</strong>er Filmschicht mit<br />

blauem, grünem bzw. rotem Licht. Gegenüber den<br />

nachgenannten Color-Infrarot-Bildern haben Color-<br />

Bilder den Vorteil, dass beschattete Flächen nicht<br />

tiefschwarz abgebildet werden und somit noch<br />

gewissen Rückschluss auf die Bodenbedeckung<br />

zulassen (Bild 5).<br />

Bild 5: Farb-Luftbild, Jena-Zentrum (1994)<br />

Für die Erzeugung von Color-Infrarot-Bildern (CIR,<br />

Bild 6) wird die blauempf<strong>in</strong>dliche Filmschicht durch<br />

e<strong>in</strong>e im nahen Infrarot empf<strong>in</strong>dliche ersetzt. Die<br />

Bildwiedergabe erfolgt durch die sog. Falschfarben,<br />

welche dem natürlichen Farbempf<strong>in</strong>den vollständig<br />

widersprechen.<br />

Bild 6: Color-Infrarot-Luftbild, Jena-Zentrum (1994)


Die CIR-Luftbilder kommen vorwiegend <strong>für</strong> die<br />

Vegetationsanalyse <strong>in</strong> Betracht. Das hochdifferenzierte<br />

Reflexionsverhalten des Schwammgewebes<br />

der chlorophyllhaltigen Blätter im <strong>in</strong>fraroten<br />

Spektrum wird hier ausgenutzt. Die Vegetation wird<br />

im CIR-Bild überwiegend <strong>in</strong> Rottönen mit sehr hoher<br />

Helligkeits- und Farbdifferenzierung abgebildet.<br />

Für die Versiegelungsanalyse s<strong>in</strong>d CIR-Luftbilder<br />

<strong>in</strong>sofern von großem Nutzen, als dass durch deutliches<br />

Hervortreten der Vegetation gegenüber allen<br />

anderen Oberflächen e<strong>in</strong>e Vollversiegelung der<br />

untersuchten Fläche auszuschließen ist.<br />

Digitale Aufnahme<br />

Die Aufnahme von Bilddaten erfolgt gegenüber der<br />

Photographie durch flugzeug- oder satellitengestützte<br />

Abtastsysteme. Bei der photographischen<br />

Aufnahme wird e<strong>in</strong> Ausschnitt der Erdoberfläche auf<br />

Filmmaterial gespeichert. Demgegenüber wird beim<br />

Scannen die empfangene Strahlung digital umgesetzt.<br />

Die Bildszenen setzen sich aus den <strong>für</strong> def<strong>in</strong>ierte<br />

Flächenelemente gewonnen Daten zusammen.<br />

Letztere bilden die kle<strong>in</strong>ste räumliche Informationse<strong>in</strong>heit.<br />

Die Größe dieser Bildpunkte = Pixel ist das<br />

Maß <strong>für</strong> die geometrische Auflösung (Kap. 4.1.2)<br />

der digitalen Aufnahme.<br />

Tab. 2: Kanalbelegung ausgewählter Multispektral-Sensoren<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Die E<strong>in</strong>zelflächen werden <strong>in</strong> Zeilen quer zur Flugrichtung<br />

des Trägersystems abgetastet.<br />

Optisch-mechanische Scanner empfangen die<br />

Strahlung der Flächene<strong>in</strong>heiten nache<strong>in</strong>ander über<br />

e<strong>in</strong>en quer zur Flugrichtung rotierenden Spiegel,<br />

der die Information an Detektoren weiterleitet. Letztere<br />

setzen die elektromagnetische Strahlung <strong>in</strong><br />

elektrische Impulse um, welche schließlich quantifiziert<br />

und <strong>für</strong> jedes Flächenelement abgespeichert<br />

werden.<br />

Optisch-elektronische Scanner lesen die Flächene<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>er Zeile simultan e<strong>in</strong>. Dies wird<br />

durch e<strong>in</strong>e zeilenweise Anordnung der Sensoren <strong>in</strong><br />

der Bildebene erreicht.<br />

Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d wiederum panchromatische-<br />

und multispektrale Aufnahmen. Der besondere<br />

Nutzen der Scanner-Techniken liegt <strong>in</strong> der Multispektralaufnahme<br />

begründet. Die elektromagnetische<br />

Strahlung wird <strong>in</strong> Spektralbereiche zerlegt, <strong>für</strong><br />

jedes Pixel werden mehrere Messwerte erzeugt.<br />

Die Bildszenen können so durch Selektion oder<br />

Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher Spektralkanäle (Tab.<br />

3) ausgewertet werden.<br />

Spektralbereich Landsat (TM) Spot (XS)<br />

Kanal und Wellenlänge [mm]<br />

Daedalus (ATM)<br />

1 0,42 - 0,45<br />

1 0,45 - 0,52 2 0,45 - 0,52<br />

Sichtbares Licht<br />

2 0,52 - 0,60 1 0,50 - 0,59 3 0,52 - 0,60<br />

3 0,6 - 0,69 2 0,61 - 0,69<br />

4<br />

5<br />

0,605 - 0,625<br />

0,63 - 0,69<br />

6 0,695 - 0,75<br />

Nahes Infrarot<br />

4 0,76 - 0,90 3 0,79 - 0,89 7 0,76 - 0,90<br />

8 0,91 - 1,05<br />

Mittleres Infrarot<br />

5<br />

7<br />

1,55 - 1,75<br />

2,08 - 2,35<br />

9<br />

10<br />

1,55 - 1,75<br />

2,08 - 2,35<br />

Thermales Infrarot 6 10,4 - 12,5 11 8,5 - 13,0<br />

Die aufgeführten Fernerkundungssensoren stellen Beispiele <strong>für</strong> optomechanische-/optoelektronische Scanner bzw. <strong>für</strong><br />

flugzeug-/satellitengestützte Systeme dar. Der Daedalus Airborne Thematic Mapper (ATM) ist e<strong>in</strong> flugzeuggestützter<br />

optomechanischer Scanner. Der Landsat Thematic Mapper (TM) vertritt satellitengestützte optomechanische Scanner und<br />

das französische SPOT-System steht <strong>für</strong> satellitengestützte optoelektronische Systeme.<br />

Quelle: verschiedene Autoren<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

15


16<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Fernerkundungsmaterialien der TLU Jena<br />

Zu den verfügbaren Fernerkundungsmaterialien<br />

gehören Satellitenbilddaten sowie analoge und<br />

digitale Luftbilder. Die Satellitenbilddaten der TLU<br />

s<strong>in</strong>d der Tabelle 4 zu entnehmen. Die verfügbaren<br />

Daten der Landsat- und der IRS-Sensoren gilt es<br />

Tab. 3: Satellitenbilddaten der TLU Jena (9/99)<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

als multispektral klassifizierbar hervorzuheben.<br />

Durch Komb<strong>in</strong>ation mit den panchromatischen<br />

Daten können u. a. Abbildungen mit erhöhter Auflösung<br />

erzeugt werden.<br />

System Modus spektrale Kanäle Bodenauflösung [m] Datum<br />

Landsat 5 (TM) ms 7 30 1997<br />

IRS 1C ( LISS) ms 4 23 1997<br />

IRS 1C pan 1 5,8 1997<br />

SPOT 5 (P) pan 1 10 1988/90<br />

ms = multispektral, pan = panchromatisch<br />

Aus Tabelle 5 gehen die Luftbildmaterialien der TLU<br />

hervor. Der E<strong>in</strong>satzbereich der Farborthophotos von<br />

1997 ist ausgesprochen vielfältig. Sie können als<br />

Bildh<strong>in</strong>tergrund, topographische Referenz und auch<br />

<strong>für</strong> Auswertungen am Bildschirm genutzt werden.<br />

Bei der Auswertung <strong>in</strong> Siedlungsbereichen ist unabhängig<br />

von der Bildauflösung e<strong>in</strong> Zoom bis ca.<br />

1:2.000 s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong>e maximale räumliche Trennschärfe<br />

ist bei den hochauflösenden Bildern etwa<br />

bei 1:500 zu erreichen. Nicht unerhebliche Nachteile<br />

der monoskopischen Betrachtung s<strong>in</strong>d die z. T.<br />

starken Verkippungen der Objekte sowie perspektivische<br />

und vertikale Verdeckungen.<br />

Tab. 4: Luftbildmaterial der TLU Jena<br />

Die analogen CIR- und Farbluftbilder können stereoskopisch<br />

ausgewertet werden. Die Detailerkennung<br />

ist trotz des <strong>für</strong> Siedlungsbereiche<br />

nicht optimalen Maßstabs deutlich höher als bei den<br />

erstgenannten digitalen Bilddaten. Mittlerweile müssen<br />

die Luftbilder <strong>in</strong> Anbetracht der Entwicklungsdynamik<br />

<strong>in</strong> Siedlungsräumen als veraltet angesehen<br />

werden. Die Schwarzweißluftbilder verschiedenen<br />

Datums und Maßstabs wurden verortet (Bildmitten)<br />

und katalogisiert. Die Nutzung der Bilder genügt<br />

e<strong>in</strong>em Monitor<strong>in</strong>g nicht, gleichwohl kann <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen e<strong>in</strong>e Nutzungsentwicklung rekonstruiert<br />

werden.<br />

Bildmaterial<br />

Speichermedium<br />

Auflösung bzw. MaßstabStereoauswertung<br />

Datum<br />

Farb-Luftbilder digital 0,5 m (0,25 m) ne<strong>in</strong> 1997<br />

Farb-Luftbilder analog ca. 1 :10.000 ja 1993-95<br />

Color-Infrarot-Luftbilder analog ca. 1 :10.000 ja 1993-95<br />

Schwarzweiß-Luftbilder analog div. ne<strong>in</strong> div.<br />

4.1.2. Eigenschaften der Fernerkundungsmaterialien<br />

Als entscheidender Faktor, nicht nur <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse,<br />

ist die Erkennbarkeit der zu untersuchenden<br />

Objekte/Oberflächen hervorzuheben.<br />

Die wesentlichen Parameter werden nachfolgend<br />

dargestellt.<br />

Geometrische Auflösung<br />

Für die Erkennbarkeit von Objekten ist bei photographischen<br />

Aufnahmen der Bildmaßstab (s. u.)<br />

und das Auflösungsvermögen des verwendeten<br />

Filmes entscheidend. Die Auflösung wird als L<strong>in</strong>ienpaar<br />

(Lp)/mm ausgedrückt. Für Luftbilder kann<br />

e<strong>in</strong> gängiges Auflösungsvermögen von 20 bis 100<br />

Lp/mm angegeben werden.<br />

Das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges<br />

ist deutlich ger<strong>in</strong>ger (ca. 6 Lp/mm). Somit können<br />

Luftbilder zum Zwecke der visuellen Auswertung<br />

noch um e<strong>in</strong> vielfaches vergrößert werden.


Tab. 5: Geometrische Auflösung ausgewählter Sensoren<br />

Sensor geometr. Auflösung [m]<br />

Landsat TM 30<br />

Spot XS 20<br />

IRS 1C 23<br />

Daedalus ATM * < 10<br />

Early Bird 15<br />

Orb-View 1 8<br />

Quick Bird 3,3<br />

* flugzeuggestützt, kursiv: <strong>in</strong> Vorbereitung (Auswahl)<br />

Im Gegensatz zu Photographien ist die geometrische<br />

Auflösung von digitalen Scannerdaten<br />

e<strong>in</strong>deutig als die Kantenlänge der kle<strong>in</strong>sten Bilde<strong>in</strong>heiten<br />

= Pixel def<strong>in</strong>iert (Tab. 6). Die „Erkennbarkeit“<br />

von Oberflächen wird somit zunächst durch deren<br />

Ausdehnung begrenzt. E<strong>in</strong>e Differenzierung <strong>in</strong>nerhalb<br />

dieser Fläche ist nicht möglich.<br />

Wenngleich <strong>in</strong> Zukunft Satellitenbilddaten mit deutlich<br />

höherer Auflösung von kommerziellen Anbietern<br />

auf den Markt kommen sollen (Tab. 6, kursiv),<br />

bleibt diese grundsätzliche E<strong>in</strong>schränkung bestehen.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich des Auflösungsvermögens von Photographien<br />

und Rasterdaten ist aufgrund der grundlegend<br />

unterschiedlichen Aufnahmetechniken<br />

strenggenommen nicht statthaft. Um das Verhältnis<br />

annähernd veranschaulichen zu können, bietet J.<br />

Albertz (1991) e<strong>in</strong>e maßstabsabhängige Möglichkeit<br />

zum Umrechnen der Bildauflösung <strong>in</strong> das Pixelmaß<br />

an:<br />

Auflösung [m/Lp] = 2,8 x Auflösung [m/Pixel]<br />

Schon aus e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Filmauflösung (20<br />

Lp/mm) e<strong>in</strong>es sehr kle<strong>in</strong>maßstäbigen Luftbildes<br />

(1:50.000) resultiert damit e<strong>in</strong>e geometrische Auflösung<br />

von 0,9 m/Pixel. Bei e<strong>in</strong>em mittleren Maßstab<br />

von 1:10.000 und e<strong>in</strong>er Auflösung des Filmmaterials<br />

von 30 Lp/mm ergibt sich e<strong>in</strong> Pixeläquivalent von<br />

0,1 m.<br />

Dieses Abschätzverfahren verdeutlicht, dass die<br />

geometrische Auflösung von Scannerdaten stets<br />

deutlich ger<strong>in</strong>ger als die herkömmlicher analoger<br />

Luftbilder se<strong>in</strong> muss. Dieser Nachteil kann <strong>für</strong> verschiedene<br />

Anwendungen durch die spektrale Auflösung<br />

von multispektralen Scannerdaten aufgewogen<br />

werden. Sie variiert nach Sensoren mit Anzahl<br />

und Bandbreite der Spektralkanäle.<br />

Oberflächen können durch die spezifische Information<br />

e<strong>in</strong>zelner Wellenbereiche oder durch<br />

Komb<strong>in</strong>ation mehrerer Kanäle <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er spektralen<br />

Signatur isoliert werden. Die spezifischen<br />

Reflexionseigenschaften von Oberflächen dienen<br />

so der Differenzierung der Flächennutzungsformen.<br />

Maßstab<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Der Maßstab analoger Bilddaten resultiert aus der<br />

Brennweite des Objektivs und der Flughöhe über<br />

der Erdoberfläche.<br />

Maßstab =<br />

Brennweite<br />

Flughöhe<br />

Da bei Aufnahmen aus dem Flugzeug die Flughöhe<br />

nur annähernd konstant ist, variiert der Bildmaßstab<br />

zwischen den E<strong>in</strong>zelaufnahmen. Innerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Bildes schwankt er aufgrund der Reliefenergie, der<br />

Maßstab nimmt mit der Höhe des Geländes zu.<br />

Auch bei den Senkrechtaufnahmen kommt es zu<br />

Abweichungen der Aufnahmerichtung von der Lotrechten,<br />

was ebenfalls zur maßstäbigen Verzerrung<br />

führt. Aus diesem Grund werden Maßstäbe <strong>in</strong> Luftbildern<br />

lediglich gerundet angegeben. Neben dem<br />

Auflösungsvermögen des verwendeten Filmmaterials<br />

bee<strong>in</strong>flusst der Bildmaßstab <strong>in</strong> hohem Maße die<br />

Erkennbarkeit von Objekten. Er ist vor dem Bildflug<br />

der Zweckbestimmung anzupassen.<br />

Für planerische, geowissenschaftliche Fragestellungen<br />

s<strong>in</strong>d Bildmaßstäbe zwischen 1:50.000<br />

und 1:10.000 üblich. Für detailliertere Bild<strong>in</strong>terpretationen<br />

und <strong>für</strong> Vermessungszwecke können durchaus<br />

kle<strong>in</strong>ere Bildmaßstäbe erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

Der relevante Kartiermaßstab <strong>für</strong> visuelle Luftbildauswertungen<br />

kann mit 1:25.000 bis 1:1.000<br />

angegeben werden.<br />

Die rechnergestützte Verarbeitung digitaler Bilddaten<br />

bedarf naturgemäß ke<strong>in</strong>er Angabe des Bearbeitungsmaßstabes.<br />

Während bei der visuellen Erfassung<br />

von Bild<strong>in</strong>halten der Bildmaßstab limitierend<br />

wirkt, erfolgt die Berechnung von digitalen Bilddaten<br />

auf Pixelbasis.<br />

Gleichwohl ist die maßstäbige Komponente <strong>für</strong> die<br />

Bearbeitung von Rasterdaten durchaus zu beachten.<br />

Sollen die Ergebnisse nicht nur statistischer<br />

Natur se<strong>in</strong>, müssen sie dem Anwender zum Verständnis<br />

des räumlichen Kontexts zur Verfügung<br />

gestellt werden. Die geometrische Auflösung begrenzt<br />

zunächst die Abbildung struktureller Details.<br />

Der <strong>in</strong>haltlichen Differenzierung werden Grenzen<br />

durch die spektrale Information der Bilddaten gesetzt.<br />

Dementsprechend ist e<strong>in</strong> Maßstab der Darstellung<br />

zu wählen, welcher auf die räumliche und<br />

spektrale Auflösung der Bilddaten abgestimmt ist.<br />

Letztendlich ist es dem Bearbeiter überlassen den<br />

maßstäbigen Gültigkeitsbereich <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

der Fragestellung anzugeben. Die <strong>in</strong> Tabelle 7<br />

angegebenen Zielmaßstäbe geben e<strong>in</strong>e Orientierung.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

17


18<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Für die Darstellung von Bilddaten als kartographische<br />

Ausgabe (Satellitenbildkarte) sollte<br />

überdies die Pixelstruktur berücksichtigt werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Abbildung dieser Bildelemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Tab. 6: Aussagemaßstab und Maßstab der Bildausgabe <strong>für</strong> ausgewählte Sensoren<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Ausgabegröße von 0,2 - 0,3 mm wird die störende<br />

Wirkung der Pixelumrisse unterdrückt. In Tabelle 7<br />

s<strong>in</strong>d die entsprechenden Relationen anhand aus<br />

gewählter Sensoren dargestellt.<br />

Sensor Bodenauflösung Zielmaßstab Karte (ca. 0,3 mm/ P)<br />

Landsat-TM 30m ≤ 1:50.000 1:100.000<br />

SPOT-XS 20m ≤ 1:50.000 (1:25.000) 1:50.000 - 1:100.000<br />

Flugzeugscannerdaten ≤ 10m (≤ 20m) * ≤ 1:10.000 (1:5.000) 1:5.000 - 1:50.000<br />

* <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Flughöhe und System, Quelle: verschiedene Autoren<br />

Objekteigenschaften<br />

Als dritte Komponente s<strong>in</strong>d die Eigenschaften und<br />

räumlichen Lagebeziehungen von Objekten/Oberflächen<br />

zu nennen. Die Erkennbarkeit wird<br />

über die räumliche Ausdehnung der Objekte im<br />

Verhältnis zur Auflösung der Bildmaterialien begrenzt.<br />

Zusätzlich wird die Identifizierbarkeit durch<br />

Helligkeits- und Farbkontrast modifiziert.<br />

Dem Betrachter photographischer Abbildungen<br />

erschließen sich die Bild<strong>in</strong>halte nicht zuletzt durch<br />

die räumliche Anordnung der Objekte. So wird e<strong>in</strong>e<br />

Wasserfläche erst durch ihre spezifische Ausprägung<br />

zu e<strong>in</strong>em Fluss oder See.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse ist der<br />

Aspekt der vertikalen Überdeckung potentiell versiegelter<br />

Flächen durch die Vegetation. Bei stereoskopischer<br />

Auswertung von analogen Luftbildpaaren<br />

kann dieser Effekt z. T. kompensiert werden.<br />

Im Gegensatz zu dieser visuellen Kategorisierung<br />

ist das „masch<strong>in</strong>elle Erkennen“ von Strukturen<br />

anhand digitaler Bild<strong>in</strong>formationen kompliziert.<br />

E<strong>in</strong>zelne Flächenelemente bilden Oberflächen ab,<br />

die aufgrund ihrer spekralen Information zunächst<br />

als z. B. überbaut klassifiziert werden müssen.<br />

Durch Abbildung des Analyseergebnisses fügen sie<br />

sich durch ihre Raumlage z. B. zu e<strong>in</strong>er Siedlung<br />

zusammen. Strukturen mit heterogenen Oberflächen<br />

(z. B. Industriegebiet) können <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geschränktem Maße durch räumliche Relationen<br />

(Textur) mehrerer Pixel differenziert werden.<br />

Aufnahmezeitpunkt<br />

• Die unter Kap. 4.1 erwähnten atmosphärischen<br />

Störe<strong>in</strong>flüsse (selektive Absorption, Streuung,<br />

Bewölkung) lassen sich durch Aufnahmen e<strong>in</strong>grenzen,<br />

die an wolken- und dunstfreien Tagen<br />

durchgeführt werden. Diese Bed<strong>in</strong>gungen treten<br />

vorwiegend an strahlungsreichen Sommertagen<br />

auf.<br />

• Demgegenüber kann e<strong>in</strong> Aufnahmezeitpunkt<br />

außerhalb der Vegetationsperiode s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />

Der Abschirmungseffekt durch die Vegetation<br />

kann so beschränkt und die Detailerkennung <strong>für</strong><br />

Versiegelungsanalysen erhöht werden.<br />

• Um den Anteil beschatteter Flächen zu m<strong>in</strong>imieren,<br />

ist e<strong>in</strong>e Aufnahme zum Zeitpunkt des Sonnenhöchststandes<br />

anzustreben.<br />

E<strong>in</strong> entscheidender Vorteil der flugzeuggestützten<br />

Aufnahme liegt <strong>in</strong> dem Umstand begründet, dass<br />

der Aufnahmezeitpunkt frei gewählt und damit der<br />

gewünschten Witterung angepasst werden kann.<br />

Optimale Bed<strong>in</strong>gungen i. o. S. herrschen <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

relativ selten vor. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

wird der deutliche Vorteil e<strong>in</strong>er zeitlich regelmäßigen<br />

Aufnahme von Satellitenbildern (s. u.) relativiert.<br />

Zeitliche Auflösung des Bildmaterials<br />

Die Analyse von Entwicklungen der Flächennutzung<br />

(Monitor<strong>in</strong>g) erfordert vergleichbare Flächen<strong>in</strong>formationen<br />

<strong>für</strong> unterschiedliche Zeitpunkte. Bezogen<br />

auf die <strong>Flächenversiegelung</strong> kann dies z. B. die<br />

Auswertung der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Siedlungsraum oder die Erfolgskontrolle nach Entsiegelungsmaßnahmen<br />

be<strong>in</strong>halten. Die Trägersatelliten<br />

der Fernerkundungssensoren bewegen sich<br />

auf def<strong>in</strong>ierten Erdumlaufbahnen. Die Bahnparameter<br />

s<strong>in</strong>d so gewählt, dass die Erdoberfläche wiederholt<br />

durch Aufnahmen abgedeckt wird. Landsat 5<br />

liefert Daten z. B. mit e<strong>in</strong>er festen Repititionsrate<br />

von 16 Tagen. Unter der Voraussetzung störungsfreier<br />

Aufnahmen wird so die Auswertung multitemporaler<br />

Satellitenbilddaten auch <strong>für</strong> kurze Zeitspannen<br />

ermöglicht.<br />

Selbstverständlich kann es <strong>für</strong> verschiedene Fragestellungen<br />

ausreichend se<strong>in</strong>, Entwicklungen anhand<br />

archivierter Luftbildaufnahmen (sofern <strong>für</strong> das Untersuchungsgebiet<br />

vorhanden) auszuwerten. Im<br />

Gegensatz zu Satellitenbildern ist jedoch die Vergleichbarkeit<br />

des Bildmaterials h<strong>in</strong>sichtlich Qualität<br />

und Maßstab u. U. e<strong>in</strong>geschränkt. Es kann überdies<br />

davon ausgegangen werden, dass Entwicklungstrends<br />

überwiegend <strong>in</strong> Bezug auf die Ist-<br />

Situation zu erfassen s<strong>in</strong>d. In diesem Falle ist die


Nutzung von aktuellem Fernerkundungsmaterial<br />

unerlässlich.<br />

Der Vorteil der Verfügbarkeit aktueller Satellitenbilddaten<br />

gegenüber stets neu zu organisierenden<br />

Befliegungen gew<strong>in</strong>nt schließlich durch die deutlich<br />

ger<strong>in</strong>geren Kosten/Fläche (Kap. 4.4.3) gegenüber<br />

Luftbildaufnahmen bzw. Flugzeugscannerdaten an<br />

Gewicht.<br />

4.1.3. Verfahren der Fernerkundung<br />

Der Vielfältigkeit der methodischen Verfahren <strong>für</strong><br />

die Auswertung von Luft- und Satellitenbildern kann<br />

<strong>in</strong> diesem Rahmen nicht annähernd Rechnung<br />

getragen werden. Ziel der folgenden Zusammenstellung<br />

ist vielmehr, e<strong>in</strong>en Überblick zu den grundlegenden<br />

Verfahrensschritten im Rahmen der Fernerkundung<br />

zu geben. Für die Nachvollziehbarkeit<br />

methodisch-konzeptioneller Überlegungen zur Versiegelungsanalyse<br />

ist die Darstellung pr<strong>in</strong>zipieller<br />

Zusammenhänge notwendig und ausreichend.<br />

In der Anlage 1 s<strong>in</strong>d die Verfahrensschritte <strong>für</strong> die<br />

Bearbeitung und Auswertung von Fernerkundungsdaten<br />

schematisiert dargestellt. Die im<br />

Zusammenhang mit dem gewählten Aufnahmesystem<br />

stehenden grundsätzlichen Unterschiede<br />

der Bildmaterialien bed<strong>in</strong>gen das Nebene<strong>in</strong>ander<br />

der Analyse analoger und digitaler Bilddaten.<br />

Auswertung photographischer Aufnahmen<br />

Die Auswertung des Bildmaterials lässt sich <strong>in</strong> zwei<br />

unabhängig vone<strong>in</strong>ander durchführbare Arbeitsverfahren<br />

gliedern. Die visuelle Bildauswertung dient<br />

der Erfassung von Bild<strong>in</strong>halten. Bei photogrammetrischen<br />

Auswertungen stehen demgegenüber die<br />

geometrischen Eigenschaften der abgebildeten<br />

Objekte im Vordergrund der Analyse.<br />

In der Praxis werden die Verfahren häufig komb<strong>in</strong>iert.<br />

So werden Luftbilder heute <strong>in</strong> großem Umfang<br />

<strong>für</strong> die Vermessung topographischer Sachverhalte<br />

herangezogen. Als Beispiele <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen können<br />

die zweite und folgende Ausbaustufen des ATKIS<br />

und die Erstellung digitaler Flurkarten genannt<br />

werden. Hier werden analoge Schwarzweiß-<br />

Luftbilder differenziell entzerrt (Orthophoto) und<br />

anschließend am Bildschirm ausgewertet. Möglich<br />

ist überdies e<strong>in</strong>e detaillierte Bild<strong>in</strong>terpretation im<br />

Zuge der photogrammetrischen Bearbeitung. Die<br />

methodischen Grundlagen <strong>für</strong> die visuelle Bildauswertung<br />

bleiben dabei unberührt und werden daher<br />

gesondert behandelt.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Visuelle Bildauswertung<br />

Die visuelle Bildauswertung beruht auf dem Erkennen<br />

und der Interpretation von Bild<strong>in</strong>halten. Für das<br />

Erkennen von Sachverhalten wird die Alltagserfahrung<br />

des Betrachters ausgenutzt. Streng genommen<br />

basiert schon das Unterscheiden e<strong>in</strong>es Flusses<br />

von e<strong>in</strong>er Straße auf e<strong>in</strong>er Interpretation, nämlich<br />

auf Schlussfolgerungen, die im Zuge der Wahrnehmung<br />

getroffen werden.<br />

Unter Bild<strong>in</strong>terpretation ist demgegenüber e<strong>in</strong>e<br />

Herleitung auf der Grundlage von Spezialkenntnissen<br />

zu verstehen. Das Spezialwissen bezieht sich<br />

hierbei sowohl auf die Kenntnisse über die abgebildeten<br />

Objekte selbst als auch auf Besonderheiten<br />

ihrer Wiedergabe im Bildmaterial. Die visuelle Bildauswertung<br />

kann auf das Erkennen von Sachverhalten<br />

reduziert se<strong>in</strong>. Meist ist jedoch e<strong>in</strong>e Interpretationsleistung<br />

Bestandteil der Arbeit und kann <strong>für</strong><br />

verschiedene Fragestellungen die dom<strong>in</strong>ierende<br />

Rolle spielen.<br />

Die wesentlichen Bildmerkmale, die das Erkennen<br />

und Abgrenzen von Bild<strong>in</strong>halten ermöglichen, lassen<br />

sich nach Gestalt und Farbe gruppieren.<br />

• Die Gestalt der Objekte ergibt sich aus deren<br />

Struktur und Textur. Als Strukturmerkmale s<strong>in</strong>d<br />

Form, Größe (Grundriss/Höhe), räumliche Anordnung<br />

(Muster) zu nennen. Aus den Strukturen<br />

ergeben sich Schattierungen und Schatten,<br />

die gesondert als Merkmal herangezogen werden<br />

können. Die Textur resultiert aus e<strong>in</strong>er im<br />

verwendeten Maßstab nicht mehr aufzulösenden<br />

Fe<strong>in</strong>struktur. Die Texturen können als<br />

gleichmäßig, wolkig, körnig, streifig etc. angesprochen<br />

werden und s<strong>in</strong>d häufig objektspezifisch.<br />

• Die Farbmerkmale beruhen auf Farb<strong>in</strong>tensität,<br />

Helligkeit und Farbton. Die Verteilung der Farbmerkmale<br />

führt zu nicht m<strong>in</strong>der bedeutenden<br />

Merkmalen wie Homogenität, Farbmuster und<br />

Marmorierung.<br />

Die Differenzierung der Bild<strong>in</strong>halte erfolgt i. d. R.<br />

nicht auf der Grundlage e<strong>in</strong>es Merkmales. E<strong>in</strong> treffsicheres<br />

Auswertungsergebnis ist vielmehr durch<br />

die Komb<strong>in</strong>ation bzw. die Wichtung der Ausprägungen<br />

zu erzielen.<br />

Die Auswertung von E<strong>in</strong>zelbildern ist möglich, die<br />

Identifikation e<strong>in</strong>zelner Objekte und die Gliederung<br />

der Bild<strong>in</strong>halte wird durch das Verfahren der stereoskopischen<br />

Auswertung jedoch deutlich verbessert.<br />

Insbesondere <strong>für</strong> Detailkartierungen, bei denen die<br />

Interpretation nicht unmittelbar erkennbarer Sachverhalte<br />

im Vordergrund steht, ist dieses Verfahren<br />

angezeigt.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

19


20<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Die Methode beruht auf der Fähigkeit des Menschen<br />

zum räumlichen Sehen. Voraussetzung ist<br />

die Verwendung von Luftbildern, welche die Gegenstände<br />

der Erdoberfläche <strong>in</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />

Szenen abbilden. Die Objekte werden <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der zurückgelegten Flugstrecke<br />

aus zwei Perspektiven erfasst. Der W<strong>in</strong>kel (Parallaxe)<br />

ist <strong>in</strong> jedem Fall weiter als der durch den natürlichen<br />

Augenabstand zu erreichende. Die stereoskopische<br />

Betrachtung der Bildpaare führt neben<br />

e<strong>in</strong>er räumlichen Wahrnehmung der Bild<strong>in</strong>halte<br />

zu e<strong>in</strong>er optischen Überhöhung der Objekte. Mittels<br />

verschiedener technischer Hilfsmittel wird den Augen<br />

des Betrachters jeweils e<strong>in</strong>e Perspektive der<br />

Erdoberfläche dargeboten. Das Gehirn fusioniert<br />

die E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>formationen zu e<strong>in</strong>em räumlichen Bild.<br />

Für die Auswertung analogen Bildmaterials kommen<br />

Stereoskope zum E<strong>in</strong>satz. Der Ausstattungskomfort<br />

reicht von e<strong>in</strong>fachen L<strong>in</strong>senstereoskopen<br />

bis h<strong>in</strong> zu Interpretations-Stereoskopen<br />

mit beweglichem Leuchttisch, Zoomobjektiven,<br />

Photoaufsatz u. a. m.<br />

Für die Auswertung der Bild<strong>in</strong>halte wird e<strong>in</strong> Kartierschlüssel<br />

verwendet bzw. erstellt. Er be<strong>in</strong>haltet die<br />

zu erfassenden Kartiere<strong>in</strong>heiten, die auf das zu<br />

erzielende Ergebnis abgestimmt s<strong>in</strong>d. Hilfreich ist<br />

überdies e<strong>in</strong> Luftbildschlüssel, der die Kartiere<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>in</strong> typischen Ausprägungen im verwendeten<br />

Bildmaterial abbildet.<br />

Um Interpretationen des Bild<strong>in</strong>haltes abzusichern,<br />

s<strong>in</strong>d Vorerkundungen im Gelände sowie Feldvergleiche<br />

im Verlauf der Detailauswertung unabd<strong>in</strong>gbarer<br />

Bestandteil der Bild<strong>in</strong>terpretation.<br />

Die Umsetzung der Bild<strong>in</strong>halte kann auf verschiedene<br />

Weise erfolgen. Folgendes Beispiel<br />

zeichnet e<strong>in</strong>en möglichen Arbeitsablauf nach:<br />

Die dem Luftbild entnommenen Strukturen müssen<br />

geometrisch entzerrt abgebildet werden. Die Ergebnisse<br />

(Geometrie, Attribute) können auf transparente<br />

Deckfolien gezeichnet werden, wo<strong>für</strong> sich<br />

beispielsweise Ausdrucke digitaler Karten oder<br />

maßstabstreue Kartenkopien eigenen. Diese werden<br />

im Zuge der zeichnerischen Umsetzung der<br />

Bild<strong>in</strong>halte fortlaufend mit den Luftbildern <strong>in</strong> Deckung<br />

gebracht. Als Orientierungspunkte dienen<br />

markante Punkte wie Wegekreuzungen, Baumreihen<br />

o. ä.<br />

Für e<strong>in</strong>e rechnergestützte Nutzung der Auswertungsergebnisse<br />

ist e<strong>in</strong>e Digitalisierung der<br />

gezeichneten Arbeitskarte erforderlich. Im günstigen<br />

Fall wurde e<strong>in</strong>e digitale Karte als Bezugsbasis<br />

gewählt, die im Vektorformat vorliegt. Die Digitalisierung<br />

der Ergebniskarte kann so durch das kopie-<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

ren von geme<strong>in</strong>samen Grenzl<strong>in</strong>ien (Wege, Parzellen<br />

u. a.) optimiert werden. Die Nutzung der so<br />

erzeugten Kartenebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen<br />

Informationssystem (GIS) wird durch e<strong>in</strong>e Sachdatenbank,<br />

welche die Ergebnisattribute enthält,<br />

vervollständigt.<br />

Photogrammetrische Auswertung<br />

Bei den hier zu betrachtenden zentralperspektivischen<br />

Aufnahmen resultierten geometrische Verzerrungen<br />

aus Abweichungen der Aufnahmerichtung<br />

von der Lotrechten und aus der unebenen<br />

Geländeoberfläche.<br />

Handelt es sich um ebenes Gelände oder s<strong>in</strong>d die<br />

Anforderungen an die Lagetreue der Bild<strong>in</strong>halte<br />

begrenzt, können verschiedene Verfahren zur Entzerrung<br />

angewandt werden. Unter Ausnutzung der<br />

Lagebeziehungen e<strong>in</strong>zelner bekannter Passpunkte<br />

oder der Geometrie e<strong>in</strong>er topographischen Karte<br />

werden e<strong>in</strong>zelne Bildpunkte oder der gesamte Bild<strong>in</strong>halt<br />

entzerrt.<br />

• E<strong>in</strong>e Lagekorrektur über graphische Verfahren<br />

anhand e<strong>in</strong>zelner Passpunkte kann als Behelf<br />

<strong>für</strong> wenige Anwendungen dienlich se<strong>in</strong>.<br />

• Sollen nicht nur Details entzerrt werden, bietet<br />

sich e<strong>in</strong>e Umzeichnung der Bild<strong>in</strong>halte durch optische<br />

Überlagerung der Photographien mit topographischen<br />

Karten an.<br />

• Schließlich erlauben spezielle Entzerrungsgeräte<br />

die Umformung des gesamten Bild<strong>in</strong>haltes.<br />

Dazu wird das Bild auf e<strong>in</strong>e mit Passpunkten<br />

versehene schiefe Ebene projiziert. Die von der<br />

lotrechten abweichende Aufnahmerichtung wird<br />

so kompensiert.<br />

Kann die geometrische Verzerrung, die durch unterschiedliche<br />

Geländehöhen <strong>in</strong>nerhalb des Bildausschnittes<br />

entstehen, nicht mehr vernachlässigt<br />

werden, können analoge Bilder durch e<strong>in</strong>e Differenzialentzerrung<br />

komplex umgeformt werden. Diese<br />

geometrische Transformation der Bild<strong>in</strong>halte wird<br />

überwiegend durch die Digitale Bildverarbeitung<br />

geleistet. Die Geländehöhen müssen bekannt se<strong>in</strong>.<br />

Wenn ke<strong>in</strong> digitales Geländemodell mit ausreichender<br />

Genauigkeit vorliegt, kann es durch stereoskopische<br />

Messung (s. u.) erzeugt werden. Das digitalisierte,<br />

geometrisch korrigierte Luftbild wird als<br />

Orthophoto bezeichnet.


Das Scannen führt bei ger<strong>in</strong>ger Auflösung zu e<strong>in</strong>er<br />

M<strong>in</strong>derung des Informationsgehaltes. Die Zentralperspektive<br />

des E<strong>in</strong>gabebildes wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e parallelperspektivische<br />

Ausgabe gewandelt. Damit entspricht<br />

das Orthophoto <strong>in</strong> geometrischer H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong>er Karte. Bei stereoskopischer Betrachtung kann<br />

nunmehr ke<strong>in</strong> räumlicher E<strong>in</strong>druck vermittelt werden.<br />

Es kann jedoch e<strong>in</strong> Stereopartner des Orthophotos<br />

mit e<strong>in</strong>er von der lotrechten abweichenden<br />

Projektion erzeugt werden. Diese Stereoorthophoto-Bildpaare<br />

s<strong>in</strong>d mit E<strong>in</strong>schränkungen<br />

stereoskopisch auswertbar.<br />

Die rechnergestützte Stereoauswertung auf der<br />

Basis analoger Bildpaare erfolgt durch den E<strong>in</strong>satz<br />

analytischer Auswertegeräte. Es wird e<strong>in</strong> räumliches<br />

Modell durch Projektion der Bild<strong>in</strong>halte erzeugt.<br />

Die Bilder werden so orientiert, dass sich die<br />

jeweils entsprechenden Projektionsstrahlen im<br />

Raum schneiden und so e<strong>in</strong> Modell der Erdoberfläche<br />

erzeugt wird.<br />

Durch Bewegen e<strong>in</strong>er Messmarke im Raummodell<br />

kann der Operateur nun die projizierten Bild<strong>in</strong>halte<br />

vermessen und Objekte digitalisieren. Es ist offensichtlich,<br />

dass der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er solchen Komplettlösung<br />

die stereoskopische Auswertung optimiert.<br />

Auswertung digitaler Aufnahmen<br />

Die digitale Bildverarbeitung wird mit dem Ziel e<strong>in</strong>er<br />

Bearbeitung und Analyse der Rohdaten durchgeführt.<br />

Die Prozessierung der Daten mittels spezieller<br />

Bildverarbeitungssysteme erfordert je nach Anwendung<br />

e<strong>in</strong>e hohe Leistungsfähigkeit der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Hardware-Komponenten. Die diesbezügliche technische<br />

Entwicklung bei s<strong>in</strong>kenden Kosten machen<br />

den E<strong>in</strong>satz hochwertiger PC und Workstations <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>en zunehmend breiten Anwenderkreis zugänglich.<br />

Geometrische Transformationen dienen der Korrektur<br />

von Bildverzerrungen, die bed<strong>in</strong>gt durch das<br />

Aufnahmeverfahren/-system und durch die Reliefenergie<br />

auftreten.<br />

Im Gegensatz zu Photographien weisen Sensordaten<br />

aufgrund des zeilenweise Abtastens der<br />

Erdoberfläche e<strong>in</strong>e zeitliche Komponente auf. Bei<br />

optomechanischen Systemen wird jeder Bildpunkt<br />

von e<strong>in</strong>em anderen Ort aufgenommen, bei optoelektronischen-<br />

jede Zeile. Bei erstgenanntem Verfahren<br />

treten Panoramaverzerrungen mit zum Zeilenrand<br />

abnehmenden Bildmaßstäben h<strong>in</strong>zu. Da die<br />

Aufnahmeparameter bekannt s<strong>in</strong>d, können diese<br />

systembed<strong>in</strong>gten Fehler rechnerisch ausgeglichen<br />

werden.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Mit zunehmender Aufnahmehöhe nimmt der E<strong>in</strong>fluss<br />

der Geländehöhenunterschiede auf Verzerrungen<br />

ab. Insofern ist die geometrische Korrektur<br />

von Flugzeugscannerdaten gegenüber Satellitenbilddaten<br />

aufwendiger. Der zu erwartende reliefbed<strong>in</strong>gte<br />

Pixelversatz macht sich besonders bei weitem<br />

Aufnahmew<strong>in</strong>kel negativ bemerkbar. Die unregelmäßigen<br />

Eigenbewegungen des Flugzeuges<br />

und variierende Flughöhen verstärken die Verzerrungen<br />

zusätzlich.<br />

Die geometrische Entzerrung der Bilddaten und<br />

deren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bezugssystem erfordert<br />

Referenzpunkte, deren Koord<strong>in</strong>aten den entsprechenden<br />

Bildpunkten zugeordnet werden. Transformationsgleichungen<br />

liefern Korrekturkoeffizienten,<br />

mittels derer die korrigierten Koord<strong>in</strong>aten <strong>für</strong><br />

alle Pixel des E<strong>in</strong>gabebildes errechnet werden.<br />

Über Transformationsfunktionen müssen die nun <strong>in</strong><br />

der Ebene verschobenen Bildpunkt-Koord<strong>in</strong>aten<br />

erneut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starre Ausgabematrix aus Spalten<br />

und Zeilen überführt werden.<br />

Unter radiometrischer Transformation s<strong>in</strong>d Veränderungen<br />

der Grauwert-Informationen zusammenzufassen,<br />

sie dienen e<strong>in</strong>er Korrektur von Störe<strong>in</strong>flüssen.<br />

Technische Probleme während des Abtastvorganges<br />

oder der Datenübermittlung äußern sich z. B.<br />

durch Streifenbildung oder durch E<strong>in</strong>zelpixel, die<br />

sich <strong>in</strong> unwahrsche<strong>in</strong>lichem Maße von ihrer unmittelbaren<br />

Umgebung abheben. Solche Fehler können<br />

durch Mittelung der Grauwerte benachbarter<br />

Pixel bere<strong>in</strong>igt werden.<br />

Atmosphärische E<strong>in</strong>flüsse wirken sich kaum im<br />

<strong>in</strong>fraroten Spektralbereich aus. Bildausschnitte mit<br />

ger<strong>in</strong>ger Reflexion sollten sich durch kle<strong>in</strong>e Grauwerte<br />

ausdrücken. E<strong>in</strong>e Aufhellung durch atmosphärischen<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> Kanälen des sichtbaren<br />

Lichts kann durch Vergleich mit den Werten des<br />

Infrarot-Kanals korrigiert werden.<br />

Bildmodifikationen dienen der qualitativen Aufwertung<br />

der digitalen Bilder. Welche Methoden verwendet<br />

werden, hängt von der Zweckbestimmung<br />

(visuelle Auswertung, Reproduktion, Analyse) ab.<br />

E<strong>in</strong>e Auswahl wird nachfolgend gegeben.<br />

• Dehnung des Wertefeldes zur Erhöhung des<br />

Bildkontrastes.<br />

• Mathematische Filterung über die Werte benachbarter<br />

Pixel, um Bilddetails und Strukturen<br />

hervorzuheben oder e<strong>in</strong>e Glättung herbeizuführen.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

21


22<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

• Komb<strong>in</strong>ation mehrerer Spektralkanäle kann<br />

Details hervortreten lassen und der Reduzierung<br />

überflüssiger Information dienen.<br />

• Berechnung e<strong>in</strong>es Vegetations<strong>in</strong>dex auf Basis<br />

des sichtbaren Rot und des nahen Infrarot. Er<br />

lässt e<strong>in</strong>en Rückschluss auf den Versiegelungsgrad<br />

zu.<br />

• Komb<strong>in</strong>ation multisensoraler Daten (z. B. multispektrale<br />

D. mit höherauflösenden panchromatischen<br />

D.) zum Zweck e<strong>in</strong>er verbesserten Bildausgabe.<br />

• Komb<strong>in</strong>ation multitemporaler Daten zur Identifizierung<br />

von Landschaftsveränderungen.<br />

Die Verfahren der Multispektral-Klassifikation<br />

bedienen sich der <strong>in</strong> verschiedenen spektralen<br />

Kanälen vorliegenden Informationen. Ziel der Klassifikation<br />

ist es, durch Komb<strong>in</strong>ation der Messwerte<br />

die Pixel so zu gruppieren, dass sie namentlich zu<br />

bezeichnende Ersche<strong>in</strong>ungen der Erdoberfläche<br />

repräsentieren.<br />

Der spektralen Klassifikation liegt die Idealvorstellung<br />

zugrunde, dass die gegene<strong>in</strong>ander aufgetragenen<br />

Messwerte ähnlicher Oberflächen <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es zwei- bis mehrdimensionalen Merkmalsraums<br />

Lageschwerpunkte bilden. Im dreidimensionalen<br />

Raum nehmen sie dann die Form e<strong>in</strong>er mehr<br />

oder weniger diffusen Punktwolke an. Durch Klassifikation<br />

werden die Grenzen der Klassen def<strong>in</strong>iert.<br />

Ob e<strong>in</strong>e Pixelfläche der korrekten Klasse zugeordnet<br />

wird, hängt von der relativen Lage im Merkmalsraum,<br />

der gewählten Klassenweite und <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße vom Klassifikationsverfahren ab.<br />

In Anbetracht der nahezu unüberschaubaren Vielzahl<br />

der Verfahrenswege wird hier nicht der Versuch<br />

unternommen, e<strong>in</strong>e vollständige Übersicht der<br />

Klassifikationsmethoden zu geben. Es werden statt<br />

dessen Standardverfahren skizziert.<br />

Bei der unüberwachten Klassifikation werden die<br />

Messwerte ähnlicher Ausprägung mittels Cluster-<br />

Analyse gruppiert. Auf die Klassenbildung wird<br />

außer durch die Wahl der konkreten Algorithmen<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss genommen. Der Bearbeiter kann<br />

aus den Ergebnissen ableiten, ob der von ihm angestrebte<br />

Differenzierungsgrad zu erreichen ist oder<br />

<strong>in</strong>wiefern sich die gewünschte Objektkategorie<br />

ihrerseits <strong>in</strong> Unterklassen gliedert. Da dieses automatisierte<br />

Klassifikationsverfahren relativ schnell zu<br />

rechnen ist, kann es daher nützlich se<strong>in</strong>, es weitergehenden<br />

Klassifikationen vorzuschalten.<br />

Bei überwachten Klassifikationen wird durch die<br />

Auswahl geeigneter Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete, die <strong>für</strong> die<br />

gewünschten Klassen <strong>in</strong> spektraler H<strong>in</strong>sicht repräsentativ<br />

se<strong>in</strong> müssen, e<strong>in</strong>e Klassenbildung gesteu-<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

ert. Die Flächennutzung dieser Übungsgebiete kann<br />

aus Kartenmaterial, Luftbild- oder Geländekartierungen<br />

entnommen werden. Die Daten der selektierten<br />

Pixel werden als charakteristisch <strong>für</strong> die betreffende<br />

Klasse behandelt und s<strong>in</strong>d Grundlage <strong>für</strong><br />

die eigentliche Klassifikation.<br />

• Beim Verfahren der nächsten Nachbarschaft<br />

(M<strong>in</strong>imum Distance) werden die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gswerte<br />

je Klasse und Spektralkanal gemittelt. Für alle<br />

Pixel der auszuwertenden Szene wird der kürzeste<br />

Abstand zu e<strong>in</strong>em der Mittelwerte errechnet<br />

und dann der entsprechenden Klasse zugeschlagen.<br />

• Beim Quader-Verfahren (Parallelepiped) werden<br />

anhand der Referenzwerte die Ober- und Untergrenzen<br />

der Klassen def<strong>in</strong>iert. Im dreidimensionalen<br />

Merkmalsraum entstehen so Quader.<br />

Bei verfe<strong>in</strong>erten Verfahren dieses Typs resultieren<br />

komplexere Klassenstrukturen. Fällt e<strong>in</strong><br />

Wert <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e der Klassen, bleibt das betreffende<br />

Pixel der Bildszene unklassifiziert.<br />

• Wird das Verfahren der größten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

(Maximum-Likelihood) angewandt, geht<br />

man von e<strong>in</strong>er Gauß’schen Normalverteilung<br />

der Messwerte um den Klassenmittelpunkt aus.<br />

D. h., dass schon die Statistiken der Referenzflächen<br />

e<strong>in</strong>e annähernde Normalverteilung der<br />

Grauwerte aufweisen müssen. Aus den Lage-<br />

und Streuungsparametern der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmesswerte<br />

wird <strong>für</strong> jede Klasse e<strong>in</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsfunktion<br />

abgeleitet. Im zweidimensionalen<br />

Raum werden die Klassen durch<br />

ellipsenförmige Isol<strong>in</strong>ien mit vom Mittelpunkt<br />

abnehmender Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit abgebildet.<br />

Bei e<strong>in</strong>er bi-/multitemporalen Klassifikation werden<br />

Daten mit unterschiedlichem Aufnahmezeitpunkt<br />

berechnet. Ziele dieses Ansatzes können se<strong>in</strong>,<br />

veränderliche Oberflächen (landwirtschaftliche<br />

Nutzung) zu differenzieren oder Landschaftsveränderungen<br />

(z. B. mit Versiegelung) aufzudecken.<br />

Die Hierarchische Klassifikation unterscheidet sich<br />

von den vorhergehenden dadurch, dass das Ergebnis<br />

schrittweise durch e<strong>in</strong>e Folge von E<strong>in</strong>zelentscheidungen<br />

gewonnen wird. Durch Bildung von<br />

häufig nur zwei Klassen entstehen jeweils neue<br />

Datenebenen, die anschließend weiter ausgewertet<br />

werden.


Entscheidender Vorteil des Verfahrens ist die hohe<br />

Flexibilität. Jede Entscheidungsf<strong>in</strong>dung <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Teilergebnis<br />

kann auf unterschiedliche, den Erfordernissen<br />

angepasste Verfahren beruhen. Nachteilig<br />

kann sich <strong>in</strong>des auswirken, dass falsch klassifizierte<br />

Pixel der verbleibenden Datenmenge entzogen<br />

werden. Bei jeweils anschließenden Analysen können<br />

so Folgefehler auftreten.<br />

Diese vielversprechende Vorgehensweise der<br />

spektralen Klassifikationen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Grenze, die<br />

<strong>in</strong> der Komplexität der Ersche<strong>in</strong>ungen begründet<br />

liegt. Es gibt ke<strong>in</strong>e von e<strong>in</strong>em Betrachter zu erkennende<br />

Oberfläche, die <strong>in</strong> spektraler H<strong>in</strong>sicht streng<br />

homogen ist. So setzt sich beispielsweise e<strong>in</strong> Wald<br />

aus verschiedenen Gesellschaften zusammen und<br />

e<strong>in</strong> Industriegebäude kann vollständig unterschiedliche<br />

Dachflächen aufweisen.<br />

Die flächenhafte Ausdehnung e<strong>in</strong>es Pixels bed<strong>in</strong>gt<br />

außerdem, dass sich spektrale Informationen verschiedener<br />

Oberflächen <strong>in</strong> variierendem Umfang<br />

überlagern. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> im Verhältnis<br />

zur geometrischen Auflösung stark strukturierten<br />

Gebieten wie den Siedlungsbereichen.<br />

Die Multispektral-Klassifikation kann durch e<strong>in</strong>e<br />

Komb<strong>in</strong>ation mit visuellen Bildauswertungen und<br />

Geländekartierungen aufgewertet werden. Dies gilt<br />

z. B. <strong>für</strong> die o. g. Ausweisung der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete<br />

oder <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e visuelle Vorstrukturierung der auszuwertenden<br />

Szene.<br />

4.2. Kartierung<br />

Geländekartierungen erlauben naturgemäß e<strong>in</strong><br />

Höchstmaß an Detaildarstellung. Die durch diese<br />

Erhebungsmethode zu erzielenden Ergebnisse<br />

unterliegen jedoch ebenfalls e<strong>in</strong>schränkender Faktoren.<br />

Die zu verwendende Kartiervorlage muss sich am<br />

Zielmaßstab orientieren. Dies gilt umso mehr, falls<br />

e<strong>in</strong>e anschließende Digitalisierung der angefertigten<br />

Arbeitskarte erfolgen soll.<br />

Insbesondere wenn funktionelle Eigenschaften der<br />

zu kartierenden E<strong>in</strong>heiten erfasst werden, können<br />

Zusatz<strong>in</strong>formationen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

Dies gilt auch, wenn Flächen nicht begehbar oder<br />

nicht e<strong>in</strong>sehbar s<strong>in</strong>d. Diese <strong>in</strong> Siedlungsbereichen<br />

häufig zutreffende E<strong>in</strong>schränkung kann durch die<br />

Verwendung von Luftbildmaterial kompensiert werden.<br />

Analog zur Luftbildauswertung ist die Verwendung<br />

e<strong>in</strong>es standardisierten oder zu erstellenden Kartierschlüssels<br />

wesentlicher Bestandteil der Untersuchung.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Bei komplexer Aufgabenstellung ist die gewünschte<br />

Qualität des Ergebnisses nur mit spezieller Fachkenntnis<br />

zu erzielen.<br />

Als wesentliche limitierende Faktoren <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />

s<strong>in</strong>d die entstehenden Kosten<br />

und der erforderliche Zeitaufwand zu nennen. Zusammengenommen<br />

dürfen sie als die meistzitierte<br />

Legitimation <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>satz von Fernerkundungsverfahren<br />

gelten.<br />

E<strong>in</strong>e Konzentration der Kartierung auf repräsentative<br />

Räume und anschließender Extrapolation der<br />

Ergebnisse auf das Untersuchungsgebiet, stellt e<strong>in</strong>e<br />

häufig angewandte Alternative zur flächenhaften<br />

Bestandsaufnahme dar.<br />

Geländekartierungen werden <strong>für</strong> visuelle Bildauswertungen<br />

(Vor-, Gegenerkundung) benötigt.<br />

Sie können überdies <strong>für</strong> die Ausweisung von Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebieten<br />

oder zum Zweck der<br />

Ergebniskontrolle Bestandteil der<br />

Satellitenbildauswertung se<strong>in</strong>.<br />

4.3. Sonstige Erhebungsverfahren<br />

Die Erhebung von Daten zur Flächennutzung ist<br />

nicht auf die Fernerkundung und die Geländeerhebung<br />

beschränkt. In diesem Abschnitt soll<br />

die Auswertung bestehenden Datenmaterials <strong>für</strong> die<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Informationen zur Versiegelung<br />

angesprochen werden.<br />

Für e<strong>in</strong>ige Fragestellungen kann es ausreichend<br />

se<strong>in</strong>, analoge oder digitale Karten auszuwerten. So<br />

geben die Signaturen der Topographischen Karten<br />

(Messtischblätter) e<strong>in</strong>en Aufschluss über die Art der<br />

Bebauung. Nach Kategorisierung von Bebauungstypen<br />

ist e<strong>in</strong>e Ableitung des Versiegelungsgrades <strong>in</strong><br />

gewissen Grenzen möglich. Letztlich s<strong>in</strong>d aus allen<br />

analogen Karten, die Informationen zur Flächennutzung<br />

be<strong>in</strong>halten, Ableitungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der potentiellen Versiegelung möglich.<br />

Besondere Bedeutung kommt der Nutzung digitaler<br />

Karten durch Auswertung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen<br />

Informationssystem (GIS) zu. Durch Überlagerung<br />

und Verschneidung raumbezogener Daten, mit<br />

Verknüpfung der an die Objekte gebundenen<br />

Sachdaten, können versiegelungsrelevante Informationen<br />

gewonnen werden. Bereits vorliegende<br />

Versiegelungsdaten können ihrerseits mit weiteren<br />

Informationsebenen räumlich und <strong>in</strong>haltlich <strong>in</strong> Beziehung<br />

gesetzt werden, um die Auswirkungen der<br />

Versiegelung zu bewerten.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

23


24<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4.4. Eignung der Fernerkundungsverfahren<br />

<strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />

In den Ausführungen der Kapitel 4.1 bis 4.3 wurde<br />

der Aspekt der Eignung der Fernerkundungsmaterialien<br />

und die Verfahren zur Erhebung<br />

versiegelter Flächen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gestellt.<br />

Es sollte vielmehr zunächst e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

gegeben werden und damit e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck von der<br />

Vielfalt der möglichen Verfahrensweisen vermittelt<br />

werden.<br />

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Beurteilung<br />

der Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen<br />

Verfahren <strong>in</strong> Fachkreisen sehr unterschiedlich ausfällt.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Nutzbarkeit der Fernerkundungsmaterialien<br />

<strong>für</strong> konkrete geowissenschaftliche<br />

Fragestellungen gehen die Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>ander.<br />

Abgesehen von den hier speziell <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />

zu erörternden fachlichen Aspekten,<br />

spielen offensichtlich persönliche Vorlieben<br />

oder äußere Zwänge e<strong>in</strong>e nicht unwesentliche<br />

Rolle.<br />

Für verschiedene Fragestellungen drängt sich e<strong>in</strong>e<br />

Komb<strong>in</strong>ation der unterschiedlichen Methoden förmlich<br />

auf. Das dies nur <strong>in</strong> begrenztem Maße realisiert<br />

wird, erklärt sich jedoch auch aus den jeweils erforderlichen<br />

Spezialkenntnissen auf den Gebieten der<br />

Fernerkundung. Schließlich grenzen die Beschaffungskosten<br />

<strong>für</strong> moderne Interpretationsstereoskope,<br />

analytische Stereoauswertesysteme und digitale<br />

Bildverarbeitungssysteme den Kreis der Anwender<br />

e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Nutzung der Verfahren<br />

realisieren könnten. Die E<strong>in</strong>beziehung der Geländearbeit<br />

wird leider ebenfalls aus Kostengründen<br />

meist auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß reduziert.<br />

„Die starke Betonung der komplexen technologischen<br />

Aspekte der modernen Fernerkundung<br />

führt leicht dazu, ihr eigentliches Ziel, die Erkundung<br />

der Ersche<strong>in</strong>ungen, Gegebenheiten und Prozesse<br />

auf der Erdoberfläche, aus dem Auge zu<br />

verlieren. (...) Es ist unbestreitbar, dass der technischen<br />

Entwicklung e<strong>in</strong> wesentlich höherer Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>geräumt wurde als der Geländearbeit, und<br />

dass ihr sowohl f<strong>in</strong>anziell wie personell e<strong>in</strong>e<br />

wesentlich größere Förderung zuteil wurde.<br />

Ergebnis ist, dass die Datenproduktion nicht nur der<br />

Datennachfrage vorauseilt, sondern auch unserem<br />

Geländeverständnis.“ (Löffler, E., 1994, S. 224)<br />

Dieses Zitat ist e<strong>in</strong>em Kapitel mit der Überschrift<br />

„Technische Perfektion versus natürlicher Limitation“<br />

entnommen und führt zu den Ausführungen des<br />

Kapitels 2.4 zurück. Zweifellos kommt der Darstellung<br />

von Fortschritten technischer Entwicklung und<br />

dem Aufzeigen der Leistungsfähigkeit der Fernerkundung<br />

hohe Bedeutung <strong>für</strong> die Beurteilung des<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Anwendernutzens zu. Dies sollte jedoch nicht dazu<br />

verleiten, nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Verfahren sucht Aufgabe“<br />

vorzugehen.<br />

Vielmehr müssen ausgehend von den Eigenschaften<br />

der zu untersuchenden Objekte, die Nutzbarkeit<br />

der Erhebungsverfahren und deren Grenzen<br />

aufgezeigt werden.<br />

Nachfolgend werden die Möglichkeiten und Grenzen<br />

der Erhebungsverfahren unter den Aspekten<br />

• Bilanzierung der Versiegelung (Versiegelungsgrad),<br />

• Erfassung qualitativer Eigenschaften und<br />

• Lagegenauigkeit zu erfassender Objekte<br />

dargestellt.<br />

4.4.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

Die gröbste Erfassungsebene be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />

zwischen versiegelten und unversiegelten<br />

Flächen. In die erste Kategorie fallen<br />

alle versiegelten Flächen ungeachtet dessen, ob es<br />

sich um Gebäude, geschotterte Auffahrten o. ä.<br />

handelt.<br />

Auswertung multispektraler Daten<br />

Die Auswertung multispektraler Satelliten- und<br />

Flugzeugscannerdaten erlaubt pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e Bestimmung<br />

des Versiegelungsgrades!<br />

Verschiedene Untersuchungen <strong>in</strong> städtischen Siedlungen<br />

zeigten, das die Trennung versiegelter und<br />

unversiegelter Flächen möglich ist. Die angewendeten<br />

Auswertungsmethoden zeigen Geme<strong>in</strong>samkeiten,<br />

variieren jedoch <strong>in</strong> allen Untersuchungen, es<br />

liegt bisher ke<strong>in</strong> operationalisiertes Verfahren vor.<br />

Für die Bestimmung des Versiegelungsgrades hat<br />

sich die Berechnung e<strong>in</strong>es Versiegelungs<strong>in</strong>dex<br />

bewährt. Die Messwerte des sichtbaren Rot (ger<strong>in</strong>ge<br />

Reflexion durch Vegetation) und des nahen<br />

Infrarot (starke Reflexion d. V.) werden dazu nach<br />

verschiedenen Ansätzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis gesetzt.<br />

Der Index wird als relatives Maß <strong>für</strong> den Versiegelungsgrad<br />

der Pixelfläche verwendet.<br />

Weiterh<strong>in</strong> kann festgehalten werden, dass die Qualität<br />

des Ergebnisses durch Kalibrierung anhand<br />

von Referenzflächen, die terrestrisch oder durch<br />

Luftbild<strong>in</strong>terpretation erkundet wurden, signifikant<br />

verbessert werden kann.


Außerdem können Verfahren zu verbesserten Ergebnissen<br />

führen, die sich kompletter Fachschichten<br />

mit versiegelungsrelevanter Information<br />

bedienen. So können z. B. offensichtlich unversiegelte<br />

Flächen der zu klassifizierenden Datenmenge<br />

entzogen werden.<br />

Natürlich variieren die Ergebnisse unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />

zahlreicher Parameter. Neben der angewendeten<br />

Methodik bestimmen die Qualität des<br />

Datenmaterials, der Aufnahmezeitpunkt, die Qualität<br />

der Referenzflächen u. a. die zu erreichende<br />

Klassifikationsgüte.<br />

Die zu erreichende Genauigkeit bei der Bestimmung<br />

des Versiegelungsgrades mittels Auswertung<br />

multispektraler Scannerdaten kann mit vorsichtiger<br />

Näherung auf mittlere Fehler von 10 bis<br />

15 % <strong>für</strong> die Satellitensysteme und 5 bis ca. 15 %<br />

<strong>für</strong> flugzeuggestützte Systeme e<strong>in</strong>gegrenzt werden.<br />

Bezogen auf räumliche E<strong>in</strong>heiten wie Siedlungsstrukturtypen<br />

(Baublock, Großsiedlung) können<br />

durchaus maximale Abweichungen von 30 % und<br />

mehr auftreten (Tab. 8).<br />

Tendenziell wächst der zu erwartende maximale<br />

Fehler mit abnehmender Größe der beobachteten<br />

E<strong>in</strong>zelfläche. Für Flächene<strong>in</strong>heiten gleicher Ausdehnung<br />

wächst er mit abnehmender geometrischer<br />

Auflösung. Dies wird deutlich, wenn man die<br />

Pixelfläche von >600 m² der Landsat TM-Daten<br />

e<strong>in</strong>er Baublockfläche von z. B. 2000 m² gegenüber<br />

stellt. zwischen korrekter Wiedergabe des Versiegelungsgrades<br />

und e<strong>in</strong>er Fehlklassifikation der betreffenden<br />

Pixel liegt e<strong>in</strong> schmaler Grad. Dies bedeutet,<br />

das es nicht statthaft ist, e<strong>in</strong>en mittleren Fehler von<br />

10 % als absolutes Maß <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e beliebig kle<strong>in</strong>e<br />

Fläche des Untersuchungsgebietes zu verstehen!<br />

Als weiteres Beispiel <strong>für</strong> die E<strong>in</strong>ordnung der Ergebnisqualität<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von der geometrischen<br />

Auflösung sei die Erfassung von L<strong>in</strong>ienstrukturen<br />

genannt. Straßen, deren Breite ger<strong>in</strong>ger ist als die<br />

Auflösung der Bilddaten, können unter günstigen<br />

Voraussetzungen (z. B. guter Kontrast zu umgebenden<br />

Freiflächen) als versiegelte Fläche spektral<br />

identifiziert werden. Die Abbildung folgt der Rasterung<br />

und führt zu treppenförmiger L<strong>in</strong>ienführung.<br />

Die räumliche Trennschärfe wird so durch die Auflösung<br />

begrenzt.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

E<strong>in</strong>e grundsätzliche Eignung der Auswertung multispektraler<br />

Bilddaten <strong>für</strong> die Bilanzierung der Versiegelung<br />

muss daher unter E<strong>in</strong>beziehung des<br />

verwendeten Datenmaterials relativiert werden. Als<br />

Hilfsgröße kann e<strong>in</strong> Zielmaßstab h<strong>in</strong>zugezogen<br />

werden. Er kann <strong>für</strong> die multispektralen Spot- und<br />

Landsat TM - Daten mit £ (1:25.000) 1:50.000 und<br />

<strong>für</strong> die hochauflösenden (> 1m) Flugzeugscannerdaten<br />

mit ca. 1:10.000 angegeben werden.<br />

Da <strong>in</strong>haltliche Ableitungen aus der Versiegelungserhebung<br />

flächenbezogen erfolgen, ist es<br />

nicht ausreichend, das Ergebnis bezogen auf die<br />

bewerteten Pixel darzustellen. Der Anwender benötigt<br />

Zahlen <strong>für</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebiet, e<strong>in</strong>en Stadtteil,<br />

e<strong>in</strong>en Baublock oder sonstige strukturelle E<strong>in</strong>heiten<br />

mit denen er arbeiten muss. Aus Sicht des Verfassers<br />

ist <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die praktische Verwertbarkeit<br />

daher von größter Bedeutung, die Ergebnisse <strong>für</strong><br />

Raume<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> Anlehnung an den Zielmaßstab<br />

zu ermitteln und den zu erwartenden Fehler anzugeben.<br />

Besonders im maßstäbigen Grenzbereich ist die<br />

raumbezogene Bilanzierung unabd<strong>in</strong>gbar. Hier<br />

bieten sich, da der Schwerpunkt der Versiegelung<br />

naturgemäß im Siedlungsraum liegt, ländliche und<br />

städtische Siedlungsstrukturen an.<br />

Im Idealfall ließe sich bei entsprechend hoher Anzahl<br />

von Referenzflächen e<strong>in</strong>e Standardisierung der<br />

zu erwartenden Streuungsparameter <strong>für</strong> Siedlungsstrukturtypen<br />

Thür<strong>in</strong>gens erreichen. Dieses Ziel<br />

könnte allerd<strong>in</strong>gs nur mit erheblichem Aufwand<br />

erkauft werden. So ist e<strong>in</strong> möglichst hierarchisch zu<br />

gliedernder Strukturtypenschlüssel, welcher alle<br />

Siedlungsflächen be<strong>in</strong>haltet, zu entwerfen. Außerdem<br />

muss e<strong>in</strong>e ausreichende Zahl von Referenzflächen<br />

terrestrisch- und/oder mittels Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

erkundet werden.<br />

M. Netzband (1998) konnte se<strong>in</strong>e Auswertungsergebnisse,<br />

die er <strong>für</strong> Dresden und Leipzig gewonnen<br />

hat, denen e<strong>in</strong>er umfangreichen terrestrischen<br />

Erhebung gegenüberstellen (Tab. 8). Nach Mutmaßung<br />

ermöglicht die zu ger<strong>in</strong>ge Stichprobenmenge<br />

ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>gültigen Schluss. Dennoch gel<strong>in</strong>gt<br />

es ihm, die Transparenz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Anwender, der<br />

Ableitungen auf dieser Flächenebene treffen muss,<br />

deutlich zu erhöhen.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

25


26<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Tab. 7: Mittlerer Versiegelungsgrad von Testgebieten, mittlere und maximale Abweichung der Satellitenbildauswertung<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit ausgewählter Stadtstrukturtypen<br />

Stadtstrukturtyp<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Testgebiete<br />

Alle Angaben <strong>in</strong> [%]<br />

terr. Erhebung Satellitenbilderhebung<br />

VSG Std.abw. VSG mittl. Abw. max. Abw.<br />

Geschlossene Blockbebauung 5 95,3 5,5 85,7 9,6 17,8<br />

Offene Blockbebauung 11 70,2 11,0 61,1 9,0 22,7<br />

Siedlungen (< 3 Geschosse) 6 50,3 6,4 44,4 7,3 10,6<br />

Großsiedlungen 11 50,2 8,2 46,9 6,7 17,8<br />

Wohnpark 3 71,3 7,2 52,8 18,5 28,8<br />

terr. = terrestrisch, VSG = Versiegelungsgrad, Std.abw. = Standardabweichung, Abw. = Abweichung<br />

Quelle: M. Netzband (1998), S. 117, Tab. 10-1 (Auszug)<br />

Die Trägersatelliten der Multispektral-Sensoren<br />

Spot XS und Landsat TM haben e<strong>in</strong>e Repititionsrate<br />

von 26 bzw. 16 Tagen. Somit ist jedes<br />

Jahr mit 2 bis 3 hochwertigen Aufnahmen zu rechnen.<br />

E<strong>in</strong>e bi-/multitemporale Bildauswertung birgt<br />

die Möglichkeit, Veränderungen der Flächennutzung<br />

aufzudecken. Durch das Flächenmonitor<strong>in</strong>g<br />

kann somit auch die Entwicklung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

überwacht werden. Auch wenn die Art<br />

der Veränderung nicht mit hoher Präzision aus den<br />

Daten abzuleiten se<strong>in</strong> sollte, wird die flächenkonkrete<br />

Recherche befördert.<br />

Auswertung analoger und digitalisierter Luftbilder<br />

Durch visuelle Auswertung analoger und digitalisierter<br />

Luftbilder ist die Erfassung versiegelter<br />

und unversiegelter Flächen ebenfalls möglich!<br />

Das Auflösungsvermögen der Color-Infrarot(CIR)-<br />

und Color-Filme jeden üblichen Maßstabs ermöglichen<br />

die Differenzierung versiegelter und unversiegelter<br />

Flächen. Dies gilt unabhängig davon, ob e<strong>in</strong>e<br />

visuelle Bildauswertung monoskopisch oder stereoskopisch,<br />

anhand analoger oder digitaler Luftbilder<br />

durchgeführt wird.<br />

Für die Bestimmung des Versiegelungsgrades müssen<br />

die Ergebnisse die durch Interpretation von Luftbildern<br />

erreicht werden, stets hochwertiger se<strong>in</strong> als<br />

die mittels Multispektral-Klassifi-kation erzeugten. Als<br />

Bearbeitungsmaßstab <strong>für</strong> Bilanzierungen der Versi egelung<br />

kann die Spanne 1:1.000 bis 1:25.000 angegeben<br />

werden.<br />

Die höhere Treffsicherheit bei der visuellen Luftbildauswertung<br />

ist e<strong>in</strong>fach zu begründen. Die Entscheidung,<br />

ob e<strong>in</strong>e Fläche versiegelt ist oder nicht, ist<br />

durch e<strong>in</strong>faches Erkennen des Sachverhaltes getroffen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus besteht die Option, nicht zu<br />

erkennende Sachverhalte zu <strong>in</strong>terpretieren. Ob e<strong>in</strong>e<br />

Fläche im Bereich e<strong>in</strong>es Schlagschatten oder unterhalb<br />

von Baumkronen versiegelt ist, kann häufig<br />

schon aus e<strong>in</strong>fachen Lagebeziehungen geschlos-<br />

sen werden. Die genannten Überdeckungseffekte,<br />

welche <strong>in</strong> allen Aufnahmen auftreten, s<strong>in</strong>d überdies<br />

durch stereoskopische Auswertung von Bildpaaren<br />

z. T. zu kompensieren. Auch wenn die sog. „1 m -<br />

Satelliten“ <strong>in</strong> Zukunft hochauflösendes Bildmaterial<br />

liefern sollten, bleiben diese Vorteile der visuellen<br />

Erfassung von Bild<strong>in</strong>halten bestehen.<br />

Die Aussagen beziehen sich auf -<strong>für</strong><br />

Luftbildauswertungen übliche- Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />

des Siedlungsraumes. Bilanzierungen unterhalb der<br />

Parzellenebene s<strong>in</strong>d möglich aber kaum s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Wenn größere Flächene<strong>in</strong>heiten, wie z. B. der e<strong>in</strong>es<br />

städtischen Siedlungsraumes als<br />

Untersuchungsraum def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d, gilt es<br />

E<strong>in</strong>schränkungen zu machen.<br />

Das Ergebnis der Bilanzierung versiegelter und<br />

unversiegelter Flächen kann aus der Summe der<br />

Ergebnisse <strong>für</strong> Teilflächen (z. B. Strukturtypen)<br />

errechnet werden. Wenn die E<strong>in</strong>zelflächen lediglich<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es klassierten Ergebnisses (z. B. 10%-<br />

Klassen) erfasst wurden und systematische Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />

vorliegen, wirkt sich dies negativ<br />

auf das Gesamtergebnis aus. Bei sachgerechter<br />

Auswertung (Geländeerkundung) heben sich<br />

Fehle<strong>in</strong>schätzungen <strong>in</strong> der Gesamtbilanz auf.<br />

Geländekartierungen<br />

Entgegen der naheliegenden Erwartung, führt die<br />

Erfassung des Versiegelungsgrades durch Kartierungen<br />

nicht zwangsläufig zu den besten Ergebnissen.<br />

Vorausgesetzt es werden ke<strong>in</strong>e Vermessungen<br />

vorgenommen, ist die Abschätzung von Flächengrößen<br />

und das Übertragen <strong>in</strong> die gewählte Kartengrundlage<br />

e<strong>in</strong>e Fehlerquelle. Dies gilt um so mehr,<br />

wenn die Grundrisse nicht e<strong>in</strong>zusehen s<strong>in</strong>d (Gebäude,<br />

Unzugänglichkeit). Hier stellt sich also nicht<br />

das Problem der Kategorisierung sondern des<br />

mangelhaften Überblicks.


Dieser Mangel kann durch Verwendung aktuellen und<br />

großmaßstäbigen Kartenmaterials wie Liegenschaftskarten<br />

kompensiert werden. Wenn außerdem Luftbildmaterial<br />

mitgeführt und/oder <strong>für</strong> die Vorerkundung<br />

verwendet wird, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der Geländekartierung<br />

nicht durch Fernerkundungsmethoden zu<br />

übertreffen.<br />

Wird die Kartierung nicht flächendeckend im Untersuchungsgebiet<br />

durchgeführt, ist e<strong>in</strong>e Gesamtbilanzierung<br />

nur denkbar, wenn die E<strong>in</strong>zelerhebungen<br />

als repräsentativ <strong>für</strong> das Untersuchungsgebiet gelten<br />

dürfen.<br />

Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />

Durch Auswertung von Flächennutzungsdaten kann<br />

ebenfalls der Versiegelungsgrad bezogen auf Nutzungstypen<br />

abgeleitet werden. Sowohl aus statistischem<br />

Datenmaterial <strong>für</strong> adm<strong>in</strong>istrative Räume als<br />

auch aus topographischen und thematischen Kartenwerken<br />

können zusätzlich wertvolle Informationen<br />

entnommen werden. Neben der Auswertung<br />

e<strong>in</strong>zelner Materialien kann durch GIS-Techniken<br />

der Informationsgehalt mehrerer Fachschichten<br />

komb<strong>in</strong>iert werden.<br />

Die Auswertung alle<strong>in</strong> dieser Sekundärdaten kann<br />

die Erhebung versiegelter Flächen nicht ersetzen.<br />

Das Beispiel der Gesamtbilanzierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

(Kap. 5.1) zeigt jedoch, dass die Auswertung von<br />

Flächennutzungsdaten durchaus e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Hilfsmittel <strong>für</strong> die Versiegelungserhebung se<strong>in</strong> kann.<br />

Im übrigen sollte die Nutzung sachdienlicher Materialien<br />

e<strong>in</strong> Bestandteil jeder Erhebungsmethodik<br />

se<strong>in</strong>.<br />

• Die Bilanzierung der Versiegelung, welche lediglich<br />

auf e<strong>in</strong>er Differenzierung versiegelter und<br />

unversiegelter Flächen beruht, ist <strong>in</strong> den aufgezeigten<br />

Grenzen durch alle Erhebungsverfahren<br />

zu leisten.<br />

• Die jeweiligen Methoden führen zu den besten<br />

Ergebnissen, wenn Ergebnisse bzw. Datengrundlagen<br />

anderer Methoden <strong>in</strong> die Erhebung e<strong>in</strong>fließen.<br />

• Während visuelle Bildauswertung und Kartierung<br />

immer e<strong>in</strong>en Bezug zu strukturellen E<strong>in</strong>heiten<br />

herstellen, muss <strong>für</strong> die pixelbezogenen<br />

Klassifikationsergebnisse e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>für</strong><br />

s<strong>in</strong>nvolle Raume<strong>in</strong>heiten gefordert werden. In<br />

Abhängigkeit vom Zielmaßstab muss besonders<br />

<strong>für</strong> zunehmend kle<strong>in</strong>e Raume<strong>in</strong>heiten die zu erwartende<br />

Gültigkeit des Ergebnisses dargestellt<br />

werden.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4.4.2. Erfassung der Versiegelungsqualität<br />

An dieser Stelle soll die Eignung der Erhebungsverfahren<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der <strong>in</strong> Kapitel 2.4 formulierten<br />

qualitativen Aspekte versiegelter Flächen<br />

diskutiert werden.<br />

E<strong>in</strong>e Differenzierung vollversiegelter und teilversiegelter<br />

Freiflächen durch Auswertung von<br />

Satelliten- und Flugzeugscannerdaten ist nicht<br />

möglich.<br />

In Abhängigkeit vom Datenmaterial ist <strong>in</strong> gewissen<br />

Grenzen e<strong>in</strong>e Trennung zwischen bebauter Fläche<br />

und versiegelter Freifläche zu erreichen. Die überbauten<br />

Flächen können ihrerseits auf niedrigem<br />

Differenzierungsniveau strukturiert werden. Wo die<br />

diesbezügliche Leistungsgrenze spektraler und<br />

räumlicher Klassifikation liegt, kann nicht abschließend<br />

beurteilt werden.<br />

Die Möglichkeiten, die e<strong>in</strong>e visuelle Luftbildauswertung<br />

bietet, müssen differenziert betrachtet<br />

werden. Neben dem Auflösungsvermögen des<br />

Films wirkt der Bildmaßstab <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />

limitierend. Selbstredend steigt die Detailerkennbarkeit<br />

mit dem Maßstab an, Bildmaßstäbe <<br />

1:10.000 scheiden <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Differenzierung der<br />

Versiegelungsqualitäten überwiegend aus.<br />

Alle<strong>in</strong> durch die Lage und Ausdehnung versiegelter<br />

Flächen bekommt der Bild<strong>in</strong>terpret e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

H<strong>in</strong>weis auf spezielle bauliche Ausprägungen.<br />

So kann er z. B. bei Hauptverkehrsstraßen mit<br />

großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit auf Vollversiegelung<br />

schließen.<br />

Die Aufgabe bleibt <strong>in</strong>sgesamt jedoch auch bei<br />

großmaßstäbiger Aufnahme diffizil. Sie kann als<br />

typische Interpretationsleistung betrachtet werden.<br />

Schotter- und Kiesflächen sowie wassergebundene<br />

Decken können meist als teilversiegelt identifiziert<br />

werden. Gleiches gilt <strong>für</strong> Befestigungen, die e<strong>in</strong>en<br />

ausreichenden Bewuchs erlauben (z. B. Rasengitter),<br />

hier kommen die Vorteile der CIR-Luftbilder<br />

zum tragen. Sonstige Verbundmaterialien lassen<br />

sich i. d. R. nicht von betonierten oder asphaltierten<br />

Flächen trennen.<br />

Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation kann also nicht die<br />

gesamte Palette teilversiegelnder Oberflächen von<br />

vollversiegelten Flächen getrennt werden. Die Ansprache<br />

e<strong>in</strong>er konkreten Belagart kann nur <strong>in</strong> Ausnahmen<br />

erfolgen. Demgegenüber ist jedoch die<br />

Erfassung von Teilversiegelungen i. S. e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>räumigen<br />

Nebene<strong>in</strong>ander von versiegelter- und<br />

unversiegelter Fläche (heterogen-teilversiegelt) zu<br />

erfassen. Dies ist <strong>in</strong>sofern von Bedeutung, als dass<br />

auf diese Weise nicht flächig versiegelte Bereiche<br />

kartiert werden können.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

27


28<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

So ermöglicht die Auswertung von Luftbildmaterial<br />

die Aufnahme von bebauten, versiegelten, und<br />

heterogen-teilversiegelten Flächen. Außerdem ist<br />

teilweise e<strong>in</strong>e Trennung von teil- und vollversiegelnden<br />

Oberflächen möglich. Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />

sie unentbehrlich <strong>für</strong> die flächenhafte Aufnahme der<br />

sog. Gunstfaktoren wie Wasserflächen und Vegetation.<br />

Schließlich kommt die visuelle Bildauswertung <strong>für</strong><br />

die Vorerkundung der Geländeaufnahmen zur Anwendung,<br />

die e<strong>in</strong>e Kartierung weiterer qualitativer<br />

Merkmale der versiegelten Flächen zum Ziel haben.<br />

Dementsprechend kommt der Geländekartierung<br />

e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Aufnahme der qualitativen Merkmale<br />

versiegelter Flächen zu.<br />

Insbesondere die über die Differenzierung von<br />

versiegelten Flächen h<strong>in</strong>ausgehenden Informationen<br />

wie Belag- und Entwässerungsart können<br />

i. d. R. nur vor Ort erhoben werden.<br />

• Satellitenbilddaten scheiden <strong>für</strong> die Erhebung<br />

qualitativer Versiegelungsmerkmale weitestgehend<br />

aus.<br />

• Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation ist e<strong>in</strong>e Trennung<br />

von teil zu vollversiegelten Flächen z. T. zu erreichen.<br />

Heterogen teilversiegelte E<strong>in</strong>heiten und<br />

Gunstfaktoren s<strong>in</strong>d zu erfassen.<br />

• E<strong>in</strong>e differenzierte Aufnahme qualitativer Eigenschaften<br />

versiegelter Flächen ist durch e<strong>in</strong>e<br />

Geländekartierung zu leisten.<br />

4.4.3. Weitere Aspekte der Eignung<br />

Lagegenauigkeit der zu erhebenden Daten<br />

E<strong>in</strong>e 100%ige Lagepräzision abzubildender Objekte<br />

ist e<strong>in</strong>e Illusion. Die Lagegenauigkeit beruht letztlich<br />

auf e<strong>in</strong>er Konvention. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zuhaltender Grenzwert<br />

wird <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>en Maßstab def<strong>in</strong>iert. Bei thematischen<br />

Abbildungen wird dieser Grenzwert den<br />

Nutzeransprüchen angepasst. Schließlich kommt es<br />

vor, das Objekte <strong>in</strong> verzerrte Kartengrundlagen (z.<br />

B. analoge Flurkarten) e<strong>in</strong>gepasst werden müssen.<br />

Da es sich bei der digitalen Bildverarbeitung um<br />

e<strong>in</strong>e Analyse der Pixel<strong>in</strong>formation handelt, entspricht<br />

die Lagegenauigkeit der Ergebnisse im<br />

Raum denen der Pixelfläche. Über Passpunkte wird<br />

die Szene <strong>in</strong> das geodätischen Koord<strong>in</strong>atensystem<br />

e<strong>in</strong>gepasst und die relative Lage der Bildpunkte<br />

zue<strong>in</strong>ander durch e<strong>in</strong>e geometrische Transformation<br />

korrigiert.<br />

Für die Satellitenbilder wird gewöhnlich Subpixel-<br />

Genauigkeit erreicht. Die Verortung von Oberflächen<br />

spielt also nur unterhalb des Zielmaßstabes (<<br />

1:25.000) e<strong>in</strong>e Rolle und wird dann durch die Pixelausdehnung<br />

limitiert.<br />

Die komplexen geometrischen Verzerrungen, die<br />

sich bei Aufnahmen durch flugzeuggestützte Systeme<br />

ergeben, s<strong>in</strong>d nur schwer zu kontrollieren. So<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

verbleiben Lageungenauigkeiten, die besonders im<br />

Bereich des Zeilenrandes bis auf e<strong>in</strong> mehrfaches<br />

der Pixelgröße anwachsen können. Diese geometrischen<br />

Abweichungen s<strong>in</strong>d also auch im Bereich<br />

des Zielmaßstabes zu berücksichtigen.<br />

Die Umsetzung der Bild<strong>in</strong>formation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kartenebene<br />

erfolgt bei der visuellen Bildauswertung <strong>in</strong><br />

unterschiedlicher Weise. Werden die Grenzen der<br />

Kartiere<strong>in</strong>heiten erst auf Transparente gezeichnet<br />

und anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Karte übertragen, treten<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Verfahren die höchsten Verzeichnungsfehler<br />

auf. Wird als transparente Zeichengrundlage<br />

e<strong>in</strong>e Karte verwendet, kann der<br />

Übertragungsfehler e<strong>in</strong>geschränkt werden. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, die Geometrien<br />

zu scannen und mittels Bildverarbeitung zu entzerren.<br />

Es treten ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Verzerrungen auf,<br />

wenn die Ergebnisse <strong>in</strong> die Geometrien bestehender<br />

thematischer Karten e<strong>in</strong>gefügt werden können.<br />

Werden Orthophotos ausgewertet, wird die Lagegenauigkeit<br />

der Bild<strong>in</strong>formation durch die Güte der<br />

geometrischen Entzerrung bestimmt.<br />

Höchsten Ansprüchen wird die Stereomessung<br />

anhand analoger Bildpaare mittels analytischer<br />

Auswertesysteme gerecht. Dieses Verfahren ist<br />

jedoch nur unter der Voraussetzung s<strong>in</strong>nvoll, wenn<br />

den Luftbildern exakte Passpunkte zu entnehmen<br />

s<strong>in</strong>d. Dies wird u. a. durch Signale erreicht, die vor<br />

dem Bildflug im Gelände angebracht wurden. Deren<br />

Koord<strong>in</strong>aten können mittels Aerotriangulation ermittelt<br />

werden.<br />

Die Stereomessung wird relevant, wenn die Versiegelungserhebung<br />

(z. B. zum Zweck e<strong>in</strong>er Bemessung<br />

der Abwassergebühren) parzellenscharf erfolgen<br />

muss.<br />

Die durch die Geländekartierung zu erreichenden<br />

Genauigkeiten s<strong>in</strong>d im wesentlichen von der Kartengrundlage<br />

abhängig, da die Kartiere<strong>in</strong>heiten<br />

denen der Karte angepasst se<strong>in</strong> sollten. Die Eigenschaften<br />

der versiegelten Flächen werden als Code<br />

oder <strong>in</strong> Textform auf die Kartiere<strong>in</strong>heit zu beziehen<br />

se<strong>in</strong>. Sollen E<strong>in</strong>zelflächen freihändig e<strong>in</strong>getragen<br />

werden, ist natürlich mit relativ (im Kartenmaßstab)<br />

großen Lage- und Geometriefehlern zu rechnen.


Neben den fachlich begründeten Eignungen der<br />

unterschiedlichen Verfahren s<strong>in</strong>d weitere Aspekte<br />

anzuführen, die e<strong>in</strong>e Entscheidung <strong>für</strong> oder wider<br />

des E<strong>in</strong>satzes e<strong>in</strong>er Methode bee<strong>in</strong>flussen. Zu<br />

nennen s<strong>in</strong>d hier der zeitliche Aufwand, die technischen<br />

und personellen Voraussetzungen und die<br />

sich aus diesen Aspekten ergebenden Kosten.<br />

Zeitaufwand <strong>für</strong> die Erhebung<br />

Der zeitliche Aspekt bei der Erhebung versiegelten<br />

Flächen ist <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Dynamik der Flächennutzungsentwicklung<br />

zu betrachten. Es muss<br />

gewährleistet se<strong>in</strong>, dass die Ergebnisse nach Abschluss<br />

der Untersuchung als aktuell gelten dürfen.<br />

Die Auswertung digitaler Satellitenbilddaten kann <strong>in</strong><br />

dieser H<strong>in</strong>sicht als unproblematisch e<strong>in</strong>gestuft werden.<br />

Dies gilt unabhängig davon, ob e<strong>in</strong>e Vollszene<br />

(Land, Region) oder e<strong>in</strong> Ausschnitt bearbeitet wird.<br />

Die Dauer der Verarbeitung selbst schwankt natürlich<br />

je nach Intensität, gewährleistet jedoch stets<br />

Aktualität. Limitierend wirkt im Verhältnis zur Bearbeitungsdauer<br />

eher die Verfügbarkeit e<strong>in</strong>er Szene<br />

mit bestimmtem Aufnahmezeitpunkt (z. B. vor Belaubung)<br />

aus.<br />

Flugzeugscannerdaten bedürfen e<strong>in</strong>er deutlich<br />

<strong>in</strong>tensiveren Datenvorverarbeitung. Die Größe des<br />

Untersuchungsgebietes und die speziellen Aufnahmeparameter<br />

können den Prozessierungsaufwand<br />

stark bee<strong>in</strong>flussen. Werden die Daten e<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Befliegung ausgewertet, genügen sie ebenfalls<br />

dem Aktualitätsanspruch.<br />

Wenn nicht auf bestehende Daten zurückgegriffen<br />

werden kann, ist der Zeitaufwand <strong>für</strong> die Projektvorbereitung<br />

im Vorfeld der Scannerbefliegung zu<br />

berücksichtigen.<br />

Der Zeitbedarf <strong>für</strong> die visuelle Auswertung von<br />

Luftbildern unterliegt anderen Parametern.<br />

• Größe des Untersuchungsgebietes, Bildmaßstab<br />

und damit Anzahl auszuwertender Bilder,<br />

• Interpretationstiefe, mittlere Größe der Kartiere<strong>in</strong>heiten,<br />

selektive oder flächendec??kende<br />

Bearbeitung,<br />

• technische Ausstattung, Anzahl der Bearbeiter,<br />

• Geländeerkundungen, ggf. Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

Kartierschlüssels,<br />

• Verfahrensvarianten zur Erfassung und Aufbereitung<br />

der Daten, Verfahren der Ergebnisdarstellung.<br />

Auch hier ist der Zeitbedarf <strong>für</strong> vorbereitende Arbeiten<br />

im Vorfeld e<strong>in</strong>es ggf. durchzuführenden Bildfluges<br />

zu berücksichtigen.<br />

Wird der Zeitfaktor also als vorrangig bei der Projektdurchführung<br />

erachtet, s<strong>in</strong>d die Parameter ent-<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

sprechend zu setzen. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Aussage<br />

<strong>für</strong> den Zeitbedarf e<strong>in</strong>er Bild<strong>in</strong>terpretation ist<br />

nicht zu treffen.<br />

Der Zeitaufwand <strong>für</strong> Kartierungen ist natürlich beträchtlich.<br />

E<strong>in</strong>e flächendeckende Erhebung <strong>für</strong><br />

städtische Siedlungen scheidet unter dem Aspekt<br />

der Ergebnisaktualität aus. Neben der eigentlichen<br />

Geländearbeit fällt besonders die Vorerkundung der<br />

zu kartierenden Areale zeitlich <strong>in</strong>s Gewicht. Alle<strong>in</strong><br />

die Variabilität möglicher Aufnahme<strong>in</strong>tensitäten<br />

erlaubt auch hier ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Aussagen zum<br />

nötigen Zeitaufwand. Werden detaillierte Flächenaufzeichnungen<br />

vermieden und die unter Kapitel<br />

2.4 genannten qualitativen Aspekte <strong>in</strong> codierter<br />

Form aufgenommen, kann die Erhebung zeitlich<br />

optimiert werden.<br />

Technische und personelle Voraussetzungen<br />

Zu den technischen Voraussetzungen ist lediglich<br />

festzuhalten, dass die Anwendung der jeweiligen<br />

Methoden e<strong>in</strong>e technische M<strong>in</strong>destausstattung<br />

bed<strong>in</strong>gt. Die Auswertung digitaler Bilddaten und die<br />

Erzeugung von Orthophotos bedarf e<strong>in</strong>es Digitalen<br />

Bildverarbeitungssystems. Die photogrammetrisch<br />

orientierte Stereokartierung ist durch e<strong>in</strong> Analytisches<br />

Auswertesystem zu leisten. Stereoskope<br />

kommen bei der visuellen Bild<strong>in</strong>terpretation zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Es bedarf ke<strong>in</strong>er ausdrücklichen Betonung,<br />

dass durch e<strong>in</strong>e Vielzahl möglicher Ausführungen,<br />

Konfigurationen und erweiternde Komponenten den<br />

speziellen Anforderungen der Versiegelungsanalyse<br />

Rechnung getragen werden kann.<br />

Aus Sicht des Verfassers ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

das Herausstellen des personellen Aspektes<br />

vordr<strong>in</strong>glicher. Insbesondere die Bewältigung der<br />

komplexen Anforderungen, die an die Auswertung<br />

digitalen Bildmaterials gebunden s<strong>in</strong>d, müssen<br />

betont werden.<br />

E<strong>in</strong> Digitales Bildverarbeitungssystem muss i. S.<br />

e<strong>in</strong>er Anwendung der vielfältigen Funktionen bedient<br />

werden. Die zielgerichtete Nutzung des Systems<br />

setzt überdies e<strong>in</strong> Verständnis <strong>für</strong> die technischen<br />

Aspekte der Komponenten und die Kenntnis<br />

über statistische-/mathematische Grundlagen der<br />

Funktionen voraus. Mit e<strong>in</strong>em Wort, es s<strong>in</strong>d Fachkräfte<br />

erforderlich. Mit E<strong>in</strong>schränkungen gilt dies<br />

auch <strong>für</strong> die Arbeit am Analytischen Auswertesystem.<br />

Die Bedienung der Systemkomponenten setzt<br />

jedoch photogrammetrische Kenntnisse nicht voraus.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

29


30<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Der E<strong>in</strong>satz der Systeme ist natürlich nur bei ausreichendem<br />

Verständnis <strong>für</strong> den jeweiligen Untersuchungsgegenstand<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend. Mit zunehmender<br />

Komplexität der zu analysierenden Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

ist e<strong>in</strong>e fachliche Kooperation notwendig.<br />

Bei der visuellen Bildauswertung s<strong>in</strong>d die Gewichte<br />

eher gleich verteilt. Zunächst ist <strong>für</strong> die Bewertung<br />

des beobachteten Bild<strong>in</strong>haltes e<strong>in</strong> hohes Verständnis<br />

<strong>für</strong> die landschaftsbildenden Elemente, ihrer<br />

Eigenschaften und räumlichen Beziehungen erforderlich.<br />

Weiterh<strong>in</strong> müssen die Methoden der Bild<strong>in</strong>terpretation<br />

beherrscht werden. Und schließlich ist<br />

technische Sachkenntnis erforderlich, da nunmehr<br />

nahezu alle Auswertungen digital umgesetzt und<br />

GIS-fähig aufbereitet werden müssen.<br />

Ist die Leistung von e<strong>in</strong>em Bearbeiter abzudecken,<br />

s<strong>in</strong>d also breitere Fachkenntnisse gefragt. E<strong>in</strong>zelne<br />

Arbeitsphasen können durch geschultes Personal<br />

übernommen werden. Es sei jedoch hervorgehoben,<br />

dass e<strong>in</strong>e bedeutende Fehlerquelle bei der<br />

Bild<strong>in</strong>terpretation, e<strong>in</strong>e heterogene Bewertung der<br />

zu objektivierenden komplexen Bild<strong>in</strong>halte ist.<br />

Bei der Geländekartierung steht der technische<br />

Aspekt im H<strong>in</strong>tergrund. E<strong>in</strong>e Erhebung qualitativer<br />

und quantitativer Merkmale der Versiegelung ist<br />

nach Aufstellung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels durch<br />

e<strong>in</strong>gewiesenes Personal zu leisten.<br />

Kosten der Fernerkundungsmaterialien<br />

Die Kosten <strong>für</strong> digitales und analoges Satellitenbildmaterial<br />

variieren nach Sensor, dem digitalen<br />

Prozessierungslevel und der Szenengröße. Die<br />

Preise werden voraussichtlich mit Etablierung zukünftiger<br />

kommerzieller Systeme s<strong>in</strong>ken.<br />

Die notwendigen Aufwendungen <strong>für</strong> flugzeuggestützte<br />

Aufnahmen resultieren vorwiegend aus zwei<br />

Aspekten:<br />

• Größe des Untersuchungsgebietes<br />

• Konfiguration der Aufnahmeparameter<br />

Anhand der Luftbildbefliegung soll dies illustriert<br />

werden. Die Anzahl benötigter Bilder steigt natürlich<br />

mit der Größe des Untersuchungsgebietes. Die<br />

Geometrie des zu befliegenden Terra<strong>in</strong>s bee<strong>in</strong>flusst<br />

aufgrund der notwendigen Längs- und Querüberdeckung<br />

der E<strong>in</strong>zelbilder ebenfalls die Bildanzahl. E<strong>in</strong><br />

weiterer Kostenfaktor ist die Anzahl der notwendigen<br />

Anflüge, welche ebenfalls von der Form des<br />

Untersuchungsgebietes abhängt.<br />

Für Luftbildaufnahmen stehen darüber h<strong>in</strong>aus vielfältige<br />

Optionen zur Konfiguration des Bildfluges<br />

offen. Die Bildanzahl steigt mit dem gewünschten<br />

Bildmaßstab. U. a. s<strong>in</strong>d die Entscheidungen zu<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

treffen, ob e<strong>in</strong>e Doppelkammer (z. B. CIR u. Color)<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommt, welches Filmmaterial gewählt<br />

wird, ob e<strong>in</strong>e Signalisierung von Passpunkten im<br />

Gelände erforderlich ist.<br />

Tab. 8: Kosten der Fernerkundungsmaterialien<br />

Bilddaten Kosten/km² [DM]<br />

Satellitenbild 0,2 - 3,5<br />

Flugzeugscannerdaten 200 - 400<br />

Luftbild 50 - 200<br />

Quelle: versch. Autoren, eigene Erhebung<br />

Demzufolge s<strong>in</strong>d die Angaben <strong>in</strong> Tabelle 9 als Abschätzung<br />

zu verstehen, sie dienen e<strong>in</strong>er ersten<br />

Orientierung. Konkrete Angaben <strong>für</strong> flugzeuggestützte<br />

Aufnahmen können erst nach konkreter<br />

Projektdef<strong>in</strong>ition erfolgen.<br />

Projektkosten<br />

Die Festsetzung von Materialkosten <strong>für</strong> die Luftbilder<br />

ist aufgrund der genannten offenstehenden<br />

Optionen kaum möglich. Desto schwerer ist es, die<br />

bei e<strong>in</strong>er vorrangigen Verwendung e<strong>in</strong>es Erhebungsverfahrens<br />

anfallenden Projektkosten e<strong>in</strong>zugrenzen.<br />

Wesentliche Faktoren, die neben den<br />

Materialkosten die Gesamtkosten e<strong>in</strong>er Versiegelungsanalyse<br />

bee<strong>in</strong>flussen, s<strong>in</strong>d der benötigte Zeitaufwand,<br />

die technische Ausstattung und der Personalbedarf.<br />

Der Zeitfaktor bei der visuellen Bildauswertung und<br />

der Geländekartierung wird u. a. von der festzulegenden<br />

Erhebungs<strong>in</strong>tensität bestimmt.<br />

Die Beschaffungs- und Folgekosten <strong>für</strong> das technische<br />

Equipment variiert nach spezifischer Konfiguration<br />

und erweiternden Komponenten.<br />

Für die Arbeit mit Fernerkundungsmaterialien ist der<br />

E<strong>in</strong>satz von Fachpersonal erforderlich, <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />

trifft dies nur z. T. zu. Für Kartierungen<br />

und <strong>für</strong> visuelle Bildauswertungen (mit E<strong>in</strong>schränkung<br />

auf e<strong>in</strong>zelne Arbeitsphasen), können nach<br />

Bedarf mehrere Bearbeiter e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Aufgrund des Zusammenspiels der genannten<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Aussagen<br />

möglich. Dies erklärt, dass die Kostenbewertungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Anwender sehr unterschiedlich ausfallen<br />

oder sich widersprechen. Für e<strong>in</strong>e Orientierung mag<br />

folgendes Beispiel ausreichen.


G. Grenzdörffer (1997, Tab. 1, S. 39) gibt Werte <strong>für</strong><br />

Fernerkundungsverfahren, bezogen auf maßstabsspezifische<br />

Anwendungen im urbanen Raum, an.<br />

Demnach s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die Auswertung von Satellitenbilddaten<br />

bei e<strong>in</strong>er Projektfläche von 500 km² und<br />

e<strong>in</strong>em Maßstabsbereich von 1 : 25.000 – 1 : 50.000<br />

rd. 50 TDM (DM 100/km²) anzusetzen. Für Auswertungen<br />

auf Basis von Luftbild- und Flugzeugscannerdaten,<br />

bezogen auf e<strong>in</strong>e Projektfläche<br />

von 80 km² und e<strong>in</strong>en Maßstabsbereich von 1 :<br />

2.000 – 1 :25.000, ermittelte er Kosten von 40 –<br />

160 TDM (500 - 2.000 DM/km², <strong>in</strong>kl. Befliegungskosten<br />

5 ).<br />

Der Zielmaßstab der Verfahren ist unterschiedlich.<br />

Für Erhebungen auf der Basis von Satellitenbilddaten<br />

wird er durch die <strong>in</strong> den vorausgegangenen<br />

Kapiteln erörterten Parameter limitiert (< 1:25.000).<br />

Geländekartierungen <strong>in</strong> Maßstäben < 1:5.000 s<strong>in</strong>d<br />

alle<strong>in</strong> aufgrund der Größe der zu überblickenden<br />

Bezugsflächen nicht s<strong>in</strong>nvoll. Die Bearbeitungsmaßstäbe<br />

der visuellen Bildauswertung vermitteln<br />

zwischen den erstgenannten Verfahren und schließen<br />

diese z. T. e<strong>in</strong>.<br />

Insofern wird die Eignung der jeweiligen Verfahren<br />

zunächst durch das Untersuchungsziel und dem<br />

daraus resultierenden Detaillierungsgrad bestimmt.<br />

E<strong>in</strong>e monetäre Abwägung ist lediglich bei diesbezüglich<br />

vergleichbarer Leistungsfähigkeit der Methoden<br />

s<strong>in</strong>nvoll.<br />

4.5. Integration der Erhebungsverfahren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />

Die Ansprüche des Anwenders an die Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

variieren sehr nach <strong>in</strong>haltlicher<br />

und räumlicher Auflösung. Der Bedarf reicht von<br />

e<strong>in</strong>er landesweiten Übersicht zur Versiegelungssituation<br />

bis h<strong>in</strong> zu flächenkonkreten Informationen<br />

als Grundlage <strong>für</strong> Folgeabschätzungen und Maßnahmenplanungen.<br />

E<strong>in</strong> breiter, fachübergreifender<br />

Anwendernutzen ist demnach nur durch Bereitstellung<br />

e<strong>in</strong>er maßstabsabhängigen, <strong>in</strong>haltlich hierarchisch<br />

gestaffelten Datengrundlage zu erreichen.<br />

E<strong>in</strong>e umfassende Bearbeitung der Versiegelungsproblematik<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ist nach Auffassung<br />

des Verfassers nur durch e<strong>in</strong>e Integration der Verfahren<br />

zu erreichen.<br />

5 Durch Auswertung vorhandener analoger Luftbilder<br />

s<strong>in</strong>ken die Kosten erheblich. Wenn digitales Bildmaterial<br />

ausgewertet wird (monoskopisch), werden Zeitbedarf<br />

(>10 km²/Tag) und Kosten nochmals deutlich gesenkt.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Die Auswertung von Satellitenbilddaten <strong>für</strong> regionale<br />

und landesweite Bilanzierungen kommt <strong>für</strong><br />

Maßstäbe ≤ 1:25.000 <strong>in</strong> Betracht. Die Erfassung<br />

von wirkungsrelevanten Eigenschaften versiegelter<br />

Flächen ist lediglich durch Geländekartierung <strong>in</strong><br />

Maßstäben ca. ≥ 1:5.000 zu erreichen. Durch visuelle<br />

Auswertung von Luftbildmaterialien ist die Lücke<br />

zu schließen 6 .<br />

Es s<strong>in</strong>d hier jedoch die e<strong>in</strong>leitend angedeuteten<br />

E<strong>in</strong>schränkungen zu berücksichtigen.<br />

• Es wurde gezeigt, dass die Satellitenbild<strong>in</strong>formation<br />

sehr wohl e<strong>in</strong>er Bestimmung des Versiegelungsgrades<br />

e<strong>in</strong>er Pixelfläche zugänglich<br />

ist. Die immer auftretenden Klassifikationsfehler<br />

bedürfen e<strong>in</strong>er Quantifizierung <strong>in</strong> der Fläche.<br />

Der Zielmaßstab selbst sagt zuwenig über die<br />

Nutzbarkeit von Bilanzen, die ja auf räumliche<br />

E<strong>in</strong>heiten zu beziehen s<strong>in</strong>d, aus. Dies trifft <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf den mittelmaßstäbigen Grenzbereich<br />

zu. Es ist <strong>für</strong> zunehmend kle<strong>in</strong>e Raume<strong>in</strong>heiten<br />

notwendig, den zu erwartenden Fehler<br />

zu bestimmen, um Schlussfolgerung aus der<br />

Versiegelungs<strong>in</strong>formation ziehen zu können.<br />

• Die visuelle Bild<strong>in</strong>terpretation ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />

flächenhafte Kartierung der Siedlungsräume.<br />

Sie kann die notwendigen Referenzwerte <strong>für</strong> die<br />

Satellitenbildauswertung liefern und ist Bestandteil<br />

der Bildauswertung ist die Geländekartierung.<br />

• Nur die Geländekartierung ermöglicht e<strong>in</strong>e Erhebung<br />

aller versiegelungsrelevanten Merkmale<br />

e<strong>in</strong>er Raume<strong>in</strong>heit. Sie ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>ige Fragestellungen<br />

unumgänglich. Werden zielgerichtet homogene<br />

Strukture<strong>in</strong>heiten erfasst, ist e<strong>in</strong>e Extrapolation<br />

der Ergebnisse möglich.<br />

Schlussfolgernd ist festzustellen, dass e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Versiegelungsanalyse nicht durch e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander<br />

der Erhebungsverfahren zu erreichen<br />

ist. Die Schaffung e<strong>in</strong>er breiten Informationsgrundlage<br />

kann vielmehr nur durch e<strong>in</strong>e Integration der<br />

Verfahren erreicht werden. E<strong>in</strong>e derartige Leistung<br />

kann im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen erbracht werden.<br />

6 Die Erfassung mittels flugzeuggestützter Scanner wird<br />

hier ausgeklammert. Hohe Befliegungskosten, die genannten<br />

Probleme zur Datenvorverarbeitung und im<br />

Vergleich zu Luftbildauswertungen weniger verläßliche<br />

Ergebnisse wiegen m. E. den Vorteil e<strong>in</strong>er schnelleren<br />

Bearbeitung nicht auf. Der E<strong>in</strong>satz dieser Systeme<br />

könnte sich überdies durch e<strong>in</strong>e zukünftige Verfügbarkeit<br />

von hochauflösenden Satellitenbilddaten erübrigen.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

31


32<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4.5.1. Zielvorgaben <strong>für</strong> die Erhebung der<br />

Versiegelungs<strong>in</strong>tensität und -qualität<br />

Nachfolgend werden Zielvorgaben skizziert, die<br />

sowohl alle relevanten Maßstabsebenen repräsentieren<br />

als auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung (Auswertung) der<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> den jeweils kle<strong>in</strong>eren Maßstab ermöglichen.<br />

A1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />

Klassifikation von multispektralen Satellitenbilddaten.<br />

• Zielgebiete s<strong>in</strong>d Landesfläche, Regionen und urbane<br />

Räume.<br />

• Erfassung des Versiegelungsgrades gestaffelt<br />

nach 11 Klassen (0, 0≤10 %... 90≤100 %) ist anzustreben.<br />

• Verifikation der Ergebnisse und Ermittlung des zu<br />

erwartenden Fehlers bezogen auf homogene<br />

Raume<strong>in</strong>heiten.<br />

• Zielmaßstab (1 : 25.000), 1 : 50.000 - 1 : 100.000.<br />

A2 Flächenmonitor<strong>in</strong>g durch Klassifikation bitemporaler<br />

Datensätze<br />

• Ermittlung von Flächennutzungsveränderungen im<br />

beobachteten Zeitraum<br />

• Zielgebiete und Zielmaßstab wie oben.<br />

B1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />

visuelle Auswertung von Luftbildmaterial<br />

(Übersichtskartierung).<br />

• Zielgebiete s<strong>in</strong>d ausgewählte urbane und ländliche<br />

Räume.<br />

• Flächendeckende Erfassung des Versiegelungsgrades<br />

gestaffelt nach 11 Klassen.<br />

• Als räumliche Bezugse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d Strukture<strong>in</strong>heiten<br />

auf mittlerer Ebene (Misch-, Wohn-,<br />

Gewerbe-/Industriegebiet etc.) zu wählen.<br />

• Zielmaßstab 1 : 10.000 - 1 : 25.000.<br />

B2 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> und<br />

weitestgehende Differenzierung <strong>in</strong>nerhalb teil-<br />

und vollversiegelter Flächen durch stereoskopische<br />

Auswertung von Luftbildmaterial (detaillierte<br />

Kartierung).<br />

• Die Auswertung erfolgt <strong>für</strong> ausgewählte urbane<br />

(Teil-)Räume und ländliche Siedlungen.<br />

• Erfassung des Versiegelungsgrades, der Flächenanteile<br />

von Überbauung, versiegelter und heterogen-teilversiegelter<br />

Freifläche sowie Auswertung<br />

nach Gunstfaktoren (Vegetation).<br />

• Als Bezugsflächen kommen Strukture<strong>in</strong>heiten höherer<br />

Differenzierung (Reihenhausbebauung, offene<br />

Blockrandbebauung) <strong>in</strong> Frage.<br />

• Zielmaßstab 1 : 5.000 - 1 : 10.000.<br />

C1 Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> und<br />

Erhebung qualitativer Merkmale durch Geländekartierung.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

• Kartierung von repräsentativen Teilräumen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Siedlungsflächen.<br />

• Erfassung des Versiegelungsgrades und Differenzierung<br />

zwischen teil- und vollversiegelten Flächen,<br />

Aufnahme der Belagsarten und der Nutzung,<br />

Aufnahme weiterer qualitativer Eigenschaften<br />

der versiegelten Flächen.<br />

• Als räumliche Bezugse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d Siedlungsstrukturen<br />

mit hoher Differenzierung bzw.<br />

Parzellen zu wählen<br />

• Zielmaßstab 1 : 1.000 – 1 : 5.000.<br />

4.5.2. Umsetzung der Zielvorgaben<br />

Es existieren ke<strong>in</strong>e operationalisierten Verfahren<br />

zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong>! So gibt es<br />

weder Vorgaben <strong>für</strong> die Vorgehensweise der Multispektral-Klassifikation<br />

noch liegen maßstabsbezogene<br />

Kartierschlüssel <strong>für</strong> die visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

vor. Lediglich <strong>für</strong> Geländekartierungen<br />

wurden Kennzahlen entwickelt bzw. Teilaspekte der<br />

Versiegelung <strong>in</strong> Kartierschlüssel umgesetzt.<br />

Schlussfolgernd darf die Erfassung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

durch Fernerkundungsverfahren<br />

nicht als Rout<strong>in</strong>earbeit verstanden werden. Die<br />

Verfahrensschritte bedürfen vielmehr e<strong>in</strong>er Entwicklung.<br />

Ihr sollte im Rahmen e<strong>in</strong>es zu konkretisierenden<br />

Gesamtprojektes der notwendige Raum gegeben<br />

werden!<br />

Im Falle der Satellitenbildauswertung ist dies ke<strong>in</strong>eswegs<br />

die Ausnahme. Hier ist die Entwicklung<br />

des Verfahrens als Optimierungsprozess vielmehr<br />

e<strong>in</strong> charakteristisches Merkmal der Arbeit.<br />

Auch <strong>für</strong> die visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation müssen<br />

erst Verfahren entworfen werden, die e<strong>in</strong>e Übertragbarkeit<br />

der Ergebnisse auf andere Räume ermöglichen.<br />

Erst nach Prüfung verschiedener Erfassungsvarianten<br />

kann e<strong>in</strong> Kartierschlüssel entworfen<br />

werden.<br />

Der Dialog mit den potentiellen Anwendern ist zu<br />

suchen. Hier s<strong>in</strong>d neben den Vertretern der Fachbereiche<br />

die jeweiligen Kommunen zu nennen, die<br />

e<strong>in</strong> besonderes Interesse an den Ergebnissen haben.<br />

Auf diese Weise kann e<strong>in</strong> fachlicher Konsens<br />

befördert werden, auf besondere Bedürfnisse e<strong>in</strong>gegangen<br />

und eventueller Mehrfachbearbeitung<br />

begegnet werden.<br />

Das anzustrebende Ine<strong>in</strong>andergreifen der Erhebungsverfahren<br />

bed<strong>in</strong>gt, dass e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ation der<br />

Arbeitsebenen mit dem Ziel e<strong>in</strong>er fachlichen und<br />

zeitlichen Optimierung zu leisten ist. Dies be<strong>in</strong>haltet<br />

das Festlegen der projektspezifischen fachlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Kommunikation<br />

zwischen den Teilprojekten gewährleistet.


4.5.3. Konkretisierung möglicher Arbeitsphasen<br />

A Vorbereitungsphase<br />

A1 Personeller Projektrahmen: Konkretisierung<br />

der Personalstruktur<br />

• Koord<strong>in</strong>ation<br />

• Satellitenbildauswertung<br />

• Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

• Kartierung<br />

A2 Fachlicher Projektrahmen: Konkretisierung<br />

der fachlichen Projektstruktur<br />

• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung fachlicher Aspekte seitens der<br />

Anwender<br />

• Festlegung der zu verwendenden Fernerkundungsmaterialien<br />

Verwendung vorhandener Satellitenbilddaten<br />

1997<br />

Erwerb aktueller Satellitenbilddaten (Flächenmonitor<strong>in</strong>g)<br />

Verwendung Farborthophotos 1997<br />

Aktuelle Luftbildbefliegung<br />

• Untersuchungsgebiete (UG): Ermittlung<br />

und Def<strong>in</strong>ition geeigneter UG<br />

Fachliche Kriterien <strong>für</strong> die Festlegung der UG<br />

Ermittlung struktureller Diversität <strong>in</strong> Siedlungsräumen<br />

(Repräsentativität <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen, Übertragbarkeit<br />

der Verfahren/Ergebnisse)<br />

Räumliche Gliederung der UG (Festlegung der<br />

raumstrukturellen E<strong>in</strong>heiten als geme<strong>in</strong>same<br />

Bezugsflächen <strong>für</strong> die 3 Verfahrensebenen)<br />

• E<strong>in</strong>beziehung weiterer Interessen: z. B.<br />

Entsiegelungsprogramm, lokale Agenda<br />

etc.<br />

Dialog mit Fachvertretern der Kommunen<br />

Recherche <strong>in</strong> relevanten Kommunen zu vorhandenen<br />

Materialien (aktuelles Luftbildmaterial,<br />

digitale Stadtkarte, Siedlungsstrukturtypen-,<br />

Stadtbiotopkartierung, digitales Liegenschaftskataster)<br />

als Effizienz – Kriterium<br />

B Entwicklungsphase<br />

B1 Verfahrensentwicklung visuelle Luftbild<strong>in</strong>terpretation:<br />

Entwicklung operationalisierter<br />

Verfahren zur Versiegelungsanalyse<br />

auf der Basis visueller Bildauswertung<br />

• Entwicklung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels <strong>für</strong> die<br />

visuelle Auswertung der verwendeten Luftbildmaterialien<br />

Ermittlung UG-spezifischer Raume<strong>in</strong>heiten<br />

Festlegung von Homogenitätskriterien von<br />

siedlungsstrukturellen E<strong>in</strong>heiten<br />

Entwurf e<strong>in</strong>es hierarchisch aufgebauten Typkataloges<br />

Ermittlung <strong>in</strong>haltlicher Auswertekriterien durch<br />

Testauswertungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Geländeerkundungen<br />

(Festlegung <strong>in</strong>haltlicher, luftbildspezifischer<br />

Erfassungskriterien <strong>für</strong> die Erhebung<br />

qualitativer Versiegelungsmerkmale)<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Codeschlüssels <strong>für</strong> Attributierung<br />

der Versiegelungsmerkmale<br />

• Teil-Untersuchungsgebiete: Ausweisung<br />

der Areale <strong>für</strong> die detaillierte Bildauswertung<br />

und der Geländekartierung<br />

Siehe Auswertungsphase: Auswertung digitaler<br />

Farbluftbilder<br />

• Datenerfassung und Datenaufbereitung:<br />

Entwicklung der Methoden zur Umsetzung<br />

der Auswertungsergebnisse<br />

Datenaufbereitung im Zuge der On-Sreen-<br />

Auswertung digitaler Luftbilder<br />

Datenerfassung und -aufbereitung bei der Stereoauswertung<br />

analoger Luftbilder<br />

Festlegung des Verfahrens zur Attributierung<br />

der digital erfassten Flächene<strong>in</strong>heiten und Def<strong>in</strong>ition<br />

der Datenbankstruktur<br />

<br />

B2 Verfahrensentwicklung Geländekartierung:<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Verfahrens zur Erfassung<br />

des Versiegelungsgrades sowie qualitativer<br />

Merkmale versiegelter Flächen<br />

• Entwicklung e<strong>in</strong>es Kartierschlüssels <strong>für</strong> die<br />

Geländekartierung<br />

Kennzahlen <strong>für</strong> die Kartierung von komplexen<br />

Sachverhalten (Bodenfunktionszahl, Biotopflächenfaktor<br />

etc.)<br />

Codeschlüssel <strong>für</strong> die Umsetzung der Auswertungsergebnisse<br />

• Ausweisung der zu kartierenden Flächen<br />

Festlegung <strong>in</strong>haltlicher und räumlicher Kriterien<br />

<strong>für</strong> die Ausweisung der Kartier-<br />

/Referenzflächen<br />

B3 Verfahrensentwicklung Satellitenbildauswertung:<br />

Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es vorläufigen<br />

Klassifikationsverfahrens (Verwendung<br />

vorläufiger Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete)<br />

• Recherche zu Verfahren der Multispektral-<br />

Klassifikation <strong>für</strong> die Bestimmung des Versiegelungsgrades<br />

sowie zu Verfahren der<br />

bitemporalen Klassifikation zum Zweck des<br />

Flächenmonitor<strong>in</strong>gs<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

33


34<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

C Auswertungsphase<br />

C1 Visuelle Bildauswertung<br />

• Flächendeckende Übersichtskartierung<br />

des Versiegelungsgrades siedlungsstruktureller<br />

E<strong>in</strong>heiten<br />

Ausweisung von Arealen <strong>für</strong> die detaillierte<br />

Bild<strong>in</strong>terpretation und <strong>in</strong>nerhalb derer, die Areale<br />

<strong>für</strong> die Geländekartierung<br />

Erzeugung der Datengrundlage <strong>für</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgebiete<br />

der Satellitenbildauswertung<br />

Erarbeitung e<strong>in</strong>es digitalen Flächenlayers „Versiegelungsgrad<br />

von Siedlungsstrukturen“ im<br />

Zielmaßstab 1:5.000 – 1:25.000<br />

Ergebniskontrollen anhand der kartierten E<strong>in</strong>heiten<br />

(s. Auswertung analoger Luftbilder/Geländekartierung)<br />

Aufbau der Datenbank<br />

Statistische und kartographische Aufbereitung<br />

• Detaillierte Kartierung des Versiegelungsgrades,<br />

der Versiegelungsstruktur (Verhältnis<br />

überbauter-, voll-, heterogen-teilversiegelter<br />

und unversiegelter Flächen)<br />

sowie der Gunstfaktoren siedlungsstruktureller<br />

E<strong>in</strong>heiten<br />

Geländevorerkundung im Rahmen Geländekartierung,<br />

Ergebniskontrollen anhand kartierter<br />

E<strong>in</strong>heiten (s. Geländekartierung)<br />

Umsetzung der Auswertungsergebnisse entsprechend<br />

gewählter Methodik (s. Entwicklungsphase)<br />

Erzeugung e<strong>in</strong>es digitalen Flächenlayers „Versiegelungsgrad<br />

und -struktur von Siedlungsstrukturen“<br />

im Zielmaßstab 1:5.000 – 1:10.000<br />

Aufbau der Datenbank<br />

Statistische und kartographische Aufbereitung<br />

der Ergebnisse<br />

C2 Geländekartierung<br />

• Kartierung des Versiegelungsgrades und<br />

Differenzierung nach qualitativen Eigenschaften<br />

der Bezugs- und/oder versiegelten<br />

Flächen <strong>für</strong> repräsentative Strukture<strong>in</strong>heiten<br />

Erzeugung von analogen Detailkarten im Maßstab<br />

1:1.000 – 1:5.000, ggf. Digitalisierung als<br />

separaten Layer oder E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> bestehende<br />

Fachschicht, Attributierung der Bezugsflächen<br />

Erzeugung von Referenzflächen <strong>für</strong> die detaillierte<br />

Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

Statistische Aufbereitung und Darstellung im<br />

Kontext weiterer Versiegelungskartierungen,<br />

ggf. Ableitung der Versiegelungstreue als<br />

Homogenitätskriterium struktureller E<strong>in</strong>heiten<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

C3 Satellitenbildauswertung<br />

• Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es Klassifikationsverfahrens<br />

<strong>für</strong> die Erfassung des Versiegelungsgrades<br />

Statistische Aufbereitung der Ergebnisse, Bilanzierung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

Ermittlung der Streuungsparameter <strong>in</strong> Bezug<br />

auf kartierte Strukture<strong>in</strong>heiten (agglomerierte<br />

S.), Berechnung der zu erwartenden Fehler<br />

Berechnung des Versiegelungsgrades <strong>für</strong> urbane<br />

Räume<br />

Erzeugung e<strong>in</strong>er Satellitenbildkarte im Maßstab<br />

1 : 50.000 – 1 : 100.000<br />

Erzeugung e<strong>in</strong>es Themenlayers Versiegelungsgrad<br />

auf Basis agglomerierter Strukture<strong>in</strong>heiten<br />

• Entwicklung/Anwendung e<strong>in</strong>es bitemporalen<br />

Klassifikationsverfahrens <strong>für</strong> die Erfassung<br />

von Flächennutzungsveränderungen<br />

Statistische Aufbereitung der Ergebnisse, Erstellung<br />

von Nutzungsänderungs-Bilanzen<br />

Ermittlung der Erkennungsleistung absolut und<br />

<strong>in</strong> Bezug auf versiegelungsrelevante Flächen<br />

Erstellung e<strong>in</strong>er Ergebnis-Bildkarte im Maßstab<br />

1 : 50.000 – 1 : 100.000<br />

D Ableitungen im Rahmen der Versiegelungsanalyse<br />

(Beispiele)<br />

• Auswertungen auf den Erhebungsebenen<br />

Stadt-Umland-Beziehungen - Lässt sich Suburbanisierung<br />

anhand e<strong>in</strong>es Flächenmonitor<strong>in</strong>g<br />

nachvollziehen?<br />

Welche Schlussfolgerungen s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>em<br />

Methodenvergleich zwischen Übersichtskartierung<br />

und Satellitenbildauswertung zu ziehen?<br />

Welchen E<strong>in</strong>schränkungen unterliegen<br />

die Klassifikationsergebnisse?<br />

Inwieweit s<strong>in</strong>d die Kartierungsergebnisse mit<br />

denen der Luftbildauswertungen zu harmonisieren?<br />

Ist e<strong>in</strong>e Extrapolation von qualitativen<br />

Merkmalen auf Basis der Bildauswertungen<br />

möglich?<br />

S<strong>in</strong>d Gunstfaktoren (Vegetation) mit Strukturtypen<br />

zu korrelieren?<br />

S<strong>in</strong>d detaillierte Luftbildauswertungen nach Eichung<br />

durch Geländeerhebungen auch <strong>für</strong> die<br />

Erfassung komplexer Versiegelungs-Sachverhalte<br />

e<strong>in</strong>setzbar?<br />

• Auswertungen der Ergebnisse <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf spezielle Vorgaben der Anwender<br />

Bilanzierung der Bodenvernichtung<br />

Ausweisung potentieller Entsiegelungsflächen<br />

Ableitungen zur M<strong>in</strong>derung der Grundwasserneubildung<br />

u. a. m.


5. Bearbeitungsstand der Versiegelungsanalyse<br />

<strong>in</strong> der TLU Jena<br />

5.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

basierend auf Flächennutzungsdaten<br />

und Luftbildauswertungen<br />

Im März 1998 gab die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong><br />

Umwelt (TLU) e<strong>in</strong>e Studie zum Flächennutzungswandel<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Versiegelung <strong>in</strong><br />

Auftrag. Die Arbeit markiert den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit der Versiegelungsproblematik<br />

durch die TLU und sollte die Basis <strong>für</strong> weitere Untersuchungen<br />

bilden.<br />

5.1.1. Untersuchungsziel<br />

Erwartet wurden Aussagen zur Flächennutzung, zu<br />

deren Wandel sowie zu der damit verbundenen<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong>. Die Ergebnisse sollen sich<br />

auf die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens beziehen.<br />

Hauptziele der Studie<br />

• Quantifizierung der Flächenanteile nach Nutzungstypen<br />

• Quantifizierung der Flächennutzungsentwicklung<br />

• Erstbilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

• Erarbeitung e<strong>in</strong>er Datengrundlage „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />

<strong>für</strong> weiterführende fachübergreifende<br />

Raumanalysen<br />

Teilziele der Studie<br />

• Bilanzierung der Flächennutzungsverteilung und<br />

des -wandels durch Auswertung statistischer,<br />

geme<strong>in</strong>debezogener Flächennutzungsdaten<br />

• Prüfung vorliegender Flächennutzungs- und<br />

Luftbilddaten auf deren Nutzbarkeit <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Ableitung<br />

der Versiegelungs<strong>in</strong>formation<br />

• Anwendung bestehender Verfahren <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Ableitung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation aus statistischen<br />

Flächennutzungsdaten<br />

• Erfassung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf der<br />

Basis von Luftbildmaterial <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens<br />

• Entwicklung und Anwendung e<strong>in</strong>er Projektionsmethode<br />

zur Extrapolation der Erhebung<br />

auf die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens unter Verwendung<br />

e<strong>in</strong>er geeigneten Datenbasis<br />

• Ermittlung der Versiegelungstendenz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Teilraum Thür<strong>in</strong>gens durch Auswertung von<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Luftbildmaterial. Bestätigung der Tendenz, die<br />

durch die Flächenstatistik ausgedrückt wird.<br />

Arbeitshypothese<br />

• Die Geme<strong>in</strong>destatistiken der Flächenerhebung<br />

nach Art der tatsächlichen Nutzung (12/92 u.<br />

12/96) erlauben lediglich tendenzielle Rückschlüsse<br />

auf den Grad der Versiegelung und<br />

se<strong>in</strong>er Entwicklung.<br />

• Durch Auswertung von Luftbildmaterial <strong>für</strong> Teilräume<br />

Thür<strong>in</strong>gens kann den Flächennutzungstypen<br />

der Nutzungs- und Biotoptypen-<br />

Kartierung e<strong>in</strong> spezifischer Versiegelungsgrad<br />

zugewiesen werden. Die Ergebnisse können so<br />

auf die Landesfläche extrapoliert werden. Durch<br />

Verwendung der Bezugsbasis “Nutzungstyp”<br />

wird die <strong>Flächenversiegelung</strong> räumlich konkretisiert<br />

und von statistischen Daten adm<strong>in</strong>istrativer<br />

Räume abgekoppelt.<br />

5.1.2. Methodik<br />

Der TLU Jena lagen zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe<br />

die Daten der Flächenerhebung nach<br />

Art der tatsächlichen Nutzung vor. Sie basieren auf<br />

den Liegenschaftskatastern und s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die Geme<strong>in</strong>deflächen<br />

Thür<strong>in</strong>gens summiert. Unter der<br />

Annahme, dass von den Nutzungsarten nur <strong>in</strong> grober<br />

Annäherung auf die <strong>Flächenversiegelung</strong> geschlossen<br />

werden kann, wurde nach e<strong>in</strong>em alternativen<br />

Erhebungsverfahren gesucht.<br />

Die Maßgaben e<strong>in</strong>er landesweiten Ergebnisdarstellung,<br />

e<strong>in</strong>er Lösung von adm<strong>in</strong>istrativen E<strong>in</strong>heiten<br />

sowie e<strong>in</strong>er nachvollziehbaren Methodik<br />

führten zu e<strong>in</strong>em komb<strong>in</strong>ierten Verfahren aus Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

und Auswertung von Flächennutzungsdaten.<br />

Durch Auswertung von Luftbildern <strong>für</strong> Teilräume<br />

Thür<strong>in</strong>gens auf der Basis von räumlich detaillierten<br />

Flächennutzungsdaten, wurde e<strong>in</strong>e Kennzeichnung<br />

der Nutzungstypen durch e<strong>in</strong>en spezifischen Versiegelungsgrad<br />

angestrebt. Durch rechnergestützte<br />

Extrapolation der Ergebnisse auf die landesweit<br />

vorliegenden Datensätze sollte e<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> erreicht werden.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

35


36<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Tab. 9: Abhängigkeit zwischen Zielmaßstab und Erhebungsmethodik<br />

spezifischer Versiegelungsgrad absoluter Versiegelungsgrad<br />

räumlicher E<strong>in</strong>heiten<br />

und Flächenfunktion<br />

Maßstab Zielmaßstab wird größer<br />

Ziele<br />

Methode<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Landesübersicht Maßnahmenplanung<br />

Schwerpunktanalyse u. a. Folgeabschätzung u. a.<br />

Flächentypisierung Detailaufnahmen<br />

Bilanzierung qualitative Merkmale<br />

statistische Erhebungen<br />

Datenauswertung Nutzungstypenkartierung<br />

ATKIS ...<br />

Satellitenbildauswertung<br />

Datenerhebung<br />

Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />

Luftbildauswertung<br />

Detailkartierungen<br />

Flächenbezug Geme<strong>in</strong>de Nutzungstyp Wohnblock/Grundstück<br />

Fettkursiv: <strong>für</strong> die Studie zutreffend<br />

In Kapitel 2.4 wurden die Eigenschaften versiegelter<br />

Flächen dargelegt. Die qualitativ-funktionellen 7<br />

Aspekte können lediglich durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Geländeerhebungen erfasst<br />

werden. Insbesondere <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Beurteilung funktioneller<br />

Eigenschaften (Grundwasserneubildung,<br />

Klima, Wohnqualität u. a.) ist häufig e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Zusatz<strong>in</strong>formationen (z. B. Entwässerungsart,<br />

Nutzungs<strong>in</strong>tensität, Bodentyp) erforderlich.<br />

Die Versiegelungsanalyse im Rahmen dieser Studie<br />

sollte auf den Freistaat Thür<strong>in</strong>gen bezogen werden.<br />

Alle<strong>in</strong> diese Maßgabe führt zur Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />

quantitativ-deskriptiven Betrachtung. E<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> kann so durch Ermittlung<br />

der spezifischen Versiegelungsgrade von<br />

Raume<strong>in</strong>heiten (z. B. Nutzungstypen) ermittelt werden.<br />

Als beschreibende Versiegelungsmerkmale werden<br />

versiegelt und unversiegelt unterschieden ohne den<br />

Bezug zu e<strong>in</strong>er Versiegelungsfunktion herzustellen.<br />

Im Rahmen der Studie wurde e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> bei jeglicher Überbauung<br />

durch Hochbauten und flächenhafter Abdeckung<br />

durch Fremdmaterialien angenommen, sofern<br />

letztere ke<strong>in</strong>e Vegetationsstandorte darstellen.<br />

In Tabelle 10 werden diese unterschiedlichen Ansätze<br />

gegenübergestellt. Alle<strong>in</strong> die Zielmaßstäbe<br />

der verwendeten Flächenreferenzen des ATKIS<br />

(1:25.000) und der Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />

(1:10.000) verdeutlichen, dass die kartierten<br />

Flächene<strong>in</strong>heiten ke<strong>in</strong>e weitgehenden Ableitungen<br />

zur Qualität der Versiegelung zulassen.<br />

7 Vgl. Berlekamp; L.-R. u. Pranzas, N., 1986<br />

Arbeitsschritte im Überblick:<br />

• Erläuterung der verwendeten Informationsquellen<br />

<strong>in</strong> Bezug zu den Fragestellungen.<br />

• Aufbereitung der geme<strong>in</strong>debezogen, statistischen<br />

Flächennutzungsdaten (12/92, 12/96).<br />

• Bilanzierung der Flächennutzungsverteilung und<br />

des -wandels <strong>für</strong> diesen Zeitraum.<br />

• Anwendung von Methoden zur Ableitung der<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> aus den statistischen Flächennutzungsdaten.<br />

• Auswertung der Versiegelungs<strong>in</strong>formation der<br />

Biotop- und Nutzungstypenkartierung durch Selektion<br />

der potentiell versiegelten Nutzungstypen.<br />

• Stereoskopische Auswertung analoger CIR-<br />

Luftbilder zur Erfassung des Versiegelungsgrades<br />

von Flächen der Biotop- und Nutzungstypenkartierung.<br />

• Projektion der Auswertungsergebnisse auf das<br />

Land Thür<strong>in</strong>gen mittels berechneter typspezifischer<br />

Versiegelungsgrade.<br />

• Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Kreise<br />

und kreisfreie Städte Thür<strong>in</strong>gens.<br />

• Bildschirmauswertung digitaler Farbluftbilder zur<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> der ATKIS-Flächen <strong>für</strong> die<br />

Stadt Erfurt.<br />

Die Ver- und Erarbeitung digitaler geographischer<br />

Daten sowie deren Visualisierung und Ausgabe<br />

setzt e<strong>in</strong> Geographisches Informationssystem (GIS)<br />

voraus. Für die Studie auf Arc/INFO<br />

(Datenaufbereitung) und ArcView (Visualisierung)<br />

zurückgegriffen.


5.1.3. Informationsquellen<br />

Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen<br />

Nutzung<br />

Auf der Grundlage des Gesetzes über Agrarstatistiken<br />

8 werden bundesweit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Turnus von 4<br />

Jahren Flächenerhebungen nach Art der tatsächlichen<br />

Nutzung vorgenommen. Dazu werden die<br />

Liegenschaftskataster gemäß Nutzungsartenkatalog<br />

der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Vermessungsverwaltungen<br />

der Länder (AdV) auf Geme<strong>in</strong>debasis<br />

ausgewertet. Im folgenden werden diese Daten<br />

auch verkürzt als statistische Flächenerhebung bezeichnet.<br />

Tab. 10: Kategorien der Flächenerhebung nach Art<br />

der tatsächlichen Nutzung<br />

HAUPTKATEGORIE UNTERKATEGORIE<br />

1 Gebäude- u. Freifläche<br />

2 Betriebsfläche<br />

3 Erholungsfläche<br />

Straße<br />

4 Verkehrsfläche Weg<br />

Platz<br />

Moor<br />

5 Landwirtschaftsfläche<br />

Heide<br />

6 Waldfläche<br />

7 Wasserfläche<br />

Flächen anderer Nut- Friedhof<br />

8<br />

zung Unland<br />

Bodenfläche gesamt<br />

Für Thür<strong>in</strong>gen lagen die statistischen Flächenerhebungen<br />

mit Stand 31.12.92 und 31.12.96 vor 9+10 .<br />

Die veröffentlichten Berichte weisen 8 Haupt- und 7<br />

Unterkategorien aus 11 (s. Tab. 11). Damit ist die<br />

Differenzierung der amtlichen Daten vergleichsweise<br />

grob. Der Vorteil dieser Daten liegt vielmehr <strong>in</strong><br />

ihrer katasterscharfen Flächenbilanz je Nutzungstyp<br />

und Geme<strong>in</strong>de.<br />

Biotop- und Nutzungstypenkartierung (BNK)<br />

Im Auftrag des Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong> Landwirtschaft<br />

Naturschutz und Umwelt (TMLNU) führte die<br />

TLU <strong>in</strong> den Jahren 1995 bis 1997 e<strong>in</strong>e Biotoptypen-<br />

und Nutzungstypenkartierung (BNK) durch.<br />

Der Anspruch e<strong>in</strong>er landesweiten Erhebung war<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Kosten-, Zeitaufwand und <strong>in</strong>haltlicher<br />

Differenzierung nur durch e<strong>in</strong>e Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

möglich. Da bei dieser Kartierung der Schwerpunkt<br />

deutlich auf dem Vegetations-/Naturschutzaspekt<br />

8 Gesetz über Agrarstatistiken <strong>in</strong> der Fassung v. 23.9.1991<br />

9 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1993<br />

10 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1997<br />

11 Das Landesamt <strong>für</strong> Statistik verwaltet rd. 70 Unterkategorien (z. B. Betriebsfläche:<br />

Abbauland, A.-Sand, A.-Kies, u. a. m.)<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

liegen sollte, kamen Color-Infrarot-Luftbilder aus<br />

Befliegungen der Jahre 1993/94 zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Die drei ausführenden Firmen wurden beauftragt,<br />

die Interpretationsergebnisse digital umzusetzen.<br />

Der Aufnahmemaßstab beträgt 1:10.000, die geometrische<br />

Referenz wurde durch die Topographische<br />

Karte 1: 10.000 (TK10/AS) gegeben. Der TLU<br />

liegen digitale Ergebniskarten (ohne Biosphärenreservat<br />

Rhön 12 ) im Arc/INFO-Format mit entsprechenden<br />

Datenbanken vor.<br />

Die auf dem Luftbild erkennbaren Biotop- und Nutzungstypen<br />

wurden als Fläche, L<strong>in</strong>ie oder Punkt<br />

erfasst und digitalisiert. Die Objekte mussten<br />

schließlich anhand e<strong>in</strong>es von der TLU aus der Bundessystematik<br />

13 abgeleiteten Interpretationsschlüssels<br />

(unveröffentlicht) codiert werden (Tab. 12). Die<br />

Belegung des 4-stelligen Typcodes war b<strong>in</strong>dend,<br />

die der 4 Zusatzfelder optional.<br />

Der Interpretationsschlüssel umfasst mehr als 200<br />

Hauptcodes, als Anlage 2 ist e<strong>in</strong>e Liste mit Beschreibungen<br />

der Biotop- und Nutzungstypen beigefügt.<br />

Schwierigkeiten bei der Nutzung dieser Daten h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> ergeben sich aus<br />

der Schwerpunktsetzung der Kartierung auf naturschutzfachliche<br />

Fragestellungen: Das Wegenetz ist<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Ortslagen nicht vollständig. Die<br />

Kartierung der Siedlungsflächen erfolgte vergleichsweise<br />

grob, da zeitgleich die gesonderte<br />

Dorfbiotopkartierung durchgeführt wurde.<br />

Dieser landesweite Datenbestand wurde wegen des<br />

großen Aufnahmemaßstabes bei gleichzeitig hoher<br />

<strong>in</strong>haltlicher Differenzierung als die wesentliche Arbeitsgrundlage<br />

<strong>für</strong> die Studie verwendet. Gel<strong>in</strong>gt es,<br />

die hohe räumliche Auflösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e flächenspezifische<br />

Aussage zur <strong>Flächenversiegelung</strong> umzusetzen,<br />

s<strong>in</strong>d Ergebnisdarstellungen <strong>für</strong> beliebige Räume<br />

Thür<strong>in</strong>gens möglich!<br />

12<br />

Das Biosphärenreservat Rhön war zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht bearbeitet.<br />

13<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz, 1995<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

37


38<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Tab. 11: Beispiel zur Attributierung im Rahmen der Biotop-/Nutzungstypkartierung (Auszug)<br />

Biotop-/<br />

Art/AusGehölzSonder- Nutzung<br />

Nutzungstyp prägungbedeckungstandort (Grünland)<br />

Code 9117 030 2 - -<br />

Bsp. 1 Bedeutung<br />

baumreiche Villenbebauung<br />

ger<strong>in</strong>ge Versiegelung<br />

lockere Bebauung<br />

- -<br />

Code 4230 - 1 05 3<br />

Bsp. 2 Bedeutung<br />

Grünland (feucht-nasser<br />

Standort, extens. Nutzung)<br />

-<br />

Gehölzauf-<br />

Aue<br />

wuchs


• Es wurde e<strong>in</strong> im nahen Infrarot empf<strong>in</strong>dlicher<br />

Film gewählt, um das differenziertere Reflexionsverhalten<br />

der Vegetation <strong>in</strong> diesem Spektralbereich<br />

auszunutzen. E<strong>in</strong>e auch nur spärliche<br />

Vegetationsbedeckung tritt deutlich, überwiegend<br />

<strong>in</strong> Rottönen hervor.<br />

• E<strong>in</strong> Nachteil stellt der Umstand dar, dass die<br />

Schlagschatten im CIR-Luftbild tiefschwarz abgebildet<br />

werden und die betreffenden Flächen<br />

e<strong>in</strong>er direkten Auswertung nicht zugänglich s<strong>in</strong>d.<br />

• Versiegelte Flächen lassen sich problemlos von<br />

unversiegelten Freiflächen trennen. E<strong>in</strong>e Unterscheidung<br />

der Belagarten untere<strong>in</strong>ander und<br />

gegen vegetationslose Flächen ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Oberflächenmaterialien unsicher.<br />

Digitale Farbluftbilder 1997<br />

Die TLU erwarb digitale Echtfarben-Luftbilder <strong>für</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen aus Bildflügen des Jahres 1997. Zum<br />

Zeitpunkt der Bearbeitung der Studie lagen sie nur<br />

z. T. <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen vor.<br />

• Es handelt sich dabei um entzerrte und<br />

georeferenzierte Rasterdaten (Orthophotos) im<br />

TIF-Format.<br />

• Die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens wird durch ca.<br />

16.900 Luftbildkacheln a 1 km² abgedeckt.<br />

•<br />

Die zugesagte (nicht durchgängig e<strong>in</strong>gehaltene)<br />

Lagegenauigkeit der Bildpunkte liegt bei 2 m, die<br />

Bodenauflösung beträgt 50 cm (25 cm <strong>für</strong> Oberzentren<br />

waren noch nicht geliefert). E<strong>in</strong> farbhomogener<br />

Bildpunkt bildet somit 50x50 cm der Realität<br />

ab, der Speicherbedarf je Luftbildkachel beträgt ca.<br />

12 Megabyte.<br />

• Im Gegensatz zu den o. g. analogen CIR-<br />

Luftbildern zeichnen sich die digitalen Farbluftbilder<br />

durch e<strong>in</strong> senkrechte Parallelprojektion<br />

aus, sie s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> geometrischer H<strong>in</strong>sicht mit<br />

e<strong>in</strong>er Karte zu vergleichen. Auch wenn die Bildkacheln<br />

e<strong>in</strong>e Überdeckung aufwiesen, könnten<br />

sie nicht stereoskopisch ausgewertet werden.<br />

• Durch die Abbildung der Oberfläche aus nur<br />

e<strong>in</strong>er Perspektive kommt es <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

Hochbauten zu toten W<strong>in</strong>keln, die dem Betrachter<br />

verborgen bleiben (Bild 7, TLU-Gebäude,<br />

Bildmitte).<br />

• Gegenüber den analogen CIR-Luftbilder weisen<br />

sie den Vorteil auf, dass auch beschattete Flächen<br />

noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkter Weise ausgewertet<br />

werden können.<br />

• Auch dieses Bildmaterial lässt e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />

nach Belagarten nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkter<br />

Weise zu.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

• Als Maßstab zur Interpretation am Bildschirm<br />

bietet sich der Bereich zwischen 1 : 10.000 (Übersicht)<br />

bis 1 : 1.000 (Detail) an. Mit größerem<br />

Maßstab nimmt die „Körnung“ des Bildes zu und<br />

die Differenzierbarkeit der Luftbild<strong>in</strong>formation<br />

ab.<br />

Bild 7: Farbluftbild (Orthophoto), Gewerbegebiet<br />

Jena-Göschwitz mit TLU<br />

5.1.4. Datenauswertung zur Flächennutzung<br />

und -versiegelung<br />

Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen<br />

Nutzung<br />

Aus Tabelle 14 gehen die Kategorien der Flächenerhebung<br />

nach Art der tatsächlichen Nutzung<br />

hervor. Die Werte <strong>für</strong> Gebäude- u. zugehörige Freiflächen,<br />

Betriebsflächen, Erholungsflächen und<br />

Friedhofsflächen bilden <strong>in</strong> ihrer Summe die Siedlungsfläche.<br />

Zusammen mit den Werten der Verkehrsflächen<br />

ergibt sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

(SuV). Die SuV kann als Maß <strong>für</strong> die<br />

Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme verstanden werden,<br />

welche mit <strong>Flächenversiegelung</strong>en verbunden ist.<br />

• Der absolute Zuwachs der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme<br />

im Beobachtungszeitraum verteilt sich<br />

im Verhältnis 1:4 auf Verkehrs- und Siedlungsflächen<br />

und bedeutet e<strong>in</strong>e tägliche Zunahme der<br />

SuV um >6 ha. Der prozentuale Zuwachs von<br />

0,54 % <strong>in</strong> 4 Jahren entspricht dem Zuwachs <strong>in</strong><br />

den alten Bundesländern im Beobachtungszeitraum<br />

12/1988 (12,2 %) bis 12/1992 (12,7 %)<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

39


40<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

• Für 1992 entspricht der SuV-Flächenanteil von<br />

7,9 % (ohne Abbauflächen) dem Mittelwert der<br />

neuen Bundesländer. Im Vergleich zu den alten<br />

Bundesländern liegt SuV-Flächenanteil Thür<strong>in</strong>gens<br />

etwa auf dem Niveau Bayerns (9,1 %).<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

• Dem Zuwachs der SuV von 8.774 ha <strong>in</strong> 4 Jahren<br />

steht e<strong>in</strong> Verlust an landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche von 6.354 ha gegenüber. Die Flächen<br />

anderer Nutzung nahmen um 3.359 ha ab,<br />

dieser Wert ist mit e<strong>in</strong>iger Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

auf une<strong>in</strong>heitliche Kategorisierungen <strong>in</strong> den Liegenschaftskatastern<br />

der Jahre 1992 bzw. 1996<br />

und auf die Umwidmung ehemaliger militärischer<br />

Liegenschaften zurückzuführen.<br />

Tab. 13: Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung 14 . Auswertung nach Hauptkategorien, Siedlungs-<br />

und Verkehrsflächen (SuV) und Flächenzuwachs 1992 -1996<br />

31.12.1992 31.12.1996 Zuwachs<br />

[ha] [%] [ha] [%] [ha] [%]<br />

Gebäude- und<br />

/Freiflächen<br />

59.057 3,65 65.539 4,05 6.482 0,40<br />

+ Betriebsfläche 4.845 0,30 5.177 0,32 332 0,02<br />

- Abbaufläche a) 4.800 0,30 b) 4.610 0,29 -190 -0,01<br />

+ Erholungsfläche 5.763 0,36 6.035 0,37 272 0,01<br />

+ Friedhofsfläche 1.194 0,07 1.183 0,07 -11 0,00<br />

= Siedlungsfläche 66.059 4,08 73.324 4,53 7.265 0,45<br />

+ Verkehrsfläche 61.532 3,80 63.231 3,91 1.699 0,11<br />

= SuV <strong>in</strong>klusive Abbauflächen<br />

132.391 8,18 141.165 8,73 8.774 0,54<br />

= SuV ohne Abbauflächen<br />

c)<br />

127.591 7,89 136.555 8,44 8.964 0,55<br />

Landwirtschaftsfläche 881.419 54,49 875.063 54,10 -6.356 -0,39<br />

Waldfläche 514.564 31,81 515.298 31,86 734 0,05<br />

Wasserfläche 19.400 1,20 19.219 1,19 -181 -0,01<br />

Andere Nutzung (ohne<br />

Friedhof)<br />

69.771 4,31 66.412 4,11 -3.359 -0,21<br />

THÜRINGEN 1.617.545 1.617.158 -387 -0,02<br />

a) Quelle: Statistisches Jahrbuch 15<br />

b) Quelle: Mitteilung Thür<strong>in</strong>ger Landesvermessungsamt, Stand 31.12.1997<br />

c) Die Angaben der SuV s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Statistischen Jahrbüchern ohne Abbauflächen ausgewiesen<br />

Projektion des SuV-Zuwachses<br />

Hochrechnungen auf der Basis e<strong>in</strong>es nur 4-jährigen<br />

Zeit<strong>in</strong>tervalls s<strong>in</strong>d statistisch natürlich nicht haltbar!<br />

Überdies ist zu erwarten, dass die Flächennutzungsentwicklung<br />

nicht l<strong>in</strong>ear verläuft, vielmehr ist<br />

<strong>in</strong> Zukunft mit e<strong>in</strong>er zunehmenden Sättigung des<br />

Flächenbedarfes zu rechnen.<br />

Dennoch sollen hier rechnerische Projektionen<br />

angeführt werden, um die Dimension dieser sche<strong>in</strong>bar<br />

schleichenden Entwicklung zu veranschaulichen:<br />

• Bliebe der Zuwachs der SuV konstant auf<br />

2.200 ha/a, wäre die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens<br />

<strong>in</strong> 300 Jahren zu 50 % und <strong>in</strong> 670 Jahren zu<br />

14 Thür<strong>in</strong>ger Landesamt <strong>für</strong> Statistik, 1993+1997<br />

15 Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, 1993<br />

100 % durch potentiell versiegelte Flächen beansprucht.<br />

• Bliebe jedoch das Verhältnis zwischen Zuwachs<br />

und SuV konstant auf 1,66 %/a (2.200 ha/<br />

132.391 ha), gäbe es <strong>in</strong> weniger als 150 Jahren<br />

lediglich Siedlungs- und Verkehrsflächen im<br />

Freistaat Thür<strong>in</strong>gen.<br />

Diese beliebigen Rechenbeispiele verdeutlichen<br />

letztlich nur e<strong>in</strong>es: Die Ressource “Fläche” ist def<strong>in</strong>itiv<br />

endlich und wird derzeit zugunsten von SuV<br />

verbraucht. Dieser Tatsache kann nur durch e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Flächennutzung mit Blick auf den Erhalt<br />

der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes<br />

begegnet werden.


Ableitung der <strong>Flächenversiegelung</strong> aus den<br />

statistischen Flächennutzungsdaten<br />

Die Flächenerhebungen nach Art der tatsächlichen<br />

Nutzung ist <strong>für</strong> alle Bundesländer verb<strong>in</strong>dlich. Neben<br />

der Bestimmung der Nutzungsentwicklung<br />

bietet sich diese e<strong>in</strong>heitliche Datengrundlage außerdem<br />

<strong>für</strong> die Ableitung des Versiegelungsgrades<br />

bezogen auf die Kategorien der Flächenerhebung<br />

an. Es wurden zwei methodische Ansätze zur Ableitung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Basis der statistischen<br />

Flächennutzungsdaten, welche <strong>für</strong> Bayern<br />

bzw. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen entwickelt wurden, auf<br />

die Datenbasis Thür<strong>in</strong>gens angewandt. Insbesondere<br />

die NRW-Berechnungsvorgaben s<strong>in</strong>d außerordentlich<br />

umfangreich. Auf e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung<br />

der Verfahren muss daher verzichtet<br />

werden. Die Methoden sowie die Ergebnisse <strong>für</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen werden lediglich skizziert.<br />

A) BAYERN<br />

Im Auftrag des Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong><br />

Landesentwicklung und Umweltfragen wurde 1990<br />

das Gutachten „Flächennutzung, Flächennutzungswandel<br />

und <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Bayern“ 16<br />

erarbeitet.<br />

Methode<br />

• Die <strong>Flächenversiegelung</strong> von Gebäude-<br />

/Freiflächen wurde über Klassifizierung von homogenen<br />

Flächenbauste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> 15 Geme<strong>in</strong>den<br />

Bayerns durch Auswertung von Luftbildern bestimmt.<br />

• Die <strong>Flächenversiegelung</strong> von Verkehrsflächen<br />

wurde auf Grundlage von amtlichen- und Ressortstatistiken<br />

ergänzt.<br />

Ergebnisse <strong>für</strong> Bayern<br />

• Gebäude-/Freiflächen s<strong>in</strong>d zu ca. 52 % versiegelt.<br />

• Verkehrsflächen s<strong>in</strong>d zu ca. 27 % versiegelt.<br />

• Unter Berücksichtigung der z. T. sehr hohen<br />

Schwankungsbreiten <strong>in</strong>nerhalb der Flächenbauste<strong>in</strong>e<br />

und e<strong>in</strong>er schwachen Datengrundlage zu<br />

Verkehrsflächen wird e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />

Bayerns durch Gebäude-/Freiflächen + Verkehrsflächen<br />

auf 2,6-3,2 % geschätzt.<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

• Werden die Werte undifferenziert auf die statistischen<br />

Flächennutzungsdaten Thür<strong>in</strong>gens angewandt,<br />

dann war die Landesfläche 1992 zu<br />

16 Kreuz, D.; Wenng, S., 1990<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

ca. 2,8 % und 1996 zu ca. 3,1 % durch Gebäude-/Freiflächen<br />

+ Verkehrsflächen versiegelt!<br />

B) NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Im Auftrag des Instituts <strong>für</strong> Landes- und Stadtentwicklungsforschung<br />

des Landes NRW (ILS)<br />

wurde 1995 das Projekt „Stadtökologisch wertvolle<br />

Freiflächen <strong>in</strong> NRW“ 17 durchgeführt.<br />

Begriffserläuterungen<br />

• Freiflächen s<strong>in</strong>d vegetationstragende, unbebaute<br />

und unversiegelte Flächen (ohne Wasserflächen).<br />

• Das Verdichtungsmaß e<strong>in</strong>es Gebietes errechnet<br />

sich aus dem Verhältnis zwischen Siedlungs-<br />

/Verkehrsfläche, Wasserfläche und Gesamtfläche.<br />

• Die Verdichtungsabhängigkeit von Nutzungsarten<br />

ist dreistufig und berücksichtigt den<br />

räumlichen Kontext.<br />

Methode<br />

• Ermittlung e<strong>in</strong>es mittleren Freiflächenanteils <strong>für</strong><br />

die Nutzungsarten des Liegenschaftskatasters<br />

(tabellarisch).<br />

• Bestimmung der Verdichtungsabhängigkeit der<br />

Nutzungsarten (tabellarisch).<br />

• Berechnung des Verdichtungsmaßes <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Raume<strong>in</strong>heit (Formel).<br />

• Berechnung des verdichtungsorientierten, gebietsspezifischen<br />

Freiflächenanteils e<strong>in</strong>er Nutzungsart.<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

• Nach Anwendung des Verfahrens auf die Daten<br />

der statistischen Flächenerhebung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

resultieren <strong>Flächenversiegelung</strong>en von<br />

6,9 % <strong>für</strong> 1992 und 7,3 % <strong>für</strong> 1997 (Tab. 15).<br />

Tab. 14: Berechnung der versiegelten Fläche auf<br />

Basis der statistischen Flächennutzungsdaten<br />

nach Methode Chr. S<strong>in</strong>ger, 1995, NRW<br />

12/92 [%] 12/97 [%]<br />

Erfurt 16,21% 18,36%<br />

Gera 13,50% 14,57%<br />

Jena 17,37% 17,97%<br />

Suhl 12,96% 11,32%<br />

Weimar 17,73% 20,05%<br />

Thür<strong>in</strong>gen 6,92% 7,30%<br />

17 S<strong>in</strong>ger, Chr., 1995<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

41


42<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />

In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten zur<br />

Auswertung der Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />

(BNK) erläutert.<br />

Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation konnte im Rahmen<br />

der Luftbild<strong>in</strong>terpretation zur BNK als Ausprägungscode<br />

aufgenommen werden. Es wurde geprüft, <strong>in</strong><br />

welcher Qualität die Attributierung zu den kartierten<br />

Nutzungstypen vorliegt.<br />

Der Luftbild-Kartierschlüssel räumte den Bearbeitern<br />

<strong>für</strong> folgende Nutzungskategorien e<strong>in</strong>e<br />

Kennzeichnung des Versiegelungs<strong>in</strong>tensität als<br />

Ausprägungscode e<strong>in</strong> (vgl. Tab. 12 u. Anlage 2):<br />

• 8000 ff.- Anthropogen gestörte Standorte, Ver-<br />

und Entsorgungsfläche<br />

• 9000 ff.- Siedlung, Verkehr, Freizeit, Erholung<br />

Dem Kartierer standen drei Kategorisierungen der<br />

Versiegelungs<strong>in</strong>tensität zur Auswahl:<br />

• 010 - hohe Versiegelung<br />

• 020 - Teilversiegelung<br />

• 030 - ger<strong>in</strong>ge Versiegelung<br />

Nutzungstypen, welche potentiell versiegelt s<strong>in</strong>d,<br />

wurden mit den als versiegelt kartierten BNK-<br />

Flächen graphisch überlagert. Die Auswertung der<br />

Datenbestände führte zu der E<strong>in</strong>schätzung, dass<br />

• die 3 Bearbeitungsfirmen <strong>in</strong>nerhalb ihrer Bearbeitungsräume<br />

diese Option nicht durchgängig<br />

mit gleichbleibender Intensität verfolgt haben.<br />

• die qualitativen Unterschiede zwischen den<br />

Bearbeitungsfirmen signifikant s<strong>in</strong>d.<br />

Neben dem <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bilanzierung der Flächenversi egelung<br />

unzureichenden Differenzierungsgrad <strong>in</strong> nur<br />

3 Kategorien s<strong>in</strong>d die BNK-Datensätze h<strong>in</strong>sichtlich<br />

attributierter Versiegelung unvollständig. Dies<br />

zw<strong>in</strong>gt also zu e<strong>in</strong>er erneuten Interpretation der CIR-<br />

Luftbilder mit Bewertung der BNK-Flächentypen<br />

unter dem Versiegelungsa spekt<br />

5.1.5. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

<strong>für</strong> 1993/94<br />

Aus den vorangestellten Ausführungen geht hervor,<br />

dass e<strong>in</strong>e Anwendung der zwei verfügbaren Methoden<br />

zur Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf<br />

Basis der Geme<strong>in</strong>destatistiken zu sehr unterschiedlichen<br />

Ergebnissen <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen führen. Die Biotop-<br />

und Nutzungstypenkartierung (BNK) ist der<br />

e<strong>in</strong>zige Datenbestand, der gleichsam landesweit<br />

vorliegt, flächenkonkrete Daten be<strong>in</strong>haltet und Angaben<br />

zu deren Versiegelungssituation aufweist. Es<br />

wurde gezeigt, dass letztere Information <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> jedoch nicht<br />

ausreichend ist.<br />

Gleichwohl prädest<strong>in</strong>iert die hohe räumliche und<br />

<strong>in</strong>haltliche Auflösung den BNK-Datenbestand als<br />

Bezugsbasis <strong>für</strong> das gewählte Projektionsverfahren.<br />

Auswertung analoger CIR-Luftbilder<br />

Die Interpretation der als potentiell versiegelt erkannten<br />

Biotop-/Nutzungstypen wurde mit der Absicht<br />

verfolgt, die Raume<strong>in</strong>heiten der BNK unter<br />

dem Versiegelungsaspekt zu klassifizieren. Das<br />

Klassifikationsergebnis <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens<br />

diente der Extrapolation auf den Gesamtdatenbestand.<br />

Als Referenzflächen wurden 11 TK-10 - Ausschnitte<br />

gewählt. Die Schwerpunkte der Siedlungsentwicklung<br />

liegen entlang der Thür<strong>in</strong>ger Städteachse.<br />

Demzufolge wurde sich auf die städtischen Regionen<br />

Erfurt, Weimar und Jena konzentriert und Bereiche<br />

ländlicher Siedlungen <strong>in</strong> deren Umland e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Bei der Auswahl der Untersuchungsräume wurde<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e schwer fassbare Repräsentativität<br />

zusammenhängender Teilräume abgezielt sondern<br />

auf das Abdecken der siedlungsstrukturellen Vielfalt.<br />

Nur auf diese Weise schien es möglich, das<br />

Spektrum der potentiell versiegelten Flächen mit<br />

ausreichender Anzahl der jeweiligen Nutzungstypen<br />

zu erfassen.<br />

• Es wurde der Versiegelungsgrad nach 11 Klassen<br />

(0, 0


• Da Verkehrswege und Fließgewässer im Zuge<br />

der BN-Kartierung überwiegend nur l<strong>in</strong>ienhaft<br />

vorliegen, musste deren Versiegelungsanteil <strong>in</strong><br />

angrenzenden Flächene<strong>in</strong>heiten berücksichtigt<br />

werden. Von e<strong>in</strong>er Pufferung der Verkehrsl<strong>in</strong>ien<br />

und nachfolgendem Verschnitt mit der Flächenebene<br />

wurde Abstand genommen, da die L<strong>in</strong>ien<strong>in</strong>formationen<br />

sich auf das L<strong>in</strong>ien- und Flächencoverage<br />

verteilen und besonders <strong>in</strong>nerhalb<br />

geschlossener Bebauung zuweilen fehlen.<br />

Überdies wäre auch die Belegung der Pufferbreite<br />

recht willkürlich und führte u. U. zu e<strong>in</strong>em<br />

größeren Fehler <strong>in</strong> der Flächenbilanz. Da die<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er Projektion dienen sollten,<br />

müsste letztlich auch der Gesamtdatenbestand<br />

BNK an den L<strong>in</strong>ienelementen gepuffert werden.<br />

• Anschließend wurde die Attributtabelle der Flächenebene<br />

um e<strong>in</strong> Feld zur Aufnahme der Versiegelungsgrade<br />

erweitert und die Interpretationsergebnisse<br />

e<strong>in</strong>getragen.<br />

E<strong>in</strong>e Ergebnisdarstellung als Beispiel der o. g.<br />

Auswertung zum Versiegelungsgrad ist als Anlage<br />

4 angefügt. Es wird die TK10: M-32-47-Aa-1 (Erfurt-<br />

Zentrum) abgebildet. E<strong>in</strong>e Berechnung der Klassenmittelwerte<br />

18 ergibt <strong>für</strong> dieses Blatt e<strong>in</strong>en Versiegelungsgrad<br />

von 54,3 %. E<strong>in</strong>e theoretische Abweichung<br />

zwischen + 4,1 bis - 4,8 % 19 wäre möglich,<br />

wenn die tatsächliche Versiegelung <strong>für</strong> alle<br />

bewerteten Flächen an der oberen bzw. unteren<br />

Klassenschwelle lägen. Die tatsächliche Abweichung<br />

vom Klassenmittelwert nimmt mit wachsender<br />

Zahl e<strong>in</strong>gehender Werte ab.<br />

Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> durch<br />

Extrapolation<br />

Es wurden die Color-Infrarot-Luftbilder <strong>für</strong> die genannten<br />

Referenzflächen ausgewertet und ca.<br />

4.500 Nutzungstypen mit e<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad<br />

attributiert. Grundlage <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e anschließende Projektion<br />

der gewonnenen Daten auf den Gesamtdatenbestand<br />

BNK bildet die Ermittlung e<strong>in</strong>es <strong>für</strong> die<br />

Nutzungstypen spezifischen Versiegelungsgrades.<br />

Der Autor führte die Berechnung dieses Wertes<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung der Ausdehnung der E<strong>in</strong>zelflächen<br />

durch. Bei nur annähernder Normalverteilung<br />

der Werte sollte so vermieden werden, dass die<br />

Vielzahl der Kle<strong>in</strong>flächen zu stark <strong>in</strong>s Gewicht fallen.<br />

Die Ermittlung des typspezifischen, flächengewichteten<br />

Versiegelungsgrades erfolgte nach folgendem<br />

Schema:<br />

18 Bsp.: Versiegelungsgrad = 3 entspricht Versiegelung<br />

von 20 < 30%. Berechnung: Objektfläche x 0,25<br />

19 Bsp.: Versiegelungsgrad = 3: MIN = Objektfläche x 0,20;<br />

MAX = Objektfläche x 0,30<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

• Der Versiegelungsgrad wird zu e<strong>in</strong>em Faktor zur<br />

Flächenberechnung gewandelt: 0=0,<br />

1=0,5...10=9,5.<br />

• Die Versiegelungsfläche <strong>für</strong> jede Raume<strong>in</strong>heit<br />

wird errechnet.<br />

• Die Gesamtflächen-Summe der Flächentypen<br />

und die jeweilige Versiegelungsflächen-Summe<br />

werden ermittelt.<br />

• Das Verhältnis zwischen Versiegelungsflächen-<br />

Summe und Gesamtflächen-Summe e<strong>in</strong>es Biotop-/Nutzungstyps<br />

ergibt den typspezifischen,<br />

flächengewichteten Versiegelungsgrad.<br />

Die Anzahl der Nutzungstypen, denen e<strong>in</strong> spezifischer<br />

Versiegelungsgrad zugewiesen wurde, wird <strong>in</strong><br />

Abbildung 3 <strong>in</strong> ihrer Verteilung auf die 10 Klassen<br />

der Versiegelung dargestellt.<br />

Abb. 3: Verteilung der 82 potentiell versiegelten BNK-<br />

Nutzungstypen nach spezifischem Versiegelungsgrad<br />

Versiegelungsgrad<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

2<br />

Anzahl der Nutzungstypen<br />

0 5 10 15 20 25<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

Die spezifischen Versiegelungsgrade der Flächentypen<br />

dienen nun der Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 20 auf der Basis des Datenmaterials<br />

der BNK, welche die Landschaft der Jahre<br />

1993/1994 abbildet.<br />

20 Die Fläche des Biosphärenreservates Rhön geht nicht <strong>in</strong><br />

die Bilanz e<strong>in</strong>, die Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />

lag zum Abschluss der Studie noch nicht vor.<br />

10<br />

10<br />

10<br />

12<br />

22<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

43


44<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Die Daten liegen der TLU Jena gesplittet nach 4<br />

Teillosen (Nord, Mitte/West, Süd, Ost) vor, die Erfassungse<strong>in</strong>heiten<br />

wurden als Flächen-, L<strong>in</strong>ien- und<br />

Punkt-Coverages abgelegt. Für die Bilanzierung der<br />

Versiegelung wird die Flächenebene herangezogen.<br />

Für den Freistaat wurden <strong>in</strong>sgesamt 320.055 Flächen<br />

im Zuge der BNK attributiert. Der Hauptcode<br />

von 89.174 Flächen (27,9 %) zeigt e<strong>in</strong>e potentielle<br />

Versiegelung an. Die E<strong>in</strong>zelflächen werden durch<br />

Multiplikation ihres Areals mit den typspezifischen<br />

Versiegelungsgraden berechnet. Durch Addition der<br />

E<strong>in</strong>zelergebnisse ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtversiegelung Thür<strong>in</strong>gens 21 von 64.933 ha =<br />

4,13 % <strong>für</strong> 1993/94<br />

Tab. 15: Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und<br />

Verkehrsfläche (SuV) nach Kreisen/kreisfreien<br />

Städten<br />

Landkreis/kreisfreie<br />

Stadt<br />

VG SuV SuV/VG<br />

Altenburger Land 6,40% 11,62% 1,8<br />

Eichsfeld 3,30% 7,79% 2,4<br />

Gotha 4,40% 8,51% 1,9<br />

Greiz 5,14% 7,88% 1,5<br />

Hildburghausen 2,60% 7,38% 2,8<br />

Ilmkreis 3,84% 8,01% 2,1<br />

Kyffhäuser 3,03% 7,49% 2,5<br />

Nordhausen 4,44% 9,36% 2,1<br />

Saale-Holzland 3,87% 7,00% 1,8<br />

Saale-Orla 3,02% 6,13% 2,0<br />

Saalfeld-Rudolstadt 3,63% 7,14% 2,0<br />

Schmalkalden-<br />

Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen<br />

3,68% 7,99% 2,2<br />

Sömmerda 2,98% 7,31% 2,5<br />

Sonneberg 4,46% 5,86% 1,3<br />

Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich 3,39% 7,38% 2,2<br />

Wartburg 3,77% 6,77% 1,8<br />

Weimarer Land 3,62% 7,94% 2,2<br />

Stadt Gera 12,77% 21,08% 1,7<br />

Stadt Erfurt 12,39% 18,17% 1,4<br />

Stadt Jena 12,85% 21,47% 1,7<br />

Stadt Suhl 8,86% 16,67% 1,9<br />

Stadt Weimar 13,75% 22,57% 1,6<br />

Thür<strong>in</strong>gen 4,13% 8,18% 2,0<br />

Die Ermittlung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Teilräume<br />

Thür<strong>in</strong>gens wurde durch räumliches Splitten<br />

der BNK-Datensätze erreicht. Als Flächenbezug<br />

wurden die Landkreise und kreisfreien Städte gewählt.<br />

Zunächst wurden die 4 BNK-Losflächen mit<br />

den Landkreisgrenzen im GIS Arc/INFO verschnitten,<br />

durch Losgrenzen entstandene Landkreis-<br />

Teilflächen wurden anschließend zusammengefügt.<br />

21 ohne Rhön (488,9 km²)<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Für die Berechnung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> den<br />

Kreisen und kreisfreien Städten wurden die Flächenareale<br />

der digitalen Kreiskarte (1997) zugrunde<br />

gelegt. Die errechneten Werte s<strong>in</strong>d der Tabelle 16<br />

zu entnehmen und <strong>in</strong> der Anlage 5 graphisch dargestellt.<br />

E<strong>in</strong>ordnung des Projektionsergebnisses<br />

In Kapitel 5.1.4 wurden zwei Verfahren zur Abschätzung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf der Basis<br />

der geme<strong>in</strong>debezogenen Daten zur Flächenerhebung<br />

nach Art der tatsächlichen Nutzung vorgestellt.<br />

Die Hochrechnungen des bayerischen Gutachtens<br />

ergeben auf Thür<strong>in</strong>gen übertragen e<strong>in</strong>e Versiegelung<br />

von ca. 2,8 % durch Gebäude-/Freiflächen u.<br />

Verkehrsflächen <strong>für</strong> 1992. Die <strong>für</strong> NRW entwickelte<br />

Methode ergibt <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />

von 6,9 %.<br />

Die im Rahmen der Versiegelungsstudie <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

ermittelte <strong>Flächenversiegelung</strong> von 4,13 %<br />

bestätigt ke<strong>in</strong>en dieser Werte. Nach E<strong>in</strong>schätzung<br />

des Verfassers liegt die methodisch bed<strong>in</strong>gte Fehlertoleranz<br />

bei 0,5 bis 1%. Das Projektionsergebnis<br />

kann durch weiterführende Analysen u. U. präzisiert<br />

werden:<br />

• Erhöhung der Stichprobenmenge durch Interpretation<br />

weiterer Flächen anhand von CIR-<br />

Luftbildern.<br />

• Pufferung der L<strong>in</strong>ien<strong>in</strong>formation <strong>für</strong> Verkehrswege<br />

des ATKIS unter Erzeugung e<strong>in</strong>er Flächenebene.<br />

Durch anschließende Verschneidung<br />

mit der BNK-Flächenebene kann die Bewertung<br />

der typspezifischen Versiegelung verbessert<br />

werden.<br />

Die Ergebnisse <strong>für</strong> die Kreise und kreisfreien Städte<br />

zeichnen folgendes Bild.<br />

• Die Verteilung der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf<br />

Kreisebene weist die kreisfreien Städte als am<br />

stärksten versiegelt aus. Das Stadt-Umland-<br />

Verhältnis der kreisfreien Städte wirkt sich durch<br />

Berechnung des Versiegelungsgrades auf der<br />

Basis der adm<strong>in</strong>istrativen Grenzen aus. So kann<br />

aus dem höchsten Wert (Stadt Weimar,<br />

13,75 %) nicht zw<strong>in</strong>gend die höchste Versiegelungs<strong>in</strong>tensität<br />

der eigentlichen Siedlungsfläche<br />

geschlossen werden.<br />

• Unter den Landkreisen ist das Altenburger Land<br />

mit 6,4 % am <strong>in</strong>tensivsten versiegelt, offensichtlich<br />

liegt hier e<strong>in</strong>e Korrelation zu der höchsten<br />

E<strong>in</strong>wohnerdichte aller Landkreise vor.


• Lediglich die Landkreise Greiz, Sonneberg,<br />

Gotha und Nordhausen liegen leicht über dem<br />

Landesmittelwert.<br />

• Für 10 Kreise liegen die Werte im Bereich von 3<br />

bis 4 %.<br />

• Die Kreise Sömmerda und Hildburghausen s<strong>in</strong>d<br />

zu unter 3 % versiegelt und liegen damit deutlich<br />

unter dem Landesmittelwert.<br />

E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung der Ergebnisse aus der<br />

Versiegelungsbilanzierung (93/94) und den Siedlungs-<br />

und Verkehrsflächen der statistischen Flächenerhebung<br />

(12/92) zeigt ke<strong>in</strong>e engen Korrelationen<br />

auf (Tab. 16). Das SuV-VG-Verhältnis variiert<br />

zwischen 1,3 und 2,8 bei e<strong>in</strong>em Mittelwert von 2,0.<br />

Dies kann nur z. T. durch e<strong>in</strong>en Flächennutzungswandel<br />

im Zeitraum 12/92 bis 93/94 erklärt werden.<br />

Weitere Gründe dürften une<strong>in</strong>heitliche E<strong>in</strong>ordnungen<br />

der Flächennutzungen <strong>in</strong> den Liegenschaftskatastern<br />

und unterschiedliche Belegungsgrade ausgewiesener<br />

Gewerbe- und Wohnbaugebiete darstellen.<br />

Es kann gefolgert werden, dass sich aus der SuV der<br />

Anteil versiegelter Flächen nur tendenziell ableiten<br />

lässt, sie kann ke<strong>in</strong>e flächenkonkrete Erhebung zum<br />

Versiegelungsgrad ersetzen.<br />

5.1.6. Ermittlung der Versiegelungstendenz<br />

Auswertung digitaler Farbluftbilder (1997)<br />

Die E<strong>in</strong>beziehung der digitalen Orthophotos diente<br />

zwei Zielstellungen.<br />

Da die Bilddaten zu diesem Zeitpunkt durch die<br />

TLU erworben wurden, sollten sie e<strong>in</strong>em Praxistest<br />

unterzogen werden. Es wurde geprüft, welche Vor-<br />

und Nachteile sich gegenüber der Auswertung<br />

analoger Bilddaten ergeben. Es erfolgte e<strong>in</strong>e Testkartierung<br />

zu den Siedlungsstrukturtypen im Stadtgebiet<br />

von Erfurt. Auf e<strong>in</strong>e weiterführende Darstellung<br />

dieser Auswertungen wird an dieser Stelle<br />

verzichtet (vgl. Kap. 5.3).<br />

Das wesentliche Ziel war die Erfassung der Versiegelungs<strong>in</strong>tensität<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Teilraum Thür<strong>in</strong>gens <strong>für</strong><br />

das Bildflugjahr 1997. Der Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

gegenüber 1993/94 wurde ermittelt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> sollte geprüft werden, ob sich dieser Wert<br />

durch e<strong>in</strong>e äquivalente Zunahme der Siedlungs-<br />

und Verkehrsflächen ausdrückt.<br />

• Entgegen der zuvor dargestellten CIR-<br />

Luftbildauswertung wurden dazu nicht TK 10 -<br />

Ausschnitte der BNK gewählt, sondern das<br />

Testgebiet Stadt Erfurt auf den Basisgeometrien<br />

des ATKIS bewertet. Diese Bezugsdaten wurden<br />

gewählt, da die ATKIS-Daten den Vorteil<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

bieten, dass <strong>in</strong>frastrukturelle L<strong>in</strong>ienelemente<br />

weitaus vollständiger vorliegen und z. T. durch<br />

Angaben zur Objektbreite angereichert s<strong>in</strong>d.<br />

Somit konnten diese L<strong>in</strong>ien gepuffert werden<br />

und als Flächenebene mit dem Flächencoverage<br />

räumlich verschnitten werden.<br />

• Soweit notwendig, wurden fehlende, versiegelungsrelevante<br />

Objekte (Autobahnneubau u. a.)<br />

<strong>in</strong> die ATKIS-Kopie digitalisiert.<br />

• Zur Auswertung kamen 310 Echtfarben-<br />

Luftbildkacheln <strong>für</strong> die kreisfreie Stadt Erfurt, ca.<br />

6.700 ATKIS-Raume<strong>in</strong>heiten wurden bewertet<br />

und rd. 3.800 mit e<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad<br />

attributiert.<br />

• Die Auswertung erfolgte analog zu der CIR-<br />

Luftbildauswertung nach 11 Versiegelungsklassen.<br />

Die Berechnung des Versiegelungsgrades<br />

erfolgte über die Klassenmittelwerte.<br />

Der Versiegelungsgrad der kreisfreien Stadt Erfurt<br />

beträgt 12,9 % (1997)<br />

Flächennutzungs- und Versiegelungstendenz<br />

E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung dieses Ergebnisses <strong>für</strong><br />

1997 mit dem auf der Grundlage der analogen<br />

Luftbilder (1993) gewonnenen Wertes führt zu e<strong>in</strong>em<br />

Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong> von 0,5 %<br />

<strong>in</strong> 4 Jahren <strong>für</strong> die Stadt Erfurt.<br />

E<strong>in</strong>em Versiegelungsgrad von 12, 4 % im Jahr 1993<br />

stehen 12,9 % <strong>für</strong> 1997 gegenüber. E<strong>in</strong>e graphische<br />

Darstellung dieser Auswertungsergebnisse <strong>für</strong><br />

1997 ist der Anlage 6 zu entnehmen.<br />

Durch Gegenüberstellung der Ergebnisse der Erhebungen<br />

zur <strong>Flächenversiegelung</strong> und den Werten<br />

<strong>für</strong> die Siedlungs- und Verkehrsflächen wird deutlich,<br />

dass die SuV nur tendenzielle Rückschlüsse<br />

auf den Grad der Versiegelung zulässt.<br />

Aus Tabelle 17 ist e<strong>in</strong> relativ konstantes Verhältnis<br />

zwischen Versiegelungsgrad und SuV zu entnehmen.<br />

Wird jedoch die Differenz im Zeitraum 1993<br />

bis 1997 betrachtet, zeigt sich, dass die Neuversiegelung<br />

unverhältnismäßig ger<strong>in</strong>ger ist als der Zuwachs<br />

der SuV. Es wird angenommen, dass die<br />

Diskrepanz teils auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Versiegelung<br />

der neuen SuV-Flächen und teils auf unvollständige<br />

Belegung neu ausgewiesener Gewerbe- und<br />

Wohnbauflächen zurückzuführen ist (rd. 65 % des<br />

SuV-Zuwachses entfielen <strong>in</strong> Erfurt auf Gebäude<br />

und zugehörige Freiflächen).<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

45


46<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Tab. 16: Verhältnis zwischen Versiegelungsgrad (VG)<br />

und Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) am<br />

Beispiel der Stadt Erfurt<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

VG SuV SuV/VG VG/SuV<br />

12,4 % a 21,1 % b 1,70 58,8 %<br />

12,9 % c 23,9 % d 1,85 54,0 %<br />

Differenz 0,5 % 2,8 % 5,64 17,7 %<br />

a VG 12/92; b SuV 1993; c VG 12/96; d SuV 1997<br />

• Demnach ist es nicht statthaft, aus e<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen<br />

auf den Grad der Neuversiegelung zu<br />

schließen!<br />

Der Zuwachs der <strong>Flächenversiegelung</strong> kann nur<br />

durch e<strong>in</strong>e gezielte Untersuchung der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten<br />

Zeitraum vollzogenen Nutzungsänderungen<br />

oder durch e<strong>in</strong> Flächenmonitor<strong>in</strong>g <strong>für</strong> def<strong>in</strong>ierte Untersuchungsräume<br />

ermittelt werden. Aus dem Zuwachs<br />

der Siedlungs- und Verkehrsflächen kann nur<br />

sehr e<strong>in</strong>geschränkt auf die Entwicklung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

geschlossen werden.<br />

5.2. GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung<br />

Im März 1998 wurde durch die TLU Jena der Auftrag<br />

vergeben, die Bodenbeanspruchung durch<br />

Flächennutzungen unter dem Aspekt der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

zu untersuchen. Die Ausarbeitung war<br />

e<strong>in</strong>e erste Anwendung der <strong>in</strong> Kapitel 5.1 dargestellten<br />

Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />

5.2.1. Analyseziel und Methode<br />

Die Böden entwickeln sich aus verschiedenen Ausgangsgeste<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>sbesondere unter dem E<strong>in</strong>fluss<br />

des Klimas und der Vegetation durch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

bodenbildender Prozesse. Da die Ausgangs- und<br />

Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen unterschiedlich s<strong>in</strong>d,<br />

unterscheiden sich auch die Böden. Sie s<strong>in</strong>d Resultat<br />

und Bestandteil des ökosystemaren Wirkungsgefüges.<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er Funktionen als Lebensraum,<br />

Puffer und Grundlage der Nahrungsmittelproduktion<br />

stellt der Boden e<strong>in</strong> besonderes Schutzgut<br />

dar.<br />

Durch <strong>Flächenversiegelung</strong> werden die Funktionen<br />

e<strong>in</strong>geschränkt oder gehen verloren. In den überwiegenden<br />

Fällen geht der ursprüngliche Boden<br />

teilweise oder vollständig verloren.<br />

Ziel der Analyse war es, die Beanspruchung der<br />

Böden Thür<strong>in</strong>gens durch Flächennutzungen unter<br />

dem Aspekt der Versiegelung zu bilanzieren.<br />

• Die Ergebnisse sollten sich auf die Fläche des<br />

Freistaates beziehen und nach Landkreisen/kreisfreien<br />

Städten differenziert werden.<br />

• Es wurde angestrebt, die Böden selbst, ihre<br />

Vergesellschaftungen und nach ausgewählten<br />

Aspekten ihrer Nutzungsfunktion und besonderer<br />

Schutzwürdigkeit zu differenzieren. Aus den<br />

vorliegenden Daten konnten die Ertragsfähigkeit<br />

und die naturräumliche Lage abgeleitet werden.<br />

Für die Untersuchungen wurde auf digitale Karten<br />

zur Flächennutzung/Versiegelung und Bodenverbreitung<br />

zurückgegriffen.<br />

Die räumliche Überlagerung und Verschneidung der<br />

Raumdaten sowie die Aufbereitung und Auswertung<br />

der Attributtabellen erfolgte im wesentlichen über<br />

das GIS Arc/INFO.<br />

Arbeitsschritte<br />

• Komprimierung der Flächennutzungsdaten und<br />

Erweiterung durch e<strong>in</strong> Attribut zum Versiegelungsgrad.<br />

• Zuschnitt der Bodendaten auf die Landesfläche.<br />

• Räumliche Verschneidung der beiden Flächenebenen.<br />

• Ergänzung der erzeugten Karte durch Items zur<br />

Aufnahme weiterer Attribute und Berechnung<br />

der versiegelten Areale aus dem Versiegelungsgrad.<br />

• Auswertung der Datenbank und Attributierung<br />

nach Bodentyp/-vergesellschaftung, hohem Ertragspotential<br />

und Auenlage.<br />

• Zuschnitt auf Kreise/kreisfreie Städte, Auswertung<br />

und Aufbereitung der Ergebnisse.<br />

5.2.2. Informationsquellen<br />

Verwendung fanden digitale Karten zur Bodenverbreitung<br />

und Flächennutzung. Durch Komb<strong>in</strong>ation<br />

der Boden- und Flächennutzungsdaten <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em spezifischen Versiegelungsgrad<br />

der Nutzungstypen konnten bodenspezifische<br />

Versiegelungsgrade ermittelt werden.


Boden<br />

Vom Landesamt <strong>für</strong> Geologie wurde die digitale<br />

Bodenübersichtskarte (BÜK 100) bereitgestellt:<br />

• Die Inhalte wurden aus den Kartenblättern der<br />

mittlelmaßstäbigen landwirtschaftlichen Standortkartierung<br />

(MMK), geologischen und topographischen<br />

Karten abgeleitet, der Aufnahmemaßstab<br />

ist 1:25.000.<br />

• Die BÜK 100 ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er Generalisierung<br />

auf den Maßstab von 1:100.000.<br />

• Der Kartenzuschnitt erfolgte auf Bezirksebene<br />

der DDR. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d der heutige<br />

Landkreis Altenburger Land (ehem. Bezirk Leipzig)<br />

und der ehemalige Landkreis Artern (ehem.<br />

Bezirk Halle) nicht erfasst!<br />

• Teilräume der Landkreise Eichsfeld und Nordhausen<br />

fehlen.<br />

Tab. 17: Auszug aus der Attributtabelle der Bodenübersichtskarte BÜK 100<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

• Darüber h<strong>in</strong>aus wurden e<strong>in</strong>zelne Geme<strong>in</strong>den im<br />

ehemaligen Bezirk Gera kartiert, die heute Gebiet<br />

des Freistaates Sachsen s<strong>in</strong>d.<br />

• Die Landesfläche Thür<strong>in</strong>gens beträgt 16.171,55<br />

km², 14.472,01 km² s<strong>in</strong>d durch die Bodenübersichtskarte<br />

erfasst.<br />

• Es wurden ca. 20.000 Flächene<strong>in</strong>heiten gebildet.<br />

• Die Arc/INFO – Flächenebene der BÜK 100<br />

wird <strong>in</strong>haltlich über e<strong>in</strong>e Referenzdatei nach 81<br />

Leitbodenformen differenziert. Die Flächen werden<br />

durch 25 weitere Attribute gekennzeichnet<br />

(Tab. 18, Auszug).<br />

BODLEG_ID 41<br />

LEITBOFO Lehm, ste<strong>in</strong>ig (Zechste<strong>in</strong>)<br />

LEITBOFOSY k3<br />

SRTBEZ Berglehm-Rendz<strong>in</strong>a und Braunerde/Parabraunerde im Zechste<strong>in</strong>gebiet<br />

LBOFOBEZ<br />

Pararendz<strong>in</strong>a, Braunerde-Pararendz<strong>in</strong>a, Rendz<strong>in</strong>a und Braunerde-Rendz<strong>in</strong>a aus kalkig-mergeligen<br />

Substraten des Zechste<strong>in</strong>s<br />

LBOFOBEZSY Rn, B-R, Zn, B-Z<br />

GEOMORPH mäßig bis ger<strong>in</strong>g geneigte Hanglagen<br />

GEOLEINH Zechste<strong>in</strong> (z);<br />

GRUNDWAS ohne<br />

NUTZUNG vorwiegend Ackerflächen<br />

BOPROFIL<br />

Lehm, (toniger Lehm), schwach bis mäßig ste<strong>in</strong>ig, selten stark ste<strong>in</strong>ig, mitunter auch<br />

ste<strong>in</strong>frei, bis 20...40cm humos<br />

BOFORMEN<br />

Lehm – Rendz<strong>in</strong>a, Kalklehm – Braunerde; (Lehm – Rendz<strong>in</strong>a über Geste<strong>in</strong>, Fels –<br />

Rendz<strong>in</strong>a, Lehmkerf – Rendz<strong>in</strong>a)<br />

MELIOR<br />

Eignung <strong>für</strong> Zusatzwasser teilweise vorhanden; Entste<strong>in</strong>ung auf entsprechenden<br />

Standorten notwendig<br />

lediglich <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbereichen mit ste<strong>in</strong>iger Krume oder stärkerer Hangneigung e<strong>in</strong>ge-<br />

ANBAUEIG schränkte Anbaueignung (Kartoffeln); im Durchschnitt mittlere, teilweise auch hohe<br />

Ertragspotenz und Ertragssicherheit<br />

BESONDER Anschluss an k 3g, t 4, lloe<br />

Flächennutzung und <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

• Als Flächennutzungsebene fanden die bereits <strong>in</strong><br />

Kapitel 5.1.3 vorgestellten Daten der Biotop-<br />

und Nutzungstypenkartierung <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

(BNK) erneute Verwendung.<br />

• Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation resultiert aus der<br />

<strong>in</strong> Kapitel 5.1. erläuterten Auswertung analoger<br />

CIR-Luftbilder mit anschließender Ermittlung e<strong>in</strong>es<br />

typspezifischen Versiegelungsgrades.<br />

• Die Fläche des Freistaates wurde durch 4 digitale<br />

Karten (Lose) der BNK im Arc/ INFO-<br />

Format mit Ausnahme des Biosphärenreservates<br />

Rhön abgedeckt. Für die Analyse wurden<br />

die rd. 320.000 Datensätze umfassenden Flächencoverages<br />

genutzt.<br />

• Die BNK wurde auf der Grundlage von Luftbildern<br />

der Jahre 1993/94 durchgeführt. Demnach<br />

ist auch die aus ihr abgeleitete <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

<strong>für</strong> diesen Zeitraum gültig.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

47


48<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

5.2.3. GIS-gestützte Datentransformation<br />

Die GIS-gestützten Transformationen und Auswertungen<br />

der Informationsebenen werden entsprechend<br />

der skizzierten Arbeitsschritte erläutert.<br />

Die 4 Teilkarten der BNK werden nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> zusammenhängendes<br />

Coverage überführt, da der<br />

Datenumfang e<strong>in</strong>er Gesamtkarte zu groß würde.<br />

Die nachfolgend aufgeführten GIS-Operationen<br />

erfolgten entsprechend zunächst <strong>für</strong> 4 Teilgebiete<br />

Thür<strong>in</strong>gens.<br />

Reduzierung der BNK-Datensätze<br />

Die weitere Verarbeitung der BNK-Flächenebene<br />

wurde durch Zusammenfassen benachbarter Flächen<br />

um 43 % auf ca. 183.000 Objekte verr<strong>in</strong>gert.<br />

Die Transformation wurde <strong>für</strong> Flächen mit identischem<br />

Hauptcode durchgeführt. Der Hauptcode ist<br />

die höchste BNK-Typkategorie und ist im Feld ‚typpoli‘<br />

abgelegt<br />

- arc: dissolve f-losx cirx typpoli<br />

Ergänzung um das Attribut typspezifischer Versiegelungsgrad<br />

Im Rahmen der <strong>in</strong> Kap. 5.1 vorgestellten Studie<br />

wurden die ermittelten typspezifischen Versiegelungsgrade<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Verknüpfung im ArcView-GIS<br />

als dbf–Referenztabelle abgelegt. Die Tabelle wird<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Info-Datei überführt und die Feldeigenschaften<br />

den erzeugten cirx-coverages angepasst.<br />

- arc: dbase<strong>in</strong>fo geslist.dbf vers.db<br />

- arc: tables↵ sel vers.db↵ alter vers.db: typpoli...4 4 C, vgrad...8<br />

2 F 0<br />

Anschließend werden die BNK-Attributtabellen und<br />

die erzeugte Referenztabelle über das geme<strong>in</strong>same<br />

‚typpoli‘-Feld verbunden:<br />

- arc: jo<strong>in</strong>item cirx.pat vers.db cir.pat typpoli typpoli<br />

Löschen von Flächen außerhalb Thür<strong>in</strong>gens <strong>in</strong><br />

BÜK 100<br />

Um außerhalb Thür<strong>in</strong>gens liegende Flächen zu<br />

löschen, wurde die BÜK 100 mit e<strong>in</strong>er digitalen<br />

Landkreiskarte überlagert, ausgeschnitten und als<br />

bodclip abgelegt.<br />

- arc: clip bod_ges kgr98 bodclip<br />

Verschneidung der BNK mit der BÜK 100<br />

Durch räumliche Verschneidung wurden die BNK-<br />

Polygone durch die sie überlagernden Boden-<br />

Polygone <strong>in</strong> Teilflächen zerlegt. Die Attribute wurden<br />

<strong>für</strong> die erzeugten Flächen komb<strong>in</strong>iert. Durch<br />

das Verschneiden erhöht sich die Objektzahl um<br />

114% auf rd. 390.000 Flächen.<br />

- arc: identity cirx bodclip cirxbod<br />

Erweiterung der Attributtabellen<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Der Attributtabelle der komb<strong>in</strong>ierten BNK-Bodenkarte<br />

werden anschließend 5 Items zur Aufnahme<br />

weiterer Information h<strong>in</strong>zugefügt.<br />

- arc: additem V-Area 8 18 F 5, ...bodtyp_ges 30 30 C,<br />

...ertrag 2 2 I, ...cir 2 2 I, ...aue 2 2 I<br />

Berechnung des versiegelten Areals<br />

Das Feld ‘V-Grad’ be<strong>in</strong>haltet den typspezifischen<br />

Versiegelungsgrad. Er kann die Werte 0 bis 10<br />

annehmen. Um den Anteil versiegelter Fläche an<br />

der Objektfläche zu berechnen werden alle Objekte<br />

ausgewählt die e<strong>in</strong>en Versiegelungsgrad > 0 aufweisen.<br />

- arc: tables↵ sel cirxbod↵ resel v-grad > 0<br />

Die Berechnung des Versiegelungsareals erfolgt<br />

anschließend über die Klassenmittelwerte der Versiegelungsgrade.<br />

- calculate v-area = v-grad x area x 0.1 – area x 0.05<br />

Auswertung nach dem Aspekt „Bodentyp/vergesellschaftung“<br />

Die 81 Leitbodenformen wurden <strong>in</strong> 17 Kategorien<br />

überführt, die konkreten Zuordnungen s<strong>in</strong>d der<br />

Tabelle 19 zu entnehmen.<br />

Tab. 18: Bodentypen und -vergesellschaftungen aus<br />

Zuweisung von Leitbodenformen der BÜK<br />

100<br />

Bodentyp/-<br />

Leitbodenformen der<br />

vergesellschaftung BÜK 100<br />

Parabraunerde-<br />

Tschernosem-Ges.<br />

loe2, loe3, loe4, loe4k<br />

Braunerde-<br />

Parabraunerde-Ges.<br />

loe6, loe6s<br />

b1, ds3, ds31, g1, lg1,<br />

Braunerde<br />

lg2, lg3, lg4, m, p1, r1,<br />

s1, s4<br />

Braunerde-Podsol-<br />

Ranker-Ges.<br />

b2, ds4, r2, s2<br />

Podsol g2, p2<br />

Rendz<strong>in</strong>a k3g, k4, k5, tk, tkg<br />

Pararendz<strong>in</strong>a dm2, ds2, hk<br />

Rendz<strong>in</strong>a-Pararenz<strong>in</strong>a-<br />

Braunerde-Ges.<br />

k2 ,k3 ,k4z, lloe, t3g<br />

Pelosol t2, t3, t4<br />

Tschernitza ds5, ds6, h1a<br />

Auenbraunerde<br />

h21, h22, h2l, h2s, h2t,<br />

h31, h32, h3l, h3s, h3t<br />

Moore hm3<br />

Gleye<br />

h1g ,h1t, h4 , h4s, h4t,<br />

h5, hm1, hm2<br />

Pseudogley<br />

b3, dm3, 'ds32, g3, lg5,<br />

lgloe, loe5, r3, s3<br />

Kolluvium loe1h, t1h<br />

Auftragsboden Halde


• 55 Ausprägungen konnten, der Nomenklatur der<br />

Bodenkundlichen Kartieranleitung 22 folgend, den<br />

10 Bodentypen Tschernosem, Braunerde, Podsol,<br />

Rendz<strong>in</strong>a, Pararendz<strong>in</strong>a, Pelosol, Tschernitza,<br />

Auenbraunerde (=Autochtone Vega),<br />

Pseudogley und Auftragsboden zugeordnet werden.<br />

• 6 Leitbodenformen wurden diesen Typen zugeordnet,<br />

wenn genetisch verwandte Bodentypen<br />

nur untergeordnet e<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d (z. B.<br />

Regosol, Auenpararendz<strong>in</strong>a zu Pararendz<strong>in</strong>a,<br />

Gley-Tschernosem zu Tschernitza).<br />

• Der Bodentyp Kolluvium umfasst lediglich 2<br />

Ausprägungen, die weitere Bodentypen wie<br />

Gley-Tschernosem untergeordnet be<strong>in</strong>halten.<br />

• Der Klasse Moore ist e<strong>in</strong>e Ausprägung zugeordnet,<br />

die Typen Hoch- und Übergangsmoor<br />

und untergeordnet Anmoor- und Moorgleye umfassen.<br />

• Den klassenübergreifenden Vergesellschaftungen<br />

Parabraunerde/Tschernosem,<br />

Braunerde/Podsol/Ranker, Rendz<strong>in</strong>a/Pararendz<strong>in</strong>a/Braunerde<br />

werden 13 Leitbodenformen<br />

zugeordnet, die vorkommenden Leitbodenformen<br />

bilden genetische Übergänge und<br />

können ke<strong>in</strong>em Bodentyp e<strong>in</strong>deutig zugewiesen<br />

werden.<br />

• Die Bodengesellschaften Parabraunerde/<br />

Braunerde und Gleye be<strong>in</strong>halten verwandte Bodentypen<br />

e<strong>in</strong>er Klasse. Ihnen werden 10 Ausprägungen<br />

zugewiesen.<br />

- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />

- resel typ = ‚dm1‘ or typ = ‚ds1‘ or typ = ‚k1‘ or typ = ‚loe1‘<br />

or typ = ‚loe7‘ or typ = ‚t1‘↵<br />

- calculate Bodtyp-Ges = ‚Tschernosem‘↵ asel ...<br />

Auswertung nach Aspekt „Ertragspotential“<br />

Ausgehend von den Beschreibungen im Feld „Anbaueignung“<br />

wurden 12 Leitbodenformen mit kaum<br />

e<strong>in</strong>geschränkter ackerbaulicher Eignung und<br />

gleichzeitig hohem Ertragspotential selektiert, sie<br />

umfassen die landwirtschaftlich wertvollsten Böden.<br />

- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />

- resel typ = 'dm1' or typ = 'ds1' or typ = 'k1' or typ = 'lloe'<br />

or or typ = 'loe1' typ = 'loe2' or typ = 'loe3' or typ = 'loe4'<br />

or typ = 'loe6' or typ = 'loe7' or typ = 't1' or typ = 't1h'<br />

- calculate ertrag = 11<br />

22 AG Bodenkunde, 1982<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Auswertung nach Aspekt „Auenlage“<br />

Neben der Betroffenheit der besonders ertragreichen<br />

Böden Thür<strong>in</strong>gens s<strong>in</strong>d Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

von besonderem Interesse.<br />

Es handelt sich um Räume bevorzugter Siedlungstätigkeit,<br />

e<strong>in</strong> relativ hoher Versiegelungsgrad<br />

kann erwartet werden. Es wurden die geomorphologischen<br />

Beschreibungen ausgewertet.<br />

- arc: tables↵ sel cirxbod↵<br />

- res typ = 'ds1' or typ = 'ds5' or typ = 'ds6' or typ = 'hk' or<br />

typ = 'hm1' or typ = 'loe7' or typ = 'h1a' or typ = 'h1g' or<br />

typ > 'h2a' and typ < 'h34'<br />

- calculate aue = 1<br />

Zuschnitt der Karten auf Landkreise und kreisfreie<br />

Städte<br />

Die erzeugten digitalen Karten wurden durch Verschneiden<br />

mit e<strong>in</strong>er digitalen Kreiskarte nach Landkreisen<br />

und kreisfreien Städten gesplittet.<br />

- arc: tables↵ sel kreis98↵ resel stadt_name > ,a’↵ calculate<br />

kreis_name = ,stadt_name’<br />

- arc: split cirxbod kreis98 kreis_name poly 0.00001↵<br />

UH↵ Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich-Kreis ...<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

49


50<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

5.2.4. Auswertungsergebnisse<br />

Bodenverbreitung (Land)<br />

Die nach 17 Bodentypen/-vergesellschaftungen<br />

zusammengefaßten Leitbodenformen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4 nach ihrer Verbreitung <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen aufgetragen. Die Braunerden nehmen<br />

zusammen mit den Rendz<strong>in</strong>en rd. 40 %<br />

der Bodenfläche e<strong>in</strong>. Die Auftragsböden wurden<br />

offensichtlich nicht annähernd vollständig<br />

erfasst. Da sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Siedlungsbereichen<br />

(Stadtböden) sehr verbreitet s<strong>in</strong>d, dürfte ihr<br />

Flächenanteil deutlich höher liegen.<br />

Versiegelung (Land)<br />

Der Anteil versiegelter Flächen <strong>für</strong> die genannten<br />

Bodentypen liegt mit 3,5 % bzw. 1,8 %<br />

deutlich unter dem Durchschnittswert <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

(4,1 %).<br />

Die nach Verbreitung unterrepräsentierten<br />

Auftragsböden (s. o.) s<strong>in</strong>d zu 49,2 % versiegelt.<br />

Deutlich über dem Durchschnittswert liegen<br />

außerdem die Pararendz<strong>in</strong>en, die Braunen<br />

Auenböden und die Kolluvien (Abb. 5).<br />

Bodenverbreitung (Kreis/Stadt)<br />

Der Anlage 7 ist die Verteilung der Böden <strong>für</strong> ausgewählte<br />

Landkreise und kreisfreie Städte zu entnehmen.<br />

Die sehr unterschiedlichen Anteile spiegeln<br />

die naturräumlichen Besonderheiten wider.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Abb. 4: Verbreitung der Bodentypen u. -<br />

vergesellschaftungen<br />

Auftragsböden<br />

Kolluvien<br />

Pseudogley<br />

Gley-G.<br />

Moore<br />

Brauner Auenboden<br />

Tschernitza<br />

Pelosol<br />

Rendz.-Pararendz.-Braun.-G.<br />

Pararendz<strong>in</strong>a<br />

Rendz<strong>in</strong>a<br />

Podsol<br />

Braun.-Podsol-Ranker-G.<br />

Braunerde<br />

Braun.-Parabraun.-G.<br />

Parabraun.-Tschernosem-G.<br />

Tschernosem<br />

0,01<br />

1,93<br />

0,14<br />

15,12<br />

9,73<br />

11,84<br />

41,14<br />

52,87<br />

79,06<br />

85,97<br />

92,31<br />

80,93<br />

91,39<br />

140,41<br />

169,51<br />

Abb.5: Versiegelungsgrad der Böden Thür<strong>in</strong>gens<br />

Auftragsböden<br />

Pseudogley<br />

Moore<br />

Tschernitza<br />

Rendz.-Pararendz.-Braun.-G.<br />

Rendz<strong>in</strong>a<br />

Braun.-Podsol-Ranker-G.<br />

Braun.-Parabraun.-G.<br />

Tschernosem<br />

239,53<br />

335,31<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

[Tha]<br />

1,7%<br />

1,8%<br />

0,6%<br />

4,8%<br />

4,2%<br />

4,0%<br />

2,0%<br />

5,4%<br />

6,1%<br />

3,5%<br />

3,4%<br />

3,8%<br />

4,7%<br />

9,0%<br />

10,0%<br />

19,4%<br />

49,2%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />

So ist z. B. der hohe Flächenanteil der Schwarzerden<br />

(Tschernosem) des Landkreises Sömmerda<br />

und der Stadt Erfurt auf den Naturraum ‘Innerthür<strong>in</strong>gischen<br />

Ackerhügelland’ zurückzuführen.


Ertragspotential und Auenlage (Land)<br />

Die ertragreichsten Böden sowie die Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

wurden durch Auswertung der Datenbanke<strong>in</strong>träge<br />

der BÜK 100 selektiert.<br />

12 Leitbodenformen wurden <strong>für</strong> die Bilanzierung der<br />

Böden mit dem höchsten Ertragspotential herangezogen,<br />

sie nehmen 17,3 % der BÜK 100-<br />

Bodenfläche e<strong>in</strong> (Anlage 8). Insgesamt liegt der<br />

Versiegelungsgrad der ertragreichsten Böden mit<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

4,7 % nur schwach über dem mittleren Versiegelungsgrad<br />

<strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen von rd. 4,1 % (Kap. 5.1).<br />

10 Ausprägungen wurden zu Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

zusammengeführt, sie haben e<strong>in</strong>en Anteil von<br />

11,3 % der Bodenfläche. Wie zu erwarten war, ist<br />

der Versiegelungsgrad der Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

(9,4 %) signifikant höher. Diese Böden s<strong>in</strong>d demnach<br />

gegenüber dem Landesmittel mehr als doppelt<br />

so stark von der <strong>Flächenversiegelung</strong> betroffen<br />

(Abb. 6).<br />

Abb. 6: Versiegelungsgrad und Anteil am Bodenareal der Böden <strong>in</strong> Auenlage und der ertragreichsten Böden<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

ertragreichste Böden<br />

Ertragspotential und Auenlage<br />

(Kreis/ Stadt)<br />

4,1%<br />

4,7%<br />

Aus der Abbildung 7 geht hervor, dass die Versiegelungsgrade<br />

<strong>für</strong> unterschiedliche Bezugsräume<br />

naturgemäß stark schwanken. Auf der Ebene der<br />

Kreise und Städte weist Weimar mit rd. 14 % versiegelter<br />

Fläche den höchsten Wert <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

auf. Während <strong>in</strong> den Landkreisen der Versiegelungsgrad<br />

der ertragreichsten Böden <strong>in</strong>sgesamt<br />

ger<strong>in</strong>g ist, steigt er <strong>in</strong> den kreisfreien Städten tendenziell<br />

mit der erhöhten Gesamtversiegelung an<br />

9,4%<br />

11,3%<br />

17,3%<br />

0% 5% 10% 15% 20%<br />

Anteil an Bodenfläche Versiegelungsgrad<br />

Abb. 7: Versiegelungsgrad der Böden <strong>für</strong> ausgewählte Landkreise/kreisfreie Städte<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

Unstrut-Ha<strong>in</strong>ich-Kreis<br />

Sömmerda<br />

Erfurt<br />

Eisenach<br />

Weimar<br />

0,04<br />

0,05<br />

0,03<br />

0,03<br />

0,06<br />

0,03<br />

0,03<br />

0,04<br />

0,09<br />

0,09<br />

und erreicht <strong>in</strong> Weimar mit 19,4 % den höchsten<br />

Wert.<br />

Von der erhöhten Versiegelung der Auenböden<br />

weicht ke<strong>in</strong> Raum ab. Besonders <strong>in</strong> Eisenach<br />

(27,1 %, Anlage 9) und Weimar (19,4 %) kommt die<br />

Konzentration des Siedlungsraumes auf den Böden<br />

<strong>in</strong> Auenlage zum Ausdruck.<br />

0,13<br />

0,11<br />

0,13<br />

0,13<br />

0,14<br />

0,19<br />

0,19<br />

0% 10% 20% 30%<br />

Böden <strong>in</strong> Auenlage ertragreichste Böden alle Böden<br />

0,27<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

51


52<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

5.3. Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />

<strong>für</strong> die Stadt Jena<br />

Die Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

kann als e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Luftbild<strong>in</strong>terpretation<br />

und Auswertung von Flächennutzungsdaten<br />

bezeichnet werden (Kap. 5.1).<br />

Die GIS-gestützte Analyse der Bodenbeanspruchung<br />

(Kap. 5.2) basierte auf diesen Ergebnissen.<br />

An dieser Stelle werden schließlich erste<br />

Ergebnisse <strong>für</strong> die Stadt Jena skizziert, die überwiegend<br />

durch Auswertung von Fernerkundungsmaterialien<br />

erzielt wurden.<br />

5.3.1. Luftbildauswertung<br />

Durch visuelle Bildauswertung digitaler Farbluftbilder<br />

(Orthophotos, 1997) wurden Siedlungsstrukturtypen<br />

kartiert und die <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

ermittelt.<br />

• Es wurden 14 Strukturtypen ausgewiesen, e<strong>in</strong>e<br />

höhere Differenzierung ist auf Basis des Bildmaterials<br />

durchaus möglich.<br />

• Den rd. 4000 gebildeten Raume<strong>in</strong>heiten wurde<br />

e<strong>in</strong> Versiegelungsgrad nach 11 Klassen zugewiesen.<br />

• Die Digitalisierung erfolgte am Bildschirm im<br />

Maßstäben zwischen 1:2.000 und 1:5.000 unter<br />

Nutzung des ArcView GIS.<br />

• Es konnte e<strong>in</strong> Versiegelungsgrad von 13,4 %<br />

(1997) <strong>für</strong> die Fläche Jenas ermittelt werden.<br />

Die Ergebnisdarstellungen s<strong>in</strong>d der Anlage 10 zu<br />

entnehmen.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

5.3.2. Satellitenbildauswertung<br />

Die Satellitenbildauswertung wurde nicht durch den<br />

Verfasser durchgeführt! Im Rahmen des vom BMBF<br />

und dem Land Thür<strong>in</strong>gen geförderten MOMS-<br />

RIVER-Pilotprojektes wurden Satellitenbilddaten<br />

von der DJO Jena ausgewertet und die Ergebnisse<br />

der TLU übergeben. Zur Auswertung kam e<strong>in</strong> Ausschnitt<br />

Thür<strong>in</strong>gens entlang der Thür<strong>in</strong>ger Städteachse.<br />

Der Ausschnitt <strong>für</strong> Jena wurde durch Herrn<br />

Dr. Selsam (TLU Jena) angefertigt und zur beispielhaften<br />

Darstellung e<strong>in</strong>es Ergebnisses der Satellitenbildauswertung<br />

überlassen (Anlage 10).<br />

Zu den verwendeten Verfahren können nur wenige<br />

Angaben gemacht werden.<br />

• Es wurde nach 5 Klassen differenziert: hohe<br />

und mittlere Bebauungsdichte, lockere Bebauung,<br />

leicht bebaute Grünfläche, Grünfläche.<br />

• Es kam u. a. e<strong>in</strong>e Parallelepiped-Klassifikation<br />

(Kap. 4.1.3.2) zur Anwendung.<br />

• Außerhalb der Siedlungsfläche treten ke<strong>in</strong>e<br />

Fehlklassifikationen auf. Man kann <strong>in</strong>folgedessen<br />

auf e<strong>in</strong>e (<strong>in</strong>teraktive) Selektion<br />

nicht versiegelungsrelevanter Flächen schließen,<br />

die nicht <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>gegangen<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiteres Indiz da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d die Saalebrücken,<br />

die nicht als Bebauung klassifiziert wurden.<br />

Die Struktur der Bebauungs<strong>in</strong>tensität des Stadtgebietes<br />

wurde deutlich herausgearbeitet. Für e<strong>in</strong>e<br />

Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong> reicht die<br />

ger<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>haltliche Auflösung und die fehlende<br />

Quantifizierung der Bebauungsklassen nicht aus.


6. Zusammenfassung<br />

Mit der Siedlungstätigkeit des Menschen geht<br />

zwangsläufig e<strong>in</strong>e Versiegelung von Flächen e<strong>in</strong>her.<br />

Die negativen Folgen des Flächenverbrauches<br />

<strong>für</strong> den Naturhaushalt wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

zunehmend erkannt und f<strong>in</strong>den im gesellschaftlichen<br />

Willen zur nachhaltigen Flächennutzung Ausdruck.<br />

Die Thür<strong>in</strong>ger <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> Umwelt <strong>in</strong><br />

Jena griff das Umweltthema „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />

1998 auf.<br />

Die vorliegenden Ausführungen geben zunächst<br />

e<strong>in</strong>en Überblick zu den Grundlagen der <strong>Flächenversiegelung</strong>.<br />

Sie unterb<strong>in</strong>det oder hemmt die Austauschfunktionen<br />

im Bereich der sphärischen<br />

Durchdr<strong>in</strong>gungszone. Die resultierenden Auswirkungen<br />

auf das Wirkungsgefüge im Ökosystems<br />

werden auf die Umweltmedien fokussiert. Als bedeutender<br />

Gesichtspunkt <strong>für</strong> die Eignungsbewertung<br />

der Erhebungsverfahren werden die Ausprägungen<br />

der Versiegelung erörtert. Sie werden nach<br />

quantitativen und qualitativen Aspekten differenziert.<br />

Es werden die Anforderungen seitens der Nutzer <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf die <strong>in</strong>haltliche und räumliche Auflösung<br />

der bereitzustellenden Informationen diskutiert. Der<br />

Bedarf nach Versiegelungs<strong>in</strong>formationen variiert<br />

nach Differenzierungsgrad und Maßstab. Schlussfolgernd<br />

s<strong>in</strong>d im Vorfeld der Untersuchungen die<br />

diesbezüglichen Grenzen der Erhebungsverfahren<br />

zu berücksichtigen. Anhand von Beispielen werden<br />

mögliche Anwendungen aufgeführt sowie der nach<br />

Ausprägung und räumlicher Auflösung variierende<br />

Informationsbedarf unterstrichen.<br />

Die komplexen Auswirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

im Ökosystem s<strong>in</strong>d nicht aus der Perspektive<br />

e<strong>in</strong>er Fachdiszipl<strong>in</strong> zu erfassen. Wird e<strong>in</strong>e<br />

Bearbeitung der Problematik im landschaftsökologischen<br />

Kontext angestrebt, ist dies lediglich durch<br />

e<strong>in</strong>e fachübergreifende Kooperation zu erreichen.<br />

Als Methoden zur Erhebung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

werden die Fernerkundung, die Geländekartierung<br />

und Verfahren zur Ableitung aus Flächennutzungsdaten<br />

erörtert.<br />

Die Fernerkundungsverfahren werden am ausführlichsten<br />

behandelt, um die Nachvollziehbarkeit der<br />

anschließenden Beurteilung ihrer Möglichkeiten und<br />

Grenzen zu gewährleisten.<br />

Es werden die wesentlichen Merkmale und Unterschiede<br />

photographischer- und Scanner-<br />

Aufnahmen dargestellt. E<strong>in</strong> Schwerpunkt wird auf<br />

die Detailerkennbarkeit im Bildmaterial unter den<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Aspekten geometrische Auflösung, Maßstab und<br />

Objekteigenschaften gelegt. Schließlich werden die<br />

Methoden zur Auswertung dieser analogen und<br />

digitalen Bildmaterialien behandelt. Durch die Darstellung<br />

der charakteristischen Besonderheiten, die<br />

sich aus der Aufnahmetechnik, den Materialien und<br />

der Auswerteverfahren ergeben, werden die Fernerkundungsmethoden<br />

e<strong>in</strong>er Bewertung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Eignung <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse zugänglich.<br />

Es wird gezeigt, dass durch Satellitenbildauswertung<br />

e<strong>in</strong>e Ermittlung des Versiegelungsgrades <strong>in</strong><br />

Zielmaßstäben < 1:25.000 grundsätzlich möglich<br />

ist. Die stets durch Fehlklassifikation auftretenden<br />

Abweichungen dürfen jedoch nicht ausschließlich<br />

durch Streuungsparameter <strong>für</strong> die differenzierten<br />

Klassen erfolgen. Die Bilanzierung des Versiegelungsgrades<br />

muss <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den Anwendernutzen<br />

auf konkrete Raume<strong>in</strong>heiten unter Angabe<br />

des zu erwartenden Fehlers bezogen werden. Besonders<br />

aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung<br />

eigenen sich Satellitenbilddaten <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Flächenmonitor<strong>in</strong>g.<br />

Durch Luftbild<strong>in</strong>terpretation kann zusätzlich nach<br />

qualitativen Merkmalen der Versiegelung wie Ausprägung<br />

der Überbauung, versiegelte-, heterogenteilversiegelte<br />

Fläche, Art und Struktur der Gunstfaktoren<br />

und z. T. nach Art teilversiegelter Oberflächen<br />

differenziert werden. Die Auswertung kann mit<br />

e<strong>in</strong>er räumlichen Auflösung bis auf Parzellenebene<br />

erfolgen.<br />

Bestandteil jeder Luftbild<strong>in</strong>terpretation ist die Geländekartierung.<br />

Nur durch Aufnahme vor Ort s<strong>in</strong>d<br />

die Versiegelungsqualitäten wie Entsiegelungspotential,<br />

Nutzung der versiegelten Flächen,<br />

Belags- und Entwässerungsart etc. zu erfassen.<br />

Die Eignung der e<strong>in</strong>zelnen Methoden kann weiterh<strong>in</strong><br />

außerhalb der fachlichen Gesichtspunkte bewertet<br />

werden. Der Verfasser vertritt die Auffassung,<br />

dass etwa der Kostenfaktor oder der personelle<br />

Aufwand <strong>für</strong> die Durchführung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Verfahren <strong>in</strong>sofern nicht relevant <strong>für</strong> die methodischen<br />

Überlegungen s<strong>in</strong>d, als dass ke<strong>in</strong> Erhebungsverfahren<br />

das andere ersetzen kann.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

53


54<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Es ist ebenso wenig die Vorstellung zutreffend,<br />

dass e<strong>in</strong>e flächenhafte Geländekartierung mit Erhebung<br />

aller Detail<strong>in</strong>formationen unumgänglich wäre<br />

wie jene, dass alle relevanten Informationen aus<br />

Satellitenbild- oder Luftbilddaten zu ziehen seien.<br />

Nur durch Auswertung von Versiegelungs<strong>in</strong>formationen<br />

mit <strong>in</strong>haltlich und räumlich den vielfältigen<br />

Fragestellungen angemessenen Auflösungen können<br />

Ableitungen zu Konsequenzen der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

und resultierende Handlungsstrategien<br />

erarbeitet werden.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne wird <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Integration der Erhebungsverfahren<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes „<strong>Flächenversiegelung</strong>“<br />

plädiert. Es werden Zielvorgaben<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e maßstabsorientierte, <strong>in</strong>haltlich differenzierte<br />

Versiegelungsanalyse formuliert und <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Arbeitsschemas konkretisiert. Es wird unterstrichen,<br />

dass ke<strong>in</strong>e operationalisierten Verfahren <strong>für</strong> die<br />

Versiegelungsanalyse mittels Fernerkundung existieren.<br />

Sie bedürfen der Entwicklung, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Projektbearbeitung zu <strong>in</strong>tegrieren wäre.<br />

Abschließend wird der Bearbeitungsstand zur Versiegelungsanalyse<br />

<strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen vorgestellt. Das<br />

vorrangige Ziel der TLU Jena war es, e<strong>in</strong>e Erstbilanzierung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> durchzuführen.<br />

Auswertungen statistischen Datenmaterials geben<br />

zunächst Aufschluss über die Flächennutzungsverteilung<br />

sowie deren Wandel. Aus e<strong>in</strong>em<br />

Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV)<br />

von rd. 8.800 ha im Zeitraum 1992 bis 1996 lässt<br />

sich zunächst der Trend zu fortschreitendem Flächenverbrauch<br />

ablesen. Der Anteil der SuV an der<br />

Gesamtfläche betrug 1996 rd. 8,7 %.<br />

Die <strong>Flächenversiegelung</strong> wurde durch stereoskopische<br />

Auswertung analoger Luftbilder<br />

(1993/94) <strong>für</strong> Teilräume Thür<strong>in</strong>gens erhoben. Die<br />

Ergebnisse wurden auf Flächene<strong>in</strong>heiten der landesweiten<br />

Biotop- und Nutzungstypenkartierung<br />

(BNK) bezogen. Somit war es möglich, den 82<br />

potentiell versiegelten Nutzungstypen der BNK<br />

e<strong>in</strong>en spezifischen Versiegelungsgrad zuzuweisen.<br />

Durch Anwendung der Werte auf den gesamten<br />

Datenbestand konnte e<strong>in</strong>e Gesamtversiegelung<br />

Thür<strong>in</strong>gens von 4,1 % <strong>für</strong> 1993/94 ermittelt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Differenzierung des Ergebnisses ergab <strong>für</strong> die<br />

kreisfreien Städte (Ausnahme Suhl) Werte größer<br />

12 %. 12 der 17 Landkreise lagen unterhalb des<br />

Landesmittelwertes.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

Durch zusätzliche Auswertung digitaler Luftbilder<br />

von 1997 <strong>für</strong> die Stadt Erfurt sollte ermittelt werden,<br />

ob sich aus geme<strong>in</strong>debezogenen Flächennutzungsdaten<br />

der Liegenschaftskataster die Entwicklung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> ableiten lässt. Es<br />

zeigte sich, dass der Zuwachs der Versiegelung um<br />

0,5 % (1993: 12,4 %; 1997: 12,9 %) ke<strong>in</strong>e Entsprechung<br />

im Zuwachs der SuV fand.<br />

Die Ergebnisse der Bilanzierung wurden genutzt,<br />

um die Intensität der Bodenbeanspruchung zu<br />

ermitteln. Die digitale Flächenebene der BNK wurde<br />

um die Versiegelungs<strong>in</strong>formation erweitert. Die 81<br />

Leitbodenformen der digitalen Bodenübersichtskarte<br />

(BÜK 100) wurden zu 17 Bodentypen und Bodenvergesellschaftungen<br />

transformiert. Weiterh<strong>in</strong><br />

wurden die Daten nach Böden <strong>in</strong> Auenlage und<br />

nach höchstem Ertragspotential strukturiert. Nach<br />

räumlichem Verschneiden der beiden Ebenen konnten<br />

die Versiegelungsgrade <strong>für</strong> die Böden Thür<strong>in</strong>gens<br />

nach den genannten Aspekten bilanziert werden.<br />

Abschließend werden erste Ergebnisse zur Bebauungsstruktur<br />

bzw. <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Jena<br />

dargestellt, die überwiegend durch Fernerkundungsverfahren<br />

gewonnen wurden.


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M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Umwelt, Energie, Jugend, Familie<br />

und Gesundheit, Wiesbaden)<br />

BUND/LÄNDER-ARBEITSGEMEINSCHAFT BODENSCHUTZ,<br />

AD-HOC-AG BODENVERSIEGELUNG/-ENTSIEGELUNG,<br />

1998: Versiegelung und Entsiegelung von Böden,<br />

Bericht<br />

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BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, 1995: Systematik der<br />

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Bodens v. 17. März 1998. Teil 1, S. 502-510<br />

BUNDESUMWELTMINISTERIUM, 1998: Nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland. Entwurf e<strong>in</strong>es umweltpolitischen<br />

Schwerpunktprogramms. Bonn.<br />

Selbstverlag<br />

BUNZEL, A., 1992: Begrenzung der Bodenversiegelung.<br />

Planungsziele und Instrumente. In: Difu-<br />

Beiträge zur Stadtforschung, Bd. 8<br />

BURGHARDT, W., 1993: Formen und Wirkung der<br />

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(ZUFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität.<br />

Vorträge und Studien, Bd. 2, S. 111-125<br />

DER SENATOR FÜR STADTENTWICKLUNG UND<br />

UMWELTSCHUTZ, 1993: Reduzierung und M<strong>in</strong>imierung<br />

der Bodenversiegelung. Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Umweltplanung. In: Umwelt- und Naturschutz <strong>für</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Gewässer, Bd. 13<br />

DOSCH, F., 1996: Ausmaß der Bodenversiegelung<br />

und Potentiale zur Entsiegelung. Handlungsansätze<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en nachhaltigen Bodenschutz. In:<br />

Bundesforschungsanstalt <strong>für</strong> Landeskunde und<br />

Raumordnung. Arbeitspapiere, Bd. 1/1996<br />

ENQUETE-KOMMISSION „SCHUTZ DES MENSCHEN UND<br />

DER UMWELT“, 1998: Konzept Nachhaltigkeit. Vom<br />

Leitbild zur Umsetzung. Abschlußbericht der Enquete-Kommission<br />

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der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages.<br />

Selbstverlag<br />

GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE<br />

(BUNDESNATURSCHUTZGESETZ - BNATSCHG). In der<br />

Fassung v. 12.3.1987 (BGBl. I S. 889), zul. geänd.<br />

durch Gesetz v. 6.8.1993 (BGBl. I S. 1458)<br />

GRENZDÖRFFER, G., 1997: Multiskalige Betrachtungen<br />

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Rostock. In: Regensburger Geogr. Schriften<br />

(Fernerkundung <strong>in</strong> urbanen Räumen), 28, S. 35-<br />

44<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

55


56<br />

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Orientierungswerte <strong>für</strong> die Bodenversiegelung<br />

- Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung<br />

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HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE,<br />

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Dresden und Leipzig. In: IÖR-Schriften 21<br />

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UFZ-Bericht 12/1996, Kap. III


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Jahrbuch<br />

STATISTISCHES BUNDESAMT, 1997: Statistisches<br />

Jahrbuch<br />

THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK, 1993: Statistischer<br />

Bericht. Flächenerhebung nach der Art der<br />

tatsächlichen Nutzung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK, 1997: Statistischer<br />

Bericht. Flächenerhebung nach der Art der<br />

tatsächlichen Nutzung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT, 1995: Biotoptypen-<br />

und Nutzungstypenkartierung Thür<strong>in</strong>gen<br />

nach Farb<strong>in</strong>frarot-Luft-bilder 1:10.000 (Kommentierter<br />

Interpretationsschlüssel). AG Prof. Dr.<br />

H. Kenneweg, TU Berl<strong>in</strong> (Berarb.), Manuskript<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT, 1998: Flächenverbrauch<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen seit 1992. Ausgewählte<br />

Aspekte der Versiegelung aus der Sicht<br />

des Bodenschutzes. In: Fachstandpunkte der<br />

TLU. Selbstverlag<br />

THÜRINGER MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT,<br />

NATURSCHUTZ UND UMWELT, 1999: Bodenversiegelung<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Faltblatt, Selbstverlag<br />

WESSOLEK, G., 1988: Auswirkungen der Bodenversiegelung<br />

auf Boden und Wasser. In: Information<br />

zur Raumentwicklung, H. 8/9, S. 535-541<br />

WESSOLEK, G.; FACKLAM, M., 1997: Standorteigenschaften<br />

und Wasserhaushalt von versiegelten<br />

Flächen. In: Zeitschrift <strong>für</strong> Pflanzenernährung und<br />

Bodenkunde, Bd. 160, Nr. 1, S. 41-46<br />

WIRTH, W., 1988: Ökologische Grenzen der Versiegelung<br />

- Artenverdrängung auf unversiegelten<br />

Flächen. In: Information zur Raumentwicklung,<br />

Bd. 8/9, S. 523-527<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

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58<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

Verzeichnis der Tabellen, Abbildungen und Anlagen<br />

Tabelle 1: Wirkungen der <strong>Flächenversiegelung</strong> auf Geofaktoren 6<br />

Tabelle 2: Kanalbelegung ausgewählter Multispektral-Sensoren 15<br />

Tabelle 3: Satellitenbilddaten der TLU Jena, (Teil) Szenen Thür<strong>in</strong>gen 16<br />

Tabelle 4: Luftbildmaterial der TLU Jena 16<br />

Tabelle 5: Geometrische Auflösung von Multispektral - Sensoren (Auswahl) 17<br />

Tabelle 6: Aussagemaßstab und Maßstab der Bildausgabe <strong>für</strong> ausgewählte Sensoren 18<br />

Tabelle 7: Mittlerer Versiegelungsgrad von Testgebieten, mittlere und maximale Abweichung<br />

der Satellitenbildauswertung <strong>in</strong> Abhängigkeit ausgewählter Stadtstrukturtypen 26<br />

Tabelle 8: Kosten der Fernerkundungsmaterialien 30<br />

Tabelle 9: Abhängigkeit zwischen Zielmaßstab und Erhebungsmethodik 36<br />

Tabelle 10: Kategorien der Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung 37<br />

Tabelle 11: Beispiel zur Attributierung im Rahmen der Biotop- u. Nutzungstypkartierung (Auszug) 38<br />

Tabelle 12: ATKIS DLM 25/1, Informationsüberlagerung <strong>in</strong> der Fläche (Bsp. TK25 (5032), Erfurt) 38<br />

Tabelle 13: Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung. Auswertung<br />

nach Hauptkategorien , Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV) und<br />

Flächenzuwachs 1992 - 1996 40<br />

Tabelle 14: Berechnung der versiegelten Fläche auf Basis der statistischen Flächennutzungsdaten<br />

nach Methode Chr. S<strong>in</strong>ger, 1995, NRW 41<br />

Tabelle 15: Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) nach Kreisen/<br />

kreisfreien Städten 44<br />

Tabelle 16: Verhältnis zwischen Versiegelungsgrad (VG) und Siedlungs- und<br />

Verkehrsfläche (SuV) am Beispiel der Stadt Erfurt 46<br />

Tabelle 17: Auszug aus der Attributtabelle der Bodenübersichtskarte BÜK 100 47<br />

Tabelle 18: Bodentypen und -vergesellschaftungen aus Zuweisung von Leitbodenformen<br />

der BÜK 100 48<br />

Abbildung 1: Die Versiegelung wirkt <strong>in</strong>nerhalb der sphärischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone 5<br />

Abbildung 2: Bodenverlust durch <strong>Flächenversiegelung</strong> 5<br />

Abbildung 3: Verteilung der 82 potentiell versiegelten BNK-Nutzungstypen nach spezifischem<br />

Versiegelungsgrad 43<br />

Abbildung 4: Verbreitung der Bodentypen u. –vergesellschaftungen 50<br />

Abbildung 5: Versiegelungsgrad der Böden Thür<strong>in</strong>gens 50<br />

Abbildung 6: Versiegelungsgrad und Anteil am Bodenareal der Böden <strong>in</strong> Auenlage<br />

und der ertragreichsten Böden 51<br />

Abbildung 7: Versiegelungsgrad der Böden <strong>für</strong> ausgewählte Landkreise/kreisfreie Städte 51<br />

Bild 1: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e vollversiegelte Fläche (hier: asphaltierter Parkplatz) 7<br />

Bild 2: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e als teilversiegelt anzusprechende Fläche (hier: Freifläche<br />

mit teil- und unversiegelten Zonen) 7<br />

Bild 3: Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e aufgrund der Belagart (hier: Rasengitter) als<br />

teilversiegelt anzusprechende Fläche 7<br />

Bild 4: Potentiell zu entsiegelnde, ungenutzte Fläche 8<br />

Bild 5: Farb-Luftbild, Jena-Zentrum (1994) 14<br />

Bild 6: Color-Infrarot-Luftbild, Jena-Zentrum (1994) 14<br />

Bild 7: Farbluftbild (Orthophoto), Gewerbegebiet Jena-Göschwitz mit TLU 39<br />

Anlage 1: Verfahrensskizze zu den Fernerkundungsmethoden<br />

Anlage 2: Hauptcodes der Biotop- und Nutzungstypenkartierung (Interpretation von CIR-Luftbildern,<br />

1993/94)<br />

Anlage 3: Objektarten des ATKIS DLM 25/1 (1. Fassung)<br />

Anlage 4: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Flächen der Biotop- u. Nutzungstypenkartierung am Beispiel Erfurt-<br />

Zentrum<br />

Anlage 5: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Kreisen und kreisfreien Städten (1993/94)<br />

Anlage 6: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Erfurt - Auswertung von Farbluftbildern <strong>für</strong> Flächene<strong>in</strong>heiten des<br />

ATKIS<br />

Anlage 7: Verteilung der Bodentypen und vergesellschafteter Böden <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>für</strong> ausgewählte Kreise<br />

und kreisfreie Städte<br />

Anlage 8: Ertragreichste Böden Thür<strong>in</strong>gens - Verteilung nach Bodentypen und vergesellschafteten Bodentypen<br />

Anlage 9: <strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>für</strong> Böden <strong>in</strong> Auenlage am Beispiel der Stadt Eisenach<br />

Anlage 10: Bebauungs<strong>in</strong>tensität, <strong>Flächenversiegelung</strong> und Siedlungsstruktur der Stadt<br />

Schriftenreihe Nr. 46

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