Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...
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<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
4.4. Eignung der Fernerkundungsverfahren<br />
<strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />
In den Ausführungen der Kapitel 4.1 bis 4.3 wurde<br />
der Aspekt der Eignung der Fernerkundungsmaterialien<br />
und die Verfahren zur Erhebung<br />
versiegelter Flächen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gestellt.<br />
Es sollte vielmehr zunächst e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
gegeben werden und damit e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck von der<br />
Vielfalt der möglichen Verfahrensweisen vermittelt<br />
werden.<br />
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Beurteilung<br />
der Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen<br />
Verfahren <strong>in</strong> Fachkreisen sehr unterschiedlich ausfällt.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der Nutzbarkeit der Fernerkundungsmaterialien<br />
<strong>für</strong> konkrete geowissenschaftliche<br />
Fragestellungen gehen die Me<strong>in</strong>ungen ause<strong>in</strong>ander.<br />
Abgesehen von den hier speziell <strong>für</strong> die Versiegelungsanalyse<br />
zu erörternden fachlichen Aspekten,<br />
spielen offensichtlich persönliche Vorlieben<br />
oder äußere Zwänge e<strong>in</strong>e nicht unwesentliche<br />
Rolle.<br />
Für verschiedene Fragestellungen drängt sich e<strong>in</strong>e<br />
Komb<strong>in</strong>ation der unterschiedlichen Methoden förmlich<br />
auf. Das dies nur <strong>in</strong> begrenztem Maße realisiert<br />
wird, erklärt sich jedoch auch aus den jeweils erforderlichen<br />
Spezialkenntnissen auf den Gebieten der<br />
Fernerkundung. Schließlich grenzen die Beschaffungskosten<br />
<strong>für</strong> moderne Interpretationsstereoskope,<br />
analytische Stereoauswertesysteme und digitale<br />
Bildverarbeitungssysteme den Kreis der Anwender<br />
e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Nutzung der Verfahren<br />
realisieren könnten. Die E<strong>in</strong>beziehung der Geländearbeit<br />
wird leider ebenfalls aus Kostengründen<br />
meist auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß reduziert.<br />
„Die starke Betonung der komplexen technologischen<br />
Aspekte der modernen Fernerkundung<br />
führt leicht dazu, ihr eigentliches Ziel, die Erkundung<br />
der Ersche<strong>in</strong>ungen, Gegebenheiten und Prozesse<br />
auf der Erdoberfläche, aus dem Auge zu<br />
verlieren. (...) Es ist unbestreitbar, dass der technischen<br />
Entwicklung e<strong>in</strong> wesentlich höherer Stellenwert<br />
e<strong>in</strong>geräumt wurde als der Geländearbeit, und<br />
dass ihr sowohl f<strong>in</strong>anziell wie personell e<strong>in</strong>e<br />
wesentlich größere Förderung zuteil wurde.<br />
Ergebnis ist, dass die Datenproduktion nicht nur der<br />
Datennachfrage vorauseilt, sondern auch unserem<br />
Geländeverständnis.“ (Löffler, E., 1994, S. 224)<br />
Dieses Zitat ist e<strong>in</strong>em Kapitel mit der Überschrift<br />
„Technische Perfektion versus natürlicher Limitation“<br />
entnommen und führt zu den Ausführungen des<br />
Kapitels 2.4 zurück. Zweifellos kommt der Darstellung<br />
von Fortschritten technischer Entwicklung und<br />
dem Aufzeigen der Leistungsfähigkeit der Fernerkundung<br />
hohe Bedeutung <strong>für</strong> die Beurteilung des<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
Anwendernutzens zu. Dies sollte jedoch nicht dazu<br />
verleiten, nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Verfahren sucht Aufgabe“<br />
vorzugehen.<br />
Vielmehr müssen ausgehend von den Eigenschaften<br />
der zu untersuchenden Objekte, die Nutzbarkeit<br />
der Erhebungsverfahren und deren Grenzen<br />
aufgezeigt werden.<br />
Nachfolgend werden die Möglichkeiten und Grenzen<br />
der Erhebungsverfahren unter den Aspekten<br />
• Bilanzierung der Versiegelung (Versiegelungsgrad),<br />
• Erfassung qualitativer Eigenschaften und<br />
• Lagegenauigkeit zu erfassender Objekte<br />
dargestellt.<br />
4.4.1. Bilanzierung der <strong>Flächenversiegelung</strong><br />
Die gröbste Erfassungsebene be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />
zwischen versiegelten und unversiegelten<br />
Flächen. In die erste Kategorie fallen<br />
alle versiegelten Flächen ungeachtet dessen, ob es<br />
sich um Gebäude, geschotterte Auffahrten o. ä.<br />
handelt.<br />
Auswertung multispektraler Daten<br />
Die Auswertung multispektraler Satelliten- und<br />
Flugzeugscannerdaten erlaubt pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e Bestimmung<br />
des Versiegelungsgrades!<br />
Verschiedene Untersuchungen <strong>in</strong> städtischen Siedlungen<br />
zeigten, das die Trennung versiegelter und<br />
unversiegelter Flächen möglich ist. Die angewendeten<br />
Auswertungsmethoden zeigen Geme<strong>in</strong>samkeiten,<br />
variieren jedoch <strong>in</strong> allen Untersuchungen, es<br />
liegt bisher ke<strong>in</strong> operationalisiertes Verfahren vor.<br />
Für die Bestimmung des Versiegelungsgrades hat<br />
sich die Berechnung e<strong>in</strong>es Versiegelungs<strong>in</strong>dex<br />
bewährt. Die Messwerte des sichtbaren Rot (ger<strong>in</strong>ge<br />
Reflexion durch Vegetation) und des nahen<br />
Infrarot (starke Reflexion d. V.) werden dazu nach<br />
verschiedenen Ansätzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis gesetzt.<br />
Der Index wird als relatives Maß <strong>für</strong> den Versiegelungsgrad<br />
der Pixelfläche verwendet.<br />
Weiterh<strong>in</strong> kann festgehalten werden, dass die Qualität<br />
des Ergebnisses durch Kalibrierung anhand<br />
von Referenzflächen, die terrestrisch oder durch<br />
Luftbild<strong>in</strong>terpretation erkundet wurden, signifikant<br />
verbessert werden kann.