Zusatzqualifikation "Neue Lernkulturen" - Tibs.at
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<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Emotionen beeinflussen unsere Lernqualität.<br />
Es gibt bei wachen Menschen keine Emotionslosigkeit. Wir sprechen bei der Stärke<br />
der Emotionen von viel und wenig, bei der Valenz von guten und schlechten oder<br />
von positiven und neg<strong>at</strong>iven Emotionen. Mittelwerte bei der Stärke und gute, positive<br />
Emotionen unterstützen den Lernprozess.<br />
Eine besondere Form von Emotion ist der Stress. Prinzipiell entsteht Stress vor allem<br />
im Kopf. Akuter Stress ist eine biologische Notwendigkeit. Chronischer Stress ist<br />
sehr ungünstig, da die dabei entstehenden Stresshormone die Neuronen des<br />
Hippocampus stören. Angst und Furcht können kurzfristig Lernerfolge fördern,<br />
langfristig gesehen führt es zu den erwähnten Stressfolgen.<br />
Der Kortex (Großhirnrinde) ist die Landkarte des Gehirns.<br />
Der Kortex ist bei allen Menschen zu 96% gleich aufgebaut. Seine Grundkonstruktion<br />
hängt ab von Größe und Anzahl der Sinnesreize auf den Fötus im Mutterleib.<br />
Forscher haben festgestellt, dass ähnliche Signale nahe beieinander liegen und dass<br />
die spezielle Raumgröße des Kortex von der Häufigkeit der Eingangssignale<br />
abhängt. Das Lernergebnis, das Gedächtnis und die Fähigkeiten zeigen sich bei<br />
jedem Individuum durch unterschiedliche „Ausdehnungen“ im Kortex. Das für die<br />
Finger der linken Hand zuständige kortikale Areal eines professionellen<br />
Geigenspielers wird um 1,5 bis 3,5 cm länger als bei einem Nichtmusiker.<br />
Der Hippocampus fungiert im Schlaf als Trainerin des Kortex.<br />
In den fünf bis sieben Phasen des REM–Schlafes aktiviert der Hippocampus die<br />
zuletzt eingegangenen „Lerninhalte“ und bewirkt damit eine erneute Darbietung für<br />
den Kortex. Im Tiefschlaf findet „offline“ eine Nachverarbeitung (postprocessing)<br />
st<strong>at</strong>t. Dies ist sozusagen eine Übertragung von einem „flüchtigen“ Speicher in einen<br />
„sicheren“ Speicher. In der Computersprache würde man von Kopieren,<br />
Komprimieren, Umkodieren, Sortieren, Assoziieren und Gruppieren von D<strong>at</strong>en<br />
sprechen.<br />
Gelenkte Aufmerksamkeit steigert das Lernergebnis.<br />
Ein Mensch kann sich zwischen den Zuständen „hellwach“ und „kom<strong>at</strong>ös“ befinden.<br />
Für das Lernen bestimmter Inhalte reicht diese Form der Aufmerksamkeit nicht. Dazu<br />
ist die selektive Aufmerksamkeit notwendig. Diese selektive Aufmerksamkeit ist zu<br />
einem gegebenen Zeitpunkt nur auf eine bestimmte Stelle ausgerichtet, sie ist nicht<br />
teilbar. Es gibt nur einen „Scheinwerfer“, eine „Röhre“ der Aufmerksamkeit.<br />
Dadurch werden neuronales Gewebe aktiviert und bestimmte Areale am Kortex<br />
angesprochen. Ist die Aufgabe für die Lernenden bekannt und wird das Ziel der<br />
Aufmerksamkeit bekannt gegeben, erfolgt schon im Voraus eine höhere Aktivierung<br />
der Areale.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 12