31.08.2013 Aufrufe

Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...

Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...

Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3.3. Fachspezifische Anwendungsbeispiele<br />

3.3.1. Bodenschutz<br />

In der Fachliteratur und <strong>in</strong> populärwissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen hat sich der Begriff<br />

„Bodenversiegelung“ e<strong>in</strong>gebürgert. Tatsächlich ist<br />

aber der Boden nach der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />

meist nicht mehr vorhanden (s. Kap. 2.2). Der Boden<br />

ist e<strong>in</strong> im Bereich der spährischen Durchdr<strong>in</strong>gungszone<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahrtausenden 3 gewachsener<br />

Organismus. Durch Hoch- und Tiefbauten<br />

und tiefgründiger Freiflächenversiegelung (z. B.<br />

Straßenbau) geht der Boden unwiederbr<strong>in</strong>glich<br />

verloren. Insofern bedeutet nachhaltige Nutzung<br />

der Ressource Boden e<strong>in</strong>e Vermeidung der Versiegelung,<br />

denn gegenüber e<strong>in</strong>em Wald 4 wächst der<br />

Boden nicht nach!<br />

Neben der Erhaltung des Schutzgutes Boden ist<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung der Versiegelung <strong>in</strong> Anbetracht<br />

se<strong>in</strong>er natürlichen Funktionen im Ökosystem und<br />

se<strong>in</strong>er Nutzungsfunktionen anzustreben.<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong>en können auf räumlich benachbarte<br />

Böden wirken. Dies kann z. B. durch<br />

konzentrierte Schadstoffimmission oder Grundwasserabsenkung<br />

erfolgen.<br />

E<strong>in</strong>e Bilanzierung des Verlustes und der Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

von Böden durch Versiegelung kann<br />

der z. B. der Entwicklung von Schutzmaßnahmen<br />

oder der Folgeabschätzung dienen. E<strong>in</strong>ige Beispiele<br />

mögen die Vielfalt möglicher Ansätze ausreichend<br />

illustrieren:<br />

• Die naturgegebene Seltenheit e<strong>in</strong>iger Bodentypen<br />

kann zu e<strong>in</strong>em expliziten Schutz veranlassen.<br />

Dies gilt <strong>in</strong> besonderem Maße, wenn<br />

sie durch <strong>Flächenversiegelung</strong> bereits dezimiert<br />

und/oder durch ihre räumliche Lage davon bedroht<br />

werden.<br />

• Siedlungen entstanden und entwickelten sich<br />

bevorzugt <strong>in</strong> Niederungsgebieten. Die besondere<br />

Betroffenheit der an diese Naturräume gebundenen<br />

Bodentypen kann e<strong>in</strong> Kriterium <strong>für</strong><br />

deren Gefährdung darstellen.<br />

• Im Zuge von Baumaßnahmen wird der Grundwasserspiegel<br />

z. T. dauerhaft gesenkt. Infolgedessen<br />

können Böden zunehmend zur Erosion<br />

neigen. Die unter dem E<strong>in</strong>fluss des Grundwassers<br />

entstandenen Böden (semiterrestrische<br />

Böden, Niedermoore) degradieren durch Sen-<br />

3 Ausnahmen bilden Böden, die unter dem E<strong>in</strong>fluss des<br />

Menschen entstanden oder weitgehend überformt wurden<br />

(Kultosole).<br />

<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />

kung des Grundwasserspiegels. E<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

betroffener Böden <strong>in</strong> urbanen Räumen<br />

kann mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Folgeabschätzung (z. B.<br />

Freisetzung von Schadstoffen) oder zur Feststellung<br />

der typspezifischen Bodenbee<strong>in</strong>trächtigung<br />

betrieben werden.<br />

Die Böden wurden <strong>für</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Maßstab<br />

1:25.000 erfasst (Mittelmaßstäbige Standortkartierung).<br />

E<strong>in</strong>e generalisierte Bodenkarte 1:100.000<br />

(Bodenübersichtskarte BÜK 100) liegt digitalisiert<br />

vor. Die Versiegelungsanalyse wird somit auf den<br />

Maßstabsbereich dieser Basis<strong>in</strong>formation begrenzt<br />

(Kap. 5.2). Es kommen landesweite, regionale und<br />

überörtliche (urbaner Raum) Auswertungen <strong>in</strong> Betracht.<br />

Die Versiegelungs<strong>in</strong>formation muss landesweit<br />

e<strong>in</strong>e Quantifizierung versiegelter Flächen <strong>für</strong><br />

Raume<strong>in</strong>heiten im Maßstab ≥ 1:25.000 zulassen.<br />

Überdies ist e<strong>in</strong>e Trennung nach überbauter Fläche<br />

(Bodenverlust) und versiegelter Freifläche anzustreben.<br />

3.3.2. Wasserwirtschaft<br />

Erfahrungsgemäß wird häufig die Versiegelung mit<br />

e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung/Unterb<strong>in</strong>dung der Versickerung<br />

des Niederschlages gleichgesetzt. Tatsächlich ist<br />

dies e<strong>in</strong> Aspekt unter mehreren (s. Kap. 2), wenngleich<br />

e<strong>in</strong>er mit weitreichenden Folgen.<br />

Auch hier soll e<strong>in</strong>e Auswahl möglicher Anwendungen<br />

dargestellt werden, die sich durch Erhebung<br />

der <strong>Flächenversiegelung</strong> realisieren lassen:<br />

• Wasserschutzgebiete nehmen, gegliedert nach<br />

3 Schutzkategorien, e<strong>in</strong>e beträchtliche Fläche<br />

des Freistaates e<strong>in</strong>. Die kont<strong>in</strong>uierlich zu erfassende<br />

Flächennutzung <strong>in</strong> den Schutzgebieten<br />

kann durch die Zusatz<strong>in</strong>formation „Versiegelungsgrad“<br />

aufgewertet werden und <strong>in</strong> die Bewertung<br />

der Schutzfunktion e<strong>in</strong>fließen. Hier<br />

kommt dem Flächenmonitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

• Die Hochwasserneigung steigt mit zunehmendem<br />

Oberflächenabfluss. Sowohl e<strong>in</strong>e Bilanzierung<br />

der Versiegelung im E<strong>in</strong>zugsgebiet als<br />

auch die Erfassung der Entwässerungsarten auf<br />

lokaler Ebene dienen der Bewertung.<br />

• Das Grundwasserdargebot wird nicht zuletzt<br />

durch die Grundwasserneubildungsrate gesteuert.<br />

Ihr Ausmaß unterliegt zahlreichen Parametern,<br />

die den Faktoren Klima, Relief, Geologie/Böden<br />

und Vegetation/Nutzung zuzuordnen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

4 Der nunmehr häufig gebrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“<br />

hat se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> der Forstwirtschaft.<br />

Schriftenreihe Nr. 46<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!