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Zusatzqualifikation "Neue Lernkulturen" - Tibs.at

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<strong>Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ion</strong> „<strong>Neue</strong> Lernkulturen“<br />

für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />

Modul 2 & Modul 3<br />

<strong>Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ion</strong> „<strong>Neue</strong> Lernkulturen“<br />

für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />

Arbeitstitel Modul 2:<br />

Erwachsenengerechte<br />

Arbeitsunterlagen<br />

Lehr-/Lernarrangements<br />

Modul 2 & Modul 3<br />

für Trainings mit Anteilen an Telephasen<br />

Arbeitstitel Modul 2:<br />

Erwachsenengerechte Lehr-/Lernarrangements<br />

für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />

Arbeitstitel Modul 3:<br />

Zielgruppenorientierung und Qualitätssicherung<br />

Arbeitstitel Modul 3:<br />

Zielgruppenorientierung und Qualitätssicherung<br />

Grillhof, Grillhof, Mai 2006 Mai 2006<br />

Erstellt von:<br />

Prof. Mag. Valentin Gillich<br />

Erstellt von:<br />

Prof. Mag. Valentin Gillich<br />

KOMTRAIN<br />

Gefördert aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds und aus<br />

Mitteln des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Arbeit


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Gefördert aus Mitteln<br />

des Europäischen Sozialfonds<br />

und aus Mitteln<br />

des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Arbeit<br />

Konzeptionierung und Umsetzung<br />

des Train the Trainer Lehrganges:<br />

Modul 3 des Projektes<br />

EQUAL ADVOCATE<br />

amg tirol<br />

Kaiserjägerstrasse 4a<br />

6020 Innsbruck<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 2


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Lehr- und Lernarrangement<br />

1.1. Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements<br />

1.2. Kompetenzen und Handlungsorientierung<br />

1.3. Allgemeiner Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />

2. Der Lernprozess<br />

2.1. Ergebnisse der Gehirnforschung<br />

2.2. Der Begriff Lernen<br />

2.3. Phasen des Lernprozesses<br />

2.4. Unser Gedächtnis umfasst drei Speicherarten<br />

2.5. Die zwei Hemisphären unseres Gehirns<br />

2.6. Zusammenhang Lehren und Lernen<br />

2.7. Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen<br />

3. Lernorganis<strong>at</strong>ion<br />

3.1. Organis<strong>at</strong>ion für zu Hause<br />

3.2. Die zeitliche Lernplanung<br />

3.3. Die inhaltliche Planung<br />

3.4. Die körperlichen Voraussetzungen beim Lernen<br />

4. Aufbereitung der Lerninhalte<br />

4.1. Techniken der Aufbereitung<br />

4.2. Gruppenlernen<br />

4.3. Lernen für eine Prüfung<br />

4.4. Handlungen, welche die Merkfähigkeit verbessern<br />

5. Wissensmanagement<br />

5.1. <strong>Neue</strong> Lernkulturen<br />

5.2. Schwerpunkte der Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />

5.3. Technik des Wissensmanagements<br />

6. Die Bedeutung und Wirkung von Medien<br />

6.1. Wie funktioniert der Wahrnehmungsverlauf?<br />

6.2. Zusammenhang: Medieneins<strong>at</strong>z und Lernen<br />

6.3. Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie<br />

6.4. Auswertungsbl<strong>at</strong>t für die Overheadfolie<br />

6.5. Gestaltungsrichtlinien<br />

6.6. Lehren mit elektronischer Unterstützung<br />

6.7. Präsent<strong>at</strong>ionen mit elektronischen Medien<br />

6.8. Notizen zur PowerPoint Präsent<strong>at</strong>ion<br />

6.9. Eins<strong>at</strong>zbedingungen für die Medien<br />

7. Gestaltung von Trainings mit NLK und Telephasen<br />

7.1. Thesen zu Trainings mit NLK und Telephasen<br />

7.2. Aktivitäten in einem Training mit Telephasen<br />

7.3. Ansätze für eine Didaktik der Fernlehre<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 3


8. Aufträge für die Telephase<br />

9. Methoden für teilnehmerInnenorientierten Unterricht<br />

9.1. Die Phasen einer Lehreinheit<br />

9.2. Einstieg<br />

9.3. Konstruktive Durcharbeit<br />

9.4. Übende Wiederholung<br />

10. Methoden für selbstgesteuertes Lernen<br />

10.1. Begriffsklärung<br />

10.2. Varianten an Offenheit<br />

10.3. Die Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />

10.4. Prozessphasen des Lernens<br />

10.5. Anforderungen an die TeilnehmerInnen<br />

10.6. Aufgaben der Lehrenden<br />

10.7. Lehr-/Lernarrangements<br />

10.8. Erfahrungslernen<br />

10.9. Kombinierte Lernverfahren<br />

10.10. Selbstständiges Lernen<br />

10.11. Entdeckendes Lernen<br />

11. TrainerInnenzentriertes Training<br />

11.1. Aktivitätsarten TrainerIn<br />

11.2. Methoden<br />

12. Evalu<strong>at</strong>ion<br />

12.1. Thesen<br />

12.2. Prinzipien von Evalu<strong>at</strong>ionen<br />

12.3. Methoden, die Quantitäten messen<br />

12.4. Methoden, die Qualitäten messen<br />

13. Motiv<strong>at</strong>ion<br />

13.1. Steigerung der intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />

13.2. Steigerung der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />

13.3. Faktor „N<strong>at</strong>ürliche Motiv<strong>at</strong>ionsgründe“<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 4


1. Lehr- und Lernarrangement<br />

Ziele: Sie können…<br />

- die Notwendigkeit von Lehr-/Lernarrangements<br />

begründen.<br />

- die Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements definieren.<br />

- die Abhängigkeiten der Faktoren erklären.<br />

- situ<strong>at</strong>ionsorientierte Arrangements entwerfen.<br />

- Kompetenzen und Handlungsorientierung beschreiben.<br />

WHID – Was habe ich davon?<br />

Welche Fragen will ich klären?<br />

Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 5<br />

unrealistisch<br />

unwichtig<br />

wichtig<br />

sehr wichtig


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Jede Trainerin und jeder Trainer entwickelt vor Beginn des Unterrichts eine Ideenwelt<br />

über die Art der Begegnung mit den Zielen und Inhalten einer gewissen Zeiteinheit.<br />

Für diese organisierte Auseinandersetzung müssen Entscheidungen getroffen<br />

werden, damit eine effiziente und interessante Lernphase möglich wird.<br />

1.1 Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements<br />

Die Frage seitens der Geschäftsführung „Welche Methode werden Sie heute<br />

einsetzen?“ wird immer seltener werden, da ein Umdenken in der Pädagogik erfolgt.<br />

Das Fragenbündel der Jetztzeit umfasst:<br />

• Welcher Kompetenzk<strong>at</strong>alog liegt zu Grunde?<br />

• Welche Ziele werden angestrebt?<br />

• Welche Aktionsform(en) ermöglichen ein effizientes Vorgehen?<br />

• Für welche Aktivitätsverteilung zwischen TrainerIn und TeilnehmerInnen reicht<br />

die Zeit?<br />

• Welche Sozialform(en) unterstützen spezielle Lernbedingungen?<br />

• Sind entsprechende Möglichkeiten für (eine) räumliche(n) Ordnung(en) gegeben?<br />

• Wie arbeiten wir, welche Arten von Lernschritten (Methoden) sind geplant?<br />

• Welche Medienarten, Geräte stehen zur Verfügung?<br />

• Welche Medien werden eingesetzt?<br />

Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />

Er beschreibt die Fähigkeiten, die nach dem Lernprozess erwartet werden.<br />

Ziele<br />

Sie beschreiben die individuellen Erwartungshaltungen der/des Lehrenden in Bezug<br />

auf beobachtbare, detaillierte Fähigkeiten.<br />

Aktivitätsverteilung<br />

trainerInnenzentriert<br />

teilnehmerInnenorientiert<br />

teilnehmerInnenzentriert<br />

Die Aktions- oder Arbeitsformen<br />

Darbieten und Aufnehmen<br />

Aufgeben und Ausführen<br />

Die Sozialformen<br />

Das Plenum (bis zu 100 Personen)<br />

Die Großgruppe (bis zu 40 Personen)<br />

Die Gruppe (bis zu 7 Personen)<br />

Die PartnerInnengruppe (zwei Personen)<br />

Der einzelne TeilnehmerInnen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 6


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Alleinarbeit/Hausaufgaben – PartnerInnenarbeiten – Gruppenarbeiten –<br />

Plenumsarbeit<br />

Die räumlichen Ordnungen des Unterrichts<br />

Hörsaal<br />

Seminarraum in Reihen (klassische Schulsitzordnung)<br />

Offenes U<br />

Hufeisenform<br />

Halbkreis (ein- und mehrreihig)<br />

Kreisform<br />

Runder Tisch<br />

Gruppentische<br />

Sesselkreis<br />

Sitzecken<br />

Sitzteppiche<br />

Methoden z.B. nach Funktion<br />

• zum Einstieg<br />

• zur Problembegegnung<br />

• zur Erarbeitung<br />

• zur Problemlösung<br />

• zur Festigung<br />

• zur Wiederholung<br />

• zur Erinnerung<br />

Methoden z.B. nach Aktivitäten<br />

• Vortrag<br />

• Lehrgespräch<br />

• Diskussion<br />

• Workshop<br />

• Gruppenarbeit<br />

• Videotraining<br />

• Rollenspiel<br />

Medien - Geräte<br />

Funktionsbereitschaft ohne Strom<br />

Funktionsbereitschaft mit Strom<br />

Elektronische Medien<br />

Medien – Arten<br />

Objekte<br />

Modelle<br />

Schriften<br />

Sprache<br />

Sprachaufzeichnungen<br />

Bilder<br />

Fotos<br />

Filme<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 7


1.2 Kompetenzen und Handlungsorientierung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Heute wird von den MitarbeiterInnenn der Wirtschaft eine Vielzahl von Kompetenzen<br />

erwartet. Diese Kompetenzen können TeilnehmerInnen in einem Betrieb, in der<br />

Gesellschaft, in der Familie und in Schulungen erwerben.<br />

Wir TrainerInnen zeigen eine hohe Professionalität, wenn es uns gelingt, ein<br />

„Vollständiges Lernen“ zu organisieren. Wir erziehen die Teilnehmenden zu einer<br />

ganzheitlich-integr<strong>at</strong>iven Handlungsfähigkeit.<br />

Als handlungsfähig gilt, wer im Stande ist, selbstständig mit<br />

möglichst vielen Situ<strong>at</strong>ionen fertig zu werden, in die sein<br />

Leben ihn hinein führt, weil er die darin vorfindbaren<br />

Probleme eigenständig zu lösen fähig ist.<br />

(Wilhelm H. Peterßen, Kleines Methoden Lexikon, 2001 –<br />

Vlg. Oldenburg)<br />

Sach-<br />

kompetenz<br />

Moral-<br />

kompetenz<br />

Handlungs-<br />

fähigkeit<br />

Sozial-<br />

kompetenz<br />

Methoden-<br />

kompetenz<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 8


1.3 Allgemeiner Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />

Inform<strong>at</strong>ionen aufnehmen<br />

Handlungen nachmachen<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Kompetenzen Lehr-/Lernarrangements<br />

Handlungen perfektionieren<br />

Inform<strong>at</strong>ionen verarbeiten<br />

Inform<strong>at</strong>ionen und Erfahrungen<br />

wiedergeben<br />

Handlungen selbstständig organisieren<br />

Inform<strong>at</strong>ionen beschaffen<br />

Argumente, Entwicklungen,<br />

Zusammenhänge nachvollziehen<br />

Erkenntnisse und Erfahrungen in neue<br />

Situ<strong>at</strong>ionen transferieren<br />

Folgen vorausdenken<br />

Eigene Empfindungen formulieren<br />

Ursachen und Hintergründe analysieren<br />

Aussagen prüfen und bewerten<br />

Sich und andere beobachten und<br />

einschätzen<br />

Eigenen Standpunkt vertreten<br />

Einstellungen und Meinungen begründen<br />

Entscheidungen treffen, begründen und<br />

verteidigen<br />

Eigene Ideen verwirklichen<br />

Inform<strong>at</strong>ionen beurteilen, bewerten und<br />

begründen<br />

Konstruktive Kritik einbringen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 9


2. Der Lernprozess<br />

Ziele: Sie können…<br />

- Erkenntnisse der Hirnforschung im Training umsetzen.<br />

- die Phasen eines Lernprozesses bewerten.<br />

- die Funktionen des Gedächtnisses interpretieren.<br />

- die Erkenntnisse in der Unterrichtsgestaltung umsetzen.<br />

- die Wichtigkeit des impliziten Wissens begründen.<br />

WHID – Was habe ich davon?<br />

Welche Fragen will ich klären?<br />

Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 10<br />

unrealistisch<br />

unwichtig<br />

wichtig<br />

sehr wichtig


2.1 Ergebnisse der Gehirnforschung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Der Mensch kann nicht „nicht lernen“!<br />

Unser Gehirn ist permanent aktiv, und das auch während des Schlafes. Ob wir uns<br />

bei einer Freizeitbeschäftigung befinden, im Beruf arbeiten, essen, in der Schule<br />

oder vor dem Fernsehappar<strong>at</strong> sitzen - immer gibt es Inform<strong>at</strong>ionen oder Aktionen, die<br />

uns mehr oder weniger neu sind oder noch nicht perfekt beherrscht werden. Wir<br />

verarbeiten diese „Neuheiten“ oder „unperfekten Gewohnheiten“ bewusst. Dabei hilft<br />

uns der Hippocampus (Neuigkeitsdetektor). Er entscheidet, ob eine Speicherung<br />

eingeleitet wird oder diese Wahrnehmung schon bekannt ist.<br />

Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es.<br />

Überlegen Sie:<br />

Gramm<strong>at</strong>ikalisch richtig ist: „Ich habe mir die Barthaare gekürzt.“<br />

Welche Regel steht hinter diesem S<strong>at</strong>z: „Ich habe mir die Barthaare (ge)rasiert.“<br />

Probieren Sie folgende Fähigkeit zu beschreiben:<br />

„Wie haben Sie die Schuhbänder geschnürt?“<br />

Die Neurologen unterscheiden ein implizites und ein explizites Wissen. Wissen, wie<br />

etwas geht, ist implizites Wissen und das ist der schwierigere Teil. Wissen, dass es<br />

soundso ist, bezeichnet man als explizites Wissen und dieser Teil ist leichter.<br />

Neuronale Netzwerke sind inform<strong>at</strong>ionsverarbeitende Systeme.<br />

Neurologisch bedeutet Lernen eine Modifik<strong>at</strong>ion synaptischer Übertragungsstärke,<br />

d.h. die Stärken einiger Synapsen ändern sich ein wenig. Diese Veränderung erfolgt<br />

bei jeder Auseinandersetzung mit dieser Art Reiz. Wenn wir eine Tom<strong>at</strong>e betrachten,<br />

ist ein Neuron für die Farbe rot, ein Neuron für die Farbe Grün des Stängels, ein<br />

Neuron für die Kugelform, ein Neuron für die glänzende Haut, ein Neuron für die<br />

Sch<strong>at</strong>tenwirkung, ein Neuron für die Größe usw. zuständig. Da es aber<br />

unterschiedliche „Rots“ und „Grüns“ gibt, unterschiedliche Oberflächen gibt, sind<br />

einige Neuronen mehr für diese Abteilung zuständig. Die einzelnen schießen mehr<br />

oder weniger ihre Signale aus. Eines, das dem speziellen Rot am nächsten kommt,<br />

schießt am stärksten.<br />

Daraus erkennt man, dass eine sehr große Neuronenpopul<strong>at</strong>ion notwendig ist, um<br />

das Netzwerk für die Repräsent<strong>at</strong>ion einer „Tom<strong>at</strong>e“ im Gehirn aufzubauen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 11


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Emotionen beeinflussen unsere Lernqualität.<br />

Es gibt bei wachen Menschen keine Emotionslosigkeit. Wir sprechen bei der Stärke<br />

der Emotionen von viel und wenig, bei der Valenz von guten und schlechten oder<br />

von positiven und neg<strong>at</strong>iven Emotionen. Mittelwerte bei der Stärke und gute, positive<br />

Emotionen unterstützen den Lernprozess.<br />

Eine besondere Form von Emotion ist der Stress. Prinzipiell entsteht Stress vor allem<br />

im Kopf. Akuter Stress ist eine biologische Notwendigkeit. Chronischer Stress ist<br />

sehr ungünstig, da die dabei entstehenden Stresshormone die Neuronen des<br />

Hippocampus stören. Angst und Furcht können kurzfristig Lernerfolge fördern,<br />

langfristig gesehen führt es zu den erwähnten Stressfolgen.<br />

Der Kortex (Großhirnrinde) ist die Landkarte des Gehirns.<br />

Der Kortex ist bei allen Menschen zu 96% gleich aufgebaut. Seine Grundkonstruktion<br />

hängt ab von Größe und Anzahl der Sinnesreize auf den Fötus im Mutterleib.<br />

Forscher haben festgestellt, dass ähnliche Signale nahe beieinander liegen und dass<br />

die spezielle Raumgröße des Kortex von der Häufigkeit der Eingangssignale<br />

abhängt. Das Lernergebnis, das Gedächtnis und die Fähigkeiten zeigen sich bei<br />

jedem Individuum durch unterschiedliche „Ausdehnungen“ im Kortex. Das für die<br />

Finger der linken Hand zuständige kortikale Areal eines professionellen<br />

Geigenspielers wird um 1,5 bis 3,5 cm länger als bei einem Nichtmusiker.<br />

Der Hippocampus fungiert im Schlaf als Trainerin des Kortex.<br />

In den fünf bis sieben Phasen des REM–Schlafes aktiviert der Hippocampus die<br />

zuletzt eingegangenen „Lerninhalte“ und bewirkt damit eine erneute Darbietung für<br />

den Kortex. Im Tiefschlaf findet „offline“ eine Nachverarbeitung (postprocessing)<br />

st<strong>at</strong>t. Dies ist sozusagen eine Übertragung von einem „flüchtigen“ Speicher in einen<br />

„sicheren“ Speicher. In der Computersprache würde man von Kopieren,<br />

Komprimieren, Umkodieren, Sortieren, Assoziieren und Gruppieren von D<strong>at</strong>en<br />

sprechen.<br />

Gelenkte Aufmerksamkeit steigert das Lernergebnis.<br />

Ein Mensch kann sich zwischen den Zuständen „hellwach“ und „kom<strong>at</strong>ös“ befinden.<br />

Für das Lernen bestimmter Inhalte reicht diese Form der Aufmerksamkeit nicht. Dazu<br />

ist die selektive Aufmerksamkeit notwendig. Diese selektive Aufmerksamkeit ist zu<br />

einem gegebenen Zeitpunkt nur auf eine bestimmte Stelle ausgerichtet, sie ist nicht<br />

teilbar. Es gibt nur einen „Scheinwerfer“, eine „Röhre“ der Aufmerksamkeit.<br />

Dadurch werden neuronales Gewebe aktiviert und bestimmte Areale am Kortex<br />

angesprochen. Ist die Aufgabe für die Lernenden bekannt und wird das Ziel der<br />

Aufmerksamkeit bekannt gegeben, erfolgt schon im Voraus eine höhere Aktivierung<br />

der Areale.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 12


2.2 Der Begriff Lernen<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Definition:<br />

„Lernen ist eine bewusste Verhaltensänderung, die aufgrund von Erfahrungen<br />

entstanden ist.“<br />

(Kurt W. Koeder, „Studienmethodik“, 1994)<br />

Der Mensch verfügt über eine fast unbegrenzte Lernfähigkeit.<br />

Jeder Mensch lernt auf seine individuelle Weise.<br />

Der Lernprozess selbst ist nicht beobachtbar, lediglich die Auswirkungen dieses Prozesses<br />

auf das Verhalten kann beobachtet werden.<br />

2.3 Phasen des Lernprozesses<br />

1. Phase: Wahrnehmung Vorbereitungsphase<br />

2. Phase: Strukturierung Aneignungsphase<br />

3. Phase: Behalten Speicherungsphase<br />

4. Phase: Anwenden Erinnerungsphase<br />

(nach Gillich) (nach Koeder)<br />

Die beiden ersten Phasen können als „Lernarbeit“ bezeichnet werden, die beiden<br />

letzten Phasen als „Gedächtnisarbeit“.<br />

LERNARBEIT<br />

GEDÄCHTNIS-<br />

ARBEIT<br />

Phasen des Lernprozesses<br />

Reizsitu<strong>at</strong>ion (Motive)<br />

Vorbereitungsphase<br />

- Aufmerksamkeit / Konzentr<strong>at</strong>ion<br />

- Wahrnehmung (Hören, Schauen, Lesen usw.)<br />

+ Ultrakurzzeitgedächtnis<br />

Aneignungsphase<br />

- Ergänzen, Bearbeiten, Strukturieren, Visualisieren<br />

- Verstehen, Ordnen, Assozi<strong>at</strong>ionen<br />

Speicherungsphase<br />

+ Kurzzeitgedächtnis<br />

- Lesen, Wiederholen, Memorieren<br />

- Selbstüberprüfung<br />

+ Langzeitgedächtnis<br />

- Kombin<strong>at</strong>ionen, Logische Schlüsse<br />

- Varianten der Wiederholung<br />

- Selbstüberprüfung<br />

Erinnerungsphase<br />

- Abruf der gelernten Inhalte<br />

- Zusammenfassung, Problemlösungen<br />

beobachtbare Leistungen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 13


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

2.4 Unser Gedächtnis umfasst drei Speicherarten:<br />

a) den sensorischen Speicher (Ultrakurzzeitspeicher)<br />

b) den Kurzzeitspeicher<br />

c) den Langzeitspeicher<br />

a) Die Merkmale des sensorischen Speichers<br />

• Er speichert die Inform<strong>at</strong>ionen der Sinne.<br />

• Die Speicherdauer ist sehr kurz (10 bis 20 sec).<br />

• Die Inform<strong>at</strong>ionen, die gespeichert sind, werden nicht alle bewusst.<br />

• Die gespeicherte Inform<strong>at</strong>ionsmenge ist sehr hoch.<br />

• Erst wenn die Aufmerksamkeit auf ein Element gelenkt wird, geht es in den<br />

Kurzzeitspeicher über.<br />

b) Die Merkmale des Kurzzeitspeichers<br />

• Die Kapazität umfasst 7 ± 2 Elemente.<br />

• Die Verweildauer einer Inform<strong>at</strong>ion beträgt etwa 2-4 Minuten.<br />

• Eine Wiederholung arbeitet gegen das Vergessen.<br />

• Innerhalb von 20 min ist alles klar und verständlich.<br />

• Erst eine Zahl von Selbstüberprüfungen leitet das Gespeicherte in den<br />

Langzeitspeicher.<br />

c) Die Merkmale des Langzeitspeichers:<br />

• Einige Inform<strong>at</strong>ionen sind so gespeichert, dass wir sie nicht mehr vergessen.<br />

• Die Gedächtnisleistung hängt nicht nur von der „Speicherarbeit“ ab, sondern<br />

viel mehr von der Fähigkeit, in relevanten Situ<strong>at</strong>ionen die Inform<strong>at</strong>ionen abrufen<br />

zu können.<br />

• Das Hirn h<strong>at</strong> eine Struktur (Bibliotheksordnung), die das Speichern und Suchen<br />

ermöglicht (erleichtert).<br />

• Assozi<strong>at</strong>ionen mit bekannten Inhalten erleichtern diesen Vorgang.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 14


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

2.5 Die zwei Hemisphären unseres Gehirns<br />

Wie die moderne Gehirnforschung zeigt, verfügen wir nicht nur über jeweils zwei<br />

Augen, Ohren und Hände, sondern auch über einen zweigeteilten Geist.<br />

Während die linke Gehirnhälfte vorwiegend in sprachlichen und m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ischen<br />

Symbolen operiert, denkt die rechte Gehirnhälfte eher in Bildern.<br />

Linke Gehirnhälfte Rechte Gehirnhälfte<br />

Digital Analog<br />

verbal - Sprache nonverbal -<br />

Körpersprache<br />

R<strong>at</strong>io / Logik Intuition / Gefühle<br />

Regeln / Gesetze Kre<strong>at</strong>ivität<br />

Analyse Detail Synthese Überblick<br />

Wissenschaft Kunst, Musik, Tanz<br />

linear, Schritt für Schritt nonlinear und<br />

ganzheitlich<br />

Zeit Raum<br />

Optimal wäre, wenn wir zwischen den Funktionen beider Gehirnhälften schnell und<br />

effizient hin- und herschalten könnten, um so ihre unterschiedlichen geistigen<br />

Potenziale zu einer synergetischen Einheit zusammen zu fügen: Synthese und<br />

Analyse, Intuition und Logik, Gefühl und Vernunft. Wenn diese Gegensätze, die in<br />

der Struktur unseres Denkens angelegt sind, zusammen finden, fördert dies die<br />

Kre<strong>at</strong>ivität, die Innov<strong>at</strong>ion und die Gedächtnisleistung.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 15


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

2.6 Zusammenhang Lehren und Lernen<br />

Die TrainerInnen bestimmen durch die Wahl ihrer Lehrarrangements zugleich die<br />

Möglichkeiten des Lernens für die Teilnehmenden. Unterrichtet der/die Trainer/in in<br />

Form eines Vortrages, so können die Teilnehmenden nur zuhören bzw. mitschreiben.<br />

Es gibt für jedes gewählte Arrangement Vor– und Nachteile, d.h. es gibt kein<br />

„schlechtes“ Arrangement.<br />

Man unterscheidet zwar, aus der Sicht der TeilnehmerInnen, aktive und passive<br />

Unterrichtsformen, doch Sie bestimmen, wie Sie persönlich den Unterricht erleben –<br />

passiv oder aktiv.<br />

Form Ziel Lernaktivität<br />

trainerInnen-zentrierter<br />

Unterricht<br />

(z.B. Vortrag)<br />

teilnehmerInnenori<br />

en-tierter<br />

Unterricht<br />

(z. B. Gesprächsunterricht)<br />

• Aufnahmefähigkeit<br />

• Stofforientierung<br />

• Zusammenhänge erklären<br />

• zusätzliche Beispiele anführen<br />

• auf Situ<strong>at</strong>ionen reagieren<br />

• Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />

• Erfahrungsaustausch<br />

• Missverständnisse klären<br />

• auf Andere eingehen<br />

(Gruppenarbeit) • Teamfähigkeit<br />

• Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />

• Präsent<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />

• gemeinsame Ziele erarbeiten<br />

• Erfahrungsaustausch<br />

teilnehmerInnenze<br />

ntrier-ter Unterricht<br />

(z.B. Rollenspiele)<br />

Lehr – und Lernaktivitäten<br />

• Die Fähigkeit zur Kre<strong>at</strong>ivität und<br />

Innov<strong>at</strong>ion fördern<br />

• Teamfähigkeit<br />

• vorhandene Erfahrungen mit<br />

neuen Aufgaben verbinden<br />

• Lernen durch Versuch und Irrtum<br />

• Lernen durch Handeln<br />

- zuhören<br />

- mitdenken<br />

- mitschreiben<br />

- das Wichtige heraushören<br />

- die Beispiele aufnehmen<br />

- zuhören – TrainerIn und<br />

Teilnehmende<br />

- mitdenken – nachdenken<br />

- selbst sprechen<br />

- Fragen stellen<br />

- Mitschreiben<br />

- Erfahrungen vergleichen<br />

- Meinungen anderer<br />

anhören<br />

- eigene Meinung<br />

einbringen<br />

- die Meinungen<br />

hinterfragen<br />

- konstruktive Lösungen<br />

suchen<br />

- gemeinsam arbeiten<br />

(lernen)<br />

- erarbeitetes Wissen<br />

präsentieren<br />

- kombin<strong>at</strong>orische Schlüsse<br />

ziehen<br />

- Problemlage erkennen<br />

- Lösungsvorschläge erarbeiten<br />

- Entscheidungen treffen<br />

-Entscheidungen begründen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 16


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

2.7 Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen<br />

Während Schulen und Hochschulen traditionellerweise dazu tendieren, explizit<br />

formulier- und abprüfbares Wissen anzubieten, ist für die Ausübung beruflicher<br />

Tätigkeiten insbesondere auch implizites Wissen notwendig.<br />

Explizites Wissen ist nachschlagbar. Die Lernenden übernehmen Faktenwissen<br />

und reproduzieren bei ExpertInnenengesprächen genau nachvollziehbare, identische<br />

Textstellen. Für viele TrainerInnen und viele TeilnehmerInnen ist diese Art von<br />

Wissen am leichtesten lern- und prüfbar.<br />

Explizites Wissen, auch „träges“ Wissen genannt, entspricht dem untersten<br />

Lernniveau und stellt im schulischen Bereich etwa 80 bis 90% des Prüfungsstoffs<br />

dar.<br />

Implizites Wissen steht immer in Verbindung mit Erfahrungen. Die Lernenden<br />

setzen sich mit Wissensangeboten auseinander, sie handeln, sie diskutieren, sie<br />

probieren und vergleichen diese Erkenntnisse mit der eigenen Lebens- und<br />

Berufspraxis. Sie bringen dadurch neue Erkenntnisse mit den eigenen Erfahrungen<br />

in Verbindung, lernen die Standpunkte anderer Lernenden kennen und erarbeiten<br />

sich damit ein individuelles Wissen – implizites Wissen.<br />

Damit die Lernenden in der beruflichen Erwachsenenbildung implizites Wissen<br />

erwerben können, ist es notwendig, dass die Lehr- und Lernarrangements<br />

handlungsorientiert sind sowie soziale Lernphasen enthalten und die Berufs- und<br />

Lebenswelt der Lernenden einbeziehen. Weiters müssen Verfahren angewendet<br />

werden, die in Richtung höherer Lernniveaus abzielen.<br />

Konklusion<br />

Ein Bildungsangebot ohne explizites Wissen ist kaum vorstellbar. D.h., es kommt auf<br />

das Verhältnis der Lernangebote an.<br />

Basis für jedes höhere Lernniveau ist die darunter liegende Stufe. Die Lernenden<br />

können nicht das höchste Niveau erreichen, ohne vorher die Basis zu verstehen.<br />

Implizites Wissen baut auf explizitem Wissen, Auseinandersetzung, Erfahrungserwerb<br />

und Erfahrungsvergleich auf.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 17


3. Lernorganis<strong>at</strong>ion<br />

Ziele: Sie können…<br />

- den Lernpl<strong>at</strong>z gehirngerecht gestalten.<br />

- die Pausen lerngerecht planen.<br />

- die Lerninhalte richtig reihen.<br />

- die körperlichen Bedingungen für das Lernen schaffen.<br />

- den erwachsenen TeilnehmerInnenn Lerntipps geben.<br />

WHID – Was habe ich davon?<br />

Welche Fragen will ich klären?<br />

Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 18<br />

unrealistisch<br />

unwichtig<br />

wichtig<br />

sehr wichtig


3.1 Organis<strong>at</strong>ion für zu Hause<br />

Der Lernpl<strong>at</strong>z<br />

Funktionen des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />

• Konzentr<strong>at</strong>ion<br />

• Arbeitspl<strong>at</strong>z<br />

• Ablagestelle und Ordnungsbereich für griffbereite Unterlagen<br />

• Motiv<strong>at</strong>ion<br />

Lage des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />

• Ruhe und Trennung<br />

• Licht und Luft<br />

Größe des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />

• entsprechende Tischgröße<br />

• „Lagerfähigkeit“ auch bei einer Abwesenheit<br />

• körperliche Bewegungsfreiheit<br />

• ergonomische Möbel – aber nicht zu bequem<br />

Arbeitsmittel<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Schreibutensilien<br />

� Kugelschreiber; Faser-/Filzstift; Füllfeder; verschiedene Farben<br />

� Laptop / Computer<br />

� Papier – Hefte; Einzelblätter; Blöcke; „Formulare“<br />

Zeichen- und Markierungsutensilien<br />

� Bleistift (besser ein Druckbleistift); Lineal; Schablonen<br />

� Marker (verschieden Farben); Buntstifte<br />

� Ordnungs- und Ablagesysteme<br />

� Schnellhefter; Flügel- oder Klemmmappen; Hängemappen<br />

� Collegeordner (4-Ringe); Büroordner (2-Ringe)<br />

Arbeitsgeräte und Kleinkram<br />

� Locher, Hefter; Pinwand; Terminkalender; Karteikästchen<br />

� Büroklammern; Tintenlöscher; Radiergummi<br />

Bücher – Standardwerke<br />

� Rechtschreibwörterbuch (neue Rechtschreibung)<br />

� Fremdwörterbuch<br />

� Synonymwörterbuch<br />

� Computerprogramme<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 19


3.2 Die zeitliche Lernplanung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Untersuchungen zeigen, dass die Arbeitsleistung von Personen, die ohne Pause<br />

arbeiten, durch Ermüdung deutlich früher absinkt und von schlechterer Qualität ist als<br />

die Leistung anderer, die zwischendurch abschalten. Legt man die Pausen nicht<br />

bewusst fest, holt man sich die Erholung durch „getarnte“ Pausen; diese haben<br />

allerdings einen geringeren Erholungswert.<br />

In welchen Abständen Pausen eingestreut werden sollten, hängt von der Lernarbeit<br />

ab:<br />

Je intensiver und einseitiger unsere Aufmerksamkeit beansprucht wird,<br />

desto kürzer sollten die Etappen sein.<br />

Pausentypen<br />

Pausentyp Dauer Abstand Pausentätigkeit<br />

1. Unterbrechung 1 min 5 min/ nach Arbeitspl<strong>at</strong>z nicht verlassen;<br />

Bedürfnis zurücklehnen<br />

2. Mini - Pause 5 min 25 – 30 min Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />

Bewegung, Entspannung,<br />

trinken, Obst essen usw.<br />

3. Pause 15-20 min 2 Stunden Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />

Kaffeepause, rasieren,<br />

Schuhe putzen, eine Runde<br />

ums Haus, Routinearbeiten<br />

4. Erholungspause 60-120 min<br />

Abb. 1: Pausentypen<br />

4 Stunden Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />

essen, schlafen, spazieren<br />

gehen<br />

Schlaf<br />

Werden die Erholungspausen für einen Schlaf genutzt, dann unterstützt<br />

diese „Pausentätigkeit“ vor allem die Lernprozesse, die kurz vor der Pause<br />

st<strong>at</strong>tgefunden haben. Die Umsetzung vom elektrischen in das chemische<br />

Form<strong>at</strong> (Kurzzeitspeicher – Langzeitspeicher) kann ohne Störungen<br />

ablaufen. Dies gilt n<strong>at</strong>ürlich auch für Lernprozesse, die am Abend vor dem<br />

Einschlafen st<strong>at</strong>tfinden.<br />

Schlechte „Pausentätigkeiten“<br />

Zeitung lesen<br />

Romane lesen<br />

Fernsehen<br />

umfangreiche Mahlzeiten einnehmen<br />

Streiten<br />

Büroarbeiten erledigen<br />

hochgeistige Probleme wälzen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 20


3.3 Die inhaltliche Planung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Wenn die Lerninhalte schlecht gewählt werden, kommt es zu Lernhemmungen und<br />

damit zu einem Zeitverlust.<br />

Die Sättigungshemmung<br />

Lernleistungen werden gehemmt, wenn ohne Abwechslung gleiche Lerninhalte zu oft<br />

wiederholt werden. Wenn man täglich eine halbe Stunde Vokabeln lernt, macht man<br />

schnellere Fortschritte, als wenn man einmal pro Woche dreieinhalb Stunden lernt.<br />

� Kürzer und öfter lernen!<br />

Leistung<br />

Abb. 2: Lernpl<strong>at</strong>eau<br />

Lernpl<strong>at</strong>eau<br />

Übungszeit<br />

Nachwirkende Hemmung (zeitliche Nähe)<br />

Wird nach einem Lernprozess zu schnell ein neuer Lernvorgang begonnen, treten<br />

Störungen auf (voraus- und rückwirkende Störung der im Gehirn noch ablaufenden<br />

„Speicherprozesse").<br />

Ähnlichkeits-Hemmungen<br />

Sehr ähnliche Lerninhalte sind äußerst schwierig auseinander zu halten, und auftretende<br />

Verwechslungen haben darin ihre Ursache, wenn z.B. Sie unmittelbar nach<br />

Englisch Französisch lernen würden.<br />

Affektive Hemmungen<br />

Starke Gefühlserlebnisse unmittelbar nach einem Lernprozess können fast die ganze<br />

Lernarbeit zunichte machen.<br />

Tipp: Nach Ärger, Angst, schlechter Betriebs<strong>at</strong>mosphäre eine Pause einlegen und<br />

nach einer Beruhigungsphase mit dem Lernen beginnen. Wenn ein „Ärgernis“ auf Sie<br />

zukommt, machen Sie nach dem Lernprozess mindestens eine 10- bis 15-minütige<br />

Pause.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 21


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

3.4 Die körperlichen Voraussetzungen beim Lernen<br />

Das Gehirn braucht Flüssigkeit<br />

• Das Gehirn ist gegen Wasserverluste sehr empfindlich.<br />

• Mindestens 1 ½ Liter am Tag trinken! Wenn man viel schwitzt, dann mehr.<br />

• Nicht erst den Durst abwarten, sondern vorbeugend trinken!<br />

• Oft am Tag trinken!<br />

• Günstig sind Leitungswasser, Mineralwässer, Apfelsaft, leichte Fruchtsäfte<br />

usw.<br />

Das Gehirn braucht Zucker<br />

• Das Gehirn reagiert sowohl auf Zuckermangel als auch auf Zuckerüberschuss<br />

sehr empfindlich.<br />

• Wenigstens fünfmal am Tag eine Mahlzeit oder Zwischenmahlzeit zu sich<br />

nehmen! Kohlenhydr<strong>at</strong>e werden im Körper zu Zucker umgewandelt.<br />

• Nicht erst Hunger abwarten, sondern vorbeugend essen!<br />

• Ein langsamer Energieaufbau, der sich über einen längeren Zeitraum hält, ist<br />

mit Milchzucker zu erreichen.<br />

Das Gehirn braucht Vitamine und Mineralien<br />

• Durch zu wenige Vitamine kann Ihr Gedächtnis eingeschränkt werden. Zu<br />

viele Vitamine können es jedoch nicht zu größerer Leistung anspornen.<br />

• Gesund ist eine ausgewogene und n<strong>at</strong>ürliche Ernährung mit viel Gemüse,<br />

Obst, Milch und Milchprodukten, Nüssen und Vollkorn.<br />

• Bei Konzentr<strong>at</strong>ionsschwäche brauchen Sie Lezithin. Lezithin finden Sie z.B.in<br />

Bananen und Schokolade.<br />

Das Gehirn bzw. der Körper braucht Bewegung.<br />

Bewegung erleichtert die Hirnarbeit, somit auch die Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit.<br />

Einige Möglichkeiten:<br />

• Kaugummi kauen<br />

• wippen<br />

• Faust machen<br />

• zeichnen<br />

• im Zimmer hin und her gehen<br />

• spazieren gehen<br />

• joggen<br />

• Rad fahren<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 22


4. Aufbereitung der Lerninhalte<br />

Ziele: Sie können…<br />

- die Lernarbeit durch eine Aufbereitung erleichtern.<br />

- die Markierungen gehirngerecht ausführen.<br />

- die Regeln für ein Mindmap umsetzen.<br />

- die Vorteile des Gruppenlernens begründen.<br />

- eine Ber<strong>at</strong>ung für die Prüfungsvorbereitung durchführen.<br />

- die passende Lernmusik auswählen.<br />

4.1 Techniken der Aufbereitung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Wir Menschen lehren und lernen sehr individuell. Unterschiedliche Faktoren spielen<br />

dabei eine Rolle wie der Lerntyp, die biologische und psychologische<br />

Tagesverfassung, die Motiv<strong>at</strong>ionslage und das Interesse für den Inhalt bzw. die<br />

Ziele.<br />

Ich unterscheide zwei Phasen der Aufbereitung, einerseits die Aufbereitung während<br />

des Unterrichts bzw. Trainings und andererseits die Aufbereitung in der Lern- und<br />

Vorbereitungsphase.<br />

Je länger Erwachsene mit Weiterbildung und Lernprozessen pausiert haben, desto<br />

schwieriger fällt es den Erwachsenen, mit der Situ<strong>at</strong>ion Lehren und Lernen<br />

umzugehen.<br />

Verschiedene Techniken sind den TeilnehmerInnenn erst ab einer gewissen<br />

Bildungsstufe bekannt und müssen ihnen daher erklärt und mit ihnen geübt werden.<br />

Aufbereitung während des Unterrichts<br />

- Zuhören und Konzentr<strong>at</strong>ion<br />

- Hervorhebungen wie Unterstreichen und Markieren<br />

- Mitschreiben von Beispielen<br />

- Notizen über Hinweise und Organis<strong>at</strong>ion<br />

Aufbereitung für die Lernphase<br />

- Individuelle Ordnungen und Gliederungen schaffen<br />

- Übersichten schreiben oder zeichnen<br />

- Eigene Erfahrungen einbeziehen<br />

- Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen einbauen<br />

- Mindmaps anlegen<br />

- Zusammenfassungen schreiben<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 23


Markieren und unterstreichen<br />

Die meisten Erwachsenen markieren zuviel.<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Wenn sie einen Text bearbeitet haben, ist nicht mehr erkennbar, welches die wichtigsten<br />

Aussagen sind.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass wir uns bei der späteren Arbeit stark von den Markierungen<br />

leiten lassen und die nicht hervorgehobenen Wörter und Sätze nicht mehr beachten.<br />

Regeln für das Markieren<br />

1. Kerngedanken, Schlüsselbegriffe hervorheben und Wichtiges kennzeichnen.<br />

2. Zwei Farben lassen sofort zwei unterschiedliche K<strong>at</strong>egorien im Text erkennen.<br />

3. Wenn Sie mehrere Farben verwenden, dann entwickeln Sie für sich ein System<br />

der Farbbedeutung, z. B.:<br />

Gelb = wichtige Textstellen,<br />

Rot = Formeln, Regeln,<br />

Grün = Namen,<br />

Blau = wichtige Fremdwörter.<br />

4. Während des Unterrichts sollten Sie äußerst sparsam markieren, damit Sie in<br />

der Bearbeitungsphase noch die Möglichkeit haben, „lerntechnische“ Markierungen<br />

zu setzen.<br />

5. Verwenden Sie für Ihre Unterstreichungen und Markierungen nach Möglichkeit<br />

ein Lineal. Gerade Linien wirken beim Lernen überzeugender.<br />

Mindmaps<br />

1. Verwenden Sie ein unliniertes Papier DIN A4 im Querform<strong>at</strong><br />

2. Beginnen Sie in der Mitte des Bl<strong>at</strong>tes, zeichnen Sie den STAMM und schreiben<br />

Sie dort das Thema hinein.<br />

3. Zeichnen Sie den ersten HAUPTAST. Beschriften Sie diesen Ast mit dem 1.<br />

Schwerpunkt oder Oberbegriff.<br />

4. Wenn Sie die Möglichkeit haben, mit Farbstiften zu arbeiten, dann überlegen Sie,<br />

ob Sie den Ast mit einer bestimmten FARBE zeichnen.<br />

5. Zeichnen Sie gerne? Wenn ja, dann zeichnen Sie ein aussagekräftiges SYMBOL<br />

dazu.<br />

6. Fügen Sie so viele Äste dazu, wie Sie Oberbegriffe benötigen. Aber nie mehr als<br />

Sieben.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 24


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

7. Zeichnen Sie bei den Hauptästen nun die NEBENÄSTE dazu und schreiben Sie<br />

auf den Nebenästen die zweite Gedankenebene dazu. Verwenden Sie Farben und<br />

Symbole.<br />

8. Zeichnen Sie nun bei den Nebenästen die ZWEIGE dazu und schreiben Sie auf<br />

den Zweigen die dritte Gedankenebene dazu. Verwenden Sie Farben und Symbole.<br />

9. Wenn Sie noch eine Gedankenebene benötigen, dann zeichnen Sie bei den<br />

Zweigen noch BLÄTTER dazu.<br />

10. Gibt es Blöcke, die Sie hervorheben wollen oder die einen bestimmten<br />

Zusammenhang aufzeigen sollen, dann kreisen Sie diese Wörter ein.<br />

11. Ergibt sich eine gewisse sinnvolle Reihenfolge, dann nummerieren Sie die<br />

Hauptäste.<br />

Wenn Sie die Grundraster des Mindmaps angelegt haben, können Sie ruhig von Ast<br />

zu Ast „springen“. Das erhöht die Kre<strong>at</strong>ivität und akzeptiert auch „spätere“<br />

Gedanken, z. B. nach einer kleinen Denkpause.<br />

Betrachten Sie Ihr Mindmap nach einer Pause wieder und ergänzen Sie die neuen<br />

Ideen und Gedanken.<br />

Der Vorteil dieser Technik liegt in der gleichzeitigen Nutzung der rechten und linken<br />

Gehirnhälfte.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 25


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

4.2 Gruppenlernen<br />

In der Nachbereitung von Lehrveranstaltungen oder in der Wiederholung des bereits<br />

Gelernten h<strong>at</strong> die Gruppenarbeit mehr Vorteile als das individuelle Arbeiten. Alle<br />

Gruppenmitglieder verfolgen die gleichen Ziele, arbeiten an der gleichen Aufgabe<br />

und bringen unterschiedliche Erfahrungen/Ergebnisse ein.<br />

Gerade in der Wechselrede, in Einwänden und Ergänzungen, werden wichtige Erkenntnisse<br />

und Anschauungen dauerhaft erworben und Zusammenhänge eher erkannt.<br />

Vorteile des Gruppenlernens<br />

• Der Kontakt wirkt der Isolierung entgegen.<br />

• Überprüfung des eigenen Leistungsstandards durch gegenseitige Kontrolle.<br />

• Motiv<strong>at</strong>ionswirkung der Gruppe.<br />

• Gruppenarbeit setzt mehr eigene Aktivität frei.<br />

• Eine Gruppe h<strong>at</strong> eher den Überblick über komplexe Inhaltsgebiete.<br />

• Meinungsvielfalt<br />

• erleichtert die Prüfungsvorbereitung.<br />

• qualit<strong>at</strong>iv und quantit<strong>at</strong>iv höheres Lernergebnis<br />

• Arbeitsteilung bringt Zeitersparnis.<br />

Organis<strong>at</strong>ion der Gruppe<br />

• Gruppengröße sollte max. 5 Mitglieder betragen (ideal: 3).<br />

• Einigen Sie sich zuerst auf die gemeinsamen Ziele!<br />

• Planen Sie Ihre gemeinsamen Termine langfristig!<br />

• Organisieren Sie einen Inform<strong>at</strong>ionsplan innerhalb der Gruppe!<br />

• Trennen Sie messerscharf zwischen Lernaktivitäten und Freizeitaktivitäten!<br />

• Sorgen Sie dafür, dass alle Gruppenmitglieder gleichberechtigt sind!<br />

• Kommen Sie nur vorbereitet in die Teamsitzung!<br />

• Einigen Sie sich auf die Art der Gesprächsführung (Rederegeln)!<br />

• Akzeptieren Sie die Meinungen Ihrer Kollegen!<br />

• Die Aufgabenverteilung sollte gleichmäßig erfolgen.<br />

• Wechseln Sie den „Lernort“ und den „Vorsitz“ der Gruppe öfters (regelmäßig)!<br />

• Die Gruppe h<strong>at</strong> auch die Aufgabe, außerfachliche Themen wie Konflikte, Krisen<br />

und „Tiefpunkte“ zu behandeln.<br />

• Die Zusammensetzung der Gruppe sollte auch nach pragm<strong>at</strong>ischen Überlegungen<br />

erfolgen (Fahrgemeinschaften, SpezialistInnen für Computer, Sprachen,<br />

Buch usw.)<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 26


4.3 Lernen für eine Prüfung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Wenn Erwachsene sich auf eine Prüfung oder einen Test vorbereiten, dann lernen<br />

sie in alter Gewohnheit vom ersten Kapitel an. Sie wiederholen, bis sie alle Details<br />

beherrschen und kommen damit zeitlich nicht bis zum Ende des Lernstoffes.<br />

Die neuere Gehirnforschung empfiehlt kein additives Lernen, sondern eher das Prinzip<br />

des „Zwiebellernens“. Zuerst die Übersicht verstehen und lernen, dann in das<br />

nächste Detail einsteigen. Bis man in die Tiefen der Lerninhalte vordringt.<br />

Erfolg führt zu Erfolg!<br />

Das bedeutet Lernen in kleinen Schritten. Schritte, die lernende Erwachsene sich<br />

selbst vorgeben. Kleine Erfolgskontrollen sollen den Erwachsenen belegen, dass sie<br />

den kleinen Schritt beherrschen. Sie können lernen!<br />

Zwei „Lerntechniken“, die diese Philosophie unterstützen, sind das Spirallernen und<br />

das Rasterlernen.<br />

Spirallernen<br />

� Lernen Sie zuerst die Gliederung und Struktur!<br />

� Teilen Sie den Lernstoff nach Kapiteln oder Sachgebieten auf!<br />

� Wechseln Sie beim Lernen die Reihenfolge der Kapitel!<br />

� Gehen Sie von der Struktur aus immer tiefer in den Inhalt hinein!<br />

� Legen Sie Selbstkontrollpunkte fest!<br />

� Wenn Sie viele Kapitel gelernt haben, setzen Sie die Zeitpunkte für die<br />

Selbstkontrolle enger an!<br />

� Wechseln Sie beim Kontrollieren die Reihenfolge der Kapitel (nie von<br />

vorne bis rückwärts lernen)!<br />

� Je näher die Prüfung kommt, desto mehr Kontrollpunkte sind zu setzen,<br />

desto willkürlicher wählen Sie die Kapitel und versuchen Sie, mit<br />

möglichst kleinen Strukturblättern auszukommen!<br />

� Je enger die Spirale wird, desto mehr „Fremdkontrollen“ sollten Sie<br />

einlegen!<br />

� Vergessen Sie die Pausentechnik nicht! Und lernen Sie dazwischen<br />

auch andere Gegenstände!<br />

Rasterlernen<br />

• Lernen Sie zuerst die Gliederung und die Struktur des gesamten<br />

Prüfungsstoffs!<br />

• Lernen Sie im zweiten Durchgang zu einigen Gliederungspunkten<br />

wichtige Inform<strong>at</strong>ionen, möglichst soweit, dass Sie den<br />

Zusammenhang verstehen!<br />

• Lernen Sie beim dritten Durchgang zu weiteren Gliederungspunkten<br />

wichtige Inform<strong>at</strong>ionen!<br />

• Lernen Sie zu den restlichen Gliederungspunkten wichtige<br />

Inform<strong>at</strong>ionen!<br />

• Ergänzen Sie mit jedem Lerndurchgang die Inform<strong>at</strong>ionstiefe!<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 27


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

4.4 Handlungen, welche die Merkfähigkeit verbessern<br />

� Übungen und Lernarbeit nicht in einem Block, sondern zeitlich verteilen<br />

� Vor dem Schlafengehen wiederholen<br />

� Text aus unterschiedlichen Perspektiven lesen (Konstruieren – Drehen)<br />

� Inform<strong>at</strong>ionen aus unterschiedlichen Perspektiven abrufen (Kunde/in –<br />

Chef/in)<br />

� Bildhafte Vorstellungen entwickeln<br />

� Die 5 wichtigsten Gedanken aus jedem Kapitel aufschreiben<br />

� Sich zu den wichtigsten Gedanken ein Beispiel, eine Anwendung, ein<br />

Experiment o. Ä. ausdenken und aufschreiben<br />

� Ein Schema zeichnen<br />

� <strong>Neue</strong> Überschriften zu den Kapiteln erfinden<br />

� Stoff neu gliedern<br />

� Sich selbst laut vorsprechen<br />

� Auf Tonband sprechen und abhören<br />

� Stichworte bilden und danach laut einen Vortrag halten<br />

� Sich Fragen zum Text stellen und diese laut beantworten<br />

� Jemandem erzählen, was im Text steht<br />

� Sich von anderen abhören lassen<br />

Musik beim Lernen<br />

Musik beim Lernen kann eine große Unterstützung darstellen, vor allem dann, wenn<br />

die richtige Musik zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird.<br />

Prinzipiell soll die Musik die „ungewohnte“ totale Stille ablösen und physiologische<br />

und psychologische Befindlichkeiten verbessern.<br />

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass vor allem die Frequenz stimmt. 60 Schläge pro<br />

Minute ist die richtige Frequenz zum Lernen. Eine höhere Frequenz führt zu einer<br />

„Aufregung“ und eine niedere Frequenz zum Schlaf. Die richtige Wellenlänge<br />

beeinflusst die Hirnstromaktivität und es entsteht durch diese Alpha-Wellen eine<br />

entspannte Aufmerksamkeit.<br />

Wichtig ist auch, dass es keine Vokalaufnahmen sind, sondern Instrumentalmusik<br />

verwendet wird.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 28


5. Wissensmanagement<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ziele: Sie können …<br />

• die Schwerpunkte, die neue Lernkulturen auslösen, beschreiben<br />

• die notwendigen Techniken für ein Wissensmanagement begründen<br />

• gesammelte Inform<strong>at</strong>ionen überschaubar verwalten<br />

5.1 <strong>Neue</strong> Lernkulturen<br />

Für viele Erwachsene ist eine rigide Unterrichtsdarbietung mit fix vorgegebenen<br />

Lerninhalten die angenehmste Auseinandersetzung mit Bildung. Sie reproduzieren<br />

die Texte, Beispiele und Medien der TrainerInnen.<br />

Eine Steigerung der Aktivitäten besteht in den Aufträgen der Vertiefung, die die<br />

TrainerInnen den Teilnehmenden übertragen. Das bedeutet Auseinandersetzung,<br />

einen gewissen Grad an Selbstständigkeit, Ansätze von Teamarbeit und das<br />

Einbringen von eigenen Erfahrungswerten.<br />

Die neuen Lernkulturen zielen auf noch mehr Selbstorganis<strong>at</strong>ion, mehr eigenständige<br />

Auseinandersetzung mit Inform<strong>at</strong>ionsquellen und Inform<strong>at</strong>ionen sowie eine bewusste<br />

Einschätzung der Werte und Ziele von Inform<strong>at</strong>ionen.<br />

5.2 Schwerpunkte der Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />

1. Das Prozesslernen<br />

Das Ergebnis ist nicht mehr allein ausschlaggebend, sondern es werden die<br />

Methodenkompetenz, die Soziale Kompetenz und die Fachkompetenz<br />

gleichwertig behandelt.<br />

2. Das Selbstmanagement<br />

Der Umgang mit den eigenen Lernstr<strong>at</strong>egien, den Denk- und Arbeitsstr<strong>at</strong>egien<br />

sowie der Zeitorganis<strong>at</strong>ion zählen zu den wichtigsten Fähigkeiten der<br />

Lernenden. Die Erwachsenenbildung legt die Grundlagen für das<br />

„Lebenslange Lernen“ (lifelong learning).<br />

3. Das Wissensmanagement<br />

Lernende werden immer häufiger mit der Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung konfrontiert<br />

und das bedeutet, dass sie Inform<strong>at</strong>ionen suchen, diese auf ihre Wertigkeit<br />

und Gültigkeit analysieren und zu einer brauchbaren Inform<strong>at</strong>ionsmenge<br />

beschränken müssen. Eine weitere Fähigkeit liegt in der richtigen Speicherung<br />

der selektierten Inform<strong>at</strong>ionen.<br />

Dabei geht es um die Fähigkeiten, Wissen und Inform<strong>at</strong>ionen<br />

zu suchen zu sammeln zu verarbeiten<br />

zu finden zu gewichten anzuwenden<br />

zu selektieren zu strukturieren zu präsentieren<br />

zu analysieren zu lernen zu begründen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 29


5.3 Technik des Wissensmanagements<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Die griechischen Gelehrten h<strong>at</strong>ten größtenteils den Vorteil, dass sie ausschließlich<br />

ein internes Gedächtnis verwalten mussten.<br />

Heute stehen wir Menschen vor dem Problem der internen und externen<br />

Gedächtnisverwaltung.<br />

Menschen sind prinzipiell Sammler. Wir sammeln Prospekte, Zeitungen, Bücher,<br />

Kopien, Skripten und elektronisches D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial.<br />

Es gibt Menschen, die wissen, wenn sie eine Inform<strong>at</strong>ion benötigen, wo sie suchen<br />

müssen. Andere wiederum haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und können viele<br />

Inform<strong>at</strong>ionen einfach abrufen.<br />

Wissensmanagement ist eine Holschuld<br />

Und was mache ich?<br />

a) Ich stelle fest, dass ich etwas nicht weiß, mich nicht erinnern kann oder mir<br />

nicht sicher bin.<br />

b) Ich grüble, suche bestimmte Bücher oder Liter<strong>at</strong>urhinweise, grabe alte<br />

Skripten und persönliche Mitschriften aus, setze mich zum PC und<br />

recherchiere.<br />

c) An manchen Tagen habe ich schnell eine Idee und finde einen Suchbegriff.<br />

d) Ein Berg von Inform<strong>at</strong>ionen tut sich auf und ich bin total überfordert, sofort<br />

eine Inform<strong>at</strong>ion zu akzeptieren.<br />

e) Eine Bauchentscheidung ist notwendig und ich habe mein notwendiges<br />

Wissen aktiviert.<br />

1. Recherchestr<strong>at</strong>egien<br />

Orientierungsphase Erkenne ich das Problem? Wie kann ich das Problem<br />

einschränken? Was will ich suchen?<br />

Vorbereitungsphase Wo suche ich? Was suche ich? Mit welchem(n) Begriff(en)<br />

suche ich?<br />

Suchphase Welche Quellen soll ich wählen? Wie präzisiere ich den<br />

Suchvorgang?<br />

Auswertungsphase Nach welchen Kriterien selektiere ich? Wo und wie sammle ich<br />

die Infos? Wie gewichte und strukturiere ich die Infos? Wie<br />

wende ich die Erkenntnisse an?<br />

2. Suchstr<strong>at</strong>egien<br />

Intuitive Suche Zufallsprinzip, Versuch und Irrtum<br />

Schneeballsystem Von einem Begriff zu weiteren Begriffen (Ausweitung)<br />

System Bergsteigen Von vielen Begriffen aus zum einzigen Begriff (Einengung)<br />

Strukturierte Suche Überblick verschaffen, Oberbegriff klären, Detailbegriffe suchen<br />

Taktische Suche Quellen einschränken, Themen ausweiten, Oberbegriffe<br />

einschränken, Details suchen, Details vergleichen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 30


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

3. Kriterien für den Wahrheitsgehalt<br />

Übereinstimmungskriterien Stimmt mit anderen Medien überein.<br />

Mehrheitskriterien Die Mehrheit h<strong>at</strong> dieselbe Meinung.<br />

Erfahrungskriterien Bislang war ich mit dieser Quelle immer zufrieden.<br />

Schadenskriterium Kann bei der Weitergabe ein finanzieller Schaden<br />

entstehen?<br />

Reput<strong>at</strong>ionskriterium Besteht die Gefahr eines Imageverlustes bei einer<br />

Weitergabe?<br />

Altruismuskriterium H<strong>at</strong> der Autor/die Autorin durch die Veröffentlichung<br />

keinen kommerziellen Vorteil?<br />

Wissensverwaltung und Wissensverknüpfung<br />

Ich habe hunderte von verschiedenen Schrauben in meiner Werkst<strong>at</strong>t. Entweder in<br />

Schachteln, Dosen, Laden, gemischt und geordnet oder nach Größe und Art sortiert,<br />

mit Symbolen und Größenangaben gekennzeichnet und hierarchisch sortiert.<br />

Teilweise übernimmt unser Hirn diese Strukturierungsarbeit; besser ist es, wenn wir<br />

selbst dafür sorgen, dass wir unser gesammeltes Wissen rasch abrufen können.<br />

Dazu benötigen wir:<br />

- eine effiziente Navig<strong>at</strong>ion<br />

- eine durchschaubare Struktur<br />

- keine Doppelablagen<br />

- Visualisierungen<br />

- Inform<strong>at</strong>ionsdepots<br />

Grunds<strong>at</strong>z: FOKUS PLUS KONTEXT<br />

Zwei Varianten an Strukturphilosophien bieten sich an:<br />

Clustering Klassifik<strong>at</strong>ion<br />

Generieren von K<strong>at</strong>egorienschemas auf Einordnen von Objekten in gegebene<br />

Basis von gegebenen Objekten K<strong>at</strong>egorienschemas<br />

Beispiel:<br />

Beispiel:<br />

Die TeilnehmerInnen liefern einige Der/dieie TrainerIn entwickelt ein<br />

Lösungsideen für eine Problemstellung. Schema für Schraubenarten bzw.<br />

Schraubenbezeichnungen.<br />

Der/dieie TrainerIn oder die<br />

Teilnehmenden oder beide gemeinsam<br />

entwickeln auf Grund der vorliegenden<br />

Kärtchen mehrere Cluster.<br />

Die Teilnehmenden bekommen 25<br />

verschiedene Schrauben und müssen<br />

diese den vorgegebenen K<strong>at</strong>egorien<br />

zuordnen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 31


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Techniken für das Clustering<br />

Zeichnen und Anordnen Eigene Kre<strong>at</strong>ivität, aber fixe Darstellung<br />

freie Anordnung von Zetteln oder Post-it Zettel oder Moder<strong>at</strong>ionskärtchen sind<br />

Kärtchen<br />

leicht veränderbar<br />

logische Knoten und Kanten Abhängigkeiten werden durch Linien,<br />

Verzweigungen, Richtungen usw. aufgezeigt.<br />

Hierarchien, Organigramme Von der Basis bis zur Spitze oder umgekehrt<br />

Mind Mapping Von der zentralen Themenstellung aus<br />

verzweigende Darstellung<br />

Concept Mapping Keine Strukturform vorgegeben,<br />

Abhängigkeiten werden durch Texte auf den<br />

Linien zwischen den Infos dargestellt.<br />

Argument Mapping Von einem Basisargument ausgehend<br />

werden weitere Pro- und Gegenargumente,<br />

in Abhängigkeit des zuvor entwickelten<br />

Arguments, dargestellt.<br />

Knowledge Mapping Ausgehend von einem Wissensans<strong>at</strong>z,<br />

werden die vertiefenden Infos in einer<br />

direkten Abhängigkeit dargestellt.<br />

Web 2.0 Anwendungen<br />

Grobdefinition:<br />

- Orchestriertes Webservice<br />

- Unterstützung von sozialen Interaktionen<br />

Die Anwendungen können wissenschaftlich oder nichtwissenschaftlich orientiert sein.<br />

- Weblogs<br />

- Wikis<br />

- Kollektive Referenzverwaltung<br />

- Kollektive Medienverwaltung<br />

- Netzwerkverwaltung<br />

- Kollabor<strong>at</strong>ives Lernen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 32


6. Die Bedeutung und Wirkung von Medien<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ziele: Sie können …<br />

• die Bedeutung der Medien erklären.<br />

• die Zusammenhänge zwischen Medien und Lernen interpretieren.<br />

• die Wirkung von Medien begründen.<br />

• den Eins<strong>at</strong>z von elektronischen Medien optimieren.<br />

• Präsent<strong>at</strong>ionen didaktisch animieren.<br />

Die neuesten Ergebnisse der Wirkungsforschung im Bereich der Medien haben keine<br />

signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Kombin<strong>at</strong>ionen von Medien (z.B.<br />

im Multimediabereich) aufgezeigt. Die ForscherInnenbeschäftigen sich eher mit der<br />

Problem<strong>at</strong>ik des optimalen Eins<strong>at</strong>zes der Medien. Die Gesamtheit der subjektiven<br />

und objektiven Wirkungen der Medien ist ausschlaggebend für die Bedeutung der<br />

Medien.<br />

Der optimale Eins<strong>at</strong>z audiovisueller Medien (Multimediaeins<strong>at</strong>z) bewirkt:<br />

.. eine Qualitätsverbesserung für die Kommunik<strong>at</strong>ion<br />

.. eine Verbesserung der Wahrnehmung<br />

.. eine Beschleunigung der Durchschaubarkeit<br />

.. eine Aktivierung beider Gehirnhälften<br />

.. eine Erhöhung der Motiv<strong>at</strong>ion, sich mit Inform<strong>at</strong>ionen auseinander zu setzen<br />

.. eine Steigerung der Aufmerksamkeit (Konzentr<strong>at</strong>ion)<br />

.. eine Unterstützung der Wiederholbarkeit beim Lernen<br />

.. eine Erleichterung der Merkfähigkeit<br />

.. eine Einsparung rein verbaler Erklärungsmodelle<br />

.. eine Verkürzung des Lehrprozesses<br />

.. eine Verringerung der Lern- und Arbeitszeiten der Teilnehmenden<br />

.. eine Bereicherung der Lehrprozessgestaltung<br />

.. eine Vervielfachung der Assozi<strong>at</strong>ionen<br />

6.1 Wie funktioniert der Wahrnehmungsverlauf?<br />

1. Die physikalische Wahrnehmung<br />

Beispiel: Die Qualität der Licht- oder der Tonquellen entscheidet über die<br />

grundsätzliche Wahrnehmbarkeit der Inform<strong>at</strong>ionen.<br />

2. Die physiologische Wahrnehmung<br />

Dabei dreht es sich um die körperlichen Vorgänge zwischen Sinnesorgan und<br />

Gehirn.<br />

3. Die psychologische Wahrnehmung<br />

Dieser Teil der Wahrnehmung entscheidet über die Wahrnehmungsentwicklung der<br />

Inform<strong>at</strong>ionen in unseren Phantasien und Gedanken.<br />

Alle drei Bereiche bedingen einander und können daher nicht isoliert betrachtet werden.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 33


Medien haben zwei Eins<strong>at</strong>zschwerpunkte<br />

Im Lehrprozess Im Lernprozess<br />

o Entwicklung<br />

o Erklärung<br />

o Präsent<strong>at</strong>ion<br />

o Diskussion<br />

o Wiederholung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

o Ganzheitlichkeit<br />

o Wiedererkennung<br />

o Zuordnung<br />

o Lernunterlage<br />

o Arbeitsunterlage<br />

6.2 Zusammenhang: Medieneins<strong>at</strong>z und Lernen<br />

Der Lernprozess<br />

Jeder Medieneins<strong>at</strong>z dient grundsätzlich als Unterstützung und Förderung des Lernprozesses.<br />

Dabei gibt es unterschiedliche Gruppen von Lerninhalten, unterschiedliche<br />

Menschen als Teilnehmende, und das bedeutet unterschiedliche Lerntypen bzw.<br />

Wahrnehmungstypen sowie unterschiedliche Medienarten.<br />

Betrachten wir den Ablauf eines normalen Lernvorgangs, so ergeben sich 4 Phasen:<br />

1. Erkennen und Decodieren der Inform<strong>at</strong>ionen<br />

2. Speichern der Inform<strong>at</strong>ionen<br />

3. Behalten der Inform<strong>at</strong>ionen<br />

4. Umsetzung der Inform<strong>at</strong>ionen<br />

Wie können diese vier Phasen durch Medieneinsätze unterstützt werden?<br />

Erkennen und Decodieren<br />

Speichern Behalten Umsetzung<br />

- viele Sinneswahr- - Strukturen - Übersichten - Anwenden<br />

nehmungen anregen - Systeme - Zusammen- - Üben<br />

- klare Worte<br />

- grafische fassungen - Präsentieren<br />

- klare Bilder<br />

- Schaugewohnheiten<br />

Ordnungen - Wiederholungen<br />

Assozi<strong>at</strong>ionstechnik<br />

Im Erwachsenenalter ermöglicht unser Gehirn nur mehr ein Lernsystem auf der<br />

Basis von Assozi<strong>at</strong>ionen - die im Kindesalter konstruierten „Läden“ werden gefüllt.<br />

Gelingt es dem Lehrbeauftragten, solche „Assozi<strong>at</strong>ionsbilder“ anzubieten, die von<br />

den Teilnehmenden akzeptiert werden, so erleichtert ihnen diese Aktion das Lernen.<br />

Die Teilnehmenden „ersparen“ sich, diese Assozi<strong>at</strong>ionsketten selbst zu suchen und<br />

entwickeln zu müssen. Mit einem Medieneins<strong>at</strong>z, der beide Gehirnhälften einbezieht,<br />

unterstützen die Lehrbeauftragten viele Lerntypen. Das bedingt, dass die Lehrbeauftragten<br />

die Sprache, die Schrift, Bilder und Eigenaktivitäten der Teilnehmenden<br />

aktivieren und optimieren.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 34


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

6.3 Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie<br />

Zeichnen Sie bitte in den vier vorgesehenen Feldern jeweils ein dazu gehöriges<br />

Symbol – entsprechend der jeweiligen Überschrift.<br />

Wald viel Geld – wenig Geld<br />

Grenze eine Flüssigkeit auffüllen<br />

Bei jeder Darstellung im Lehrprozess müssen die Lehrbeauftragten eine symbolische<br />

Darstellung von Vorgängen, Zuständen oder realen Objekten vornehmen. Die<br />

Klarheit der gewählten Symbole ist für die Verständlichkeit ausschlaggebend.<br />

Erkenntnisse aus dieser Übung:<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 35


6.4 Auswertungsbl<strong>at</strong>t für die Overheadfolie<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Welches „Bild“ schauen Sie am liebsten an? Bitte nur eines auswählen!<br />

Welches Detail zieht Sie optisch an? Bitte nur ein Detail auswählen!<br />

Schriftgestaltung und Lesbarkeit<br />

Ersteindruck<br />

Diskussion<br />

Struktur, Ordnung und Pl<strong>at</strong>zaufteilung<br />

Ersteindruck<br />

Diskussion<br />

Ersteindruck<br />

Inform<strong>at</strong>ionsdichte<br />

Diskussion<br />

Grafische Elemente, grafische Gestaltung<br />

Ersteindruck<br />

Diskussion<br />

Ersteindruck<br />

Farbeneins<strong>at</strong>z<br />

Diskussion<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 36


6.5 Gestaltungsrichtlinien<br />

Inform<strong>at</strong>ionsdichte<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Alle Überlegungen zur Gestaltung von Medien zielen in Richtung optimale Aufnahme<br />

der Inform<strong>at</strong>ionen. Diese Prämisse kann nur erfüllt werden, wenn die Medien nicht<br />

überladen sind. Die Regeln für eine optimale Inform<strong>at</strong>ionsdichte sind:<br />

• Nur ein Thema pro „Bild“!<br />

• Nicht mehr als 6–8 Zeilen!<br />

• Maximal 6-7 Worte pro Zeile!<br />

• Nur 7±2 Inform<strong>at</strong>ionen kann das Kurzzeitgedächtnis verarbeiten.<br />

• Blockbildungen erleichtern die Wahrnehmung.<br />

• Abgrenzungen (Rahmen) führen das Auge auf die Inhalte zurück.<br />

• Die Schriftgröße ergibt sich aus der Zeilenzahl.<br />

• Groß- und Kleinbuchstaben erleichtern das Lesen.<br />

Schriftgröße und Strichstärke<br />

Schriftgröße und Strichstärke beeinflussen nicht nur den optischen<br />

Schönheitseindruck eines Mediums, sondern sie sind auch entscheidend.<br />

• für die Aufnahmegeschwindigkeit,<br />

• für die Motiv<strong>at</strong>ion zum Lesen bzw. Schauen,<br />

• für die Überzeugungskraft und<br />

• für die Behaltefähigkeit (fotografisches Gedächtnis).<br />

Deshalb ist es sehr wichtig, die richtigen Proportionen zwischen Strichstärke und<br />

Buchstabengröße herzustellen und bei den Zeichnungen auf unterschiedliche<br />

Strichstärken zu achten.<br />

Starke Linien und große Schriftgrößen wirken überzeugender.<br />

Eins<strong>at</strong>z der Farben<br />

Die Inform<strong>at</strong>ionsmedien (Printmedien, Fernsehen, Internet usw.) sind ohne Farbgestaltung<br />

nicht mehr vorstellbar. Junge Menschen können zwar mehrere<br />

Inform<strong>at</strong>ionskanäle gleichzeitig (durch rasches Zippen) wahrnehmen, haben aber bei<br />

schwarz-weiß-Darstellungen Schwierigkeiten, diese Bilder dreidimensional zu sehen.<br />

Es gibt vier Gründe für die Verwendung von Farben bei den Unterrichtsmedien:<br />

1. Buntheit der Darstellung (Märchenbucheffekt)<br />

2. Ordnung in der Darstellung<br />

3. bestimmte Struktur in der Darstellung<br />

4. Logik in der Darstellung<br />

Somit ermöglicht die Farbgebung eine Schaumotiv<strong>at</strong>ion, erleichtert den<br />

Teilnehmenden, prinzipielle Unterscheidungen wahrzunehmen, hilft den<br />

Teilnehmenden, die Inform<strong>at</strong>ionen zu gliedern und unterstützt sie bei der Erkennung<br />

von Zusammenhängen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 37


6.6 Lehren mit elektronischer Unterstützung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

In den Lehrveranstaltungen stehen den LektorInnen Projektoren zur Verfügung, die<br />

eine Projektion der Bildschirmoberflächen von den PCs der LektorInnen ermöglichen.<br />

Multimedia<br />

Mit den elektronischen Medien stehen den LektorInnen alle Möglichkeiten einer<br />

Multimediapräsent<strong>at</strong>ion zur Verfügung. Die LektorInnen können damit folgende<br />

Medienarten ersetzen bzw. entsprechende Inform<strong>at</strong>ionen projizieren:<br />

Tafeln Texte<br />

Grafiken<br />

Zeichnungen<br />

Overhead Texte<br />

Grafiken<br />

Zeichnungen<br />

Bilder<br />

Fotos<br />

Bewegliche Darstellungen<br />

Diaprojektor Fotos<br />

Videorecorder Videoclips<br />

Fernsehappar<strong>at</strong> Direktübertragungen<br />

PC – Bildschirm Internetseiten<br />

Mit dieser Medienausst<strong>at</strong>tung ist eine audiovisuelle bzw. multimediale Präsent<strong>at</strong>ion<br />

möglich geworden.<br />

Gefahren beim Eins<strong>at</strong>z elektronischer Medien<br />

Durch eine permanente Präsent<strong>at</strong>ion über ein Medium besteht die Gefahr, dass<br />

• die Inform<strong>at</strong>ionsdichte zu groß wird,<br />

• die gleich bleibende weiße Projektionsfläche ermüdend wirkt,<br />

• das Angebot unterschiedlicher Assozi<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten zu gering ist,<br />

• die Gestaltung mit „schönen Schnörkeln“ vom Inform<strong>at</strong>ionsgehalt ablenkt,<br />

• die Anim<strong>at</strong>ionen eher für eine Unterhaltung sorgen als für eine didaktische<br />

Führung,<br />

• die präsentierten Inform<strong>at</strong>ionen als Lernunterlage fehlen,<br />

• die technischen Qualitäten der Projektoren unterschiedliche „Farbqualitäten“<br />

bieten und<br />

• die Technik auch einmal total ausfallen kann.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 38


6.7 Präsent<strong>at</strong>ionen mit elektronischen Medien<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Aus den Erkenntnissen der Gehirnforschung und aus den Ergebnissen von<br />

Untersuchungen in Lehrsälen ergeben sich folgende Empfehlungen:<br />

Wahrnehmung<br />

Die Lesbarkeit und Wahrnehmbarkeit muss durch eine entsprechende Größe und<br />

Stärke der Darstellungen garantiert werden.<br />

Die Kontrastwerte zwischen Hintergrund und Inform<strong>at</strong>ionsinhalten sollen möglichst<br />

groß sein.<br />

Die wichtigsten Inform<strong>at</strong>ionen sollen durch spezielle Gestaltungselemente so<br />

präsentiert werden, dass die Studierenden sie ohne Zus<strong>at</strong>zerklärungen erkennen<br />

können.<br />

Konzentr<strong>at</strong>ion<br />

Die Anim<strong>at</strong>ionen dürfen nicht ablenken, sondern auf die „Botschaft“ hinweisen.<br />

Die Präsent<strong>at</strong>ionsgeschwindigkeit muss sich an der „Wahrnehmungsgeschwindigkeit“<br />

der Studierenden orientieren.<br />

Die Länge einer Präsent<strong>at</strong>ion muss auf die Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit der Studierenden<br />

ausgerichtet werden.<br />

Eine durchgehende Präsent<strong>at</strong>ion ist zu vermeiden, z.B. durch Dunkelschaltungen<br />

oder durch den Eins<strong>at</strong>z von anderen Medien.<br />

Die Gestaltung der Präsent<strong>at</strong>ionen soll einen „Röhrenblick“ unterstützen.<br />

Die Arbeit an einem eigenen Bildschirm (didaktische Netzwerke) ist weniger ermüdend<br />

als die Arbeit über eine Projektionswand.<br />

Farbwahl<br />

Dunkler Hintergrund und helle Schriften, sowie dunkle Schriften auf hellem<br />

Hintergrund sind leichter wahrnehmbar.<br />

Abwechslung in der Farbenwahl bringt eine Erhöhung der „Schaumotiv<strong>at</strong>ion“ und ist<br />

didaktisch verwertbar.<br />

Die Farbe Blau ist in unserem Kulturkreis die beliebteste Farbe (ca. 45 %). Warme<br />

Farben, wie Gelb-, Rot- und Brauntöne, liegen an zweiter Stelle.<br />

In einem „Bild“ soll eine Farbfamilie eingesetzt werden und wenig Konträrfarben.<br />

Farben können unterhalten oder einen didaktischen Sinn erfüllen.<br />

Assozi<strong>at</strong>ion<br />

Die Bildgestaltung soll eine Assozi<strong>at</strong>ion zwischen grafischer Gestaltung und der<br />

eigentlichen Botschaft ermöglichen.<br />

Abgedroschene Master aus Fertigprogrammen werden von zahlreichen<br />

Präsent<strong>at</strong>oren angeboten und verwirren die Studierenden eher mit anderen, alten<br />

Assozi<strong>at</strong>ionen.<br />

Individuelle Mastergestaltungen personifizieren die Botschaften mit dem speziellen<br />

Lektor/der speziellen Lektorin.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 39


6.8 Notizen zur PowerPoint Präsent<strong>at</strong>ion<br />

Die wichtigsten Inform<strong>at</strong>ionen aus meiner Sicht:<br />

Gedanken zur grafischen Gestaltung:<br />

Didaktische Erkenntnisse<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 40


6.9 Eins<strong>at</strong>zbedingungen für die Medien<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Der Eins<strong>at</strong>z von Unterrichtsmedien an der Fachhochschule soll sowohl für die<br />

Studierenden als auch für die LektorInnen eine Erleichterung und gleichzeitig eine<br />

Steigerung der Lerneffizienz ermöglichen.<br />

1. Die Steigerung der Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit und der Aufmerksamkeit der<br />

Studierenden wird durch einen Wechsel der Medien (Medienmix) erreicht.<br />

2. Erarbeitendie LektorInnen komplizierte Inhalte, dann bewährt es sich, für die<br />

Präsent<strong>at</strong>ion der Hauptgedanken ein Medium zu verwenden und für die<br />

„Nebeninform<strong>at</strong>ionen“ (z.B. Nebenrechnungen) ein zweites Medium<br />

einzusetzen.<br />

3. Das Präsentieren in mehreren Ebenen (Zwiebelschalenmodell) unterstützt bei<br />

den Teilnehmenden das hirngerechte Wahrnehmen und Lernen. Ein Beispiel<br />

soll das verdeutlichen:<br />

a) Flipchart – plak<strong>at</strong>ive Generalübersicht – wird permanent präsentiert<br />

b) Overhead – ein Schwerpunkt wird in max. 7 Unterpunkten erklärt<br />

c) Tafel – Unterpunkte werden detailliert erarbeitet<br />

4. Flipchart, Tafel und Pinwand wirken beruhigend und können daher länger<br />

präsentiert werden als Medien, die auf hellen Flächen projiziert werden.<br />

5. Overheadfolien und PowerPoint-Präsent<strong>at</strong>ionen werden aus der Sicht der<br />

Teilnehmenden zu kurz präsentiert. Sehr viele Teilnehmende wollen sich<br />

während der Präsent<strong>at</strong>ion Notizen machen, bzw. es ist die<br />

Lesegeschwindigkeit der Teilnehmenden meist langsamer als die<br />

Wahrnehmung der Lehrbeauftragten.<br />

6. Die Anzahl der Folien, der Dias oder der Plak<strong>at</strong>e hängt von den Inhalten bzw.<br />

vom Aufbau der Präsent<strong>at</strong>ion ab. Eine fixe Zahl vorzugeben ist daher nicht<br />

möglich, außer bei der Zahl der Inform<strong>at</strong>ionen auf einer Folie. Sie soll die Zahl<br />

7 nicht überschreiten (Kurzzeitgedächtnis).<br />

7. Dem Lernprozess entsprechend können/sollen die Medien<br />

a) den Einstieg erleichtern (Klarheit, Motiv<strong>at</strong>ion)<br />

b) das Problem beleuchten (Problembewusstsein schaffen)<br />

c) die Lösungsansätze aufzeigen (neue Inform<strong>at</strong>ionen anbieten)<br />

d) die Durchführung unterstützen (Erarbeitungen ermöglichen)<br />

e) Übungen auslösen (Grundlagen für Übungen zugänglich machen)<br />

f) eine Evalu<strong>at</strong>ion ermöglichen (Kontrollen und Tests)<br />

8. Die Medien sollen die Teilnehmenden zur Mitarbeit animieren und aktivieren.<br />

9. Die Teilnehmenden sollen zur Verwendung von Medien angehalten werden,<br />

damit sie Sicherheit in der eigenständigen Präsent<strong>at</strong>ion erreichen können.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 41


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

7. Gestaltung von Trainings mit NLK und Telephasen<br />

Ziele: Sie können …<br />

• zu den sieben Thesen der Trainingsphilosophie Stellung beziehen.<br />

• die Aktivitäten eines Trainings den AkteurInnen zuordnen.<br />

• die Grundmodelle einer Didaktik der Fernlehre erklären.<br />

7.1 Thesen zu Trainings mit NLK und Telephasen<br />

These 1:<br />

Ein didaktischer Grunds<strong>at</strong>z und wesentliches Merkmal der Erwachsenenbildung Österreichs<br />

ist die Berücksichtigung des TeilnehmerInnenniveaus und der Praxisbezug. Daher ist es<br />

notwendig, Lehr- und Lernarrangements einzusetzen, die eine Anpassung an die jeweilige<br />

Lernsitu<strong>at</strong>ion und einen permanenten Praxisbezug ermöglichen.<br />

These 2:<br />

Durch die individuellen Gruppenzusammensetzungen und die sich daraus ergebende<br />

Heterogenität wird neuerdings durch die unterschiedlichsten Fähigkeiten der Teilnehmenden<br />

im Bereich der EDV noch mehr Heterogenität zu beobachten sein. Deshalb müssen die<br />

Lehr- und Lernarrangements auch diese individuellen Erfahrungsunterschiede<br />

berücksichtigen.<br />

These 3:<br />

Die Erwachsenen beherrschen Kulturtechniken, wie sie in ihrer Schulzeit üblich<br />

waren, bzw. die sie im Laufe ihrer Weiterbildung gelernt haben. Die TrainerInnen müssen<br />

daher bei Einführung neuer Lernkulturen die erwachsenen Teilnehmenden zuerst in diese<br />

Richtung hin trainieren, bevor sie neue Methoden und Unterrichtsformen anwenden.<br />

These 4:<br />

Optimale Lernerfolge in der Erwachsenenbildung sind dadurch erreichbar, dass sich die<br />

Teilnehmenden für die Lernziele und Lernverfahren selbst motivieren können. Eine<br />

Selbstmotiv<strong>at</strong>ion ist nur dann möglich, wenn die Lernenden für sich einen Nutzen erkennen<br />

können. Und das vor Beginn des Lernprozesses!<br />

These 5:<br />

Viele PädagogInnen entwickeln Lehr- und Lernarrangements, die auf ein Wohlfühlen oder<br />

auf eingeschätzte Wirkungen abzielen. Der dafür notwendige Zeitaufwand führt in der<br />

Regelschule oft zu einer Zeit-Stoff-Problem<strong>at</strong>ik und in der Erwachsenenbildung sehr oft zu<br />

einem Seminarfrust. Selten werden die Seminarergebnisse auf eine Lerneffizienz geprüft.<br />

These 6:<br />

Jede Maßnahme, jedes Verfahren, jede Methode erfüllt dann ihren Zweck, wenn diese eine<br />

Lernfreude, gewisse Lernerleichterungen und eine hohe Lerneffizienz auslösen. Wenn die<br />

TeilnehmerInnen eines Seminars für sich behaupten können: „Es h<strong>at</strong> was gebracht und die<br />

Zeit ist schnell vergangen!“ dann stimmt normalerweise die Prüfung des persönlichen<br />

Nutzens.<br />

These 7:<br />

Für die Entwicklung von Lehr-/Lernarrangements ist das angestrebte Lernniveau<br />

entscheidend. Viele Niveaustufen sind nur mit entsprechenden Arrangements zu erreichen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 42


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ergänzung zu These 7<br />

Die AuftraggeberInnen in der Erwachsenenbildung geben sehr oft einen<br />

Kompetenzk<strong>at</strong>alog vor der von den Teilnehmenden erfüllt werden soll. Diese<br />

geforderten Kompetenzen sind geprägt von unterschiedlichen Dimensionen und<br />

Lernqualitäten.<br />

Deshalb ist es notwendig, Lehr- und Lernarrangements einzusetzen, die diese<br />

Zieldimensionen und Lernqualitäten herausfordern und eine entsprechende<br />

Evalu<strong>at</strong>ion zulassen.<br />

Kognitive Lernziele<br />

Kenntnisse Verständnis Anwendung Analyse Synthese Beurteilung<br />

aufzählen erklären ableiten unterscheiden erstellen vergleichen<br />

nennen beschreiben interpretieren ordnen entwickeln begutachten<br />

bezeichnen übersetzen ausführen gliedern entwerfen entscheiden<br />

aufzeichnen darstellen erkunden beobachten planen bewerten<br />

definieren abgrenzen verwerten aufschlüsseln vernetzen beurteilen<br />

identifizieren reproduzieren umsetzen auswählen layouten begründen<br />

Affektive Lernziele<br />

Erkennen Reagieren Werten Wertsystem Werte leben<br />

wahrnehmen zulassen vermuten auseinander halten mitwirken<br />

bemerken bereit sein überprüfen ordnen durchsetzen<br />

beachten ansprechen abwägen werten überzeugen<br />

entdecken beschäftigen taxieren reihen dazu stehen<br />

interessieren unterstützen vergleichen stufen gründen / starten<br />

betroffen sein teilnehmen Stellung beziehen vorgeben Vorbild sein<br />

Psychomotorische Lernziele<br />

Imit<strong>at</strong>ion Üben Präzision Koordinieren N<strong>at</strong>uralisierung<br />

nachmachen häufig machen genau machen einbinden perfekt können<br />

nachsprechen Varianten üben betonen Sätze bilden sprechen / Mimik<br />

schrittweise wiederholen schneller / besser kombinieren ausdauernd<br />

Stift halten Stift führen gerade / kurvig Form zeichnen Flip Chart zeichnen<br />

Schalter drehen<br />

Draht stecken<br />

Schaltervarianten<br />

Drähte stecken<br />

Messwert justieren<br />

kleinste Drähte<br />

eine Messung messen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 43


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

7.2 Aktivitäten in einem Training mit Telephasen<br />

Präsenzphase<br />

Lehrende und Teilnehmende befinden sich örtlich am Semiarort. Die kommunik<strong>at</strong>ive<br />

Auseinandersetzung erfolgt ‚face to face’. Die verpflichtenden Anwesenheitszeiten<br />

sind eingeschränkt und festgelegt. Inhaltlich sind alle Beteiligten mehrheitlich<br />

gemeinsam organisiert.<br />

Lernphase<br />

Die Teilnehmenden setzen sich individuell mit den Lehr-/Lerninhalten auseinander.<br />

Umfang, Art und Intensität der Lernaktivitäten sind für die Lehrenden nicht direkt<br />

wahrnehmbar bzw. beeinflussbar. Die Einbeziehung von anderen Teilnehmenden<br />

bleibt im Entscheidungsbereich der Lernenden. Eine Betreuung durch die<br />

TrainerInnen ist nicht vorgesehen. Das Ergebnis der Lernarbeit kann meist nur in<br />

Form von Diskussionen oder Leistungsfeststellungen erhoben werden.<br />

Telephase<br />

Die Lehrenden beziehen die individuelle Auseinandersetzung in den organisierten<br />

Lehr-/Lernprozess mit ein und steuern dadurch bewusst spezielle Aktivitäten<br />

außerhalb des Seminarorts. Die TrainerinInnen können eine gelenkte<br />

Kommunik<strong>at</strong>ion bzw. eine gemeinsame Arbeitsleistung mit den Teilnehmern<br />

bewirken. Durch ihre festgelegten Betreuungsangebote stehen den Teilnehmenden<br />

auch während der Tele- oder Lernphase Hilfestellungen zur Verfügung. Die<br />

Ergebnisse der Lernarbeit können auch während der Seminardauer stufenweise bis<br />

permanent erhoben werden.<br />

Betreuungsangebot<br />

Ein Kennzeichen der Telephase ist das Betreuungsangebot durch die TrainerInnen.<br />

Diese Betreuung kann asynchron erfolgen, d.h., die Teilnehmnden richten ihre<br />

Anfragen zum Zeitpunkt „X“ an die Lehrenden. Die TrainerInnen legen einen<br />

zeitlichen Rahmen für die Reaktion auf Anfragen fest und reagieren spätestens bis<br />

zum Zeitpunkt „Y“.<br />

Bei einer synchronen Betreuung erfolgt Anfrage und Reaktion zeitgleich, d.h., der<br />

Zeitpunkt für die Betreuung wird punktgenau festgelegt.<br />

Die Kommunik<strong>at</strong>ionswege reichen von persönlichen Treffen bis zum Eins<strong>at</strong>z von<br />

Pl<strong>at</strong>tformen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 44


7.3 Ansätze für eine Didaktik der Fernlehre<br />

Grundmodelle<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Seminare mit Anteilen an Fernlehre haben das Ziel, dass die Teilnehmenden die<br />

Anforderungen des Kompetenzk<strong>at</strong>alogs, die zeitlichen Herausforderungen und die<br />

technischen Notwendigkeiten beherrschen lernen.<br />

Prinzipiell geht es dabei um das Ausmaß der Aktivitätsaufteilung zwischen<br />

Präsenzphasen und Telephasen.<br />

Modell A<br />

a) In der(n) Präsenzphase(n) werden die Ziele der Lehrveranstaltung vorgestellt<br />

und die Sachverhalte erarbeitet. Die TrainerInnen stellen Unterlagen zur<br />

Verfügung, geben Liter<strong>at</strong>urhinweise und/oder Hinweise für Links.<br />

b) Die TrainerInnen weisen in die notwendige(n) Arbeitstechnik(en) ein und<br />

erklären die Aufgabenstellung(en). Die Teilnehmenden erfahren auch die<br />

Regelung der Leistungsfeststellung.<br />

c) Die Teilnehmenden bearbeiten auch außerhalb des Seminars die einzelnen<br />

Aufträge und vertiefen sich in die M<strong>at</strong>erie.<br />

d) Die TrainerinInnen betreuen die Teilnehmenden während der Telephase.<br />

e) In der nachfolgenden Präsenzphase werden die Ergebnisse präsentiert,<br />

besprochen und/oder aufgearbeitet.<br />

f) Nach einer entsprechenden Lernphase erfolgt eine etwaige<br />

Leistungsfeststellung.<br />

Modell B<br />

a) In der ersten Präsenzphase werden die Ziele der Lehrveranstaltung<br />

vorgestellt. Die TrainerInnen weisen in die notwendige(n) Arbeitstechnik(en)<br />

ein und erklären die Aufgabenstellung(en). Die TrainerInnen können auch<br />

Liter<strong>at</strong>urhinweise und/oder Hinweise für Links geben. Die Teilnehmenden<br />

erfahren auch die Regelung einer Evaluierung.<br />

b) In der Telephase recherchieren und entwickeln die Teilnehmenden die<br />

Sachverhalte.<br />

c) Die TrainerinInnen betreuen die Teilnehmenden während der Telephase.<br />

d) In der(n) Präsenzphase(n) werden die Ergebnisse der Telephase präsentiert,<br />

diskutiert, vertieft, evaluiert und bewertet.<br />

e) Nach einer entsprechenden Lernphase erfolgt die Evalu<strong>at</strong>ion.<br />

Modell C<br />

Die Reihenfolge und Dauer der Präsenzphasen und Telephasen sowie die<br />

geforderten Aktivitäten werden in einer Mischform angeboten.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 45


Modelle nach der Sozialform<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Modell a)<br />

Die Teilnehmenden sollen die Aufträge in Einzelarbeit leisten. Die<br />

Teilnehmendensammeln ihre Erfahrungen als Individuen. Die TrainerInnen bieten<br />

eine Betreuung an.<br />

Modell b)<br />

Die Teilnehmenden sollen die Aufträge prinzipiell in Einzelarbeit erfüllen. Darauf folgt<br />

ein Erfahrungsaustausch innerhalb einer Partnerschaft oder einer Kleinstgruppe (3-5<br />

Teilnehmende). Die TeilnehmerInnen sammeln ihre Erfahrungen als Individuen und<br />

bekommen zusätzlich ein Feedback von den anderen TeilnehmerInnen. Die<br />

TrainerInnen bieteen eine Betreuung an.<br />

Modell c)<br />

Die Teilnehmenden sollen die Aufträge prinzipiell in Einzelarbeit leisten und die<br />

Vertiefung in Form einer Gruppenarbeit durchführen (Kooper<strong>at</strong>ion). Die Aufträge<br />

können sich methodisch, medial oder inhaltlich unterscheiden. Es wird die Leistung<br />

der Einzelnen gemessen, obwohl eine gegenseitige Unterstützung durch die<br />

Gruppenmitglieder gegeben ist (sein kann). Die Organis<strong>at</strong>ion obliegt der Gruppe. Die<br />

TrainerInnen bieteen den Einzelnen und der gesamten TeilnehmerInnengruppe eine<br />

Betreuung an.<br />

Modell d)<br />

Der Gesamtauftrag wird auf die einzelnen Gruppenmitglieder aufgeteilt. Entweder<br />

organisiert sich die Gruppe selbst oder die TrainerInnenn selektieren die einzelnen<br />

Subaufträge. Die Organis<strong>at</strong>ion übernimmt die Gruppe. Aus den Einzelleistungen<br />

entsteht eine Gesamtleistung der Gruppe (Kollabor<strong>at</strong>ion). Durch die Vernetzung des<br />

Gesamtauftrages sind die TeilnehmerInnen von einander abhängig. Es wird die<br />

Leistung der Gruppe gemessen. Die TrainerInnen bieteen den GruppenleiterInnen<br />

jeweils eine Betreuung an.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 46


8. Aufträge für die Telephase<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

1. Auftrag:<br />

„Ergänzen bzw. vertiefen Sie Ihre Erkenntnisse zu einem Kapitel des Seminars!“<br />

Auf der Pl<strong>at</strong>tform finden Sie ab Sonntag, dem 14. Mai, Angebote für eine Vertiefung.<br />

Wählen Sie ein Kapitel aus!<br />

a) Bitte, arbeiten Sie das gewählte Kapitel durch.<br />

b) Führen Sie eine Recherche zu diesem Thema durch.<br />

c) Entscheiden Sie sich für einen Link, den Sie gefunden haben und stellen<br />

Sie diesen Link in Ihr Gruppenforum. Schreiben Sie einen S<strong>at</strong>z als Hinweis<br />

für das Thema dazu.<br />

d) Bereiten Sie sich auf ein zweiminütiges St<strong>at</strong>ement in der nächsten<br />

Präsenzphase vor.<br />

Der vorgegebene Zeitrahmen für diesen Auftrag beträgt 30 bis 40 Minuten.<br />

Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />

• den Schwierigkeitsgrad des Auftrages aus inhaltlicher Sicht,<br />

• den Schwierigkeitsgrad aus technischer Sicht,<br />

• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />

• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />

• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />

• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />

2. Auftrag:<br />

„Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihren Gruppenmitgliedern eine stimmige Antwort auf<br />

eine Frage- bzw. Problemstellung!“<br />

Auf der Pl<strong>at</strong>tform finden Sie zwei Foren. Ein Forum ist für alle Teilnehmer<br />

eingerichtet und ein Forum jeweils für eine Gruppe (d.h. 5 Gruppenforen).<br />

a) Ihr/e Teamleader h<strong>at</strong> die Aufgabe, im Gruppenforum ein neues Thema zu<br />

eröffnen und eine Frage- oder Problemstellung zu einem Kapitel des<br />

Seminars hinein zu stellen.<br />

b) Bitte, öffnen Sie Ihr Gruppenforum und beantworten Sie aus Ihrer Erfahrung<br />

und mit Ihrer persönlichen Einstellung diese Frage- bzw. Problemstellung.<br />

Wenn andere Gruppenmitglieder schon eine Antwort deponiert haben, dann<br />

berücksichtigen Sie auch diese Erfahrungswerte.<br />

c) Steigen Sie im Laufe der Woche einige Male in die Pl<strong>at</strong>tform ein und ergänzen<br />

Sie die Diskussion bzw. den Stand der gesammelten Antworten.<br />

Am Mittwoch, dem 17.05., senden die Teamleader die Frage- bzw. Problemstellung<br />

und ein Gesamtergebnis der Gruppe - der Umfang darf sieben Zeilen (Schriftgröße<br />

12 Punkte) nicht überschreiten - an mich. Abgabeschluss ist 22:00 Uhr.<br />

Der vorgegebene Zeitrahmen für diesen Auftrag beträgt 20 bis 30 Minuten.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 47


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />

• eine kollabor<strong>at</strong>ive Aufgabenlösung,<br />

• die Funktionen der Gruppenleader,<br />

• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />

• die Möglichkeit ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />

• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />

• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />

3. Auftrag:<br />

„Entwickeln Sie zu einem Thema des Seminars zwei PowerPoint-Folien.<br />

Berücksichtigen Sie die Erfahrungen, die Sie im Seminar bis jetzt gemacht haben.“<br />

a) Senden Sie Ihre Folien per E-Mail an mindestens zwei andere<br />

Gruppenmitglieder, mit der Bitte, Ihnen ein Feedback zu diesen beiden<br />

Folien zu senden.<br />

b) Auch Sie erhalten von Ihren Gruppenmitgliedern solche Aufträge. Geben<br />

auch Sie Ihr Feedback weiter.<br />

c) Nach Erhalt der Feedbacks überlegen Sie, ob Sie eine Änderung Ihrer<br />

Folien vornehmen wollen.<br />

Senden Sie bitte Ihre fertigen, verbesserten Folien an mich.<br />

Abgabezeitpunkt: Mittwoch, 17.05., 22:00 Uhr.<br />

Der vorgegebene Zeitrahmen beträgt 90 bis 120 Minuten.<br />

Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />

• eine Einzelleistung in Kooper<strong>at</strong>ion mit den Gruppenmitgliedern<br />

• eine workshopartige Aufgabenlösung,<br />

• die Funktionen konstruktiver Feedbacks,<br />

• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />

• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />

• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />

• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />

4. Auftrag:<br />

„Beantworten Sie die Fragestellungen, die im Test vorgegeben sind.“<br />

a) Steigen Sie in den Test ein, beantworten Sie die Fragestellungen und<br />

vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den angebotenen Lösungen.<br />

b) Beantworten Sie bis zur letzten Frage alle Aufgabenstellungen.<br />

c) Führen Sie den Test ein zweites Mal durch und beobachten Sie, inwieweit<br />

Ihre Ergebnisse sich verbessern.<br />

d) Wenn Sie Lust haben, können Sie den Test auch mehrmals durchführen.<br />

Der vorgegebene Zeitrahmen beträgt 20 bis 30 Minuten.<br />

Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />

• die Herausforderung, konkrete Fragen zu beantworten,<br />

• die T<strong>at</strong>sache, auch offene Fragen per EDV zu testen,<br />

• die Möglichkeit, sofort den Grad der Richtigkeit zu erfahren,<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 48


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

• die Wirkung einer Wiederholung des Tests,<br />

• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />

• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />

• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />

• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />

Gesamter Zeitaufwand:<br />

Minimum Maximum<br />

Auftrag 1 30 Minuten 40 Minuten<br />

Auftrag 2 20 Minuten 30 Minuten<br />

Auftrag 3 90 Minuten 120 Minuten<br />

Auftrag 4 20 Minuten 30 Minuten<br />

160 Minuten 210 Minuten<br />

Wenn es während der Telephase Fragen gibt, Sie eine Betreuung wünschen oder<br />

mir eine Mitteilung zukommen lassen wollen, so stehe ich Ihnen zu folgenden Zeiten<br />

sicher direkt (halbstündige Reaktionszeit) zur Verfügung:<br />

Montag, 15.05.: 14:00 bis 20:00 Uhr<br />

Dienstag, 16.05.: 09:00 bis 12:30 Uhr<br />

Mittwoch, 17.05.: 18:00 bis 22:00 Uhr<br />

Wenn Sie eine Frage außerhalb dieser Zeiten an mich richten, reagiere ich indirekt<br />

spätestens nach 12 Stunden.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 49


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

9. Methoden für teilnehmerInnenorientierten<br />

Unterricht<br />

Ziele: Sie können…<br />

- für die Unterrichtsphase „Einstieg“ ein persönliches Beispiel eines Lehr-<br />

/Lernarrangements beschreiben und dessen Wahl begründen.<br />

- für die Unterrichtsphase „Konstruktive Durcharbeit“ zwei unterschiedliche,<br />

gegenstandsbezogene Lehr-/Lernarrangements entwickeln, beide vergleichen<br />

und die Vor- und Nachteile begründen.<br />

- für die Unterrichtsphase „Übende Wiederholung“ ein themabezogenes Lehr-<br />

/Lernarrangement konstruieren und detaillierte Fragestellungen bzw.<br />

Anweisungen beschreiben und begründen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 50


9.1 Die Phasen einer Lehreinheit<br />

1. Einstieg<br />

Fragetechnik<br />

Lawinen- oder Schneeballtechnik<br />

Technik der Denkimpulse<br />

2. Konstruktive Durcharbeit<br />

Impulsrefer<strong>at</strong><br />

Gesprächsunterricht<br />

Gruppenarbeit<br />

ExpertInneninterview<br />

Gruppenpuzzle<br />

3.Übende Wiederholung<br />

Testfragen<br />

Gruppenquiz<br />

Strukturierte Präsent<strong>at</strong>ion<br />

4. Problemorientierte Anwendung<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 51


9.2 Einstieg:<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Die Fragetechnik<br />

Fast alle Gespräche beginnen mit einer Frage. Damit wird das Denkhirn des<br />

Befragten angeregt und die FragestellerInnen bekommen eine Antwort. Die Qualität<br />

der Antwort hängt in erster Linie von der Qualität der Frage ab. Es sind nicht immer<br />

die Teilnehmenden schuld, wenn es zu „blöden“ Antworten kommt. Es besteht ein<br />

großer Unterschied, ob die Fragetechnik zur Leistungsfeststellung oder zur<br />

Unterrichtsgestaltung angewendet wird. Drei Fragetypen muss ein/e Trainer/in<br />

beherrschen: die geschlossene Frage, die offene Frage und die „echte“ Frage.<br />

Die Lawinen- oder Schneeballtechnik<br />

Diese Methode soll auch den schüchternen oder „schwächeren“ Teilnehmenden die<br />

Möglichkeit geben, eigene Ideen und Erfahrungen einzubringen. Die erste Phase<br />

wird von jedem/jeder Teilnehmer/in individuell gestaltet. Diese Aktivität kann Fehler<br />

oder Missverständnisse erzeugen. In der folgenden PartnerInnenarbeit besteht die<br />

Möglichkeit des Vergleichens und der Verbesserung von entwickelten Ideen. Wenn<br />

nun zwei PartnerInnengruppen ihre Ergebnisse vergleichen und sich auf eine<br />

gemeinsame Lösung einigen müssen, kommt es unweigerlich zu einer Verteidigung<br />

der eigenen Ideen und somit zu einer qualit<strong>at</strong>iven Diskussion. Ist die Gruppe<br />

entsprechend groß, kann dieser Effekt der Gruppenzusammenführung noch weiter<br />

betrieben werden.<br />

Schlussendlich sollen drei bzw. mindestens zwei Gruppen ihre Ideen präsentieren.<br />

Der Zeitaufwand ist rel<strong>at</strong>iv gering, aber die Aktivierung der Teilnehmenden ist hoch.<br />

Die Technik der Denkimpulse<br />

Die Technik der Denkimpulse oder der problemorientierte Einstieg dient der<br />

Auseinandersetzung mit einem Problemfall. Die Konstruktion des Problems erfordert<br />

einige Erfahrung, denn das Problem soll die Teilnehmenden möglichst nicht<br />

überfordern, aber auch nicht unterfordern. Die zu erwartenden Lösungsansätze<br />

sollen der Erarbeitung des Lehrziels möglichst dienlich sein. Daher soll der<br />

Denkimpuls so gesteuert werden, dass die Lösungsansätze der Teilnehmenden in<br />

diese Richtung gehen.<br />

Bei der Erarbeitung der neuen Inhalte sollen die TrainerInnen immer wieder auf die<br />

Lösungsansätze der Teilnehmenden eingehen, damit diese ihre eigenen Ideen<br />

bewusst mit den „Regeln“ der ExpertInnen vergleichen können und lernen, ihre<br />

Lösungskompetenz zu verbessern.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 52


9.3 Konstruktive Durcharbeit:<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Impulsrefer<strong>at</strong><br />

Das Impulsrefer<strong>at</strong> bietet begrenzte und übersichtlich strukturierte Inform<strong>at</strong>ionen an,<br />

die die TeilnehmerInnen aufnehmen sollen. Die Inhalte sollen zum eigenen<br />

Nachdenken und zum Gespräch mit anderen Teilnehmenden anregen. Das<br />

Impulsrefer<strong>at</strong> soll Aktivitäten zur selbstständigen Erarbeitung weiterer Inform<strong>at</strong>ionen<br />

auslösen. Es soll auch Auslöser für das Vergleichen mit eigenen Erfahrungen sein<br />

und eigene Fragen entwickeln lassen.<br />

In der Folge organisiert der/die Trainer/in Gesprächsphasen. Das kann eine<br />

PartnerInnen- oder Gruppenarbeit sein, aber auch ein Gesprächsunterricht.<br />

Diese Methode wechselt zwischen Inputphasen und Gesprächsphasen ab. Dabei<br />

gibt es zwei Möglichkeiten: Die TrainerInnen gehen auf die Ergebnisse der<br />

Gesprächsphasen vorerst nicht ein oder beantworten die entstehenden Fragen<br />

sofort.<br />

Eine zusätzliche Verbesserung bringt eine Visualisierung der Fragestellungen durch<br />

die TeilnehmerInnen.<br />

Gesprächsunterricht<br />

Der Gesprächsunterricht wird auch „dialogisches Lehrverfahren“ genannt. Dialog<br />

bedeutet ein Zwiegespräch zwischen TraineriI und TeilnehmerIn. Einerseits kann nur<br />

eine Person sprechen und alle anderen müssen zuhören, andererseits sollen<br />

möglichst viele TeilnehmerInnen zu Wort kommen, damit die Aktivität auf viele<br />

Personen verteilt wird. Grundlage für einen Gesprächsunterricht ist ein Interesse<br />

seitens der TeilnehmerInnen und ein Mindestmaß an Erfahrung. Es geht um die<br />

Erarbeitung von Einsichten, Erkenntnissen und neuen Ideen. Eine Gefahr bedeutet<br />

die zu große (quantit<strong>at</strong>ive) Beteiligung der TrainerInnen am Gespräch. Eine weitere<br />

Gefahr besteht in einer zu einseitigen Gesprächsführung mit einer kleinen Gruppe<br />

von Teilnehmenden oder mit einem/r einzelnen Teilnehmenden.<br />

Die Gruppenarbeit<br />

Die Gruppenarbeit fördert soziales Lernen, Teamfähigkeit, Organis<strong>at</strong>ionsfähigkeit,<br />

kre<strong>at</strong>ives Denken und Handeln sowie die Präsent<strong>at</strong>ionsfähigkeit.<br />

Ein Problemfeld stellt die Gruppenorganis<strong>at</strong>ion dar. Wenn die TrainerInnen die<br />

Gruppen bewusst einteilen, muss ihre Ideenwelt nicht unbedingt mit der Ideenwelt<br />

der Teilnehmenden übereinstimmen. Wenn der „Zufall“ die Einteilung übernimmt,<br />

können Beziehungsprobleme auftauchen. Wenn die TeilnehmerInnen selbst die<br />

Gruppen formieren, kann der/die TrainerIn mit Disziplinschwierigkeiten rechnen.<br />

Aus der Sicht der Teilnehmenden ist die Sinnhaftigkeit einer Gruppenarbeit abhängig<br />

vom Ergebnis und somit vom Erfolgserlebnis. Dabei stellen sich die Fragen: Ist das<br />

Ziel erreichbar? Ist das Ziel in einer gewissen Zeit erreichbar? Ist das „Neuland“ für<br />

die TeilnehmerInnen interessant? Kann ich von anderen Gruppen etwas lernen?<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 53


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Kann ich unsere Ideen anderen Gruppen offerieren? Wird das Ergebnis zum<br />

Lerninhalt erhoben?<br />

Experteninterview<br />

Das ExpertInneninterview kann als kleines Projekt, als Gruppenarbeit oder als<br />

Vorbereitung auf eine Exkursion organisiert werden. Als ExpertInnen können die<br />

TrainerInnen, die ExkursionsführerInnen oder eine Fachkraft aus der Wirtschaft<br />

fungieren.<br />

Wer sinnvolle Fragen stellen kann, h<strong>at</strong> gelernt.<br />

Mit dieser Methode wird die n<strong>at</strong>ürliche Neugierde befriedigt und die Kre<strong>at</strong>ivität<br />

gefördert. Daneben werden die Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung und die Fragetechnik geübt.<br />

Diese Methode kann als Gruppen-, PartnerInnen- oder Einzelarbeit organisiert<br />

werden.<br />

Gruppenpuzzle<br />

Dies ist eine Form von Gruppenunterricht. Die Teilnehmenden erarbeiten vorerst nur<br />

je einen Teil des Themas, also arbeitsteilig. Jede/r einzelne Teilnehmende muss<br />

einen Teil beitragen, weil er/sie die eigenen Ergebnisse in einer anderen Gruppe<br />

präsentieren muss und diese Erkenntnisse anschließend wieder in der Stammgruppe<br />

einbringen wird.<br />

Anschließend unterrichtet er/sie die Kameraden in kleinen Gruppen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 54


9.4 Übende Wiederholung:<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Test<br />

Jede Art von Wiederholung erhöht die Merkfähigkeit. Eine schriftliche Fragestellung<br />

oder zumindest eine mündlich gestellte Frage durch die TrainerInnen fordert alle<br />

Teilnehmenden zu einer Erinnerungsleistung auf. Eine bewährte Art ist die<br />

Visualisierung der Fragestellung. Die Teilnehmenden beantworten die<br />

Fragestellungen mit einer Kurzantwort und können ihre Lösungen sofort mit den<br />

richtigen Antworten, die die TrainerInnen in der Folge anbieten, vergleichen.<br />

a) Auswahlantworten<br />

Wie heißt die Hauptstadt Südtirols?<br />

A Bonn<br />

B Bozen<br />

C Brünn<br />

D Brixen<br />

E Brüssel<br />

b) Reihungsaufgabe<br />

Wenn Sie von München nach Rom fahren, in welcher Reihenfolge<br />

fahren Sie durch die Städte?<br />

Trient<br />

Kaltern<br />

Bozen<br />

Brenner<br />

Brixen<br />

c) Zuordnungsaufgaben<br />

Welche Kleidungsstücke ziehen Männer zu welchen Anlässen an?<br />

Vorstellung bei<br />

einer Firma<br />

Opernbesuch<br />

Jazzkonzert<br />

Städtetrip<br />

Bergwanderung<br />

weiße<br />

Socken<br />

blaue Jeans<br />

weißes<br />

Hemd<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 55<br />

Sakko<br />

Turnschuhe<br />

Kraw<strong>at</strong>te<br />

Anorak


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Gruppenquiz<br />

Die TeilnehmerInnen bilden Gruppen und formulieren Fragen. Damit sie diesen<br />

Auftrag erfüllen können, müssen sie die Inhalte der Unterrichtsstunde noch einmal<br />

durchgehen, wobei sie die Zusammenhänge verstehen sollten. Eine weitere<br />

Möglichkeit besteht darin, dass auch Fragen über Gebiete, die die TeilnehmerInnen<br />

nicht verstanden haben, gestellt werden dürfen. Da sie diese Fragen an eine andere<br />

Gruppe stellen, ergibt sich die Herausforderung, auch „knifflige“ Fragen zu<br />

konstruieren.<br />

Strukturierte Präsent<strong>at</strong>ion<br />

Je offener eine Unterrichtsstunde abläuft, je mehr TeilnehmerInnenmeinungen<br />

einfließen, je eigenständiger die TeilnehmerInnenleistungen sind, desto weniger<br />

Struktur kann der/die Trainer/in vorgeben. Eine weitere Überlegung ist die bewusste<br />

Auseinandersetzung mit den neuen Inhalten. Weiters wird durch diese Methode die<br />

Individualität der Teilnehmenden gefördert. Es geht dabei um die Schaffung von<br />

Strukturen und/oder Regeln. Die Ergebnisse von verschiedenen Teilschritten werden<br />

zusammengefasst und in eine System<strong>at</strong>ik, Struktur, Ordnung, ein Organigramm oder<br />

Regelwerk gebracht. Der/die Trainer/in kann diese Arbeit als Einzelarbeit gestalten<br />

und nur exemplarisch präsentieren lassen oder als Gruppenarbeit und mit<br />

Gruppenpräsent<strong>at</strong>ionen. Wichtig ist die Präsent<strong>at</strong>ionsphase. Dadurch bekommen alle<br />

Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Ergebnisse zu vergleichen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 56


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Welche Erkenntnisse haben Sie in Bezug auf die Phase „Einstieg“ gewonnen?<br />

Welche Regeln haben Sie für die Phase „Konstruktive Durcharbeitung“ festgelegt?<br />

Was kann die Wirkung der Phase „Übende Wiederholung“ erhöhen?<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 57


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

10. Methoden für selbstgesteuertes Lernen<br />

Ziele: Sie können…<br />

- die Notwendigkeit des selbstgesteuerten Lernens begründen.<br />

- unterschiedliche, gegenstandsbezogene Lehr-/Lernarrangements entwickeln,<br />

beide vergleichen und die Vor- und Nachteile begründen.<br />

- ein themabezogenes Lehr-/Lernarrangement konstruieren und detaillierte<br />

Fragestellungen bzw. Anweisungen beschreiben und begründen.<br />

10.1 Begriffsklärung<br />

Offenes Lernen – Selbstgesteuertes Lernen<br />

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen beeinflussen die Lern-<br />

und Unterrichtswelt sehr stark. Das führt dazu, dass die PädagogInnenen einerseits<br />

auf die Erkenntnisse der Reformpädagogik zurückgreifen und andererseits den<br />

Eins<strong>at</strong>z der technologischen Medien unterstützen.<br />

Eine Entwicklungstendenz ist die „Offenheit“ bzw. die „Öffnung“. Im Rahmen dieser<br />

Entwicklung kennen wir die „Offene Schule“. Das bedeutet die Öffnung der EB und<br />

des Unterrichts nach außen sowie eine noch größere Humanität und eine besser<br />

gelebte Demokr<strong>at</strong>ie.<br />

Die nächste Entwicklung ist der „Offene Unterricht“. Darunter versteht man die<br />

Förderung des selbstständigen, sozialen und methodischen Lernens bei den<br />

Teilnehmenden. Es werden bei der pädagogischen Arbeit die Prinzipien einer<br />

Projekt-, Problem- und Handlungsorientierung angestrebt.<br />

Eine weitere Entwicklung ist das „Offene Lernen“. Dabei geht es darum, für die<br />

Lernenden Freiräume zu schaffen, eine freie oder eine eingeschränkte Wahl bzw.<br />

das Treffen von Entscheidungen über den Zeitpunkt des Lernens, der Dauer des<br />

Lernprozesses usw. zu ermöglichen. Weiters soll den Teilnehmenden die Wahl der<br />

Arbeits- und Lernmethoden, die Wahl der Sozialform (ob alleine, zu zweit oder in<br />

einer Gruppe) und die Wahl der Inhalte bzw. der Schwerpunkte angeboten werden.<br />

Der Handlungsspielraum für die TrainerInnen ergibt sich aus dem<br />

Spannungsverhältnis von pädagogischer Eigenständigkeit und notwendiger<br />

Einbindung in den pädagogischen Gesamtzusammenhang der EB und der<br />

Vorgaben.<br />

Auf den Punkt gebracht heißt das:<br />

Bislang reproduktive TeilnehmerInnen sollen zu produktiven TeilnehmerInnen<br />

erzogen werden.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 58


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Die Angebote der TrainerInnen und die Beiträge der Teilnehmenden, also die<br />

individuellen Unterrichtsergebnisse einer Gruppe, werden zum individuellen<br />

Lerninhalt erhoben.<br />

Das Training kann sein:<br />

trainerInnenzentriert – teilnehmerInnenorientiert –<br />

teilnehmerInnenzentriert<br />

Was als „Offener Unterricht“ verstanden wird, ist sehr unterschiedlich. Das reicht von<br />

einer „freien Lernstunde“ bis zu den freien Lernformen einer Montessori- oder<br />

Freinet-Pädagogik.<br />

10.2 Varianten an Offenheit<br />

Nach A. Wagner und Bernd Badegruber („Offenes Lernen“, 1992, Vlg. Veritas – Linz)<br />

kann man fünf Dimensionen der Offenheit unterscheiden.<br />

1) Offenheit in der Organis<strong>at</strong>ionsform<br />

a) Zeitwahl<br />

b) Methodenwahl<br />

c) Wahl der Sozialform<br />

d) Wahl der Reihenfolge<br />

2) Offenheit im inhaltlichen Bereich<br />

a) Themenwahl<br />

b) Themenschwerpunkte<br />

c) Themenfindung<br />

d) Themengewichtung<br />

3) Offenheit im kognitiven Bereich<br />

a) Wahl der Lernwege<br />

b) Wahl der Inform<strong>at</strong>ionswege<br />

c) Wahl der Lerntechniken<br />

4) Offenheit im sozio-emotionalen Bereich<br />

a) Gefühle akzeptieren<br />

b) Wahl der Rückmeldeart<br />

c) Wahl der Art der Konfliktlösung<br />

5) Offenheit gegenüber der Welt<br />

a) Lerngegenstände oder Personen von „draußen“ in die Klasse hereinholen<br />

b) Den Unterricht mehr nach „draußen“ verlagern<br />

c) Schule mit dem öffentlichen Leben verbinden<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 59


10.3 Die Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

1. Das Prozesslernen<br />

Das Ergebnis ist nicht mehr allein ausschlaggebend, sondern es werden die<br />

Methodenkompetenz, die Soziale Kompetenz und die Fachkompetenz<br />

gleichwertig behandelt.<br />

2. Das Selbstmanagement<br />

Der Umgang mit den persönlichen Lernstr<strong>at</strong>egien, den Denk- und<br />

Arbeitsstr<strong>at</strong>egien sowie der Zeitorganis<strong>at</strong>ion zählen zu den wichtigsten<br />

Fähigkeiten der Lernenden. Die Schule legt die Grundlagen für das<br />

„Lebenslange Lernen“ (lifelong learning).<br />

3. Das Wissensmanagement<br />

Lernende werden immer häufiger mit der Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung konfrontiert<br />

und das bedeutet, dass sie Inform<strong>at</strong>ionen suchen, diese auf ihre Wertigkeit<br />

und Gültigkeit überprüfen und auf eine brauchbare Menge beschränken<br />

müssen. Eine weitere Fähigkeit liegt in der richtigen Speicherung der<br />

selektierten Inform<strong>at</strong>ionen.<br />

Dabei geht es um die Fähigkeiten, Wissen und Inform<strong>at</strong>ionen<br />

a) zu suchen<br />

b) zu finden<br />

c) zu selektieren<br />

d) zu analysieren<br />

e) zu gewichten<br />

f) zu strukturieren<br />

g) zu sammeln oder zu lernen<br />

h) zu verarbeiten<br />

i) anzuwenden<br />

j) zu präsentieren<br />

k) zu begründen<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 60


10.4 Prozessphasen des Lernens<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

1. Initi<strong>at</strong>ivphase<br />

Alles Lernen muss „angestoßen“ werden. Ob von außen oder innen, ist<br />

unerheblich.<br />

Wenn die Handlungsfähigkeit ganzheitlich gefördert werden soll, sind<br />

von Seiten der Teilnehmenden eingebrachte Initi<strong>at</strong>iven wirkungsvoller.<br />

Zusätzlich zum Kopf werden möglicherweise Herz und Hand<br />

(Pestalozzi) angesprochen.<br />

2. Inform<strong>at</strong>ionsphase<br />

Worum geht es? Was soll gelernt werden? Worin besteht die Aufgabe?<br />

Man kann Inform<strong>at</strong>ionen solcher Art zwar genau vorgeben, aber die<br />

Fähigkeit zu einer eigenen Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung wird durch<br />

Eigeninform<strong>at</strong>ionen mehr gefördert.<br />

3. Planungsphase<br />

Wo liegt das Problem? Wie sieht es aus? Wie will man es angehen?<br />

Welche Mittel stehen zur Verfügung? Welche Zusammenarbeit wird<br />

angestrebt?<br />

Bevor man handelt, entwickelt man ein gedankliches<br />

Handlungsschema, denkt voraus, trifft Entscheidungen und erreicht<br />

damit eine hohe Qualität in Richtung Handlungsfähigkeit.<br />

4. Ausführungsphase<br />

Der Plan wird umgesetzt. Die inhaltlichen Aufgaben sowie die<br />

konkreten Aktivitäten fördern die Komponenten der Handlungsfähigkeit.<br />

Wichtig ist hier, dass die Erledigung selbstständig erfolgt, dass<br />

Lehrende bloß zur Seite stehen, auf Abruf zur Unterstützung bereit<br />

sind.<br />

5. Evalu<strong>at</strong>ions- und Reflexionsphase<br />

Aufgabe und Ergebnis sind zu vergleichen. Qualitäten und Quantitäten<br />

können aufgezeigt werden.<br />

Immer wichtiger wird die Reflexion über die Lernzuwächse und über die<br />

Wege des Lernens bzw. die Wege der Lösung. Ein Soll/Ist-Vergleich<br />

zwischen Ziel / Planung / Durchführung / Ergebnis steigert die<br />

Methodenkompetenz.<br />

Zwei Phasen können noch dazu kommen. Aus der TrainerInnensicht ist bei<br />

Einführung neuer Methoden oder neuer Verfahren zwischen Planungs- und<br />

Ausführungsphase noch eine Ber<strong>at</strong>ungsphase durch die TrainerInnen förderlich.<br />

Nach Abschluss der TeilnehmerInnenaktivitäten kommt es zur Bewertungsphase.<br />

Der/die Trainerin gibt ein Feedback, damit die Teilnehmenden ihr Selbstbild mit<br />

einem Fremdbild vergleichen und eine Beurteilung nachvollziehen können, um<br />

daraus für zukünftige Lernaktionen Schlüsse ziehen zu können.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 61


10.5 Anforderungen an die TeilnehmerInnen<br />

Selbstmanagement<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Methodenkompetenz<br />

Die Lernenden benutzen hierbei beispielsweise das Internet, Bücher, insbesondere<br />

Lehrbücher, Firmenunterlagen, außerdem Zeitschriften, AV-Medien wie Fernsehen<br />

und Video, Selbstlernm<strong>at</strong>erialien; sie legen externe Speicher an (herkömmliche oder<br />

elektronische Notizen, Karteikarten, Zettelkästen) und organisieren ihren<br />

persönlichen Lernarbeitspl<strong>at</strong>z.<br />

Selbstgesteuertes Lernen verlangt somit von den Lernenden zunächst, dass sie die<br />

für ihre Bedürfnisse relevanten Ressourcen selbstständig finden, um sie dann für<br />

sich zu nutzen und sinnvoll in ihre Lernprozesse zu integrieren. Daher müssen die<br />

Teilnehmenden entsprechende Methoden kennen lernen und üben.<br />

Kommunik<strong>at</strong>ionskompetenz<br />

Für das selbstgesteuerte Lernen ist es auch von Nutzen, mit menschlichen<br />

Ressourcen richtig umzugehen, insbesondere, wenn die Lernenden gezielt mit<br />

anderen Lernendenkooperieren. Die inhaltliche Qualität und der Umgang mit<br />

personalen sowie technischen Varianten der Kommunik<strong>at</strong>ion beeinflussen den<br />

Lernerfolg sehr stark.<br />

Zeitmanagement<br />

Auch die Zeit stellt eine bedeutsame Ressource für das selbstgesteuerte Lernen dar,<br />

und ein gutes Zeitmanagement ist für den Erfolg des Lernens unverzichtbar.<br />

Selbstmotiv<strong>at</strong>ion<br />

Im Falle einer intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion bieten bestimmte Inhalte aus sich heraus<br />

genügend Anreize zum Lernen. Es liegt also beispielsweise Neugier, Spaß oder<br />

Interesse am Lernstoff vor, und der Lernprozess muss nicht ständig und<br />

ausschließlich durch äußerliche Belohnungen wie Lob oder gute Noten, also eine<br />

extrinsische Motiv<strong>at</strong>ion, vorangetrieben werden.<br />

Bei lernerInnenbezogenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen geht es vor allem<br />

darum, dass die Lernenden eigene Kontrollmöglichkeiten und eigene Kompetenzen<br />

wahrnehmen. Der Begriff der volitionalen Str<strong>at</strong>egien beinhaltet, einmal gefasste<br />

Absichten und Lernziele beizubehalten und gegen konkurrierende<br />

Handlungstendenzen zu schützen. Es geht hierbei also darum, wie beharrlich die<br />

Lernenden ein gestecktes Ziel zu verfolgen vermögen.<br />

Soziale Interaktion und kooper<strong>at</strong>ive Lernformen<br />

Die gezielte soziale Interaktion mit anderen Lernenden – auch und insbesondere vor<br />

dem Computer –, die beispielsweise in Form von face-to-face Kommunik<strong>at</strong>ion der<br />

verschiedener Lernenden in Gruppenarbeitsphasen des Trainings oder<br />

beispielsweise in Form von asynchroner Kommunik<strong>at</strong>ion ablaufen kann, ist als eine<br />

sehr wichtige Str<strong>at</strong>egie anzusehen, die das Lernen wirkungsvoll unterstützen kann.<br />

WissenschafterInnen sind der Überzeugung, dass die soziale Interaktion alle<br />

anderen Komponenten des selbstgesteuerten Lernens positiv beeinflussen und<br />

moderieren kann (Friedrich 2002).<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 62


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ein positiver Effekt des Gruppenlernens für das selbstgesteuerte Lernen besteht<br />

darin, dass diese Art des Lernens häufig anregender als Einzellernen ist, da durch<br />

die unterschiedlichen Ansichten, Vorkenntnisse und Ideen der verschiedenen<br />

Gruppenmitglieder eine höhere Kre<strong>at</strong>ivität und bessere Leistungen beim<br />

Problemlösen erzielt werden kann. Außerdem erzwingt das Gruppengeschehen die<br />

aktive Beteiligung der einzelnen Lernenden durch Argumente und<br />

Diskussionsbeiträge. Hierzu muss man sein Wissen explizit machen, es strukturieren<br />

und organisieren.<br />

Wissensmanagement<br />

Zunächst müssen die TeilnehmerInnen über bestimmte kognitive Str<strong>at</strong>egien des<br />

Wissenserwerbs und der Wissensnutzung verfügen, die ihnen das Lernen neuer<br />

Inform<strong>at</strong>ionen erst ermöglichen.<br />

10.6 Aufgaben der Lehrenden<br />

Damit die Lehrenden selbstgesteuerte Lernprozesse auslösen können, sollten sie<br />

folgende Aufgaben erfüllen bzw. Fähigkeiten besitzen:<br />

1. die Lernenden bzw. die einzelnen TeilnehmerInnen einzuschätzen<br />

(diagnostische Funktion);<br />

2. Programme für die weitere Entwicklung der Lernenden anzubieten<br />

(prognostische Funktion);<br />

3. individuelle Lernkontrakte und –arrangements zu verhandeln<br />

(arrangierende Funktion);<br />

4. Kontakte im neuen Lernfeld und in der neuen Lernumwelt herzustellen<br />

(kontaktvermittelnde Funktion);<br />

5. Lernenden zu helfen, persönliche und motiv<strong>at</strong>ionale Probleme zu lösen<br />

(ber<strong>at</strong>ende Funktion).<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 63


Übersicht<br />

10.7 Lehr-/Lernarrangements<br />

Erfahrungslernen<br />

Kombinierte Verfahren<br />

Selbstständiges Lernen<br />

Entdeckendes Lernen<br />

Erzählen<br />

Schreibwerkst<strong>at</strong>t<br />

Workshop<br />

10.8 Erfahrungslernen<br />

Rollenspiel<br />

Projektorientierter Unterricht<br />

Experimentieren<br />

Planspiel<br />

St<strong>at</strong>ionenarbeit<br />

Lernzirkel<br />

Lernzonen<br />

Ausstellungsmethode<br />

Exkursionen<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Erzählen<br />

In unserer Inform<strong>at</strong>ionsgesellschaft benötigen die Teilnehmenden eine gute Sprech-<br />

und Gesprächskompetenz. Dazu zählen die Fähigkeiten, Inform<strong>at</strong>ionen zu<br />

formulieren und wahrzunehmen.<br />

Die unterschiedlichen Herausforderungen der Sprecherziehung zielen auf<br />

verschiedene Sprachniveaus, wie Dialekt, Alltagssprache, Fachsprache oder die<br />

Schriftsprache, ab. Weiters geht es um Erfahrungen, Erinnerungen,<br />

Wissensvermittlungen, Stellungnahmen oder Zukunftsvisionen.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

Es muss für die TeilnehmerInnen grundsätzlich möglich sein, dass sie zum<br />

gewählten Thema auch schon eigene Erfahrungen gemacht haben.<br />

Die TeilnehmerInnen sollen ihre Erfahrungen einbringen und auf dieser Basis auf die<br />

speziellen Aufträge eingehen können.<br />

Die ZuhörerInnenschaft kann eine/n oder mehrere PartnerInnen bis hin zu einer<br />

Großgruppe umfassen.<br />

Schreibwerkst<strong>at</strong>t<br />

Schreiben bedeutet, Gedanken nachvollziehbar festzulegen.<br />

In einer Werkstätte werden Dinge hergestellt oder repariert.<br />

TeilnehmerInnen werden sehr oft zu verbalen Auseinandersetzungen eingeladen -<br />

eine Technik, die das Vergessen und die Schnelllebigkeit fördert. Manche<br />

TeilnehmerInnen brauchen mehr Zeit zum Überlegen und Nachdenken. Die<br />

Schärfung der Gedanken durch die schriftliche Fixierung fördert eine gewisse<br />

Exaktheit und Ernsthaftigkeit. Schreiben löst bei vielen Menschen eine andere<br />

Dimension des Denkens aus.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 64


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Veränderungen in technischen, kaufmännischen, gesellschaftlichen oder<br />

methodischen Bereichen können durch diese Methode ausgelöst werden.<br />

Workshop<br />

Diese Methode ist für fortgeschrittene Lernende gedacht. In einem Workshop wird<br />

das Prinzip des produktionsorientierten Lernens umgesetzt. Es baut auf kollegiales<br />

Lernen auf, d.h. auf ein Lernen mit wechselseitigem Erfahrungsaustausch unter<br />

gleichgestellten Lernenden. Ziel des Workshops ist innov<strong>at</strong>ives Lernen; das bedeutet<br />

eine Weiterentwicklung von Fähigkeiten, Kenntnissen und Praxis, im Besonderen<br />

von Systemen, Produkten und Prozessen.<br />

Die Lernumgebung von Workshops soll komplex und flexibel und mit umfangreichen<br />

Ressourcen ausgest<strong>at</strong>tet sein.<br />

Hilfreich ist es immer, wenn ein Inform<strong>at</strong>ionszentrum bereitgehalten wird.<br />

Inform<strong>at</strong>ionsquellen in Form von Büchern, Mustern, Bildbänden, Rezepten und<br />

einem Internetzugang sollten zur Verfügung stehen.<br />

Die Ergebnisse des Workshops werden besprochen, analysiert, ausgewertet und<br />

bewertet. Somit sind gemeinsam entwickelte Erfahrungen für alle Lernenden<br />

zugänglich und sollten in der nächsten Runde schon umgesetzt werden.<br />

Rollenspiel<br />

U n t e r t i t e l : L e r n e n i n I n s z e n i e r u n g e n<br />

Das Rollenspiel fördert den Zugang zu Lösungsansätzen und Erkenntnissen auf<br />

Grund einer dialogischen Inszenierung mit einer verstandes-, gefühls- und zugleich<br />

körperbezogenen Identifik<strong>at</strong>ion mit unterschiedlichen Bewusstseinszuständen<br />

(Realität, Wünsche, Vorstellungen usw.), Persönlichkeitsstrukturen (Optimismus,<br />

Pessimismus, neurotische Einfärbung usw.), und Denkmustern (Kreislaufmodelle,<br />

Theorieaspekte usw.). Die TeilnehmerInnen können mit ihren Einstellungen und<br />

Erfahrungen in eine andere Rolle schlüpfen. Sie müssen nicht sie selbst sein.<br />

Problemfelder sind die Zielfindung, die Anim<strong>at</strong>ion zum Spiel, die „Lenkung“ des<br />

Spiels und die Auswertung.<br />

Die Ziele können in der Gegenwart, in der Aufarbeitung der Vergangenheit und im<br />

Finden von Zukunftslösungen liegen.<br />

Normalerweise h<strong>at</strong> jeder Mensch mehr oder weniger einen Drang zur<br />

Selbstdarstellung. Wenn das Gefühl der Sicherheit (keine Blamage vor der Gruppe)<br />

vorherrscht, ist eine Anim<strong>at</strong>ion zum Spiel leichter. Die Vorbildwirkung der<br />

TrainerInnen kann manche Brücke bauen.<br />

Damit ein Spiel in Schwung kommt, wenn es sich „verläuft“ oder kein Ende absehbar<br />

ist, ist eine „zarte“ Lenkung notwendig.<br />

Die Sinnhaftigkeit eines Rollenspiels liegt für einen Großteil der Teilnehmenden in<br />

der Ausschöpfungsmöglichkeit der Erkenntnisse. Eine strukturierte Auswertung der<br />

„Inhalte und Ergebnisse“ macht das Rollenspiel zu einer Lernmethode.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 65


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

10.9 Kombinierte Lernverfahren<br />

Kombinierte Lernverfahren sind Methoden, die aus unterschiedlichen Lernelementen<br />

bestehen. Das kann eine Kombin<strong>at</strong>ion aus Erfahrungslernen und entdeckendem<br />

Lernen sein.<br />

Projektorientierter Unterricht<br />

Ein Projektorientierter Unterricht benötigt einen Zeitrahmen von 3 – 4<br />

Unterrichtsstunden.<br />

Projektorientierter Unterricht versteht sich als Unterrichtsform, in der sich TrainerIn<br />

und TeilnehmerInnen einem gemeinsam formulierten Thema / Problem zuwenden,<br />

für dessen Bearbeitung ein Plan entwickelt, arbeitsteilig an einer Lösung gearbeitet<br />

wird und die Ergebnisse Anderen präsentiert werden.<br />

Im „Projektorientierten Unterricht“ besorgen sich die TeilnehmerInnen die<br />

notwendigen Arbeitsmittel und Inform<strong>at</strong>ionen zur Lösung des Problems nach<br />

Möglichkeit selbst. Sie arbeiten dabei in Gruppen, möglichst arbeitsteilig, handlungs-<br />

und produktbezogen. Sie übernehmen gemeinsam mit dem/der TrainerIn für den<br />

gesamten Arbeitsprozess auch die Rolle der Unterrichtsplanenden. Dieser<br />

Rollenwechsel steht in enger Verbindung mit dem demokr<strong>at</strong>ischen Anspruch des<br />

„Projektorientierten Unterrichts“.<br />

Die Ziele orientieren sich dabei sowohl am Lehrplan als auch an den Fragen und<br />

Interessen der Beteiligten.<br />

Experimentieren<br />

Experimentieren bedeutet versuchen, prüfen, erproben. In einem Experiment wird<br />

eine Fragestellung auf planvolle Weise untersucht. Dabei kann eine „Blackbox“ –<br />

oder die „trial and error“ – Methode angewendet werden. Gesetzmäßigkeiten oder<br />

Regeln, die dabei deutlich werden, können kontrolliert werden. Die<br />

TeilnehmerInnenführen unter vorgegebenen Bedingungen ein Experiment durch, um<br />

eine Fragestellung zu klären oder um einen Sachverhalt oder eine Lehrmeinung zu<br />

beweisen. Je nach Lernfortschritt der TeilnehmerInnen können die Vorgaben stärker<br />

oder schwächer strukturiert sein.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

1) Alle Gefahren müssen ausgeräumt werden, d.h., das Experiment darf keinen<br />

Schaden an Leib oder Seele bewirken.<br />

2) Die TeilnehmerInnen lernen genaues Beobachten, Sorgfalt beim Messen,<br />

Interpretieren und Umsetzen von Mess- bzw. Versuchsergebnissen. Ihre mündliche<br />

und schriftliche Ausdrucksfähigkeit wird gefördert, wenn sie die Ergebnisse<br />

präsentieren müssen.<br />

Das Planspiel<br />

Die TeilnehmerInnen gewinnen durch ein Planspiel Kenntnisse über größere<br />

Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Der Aufbau eines Planspiels soll der<br />

Wirklichkeit entsprechen und die Teilnehmenden sollen die Möglichkeit erhalten,<br />

eigene Entscheidungs- und Planungsstr<strong>at</strong>egien zu entwickeln. In der<br />

Vorbereitungsphase erhöhen die Teilnehmenden ihre Fachkompetenz durch<br />

entsprechende Inform<strong>at</strong>ionen und Recherchen. In der Verhandlungsphase<br />

verbessern die TeilnehmerInnen ihre persönlichen Kompetenzen und ihre Soziale<br />

Kompetenz. Sie lernen, Inform<strong>at</strong>ionen zu analysieren, Ergebnisse zu bewerten,<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 66


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Entscheidungen zu treffen, ihre Entscheidungen zu begründen und im Gespräch zu<br />

verteidigen.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

1) TeilnehmerInnenzahl – Die Gesamtgruppe darf aus höchstens 24<br />

Teilnehmern bestehen.<br />

2) Zeit – Einfachere Planspiele dauern zwei bis drei Stunden, meistens wird aber<br />

einer halber Unterrichtstag gebraucht.<br />

3) Raum – ein großer Raum und mehrere kleine Gruppenräume für die<br />

vorbereitenden Sitzungen und Besprechungen<br />

4) M<strong>at</strong>erial und Geräte – Spielunterlagen, Schreibutensilien, Computer und<br />

Internet, Drucker usw.<br />

10.10 Selbstständiges Lernen<br />

St<strong>at</strong>ionenarbeit<br />

Die TeilnehmerInnen erarbeiten das in verschiedene Teilaspekte differenzierte<br />

Thema im Rahmen von Lernst<strong>at</strong>ionen weitgehend selbstständig. Die für die<br />

verschiedenen St<strong>at</strong>ionen vorgesehenen Lernziele sind so aufeinander abgestimmt,<br />

dass die übergreifenden Lernziele des Unterrichts erreicht werden können. Jede<br />

Lernst<strong>at</strong>ion muss dazu neben den erforderlichen Arbeitsm<strong>at</strong>erialien auch die<br />

entsprechenden Arbeitsaufträge anbieten.<br />

Hier wird der gesamte Unterrichtsinhalt gleichzeitig angeboten, so dass die<br />

TeilnehmerInnen über die Reihenfolge der Arbeit und über die Verweildauer an jeder<br />

Lernst<strong>at</strong>ion weitgehend selbst bestimmen können.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

1) Voraussetzungen – Die TeilnehmerInnen müssen Arbeitsanleitungen<br />

verstehen, selbstständig arbeiten und sich selbstständig in Gruppen<br />

organisieren können.<br />

2) Anzahl der St<strong>at</strong>ionen – Es müssen alle TeilnehmerInnen gleichzeitig<br />

beschäftigt werden können.<br />

3) Typen von St<strong>at</strong>ionen – Die St<strong>at</strong>ionen sollen unterschiedliche Lernniveaus<br />

aufweisen, unterschiedliche Lernbereiche ansprechen, als Pflichtst<strong>at</strong>ion oder<br />

als freie St<strong>at</strong>ion ausgewiesen sein und es sollen nach Möglichkeit auch<br />

unterschiedliche Sozialformen (Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten)<br />

angeboten werden.<br />

4) Laufzettel – Eine Organis<strong>at</strong>ionserleichterung für die Teilnehmenden ist ein<br />

Laufzettel. Darauf sind die Hinweise auf Pflicht- oder freie St<strong>at</strong>ionen, der Titel<br />

der St<strong>at</strong>ion, die Sozialform usw. vermerkt. Die Teilnehmenden tragen am<br />

Laufzettel ein, welche St<strong>at</strong>ionen sie erledigt haben.<br />

5) Beurteilung – Die Beurteilung kann auf Grund der Beobachtungen, der<br />

Qualität der St<strong>at</strong>ionsarbeiten und auf Basis von Diskussionen, Berichten,<br />

Dokument<strong>at</strong>ionen usw. erfolgen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 67


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Lernzirkel<br />

Ein Lernzirkel ist eine Form von offenem Unterricht, in der einzelne<br />

TeilnehmerInnen oder Gruppen von TeilnehmerInnen verschiedene St<strong>at</strong>ionen<br />

ablaufen und die dort gestellten Aufgaben selbstständig bearbeiten. Der<br />

Lernzirkel dient zur Wiederholung und Überprüfung des Gelernten oder zur<br />

Auffrischung von bereits Gelerntem.<br />

Es können, im Sinne eines ganzheitlichen Ans<strong>at</strong>zes, auch unterschiedliche Sinne<br />

angesprochen werden.<br />

Ein Lernzirkel kann auch als Wettbewerb oder Prüfungsvorbereitung oder direkt<br />

als Leistungsüberprüfung eingesetzt werden.<br />

Bei einem Wettbewerb sollten mindestens zwei „Pufferst<strong>at</strong>ionen“ eingebaut<br />

werden, damit es zu keinem Stau bei einzelnen St<strong>at</strong>ionen kommen kann.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

1) Voraussetzungen – Die Teilnehmenden müssen Arbeitsanleitungen<br />

verstehen, selbstständig arbeiten und sich selbstständig in Gruppen<br />

organisieren können.<br />

2) Anzahl der St<strong>at</strong>ionen – Es müssen alle Teilnehmenden gleichzeitig<br />

beschäftigt werden können.<br />

3) Typen von St<strong>at</strong>ionen – Die St<strong>at</strong>ionen sollen unterschiedliche Aufgaben<br />

aufweisen; unterschiedliche Sozialformen (Einzel-, PartnerInnen- oder<br />

Gruppenarbeiten) sollen angeboten werden.<br />

4) Laufzettel – Eine Organis<strong>at</strong>ionserleichterung für die TeilnehmerInnen ist ein<br />

Laufzettel. Die TeilnehmerInnen tragen am Laufzettel ein, welche St<strong>at</strong>ionen<br />

sie erledigt haben und, wenn möglich oder notwendig, zu welchen<br />

Ergebnissen sie gekommen sind.<br />

5) Beurteilung – Die Beurteilung kann auf Grund der Beobachtungen, der<br />

Qualität der Ergebnisse und der Diskussionsbeiträge erfolgen.<br />

Lernzonen<br />

Die Methode mit den Lernzonen ist eine Variante zum Lernzirkel. Es werden<br />

St<strong>at</strong>ionen in unterschiedlichen Lernzonen angeboten. Jede Lernzone weist ein<br />

bestimmtes Lernniveau auf - von den einfachsten bis zu den schwierigsten<br />

Aufgabenstellungen.<br />

Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, das Niveau und damit die Beurteilung zu<br />

beeinflussen bzw. festzulegen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 68


10.11 Entdeckendes Lernen<br />

Ausstellungsmethode<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Das Grundprinzip dieser Methode ist das Lernen an „ausgestellten Stücken“. Eine<br />

spezielle Form stellt die Variante dar, bei der die Lernenden bei der<br />

Zusammenstellung der Ausstellung beteiligt bzw. dafür verantwortlich sind. Damit ist<br />

die Auseinandersetzung mit den Lerninhalten schon bei der Organis<strong>at</strong>ion und<br />

Auswahl der Objekte gewährleistet. Eine weitere Herausforderung ist die<br />

Objektbeschreibung für die Ausstellung selbst.<br />

Die Strukturvorschläge und die Themenorientierung gibt in den meisten Fällen<br />

der/die TrainerIn bekannt. Ein Orientierungsleitfaden erleichtert die Lernzugänge.<br />

Beim Lernrundgang sind die TeilnehmerInnen einmal AusstellungsführerInnen, dann<br />

wieder AusstellungsbesucherInnen.<br />

Die Ergebnisse sind zu protokollieren und können in Form eines<br />

Ausstellungsk<strong>at</strong>alogs oder eines Fotoberichts dokumentiert werden.<br />

D u r c h f ü h r u n g<br />

1) Themenfindung – Der/die TrainerIn gibt das Thema vor oder entwickelt es<br />

gemeinsam mit der Lerngruppe.<br />

2) Ressourcenplanung – Einerseits geht es dabei um die Absicherung einer<br />

Objektstreuung, andererseits soll es für die Erinnerung an die Organis<strong>at</strong>ion<br />

der Objekte sorgen.<br />

3) Aufbauphase – Gemeinsam werden die Ausstellungsobjekte aufgebaut und<br />

dekoriert.<br />

4) Inform<strong>at</strong>ionsphase – Eine themenorientierte Ausstellungsstruktur ermöglicht<br />

einen geordneten Zugang zu den bereitgestellten Inform<strong>at</strong>ionen und Objekten.<br />

5) Interaktionsphase – In dieser Wandelphase oder beim Lernrundgang erfolgt<br />

die bewusste Auseinandersetzung zwischen Aussteller und Besucher, z.B.<br />

durch gezielte oder / und vorgegebene Fragestellungen.<br />

6) Auswertungsphase – Nun werden die Ausstellungsinhalte bewertet und<br />

dokumentiert. Nach dem ersten Rundgang werden die Eindrücke und<br />

Erfahrungen gesammelt. Zur Kontrolle und Festigung kann die Ausstellung<br />

auch mehrmals durchwandert werden.<br />

Exkursionen<br />

Für viele TrainerInnen und Teilnehmende ist eine Exkursion eine optimale<br />

Bereicherung der Lernarbeit. Sie erfüllt viele Forderungen der Reformpädagogik. Die<br />

Erkenntnisse der letzten Jahre und die Kommunik<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten schaffen neue<br />

didaktische Voraussetzungen.<br />

R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />

Eine Exkursion gewinnt dann an Wertigkeit, wenn sie entsprechend vorbereitet und<br />

ausgewertet wird. Zur Vorbereitung zählen vor allem die organis<strong>at</strong>orischen<br />

Maßnahmen, aber noch wichtiger sind die didaktisch-methodischen Überlegungen.<br />

Das Gehirn der TeilnehmerInnen muss für die speziellen Lernpunkte aktiviert<br />

werden.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 69


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Je mehr Vorerfahrungen bei den Organis<strong>at</strong>orInnen der Exkursion gegeben sind,<br />

desto effizienter kann eine gezielte Auseinandersetzung organisiert werden.<br />

Bei der Nachbereitung und Strukturierung der Exkursionsergebnisse soll den<br />

TeilnehmerInnen bewusst werden, welchen Erfahrungssch<strong>at</strong>z diese Exkursion<br />

gebracht h<strong>at</strong>.<br />

D u r c h f ü h r u n g :<br />

1) Planung und Organis<strong>at</strong>ion – Termine, Zeitaufwand, Fahrtmöglichkeiten,<br />

Führungspersonal, Unterlagen, Medien und viele weitere Details müssen<br />

organisiert werden.<br />

2) Themeneinschränkung – Der wichtigste Teil ist die Themeneinschränkung<br />

mit der Firma oder Organis<strong>at</strong>ion. Hier benötigt man ein gewisses<br />

Durchsetzungsvermögen.<br />

3) Vorbereitung der TeilnehmerInnen – Aufgabenstellungen in Richtung<br />

Recherchen über die zu besuchende Organis<strong>at</strong>ion oder Firma;<br />

Vorinform<strong>at</strong>ionen einholen oder einlesen zum gewählten<br />

Themenschwerpunkt; Beobachtungsaufträge aufteilen; Fragenk<strong>at</strong>alog<br />

entwickeln; ExpertInneninterview vorbereiten; Dokument<strong>at</strong>ionsvarianten<br />

vorbesprechen und Aufgabenverteilung durchführen; Protokollblätter<br />

vorbereiten; Reiseroute auf Inform<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten untersuchen und<br />

aufbereiten<br />

4) Anreise – Inform<strong>at</strong>ionen über Reiseroute geben; Exkursionsquiz im Autobus<br />

durchführen; Gruppeneinteilungen und Aufgabenverteilung kontrollieren;<br />

Vorsichtsmaßnahmen besprechen<br />

5) Besichtigung – beobachten; entdecken; hinterfragen; dokumentieren;<br />

protokollieren<br />

6) Rückreise – erste Auswertungen; Erfahrungsaustausch; 2. Exkursionsquiz;<br />

Wettbewerbe<br />

7) Auswertung – Protokolle und Dokument<strong>at</strong>ionen auswerten, vergleichen und<br />

präsentieren; Lerninhalte festlegen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 70


11. TrainerInnenzentriertes Training<br />

Ziele: Sie können…<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

- die Vorteile eines trainerInnenzentrierten Trainings aufzählen, erklären und<br />

begründen.<br />

- Lehr-/Lernarrangements entwickeln, die durch kurze methodische<br />

Gestaltungen die Aktivität der TeilnehmerInnen erhöhen.<br />

11.1 Aktivitätsarten TrainerIn<br />

Präsentieren<br />

Um das Angebot von Inform<strong>at</strong>ionen und Hinweisen zu ermöglichen, bedient sich<br />

der/die TrainerIn aller Mittel der verbalen und nonverbalen Kommunik<strong>at</strong>ion. Das sind<br />

alle Formen von Medien. Das Angebot umfasst Geschichten, reale Darstellungen,<br />

Vorträge, Visionen, Bilder, Abläufe, Experimente usw. Den Ablauf und die Dichte der<br />

Darstellungen entscheidet ausschließlich der/die TrainerIn.<br />

Für TrainerInnen ist nach wie vor die verbale Ausdrucksfähigkeit das wichtigste<br />

Medium.<br />

Erarbeiten<br />

Inform<strong>at</strong>ionen und Erkenntnisse werden in einer gelenkten Kooper<strong>at</strong>ion zwischen<br />

TrainerIn und Teilnehmenden erarbeitet. Dabei spielen die Fähigkeiten,<br />

• die Denkwelt der Teilnehmenden zu erfassen,<br />

• die Lernreize richtig einzustufen,<br />

• die Fragestellungen verständlich zu formulieren,<br />

• die Gesprächsleitung demokr<strong>at</strong>isch auszuführen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Begleiten, Führen (Moder<strong>at</strong>ion)<br />

Je aktiver die TeilnehmerInnen in das Unterrichtsgeschehen eingebunden werden,<br />

desto mehr muss das Angebotsverhalten der TrainerInnen sich in ein Unterstützen,<br />

Begleiten, Fördern und Fordern verändern.<br />

Betreuen (Coachen)<br />

In Phasen der Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit benötigen die TeilnehmerInnen<br />

keine „Einmischung“, sondern eine Betreuung in Form von Denkanstößen,<br />

Infragestellungen, Quellenhinweisen, technischen Hilfestellungen usw.<br />

Die Lernenden müssen das Gefühl der Eigenleistung bestätigt bekommen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 71


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Ber<strong>at</strong>en<br />

Wenn für TrainerInnen die Bildungs- und Erziehungsarbeit wichtig ist, dann müssen<br />

wir auch für Ber<strong>at</strong>ungen bereit sein. Gute Ber<strong>at</strong>erInnen drängen sich nicht auf,<br />

sondern werden um R<strong>at</strong> gebeten.<br />

Gute R<strong>at</strong>schläge werden schon beim ersten Mal akzeptiert, schlechte R<strong>at</strong>schläge<br />

werden durch Wiederholungen nicht besser!<br />

11.2 Methoden<br />

Präsent<strong>at</strong>ion<br />

Funktion<br />

Mit Hilfe von Medien bietet der/die Lehrende Inform<strong>at</strong>ionen, Sachverhalte, Hinweise,<br />

Erfahrungen usw. an.<br />

Didaktik<br />

Auf die Zielgruppe abstimmen - eher einfach als kompliziert!<br />

Ordnungen und Strukturen vereinfachen die Aufarbeitung.<br />

Kurze, dafür mehrere Sequenzen erleichtern die Konzentr<strong>at</strong>ion.<br />

Ausgehend von bekannten Inhalten zu neuen Inhalten hinführen.<br />

Vorerst durch einfache Beispiele Sicherheit erzeugen und dann auf schwierige<br />

Herausforderungen überleiten.<br />

Methodische Hinweise<br />

Blickkontakt pflegen.<br />

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbeziehen.<br />

Schlüsselwörter entwickeln und öfters wiederholen.<br />

Beispiele aus der eigenen Praxis einbauen.<br />

Beispiele aus der Denkwelt der Lernenden einbinden.<br />

Verschiedene Medien einsetzen.<br />

Standort wechseln.<br />

Moder<strong>at</strong>ion<br />

Funktion<br />

Die Lehrenden verknüpfen Inform<strong>at</strong>ionsinput mit Erfahrungen und Meinungen zu<br />

einem einheitlichen, verbindlichen Lernangebot. TeilnehmerInnen und TrainerIn sind<br />

PartnerInnen.<br />

Didaktik<br />

Der Umgang mit Inform<strong>at</strong>ionen muss geübt werden.<br />

Gesprächsregeln für die Klasse sowie deren Umsetzung stärkt die soziale<br />

Kompetenz und Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit der Teilnehmenden.<br />

Die aktive Beteiligung vieler Teilnehmenden mindert die Langeweile.<br />

Es kann dadurch ein individueller Inhalt für eine spezielle Klasse entwickelt werden.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 72


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Methodische Hinweise<br />

Viele „echte“ Fragen stellen.<br />

Mehrere TeilnehmerInnenmeinungen sammeln – dann erst reagieren.<br />

Bei „schwierigen“ Rückmeldungen die anderen TeilnehmerInnen reagieren lassen.<br />

Ergebnisprotokolle von TeilnehmerInnengruppen, parallel zur Moder<strong>at</strong>ion, erstellen<br />

lassen.<br />

Einigung auf gemeinsame Erkenntnisse und die „Erhebung“ zum Prüfungsstoff<br />

bestätigen lassen.<br />

Perzeption<br />

Funktion<br />

Mit Hilfe von Medien, Experimenten, Exkursionen, Modellen, realen Gegenständen<br />

lernen die TeilnehmerInnen, die „T<strong>at</strong>sachen“ zu sehen und erst dann ihre<br />

Interpret<strong>at</strong>ionen zu formulieren.<br />

Didaktik<br />

Schulung der neutralen, analytischen Beobachtung.<br />

Trennung zwischen „objektiver“ Wahrheit und „subjektiver“ Beeinflussung.<br />

Akzeptanz der individuellen Bewertung und Sichtweise durch die verschiedenen<br />

Interpret<strong>at</strong>ionen.<br />

Methodische Hinweise<br />

Vorgangsweise ähnlich wie beim Brainstorming.<br />

Es gibt keine falsche Interpret<strong>at</strong>ion – sondern eine Neugierde für diese Art der<br />

Betrachtung.<br />

Wechsel zwischen Einzel-, PartnerInnen- und Gruppenarbeiten.<br />

Bilder, die von der ganzen Klasse eingesehen werden können, sind leichter zu<br />

handhaben als kleine Gegenstände.<br />

Arbeitsblätter präzisieren die Beobachtungsaufträge und erleichtern die Mitschriften.<br />

Recherche<br />

Funktion<br />

TeilnehmerInnen lernen, aus unterschiedlichen Inform<strong>at</strong>ionsquellen wichtige<br />

Inform<strong>at</strong>ionen zu sammeln, zu verarbeiten und zu präsentieren.<br />

Didaktik<br />

Schulbücher, Fachzeitschriften, K<strong>at</strong>aloge, Handbücher und Internetseiten sollen als<br />

„Suchgebiet“, mit steigendem Schwierigkeitsgrad, eingesetzt werden.<br />

Vordergründig soll das „verstehende“ Lesen geübt werden.<br />

Suchtechniken, Suchkriterien und der technische Umgang mit den unterschiedlichen<br />

Medien ist ein weiterer Lerninhalt.<br />

Recherchen sollen am Anfang nur Einzeld<strong>at</strong>en, Regelwerke, Formeln usw. ergeben.<br />

Methodische Hinweise<br />

Suchvorgänge „vorführen“.<br />

Mit einfachen Recherchen in eigenen Schulbüchern beginnen.<br />

Am Anfang allen Lernenden den gleichen Auftrag erteilen.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 73


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Weitere Recherchen könnten im Betrieb, im Bekanntenkreis oder in der Familie<br />

durchgeführt werden.<br />

In der Folge zwei Quellen miteinander vergleichen lassen.<br />

Hammelsprung<br />

Funktion<br />

TeilnehmerInnen sollen auf direkte Sachfragen zum Stoff oder über eine eigene<br />

Entscheidung Stellung beziehen und ihre eigene Meinung begründen können.<br />

Didaktik<br />

Die Mitarbeit, die aktive Beteiligung, die Denkfortschritte usw. können schon während<br />

des Unterrichts erhoben werden.<br />

Die Bereitschaft zur Mitarbeit kann dadurch erhöht werden.<br />

Die Lehrenden können sofort feststellen, inwieweit die TeilnehmerInnen die<br />

Inform<strong>at</strong>ionen verstanden haben.<br />

Sobald Menschen eine eigene Meinung bekunden, sind sie bestrebt, diese Meinung<br />

bestätigt zu bekommen oder sie zu verteidigen.<br />

Der positive Umgang mit unterschiedlichen Meinungen zählt zur sozialen<br />

Kompetenz.<br />

Die Gesprächsbeteiligung wird durch die Einbindung verbessert.<br />

Die Selbstsicherheit der TeilnehmerInnen wird gestärkt.<br />

Methodische Hinweise<br />

Keine Einzelmeinungen in verbaler Form einholen. Das stärkt die<br />

SchnelldenkerInnen und selbstsicheren Teilnehmenden.<br />

Abstimmungen mit linker oder rechter Hand, offener Hand oder Faust, Farbkarten,<br />

Buchstabenkarten usw. sind einfach und schnell durchführbar.<br />

Alle stimmen gleichzeitig ab – Gleichgesinnte vergleichen ihre Standpunkte –<br />

GruppensprecherInnen melden die Gruppenmeinung.<br />

Wort- oder S<strong>at</strong>zabfragen in schriftlicher Form werden auf einer Stecktafel strukturiert<br />

geordnet, somit veröffentlicht und anschließend diskutiert.<br />

Abstract<br />

Funktion<br />

Umfassende Inform<strong>at</strong>ionen werden durch unterschiedliche Verfahren auf eine<br />

überschaubare Form reduziert.<br />

Didaktik<br />

Der Umgang mit Inform<strong>at</strong>ionen und Darstellungstechniken (Methodenkompetenz)<br />

wird damit geübt.<br />

Die wichtigen Teile einer Inform<strong>at</strong>ion zu finden und diese klar zu präsentieren, ist<br />

eine weitere Herausforderung.<br />

Moderne, hirngerechte Lernverfahren benötigen solche Reduktionen als<br />

Lernunterlage.<br />

Bei dieser Arbeit entwickeln Teilnehmenden oft Fragen zur Klärung der<br />

Sachverhalte.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 74


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Methodische Hinweise<br />

Alle Techniken müssen zuerst vorgestellt und trainiert werden.<br />

Als Techniken stehen alle grafischen Formen wie Tabellen, Organigramme,<br />

Zeichnungen, Symbole, Grafiken usw. zur Verfügung.<br />

Textliche Kurzfassungen, Textbausteine, Merksätze usw. sind am schwierigsten zu<br />

lernen.<br />

Am besten eignen sich Mindmaps.<br />

Vorerst in Gruppen, dann in Zweiergruppen und erst dann als Einzelarbeit (gibt mehr<br />

Sicherheit)!<br />

Dakapo<br />

Funktion<br />

TeilnehmerInnen wiederholen mit eigenen Worten soeben gehörte Inform<strong>at</strong>ionen<br />

oder Hinweise.<br />

Didaktik<br />

Selbst sprechen bringt die höchste Qualität beim Lernen.<br />

TeilnehmerInnen hören neue Inform<strong>at</strong>ionen ein zweites Mal.<br />

TeilnehmerInnen sprechen in ihrer gewohnten Sprache und nicht in der<br />

ExpertInnensprache.<br />

TeilnehmerInnen erkennen ein etwaiges Wissensdefizit.<br />

Methodische Hinweise<br />

Der Zeitpunkt der Übung soll eine Überraschung darstellen.<br />

Die Übung sollte in PartnerInnenarbeit oder maximal in Dreiergruppen durchgeführt<br />

werden.<br />

Die geplante Dauer sollte vor Beginn der Übung bekannt gegeben werden.<br />

Die TeilnehmerInnen werden nach der Übung zu einer offenen Feedbackrunde<br />

eingeladen.<br />

Die Fragestellung „Gibt es noch Fragen?“ sollte vermieden werden.<br />

Blitzlicht<br />

Funktion<br />

Eine kurze Stellungnahme zu einer generellen Frage soll einen raschen Überblick<br />

über die Einstellung der TeilnehmerInnen ermöglichen.<br />

Didaktik<br />

Die Reihenfolge der Befragung darf nicht im Voraus ersichtlich sein.<br />

Wiederholungen sind zuzulassen.<br />

Die Nachdenkphase soll stark eingeschränkt werden, es geht um eine gewisse<br />

Spontaneität.<br />

Für die einzelnen Wortmeldungen gibt es kein Feedback von der Trainerin/dem<br />

Trainer.<br />

Eine rasche Analyse der Antworten schafft einen Überblick über die Qualität der<br />

momentanen Unterrichtssitu<strong>at</strong>ion.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 75


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Methodische Hinweise<br />

Ein „Wurfgegenstand“ erleichtert die Wahl der Reihenfolge.<br />

Die Lernenden müssen auf das Verhalten der Akzeptanz von Rückmeldungen<br />

trainiert werden.<br />

Die Lehrenden müssen darauf achten, dass alle anwesenden TeilnehmerInnen eine<br />

Rückmeldung abgeben.<br />

Ein Feedback auf alle Rückmeldungen kann von dem/der TrainerIn gegeben werden,<br />

ist aber nicht verpflichtend.<br />

Disput<strong>at</strong>ion<br />

Funktion<br />

Diese Gesprächsphasen sollen den Vergleich der Meinungen und Werthaltungen der<br />

TeilnehmerInnen im Zwiegespräch ermöglichen.<br />

Didaktik<br />

Es kann kein „richtig“ oder „falsch“ geben, sondern nur eine Meinungsvielfalt.<br />

Die Ergebnisse des Meinungsvergleichs sind vorweg nur den TeilnehmerInnen<br />

zugänglich.<br />

Nur wenn die Einladung zur offenen Diskussion akzeptiert wird, ist ein Vergleich der<br />

Meinungen im Klassenverband möglich.<br />

Methodische Hinweise<br />

Alle TeilnehmerInnen führen diese Übung gleichzeitig durch.<br />

Eine Zeitvorgabe gibt ein Richtmaß für die Dauer der Übung an.<br />

Der/die Lehrende muss auf eine räumliche Distanz zur Klasse gehen.<br />

Eine Offenlegung der Meinungen darf nur auf freiwilliger Basis erfolgen.<br />

Ein Wechsel der PartnerInnenschaften und eine Wiederholung der Übung bringen<br />

noch mehr Erfahrungswerte über Einstellungsunterschiede und lassen Vergleiche zu.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 76


12. Evalu<strong>at</strong>ion<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Selbst-, Gruppenevalu<strong>at</strong>ion u. Evalu<strong>at</strong>ion des Trainers/der Trainerin<br />

12.1 Thesen:<br />

1. Auch wenn es manchmal schwer fällt, dies zu glauben – TeilnehmerInnen wollen<br />

lernen!<br />

2. Der Lehrprozess besteht aus zwei Komponenten: WAS und WIE gelehrt wird.<br />

3. Konstruktives Feedback über die Lernerfolge - aber auch Misserfolge - verstärkt<br />

das Lernen und erzeugt mehr Zufriedenheit.<br />

4. Erfolgserlebnisse sind die Grundlage für eine positive „Lernstimmung“ und für eine<br />

Bereitschaft zu neuen Erfolgen.<br />

5. Wenn durch eine Evalu<strong>at</strong>ion Aktionen ausgelöst werden, ist die Bereitschaft,<br />

ernsthaft an Evalu<strong>at</strong>ionen und Trainings mitzuarbeiten, um vieles größer.<br />

12.2 Prinzipien von Evalu<strong>at</strong>ionen:<br />

Zeitpunkt der Durchführung<br />

a) Am Beginn<br />

Eine Evalu<strong>at</strong>ion am Beginn eines Trainings löst Erwartungshaltungen aus, zeigt die<br />

Befindlichkeit auf, lässt Schlüsse auf die Vorkenntnisse und Vorerfahrungen zu,<br />

belegt die Selbsteinschätzung der TeilnehmerInnen sowie deren Interessen<br />

bezüglich der neuen Inhalte.<br />

b) Während des Trainings<br />

Eine Evalu<strong>at</strong>ion während des Trainings lässt eine gewollte Veränderung noch<br />

während des Seminars zu und kommt den evaluierenden TeilnehmerInnen zugute<br />

und nicht erst der nächsten TeilnehmerInnengruppe.<br />

c) Am Ende des Trainings<br />

Eine Evaluierung am Ende eines Trainings stellt eine Bilanz dar. Wurden die<br />

Erwartungshaltungen erfüllt oder nicht erfüllt und warum? Dadurch bekommen die<br />

Teilnehmenden, die TrainerInnen und die Gruppe eine Rückmeldung über die<br />

Trainingsqualitäten und den Grad an selbst erreichten Lernqualitäten.<br />

Evaluierungsinhalt<br />

a) WAS wird bzw. wurde angeboten, was haben die TeilnehmerInnen<br />

angenommen oder abgelehnt?<br />

b) WIE wird bzw. wurde trainiert, gelernt, geübt und miteinander umgegangen?<br />

c) WER - die Teilnehmenden, die Gruppe oder/und die TrainerInnen - lösen<br />

durch gewisse Aktionen bei den jeweils anderen PartnerInnen Reaktionen und<br />

Befindlichkeiten aus?<br />

d) Welche ERFOLGE sind den TeilnehmerInnenn und dem Trainer/der Trainerin<br />

gelungen?<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 77


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

12.3 Methoden, die Quantitäten messen<br />

Punkte kleben – auf „Stimmungsthermometer“, in „Bedeutungsflächen“, auf Skalen<br />

usw.<br />

Hammelsprung – mit Handzeichen, mit Punktekarten, mit ja/nein-Signalen<br />

Ampel-Feedback – Rot, Gelb und Grün<br />

Koordin<strong>at</strong>enabfrage – Abfrage in zwei Dimensionen<br />

Zentrieren - Klebestreifen (Fadenkreuz) am Boden - Jede/r legt einen Gegenstand<br />

auf den Boden, je näher, desto besser. Ohne Kommentar!<br />

Fragebogen – vorgefertigte Kästchen zum Ankreuzen<br />

12.4 Methoden, die Qualitäten messen<br />

One-minute-paper – Zeitdruck von einer Minute (spontane Äußerungen)<br />

Kärtchenabfrage – TeilnehmerInnen schreiben Kärtchen – Cluster bilden –<br />

auswerten<br />

S<strong>at</strong>zergänzungen (inhaltliche Zielrichtung)<br />

„Ich bin der Meinung, dass…“<br />

„Ich habe erlebt, dass …“<br />

„Wenn ich …höre, denke ich an ...“<br />

„Mir fällt zu dem Stichwort…. folgendes ein: ...“<br />

Zentrieren - Klebestreifen (Fadenkreuz) am Boden - Jeder legt einen Gegenstand<br />

auf den Boden, je näher, desto besser. Mit Kommentar von jedem Teilnehmer/jeder<br />

Teilnehmerin!<br />

Eisbergabfrage – oberhalb der Wasserlinie = Bekanntes, unterhalb der Wasserlinie<br />

= Persönliches, nicht offensichtlich bemerkbare Einstellungen oder Erfahrungen<br />

Blitzlicht – jeweils ein S<strong>at</strong>z, in keiner fixen Reihenfolge, durch Wurfgegenstände<br />

beeinflussbar<br />

S<strong>at</strong>zergänzungen (Befindlichkeiten)<br />

„Ich fand es heute am hilfsreichsten, dass …“<br />

„Ich hätte lieber etwas erfahren über …“<br />

„Mich überrascht heute ein wenig, dass …“<br />

„Ich war nicht einverstanden, als …“<br />

Sätze selbst entwickeln lassen: dann frei verwendbar – oder mit Zwang<br />

(Disput<strong>at</strong>ion)<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 78


<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Selbsteinschätzung – Ziele mit Qualitätsstufen versehen und selbst bewerten<br />

lassen, Anfang und Ende-Vergleich, usw.<br />

Folien zeichnen – freies Thema - einzeln oder paarweise<br />

Zeichnungen – „Mein Weg durch das Seminar!“<br />

Zeitungsreportage – mit oder ohne Themenvorgabe - Ausstellungsmethode<br />

Kabarett – Einzelne oder Gruppen<br />

Fragebogen – mit freien Antworten<br />

Offene Gesprächsrunde – jeder einzeln oder Gruppensprecher<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 79


13. Motiv<strong>at</strong>ion<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Zur Motiv<strong>at</strong>ionssteigerung gibt es eine Reihe von Techniken und Ans<strong>at</strong>zpunkten,<br />

wobei zu beachten ist, dass an einem effektiven Motiv<strong>at</strong>ionsmanagement sowohl<br />

Lehrende als auch Lernende aktiv mitwirken müssen. Als Lehrende sollte man<br />

sowohl in der konkreten Unterrichtssitu<strong>at</strong>ion Str<strong>at</strong>egien der Motiv<strong>at</strong>ionssteigerung<br />

einsetzen, als auch den Lernenden Str<strong>at</strong>egien der Selbstmotiv<strong>at</strong>ion vermitteln.<br />

13.1 Steigerung der intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />

An die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Ziele der Lernenden anzuknüpfen,<br />

steigert Spaß und Interesse bzw. verhindert Unlust und Desinteresse bei den<br />

Lernenden und letztlich auch bei den Lehrenden. Es gibt in Unterrichtssitu<strong>at</strong>ionen<br />

vier Ans<strong>at</strong>zpunkte:<br />

• Lerninhalte: den Lernenden die Möglichkeit bieten, gemäß ihren jeweiligen<br />

persönlichen Interessen Schwerpunkte im Stoff selbst bestimmt zu wählen.<br />

• M<strong>at</strong>erialien und Medien: Eine ästhetische, originelle, humorvolle oder auch<br />

provok<strong>at</strong>ive Gestaltung weckt Neugier und steigert die Freude an der<br />

Auseinandersetzung.<br />

• Lernaktivitäten: Lernende sind "ganz bei der Sache", wenn sie aktiv involviert<br />

sind, spielerisch etwas ausprobieren oder selbst kreieren können, an einer<br />

konkreten Problemlösung arbeiten oder miteinander diskutieren.<br />

• Lernumgebung: sollte menschlichen Grundbedürfnissen Rechnung tragen<br />

und positiv erlebt werden (z.B. genügend Pl<strong>at</strong>z, angenehme Raumtemper<strong>at</strong>ur,<br />

bequeme Stühle, frische Luft).<br />

13.2 Steigerung der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />

Extrinsische Motiv<strong>at</strong>ion kann nicht pauschal als minderwertiger Ers<strong>at</strong>z für "richtige"<br />

intrinsische Motiv<strong>at</strong>ion verstanden werden. Bei der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion steht die<br />

Belohnung positiv bewerteter Handlungen im Zentrum. Die Art der Belohnung (z.B.<br />

Zus<strong>at</strong>zpunkt, Lob, Vergünstigung) ist auf den Lernkontext und die Zielgruppe<br />

abzustimmen. Beim Vergabe-Modus sollte man folgende Aspekte beachten:<br />

• Strukturierung: Indem man einzelne Arbeitsschritte und Zwischenergebnisse<br />

explizit belohnt, wird der Lernprozess strukturiert. Die Lernenden stehen nicht<br />

"vor einem Berg von Stoff", sondern erkennen konkrete, bewältigbare<br />

Teilaufgaben.<br />

• Priorisierung: Die Dosierung der Belohnung (z.B. Anzahl der Punkte) sollte<br />

erkennen lassen, wie relevant oder grundlegend bestimmte Teilergebnisse<br />

oder Inhalte sind. Ein "Verzetteln" in Neben-Aspekten kann somit eher<br />

verhindert werden.<br />

• Feedback: Indem die Vergabe von Belohnungen an überprüfbare<br />

Arbeitsergebnisse gekoppelt wird, erhalten die Lernenden eine Rückmeldung<br />

über ihren Kenntnisstand bzw. über ihr Leistungsniveau. Somit kann der<br />

Gefahr begegnet werden, dass die Lernenden nur der Illusion nachhängen,<br />

etwas verstanden oder gelernt zu haben.<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 80


Sozialmotiv:<br />

Neugiermotiv:<br />

13.3 Faktor „N<strong>at</strong>ürliche Motiv<strong>at</strong>ionsgründe“<br />

Wettbewerbsmotiv:<br />

Leistungsmotiv:<br />

Sachmotiv:<br />

Lernmotiv:<br />

Selbstwertmotiv:<br />

Zustimmungsmotiv:<br />

Geltungsmotiv:<br />

Machtmotiv:<br />

Aggressionsmotiv:<br />

Strafvermeidungsmotiv:<br />

<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />

Gemeinsam mit gleichgesinnten TeilnehmerInnen Lebenssitu<strong>at</strong>ionen erleben und<br />

gegenseitiges Helfen der TeilnehmerInnen, etwa bei Gruppenarbeiten.<br />

Wie funktionieren gewisse Abläufe? Welche Lösungsvarianten gibt es? Warum ist<br />

das so? Was kommt auf mich zu?<br />

Wo stehe ich im Vergleich mit Anderen? Was kann ich zu meinem Vorteil<br />

einbringen? Das Erfolgserlebnis beflügelt, ein Misserfolg kann zu einer<br />

Verbesserung führen.<br />

Menschen sind prinzipiell auf positive Leistungen aus. Die Kunst ist es, dieses<br />

Streben auf den Bildungsbereich zu kanalisieren. Erfolg bringt Erfolg!<br />

Es gibt auch Lieblingsfächer, die nicht nur von der Persönlichkeit der TrainerInnen<br />

abhängen, sondern oft von Inhalten, die die Teilnehmenden stark interessieren.<br />

Wenn die TeilnehmerInnen vom persönlichen Nutzen der Lerninhalte überzeugt und<br />

stark interessiert sind, kann Lernen auch Spaß machen.<br />

Manche TeilnehmerInnen sind von ihrer Leistungsbereitschaft überzeugt oder<br />

können sich selbst sehr gut motivieren. "Ich kann das allein." "Ich weiß, was ich will."<br />

Nicht der Inhalt motiviert, sondern die guten Noten sind ausschlaggebend.<br />

Viele TeilnehmerInnen möchten auf andere TeilnehmerInnen Eindruck machen.<br />

Für verschiedene „Ämter“ sind positive Leistungen eine Voraussetzung.<br />

"Dem werde ich es schon zeigen!"<br />

"Lieber mache ich die Aufgabe, bevor ich wieder Ärger bekomme."<br />

KOMTRAIN Gillich Seite 81

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