Flächenversiegelung in Thüringen - Thüringer Landesanstalt für ...
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<strong>Flächenversiegelung</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2000<br />
Die Methode beruht auf der Fähigkeit des Menschen<br />
zum räumlichen Sehen. Voraussetzung ist<br />
die Verwendung von Luftbildern, welche die Gegenstände<br />
der Erdoberfläche <strong>in</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />
Szenen abbilden. Die Objekte werden <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von der zurückgelegten Flugstrecke<br />
aus zwei Perspektiven erfasst. Der W<strong>in</strong>kel (Parallaxe)<br />
ist <strong>in</strong> jedem Fall weiter als der durch den natürlichen<br />
Augenabstand zu erreichende. Die stereoskopische<br />
Betrachtung der Bildpaare führt neben<br />
e<strong>in</strong>er räumlichen Wahrnehmung der Bild<strong>in</strong>halte<br />
zu e<strong>in</strong>er optischen Überhöhung der Objekte. Mittels<br />
verschiedener technischer Hilfsmittel wird den Augen<br />
des Betrachters jeweils e<strong>in</strong>e Perspektive der<br />
Erdoberfläche dargeboten. Das Gehirn fusioniert<br />
die E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>formationen zu e<strong>in</strong>em räumlichen Bild.<br />
Für die Auswertung analogen Bildmaterials kommen<br />
Stereoskope zum E<strong>in</strong>satz. Der Ausstattungskomfort<br />
reicht von e<strong>in</strong>fachen L<strong>in</strong>senstereoskopen<br />
bis h<strong>in</strong> zu Interpretations-Stereoskopen<br />
mit beweglichem Leuchttisch, Zoomobjektiven,<br />
Photoaufsatz u. a. m.<br />
Für die Auswertung der Bild<strong>in</strong>halte wird e<strong>in</strong> Kartierschlüssel<br />
verwendet bzw. erstellt. Er be<strong>in</strong>haltet die<br />
zu erfassenden Kartiere<strong>in</strong>heiten, die auf das zu<br />
erzielende Ergebnis abgestimmt s<strong>in</strong>d. Hilfreich ist<br />
überdies e<strong>in</strong> Luftbildschlüssel, der die Kartiere<strong>in</strong>heiten<br />
<strong>in</strong> typischen Ausprägungen im verwendeten<br />
Bildmaterial abbildet.<br />
Um Interpretationen des Bild<strong>in</strong>haltes abzusichern,<br />
s<strong>in</strong>d Vorerkundungen im Gelände sowie Feldvergleiche<br />
im Verlauf der Detailauswertung unabd<strong>in</strong>gbarer<br />
Bestandteil der Bild<strong>in</strong>terpretation.<br />
Die Umsetzung der Bild<strong>in</strong>halte kann auf verschiedene<br />
Weise erfolgen. Folgendes Beispiel<br />
zeichnet e<strong>in</strong>en möglichen Arbeitsablauf nach:<br />
Die dem Luftbild entnommenen Strukturen müssen<br />
geometrisch entzerrt abgebildet werden. Die Ergebnisse<br />
(Geometrie, Attribute) können auf transparente<br />
Deckfolien gezeichnet werden, wo<strong>für</strong> sich<br />
beispielsweise Ausdrucke digitaler Karten oder<br />
maßstabstreue Kartenkopien eigenen. Diese werden<br />
im Zuge der zeichnerischen Umsetzung der<br />
Bild<strong>in</strong>halte fortlaufend mit den Luftbildern <strong>in</strong> Deckung<br />
gebracht. Als Orientierungspunkte dienen<br />
markante Punkte wie Wegekreuzungen, Baumreihen<br />
o. ä.<br />
Für e<strong>in</strong>e rechnergestützte Nutzung der Auswertungsergebnisse<br />
ist e<strong>in</strong>e Digitalisierung der<br />
gezeichneten Arbeitskarte erforderlich. Im günstigen<br />
Fall wurde e<strong>in</strong>e digitale Karte als Bezugsbasis<br />
gewählt, die im Vektorformat vorliegt. Die Digitalisierung<br />
der Ergebniskarte kann so durch das kopie-<br />
Schriftenreihe Nr. 46<br />
ren von geme<strong>in</strong>samen Grenzl<strong>in</strong>ien (Wege, Parzellen<br />
u. a.) optimiert werden. Die Nutzung der so<br />
erzeugten Kartenebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen<br />
Informationssystem (GIS) wird durch e<strong>in</strong>e Sachdatenbank,<br />
welche die Ergebnisattribute enthält,<br />
vervollständigt.<br />
Photogrammetrische Auswertung<br />
Bei den hier zu betrachtenden zentralperspektivischen<br />
Aufnahmen resultierten geometrische Verzerrungen<br />
aus Abweichungen der Aufnahmerichtung<br />
von der Lotrechten und aus der unebenen<br />
Geländeoberfläche.<br />
Handelt es sich um ebenes Gelände oder s<strong>in</strong>d die<br />
Anforderungen an die Lagetreue der Bild<strong>in</strong>halte<br />
begrenzt, können verschiedene Verfahren zur Entzerrung<br />
angewandt werden. Unter Ausnutzung der<br />
Lagebeziehungen e<strong>in</strong>zelner bekannter Passpunkte<br />
oder der Geometrie e<strong>in</strong>er topographischen Karte<br />
werden e<strong>in</strong>zelne Bildpunkte oder der gesamte Bild<strong>in</strong>halt<br />
entzerrt.<br />
• E<strong>in</strong>e Lagekorrektur über graphische Verfahren<br />
anhand e<strong>in</strong>zelner Passpunkte kann als Behelf<br />
<strong>für</strong> wenige Anwendungen dienlich se<strong>in</strong>.<br />
• Sollen nicht nur Details entzerrt werden, bietet<br />
sich e<strong>in</strong>e Umzeichnung der Bild<strong>in</strong>halte durch optische<br />
Überlagerung der Photographien mit topographischen<br />
Karten an.<br />
• Schließlich erlauben spezielle Entzerrungsgeräte<br />
die Umformung des gesamten Bild<strong>in</strong>haltes.<br />
Dazu wird das Bild auf e<strong>in</strong>e mit Passpunkten<br />
versehene schiefe Ebene projiziert. Die von der<br />
lotrechten abweichende Aufnahmerichtung wird<br />
so kompensiert.<br />
Kann die geometrische Verzerrung, die durch unterschiedliche<br />
Geländehöhen <strong>in</strong>nerhalb des Bildausschnittes<br />
entstehen, nicht mehr vernachlässigt<br />
werden, können analoge Bilder durch e<strong>in</strong>e Differenzialentzerrung<br />
komplex umgeformt werden. Diese<br />
geometrische Transformation der Bild<strong>in</strong>halte wird<br />
überwiegend durch die Digitale Bildverarbeitung<br />
geleistet. Die Geländehöhen müssen bekannt se<strong>in</strong>.<br />
Wenn ke<strong>in</strong> digitales Geländemodell mit ausreichender<br />
Genauigkeit vorliegt, kann es durch stereoskopische<br />
Messung (s. u.) erzeugt werden. Das digitalisierte,<br />
geometrisch korrigierte Luftbild wird als<br />
Orthophoto bezeichnet.