Zusatzqualifikation "Neue Lernkulturen" - Tibs.at
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<strong>Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ion</strong> „<strong>Neue</strong> Lernkulturen“<br />
für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />
Modul 2 & Modul 3<br />
<strong>Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ion</strong> „<strong>Neue</strong> Lernkulturen“<br />
für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />
Arbeitstitel Modul 2:<br />
Erwachsenengerechte<br />
Arbeitsunterlagen<br />
Lehr-/Lernarrangements<br />
Modul 2 & Modul 3<br />
für Trainings mit Anteilen an Telephasen<br />
Arbeitstitel Modul 2:<br />
Erwachsenengerechte Lehr-/Lernarrangements<br />
für TrainerInnen in Unternehmenstrainings<br />
Arbeitstitel Modul 3:<br />
Zielgruppenorientierung und Qualitätssicherung<br />
Arbeitstitel Modul 3:<br />
Zielgruppenorientierung und Qualitätssicherung<br />
Grillhof, Grillhof, Mai 2006 Mai 2006<br />
Erstellt von:<br />
Prof. Mag. Valentin Gillich<br />
Erstellt von:<br />
Prof. Mag. Valentin Gillich<br />
KOMTRAIN<br />
Gefördert aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds und aus<br />
Mitteln des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Arbeit
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Gefördert aus Mitteln<br />
des Europäischen Sozialfonds<br />
und aus Mitteln<br />
des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Arbeit<br />
Konzeptionierung und Umsetzung<br />
des Train the Trainer Lehrganges:<br />
Modul 3 des Projektes<br />
EQUAL ADVOCATE<br />
amg tirol<br />
Kaiserjägerstrasse 4a<br />
6020 Innsbruck<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 2
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Lehr- und Lernarrangement<br />
1.1. Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements<br />
1.2. Kompetenzen und Handlungsorientierung<br />
1.3. Allgemeiner Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />
2. Der Lernprozess<br />
2.1. Ergebnisse der Gehirnforschung<br />
2.2. Der Begriff Lernen<br />
2.3. Phasen des Lernprozesses<br />
2.4. Unser Gedächtnis umfasst drei Speicherarten<br />
2.5. Die zwei Hemisphären unseres Gehirns<br />
2.6. Zusammenhang Lehren und Lernen<br />
2.7. Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen<br />
3. Lernorganis<strong>at</strong>ion<br />
3.1. Organis<strong>at</strong>ion für zu Hause<br />
3.2. Die zeitliche Lernplanung<br />
3.3. Die inhaltliche Planung<br />
3.4. Die körperlichen Voraussetzungen beim Lernen<br />
4. Aufbereitung der Lerninhalte<br />
4.1. Techniken der Aufbereitung<br />
4.2. Gruppenlernen<br />
4.3. Lernen für eine Prüfung<br />
4.4. Handlungen, welche die Merkfähigkeit verbessern<br />
5. Wissensmanagement<br />
5.1. <strong>Neue</strong> Lernkulturen<br />
5.2. Schwerpunkte der Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />
5.3. Technik des Wissensmanagements<br />
6. Die Bedeutung und Wirkung von Medien<br />
6.1. Wie funktioniert der Wahrnehmungsverlauf?<br />
6.2. Zusammenhang: Medieneins<strong>at</strong>z und Lernen<br />
6.3. Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie<br />
6.4. Auswertungsbl<strong>at</strong>t für die Overheadfolie<br />
6.5. Gestaltungsrichtlinien<br />
6.6. Lehren mit elektronischer Unterstützung<br />
6.7. Präsent<strong>at</strong>ionen mit elektronischen Medien<br />
6.8. Notizen zur PowerPoint Präsent<strong>at</strong>ion<br />
6.9. Eins<strong>at</strong>zbedingungen für die Medien<br />
7. Gestaltung von Trainings mit NLK und Telephasen<br />
7.1. Thesen zu Trainings mit NLK und Telephasen<br />
7.2. Aktivitäten in einem Training mit Telephasen<br />
7.3. Ansätze für eine Didaktik der Fernlehre<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 3
8. Aufträge für die Telephase<br />
9. Methoden für teilnehmerInnenorientierten Unterricht<br />
9.1. Die Phasen einer Lehreinheit<br />
9.2. Einstieg<br />
9.3. Konstruktive Durcharbeit<br />
9.4. Übende Wiederholung<br />
10. Methoden für selbstgesteuertes Lernen<br />
10.1. Begriffsklärung<br />
10.2. Varianten an Offenheit<br />
10.3. Die Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />
10.4. Prozessphasen des Lernens<br />
10.5. Anforderungen an die TeilnehmerInnen<br />
10.6. Aufgaben der Lehrenden<br />
10.7. Lehr-/Lernarrangements<br />
10.8. Erfahrungslernen<br />
10.9. Kombinierte Lernverfahren<br />
10.10. Selbstständiges Lernen<br />
10.11. Entdeckendes Lernen<br />
11. TrainerInnenzentriertes Training<br />
11.1. Aktivitätsarten TrainerIn<br />
11.2. Methoden<br />
12. Evalu<strong>at</strong>ion<br />
12.1. Thesen<br />
12.2. Prinzipien von Evalu<strong>at</strong>ionen<br />
12.3. Methoden, die Quantitäten messen<br />
12.4. Methoden, die Qualitäten messen<br />
13. Motiv<strong>at</strong>ion<br />
13.1. Steigerung der intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />
13.2. Steigerung der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />
13.3. Faktor „N<strong>at</strong>ürliche Motiv<strong>at</strong>ionsgründe“<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 4
1. Lehr- und Lernarrangement<br />
Ziele: Sie können…<br />
- die Notwendigkeit von Lehr-/Lernarrangements<br />
begründen.<br />
- die Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements definieren.<br />
- die Abhängigkeiten der Faktoren erklären.<br />
- situ<strong>at</strong>ionsorientierte Arrangements entwerfen.<br />
- Kompetenzen und Handlungsorientierung beschreiben.<br />
WHID – Was habe ich davon?<br />
Welche Fragen will ich klären?<br />
Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 5<br />
unrealistisch<br />
unwichtig<br />
wichtig<br />
sehr wichtig
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Jede Trainerin und jeder Trainer entwickelt vor Beginn des Unterrichts eine Ideenwelt<br />
über die Art der Begegnung mit den Zielen und Inhalten einer gewissen Zeiteinheit.<br />
Für diese organisierte Auseinandersetzung müssen Entscheidungen getroffen<br />
werden, damit eine effiziente und interessante Lernphase möglich wird.<br />
1.1 Faktoren eines Lehr-/Lernarrangements<br />
Die Frage seitens der Geschäftsführung „Welche Methode werden Sie heute<br />
einsetzen?“ wird immer seltener werden, da ein Umdenken in der Pädagogik erfolgt.<br />
Das Fragenbündel der Jetztzeit umfasst:<br />
• Welcher Kompetenzk<strong>at</strong>alog liegt zu Grunde?<br />
• Welche Ziele werden angestrebt?<br />
• Welche Aktionsform(en) ermöglichen ein effizientes Vorgehen?<br />
• Für welche Aktivitätsverteilung zwischen TrainerIn und TeilnehmerInnen reicht<br />
die Zeit?<br />
• Welche Sozialform(en) unterstützen spezielle Lernbedingungen?<br />
• Sind entsprechende Möglichkeiten für (eine) räumliche(n) Ordnung(en) gegeben?<br />
• Wie arbeiten wir, welche Arten von Lernschritten (Methoden) sind geplant?<br />
• Welche Medienarten, Geräte stehen zur Verfügung?<br />
• Welche Medien werden eingesetzt?<br />
Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />
Er beschreibt die Fähigkeiten, die nach dem Lernprozess erwartet werden.<br />
Ziele<br />
Sie beschreiben die individuellen Erwartungshaltungen der/des Lehrenden in Bezug<br />
auf beobachtbare, detaillierte Fähigkeiten.<br />
Aktivitätsverteilung<br />
trainerInnenzentriert<br />
teilnehmerInnenorientiert<br />
teilnehmerInnenzentriert<br />
Die Aktions- oder Arbeitsformen<br />
Darbieten und Aufnehmen<br />
Aufgeben und Ausführen<br />
Die Sozialformen<br />
Das Plenum (bis zu 100 Personen)<br />
Die Großgruppe (bis zu 40 Personen)<br />
Die Gruppe (bis zu 7 Personen)<br />
Die PartnerInnengruppe (zwei Personen)<br />
Der einzelne TeilnehmerInnen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 6
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Alleinarbeit/Hausaufgaben – PartnerInnenarbeiten – Gruppenarbeiten –<br />
Plenumsarbeit<br />
Die räumlichen Ordnungen des Unterrichts<br />
Hörsaal<br />
Seminarraum in Reihen (klassische Schulsitzordnung)<br />
Offenes U<br />
Hufeisenform<br />
Halbkreis (ein- und mehrreihig)<br />
Kreisform<br />
Runder Tisch<br />
Gruppentische<br />
Sesselkreis<br />
Sitzecken<br />
Sitzteppiche<br />
Methoden z.B. nach Funktion<br />
• zum Einstieg<br />
• zur Problembegegnung<br />
• zur Erarbeitung<br />
• zur Problemlösung<br />
• zur Festigung<br />
• zur Wiederholung<br />
• zur Erinnerung<br />
Methoden z.B. nach Aktivitäten<br />
• Vortrag<br />
• Lehrgespräch<br />
• Diskussion<br />
• Workshop<br />
• Gruppenarbeit<br />
• Videotraining<br />
• Rollenspiel<br />
Medien - Geräte<br />
Funktionsbereitschaft ohne Strom<br />
Funktionsbereitschaft mit Strom<br />
Elektronische Medien<br />
Medien – Arten<br />
Objekte<br />
Modelle<br />
Schriften<br />
Sprache<br />
Sprachaufzeichnungen<br />
Bilder<br />
Fotos<br />
Filme<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 7
1.2 Kompetenzen und Handlungsorientierung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Heute wird von den MitarbeiterInnenn der Wirtschaft eine Vielzahl von Kompetenzen<br />
erwartet. Diese Kompetenzen können TeilnehmerInnen in einem Betrieb, in der<br />
Gesellschaft, in der Familie und in Schulungen erwerben.<br />
Wir TrainerInnen zeigen eine hohe Professionalität, wenn es uns gelingt, ein<br />
„Vollständiges Lernen“ zu organisieren. Wir erziehen die Teilnehmenden zu einer<br />
ganzheitlich-integr<strong>at</strong>iven Handlungsfähigkeit.<br />
Als handlungsfähig gilt, wer im Stande ist, selbstständig mit<br />
möglichst vielen Situ<strong>at</strong>ionen fertig zu werden, in die sein<br />
Leben ihn hinein führt, weil er die darin vorfindbaren<br />
Probleme eigenständig zu lösen fähig ist.<br />
(Wilhelm H. Peterßen, Kleines Methoden Lexikon, 2001 –<br />
Vlg. Oldenburg)<br />
Sach-<br />
kompetenz<br />
Moral-<br />
kompetenz<br />
Handlungs-<br />
fähigkeit<br />
Sozial-<br />
kompetenz<br />
Methoden-<br />
kompetenz<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 8
1.3 Allgemeiner Kompetenzk<strong>at</strong>alog<br />
Inform<strong>at</strong>ionen aufnehmen<br />
Handlungen nachmachen<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Kompetenzen Lehr-/Lernarrangements<br />
Handlungen perfektionieren<br />
Inform<strong>at</strong>ionen verarbeiten<br />
Inform<strong>at</strong>ionen und Erfahrungen<br />
wiedergeben<br />
Handlungen selbstständig organisieren<br />
Inform<strong>at</strong>ionen beschaffen<br />
Argumente, Entwicklungen,<br />
Zusammenhänge nachvollziehen<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen in neue<br />
Situ<strong>at</strong>ionen transferieren<br />
Folgen vorausdenken<br />
Eigene Empfindungen formulieren<br />
Ursachen und Hintergründe analysieren<br />
Aussagen prüfen und bewerten<br />
Sich und andere beobachten und<br />
einschätzen<br />
Eigenen Standpunkt vertreten<br />
Einstellungen und Meinungen begründen<br />
Entscheidungen treffen, begründen und<br />
verteidigen<br />
Eigene Ideen verwirklichen<br />
Inform<strong>at</strong>ionen beurteilen, bewerten und<br />
begründen<br />
Konstruktive Kritik einbringen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 9
2. Der Lernprozess<br />
Ziele: Sie können…<br />
- Erkenntnisse der Hirnforschung im Training umsetzen.<br />
- die Phasen eines Lernprozesses bewerten.<br />
- die Funktionen des Gedächtnisses interpretieren.<br />
- die Erkenntnisse in der Unterrichtsgestaltung umsetzen.<br />
- die Wichtigkeit des impliziten Wissens begründen.<br />
WHID – Was habe ich davon?<br />
Welche Fragen will ich klären?<br />
Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 10<br />
unrealistisch<br />
unwichtig<br />
wichtig<br />
sehr wichtig
2.1 Ergebnisse der Gehirnforschung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Der Mensch kann nicht „nicht lernen“!<br />
Unser Gehirn ist permanent aktiv, und das auch während des Schlafes. Ob wir uns<br />
bei einer Freizeitbeschäftigung befinden, im Beruf arbeiten, essen, in der Schule<br />
oder vor dem Fernsehappar<strong>at</strong> sitzen - immer gibt es Inform<strong>at</strong>ionen oder Aktionen, die<br />
uns mehr oder weniger neu sind oder noch nicht perfekt beherrscht werden. Wir<br />
verarbeiten diese „Neuheiten“ oder „unperfekten Gewohnheiten“ bewusst. Dabei hilft<br />
uns der Hippocampus (Neuigkeitsdetektor). Er entscheidet, ob eine Speicherung<br />
eingeleitet wird oder diese Wahrnehmung schon bekannt ist.<br />
Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es.<br />
Überlegen Sie:<br />
Gramm<strong>at</strong>ikalisch richtig ist: „Ich habe mir die Barthaare gekürzt.“<br />
Welche Regel steht hinter diesem S<strong>at</strong>z: „Ich habe mir die Barthaare (ge)rasiert.“<br />
Probieren Sie folgende Fähigkeit zu beschreiben:<br />
„Wie haben Sie die Schuhbänder geschnürt?“<br />
Die Neurologen unterscheiden ein implizites und ein explizites Wissen. Wissen, wie<br />
etwas geht, ist implizites Wissen und das ist der schwierigere Teil. Wissen, dass es<br />
soundso ist, bezeichnet man als explizites Wissen und dieser Teil ist leichter.<br />
Neuronale Netzwerke sind inform<strong>at</strong>ionsverarbeitende Systeme.<br />
Neurologisch bedeutet Lernen eine Modifik<strong>at</strong>ion synaptischer Übertragungsstärke,<br />
d.h. die Stärken einiger Synapsen ändern sich ein wenig. Diese Veränderung erfolgt<br />
bei jeder Auseinandersetzung mit dieser Art Reiz. Wenn wir eine Tom<strong>at</strong>e betrachten,<br />
ist ein Neuron für die Farbe rot, ein Neuron für die Farbe Grün des Stängels, ein<br />
Neuron für die Kugelform, ein Neuron für die glänzende Haut, ein Neuron für die<br />
Sch<strong>at</strong>tenwirkung, ein Neuron für die Größe usw. zuständig. Da es aber<br />
unterschiedliche „Rots“ und „Grüns“ gibt, unterschiedliche Oberflächen gibt, sind<br />
einige Neuronen mehr für diese Abteilung zuständig. Die einzelnen schießen mehr<br />
oder weniger ihre Signale aus. Eines, das dem speziellen Rot am nächsten kommt,<br />
schießt am stärksten.<br />
Daraus erkennt man, dass eine sehr große Neuronenpopul<strong>at</strong>ion notwendig ist, um<br />
das Netzwerk für die Repräsent<strong>at</strong>ion einer „Tom<strong>at</strong>e“ im Gehirn aufzubauen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 11
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Emotionen beeinflussen unsere Lernqualität.<br />
Es gibt bei wachen Menschen keine Emotionslosigkeit. Wir sprechen bei der Stärke<br />
der Emotionen von viel und wenig, bei der Valenz von guten und schlechten oder<br />
von positiven und neg<strong>at</strong>iven Emotionen. Mittelwerte bei der Stärke und gute, positive<br />
Emotionen unterstützen den Lernprozess.<br />
Eine besondere Form von Emotion ist der Stress. Prinzipiell entsteht Stress vor allem<br />
im Kopf. Akuter Stress ist eine biologische Notwendigkeit. Chronischer Stress ist<br />
sehr ungünstig, da die dabei entstehenden Stresshormone die Neuronen des<br />
Hippocampus stören. Angst und Furcht können kurzfristig Lernerfolge fördern,<br />
langfristig gesehen führt es zu den erwähnten Stressfolgen.<br />
Der Kortex (Großhirnrinde) ist die Landkarte des Gehirns.<br />
Der Kortex ist bei allen Menschen zu 96% gleich aufgebaut. Seine Grundkonstruktion<br />
hängt ab von Größe und Anzahl der Sinnesreize auf den Fötus im Mutterleib.<br />
Forscher haben festgestellt, dass ähnliche Signale nahe beieinander liegen und dass<br />
die spezielle Raumgröße des Kortex von der Häufigkeit der Eingangssignale<br />
abhängt. Das Lernergebnis, das Gedächtnis und die Fähigkeiten zeigen sich bei<br />
jedem Individuum durch unterschiedliche „Ausdehnungen“ im Kortex. Das für die<br />
Finger der linken Hand zuständige kortikale Areal eines professionellen<br />
Geigenspielers wird um 1,5 bis 3,5 cm länger als bei einem Nichtmusiker.<br />
Der Hippocampus fungiert im Schlaf als Trainerin des Kortex.<br />
In den fünf bis sieben Phasen des REM–Schlafes aktiviert der Hippocampus die<br />
zuletzt eingegangenen „Lerninhalte“ und bewirkt damit eine erneute Darbietung für<br />
den Kortex. Im Tiefschlaf findet „offline“ eine Nachverarbeitung (postprocessing)<br />
st<strong>at</strong>t. Dies ist sozusagen eine Übertragung von einem „flüchtigen“ Speicher in einen<br />
„sicheren“ Speicher. In der Computersprache würde man von Kopieren,<br />
Komprimieren, Umkodieren, Sortieren, Assoziieren und Gruppieren von D<strong>at</strong>en<br />
sprechen.<br />
Gelenkte Aufmerksamkeit steigert das Lernergebnis.<br />
Ein Mensch kann sich zwischen den Zuständen „hellwach“ und „kom<strong>at</strong>ös“ befinden.<br />
Für das Lernen bestimmter Inhalte reicht diese Form der Aufmerksamkeit nicht. Dazu<br />
ist die selektive Aufmerksamkeit notwendig. Diese selektive Aufmerksamkeit ist zu<br />
einem gegebenen Zeitpunkt nur auf eine bestimmte Stelle ausgerichtet, sie ist nicht<br />
teilbar. Es gibt nur einen „Scheinwerfer“, eine „Röhre“ der Aufmerksamkeit.<br />
Dadurch werden neuronales Gewebe aktiviert und bestimmte Areale am Kortex<br />
angesprochen. Ist die Aufgabe für die Lernenden bekannt und wird das Ziel der<br />
Aufmerksamkeit bekannt gegeben, erfolgt schon im Voraus eine höhere Aktivierung<br />
der Areale.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 12
2.2 Der Begriff Lernen<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Definition:<br />
„Lernen ist eine bewusste Verhaltensänderung, die aufgrund von Erfahrungen<br />
entstanden ist.“<br />
(Kurt W. Koeder, „Studienmethodik“, 1994)<br />
Der Mensch verfügt über eine fast unbegrenzte Lernfähigkeit.<br />
Jeder Mensch lernt auf seine individuelle Weise.<br />
Der Lernprozess selbst ist nicht beobachtbar, lediglich die Auswirkungen dieses Prozesses<br />
auf das Verhalten kann beobachtet werden.<br />
2.3 Phasen des Lernprozesses<br />
1. Phase: Wahrnehmung Vorbereitungsphase<br />
2. Phase: Strukturierung Aneignungsphase<br />
3. Phase: Behalten Speicherungsphase<br />
4. Phase: Anwenden Erinnerungsphase<br />
(nach Gillich) (nach Koeder)<br />
Die beiden ersten Phasen können als „Lernarbeit“ bezeichnet werden, die beiden<br />
letzten Phasen als „Gedächtnisarbeit“.<br />
LERNARBEIT<br />
GEDÄCHTNIS-<br />
ARBEIT<br />
Phasen des Lernprozesses<br />
Reizsitu<strong>at</strong>ion (Motive)<br />
Vorbereitungsphase<br />
- Aufmerksamkeit / Konzentr<strong>at</strong>ion<br />
- Wahrnehmung (Hören, Schauen, Lesen usw.)<br />
+ Ultrakurzzeitgedächtnis<br />
Aneignungsphase<br />
- Ergänzen, Bearbeiten, Strukturieren, Visualisieren<br />
- Verstehen, Ordnen, Assozi<strong>at</strong>ionen<br />
Speicherungsphase<br />
+ Kurzzeitgedächtnis<br />
- Lesen, Wiederholen, Memorieren<br />
- Selbstüberprüfung<br />
+ Langzeitgedächtnis<br />
- Kombin<strong>at</strong>ionen, Logische Schlüsse<br />
- Varianten der Wiederholung<br />
- Selbstüberprüfung<br />
Erinnerungsphase<br />
- Abruf der gelernten Inhalte<br />
- Zusammenfassung, Problemlösungen<br />
beobachtbare Leistungen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 13
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
2.4 Unser Gedächtnis umfasst drei Speicherarten:<br />
a) den sensorischen Speicher (Ultrakurzzeitspeicher)<br />
b) den Kurzzeitspeicher<br />
c) den Langzeitspeicher<br />
a) Die Merkmale des sensorischen Speichers<br />
• Er speichert die Inform<strong>at</strong>ionen der Sinne.<br />
• Die Speicherdauer ist sehr kurz (10 bis 20 sec).<br />
• Die Inform<strong>at</strong>ionen, die gespeichert sind, werden nicht alle bewusst.<br />
• Die gespeicherte Inform<strong>at</strong>ionsmenge ist sehr hoch.<br />
• Erst wenn die Aufmerksamkeit auf ein Element gelenkt wird, geht es in den<br />
Kurzzeitspeicher über.<br />
b) Die Merkmale des Kurzzeitspeichers<br />
• Die Kapazität umfasst 7 ± 2 Elemente.<br />
• Die Verweildauer einer Inform<strong>at</strong>ion beträgt etwa 2-4 Minuten.<br />
• Eine Wiederholung arbeitet gegen das Vergessen.<br />
• Innerhalb von 20 min ist alles klar und verständlich.<br />
• Erst eine Zahl von Selbstüberprüfungen leitet das Gespeicherte in den<br />
Langzeitspeicher.<br />
c) Die Merkmale des Langzeitspeichers:<br />
• Einige Inform<strong>at</strong>ionen sind so gespeichert, dass wir sie nicht mehr vergessen.<br />
• Die Gedächtnisleistung hängt nicht nur von der „Speicherarbeit“ ab, sondern<br />
viel mehr von der Fähigkeit, in relevanten Situ<strong>at</strong>ionen die Inform<strong>at</strong>ionen abrufen<br />
zu können.<br />
• Das Hirn h<strong>at</strong> eine Struktur (Bibliotheksordnung), die das Speichern und Suchen<br />
ermöglicht (erleichtert).<br />
• Assozi<strong>at</strong>ionen mit bekannten Inhalten erleichtern diesen Vorgang.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 14
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
2.5 Die zwei Hemisphären unseres Gehirns<br />
Wie die moderne Gehirnforschung zeigt, verfügen wir nicht nur über jeweils zwei<br />
Augen, Ohren und Hände, sondern auch über einen zweigeteilten Geist.<br />
Während die linke Gehirnhälfte vorwiegend in sprachlichen und m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ischen<br />
Symbolen operiert, denkt die rechte Gehirnhälfte eher in Bildern.<br />
Linke Gehirnhälfte Rechte Gehirnhälfte<br />
Digital Analog<br />
verbal - Sprache nonverbal -<br />
Körpersprache<br />
R<strong>at</strong>io / Logik Intuition / Gefühle<br />
Regeln / Gesetze Kre<strong>at</strong>ivität<br />
Analyse Detail Synthese Überblick<br />
Wissenschaft Kunst, Musik, Tanz<br />
linear, Schritt für Schritt nonlinear und<br />
ganzheitlich<br />
Zeit Raum<br />
Optimal wäre, wenn wir zwischen den Funktionen beider Gehirnhälften schnell und<br />
effizient hin- und herschalten könnten, um so ihre unterschiedlichen geistigen<br />
Potenziale zu einer synergetischen Einheit zusammen zu fügen: Synthese und<br />
Analyse, Intuition und Logik, Gefühl und Vernunft. Wenn diese Gegensätze, die in<br />
der Struktur unseres Denkens angelegt sind, zusammen finden, fördert dies die<br />
Kre<strong>at</strong>ivität, die Innov<strong>at</strong>ion und die Gedächtnisleistung.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 15
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
2.6 Zusammenhang Lehren und Lernen<br />
Die TrainerInnen bestimmen durch die Wahl ihrer Lehrarrangements zugleich die<br />
Möglichkeiten des Lernens für die Teilnehmenden. Unterrichtet der/die Trainer/in in<br />
Form eines Vortrages, so können die Teilnehmenden nur zuhören bzw. mitschreiben.<br />
Es gibt für jedes gewählte Arrangement Vor– und Nachteile, d.h. es gibt kein<br />
„schlechtes“ Arrangement.<br />
Man unterscheidet zwar, aus der Sicht der TeilnehmerInnen, aktive und passive<br />
Unterrichtsformen, doch Sie bestimmen, wie Sie persönlich den Unterricht erleben –<br />
passiv oder aktiv.<br />
Form Ziel Lernaktivität<br />
trainerInnen-zentrierter<br />
Unterricht<br />
(z.B. Vortrag)<br />
teilnehmerInnenori<br />
en-tierter<br />
Unterricht<br />
(z. B. Gesprächsunterricht)<br />
• Aufnahmefähigkeit<br />
• Stofforientierung<br />
• Zusammenhänge erklären<br />
• zusätzliche Beispiele anführen<br />
• auf Situ<strong>at</strong>ionen reagieren<br />
• Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
• Erfahrungsaustausch<br />
• Missverständnisse klären<br />
• auf Andere eingehen<br />
(Gruppenarbeit) • Teamfähigkeit<br />
• Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
• Präsent<strong>at</strong>ionsfähigkeit<br />
• gemeinsame Ziele erarbeiten<br />
• Erfahrungsaustausch<br />
teilnehmerInnenze<br />
ntrier-ter Unterricht<br />
(z.B. Rollenspiele)<br />
Lehr – und Lernaktivitäten<br />
• Die Fähigkeit zur Kre<strong>at</strong>ivität und<br />
Innov<strong>at</strong>ion fördern<br />
• Teamfähigkeit<br />
• vorhandene Erfahrungen mit<br />
neuen Aufgaben verbinden<br />
• Lernen durch Versuch und Irrtum<br />
• Lernen durch Handeln<br />
- zuhören<br />
- mitdenken<br />
- mitschreiben<br />
- das Wichtige heraushören<br />
- die Beispiele aufnehmen<br />
- zuhören – TrainerIn und<br />
Teilnehmende<br />
- mitdenken – nachdenken<br />
- selbst sprechen<br />
- Fragen stellen<br />
- Mitschreiben<br />
- Erfahrungen vergleichen<br />
- Meinungen anderer<br />
anhören<br />
- eigene Meinung<br />
einbringen<br />
- die Meinungen<br />
hinterfragen<br />
- konstruktive Lösungen<br />
suchen<br />
- gemeinsam arbeiten<br />
(lernen)<br />
- erarbeitetes Wissen<br />
präsentieren<br />
- kombin<strong>at</strong>orische Schlüsse<br />
ziehen<br />
- Problemlage erkennen<br />
- Lösungsvorschläge erarbeiten<br />
- Entscheidungen treffen<br />
-Entscheidungen begründen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 16
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
2.7 Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen<br />
Während Schulen und Hochschulen traditionellerweise dazu tendieren, explizit<br />
formulier- und abprüfbares Wissen anzubieten, ist für die Ausübung beruflicher<br />
Tätigkeiten insbesondere auch implizites Wissen notwendig.<br />
Explizites Wissen ist nachschlagbar. Die Lernenden übernehmen Faktenwissen<br />
und reproduzieren bei ExpertInnenengesprächen genau nachvollziehbare, identische<br />
Textstellen. Für viele TrainerInnen und viele TeilnehmerInnen ist diese Art von<br />
Wissen am leichtesten lern- und prüfbar.<br />
Explizites Wissen, auch „träges“ Wissen genannt, entspricht dem untersten<br />
Lernniveau und stellt im schulischen Bereich etwa 80 bis 90% des Prüfungsstoffs<br />
dar.<br />
Implizites Wissen steht immer in Verbindung mit Erfahrungen. Die Lernenden<br />
setzen sich mit Wissensangeboten auseinander, sie handeln, sie diskutieren, sie<br />
probieren und vergleichen diese Erkenntnisse mit der eigenen Lebens- und<br />
Berufspraxis. Sie bringen dadurch neue Erkenntnisse mit den eigenen Erfahrungen<br />
in Verbindung, lernen die Standpunkte anderer Lernenden kennen und erarbeiten<br />
sich damit ein individuelles Wissen – implizites Wissen.<br />
Damit die Lernenden in der beruflichen Erwachsenenbildung implizites Wissen<br />
erwerben können, ist es notwendig, dass die Lehr- und Lernarrangements<br />
handlungsorientiert sind sowie soziale Lernphasen enthalten und die Berufs- und<br />
Lebenswelt der Lernenden einbeziehen. Weiters müssen Verfahren angewendet<br />
werden, die in Richtung höherer Lernniveaus abzielen.<br />
Konklusion<br />
Ein Bildungsangebot ohne explizites Wissen ist kaum vorstellbar. D.h., es kommt auf<br />
das Verhältnis der Lernangebote an.<br />
Basis für jedes höhere Lernniveau ist die darunter liegende Stufe. Die Lernenden<br />
können nicht das höchste Niveau erreichen, ohne vorher die Basis zu verstehen.<br />
Implizites Wissen baut auf explizitem Wissen, Auseinandersetzung, Erfahrungserwerb<br />
und Erfahrungsvergleich auf.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 17
3. Lernorganis<strong>at</strong>ion<br />
Ziele: Sie können…<br />
- den Lernpl<strong>at</strong>z gehirngerecht gestalten.<br />
- die Pausen lerngerecht planen.<br />
- die Lerninhalte richtig reihen.<br />
- die körperlichen Bedingungen für das Lernen schaffen.<br />
- den erwachsenen TeilnehmerInnenn Lerntipps geben.<br />
WHID – Was habe ich davon?<br />
Welche Fragen will ich klären?<br />
Was weiß ich bzw. kann ich schon?<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 18<br />
unrealistisch<br />
unwichtig<br />
wichtig<br />
sehr wichtig
3.1 Organis<strong>at</strong>ion für zu Hause<br />
Der Lernpl<strong>at</strong>z<br />
Funktionen des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />
• Konzentr<strong>at</strong>ion<br />
• Arbeitspl<strong>at</strong>z<br />
• Ablagestelle und Ordnungsbereich für griffbereite Unterlagen<br />
• Motiv<strong>at</strong>ion<br />
Lage des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />
• Ruhe und Trennung<br />
• Licht und Luft<br />
Größe des Lernpl<strong>at</strong>zes<br />
• entsprechende Tischgröße<br />
• „Lagerfähigkeit“ auch bei einer Abwesenheit<br />
• körperliche Bewegungsfreiheit<br />
• ergonomische Möbel – aber nicht zu bequem<br />
Arbeitsmittel<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Schreibutensilien<br />
� Kugelschreiber; Faser-/Filzstift; Füllfeder; verschiedene Farben<br />
� Laptop / Computer<br />
� Papier – Hefte; Einzelblätter; Blöcke; „Formulare“<br />
Zeichen- und Markierungsutensilien<br />
� Bleistift (besser ein Druckbleistift); Lineal; Schablonen<br />
� Marker (verschieden Farben); Buntstifte<br />
� Ordnungs- und Ablagesysteme<br />
� Schnellhefter; Flügel- oder Klemmmappen; Hängemappen<br />
� Collegeordner (4-Ringe); Büroordner (2-Ringe)<br />
Arbeitsgeräte und Kleinkram<br />
� Locher, Hefter; Pinwand; Terminkalender; Karteikästchen<br />
� Büroklammern; Tintenlöscher; Radiergummi<br />
Bücher – Standardwerke<br />
� Rechtschreibwörterbuch (neue Rechtschreibung)<br />
� Fremdwörterbuch<br />
� Synonymwörterbuch<br />
� Computerprogramme<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 19
3.2 Die zeitliche Lernplanung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Untersuchungen zeigen, dass die Arbeitsleistung von Personen, die ohne Pause<br />
arbeiten, durch Ermüdung deutlich früher absinkt und von schlechterer Qualität ist als<br />
die Leistung anderer, die zwischendurch abschalten. Legt man die Pausen nicht<br />
bewusst fest, holt man sich die Erholung durch „getarnte“ Pausen; diese haben<br />
allerdings einen geringeren Erholungswert.<br />
In welchen Abständen Pausen eingestreut werden sollten, hängt von der Lernarbeit<br />
ab:<br />
Je intensiver und einseitiger unsere Aufmerksamkeit beansprucht wird,<br />
desto kürzer sollten die Etappen sein.<br />
Pausentypen<br />
Pausentyp Dauer Abstand Pausentätigkeit<br />
1. Unterbrechung 1 min 5 min/ nach Arbeitspl<strong>at</strong>z nicht verlassen;<br />
Bedürfnis zurücklehnen<br />
2. Mini - Pause 5 min 25 – 30 min Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />
Bewegung, Entspannung,<br />
trinken, Obst essen usw.<br />
3. Pause 15-20 min 2 Stunden Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />
Kaffeepause, rasieren,<br />
Schuhe putzen, eine Runde<br />
ums Haus, Routinearbeiten<br />
4. Erholungspause 60-120 min<br />
Abb. 1: Pausentypen<br />
4 Stunden Arbeitspl<strong>at</strong>z verlassen;<br />
essen, schlafen, spazieren<br />
gehen<br />
Schlaf<br />
Werden die Erholungspausen für einen Schlaf genutzt, dann unterstützt<br />
diese „Pausentätigkeit“ vor allem die Lernprozesse, die kurz vor der Pause<br />
st<strong>at</strong>tgefunden haben. Die Umsetzung vom elektrischen in das chemische<br />
Form<strong>at</strong> (Kurzzeitspeicher – Langzeitspeicher) kann ohne Störungen<br />
ablaufen. Dies gilt n<strong>at</strong>ürlich auch für Lernprozesse, die am Abend vor dem<br />
Einschlafen st<strong>at</strong>tfinden.<br />
Schlechte „Pausentätigkeiten“<br />
Zeitung lesen<br />
Romane lesen<br />
Fernsehen<br />
umfangreiche Mahlzeiten einnehmen<br />
Streiten<br />
Büroarbeiten erledigen<br />
hochgeistige Probleme wälzen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 20
3.3 Die inhaltliche Planung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Wenn die Lerninhalte schlecht gewählt werden, kommt es zu Lernhemmungen und<br />
damit zu einem Zeitverlust.<br />
Die Sättigungshemmung<br />
Lernleistungen werden gehemmt, wenn ohne Abwechslung gleiche Lerninhalte zu oft<br />
wiederholt werden. Wenn man täglich eine halbe Stunde Vokabeln lernt, macht man<br />
schnellere Fortschritte, als wenn man einmal pro Woche dreieinhalb Stunden lernt.<br />
� Kürzer und öfter lernen!<br />
Leistung<br />
Abb. 2: Lernpl<strong>at</strong>eau<br />
Lernpl<strong>at</strong>eau<br />
Übungszeit<br />
Nachwirkende Hemmung (zeitliche Nähe)<br />
Wird nach einem Lernprozess zu schnell ein neuer Lernvorgang begonnen, treten<br />
Störungen auf (voraus- und rückwirkende Störung der im Gehirn noch ablaufenden<br />
„Speicherprozesse").<br />
Ähnlichkeits-Hemmungen<br />
Sehr ähnliche Lerninhalte sind äußerst schwierig auseinander zu halten, und auftretende<br />
Verwechslungen haben darin ihre Ursache, wenn z.B. Sie unmittelbar nach<br />
Englisch Französisch lernen würden.<br />
Affektive Hemmungen<br />
Starke Gefühlserlebnisse unmittelbar nach einem Lernprozess können fast die ganze<br />
Lernarbeit zunichte machen.<br />
Tipp: Nach Ärger, Angst, schlechter Betriebs<strong>at</strong>mosphäre eine Pause einlegen und<br />
nach einer Beruhigungsphase mit dem Lernen beginnen. Wenn ein „Ärgernis“ auf Sie<br />
zukommt, machen Sie nach dem Lernprozess mindestens eine 10- bis 15-minütige<br />
Pause.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 21
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
3.4 Die körperlichen Voraussetzungen beim Lernen<br />
Das Gehirn braucht Flüssigkeit<br />
• Das Gehirn ist gegen Wasserverluste sehr empfindlich.<br />
• Mindestens 1 ½ Liter am Tag trinken! Wenn man viel schwitzt, dann mehr.<br />
• Nicht erst den Durst abwarten, sondern vorbeugend trinken!<br />
• Oft am Tag trinken!<br />
• Günstig sind Leitungswasser, Mineralwässer, Apfelsaft, leichte Fruchtsäfte<br />
usw.<br />
Das Gehirn braucht Zucker<br />
• Das Gehirn reagiert sowohl auf Zuckermangel als auch auf Zuckerüberschuss<br />
sehr empfindlich.<br />
• Wenigstens fünfmal am Tag eine Mahlzeit oder Zwischenmahlzeit zu sich<br />
nehmen! Kohlenhydr<strong>at</strong>e werden im Körper zu Zucker umgewandelt.<br />
• Nicht erst Hunger abwarten, sondern vorbeugend essen!<br />
• Ein langsamer Energieaufbau, der sich über einen längeren Zeitraum hält, ist<br />
mit Milchzucker zu erreichen.<br />
Das Gehirn braucht Vitamine und Mineralien<br />
• Durch zu wenige Vitamine kann Ihr Gedächtnis eingeschränkt werden. Zu<br />
viele Vitamine können es jedoch nicht zu größerer Leistung anspornen.<br />
• Gesund ist eine ausgewogene und n<strong>at</strong>ürliche Ernährung mit viel Gemüse,<br />
Obst, Milch und Milchprodukten, Nüssen und Vollkorn.<br />
• Bei Konzentr<strong>at</strong>ionsschwäche brauchen Sie Lezithin. Lezithin finden Sie z.B.in<br />
Bananen und Schokolade.<br />
Das Gehirn bzw. der Körper braucht Bewegung.<br />
Bewegung erleichtert die Hirnarbeit, somit auch die Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit.<br />
Einige Möglichkeiten:<br />
• Kaugummi kauen<br />
• wippen<br />
• Faust machen<br />
• zeichnen<br />
• im Zimmer hin und her gehen<br />
• spazieren gehen<br />
• joggen<br />
• Rad fahren<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 22
4. Aufbereitung der Lerninhalte<br />
Ziele: Sie können…<br />
- die Lernarbeit durch eine Aufbereitung erleichtern.<br />
- die Markierungen gehirngerecht ausführen.<br />
- die Regeln für ein Mindmap umsetzen.<br />
- die Vorteile des Gruppenlernens begründen.<br />
- eine Ber<strong>at</strong>ung für die Prüfungsvorbereitung durchführen.<br />
- die passende Lernmusik auswählen.<br />
4.1 Techniken der Aufbereitung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Wir Menschen lehren und lernen sehr individuell. Unterschiedliche Faktoren spielen<br />
dabei eine Rolle wie der Lerntyp, die biologische und psychologische<br />
Tagesverfassung, die Motiv<strong>at</strong>ionslage und das Interesse für den Inhalt bzw. die<br />
Ziele.<br />
Ich unterscheide zwei Phasen der Aufbereitung, einerseits die Aufbereitung während<br />
des Unterrichts bzw. Trainings und andererseits die Aufbereitung in der Lern- und<br />
Vorbereitungsphase.<br />
Je länger Erwachsene mit Weiterbildung und Lernprozessen pausiert haben, desto<br />
schwieriger fällt es den Erwachsenen, mit der Situ<strong>at</strong>ion Lehren und Lernen<br />
umzugehen.<br />
Verschiedene Techniken sind den TeilnehmerInnenn erst ab einer gewissen<br />
Bildungsstufe bekannt und müssen ihnen daher erklärt und mit ihnen geübt werden.<br />
Aufbereitung während des Unterrichts<br />
- Zuhören und Konzentr<strong>at</strong>ion<br />
- Hervorhebungen wie Unterstreichen und Markieren<br />
- Mitschreiben von Beispielen<br />
- Notizen über Hinweise und Organis<strong>at</strong>ion<br />
Aufbereitung für die Lernphase<br />
- Individuelle Ordnungen und Gliederungen schaffen<br />
- Übersichten schreiben oder zeichnen<br />
- Eigene Erfahrungen einbeziehen<br />
- Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen einbauen<br />
- Mindmaps anlegen<br />
- Zusammenfassungen schreiben<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 23
Markieren und unterstreichen<br />
Die meisten Erwachsenen markieren zuviel.<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Wenn sie einen Text bearbeitet haben, ist nicht mehr erkennbar, welches die wichtigsten<br />
Aussagen sind.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass wir uns bei der späteren Arbeit stark von den Markierungen<br />
leiten lassen und die nicht hervorgehobenen Wörter und Sätze nicht mehr beachten.<br />
Regeln für das Markieren<br />
1. Kerngedanken, Schlüsselbegriffe hervorheben und Wichtiges kennzeichnen.<br />
2. Zwei Farben lassen sofort zwei unterschiedliche K<strong>at</strong>egorien im Text erkennen.<br />
3. Wenn Sie mehrere Farben verwenden, dann entwickeln Sie für sich ein System<br />
der Farbbedeutung, z. B.:<br />
Gelb = wichtige Textstellen,<br />
Rot = Formeln, Regeln,<br />
Grün = Namen,<br />
Blau = wichtige Fremdwörter.<br />
4. Während des Unterrichts sollten Sie äußerst sparsam markieren, damit Sie in<br />
der Bearbeitungsphase noch die Möglichkeit haben, „lerntechnische“ Markierungen<br />
zu setzen.<br />
5. Verwenden Sie für Ihre Unterstreichungen und Markierungen nach Möglichkeit<br />
ein Lineal. Gerade Linien wirken beim Lernen überzeugender.<br />
Mindmaps<br />
1. Verwenden Sie ein unliniertes Papier DIN A4 im Querform<strong>at</strong><br />
2. Beginnen Sie in der Mitte des Bl<strong>at</strong>tes, zeichnen Sie den STAMM und schreiben<br />
Sie dort das Thema hinein.<br />
3. Zeichnen Sie den ersten HAUPTAST. Beschriften Sie diesen Ast mit dem 1.<br />
Schwerpunkt oder Oberbegriff.<br />
4. Wenn Sie die Möglichkeit haben, mit Farbstiften zu arbeiten, dann überlegen Sie,<br />
ob Sie den Ast mit einer bestimmten FARBE zeichnen.<br />
5. Zeichnen Sie gerne? Wenn ja, dann zeichnen Sie ein aussagekräftiges SYMBOL<br />
dazu.<br />
6. Fügen Sie so viele Äste dazu, wie Sie Oberbegriffe benötigen. Aber nie mehr als<br />
Sieben.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 24
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
7. Zeichnen Sie bei den Hauptästen nun die NEBENÄSTE dazu und schreiben Sie<br />
auf den Nebenästen die zweite Gedankenebene dazu. Verwenden Sie Farben und<br />
Symbole.<br />
8. Zeichnen Sie nun bei den Nebenästen die ZWEIGE dazu und schreiben Sie auf<br />
den Zweigen die dritte Gedankenebene dazu. Verwenden Sie Farben und Symbole.<br />
9. Wenn Sie noch eine Gedankenebene benötigen, dann zeichnen Sie bei den<br />
Zweigen noch BLÄTTER dazu.<br />
10. Gibt es Blöcke, die Sie hervorheben wollen oder die einen bestimmten<br />
Zusammenhang aufzeigen sollen, dann kreisen Sie diese Wörter ein.<br />
11. Ergibt sich eine gewisse sinnvolle Reihenfolge, dann nummerieren Sie die<br />
Hauptäste.<br />
Wenn Sie die Grundraster des Mindmaps angelegt haben, können Sie ruhig von Ast<br />
zu Ast „springen“. Das erhöht die Kre<strong>at</strong>ivität und akzeptiert auch „spätere“<br />
Gedanken, z. B. nach einer kleinen Denkpause.<br />
Betrachten Sie Ihr Mindmap nach einer Pause wieder und ergänzen Sie die neuen<br />
Ideen und Gedanken.<br />
Der Vorteil dieser Technik liegt in der gleichzeitigen Nutzung der rechten und linken<br />
Gehirnhälfte.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 25
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
4.2 Gruppenlernen<br />
In der Nachbereitung von Lehrveranstaltungen oder in der Wiederholung des bereits<br />
Gelernten h<strong>at</strong> die Gruppenarbeit mehr Vorteile als das individuelle Arbeiten. Alle<br />
Gruppenmitglieder verfolgen die gleichen Ziele, arbeiten an der gleichen Aufgabe<br />
und bringen unterschiedliche Erfahrungen/Ergebnisse ein.<br />
Gerade in der Wechselrede, in Einwänden und Ergänzungen, werden wichtige Erkenntnisse<br />
und Anschauungen dauerhaft erworben und Zusammenhänge eher erkannt.<br />
Vorteile des Gruppenlernens<br />
• Der Kontakt wirkt der Isolierung entgegen.<br />
• Überprüfung des eigenen Leistungsstandards durch gegenseitige Kontrolle.<br />
• Motiv<strong>at</strong>ionswirkung der Gruppe.<br />
• Gruppenarbeit setzt mehr eigene Aktivität frei.<br />
• Eine Gruppe h<strong>at</strong> eher den Überblick über komplexe Inhaltsgebiete.<br />
• Meinungsvielfalt<br />
• erleichtert die Prüfungsvorbereitung.<br />
• qualit<strong>at</strong>iv und quantit<strong>at</strong>iv höheres Lernergebnis<br />
• Arbeitsteilung bringt Zeitersparnis.<br />
Organis<strong>at</strong>ion der Gruppe<br />
• Gruppengröße sollte max. 5 Mitglieder betragen (ideal: 3).<br />
• Einigen Sie sich zuerst auf die gemeinsamen Ziele!<br />
• Planen Sie Ihre gemeinsamen Termine langfristig!<br />
• Organisieren Sie einen Inform<strong>at</strong>ionsplan innerhalb der Gruppe!<br />
• Trennen Sie messerscharf zwischen Lernaktivitäten und Freizeitaktivitäten!<br />
• Sorgen Sie dafür, dass alle Gruppenmitglieder gleichberechtigt sind!<br />
• Kommen Sie nur vorbereitet in die Teamsitzung!<br />
• Einigen Sie sich auf die Art der Gesprächsführung (Rederegeln)!<br />
• Akzeptieren Sie die Meinungen Ihrer Kollegen!<br />
• Die Aufgabenverteilung sollte gleichmäßig erfolgen.<br />
• Wechseln Sie den „Lernort“ und den „Vorsitz“ der Gruppe öfters (regelmäßig)!<br />
• Die Gruppe h<strong>at</strong> auch die Aufgabe, außerfachliche Themen wie Konflikte, Krisen<br />
und „Tiefpunkte“ zu behandeln.<br />
• Die Zusammensetzung der Gruppe sollte auch nach pragm<strong>at</strong>ischen Überlegungen<br />
erfolgen (Fahrgemeinschaften, SpezialistInnen für Computer, Sprachen,<br />
Buch usw.)<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 26
4.3 Lernen für eine Prüfung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Wenn Erwachsene sich auf eine Prüfung oder einen Test vorbereiten, dann lernen<br />
sie in alter Gewohnheit vom ersten Kapitel an. Sie wiederholen, bis sie alle Details<br />
beherrschen und kommen damit zeitlich nicht bis zum Ende des Lernstoffes.<br />
Die neuere Gehirnforschung empfiehlt kein additives Lernen, sondern eher das Prinzip<br />
des „Zwiebellernens“. Zuerst die Übersicht verstehen und lernen, dann in das<br />
nächste Detail einsteigen. Bis man in die Tiefen der Lerninhalte vordringt.<br />
Erfolg führt zu Erfolg!<br />
Das bedeutet Lernen in kleinen Schritten. Schritte, die lernende Erwachsene sich<br />
selbst vorgeben. Kleine Erfolgskontrollen sollen den Erwachsenen belegen, dass sie<br />
den kleinen Schritt beherrschen. Sie können lernen!<br />
Zwei „Lerntechniken“, die diese Philosophie unterstützen, sind das Spirallernen und<br />
das Rasterlernen.<br />
Spirallernen<br />
� Lernen Sie zuerst die Gliederung und Struktur!<br />
� Teilen Sie den Lernstoff nach Kapiteln oder Sachgebieten auf!<br />
� Wechseln Sie beim Lernen die Reihenfolge der Kapitel!<br />
� Gehen Sie von der Struktur aus immer tiefer in den Inhalt hinein!<br />
� Legen Sie Selbstkontrollpunkte fest!<br />
� Wenn Sie viele Kapitel gelernt haben, setzen Sie die Zeitpunkte für die<br />
Selbstkontrolle enger an!<br />
� Wechseln Sie beim Kontrollieren die Reihenfolge der Kapitel (nie von<br />
vorne bis rückwärts lernen)!<br />
� Je näher die Prüfung kommt, desto mehr Kontrollpunkte sind zu setzen,<br />
desto willkürlicher wählen Sie die Kapitel und versuchen Sie, mit<br />
möglichst kleinen Strukturblättern auszukommen!<br />
� Je enger die Spirale wird, desto mehr „Fremdkontrollen“ sollten Sie<br />
einlegen!<br />
� Vergessen Sie die Pausentechnik nicht! Und lernen Sie dazwischen<br />
auch andere Gegenstände!<br />
Rasterlernen<br />
• Lernen Sie zuerst die Gliederung und die Struktur des gesamten<br />
Prüfungsstoffs!<br />
• Lernen Sie im zweiten Durchgang zu einigen Gliederungspunkten<br />
wichtige Inform<strong>at</strong>ionen, möglichst soweit, dass Sie den<br />
Zusammenhang verstehen!<br />
• Lernen Sie beim dritten Durchgang zu weiteren Gliederungspunkten<br />
wichtige Inform<strong>at</strong>ionen!<br />
• Lernen Sie zu den restlichen Gliederungspunkten wichtige<br />
Inform<strong>at</strong>ionen!<br />
• Ergänzen Sie mit jedem Lerndurchgang die Inform<strong>at</strong>ionstiefe!<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 27
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
4.4 Handlungen, welche die Merkfähigkeit verbessern<br />
� Übungen und Lernarbeit nicht in einem Block, sondern zeitlich verteilen<br />
� Vor dem Schlafengehen wiederholen<br />
� Text aus unterschiedlichen Perspektiven lesen (Konstruieren – Drehen)<br />
� Inform<strong>at</strong>ionen aus unterschiedlichen Perspektiven abrufen (Kunde/in –<br />
Chef/in)<br />
� Bildhafte Vorstellungen entwickeln<br />
� Die 5 wichtigsten Gedanken aus jedem Kapitel aufschreiben<br />
� Sich zu den wichtigsten Gedanken ein Beispiel, eine Anwendung, ein<br />
Experiment o. Ä. ausdenken und aufschreiben<br />
� Ein Schema zeichnen<br />
� <strong>Neue</strong> Überschriften zu den Kapiteln erfinden<br />
� Stoff neu gliedern<br />
� Sich selbst laut vorsprechen<br />
� Auf Tonband sprechen und abhören<br />
� Stichworte bilden und danach laut einen Vortrag halten<br />
� Sich Fragen zum Text stellen und diese laut beantworten<br />
� Jemandem erzählen, was im Text steht<br />
� Sich von anderen abhören lassen<br />
Musik beim Lernen<br />
Musik beim Lernen kann eine große Unterstützung darstellen, vor allem dann, wenn<br />
die richtige Musik zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird.<br />
Prinzipiell soll die Musik die „ungewohnte“ totale Stille ablösen und physiologische<br />
und psychologische Befindlichkeiten verbessern.<br />
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass vor allem die Frequenz stimmt. 60 Schläge pro<br />
Minute ist die richtige Frequenz zum Lernen. Eine höhere Frequenz führt zu einer<br />
„Aufregung“ und eine niedere Frequenz zum Schlaf. Die richtige Wellenlänge<br />
beeinflusst die Hirnstromaktivität und es entsteht durch diese Alpha-Wellen eine<br />
entspannte Aufmerksamkeit.<br />
Wichtig ist auch, dass es keine Vokalaufnahmen sind, sondern Instrumentalmusik<br />
verwendet wird.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 28
5. Wissensmanagement<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ziele: Sie können …<br />
• die Schwerpunkte, die neue Lernkulturen auslösen, beschreiben<br />
• die notwendigen Techniken für ein Wissensmanagement begründen<br />
• gesammelte Inform<strong>at</strong>ionen überschaubar verwalten<br />
5.1 <strong>Neue</strong> Lernkulturen<br />
Für viele Erwachsene ist eine rigide Unterrichtsdarbietung mit fix vorgegebenen<br />
Lerninhalten die angenehmste Auseinandersetzung mit Bildung. Sie reproduzieren<br />
die Texte, Beispiele und Medien der TrainerInnen.<br />
Eine Steigerung der Aktivitäten besteht in den Aufträgen der Vertiefung, die die<br />
TrainerInnen den Teilnehmenden übertragen. Das bedeutet Auseinandersetzung,<br />
einen gewissen Grad an Selbstständigkeit, Ansätze von Teamarbeit und das<br />
Einbringen von eigenen Erfahrungswerten.<br />
Die neuen Lernkulturen zielen auf noch mehr Selbstorganis<strong>at</strong>ion, mehr eigenständige<br />
Auseinandersetzung mit Inform<strong>at</strong>ionsquellen und Inform<strong>at</strong>ionen sowie eine bewusste<br />
Einschätzung der Werte und Ziele von Inform<strong>at</strong>ionen.<br />
5.2 Schwerpunkte der Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />
1. Das Prozesslernen<br />
Das Ergebnis ist nicht mehr allein ausschlaggebend, sondern es werden die<br />
Methodenkompetenz, die Soziale Kompetenz und die Fachkompetenz<br />
gleichwertig behandelt.<br />
2. Das Selbstmanagement<br />
Der Umgang mit den eigenen Lernstr<strong>at</strong>egien, den Denk- und Arbeitsstr<strong>at</strong>egien<br />
sowie der Zeitorganis<strong>at</strong>ion zählen zu den wichtigsten Fähigkeiten der<br />
Lernenden. Die Erwachsenenbildung legt die Grundlagen für das<br />
„Lebenslange Lernen“ (lifelong learning).<br />
3. Das Wissensmanagement<br />
Lernende werden immer häufiger mit der Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung konfrontiert<br />
und das bedeutet, dass sie Inform<strong>at</strong>ionen suchen, diese auf ihre Wertigkeit<br />
und Gültigkeit analysieren und zu einer brauchbaren Inform<strong>at</strong>ionsmenge<br />
beschränken müssen. Eine weitere Fähigkeit liegt in der richtigen Speicherung<br />
der selektierten Inform<strong>at</strong>ionen.<br />
Dabei geht es um die Fähigkeiten, Wissen und Inform<strong>at</strong>ionen<br />
zu suchen zu sammeln zu verarbeiten<br />
zu finden zu gewichten anzuwenden<br />
zu selektieren zu strukturieren zu präsentieren<br />
zu analysieren zu lernen zu begründen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 29
5.3 Technik des Wissensmanagements<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Die griechischen Gelehrten h<strong>at</strong>ten größtenteils den Vorteil, dass sie ausschließlich<br />
ein internes Gedächtnis verwalten mussten.<br />
Heute stehen wir Menschen vor dem Problem der internen und externen<br />
Gedächtnisverwaltung.<br />
Menschen sind prinzipiell Sammler. Wir sammeln Prospekte, Zeitungen, Bücher,<br />
Kopien, Skripten und elektronisches D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial.<br />
Es gibt Menschen, die wissen, wenn sie eine Inform<strong>at</strong>ion benötigen, wo sie suchen<br />
müssen. Andere wiederum haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und können viele<br />
Inform<strong>at</strong>ionen einfach abrufen.<br />
Wissensmanagement ist eine Holschuld<br />
Und was mache ich?<br />
a) Ich stelle fest, dass ich etwas nicht weiß, mich nicht erinnern kann oder mir<br />
nicht sicher bin.<br />
b) Ich grüble, suche bestimmte Bücher oder Liter<strong>at</strong>urhinweise, grabe alte<br />
Skripten und persönliche Mitschriften aus, setze mich zum PC und<br />
recherchiere.<br />
c) An manchen Tagen habe ich schnell eine Idee und finde einen Suchbegriff.<br />
d) Ein Berg von Inform<strong>at</strong>ionen tut sich auf und ich bin total überfordert, sofort<br />
eine Inform<strong>at</strong>ion zu akzeptieren.<br />
e) Eine Bauchentscheidung ist notwendig und ich habe mein notwendiges<br />
Wissen aktiviert.<br />
1. Recherchestr<strong>at</strong>egien<br />
Orientierungsphase Erkenne ich das Problem? Wie kann ich das Problem<br />
einschränken? Was will ich suchen?<br />
Vorbereitungsphase Wo suche ich? Was suche ich? Mit welchem(n) Begriff(en)<br />
suche ich?<br />
Suchphase Welche Quellen soll ich wählen? Wie präzisiere ich den<br />
Suchvorgang?<br />
Auswertungsphase Nach welchen Kriterien selektiere ich? Wo und wie sammle ich<br />
die Infos? Wie gewichte und strukturiere ich die Infos? Wie<br />
wende ich die Erkenntnisse an?<br />
2. Suchstr<strong>at</strong>egien<br />
Intuitive Suche Zufallsprinzip, Versuch und Irrtum<br />
Schneeballsystem Von einem Begriff zu weiteren Begriffen (Ausweitung)<br />
System Bergsteigen Von vielen Begriffen aus zum einzigen Begriff (Einengung)<br />
Strukturierte Suche Überblick verschaffen, Oberbegriff klären, Detailbegriffe suchen<br />
Taktische Suche Quellen einschränken, Themen ausweiten, Oberbegriffe<br />
einschränken, Details suchen, Details vergleichen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 30
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
3. Kriterien für den Wahrheitsgehalt<br />
Übereinstimmungskriterien Stimmt mit anderen Medien überein.<br />
Mehrheitskriterien Die Mehrheit h<strong>at</strong> dieselbe Meinung.<br />
Erfahrungskriterien Bislang war ich mit dieser Quelle immer zufrieden.<br />
Schadenskriterium Kann bei der Weitergabe ein finanzieller Schaden<br />
entstehen?<br />
Reput<strong>at</strong>ionskriterium Besteht die Gefahr eines Imageverlustes bei einer<br />
Weitergabe?<br />
Altruismuskriterium H<strong>at</strong> der Autor/die Autorin durch die Veröffentlichung<br />
keinen kommerziellen Vorteil?<br />
Wissensverwaltung und Wissensverknüpfung<br />
Ich habe hunderte von verschiedenen Schrauben in meiner Werkst<strong>at</strong>t. Entweder in<br />
Schachteln, Dosen, Laden, gemischt und geordnet oder nach Größe und Art sortiert,<br />
mit Symbolen und Größenangaben gekennzeichnet und hierarchisch sortiert.<br />
Teilweise übernimmt unser Hirn diese Strukturierungsarbeit; besser ist es, wenn wir<br />
selbst dafür sorgen, dass wir unser gesammeltes Wissen rasch abrufen können.<br />
Dazu benötigen wir:<br />
- eine effiziente Navig<strong>at</strong>ion<br />
- eine durchschaubare Struktur<br />
- keine Doppelablagen<br />
- Visualisierungen<br />
- Inform<strong>at</strong>ionsdepots<br />
Grunds<strong>at</strong>z: FOKUS PLUS KONTEXT<br />
Zwei Varianten an Strukturphilosophien bieten sich an:<br />
Clustering Klassifik<strong>at</strong>ion<br />
Generieren von K<strong>at</strong>egorienschemas auf Einordnen von Objekten in gegebene<br />
Basis von gegebenen Objekten K<strong>at</strong>egorienschemas<br />
Beispiel:<br />
Beispiel:<br />
Die TeilnehmerInnen liefern einige Der/dieie TrainerIn entwickelt ein<br />
Lösungsideen für eine Problemstellung. Schema für Schraubenarten bzw.<br />
Schraubenbezeichnungen.<br />
Der/dieie TrainerIn oder die<br />
Teilnehmenden oder beide gemeinsam<br />
entwickeln auf Grund der vorliegenden<br />
Kärtchen mehrere Cluster.<br />
Die Teilnehmenden bekommen 25<br />
verschiedene Schrauben und müssen<br />
diese den vorgegebenen K<strong>at</strong>egorien<br />
zuordnen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 31
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Techniken für das Clustering<br />
Zeichnen und Anordnen Eigene Kre<strong>at</strong>ivität, aber fixe Darstellung<br />
freie Anordnung von Zetteln oder Post-it Zettel oder Moder<strong>at</strong>ionskärtchen sind<br />
Kärtchen<br />
leicht veränderbar<br />
logische Knoten und Kanten Abhängigkeiten werden durch Linien,<br />
Verzweigungen, Richtungen usw. aufgezeigt.<br />
Hierarchien, Organigramme Von der Basis bis zur Spitze oder umgekehrt<br />
Mind Mapping Von der zentralen Themenstellung aus<br />
verzweigende Darstellung<br />
Concept Mapping Keine Strukturform vorgegeben,<br />
Abhängigkeiten werden durch Texte auf den<br />
Linien zwischen den Infos dargestellt.<br />
Argument Mapping Von einem Basisargument ausgehend<br />
werden weitere Pro- und Gegenargumente,<br />
in Abhängigkeit des zuvor entwickelten<br />
Arguments, dargestellt.<br />
Knowledge Mapping Ausgehend von einem Wissensans<strong>at</strong>z,<br />
werden die vertiefenden Infos in einer<br />
direkten Abhängigkeit dargestellt.<br />
Web 2.0 Anwendungen<br />
Grobdefinition:<br />
- Orchestriertes Webservice<br />
- Unterstützung von sozialen Interaktionen<br />
Die Anwendungen können wissenschaftlich oder nichtwissenschaftlich orientiert sein.<br />
- Weblogs<br />
- Wikis<br />
- Kollektive Referenzverwaltung<br />
- Kollektive Medienverwaltung<br />
- Netzwerkverwaltung<br />
- Kollabor<strong>at</strong>ives Lernen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 32
6. Die Bedeutung und Wirkung von Medien<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ziele: Sie können …<br />
• die Bedeutung der Medien erklären.<br />
• die Zusammenhänge zwischen Medien und Lernen interpretieren.<br />
• die Wirkung von Medien begründen.<br />
• den Eins<strong>at</strong>z von elektronischen Medien optimieren.<br />
• Präsent<strong>at</strong>ionen didaktisch animieren.<br />
Die neuesten Ergebnisse der Wirkungsforschung im Bereich der Medien haben keine<br />
signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Kombin<strong>at</strong>ionen von Medien (z.B.<br />
im Multimediabereich) aufgezeigt. Die ForscherInnenbeschäftigen sich eher mit der<br />
Problem<strong>at</strong>ik des optimalen Eins<strong>at</strong>zes der Medien. Die Gesamtheit der subjektiven<br />
und objektiven Wirkungen der Medien ist ausschlaggebend für die Bedeutung der<br />
Medien.<br />
Der optimale Eins<strong>at</strong>z audiovisueller Medien (Multimediaeins<strong>at</strong>z) bewirkt:<br />
.. eine Qualitätsverbesserung für die Kommunik<strong>at</strong>ion<br />
.. eine Verbesserung der Wahrnehmung<br />
.. eine Beschleunigung der Durchschaubarkeit<br />
.. eine Aktivierung beider Gehirnhälften<br />
.. eine Erhöhung der Motiv<strong>at</strong>ion, sich mit Inform<strong>at</strong>ionen auseinander zu setzen<br />
.. eine Steigerung der Aufmerksamkeit (Konzentr<strong>at</strong>ion)<br />
.. eine Unterstützung der Wiederholbarkeit beim Lernen<br />
.. eine Erleichterung der Merkfähigkeit<br />
.. eine Einsparung rein verbaler Erklärungsmodelle<br />
.. eine Verkürzung des Lehrprozesses<br />
.. eine Verringerung der Lern- und Arbeitszeiten der Teilnehmenden<br />
.. eine Bereicherung der Lehrprozessgestaltung<br />
.. eine Vervielfachung der Assozi<strong>at</strong>ionen<br />
6.1 Wie funktioniert der Wahrnehmungsverlauf?<br />
1. Die physikalische Wahrnehmung<br />
Beispiel: Die Qualität der Licht- oder der Tonquellen entscheidet über die<br />
grundsätzliche Wahrnehmbarkeit der Inform<strong>at</strong>ionen.<br />
2. Die physiologische Wahrnehmung<br />
Dabei dreht es sich um die körperlichen Vorgänge zwischen Sinnesorgan und<br />
Gehirn.<br />
3. Die psychologische Wahrnehmung<br />
Dieser Teil der Wahrnehmung entscheidet über die Wahrnehmungsentwicklung der<br />
Inform<strong>at</strong>ionen in unseren Phantasien und Gedanken.<br />
Alle drei Bereiche bedingen einander und können daher nicht isoliert betrachtet werden.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 33
Medien haben zwei Eins<strong>at</strong>zschwerpunkte<br />
Im Lehrprozess Im Lernprozess<br />
o Entwicklung<br />
o Erklärung<br />
o Präsent<strong>at</strong>ion<br />
o Diskussion<br />
o Wiederholung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
o Ganzheitlichkeit<br />
o Wiedererkennung<br />
o Zuordnung<br />
o Lernunterlage<br />
o Arbeitsunterlage<br />
6.2 Zusammenhang: Medieneins<strong>at</strong>z und Lernen<br />
Der Lernprozess<br />
Jeder Medieneins<strong>at</strong>z dient grundsätzlich als Unterstützung und Förderung des Lernprozesses.<br />
Dabei gibt es unterschiedliche Gruppen von Lerninhalten, unterschiedliche<br />
Menschen als Teilnehmende, und das bedeutet unterschiedliche Lerntypen bzw.<br />
Wahrnehmungstypen sowie unterschiedliche Medienarten.<br />
Betrachten wir den Ablauf eines normalen Lernvorgangs, so ergeben sich 4 Phasen:<br />
1. Erkennen und Decodieren der Inform<strong>at</strong>ionen<br />
2. Speichern der Inform<strong>at</strong>ionen<br />
3. Behalten der Inform<strong>at</strong>ionen<br />
4. Umsetzung der Inform<strong>at</strong>ionen<br />
Wie können diese vier Phasen durch Medieneinsätze unterstützt werden?<br />
Erkennen und Decodieren<br />
Speichern Behalten Umsetzung<br />
- viele Sinneswahr- - Strukturen - Übersichten - Anwenden<br />
nehmungen anregen - Systeme - Zusammen- - Üben<br />
- klare Worte<br />
- grafische fassungen - Präsentieren<br />
- klare Bilder<br />
- Schaugewohnheiten<br />
Ordnungen - Wiederholungen<br />
Assozi<strong>at</strong>ionstechnik<br />
Im Erwachsenenalter ermöglicht unser Gehirn nur mehr ein Lernsystem auf der<br />
Basis von Assozi<strong>at</strong>ionen - die im Kindesalter konstruierten „Läden“ werden gefüllt.<br />
Gelingt es dem Lehrbeauftragten, solche „Assozi<strong>at</strong>ionsbilder“ anzubieten, die von<br />
den Teilnehmenden akzeptiert werden, so erleichtert ihnen diese Aktion das Lernen.<br />
Die Teilnehmenden „ersparen“ sich, diese Assozi<strong>at</strong>ionsketten selbst zu suchen und<br />
entwickeln zu müssen. Mit einem Medieneins<strong>at</strong>z, der beide Gehirnhälften einbezieht,<br />
unterstützen die Lehrbeauftragten viele Lerntypen. Das bedingt, dass die Lehrbeauftragten<br />
die Sprache, die Schrift, Bilder und Eigenaktivitäten der Teilnehmenden<br />
aktivieren und optimieren.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 34
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
6.3 Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie<br />
Zeichnen Sie bitte in den vier vorgesehenen Feldern jeweils ein dazu gehöriges<br />
Symbol – entsprechend der jeweiligen Überschrift.<br />
Wald viel Geld – wenig Geld<br />
Grenze eine Flüssigkeit auffüllen<br />
Bei jeder Darstellung im Lehrprozess müssen die Lehrbeauftragten eine symbolische<br />
Darstellung von Vorgängen, Zuständen oder realen Objekten vornehmen. Die<br />
Klarheit der gewählten Symbole ist für die Verständlichkeit ausschlaggebend.<br />
Erkenntnisse aus dieser Übung:<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 35
6.4 Auswertungsbl<strong>at</strong>t für die Overheadfolie<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Welches „Bild“ schauen Sie am liebsten an? Bitte nur eines auswählen!<br />
Welches Detail zieht Sie optisch an? Bitte nur ein Detail auswählen!<br />
Schriftgestaltung und Lesbarkeit<br />
Ersteindruck<br />
Diskussion<br />
Struktur, Ordnung und Pl<strong>at</strong>zaufteilung<br />
Ersteindruck<br />
Diskussion<br />
Ersteindruck<br />
Inform<strong>at</strong>ionsdichte<br />
Diskussion<br />
Grafische Elemente, grafische Gestaltung<br />
Ersteindruck<br />
Diskussion<br />
Ersteindruck<br />
Farbeneins<strong>at</strong>z<br />
Diskussion<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 36
6.5 Gestaltungsrichtlinien<br />
Inform<strong>at</strong>ionsdichte<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Alle Überlegungen zur Gestaltung von Medien zielen in Richtung optimale Aufnahme<br />
der Inform<strong>at</strong>ionen. Diese Prämisse kann nur erfüllt werden, wenn die Medien nicht<br />
überladen sind. Die Regeln für eine optimale Inform<strong>at</strong>ionsdichte sind:<br />
• Nur ein Thema pro „Bild“!<br />
• Nicht mehr als 6–8 Zeilen!<br />
• Maximal 6-7 Worte pro Zeile!<br />
• Nur 7±2 Inform<strong>at</strong>ionen kann das Kurzzeitgedächtnis verarbeiten.<br />
• Blockbildungen erleichtern die Wahrnehmung.<br />
• Abgrenzungen (Rahmen) führen das Auge auf die Inhalte zurück.<br />
• Die Schriftgröße ergibt sich aus der Zeilenzahl.<br />
• Groß- und Kleinbuchstaben erleichtern das Lesen.<br />
Schriftgröße und Strichstärke<br />
Schriftgröße und Strichstärke beeinflussen nicht nur den optischen<br />
Schönheitseindruck eines Mediums, sondern sie sind auch entscheidend.<br />
• für die Aufnahmegeschwindigkeit,<br />
• für die Motiv<strong>at</strong>ion zum Lesen bzw. Schauen,<br />
• für die Überzeugungskraft und<br />
• für die Behaltefähigkeit (fotografisches Gedächtnis).<br />
Deshalb ist es sehr wichtig, die richtigen Proportionen zwischen Strichstärke und<br />
Buchstabengröße herzustellen und bei den Zeichnungen auf unterschiedliche<br />
Strichstärken zu achten.<br />
Starke Linien und große Schriftgrößen wirken überzeugender.<br />
Eins<strong>at</strong>z der Farben<br />
Die Inform<strong>at</strong>ionsmedien (Printmedien, Fernsehen, Internet usw.) sind ohne Farbgestaltung<br />
nicht mehr vorstellbar. Junge Menschen können zwar mehrere<br />
Inform<strong>at</strong>ionskanäle gleichzeitig (durch rasches Zippen) wahrnehmen, haben aber bei<br />
schwarz-weiß-Darstellungen Schwierigkeiten, diese Bilder dreidimensional zu sehen.<br />
Es gibt vier Gründe für die Verwendung von Farben bei den Unterrichtsmedien:<br />
1. Buntheit der Darstellung (Märchenbucheffekt)<br />
2. Ordnung in der Darstellung<br />
3. bestimmte Struktur in der Darstellung<br />
4. Logik in der Darstellung<br />
Somit ermöglicht die Farbgebung eine Schaumotiv<strong>at</strong>ion, erleichtert den<br />
Teilnehmenden, prinzipielle Unterscheidungen wahrzunehmen, hilft den<br />
Teilnehmenden, die Inform<strong>at</strong>ionen zu gliedern und unterstützt sie bei der Erkennung<br />
von Zusammenhängen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 37
6.6 Lehren mit elektronischer Unterstützung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
In den Lehrveranstaltungen stehen den LektorInnen Projektoren zur Verfügung, die<br />
eine Projektion der Bildschirmoberflächen von den PCs der LektorInnen ermöglichen.<br />
Multimedia<br />
Mit den elektronischen Medien stehen den LektorInnen alle Möglichkeiten einer<br />
Multimediapräsent<strong>at</strong>ion zur Verfügung. Die LektorInnen können damit folgende<br />
Medienarten ersetzen bzw. entsprechende Inform<strong>at</strong>ionen projizieren:<br />
Tafeln Texte<br />
Grafiken<br />
Zeichnungen<br />
Overhead Texte<br />
Grafiken<br />
Zeichnungen<br />
Bilder<br />
Fotos<br />
Bewegliche Darstellungen<br />
Diaprojektor Fotos<br />
Videorecorder Videoclips<br />
Fernsehappar<strong>at</strong> Direktübertragungen<br />
PC – Bildschirm Internetseiten<br />
Mit dieser Medienausst<strong>at</strong>tung ist eine audiovisuelle bzw. multimediale Präsent<strong>at</strong>ion<br />
möglich geworden.<br />
Gefahren beim Eins<strong>at</strong>z elektronischer Medien<br />
Durch eine permanente Präsent<strong>at</strong>ion über ein Medium besteht die Gefahr, dass<br />
• die Inform<strong>at</strong>ionsdichte zu groß wird,<br />
• die gleich bleibende weiße Projektionsfläche ermüdend wirkt,<br />
• das Angebot unterschiedlicher Assozi<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten zu gering ist,<br />
• die Gestaltung mit „schönen Schnörkeln“ vom Inform<strong>at</strong>ionsgehalt ablenkt,<br />
• die Anim<strong>at</strong>ionen eher für eine Unterhaltung sorgen als für eine didaktische<br />
Führung,<br />
• die präsentierten Inform<strong>at</strong>ionen als Lernunterlage fehlen,<br />
• die technischen Qualitäten der Projektoren unterschiedliche „Farbqualitäten“<br />
bieten und<br />
• die Technik auch einmal total ausfallen kann.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 38
6.7 Präsent<strong>at</strong>ionen mit elektronischen Medien<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Aus den Erkenntnissen der Gehirnforschung und aus den Ergebnissen von<br />
Untersuchungen in Lehrsälen ergeben sich folgende Empfehlungen:<br />
Wahrnehmung<br />
Die Lesbarkeit und Wahrnehmbarkeit muss durch eine entsprechende Größe und<br />
Stärke der Darstellungen garantiert werden.<br />
Die Kontrastwerte zwischen Hintergrund und Inform<strong>at</strong>ionsinhalten sollen möglichst<br />
groß sein.<br />
Die wichtigsten Inform<strong>at</strong>ionen sollen durch spezielle Gestaltungselemente so<br />
präsentiert werden, dass die Studierenden sie ohne Zus<strong>at</strong>zerklärungen erkennen<br />
können.<br />
Konzentr<strong>at</strong>ion<br />
Die Anim<strong>at</strong>ionen dürfen nicht ablenken, sondern auf die „Botschaft“ hinweisen.<br />
Die Präsent<strong>at</strong>ionsgeschwindigkeit muss sich an der „Wahrnehmungsgeschwindigkeit“<br />
der Studierenden orientieren.<br />
Die Länge einer Präsent<strong>at</strong>ion muss auf die Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit der Studierenden<br />
ausgerichtet werden.<br />
Eine durchgehende Präsent<strong>at</strong>ion ist zu vermeiden, z.B. durch Dunkelschaltungen<br />
oder durch den Eins<strong>at</strong>z von anderen Medien.<br />
Die Gestaltung der Präsent<strong>at</strong>ionen soll einen „Röhrenblick“ unterstützen.<br />
Die Arbeit an einem eigenen Bildschirm (didaktische Netzwerke) ist weniger ermüdend<br />
als die Arbeit über eine Projektionswand.<br />
Farbwahl<br />
Dunkler Hintergrund und helle Schriften, sowie dunkle Schriften auf hellem<br />
Hintergrund sind leichter wahrnehmbar.<br />
Abwechslung in der Farbenwahl bringt eine Erhöhung der „Schaumotiv<strong>at</strong>ion“ und ist<br />
didaktisch verwertbar.<br />
Die Farbe Blau ist in unserem Kulturkreis die beliebteste Farbe (ca. 45 %). Warme<br />
Farben, wie Gelb-, Rot- und Brauntöne, liegen an zweiter Stelle.<br />
In einem „Bild“ soll eine Farbfamilie eingesetzt werden und wenig Konträrfarben.<br />
Farben können unterhalten oder einen didaktischen Sinn erfüllen.<br />
Assozi<strong>at</strong>ion<br />
Die Bildgestaltung soll eine Assozi<strong>at</strong>ion zwischen grafischer Gestaltung und der<br />
eigentlichen Botschaft ermöglichen.<br />
Abgedroschene Master aus Fertigprogrammen werden von zahlreichen<br />
Präsent<strong>at</strong>oren angeboten und verwirren die Studierenden eher mit anderen, alten<br />
Assozi<strong>at</strong>ionen.<br />
Individuelle Mastergestaltungen personifizieren die Botschaften mit dem speziellen<br />
Lektor/der speziellen Lektorin.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 39
6.8 Notizen zur PowerPoint Präsent<strong>at</strong>ion<br />
Die wichtigsten Inform<strong>at</strong>ionen aus meiner Sicht:<br />
Gedanken zur grafischen Gestaltung:<br />
Didaktische Erkenntnisse<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 40
6.9 Eins<strong>at</strong>zbedingungen für die Medien<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Der Eins<strong>at</strong>z von Unterrichtsmedien an der Fachhochschule soll sowohl für die<br />
Studierenden als auch für die LektorInnen eine Erleichterung und gleichzeitig eine<br />
Steigerung der Lerneffizienz ermöglichen.<br />
1. Die Steigerung der Konzentr<strong>at</strong>ionsfähigkeit und der Aufmerksamkeit der<br />
Studierenden wird durch einen Wechsel der Medien (Medienmix) erreicht.<br />
2. Erarbeitendie LektorInnen komplizierte Inhalte, dann bewährt es sich, für die<br />
Präsent<strong>at</strong>ion der Hauptgedanken ein Medium zu verwenden und für die<br />
„Nebeninform<strong>at</strong>ionen“ (z.B. Nebenrechnungen) ein zweites Medium<br />
einzusetzen.<br />
3. Das Präsentieren in mehreren Ebenen (Zwiebelschalenmodell) unterstützt bei<br />
den Teilnehmenden das hirngerechte Wahrnehmen und Lernen. Ein Beispiel<br />
soll das verdeutlichen:<br />
a) Flipchart – plak<strong>at</strong>ive Generalübersicht – wird permanent präsentiert<br />
b) Overhead – ein Schwerpunkt wird in max. 7 Unterpunkten erklärt<br />
c) Tafel – Unterpunkte werden detailliert erarbeitet<br />
4. Flipchart, Tafel und Pinwand wirken beruhigend und können daher länger<br />
präsentiert werden als Medien, die auf hellen Flächen projiziert werden.<br />
5. Overheadfolien und PowerPoint-Präsent<strong>at</strong>ionen werden aus der Sicht der<br />
Teilnehmenden zu kurz präsentiert. Sehr viele Teilnehmende wollen sich<br />
während der Präsent<strong>at</strong>ion Notizen machen, bzw. es ist die<br />
Lesegeschwindigkeit der Teilnehmenden meist langsamer als die<br />
Wahrnehmung der Lehrbeauftragten.<br />
6. Die Anzahl der Folien, der Dias oder der Plak<strong>at</strong>e hängt von den Inhalten bzw.<br />
vom Aufbau der Präsent<strong>at</strong>ion ab. Eine fixe Zahl vorzugeben ist daher nicht<br />
möglich, außer bei der Zahl der Inform<strong>at</strong>ionen auf einer Folie. Sie soll die Zahl<br />
7 nicht überschreiten (Kurzzeitgedächtnis).<br />
7. Dem Lernprozess entsprechend können/sollen die Medien<br />
a) den Einstieg erleichtern (Klarheit, Motiv<strong>at</strong>ion)<br />
b) das Problem beleuchten (Problembewusstsein schaffen)<br />
c) die Lösungsansätze aufzeigen (neue Inform<strong>at</strong>ionen anbieten)<br />
d) die Durchführung unterstützen (Erarbeitungen ermöglichen)<br />
e) Übungen auslösen (Grundlagen für Übungen zugänglich machen)<br />
f) eine Evalu<strong>at</strong>ion ermöglichen (Kontrollen und Tests)<br />
8. Die Medien sollen die Teilnehmenden zur Mitarbeit animieren und aktivieren.<br />
9. Die Teilnehmenden sollen zur Verwendung von Medien angehalten werden,<br />
damit sie Sicherheit in der eigenständigen Präsent<strong>at</strong>ion erreichen können.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 41
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
7. Gestaltung von Trainings mit NLK und Telephasen<br />
Ziele: Sie können …<br />
• zu den sieben Thesen der Trainingsphilosophie Stellung beziehen.<br />
• die Aktivitäten eines Trainings den AkteurInnen zuordnen.<br />
• die Grundmodelle einer Didaktik der Fernlehre erklären.<br />
7.1 Thesen zu Trainings mit NLK und Telephasen<br />
These 1:<br />
Ein didaktischer Grunds<strong>at</strong>z und wesentliches Merkmal der Erwachsenenbildung Österreichs<br />
ist die Berücksichtigung des TeilnehmerInnenniveaus und der Praxisbezug. Daher ist es<br />
notwendig, Lehr- und Lernarrangements einzusetzen, die eine Anpassung an die jeweilige<br />
Lernsitu<strong>at</strong>ion und einen permanenten Praxisbezug ermöglichen.<br />
These 2:<br />
Durch die individuellen Gruppenzusammensetzungen und die sich daraus ergebende<br />
Heterogenität wird neuerdings durch die unterschiedlichsten Fähigkeiten der Teilnehmenden<br />
im Bereich der EDV noch mehr Heterogenität zu beobachten sein. Deshalb müssen die<br />
Lehr- und Lernarrangements auch diese individuellen Erfahrungsunterschiede<br />
berücksichtigen.<br />
These 3:<br />
Die Erwachsenen beherrschen Kulturtechniken, wie sie in ihrer Schulzeit üblich<br />
waren, bzw. die sie im Laufe ihrer Weiterbildung gelernt haben. Die TrainerInnen müssen<br />
daher bei Einführung neuer Lernkulturen die erwachsenen Teilnehmenden zuerst in diese<br />
Richtung hin trainieren, bevor sie neue Methoden und Unterrichtsformen anwenden.<br />
These 4:<br />
Optimale Lernerfolge in der Erwachsenenbildung sind dadurch erreichbar, dass sich die<br />
Teilnehmenden für die Lernziele und Lernverfahren selbst motivieren können. Eine<br />
Selbstmotiv<strong>at</strong>ion ist nur dann möglich, wenn die Lernenden für sich einen Nutzen erkennen<br />
können. Und das vor Beginn des Lernprozesses!<br />
These 5:<br />
Viele PädagogInnen entwickeln Lehr- und Lernarrangements, die auf ein Wohlfühlen oder<br />
auf eingeschätzte Wirkungen abzielen. Der dafür notwendige Zeitaufwand führt in der<br />
Regelschule oft zu einer Zeit-Stoff-Problem<strong>at</strong>ik und in der Erwachsenenbildung sehr oft zu<br />
einem Seminarfrust. Selten werden die Seminarergebnisse auf eine Lerneffizienz geprüft.<br />
These 6:<br />
Jede Maßnahme, jedes Verfahren, jede Methode erfüllt dann ihren Zweck, wenn diese eine<br />
Lernfreude, gewisse Lernerleichterungen und eine hohe Lerneffizienz auslösen. Wenn die<br />
TeilnehmerInnen eines Seminars für sich behaupten können: „Es h<strong>at</strong> was gebracht und die<br />
Zeit ist schnell vergangen!“ dann stimmt normalerweise die Prüfung des persönlichen<br />
Nutzens.<br />
These 7:<br />
Für die Entwicklung von Lehr-/Lernarrangements ist das angestrebte Lernniveau<br />
entscheidend. Viele Niveaustufen sind nur mit entsprechenden Arrangements zu erreichen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 42
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ergänzung zu These 7<br />
Die AuftraggeberInnen in der Erwachsenenbildung geben sehr oft einen<br />
Kompetenzk<strong>at</strong>alog vor der von den Teilnehmenden erfüllt werden soll. Diese<br />
geforderten Kompetenzen sind geprägt von unterschiedlichen Dimensionen und<br />
Lernqualitäten.<br />
Deshalb ist es notwendig, Lehr- und Lernarrangements einzusetzen, die diese<br />
Zieldimensionen und Lernqualitäten herausfordern und eine entsprechende<br />
Evalu<strong>at</strong>ion zulassen.<br />
Kognitive Lernziele<br />
Kenntnisse Verständnis Anwendung Analyse Synthese Beurteilung<br />
aufzählen erklären ableiten unterscheiden erstellen vergleichen<br />
nennen beschreiben interpretieren ordnen entwickeln begutachten<br />
bezeichnen übersetzen ausführen gliedern entwerfen entscheiden<br />
aufzeichnen darstellen erkunden beobachten planen bewerten<br />
definieren abgrenzen verwerten aufschlüsseln vernetzen beurteilen<br />
identifizieren reproduzieren umsetzen auswählen layouten begründen<br />
Affektive Lernziele<br />
Erkennen Reagieren Werten Wertsystem Werte leben<br />
wahrnehmen zulassen vermuten auseinander halten mitwirken<br />
bemerken bereit sein überprüfen ordnen durchsetzen<br />
beachten ansprechen abwägen werten überzeugen<br />
entdecken beschäftigen taxieren reihen dazu stehen<br />
interessieren unterstützen vergleichen stufen gründen / starten<br />
betroffen sein teilnehmen Stellung beziehen vorgeben Vorbild sein<br />
Psychomotorische Lernziele<br />
Imit<strong>at</strong>ion Üben Präzision Koordinieren N<strong>at</strong>uralisierung<br />
nachmachen häufig machen genau machen einbinden perfekt können<br />
nachsprechen Varianten üben betonen Sätze bilden sprechen / Mimik<br />
schrittweise wiederholen schneller / besser kombinieren ausdauernd<br />
Stift halten Stift führen gerade / kurvig Form zeichnen Flip Chart zeichnen<br />
Schalter drehen<br />
Draht stecken<br />
Schaltervarianten<br />
Drähte stecken<br />
Messwert justieren<br />
kleinste Drähte<br />
eine Messung messen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 43
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
7.2 Aktivitäten in einem Training mit Telephasen<br />
Präsenzphase<br />
Lehrende und Teilnehmende befinden sich örtlich am Semiarort. Die kommunik<strong>at</strong>ive<br />
Auseinandersetzung erfolgt ‚face to face’. Die verpflichtenden Anwesenheitszeiten<br />
sind eingeschränkt und festgelegt. Inhaltlich sind alle Beteiligten mehrheitlich<br />
gemeinsam organisiert.<br />
Lernphase<br />
Die Teilnehmenden setzen sich individuell mit den Lehr-/Lerninhalten auseinander.<br />
Umfang, Art und Intensität der Lernaktivitäten sind für die Lehrenden nicht direkt<br />
wahrnehmbar bzw. beeinflussbar. Die Einbeziehung von anderen Teilnehmenden<br />
bleibt im Entscheidungsbereich der Lernenden. Eine Betreuung durch die<br />
TrainerInnen ist nicht vorgesehen. Das Ergebnis der Lernarbeit kann meist nur in<br />
Form von Diskussionen oder Leistungsfeststellungen erhoben werden.<br />
Telephase<br />
Die Lehrenden beziehen die individuelle Auseinandersetzung in den organisierten<br />
Lehr-/Lernprozess mit ein und steuern dadurch bewusst spezielle Aktivitäten<br />
außerhalb des Seminarorts. Die TrainerinInnen können eine gelenkte<br />
Kommunik<strong>at</strong>ion bzw. eine gemeinsame Arbeitsleistung mit den Teilnehmern<br />
bewirken. Durch ihre festgelegten Betreuungsangebote stehen den Teilnehmenden<br />
auch während der Tele- oder Lernphase Hilfestellungen zur Verfügung. Die<br />
Ergebnisse der Lernarbeit können auch während der Seminardauer stufenweise bis<br />
permanent erhoben werden.<br />
Betreuungsangebot<br />
Ein Kennzeichen der Telephase ist das Betreuungsangebot durch die TrainerInnen.<br />
Diese Betreuung kann asynchron erfolgen, d.h., die Teilnehmnden richten ihre<br />
Anfragen zum Zeitpunkt „X“ an die Lehrenden. Die TrainerInnen legen einen<br />
zeitlichen Rahmen für die Reaktion auf Anfragen fest und reagieren spätestens bis<br />
zum Zeitpunkt „Y“.<br />
Bei einer synchronen Betreuung erfolgt Anfrage und Reaktion zeitgleich, d.h., der<br />
Zeitpunkt für die Betreuung wird punktgenau festgelegt.<br />
Die Kommunik<strong>at</strong>ionswege reichen von persönlichen Treffen bis zum Eins<strong>at</strong>z von<br />
Pl<strong>at</strong>tformen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 44
7.3 Ansätze für eine Didaktik der Fernlehre<br />
Grundmodelle<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Seminare mit Anteilen an Fernlehre haben das Ziel, dass die Teilnehmenden die<br />
Anforderungen des Kompetenzk<strong>at</strong>alogs, die zeitlichen Herausforderungen und die<br />
technischen Notwendigkeiten beherrschen lernen.<br />
Prinzipiell geht es dabei um das Ausmaß der Aktivitätsaufteilung zwischen<br />
Präsenzphasen und Telephasen.<br />
Modell A<br />
a) In der(n) Präsenzphase(n) werden die Ziele der Lehrveranstaltung vorgestellt<br />
und die Sachverhalte erarbeitet. Die TrainerInnen stellen Unterlagen zur<br />
Verfügung, geben Liter<strong>at</strong>urhinweise und/oder Hinweise für Links.<br />
b) Die TrainerInnen weisen in die notwendige(n) Arbeitstechnik(en) ein und<br />
erklären die Aufgabenstellung(en). Die Teilnehmenden erfahren auch die<br />
Regelung der Leistungsfeststellung.<br />
c) Die Teilnehmenden bearbeiten auch außerhalb des Seminars die einzelnen<br />
Aufträge und vertiefen sich in die M<strong>at</strong>erie.<br />
d) Die TrainerinInnen betreuen die Teilnehmenden während der Telephase.<br />
e) In der nachfolgenden Präsenzphase werden die Ergebnisse präsentiert,<br />
besprochen und/oder aufgearbeitet.<br />
f) Nach einer entsprechenden Lernphase erfolgt eine etwaige<br />
Leistungsfeststellung.<br />
Modell B<br />
a) In der ersten Präsenzphase werden die Ziele der Lehrveranstaltung<br />
vorgestellt. Die TrainerInnen weisen in die notwendige(n) Arbeitstechnik(en)<br />
ein und erklären die Aufgabenstellung(en). Die TrainerInnen können auch<br />
Liter<strong>at</strong>urhinweise und/oder Hinweise für Links geben. Die Teilnehmenden<br />
erfahren auch die Regelung einer Evaluierung.<br />
b) In der Telephase recherchieren und entwickeln die Teilnehmenden die<br />
Sachverhalte.<br />
c) Die TrainerinInnen betreuen die Teilnehmenden während der Telephase.<br />
d) In der(n) Präsenzphase(n) werden die Ergebnisse der Telephase präsentiert,<br />
diskutiert, vertieft, evaluiert und bewertet.<br />
e) Nach einer entsprechenden Lernphase erfolgt die Evalu<strong>at</strong>ion.<br />
Modell C<br />
Die Reihenfolge und Dauer der Präsenzphasen und Telephasen sowie die<br />
geforderten Aktivitäten werden in einer Mischform angeboten.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 45
Modelle nach der Sozialform<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Modell a)<br />
Die Teilnehmenden sollen die Aufträge in Einzelarbeit leisten. Die<br />
Teilnehmendensammeln ihre Erfahrungen als Individuen. Die TrainerInnen bieten<br />
eine Betreuung an.<br />
Modell b)<br />
Die Teilnehmenden sollen die Aufträge prinzipiell in Einzelarbeit erfüllen. Darauf folgt<br />
ein Erfahrungsaustausch innerhalb einer Partnerschaft oder einer Kleinstgruppe (3-5<br />
Teilnehmende). Die TeilnehmerInnen sammeln ihre Erfahrungen als Individuen und<br />
bekommen zusätzlich ein Feedback von den anderen TeilnehmerInnen. Die<br />
TrainerInnen bieteen eine Betreuung an.<br />
Modell c)<br />
Die Teilnehmenden sollen die Aufträge prinzipiell in Einzelarbeit leisten und die<br />
Vertiefung in Form einer Gruppenarbeit durchführen (Kooper<strong>at</strong>ion). Die Aufträge<br />
können sich methodisch, medial oder inhaltlich unterscheiden. Es wird die Leistung<br />
der Einzelnen gemessen, obwohl eine gegenseitige Unterstützung durch die<br />
Gruppenmitglieder gegeben ist (sein kann). Die Organis<strong>at</strong>ion obliegt der Gruppe. Die<br />
TrainerInnen bieteen den Einzelnen und der gesamten TeilnehmerInnengruppe eine<br />
Betreuung an.<br />
Modell d)<br />
Der Gesamtauftrag wird auf die einzelnen Gruppenmitglieder aufgeteilt. Entweder<br />
organisiert sich die Gruppe selbst oder die TrainerInnenn selektieren die einzelnen<br />
Subaufträge. Die Organis<strong>at</strong>ion übernimmt die Gruppe. Aus den Einzelleistungen<br />
entsteht eine Gesamtleistung der Gruppe (Kollabor<strong>at</strong>ion). Durch die Vernetzung des<br />
Gesamtauftrages sind die TeilnehmerInnen von einander abhängig. Es wird die<br />
Leistung der Gruppe gemessen. Die TrainerInnen bieteen den GruppenleiterInnen<br />
jeweils eine Betreuung an.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 46
8. Aufträge für die Telephase<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
1. Auftrag:<br />
„Ergänzen bzw. vertiefen Sie Ihre Erkenntnisse zu einem Kapitel des Seminars!“<br />
Auf der Pl<strong>at</strong>tform finden Sie ab Sonntag, dem 14. Mai, Angebote für eine Vertiefung.<br />
Wählen Sie ein Kapitel aus!<br />
a) Bitte, arbeiten Sie das gewählte Kapitel durch.<br />
b) Führen Sie eine Recherche zu diesem Thema durch.<br />
c) Entscheiden Sie sich für einen Link, den Sie gefunden haben und stellen<br />
Sie diesen Link in Ihr Gruppenforum. Schreiben Sie einen S<strong>at</strong>z als Hinweis<br />
für das Thema dazu.<br />
d) Bereiten Sie sich auf ein zweiminütiges St<strong>at</strong>ement in der nächsten<br />
Präsenzphase vor.<br />
Der vorgegebene Zeitrahmen für diesen Auftrag beträgt 30 bis 40 Minuten.<br />
Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />
• den Schwierigkeitsgrad des Auftrages aus inhaltlicher Sicht,<br />
• den Schwierigkeitsgrad aus technischer Sicht,<br />
• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />
• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />
• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />
• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />
2. Auftrag:<br />
„Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihren Gruppenmitgliedern eine stimmige Antwort auf<br />
eine Frage- bzw. Problemstellung!“<br />
Auf der Pl<strong>at</strong>tform finden Sie zwei Foren. Ein Forum ist für alle Teilnehmer<br />
eingerichtet und ein Forum jeweils für eine Gruppe (d.h. 5 Gruppenforen).<br />
a) Ihr/e Teamleader h<strong>at</strong> die Aufgabe, im Gruppenforum ein neues Thema zu<br />
eröffnen und eine Frage- oder Problemstellung zu einem Kapitel des<br />
Seminars hinein zu stellen.<br />
b) Bitte, öffnen Sie Ihr Gruppenforum und beantworten Sie aus Ihrer Erfahrung<br />
und mit Ihrer persönlichen Einstellung diese Frage- bzw. Problemstellung.<br />
Wenn andere Gruppenmitglieder schon eine Antwort deponiert haben, dann<br />
berücksichtigen Sie auch diese Erfahrungswerte.<br />
c) Steigen Sie im Laufe der Woche einige Male in die Pl<strong>at</strong>tform ein und ergänzen<br />
Sie die Diskussion bzw. den Stand der gesammelten Antworten.<br />
Am Mittwoch, dem 17.05., senden die Teamleader die Frage- bzw. Problemstellung<br />
und ein Gesamtergebnis der Gruppe - der Umfang darf sieben Zeilen (Schriftgröße<br />
12 Punkte) nicht überschreiten - an mich. Abgabeschluss ist 22:00 Uhr.<br />
Der vorgegebene Zeitrahmen für diesen Auftrag beträgt 20 bis 30 Minuten.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 47
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />
• eine kollabor<strong>at</strong>ive Aufgabenlösung,<br />
• die Funktionen der Gruppenleader,<br />
• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />
• die Möglichkeit ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />
• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />
• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />
3. Auftrag:<br />
„Entwickeln Sie zu einem Thema des Seminars zwei PowerPoint-Folien.<br />
Berücksichtigen Sie die Erfahrungen, die Sie im Seminar bis jetzt gemacht haben.“<br />
a) Senden Sie Ihre Folien per E-Mail an mindestens zwei andere<br />
Gruppenmitglieder, mit der Bitte, Ihnen ein Feedback zu diesen beiden<br />
Folien zu senden.<br />
b) Auch Sie erhalten von Ihren Gruppenmitgliedern solche Aufträge. Geben<br />
auch Sie Ihr Feedback weiter.<br />
c) Nach Erhalt der Feedbacks überlegen Sie, ob Sie eine Änderung Ihrer<br />
Folien vornehmen wollen.<br />
Senden Sie bitte Ihre fertigen, verbesserten Folien an mich.<br />
Abgabezeitpunkt: Mittwoch, 17.05., 22:00 Uhr.<br />
Der vorgegebene Zeitrahmen beträgt 90 bis 120 Minuten.<br />
Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />
• eine Einzelleistung in Kooper<strong>at</strong>ion mit den Gruppenmitgliedern<br />
• eine workshopartige Aufgabenlösung,<br />
• die Funktionen konstruktiver Feedbacks,<br />
• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />
• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />
• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />
• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />
4. Auftrag:<br />
„Beantworten Sie die Fragestellungen, die im Test vorgegeben sind.“<br />
a) Steigen Sie in den Test ein, beantworten Sie die Fragestellungen und<br />
vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den angebotenen Lösungen.<br />
b) Beantworten Sie bis zur letzten Frage alle Aufgabenstellungen.<br />
c) Führen Sie den Test ein zweites Mal durch und beobachten Sie, inwieweit<br />
Ihre Ergebnisse sich verbessern.<br />
d) Wenn Sie Lust haben, können Sie den Test auch mehrmals durchführen.<br />
Der vorgegebene Zeitrahmen beträgt 20 bis 30 Minuten.<br />
Ziel des Auftrages: Sie sammeln Erfahrungen über:<br />
• die Herausforderung, konkrete Fragen zu beantworten,<br />
• die T<strong>at</strong>sache, auch offene Fragen per EDV zu testen,<br />
• die Möglichkeit, sofort den Grad der Richtigkeit zu erfahren,<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 48
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
• die Wirkung einer Wiederholung des Tests,<br />
• die Relevanz des Zeitbudgets,<br />
• die Möglichkeit, ein Erfolgserlebnis zu erreichen,<br />
• die Zumutbarkeit für Ihre persönliche TeilnehmerInnengruppe,<br />
• die Sinnhaftigkeit einer solchen Aufgabenstellung.<br />
Gesamter Zeitaufwand:<br />
Minimum Maximum<br />
Auftrag 1 30 Minuten 40 Minuten<br />
Auftrag 2 20 Minuten 30 Minuten<br />
Auftrag 3 90 Minuten 120 Minuten<br />
Auftrag 4 20 Minuten 30 Minuten<br />
160 Minuten 210 Minuten<br />
Wenn es während der Telephase Fragen gibt, Sie eine Betreuung wünschen oder<br />
mir eine Mitteilung zukommen lassen wollen, so stehe ich Ihnen zu folgenden Zeiten<br />
sicher direkt (halbstündige Reaktionszeit) zur Verfügung:<br />
Montag, 15.05.: 14:00 bis 20:00 Uhr<br />
Dienstag, 16.05.: 09:00 bis 12:30 Uhr<br />
Mittwoch, 17.05.: 18:00 bis 22:00 Uhr<br />
Wenn Sie eine Frage außerhalb dieser Zeiten an mich richten, reagiere ich indirekt<br />
spätestens nach 12 Stunden.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 49
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
9. Methoden für teilnehmerInnenorientierten<br />
Unterricht<br />
Ziele: Sie können…<br />
- für die Unterrichtsphase „Einstieg“ ein persönliches Beispiel eines Lehr-<br />
/Lernarrangements beschreiben und dessen Wahl begründen.<br />
- für die Unterrichtsphase „Konstruktive Durcharbeit“ zwei unterschiedliche,<br />
gegenstandsbezogene Lehr-/Lernarrangements entwickeln, beide vergleichen<br />
und die Vor- und Nachteile begründen.<br />
- für die Unterrichtsphase „Übende Wiederholung“ ein themabezogenes Lehr-<br />
/Lernarrangement konstruieren und detaillierte Fragestellungen bzw.<br />
Anweisungen beschreiben und begründen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 50
9.1 Die Phasen einer Lehreinheit<br />
1. Einstieg<br />
Fragetechnik<br />
Lawinen- oder Schneeballtechnik<br />
Technik der Denkimpulse<br />
2. Konstruktive Durcharbeit<br />
Impulsrefer<strong>at</strong><br />
Gesprächsunterricht<br />
Gruppenarbeit<br />
ExpertInneninterview<br />
Gruppenpuzzle<br />
3.Übende Wiederholung<br />
Testfragen<br />
Gruppenquiz<br />
Strukturierte Präsent<strong>at</strong>ion<br />
4. Problemorientierte Anwendung<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 51
9.2 Einstieg:<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Die Fragetechnik<br />
Fast alle Gespräche beginnen mit einer Frage. Damit wird das Denkhirn des<br />
Befragten angeregt und die FragestellerInnen bekommen eine Antwort. Die Qualität<br />
der Antwort hängt in erster Linie von der Qualität der Frage ab. Es sind nicht immer<br />
die Teilnehmenden schuld, wenn es zu „blöden“ Antworten kommt. Es besteht ein<br />
großer Unterschied, ob die Fragetechnik zur Leistungsfeststellung oder zur<br />
Unterrichtsgestaltung angewendet wird. Drei Fragetypen muss ein/e Trainer/in<br />
beherrschen: die geschlossene Frage, die offene Frage und die „echte“ Frage.<br />
Die Lawinen- oder Schneeballtechnik<br />
Diese Methode soll auch den schüchternen oder „schwächeren“ Teilnehmenden die<br />
Möglichkeit geben, eigene Ideen und Erfahrungen einzubringen. Die erste Phase<br />
wird von jedem/jeder Teilnehmer/in individuell gestaltet. Diese Aktivität kann Fehler<br />
oder Missverständnisse erzeugen. In der folgenden PartnerInnenarbeit besteht die<br />
Möglichkeit des Vergleichens und der Verbesserung von entwickelten Ideen. Wenn<br />
nun zwei PartnerInnengruppen ihre Ergebnisse vergleichen und sich auf eine<br />
gemeinsame Lösung einigen müssen, kommt es unweigerlich zu einer Verteidigung<br />
der eigenen Ideen und somit zu einer qualit<strong>at</strong>iven Diskussion. Ist die Gruppe<br />
entsprechend groß, kann dieser Effekt der Gruppenzusammenführung noch weiter<br />
betrieben werden.<br />
Schlussendlich sollen drei bzw. mindestens zwei Gruppen ihre Ideen präsentieren.<br />
Der Zeitaufwand ist rel<strong>at</strong>iv gering, aber die Aktivierung der Teilnehmenden ist hoch.<br />
Die Technik der Denkimpulse<br />
Die Technik der Denkimpulse oder der problemorientierte Einstieg dient der<br />
Auseinandersetzung mit einem Problemfall. Die Konstruktion des Problems erfordert<br />
einige Erfahrung, denn das Problem soll die Teilnehmenden möglichst nicht<br />
überfordern, aber auch nicht unterfordern. Die zu erwartenden Lösungsansätze<br />
sollen der Erarbeitung des Lehrziels möglichst dienlich sein. Daher soll der<br />
Denkimpuls so gesteuert werden, dass die Lösungsansätze der Teilnehmenden in<br />
diese Richtung gehen.<br />
Bei der Erarbeitung der neuen Inhalte sollen die TrainerInnen immer wieder auf die<br />
Lösungsansätze der Teilnehmenden eingehen, damit diese ihre eigenen Ideen<br />
bewusst mit den „Regeln“ der ExpertInnen vergleichen können und lernen, ihre<br />
Lösungskompetenz zu verbessern.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 52
9.3 Konstruktive Durcharbeit:<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Impulsrefer<strong>at</strong><br />
Das Impulsrefer<strong>at</strong> bietet begrenzte und übersichtlich strukturierte Inform<strong>at</strong>ionen an,<br />
die die TeilnehmerInnen aufnehmen sollen. Die Inhalte sollen zum eigenen<br />
Nachdenken und zum Gespräch mit anderen Teilnehmenden anregen. Das<br />
Impulsrefer<strong>at</strong> soll Aktivitäten zur selbstständigen Erarbeitung weiterer Inform<strong>at</strong>ionen<br />
auslösen. Es soll auch Auslöser für das Vergleichen mit eigenen Erfahrungen sein<br />
und eigene Fragen entwickeln lassen.<br />
In der Folge organisiert der/die Trainer/in Gesprächsphasen. Das kann eine<br />
PartnerInnen- oder Gruppenarbeit sein, aber auch ein Gesprächsunterricht.<br />
Diese Methode wechselt zwischen Inputphasen und Gesprächsphasen ab. Dabei<br />
gibt es zwei Möglichkeiten: Die TrainerInnen gehen auf die Ergebnisse der<br />
Gesprächsphasen vorerst nicht ein oder beantworten die entstehenden Fragen<br />
sofort.<br />
Eine zusätzliche Verbesserung bringt eine Visualisierung der Fragestellungen durch<br />
die TeilnehmerInnen.<br />
Gesprächsunterricht<br />
Der Gesprächsunterricht wird auch „dialogisches Lehrverfahren“ genannt. Dialog<br />
bedeutet ein Zwiegespräch zwischen TraineriI und TeilnehmerIn. Einerseits kann nur<br />
eine Person sprechen und alle anderen müssen zuhören, andererseits sollen<br />
möglichst viele TeilnehmerInnen zu Wort kommen, damit die Aktivität auf viele<br />
Personen verteilt wird. Grundlage für einen Gesprächsunterricht ist ein Interesse<br />
seitens der TeilnehmerInnen und ein Mindestmaß an Erfahrung. Es geht um die<br />
Erarbeitung von Einsichten, Erkenntnissen und neuen Ideen. Eine Gefahr bedeutet<br />
die zu große (quantit<strong>at</strong>ive) Beteiligung der TrainerInnen am Gespräch. Eine weitere<br />
Gefahr besteht in einer zu einseitigen Gesprächsführung mit einer kleinen Gruppe<br />
von Teilnehmenden oder mit einem/r einzelnen Teilnehmenden.<br />
Die Gruppenarbeit<br />
Die Gruppenarbeit fördert soziales Lernen, Teamfähigkeit, Organis<strong>at</strong>ionsfähigkeit,<br />
kre<strong>at</strong>ives Denken und Handeln sowie die Präsent<strong>at</strong>ionsfähigkeit.<br />
Ein Problemfeld stellt die Gruppenorganis<strong>at</strong>ion dar. Wenn die TrainerInnen die<br />
Gruppen bewusst einteilen, muss ihre Ideenwelt nicht unbedingt mit der Ideenwelt<br />
der Teilnehmenden übereinstimmen. Wenn der „Zufall“ die Einteilung übernimmt,<br />
können Beziehungsprobleme auftauchen. Wenn die TeilnehmerInnen selbst die<br />
Gruppen formieren, kann der/die TrainerIn mit Disziplinschwierigkeiten rechnen.<br />
Aus der Sicht der Teilnehmenden ist die Sinnhaftigkeit einer Gruppenarbeit abhängig<br />
vom Ergebnis und somit vom Erfolgserlebnis. Dabei stellen sich die Fragen: Ist das<br />
Ziel erreichbar? Ist das Ziel in einer gewissen Zeit erreichbar? Ist das „Neuland“ für<br />
die TeilnehmerInnen interessant? Kann ich von anderen Gruppen etwas lernen?<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 53
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Kann ich unsere Ideen anderen Gruppen offerieren? Wird das Ergebnis zum<br />
Lerninhalt erhoben?<br />
Experteninterview<br />
Das ExpertInneninterview kann als kleines Projekt, als Gruppenarbeit oder als<br />
Vorbereitung auf eine Exkursion organisiert werden. Als ExpertInnen können die<br />
TrainerInnen, die ExkursionsführerInnen oder eine Fachkraft aus der Wirtschaft<br />
fungieren.<br />
Wer sinnvolle Fragen stellen kann, h<strong>at</strong> gelernt.<br />
Mit dieser Methode wird die n<strong>at</strong>ürliche Neugierde befriedigt und die Kre<strong>at</strong>ivität<br />
gefördert. Daneben werden die Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung und die Fragetechnik geübt.<br />
Diese Methode kann als Gruppen-, PartnerInnen- oder Einzelarbeit organisiert<br />
werden.<br />
Gruppenpuzzle<br />
Dies ist eine Form von Gruppenunterricht. Die Teilnehmenden erarbeiten vorerst nur<br />
je einen Teil des Themas, also arbeitsteilig. Jede/r einzelne Teilnehmende muss<br />
einen Teil beitragen, weil er/sie die eigenen Ergebnisse in einer anderen Gruppe<br />
präsentieren muss und diese Erkenntnisse anschließend wieder in der Stammgruppe<br />
einbringen wird.<br />
Anschließend unterrichtet er/sie die Kameraden in kleinen Gruppen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 54
9.4 Übende Wiederholung:<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Test<br />
Jede Art von Wiederholung erhöht die Merkfähigkeit. Eine schriftliche Fragestellung<br />
oder zumindest eine mündlich gestellte Frage durch die TrainerInnen fordert alle<br />
Teilnehmenden zu einer Erinnerungsleistung auf. Eine bewährte Art ist die<br />
Visualisierung der Fragestellung. Die Teilnehmenden beantworten die<br />
Fragestellungen mit einer Kurzantwort und können ihre Lösungen sofort mit den<br />
richtigen Antworten, die die TrainerInnen in der Folge anbieten, vergleichen.<br />
a) Auswahlantworten<br />
Wie heißt die Hauptstadt Südtirols?<br />
A Bonn<br />
B Bozen<br />
C Brünn<br />
D Brixen<br />
E Brüssel<br />
b) Reihungsaufgabe<br />
Wenn Sie von München nach Rom fahren, in welcher Reihenfolge<br />
fahren Sie durch die Städte?<br />
Trient<br />
Kaltern<br />
Bozen<br />
Brenner<br />
Brixen<br />
c) Zuordnungsaufgaben<br />
Welche Kleidungsstücke ziehen Männer zu welchen Anlässen an?<br />
Vorstellung bei<br />
einer Firma<br />
Opernbesuch<br />
Jazzkonzert<br />
Städtetrip<br />
Bergwanderung<br />
weiße<br />
Socken<br />
blaue Jeans<br />
weißes<br />
Hemd<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 55<br />
Sakko<br />
Turnschuhe<br />
Kraw<strong>at</strong>te<br />
Anorak
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Gruppenquiz<br />
Die TeilnehmerInnen bilden Gruppen und formulieren Fragen. Damit sie diesen<br />
Auftrag erfüllen können, müssen sie die Inhalte der Unterrichtsstunde noch einmal<br />
durchgehen, wobei sie die Zusammenhänge verstehen sollten. Eine weitere<br />
Möglichkeit besteht darin, dass auch Fragen über Gebiete, die die TeilnehmerInnen<br />
nicht verstanden haben, gestellt werden dürfen. Da sie diese Fragen an eine andere<br />
Gruppe stellen, ergibt sich die Herausforderung, auch „knifflige“ Fragen zu<br />
konstruieren.<br />
Strukturierte Präsent<strong>at</strong>ion<br />
Je offener eine Unterrichtsstunde abläuft, je mehr TeilnehmerInnenmeinungen<br />
einfließen, je eigenständiger die TeilnehmerInnenleistungen sind, desto weniger<br />
Struktur kann der/die Trainer/in vorgeben. Eine weitere Überlegung ist die bewusste<br />
Auseinandersetzung mit den neuen Inhalten. Weiters wird durch diese Methode die<br />
Individualität der Teilnehmenden gefördert. Es geht dabei um die Schaffung von<br />
Strukturen und/oder Regeln. Die Ergebnisse von verschiedenen Teilschritten werden<br />
zusammengefasst und in eine System<strong>at</strong>ik, Struktur, Ordnung, ein Organigramm oder<br />
Regelwerk gebracht. Der/die Trainer/in kann diese Arbeit als Einzelarbeit gestalten<br />
und nur exemplarisch präsentieren lassen oder als Gruppenarbeit und mit<br />
Gruppenpräsent<strong>at</strong>ionen. Wichtig ist die Präsent<strong>at</strong>ionsphase. Dadurch bekommen alle<br />
Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Ergebnisse zu vergleichen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 56
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Welche Erkenntnisse haben Sie in Bezug auf die Phase „Einstieg“ gewonnen?<br />
Welche Regeln haben Sie für die Phase „Konstruktive Durcharbeitung“ festgelegt?<br />
Was kann die Wirkung der Phase „Übende Wiederholung“ erhöhen?<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 57
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
10. Methoden für selbstgesteuertes Lernen<br />
Ziele: Sie können…<br />
- die Notwendigkeit des selbstgesteuerten Lernens begründen.<br />
- unterschiedliche, gegenstandsbezogene Lehr-/Lernarrangements entwickeln,<br />
beide vergleichen und die Vor- und Nachteile begründen.<br />
- ein themabezogenes Lehr-/Lernarrangement konstruieren und detaillierte<br />
Fragestellungen bzw. Anweisungen beschreiben und begründen.<br />
10.1 Begriffsklärung<br />
Offenes Lernen – Selbstgesteuertes Lernen<br />
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen beeinflussen die Lern-<br />
und Unterrichtswelt sehr stark. Das führt dazu, dass die PädagogInnenen einerseits<br />
auf die Erkenntnisse der Reformpädagogik zurückgreifen und andererseits den<br />
Eins<strong>at</strong>z der technologischen Medien unterstützen.<br />
Eine Entwicklungstendenz ist die „Offenheit“ bzw. die „Öffnung“. Im Rahmen dieser<br />
Entwicklung kennen wir die „Offene Schule“. Das bedeutet die Öffnung der EB und<br />
des Unterrichts nach außen sowie eine noch größere Humanität und eine besser<br />
gelebte Demokr<strong>at</strong>ie.<br />
Die nächste Entwicklung ist der „Offene Unterricht“. Darunter versteht man die<br />
Förderung des selbstständigen, sozialen und methodischen Lernens bei den<br />
Teilnehmenden. Es werden bei der pädagogischen Arbeit die Prinzipien einer<br />
Projekt-, Problem- und Handlungsorientierung angestrebt.<br />
Eine weitere Entwicklung ist das „Offene Lernen“. Dabei geht es darum, für die<br />
Lernenden Freiräume zu schaffen, eine freie oder eine eingeschränkte Wahl bzw.<br />
das Treffen von Entscheidungen über den Zeitpunkt des Lernens, der Dauer des<br />
Lernprozesses usw. zu ermöglichen. Weiters soll den Teilnehmenden die Wahl der<br />
Arbeits- und Lernmethoden, die Wahl der Sozialform (ob alleine, zu zweit oder in<br />
einer Gruppe) und die Wahl der Inhalte bzw. der Schwerpunkte angeboten werden.<br />
Der Handlungsspielraum für die TrainerInnen ergibt sich aus dem<br />
Spannungsverhältnis von pädagogischer Eigenständigkeit und notwendiger<br />
Einbindung in den pädagogischen Gesamtzusammenhang der EB und der<br />
Vorgaben.<br />
Auf den Punkt gebracht heißt das:<br />
Bislang reproduktive TeilnehmerInnen sollen zu produktiven TeilnehmerInnen<br />
erzogen werden.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 58
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Die Angebote der TrainerInnen und die Beiträge der Teilnehmenden, also die<br />
individuellen Unterrichtsergebnisse einer Gruppe, werden zum individuellen<br />
Lerninhalt erhoben.<br />
Das Training kann sein:<br />
trainerInnenzentriert – teilnehmerInnenorientiert –<br />
teilnehmerInnenzentriert<br />
Was als „Offener Unterricht“ verstanden wird, ist sehr unterschiedlich. Das reicht von<br />
einer „freien Lernstunde“ bis zu den freien Lernformen einer Montessori- oder<br />
Freinet-Pädagogik.<br />
10.2 Varianten an Offenheit<br />
Nach A. Wagner und Bernd Badegruber („Offenes Lernen“, 1992, Vlg. Veritas – Linz)<br />
kann man fünf Dimensionen der Offenheit unterscheiden.<br />
1) Offenheit in der Organis<strong>at</strong>ionsform<br />
a) Zeitwahl<br />
b) Methodenwahl<br />
c) Wahl der Sozialform<br />
d) Wahl der Reihenfolge<br />
2) Offenheit im inhaltlichen Bereich<br />
a) Themenwahl<br />
b) Themenschwerpunkte<br />
c) Themenfindung<br />
d) Themengewichtung<br />
3) Offenheit im kognitiven Bereich<br />
a) Wahl der Lernwege<br />
b) Wahl der Inform<strong>at</strong>ionswege<br />
c) Wahl der Lerntechniken<br />
4) Offenheit im sozio-emotionalen Bereich<br />
a) Gefühle akzeptieren<br />
b) Wahl der Rückmeldeart<br />
c) Wahl der Art der Konfliktlösung<br />
5) Offenheit gegenüber der Welt<br />
a) Lerngegenstände oder Personen von „draußen“ in die Klasse hereinholen<br />
b) Den Unterricht mehr nach „draußen“ verlagern<br />
c) Schule mit dem öffentlichen Leben verbinden<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 59
10.3 Die Pädagogik des 3. Jahrtausends<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
1. Das Prozesslernen<br />
Das Ergebnis ist nicht mehr allein ausschlaggebend, sondern es werden die<br />
Methodenkompetenz, die Soziale Kompetenz und die Fachkompetenz<br />
gleichwertig behandelt.<br />
2. Das Selbstmanagement<br />
Der Umgang mit den persönlichen Lernstr<strong>at</strong>egien, den Denk- und<br />
Arbeitsstr<strong>at</strong>egien sowie der Zeitorganis<strong>at</strong>ion zählen zu den wichtigsten<br />
Fähigkeiten der Lernenden. Die Schule legt die Grundlagen für das<br />
„Lebenslange Lernen“ (lifelong learning).<br />
3. Das Wissensmanagement<br />
Lernende werden immer häufiger mit der Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung konfrontiert<br />
und das bedeutet, dass sie Inform<strong>at</strong>ionen suchen, diese auf ihre Wertigkeit<br />
und Gültigkeit überprüfen und auf eine brauchbare Menge beschränken<br />
müssen. Eine weitere Fähigkeit liegt in der richtigen Speicherung der<br />
selektierten Inform<strong>at</strong>ionen.<br />
Dabei geht es um die Fähigkeiten, Wissen und Inform<strong>at</strong>ionen<br />
a) zu suchen<br />
b) zu finden<br />
c) zu selektieren<br />
d) zu analysieren<br />
e) zu gewichten<br />
f) zu strukturieren<br />
g) zu sammeln oder zu lernen<br />
h) zu verarbeiten<br />
i) anzuwenden<br />
j) zu präsentieren<br />
k) zu begründen<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 60
10.4 Prozessphasen des Lernens<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
1. Initi<strong>at</strong>ivphase<br />
Alles Lernen muss „angestoßen“ werden. Ob von außen oder innen, ist<br />
unerheblich.<br />
Wenn die Handlungsfähigkeit ganzheitlich gefördert werden soll, sind<br />
von Seiten der Teilnehmenden eingebrachte Initi<strong>at</strong>iven wirkungsvoller.<br />
Zusätzlich zum Kopf werden möglicherweise Herz und Hand<br />
(Pestalozzi) angesprochen.<br />
2. Inform<strong>at</strong>ionsphase<br />
Worum geht es? Was soll gelernt werden? Worin besteht die Aufgabe?<br />
Man kann Inform<strong>at</strong>ionen solcher Art zwar genau vorgeben, aber die<br />
Fähigkeit zu einer eigenen Inform<strong>at</strong>ionsbeschaffung wird durch<br />
Eigeninform<strong>at</strong>ionen mehr gefördert.<br />
3. Planungsphase<br />
Wo liegt das Problem? Wie sieht es aus? Wie will man es angehen?<br />
Welche Mittel stehen zur Verfügung? Welche Zusammenarbeit wird<br />
angestrebt?<br />
Bevor man handelt, entwickelt man ein gedankliches<br />
Handlungsschema, denkt voraus, trifft Entscheidungen und erreicht<br />
damit eine hohe Qualität in Richtung Handlungsfähigkeit.<br />
4. Ausführungsphase<br />
Der Plan wird umgesetzt. Die inhaltlichen Aufgaben sowie die<br />
konkreten Aktivitäten fördern die Komponenten der Handlungsfähigkeit.<br />
Wichtig ist hier, dass die Erledigung selbstständig erfolgt, dass<br />
Lehrende bloß zur Seite stehen, auf Abruf zur Unterstützung bereit<br />
sind.<br />
5. Evalu<strong>at</strong>ions- und Reflexionsphase<br />
Aufgabe und Ergebnis sind zu vergleichen. Qualitäten und Quantitäten<br />
können aufgezeigt werden.<br />
Immer wichtiger wird die Reflexion über die Lernzuwächse und über die<br />
Wege des Lernens bzw. die Wege der Lösung. Ein Soll/Ist-Vergleich<br />
zwischen Ziel / Planung / Durchführung / Ergebnis steigert die<br />
Methodenkompetenz.<br />
Zwei Phasen können noch dazu kommen. Aus der TrainerInnensicht ist bei<br />
Einführung neuer Methoden oder neuer Verfahren zwischen Planungs- und<br />
Ausführungsphase noch eine Ber<strong>at</strong>ungsphase durch die TrainerInnen förderlich.<br />
Nach Abschluss der TeilnehmerInnenaktivitäten kommt es zur Bewertungsphase.<br />
Der/die Trainerin gibt ein Feedback, damit die Teilnehmenden ihr Selbstbild mit<br />
einem Fremdbild vergleichen und eine Beurteilung nachvollziehen können, um<br />
daraus für zukünftige Lernaktionen Schlüsse ziehen zu können.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 61
10.5 Anforderungen an die TeilnehmerInnen<br />
Selbstmanagement<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Methodenkompetenz<br />
Die Lernenden benutzen hierbei beispielsweise das Internet, Bücher, insbesondere<br />
Lehrbücher, Firmenunterlagen, außerdem Zeitschriften, AV-Medien wie Fernsehen<br />
und Video, Selbstlernm<strong>at</strong>erialien; sie legen externe Speicher an (herkömmliche oder<br />
elektronische Notizen, Karteikarten, Zettelkästen) und organisieren ihren<br />
persönlichen Lernarbeitspl<strong>at</strong>z.<br />
Selbstgesteuertes Lernen verlangt somit von den Lernenden zunächst, dass sie die<br />
für ihre Bedürfnisse relevanten Ressourcen selbstständig finden, um sie dann für<br />
sich zu nutzen und sinnvoll in ihre Lernprozesse zu integrieren. Daher müssen die<br />
Teilnehmenden entsprechende Methoden kennen lernen und üben.<br />
Kommunik<strong>at</strong>ionskompetenz<br />
Für das selbstgesteuerte Lernen ist es auch von Nutzen, mit menschlichen<br />
Ressourcen richtig umzugehen, insbesondere, wenn die Lernenden gezielt mit<br />
anderen Lernendenkooperieren. Die inhaltliche Qualität und der Umgang mit<br />
personalen sowie technischen Varianten der Kommunik<strong>at</strong>ion beeinflussen den<br />
Lernerfolg sehr stark.<br />
Zeitmanagement<br />
Auch die Zeit stellt eine bedeutsame Ressource für das selbstgesteuerte Lernen dar,<br />
und ein gutes Zeitmanagement ist für den Erfolg des Lernens unverzichtbar.<br />
Selbstmotiv<strong>at</strong>ion<br />
Im Falle einer intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion bieten bestimmte Inhalte aus sich heraus<br />
genügend Anreize zum Lernen. Es liegt also beispielsweise Neugier, Spaß oder<br />
Interesse am Lernstoff vor, und der Lernprozess muss nicht ständig und<br />
ausschließlich durch äußerliche Belohnungen wie Lob oder gute Noten, also eine<br />
extrinsische Motiv<strong>at</strong>ion, vorangetrieben werden.<br />
Bei lernerInnenbezogenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen geht es vor allem<br />
darum, dass die Lernenden eigene Kontrollmöglichkeiten und eigene Kompetenzen<br />
wahrnehmen. Der Begriff der volitionalen Str<strong>at</strong>egien beinhaltet, einmal gefasste<br />
Absichten und Lernziele beizubehalten und gegen konkurrierende<br />
Handlungstendenzen zu schützen. Es geht hierbei also darum, wie beharrlich die<br />
Lernenden ein gestecktes Ziel zu verfolgen vermögen.<br />
Soziale Interaktion und kooper<strong>at</strong>ive Lernformen<br />
Die gezielte soziale Interaktion mit anderen Lernenden – auch und insbesondere vor<br />
dem Computer –, die beispielsweise in Form von face-to-face Kommunik<strong>at</strong>ion der<br />
verschiedener Lernenden in Gruppenarbeitsphasen des Trainings oder<br />
beispielsweise in Form von asynchroner Kommunik<strong>at</strong>ion ablaufen kann, ist als eine<br />
sehr wichtige Str<strong>at</strong>egie anzusehen, die das Lernen wirkungsvoll unterstützen kann.<br />
WissenschafterInnen sind der Überzeugung, dass die soziale Interaktion alle<br />
anderen Komponenten des selbstgesteuerten Lernens positiv beeinflussen und<br />
moderieren kann (Friedrich 2002).<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 62
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ein positiver Effekt des Gruppenlernens für das selbstgesteuerte Lernen besteht<br />
darin, dass diese Art des Lernens häufig anregender als Einzellernen ist, da durch<br />
die unterschiedlichen Ansichten, Vorkenntnisse und Ideen der verschiedenen<br />
Gruppenmitglieder eine höhere Kre<strong>at</strong>ivität und bessere Leistungen beim<br />
Problemlösen erzielt werden kann. Außerdem erzwingt das Gruppengeschehen die<br />
aktive Beteiligung der einzelnen Lernenden durch Argumente und<br />
Diskussionsbeiträge. Hierzu muss man sein Wissen explizit machen, es strukturieren<br />
und organisieren.<br />
Wissensmanagement<br />
Zunächst müssen die TeilnehmerInnen über bestimmte kognitive Str<strong>at</strong>egien des<br />
Wissenserwerbs und der Wissensnutzung verfügen, die ihnen das Lernen neuer<br />
Inform<strong>at</strong>ionen erst ermöglichen.<br />
10.6 Aufgaben der Lehrenden<br />
Damit die Lehrenden selbstgesteuerte Lernprozesse auslösen können, sollten sie<br />
folgende Aufgaben erfüllen bzw. Fähigkeiten besitzen:<br />
1. die Lernenden bzw. die einzelnen TeilnehmerInnen einzuschätzen<br />
(diagnostische Funktion);<br />
2. Programme für die weitere Entwicklung der Lernenden anzubieten<br />
(prognostische Funktion);<br />
3. individuelle Lernkontrakte und –arrangements zu verhandeln<br />
(arrangierende Funktion);<br />
4. Kontakte im neuen Lernfeld und in der neuen Lernumwelt herzustellen<br />
(kontaktvermittelnde Funktion);<br />
5. Lernenden zu helfen, persönliche und motiv<strong>at</strong>ionale Probleme zu lösen<br />
(ber<strong>at</strong>ende Funktion).<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 63
Übersicht<br />
10.7 Lehr-/Lernarrangements<br />
Erfahrungslernen<br />
Kombinierte Verfahren<br />
Selbstständiges Lernen<br />
Entdeckendes Lernen<br />
Erzählen<br />
Schreibwerkst<strong>at</strong>t<br />
Workshop<br />
10.8 Erfahrungslernen<br />
Rollenspiel<br />
Projektorientierter Unterricht<br />
Experimentieren<br />
Planspiel<br />
St<strong>at</strong>ionenarbeit<br />
Lernzirkel<br />
Lernzonen<br />
Ausstellungsmethode<br />
Exkursionen<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Erzählen<br />
In unserer Inform<strong>at</strong>ionsgesellschaft benötigen die Teilnehmenden eine gute Sprech-<br />
und Gesprächskompetenz. Dazu zählen die Fähigkeiten, Inform<strong>at</strong>ionen zu<br />
formulieren und wahrzunehmen.<br />
Die unterschiedlichen Herausforderungen der Sprecherziehung zielen auf<br />
verschiedene Sprachniveaus, wie Dialekt, Alltagssprache, Fachsprache oder die<br />
Schriftsprache, ab. Weiters geht es um Erfahrungen, Erinnerungen,<br />
Wissensvermittlungen, Stellungnahmen oder Zukunftsvisionen.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
Es muss für die TeilnehmerInnen grundsätzlich möglich sein, dass sie zum<br />
gewählten Thema auch schon eigene Erfahrungen gemacht haben.<br />
Die TeilnehmerInnen sollen ihre Erfahrungen einbringen und auf dieser Basis auf die<br />
speziellen Aufträge eingehen können.<br />
Die ZuhörerInnenschaft kann eine/n oder mehrere PartnerInnen bis hin zu einer<br />
Großgruppe umfassen.<br />
Schreibwerkst<strong>at</strong>t<br />
Schreiben bedeutet, Gedanken nachvollziehbar festzulegen.<br />
In einer Werkstätte werden Dinge hergestellt oder repariert.<br />
TeilnehmerInnen werden sehr oft zu verbalen Auseinandersetzungen eingeladen -<br />
eine Technik, die das Vergessen und die Schnelllebigkeit fördert. Manche<br />
TeilnehmerInnen brauchen mehr Zeit zum Überlegen und Nachdenken. Die<br />
Schärfung der Gedanken durch die schriftliche Fixierung fördert eine gewisse<br />
Exaktheit und Ernsthaftigkeit. Schreiben löst bei vielen Menschen eine andere<br />
Dimension des Denkens aus.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 64
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Veränderungen in technischen, kaufmännischen, gesellschaftlichen oder<br />
methodischen Bereichen können durch diese Methode ausgelöst werden.<br />
Workshop<br />
Diese Methode ist für fortgeschrittene Lernende gedacht. In einem Workshop wird<br />
das Prinzip des produktionsorientierten Lernens umgesetzt. Es baut auf kollegiales<br />
Lernen auf, d.h. auf ein Lernen mit wechselseitigem Erfahrungsaustausch unter<br />
gleichgestellten Lernenden. Ziel des Workshops ist innov<strong>at</strong>ives Lernen; das bedeutet<br />
eine Weiterentwicklung von Fähigkeiten, Kenntnissen und Praxis, im Besonderen<br />
von Systemen, Produkten und Prozessen.<br />
Die Lernumgebung von Workshops soll komplex und flexibel und mit umfangreichen<br />
Ressourcen ausgest<strong>at</strong>tet sein.<br />
Hilfreich ist es immer, wenn ein Inform<strong>at</strong>ionszentrum bereitgehalten wird.<br />
Inform<strong>at</strong>ionsquellen in Form von Büchern, Mustern, Bildbänden, Rezepten und<br />
einem Internetzugang sollten zur Verfügung stehen.<br />
Die Ergebnisse des Workshops werden besprochen, analysiert, ausgewertet und<br />
bewertet. Somit sind gemeinsam entwickelte Erfahrungen für alle Lernenden<br />
zugänglich und sollten in der nächsten Runde schon umgesetzt werden.<br />
Rollenspiel<br />
U n t e r t i t e l : L e r n e n i n I n s z e n i e r u n g e n<br />
Das Rollenspiel fördert den Zugang zu Lösungsansätzen und Erkenntnissen auf<br />
Grund einer dialogischen Inszenierung mit einer verstandes-, gefühls- und zugleich<br />
körperbezogenen Identifik<strong>at</strong>ion mit unterschiedlichen Bewusstseinszuständen<br />
(Realität, Wünsche, Vorstellungen usw.), Persönlichkeitsstrukturen (Optimismus,<br />
Pessimismus, neurotische Einfärbung usw.), und Denkmustern (Kreislaufmodelle,<br />
Theorieaspekte usw.). Die TeilnehmerInnen können mit ihren Einstellungen und<br />
Erfahrungen in eine andere Rolle schlüpfen. Sie müssen nicht sie selbst sein.<br />
Problemfelder sind die Zielfindung, die Anim<strong>at</strong>ion zum Spiel, die „Lenkung“ des<br />
Spiels und die Auswertung.<br />
Die Ziele können in der Gegenwart, in der Aufarbeitung der Vergangenheit und im<br />
Finden von Zukunftslösungen liegen.<br />
Normalerweise h<strong>at</strong> jeder Mensch mehr oder weniger einen Drang zur<br />
Selbstdarstellung. Wenn das Gefühl der Sicherheit (keine Blamage vor der Gruppe)<br />
vorherrscht, ist eine Anim<strong>at</strong>ion zum Spiel leichter. Die Vorbildwirkung der<br />
TrainerInnen kann manche Brücke bauen.<br />
Damit ein Spiel in Schwung kommt, wenn es sich „verläuft“ oder kein Ende absehbar<br />
ist, ist eine „zarte“ Lenkung notwendig.<br />
Die Sinnhaftigkeit eines Rollenspiels liegt für einen Großteil der Teilnehmenden in<br />
der Ausschöpfungsmöglichkeit der Erkenntnisse. Eine strukturierte Auswertung der<br />
„Inhalte und Ergebnisse“ macht das Rollenspiel zu einer Lernmethode.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 65
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
10.9 Kombinierte Lernverfahren<br />
Kombinierte Lernverfahren sind Methoden, die aus unterschiedlichen Lernelementen<br />
bestehen. Das kann eine Kombin<strong>at</strong>ion aus Erfahrungslernen und entdeckendem<br />
Lernen sein.<br />
Projektorientierter Unterricht<br />
Ein Projektorientierter Unterricht benötigt einen Zeitrahmen von 3 – 4<br />
Unterrichtsstunden.<br />
Projektorientierter Unterricht versteht sich als Unterrichtsform, in der sich TrainerIn<br />
und TeilnehmerInnen einem gemeinsam formulierten Thema / Problem zuwenden,<br />
für dessen Bearbeitung ein Plan entwickelt, arbeitsteilig an einer Lösung gearbeitet<br />
wird und die Ergebnisse Anderen präsentiert werden.<br />
Im „Projektorientierten Unterricht“ besorgen sich die TeilnehmerInnen die<br />
notwendigen Arbeitsmittel und Inform<strong>at</strong>ionen zur Lösung des Problems nach<br />
Möglichkeit selbst. Sie arbeiten dabei in Gruppen, möglichst arbeitsteilig, handlungs-<br />
und produktbezogen. Sie übernehmen gemeinsam mit dem/der TrainerIn für den<br />
gesamten Arbeitsprozess auch die Rolle der Unterrichtsplanenden. Dieser<br />
Rollenwechsel steht in enger Verbindung mit dem demokr<strong>at</strong>ischen Anspruch des<br />
„Projektorientierten Unterrichts“.<br />
Die Ziele orientieren sich dabei sowohl am Lehrplan als auch an den Fragen und<br />
Interessen der Beteiligten.<br />
Experimentieren<br />
Experimentieren bedeutet versuchen, prüfen, erproben. In einem Experiment wird<br />
eine Fragestellung auf planvolle Weise untersucht. Dabei kann eine „Blackbox“ –<br />
oder die „trial and error“ – Methode angewendet werden. Gesetzmäßigkeiten oder<br />
Regeln, die dabei deutlich werden, können kontrolliert werden. Die<br />
TeilnehmerInnenführen unter vorgegebenen Bedingungen ein Experiment durch, um<br />
eine Fragestellung zu klären oder um einen Sachverhalt oder eine Lehrmeinung zu<br />
beweisen. Je nach Lernfortschritt der TeilnehmerInnen können die Vorgaben stärker<br />
oder schwächer strukturiert sein.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
1) Alle Gefahren müssen ausgeräumt werden, d.h., das Experiment darf keinen<br />
Schaden an Leib oder Seele bewirken.<br />
2) Die TeilnehmerInnen lernen genaues Beobachten, Sorgfalt beim Messen,<br />
Interpretieren und Umsetzen von Mess- bzw. Versuchsergebnissen. Ihre mündliche<br />
und schriftliche Ausdrucksfähigkeit wird gefördert, wenn sie die Ergebnisse<br />
präsentieren müssen.<br />
Das Planspiel<br />
Die TeilnehmerInnen gewinnen durch ein Planspiel Kenntnisse über größere<br />
Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Der Aufbau eines Planspiels soll der<br />
Wirklichkeit entsprechen und die Teilnehmenden sollen die Möglichkeit erhalten,<br />
eigene Entscheidungs- und Planungsstr<strong>at</strong>egien zu entwickeln. In der<br />
Vorbereitungsphase erhöhen die Teilnehmenden ihre Fachkompetenz durch<br />
entsprechende Inform<strong>at</strong>ionen und Recherchen. In der Verhandlungsphase<br />
verbessern die TeilnehmerInnen ihre persönlichen Kompetenzen und ihre Soziale<br />
Kompetenz. Sie lernen, Inform<strong>at</strong>ionen zu analysieren, Ergebnisse zu bewerten,<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 66
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Entscheidungen zu treffen, ihre Entscheidungen zu begründen und im Gespräch zu<br />
verteidigen.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
1) TeilnehmerInnenzahl – Die Gesamtgruppe darf aus höchstens 24<br />
Teilnehmern bestehen.<br />
2) Zeit – Einfachere Planspiele dauern zwei bis drei Stunden, meistens wird aber<br />
einer halber Unterrichtstag gebraucht.<br />
3) Raum – ein großer Raum und mehrere kleine Gruppenräume für die<br />
vorbereitenden Sitzungen und Besprechungen<br />
4) M<strong>at</strong>erial und Geräte – Spielunterlagen, Schreibutensilien, Computer und<br />
Internet, Drucker usw.<br />
10.10 Selbstständiges Lernen<br />
St<strong>at</strong>ionenarbeit<br />
Die TeilnehmerInnen erarbeiten das in verschiedene Teilaspekte differenzierte<br />
Thema im Rahmen von Lernst<strong>at</strong>ionen weitgehend selbstständig. Die für die<br />
verschiedenen St<strong>at</strong>ionen vorgesehenen Lernziele sind so aufeinander abgestimmt,<br />
dass die übergreifenden Lernziele des Unterrichts erreicht werden können. Jede<br />
Lernst<strong>at</strong>ion muss dazu neben den erforderlichen Arbeitsm<strong>at</strong>erialien auch die<br />
entsprechenden Arbeitsaufträge anbieten.<br />
Hier wird der gesamte Unterrichtsinhalt gleichzeitig angeboten, so dass die<br />
TeilnehmerInnen über die Reihenfolge der Arbeit und über die Verweildauer an jeder<br />
Lernst<strong>at</strong>ion weitgehend selbst bestimmen können.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
1) Voraussetzungen – Die TeilnehmerInnen müssen Arbeitsanleitungen<br />
verstehen, selbstständig arbeiten und sich selbstständig in Gruppen<br />
organisieren können.<br />
2) Anzahl der St<strong>at</strong>ionen – Es müssen alle TeilnehmerInnen gleichzeitig<br />
beschäftigt werden können.<br />
3) Typen von St<strong>at</strong>ionen – Die St<strong>at</strong>ionen sollen unterschiedliche Lernniveaus<br />
aufweisen, unterschiedliche Lernbereiche ansprechen, als Pflichtst<strong>at</strong>ion oder<br />
als freie St<strong>at</strong>ion ausgewiesen sein und es sollen nach Möglichkeit auch<br />
unterschiedliche Sozialformen (Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten)<br />
angeboten werden.<br />
4) Laufzettel – Eine Organis<strong>at</strong>ionserleichterung für die Teilnehmenden ist ein<br />
Laufzettel. Darauf sind die Hinweise auf Pflicht- oder freie St<strong>at</strong>ionen, der Titel<br />
der St<strong>at</strong>ion, die Sozialform usw. vermerkt. Die Teilnehmenden tragen am<br />
Laufzettel ein, welche St<strong>at</strong>ionen sie erledigt haben.<br />
5) Beurteilung – Die Beurteilung kann auf Grund der Beobachtungen, der<br />
Qualität der St<strong>at</strong>ionsarbeiten und auf Basis von Diskussionen, Berichten,<br />
Dokument<strong>at</strong>ionen usw. erfolgen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 67
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Lernzirkel<br />
Ein Lernzirkel ist eine Form von offenem Unterricht, in der einzelne<br />
TeilnehmerInnen oder Gruppen von TeilnehmerInnen verschiedene St<strong>at</strong>ionen<br />
ablaufen und die dort gestellten Aufgaben selbstständig bearbeiten. Der<br />
Lernzirkel dient zur Wiederholung und Überprüfung des Gelernten oder zur<br />
Auffrischung von bereits Gelerntem.<br />
Es können, im Sinne eines ganzheitlichen Ans<strong>at</strong>zes, auch unterschiedliche Sinne<br />
angesprochen werden.<br />
Ein Lernzirkel kann auch als Wettbewerb oder Prüfungsvorbereitung oder direkt<br />
als Leistungsüberprüfung eingesetzt werden.<br />
Bei einem Wettbewerb sollten mindestens zwei „Pufferst<strong>at</strong>ionen“ eingebaut<br />
werden, damit es zu keinem Stau bei einzelnen St<strong>at</strong>ionen kommen kann.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
1) Voraussetzungen – Die Teilnehmenden müssen Arbeitsanleitungen<br />
verstehen, selbstständig arbeiten und sich selbstständig in Gruppen<br />
organisieren können.<br />
2) Anzahl der St<strong>at</strong>ionen – Es müssen alle Teilnehmenden gleichzeitig<br />
beschäftigt werden können.<br />
3) Typen von St<strong>at</strong>ionen – Die St<strong>at</strong>ionen sollen unterschiedliche Aufgaben<br />
aufweisen; unterschiedliche Sozialformen (Einzel-, PartnerInnen- oder<br />
Gruppenarbeiten) sollen angeboten werden.<br />
4) Laufzettel – Eine Organis<strong>at</strong>ionserleichterung für die TeilnehmerInnen ist ein<br />
Laufzettel. Die TeilnehmerInnen tragen am Laufzettel ein, welche St<strong>at</strong>ionen<br />
sie erledigt haben und, wenn möglich oder notwendig, zu welchen<br />
Ergebnissen sie gekommen sind.<br />
5) Beurteilung – Die Beurteilung kann auf Grund der Beobachtungen, der<br />
Qualität der Ergebnisse und der Diskussionsbeiträge erfolgen.<br />
Lernzonen<br />
Die Methode mit den Lernzonen ist eine Variante zum Lernzirkel. Es werden<br />
St<strong>at</strong>ionen in unterschiedlichen Lernzonen angeboten. Jede Lernzone weist ein<br />
bestimmtes Lernniveau auf - von den einfachsten bis zu den schwierigsten<br />
Aufgabenstellungen.<br />
Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, das Niveau und damit die Beurteilung zu<br />
beeinflussen bzw. festzulegen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 68
10.11 Entdeckendes Lernen<br />
Ausstellungsmethode<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Das Grundprinzip dieser Methode ist das Lernen an „ausgestellten Stücken“. Eine<br />
spezielle Form stellt die Variante dar, bei der die Lernenden bei der<br />
Zusammenstellung der Ausstellung beteiligt bzw. dafür verantwortlich sind. Damit ist<br />
die Auseinandersetzung mit den Lerninhalten schon bei der Organis<strong>at</strong>ion und<br />
Auswahl der Objekte gewährleistet. Eine weitere Herausforderung ist die<br />
Objektbeschreibung für die Ausstellung selbst.<br />
Die Strukturvorschläge und die Themenorientierung gibt in den meisten Fällen<br />
der/die TrainerIn bekannt. Ein Orientierungsleitfaden erleichtert die Lernzugänge.<br />
Beim Lernrundgang sind die TeilnehmerInnen einmal AusstellungsführerInnen, dann<br />
wieder AusstellungsbesucherInnen.<br />
Die Ergebnisse sind zu protokollieren und können in Form eines<br />
Ausstellungsk<strong>at</strong>alogs oder eines Fotoberichts dokumentiert werden.<br />
D u r c h f ü h r u n g<br />
1) Themenfindung – Der/die TrainerIn gibt das Thema vor oder entwickelt es<br />
gemeinsam mit der Lerngruppe.<br />
2) Ressourcenplanung – Einerseits geht es dabei um die Absicherung einer<br />
Objektstreuung, andererseits soll es für die Erinnerung an die Organis<strong>at</strong>ion<br />
der Objekte sorgen.<br />
3) Aufbauphase – Gemeinsam werden die Ausstellungsobjekte aufgebaut und<br />
dekoriert.<br />
4) Inform<strong>at</strong>ionsphase – Eine themenorientierte Ausstellungsstruktur ermöglicht<br />
einen geordneten Zugang zu den bereitgestellten Inform<strong>at</strong>ionen und Objekten.<br />
5) Interaktionsphase – In dieser Wandelphase oder beim Lernrundgang erfolgt<br />
die bewusste Auseinandersetzung zwischen Aussteller und Besucher, z.B.<br />
durch gezielte oder / und vorgegebene Fragestellungen.<br />
6) Auswertungsphase – Nun werden die Ausstellungsinhalte bewertet und<br />
dokumentiert. Nach dem ersten Rundgang werden die Eindrücke und<br />
Erfahrungen gesammelt. Zur Kontrolle und Festigung kann die Ausstellung<br />
auch mehrmals durchwandert werden.<br />
Exkursionen<br />
Für viele TrainerInnen und Teilnehmende ist eine Exkursion eine optimale<br />
Bereicherung der Lernarbeit. Sie erfüllt viele Forderungen der Reformpädagogik. Die<br />
Erkenntnisse der letzten Jahre und die Kommunik<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten schaffen neue<br />
didaktische Voraussetzungen.<br />
R a h m e n b e d i n g u n g e n :<br />
Eine Exkursion gewinnt dann an Wertigkeit, wenn sie entsprechend vorbereitet und<br />
ausgewertet wird. Zur Vorbereitung zählen vor allem die organis<strong>at</strong>orischen<br />
Maßnahmen, aber noch wichtiger sind die didaktisch-methodischen Überlegungen.<br />
Das Gehirn der TeilnehmerInnen muss für die speziellen Lernpunkte aktiviert<br />
werden.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 69
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Je mehr Vorerfahrungen bei den Organis<strong>at</strong>orInnen der Exkursion gegeben sind,<br />
desto effizienter kann eine gezielte Auseinandersetzung organisiert werden.<br />
Bei der Nachbereitung und Strukturierung der Exkursionsergebnisse soll den<br />
TeilnehmerInnen bewusst werden, welchen Erfahrungssch<strong>at</strong>z diese Exkursion<br />
gebracht h<strong>at</strong>.<br />
D u r c h f ü h r u n g :<br />
1) Planung und Organis<strong>at</strong>ion – Termine, Zeitaufwand, Fahrtmöglichkeiten,<br />
Führungspersonal, Unterlagen, Medien und viele weitere Details müssen<br />
organisiert werden.<br />
2) Themeneinschränkung – Der wichtigste Teil ist die Themeneinschränkung<br />
mit der Firma oder Organis<strong>at</strong>ion. Hier benötigt man ein gewisses<br />
Durchsetzungsvermögen.<br />
3) Vorbereitung der TeilnehmerInnen – Aufgabenstellungen in Richtung<br />
Recherchen über die zu besuchende Organis<strong>at</strong>ion oder Firma;<br />
Vorinform<strong>at</strong>ionen einholen oder einlesen zum gewählten<br />
Themenschwerpunkt; Beobachtungsaufträge aufteilen; Fragenk<strong>at</strong>alog<br />
entwickeln; ExpertInneninterview vorbereiten; Dokument<strong>at</strong>ionsvarianten<br />
vorbesprechen und Aufgabenverteilung durchführen; Protokollblätter<br />
vorbereiten; Reiseroute auf Inform<strong>at</strong>ionsmöglichkeiten untersuchen und<br />
aufbereiten<br />
4) Anreise – Inform<strong>at</strong>ionen über Reiseroute geben; Exkursionsquiz im Autobus<br />
durchführen; Gruppeneinteilungen und Aufgabenverteilung kontrollieren;<br />
Vorsichtsmaßnahmen besprechen<br />
5) Besichtigung – beobachten; entdecken; hinterfragen; dokumentieren;<br />
protokollieren<br />
6) Rückreise – erste Auswertungen; Erfahrungsaustausch; 2. Exkursionsquiz;<br />
Wettbewerbe<br />
7) Auswertung – Protokolle und Dokument<strong>at</strong>ionen auswerten, vergleichen und<br />
präsentieren; Lerninhalte festlegen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 70
11. TrainerInnenzentriertes Training<br />
Ziele: Sie können…<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
- die Vorteile eines trainerInnenzentrierten Trainings aufzählen, erklären und<br />
begründen.<br />
- Lehr-/Lernarrangements entwickeln, die durch kurze methodische<br />
Gestaltungen die Aktivität der TeilnehmerInnen erhöhen.<br />
11.1 Aktivitätsarten TrainerIn<br />
Präsentieren<br />
Um das Angebot von Inform<strong>at</strong>ionen und Hinweisen zu ermöglichen, bedient sich<br />
der/die TrainerIn aller Mittel der verbalen und nonverbalen Kommunik<strong>at</strong>ion. Das sind<br />
alle Formen von Medien. Das Angebot umfasst Geschichten, reale Darstellungen,<br />
Vorträge, Visionen, Bilder, Abläufe, Experimente usw. Den Ablauf und die Dichte der<br />
Darstellungen entscheidet ausschließlich der/die TrainerIn.<br />
Für TrainerInnen ist nach wie vor die verbale Ausdrucksfähigkeit das wichtigste<br />
Medium.<br />
Erarbeiten<br />
Inform<strong>at</strong>ionen und Erkenntnisse werden in einer gelenkten Kooper<strong>at</strong>ion zwischen<br />
TrainerIn und Teilnehmenden erarbeitet. Dabei spielen die Fähigkeiten,<br />
• die Denkwelt der Teilnehmenden zu erfassen,<br />
• die Lernreize richtig einzustufen,<br />
• die Fragestellungen verständlich zu formulieren,<br />
• die Gesprächsleitung demokr<strong>at</strong>isch auszuführen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Begleiten, Führen (Moder<strong>at</strong>ion)<br />
Je aktiver die TeilnehmerInnen in das Unterrichtsgeschehen eingebunden werden,<br />
desto mehr muss das Angebotsverhalten der TrainerInnen sich in ein Unterstützen,<br />
Begleiten, Fördern und Fordern verändern.<br />
Betreuen (Coachen)<br />
In Phasen der Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit benötigen die TeilnehmerInnen<br />
keine „Einmischung“, sondern eine Betreuung in Form von Denkanstößen,<br />
Infragestellungen, Quellenhinweisen, technischen Hilfestellungen usw.<br />
Die Lernenden müssen das Gefühl der Eigenleistung bestätigt bekommen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 71
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Ber<strong>at</strong>en<br />
Wenn für TrainerInnen die Bildungs- und Erziehungsarbeit wichtig ist, dann müssen<br />
wir auch für Ber<strong>at</strong>ungen bereit sein. Gute Ber<strong>at</strong>erInnen drängen sich nicht auf,<br />
sondern werden um R<strong>at</strong> gebeten.<br />
Gute R<strong>at</strong>schläge werden schon beim ersten Mal akzeptiert, schlechte R<strong>at</strong>schläge<br />
werden durch Wiederholungen nicht besser!<br />
11.2 Methoden<br />
Präsent<strong>at</strong>ion<br />
Funktion<br />
Mit Hilfe von Medien bietet der/die Lehrende Inform<strong>at</strong>ionen, Sachverhalte, Hinweise,<br />
Erfahrungen usw. an.<br />
Didaktik<br />
Auf die Zielgruppe abstimmen - eher einfach als kompliziert!<br />
Ordnungen und Strukturen vereinfachen die Aufarbeitung.<br />
Kurze, dafür mehrere Sequenzen erleichtern die Konzentr<strong>at</strong>ion.<br />
Ausgehend von bekannten Inhalten zu neuen Inhalten hinführen.<br />
Vorerst durch einfache Beispiele Sicherheit erzeugen und dann auf schwierige<br />
Herausforderungen überleiten.<br />
Methodische Hinweise<br />
Blickkontakt pflegen.<br />
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbeziehen.<br />
Schlüsselwörter entwickeln und öfters wiederholen.<br />
Beispiele aus der eigenen Praxis einbauen.<br />
Beispiele aus der Denkwelt der Lernenden einbinden.<br />
Verschiedene Medien einsetzen.<br />
Standort wechseln.<br />
Moder<strong>at</strong>ion<br />
Funktion<br />
Die Lehrenden verknüpfen Inform<strong>at</strong>ionsinput mit Erfahrungen und Meinungen zu<br />
einem einheitlichen, verbindlichen Lernangebot. TeilnehmerInnen und TrainerIn sind<br />
PartnerInnen.<br />
Didaktik<br />
Der Umgang mit Inform<strong>at</strong>ionen muss geübt werden.<br />
Gesprächsregeln für die Klasse sowie deren Umsetzung stärkt die soziale<br />
Kompetenz und Kommunik<strong>at</strong>ionsfähigkeit der Teilnehmenden.<br />
Die aktive Beteiligung vieler Teilnehmenden mindert die Langeweile.<br />
Es kann dadurch ein individueller Inhalt für eine spezielle Klasse entwickelt werden.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 72
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Methodische Hinweise<br />
Viele „echte“ Fragen stellen.<br />
Mehrere TeilnehmerInnenmeinungen sammeln – dann erst reagieren.<br />
Bei „schwierigen“ Rückmeldungen die anderen TeilnehmerInnen reagieren lassen.<br />
Ergebnisprotokolle von TeilnehmerInnengruppen, parallel zur Moder<strong>at</strong>ion, erstellen<br />
lassen.<br />
Einigung auf gemeinsame Erkenntnisse und die „Erhebung“ zum Prüfungsstoff<br />
bestätigen lassen.<br />
Perzeption<br />
Funktion<br />
Mit Hilfe von Medien, Experimenten, Exkursionen, Modellen, realen Gegenständen<br />
lernen die TeilnehmerInnen, die „T<strong>at</strong>sachen“ zu sehen und erst dann ihre<br />
Interpret<strong>at</strong>ionen zu formulieren.<br />
Didaktik<br />
Schulung der neutralen, analytischen Beobachtung.<br />
Trennung zwischen „objektiver“ Wahrheit und „subjektiver“ Beeinflussung.<br />
Akzeptanz der individuellen Bewertung und Sichtweise durch die verschiedenen<br />
Interpret<strong>at</strong>ionen.<br />
Methodische Hinweise<br />
Vorgangsweise ähnlich wie beim Brainstorming.<br />
Es gibt keine falsche Interpret<strong>at</strong>ion – sondern eine Neugierde für diese Art der<br />
Betrachtung.<br />
Wechsel zwischen Einzel-, PartnerInnen- und Gruppenarbeiten.<br />
Bilder, die von der ganzen Klasse eingesehen werden können, sind leichter zu<br />
handhaben als kleine Gegenstände.<br />
Arbeitsblätter präzisieren die Beobachtungsaufträge und erleichtern die Mitschriften.<br />
Recherche<br />
Funktion<br />
TeilnehmerInnen lernen, aus unterschiedlichen Inform<strong>at</strong>ionsquellen wichtige<br />
Inform<strong>at</strong>ionen zu sammeln, zu verarbeiten und zu präsentieren.<br />
Didaktik<br />
Schulbücher, Fachzeitschriften, K<strong>at</strong>aloge, Handbücher und Internetseiten sollen als<br />
„Suchgebiet“, mit steigendem Schwierigkeitsgrad, eingesetzt werden.<br />
Vordergründig soll das „verstehende“ Lesen geübt werden.<br />
Suchtechniken, Suchkriterien und der technische Umgang mit den unterschiedlichen<br />
Medien ist ein weiterer Lerninhalt.<br />
Recherchen sollen am Anfang nur Einzeld<strong>at</strong>en, Regelwerke, Formeln usw. ergeben.<br />
Methodische Hinweise<br />
Suchvorgänge „vorführen“.<br />
Mit einfachen Recherchen in eigenen Schulbüchern beginnen.<br />
Am Anfang allen Lernenden den gleichen Auftrag erteilen.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 73
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Weitere Recherchen könnten im Betrieb, im Bekanntenkreis oder in der Familie<br />
durchgeführt werden.<br />
In der Folge zwei Quellen miteinander vergleichen lassen.<br />
Hammelsprung<br />
Funktion<br />
TeilnehmerInnen sollen auf direkte Sachfragen zum Stoff oder über eine eigene<br />
Entscheidung Stellung beziehen und ihre eigene Meinung begründen können.<br />
Didaktik<br />
Die Mitarbeit, die aktive Beteiligung, die Denkfortschritte usw. können schon während<br />
des Unterrichts erhoben werden.<br />
Die Bereitschaft zur Mitarbeit kann dadurch erhöht werden.<br />
Die Lehrenden können sofort feststellen, inwieweit die TeilnehmerInnen die<br />
Inform<strong>at</strong>ionen verstanden haben.<br />
Sobald Menschen eine eigene Meinung bekunden, sind sie bestrebt, diese Meinung<br />
bestätigt zu bekommen oder sie zu verteidigen.<br />
Der positive Umgang mit unterschiedlichen Meinungen zählt zur sozialen<br />
Kompetenz.<br />
Die Gesprächsbeteiligung wird durch die Einbindung verbessert.<br />
Die Selbstsicherheit der TeilnehmerInnen wird gestärkt.<br />
Methodische Hinweise<br />
Keine Einzelmeinungen in verbaler Form einholen. Das stärkt die<br />
SchnelldenkerInnen und selbstsicheren Teilnehmenden.<br />
Abstimmungen mit linker oder rechter Hand, offener Hand oder Faust, Farbkarten,<br />
Buchstabenkarten usw. sind einfach und schnell durchführbar.<br />
Alle stimmen gleichzeitig ab – Gleichgesinnte vergleichen ihre Standpunkte –<br />
GruppensprecherInnen melden die Gruppenmeinung.<br />
Wort- oder S<strong>at</strong>zabfragen in schriftlicher Form werden auf einer Stecktafel strukturiert<br />
geordnet, somit veröffentlicht und anschließend diskutiert.<br />
Abstract<br />
Funktion<br />
Umfassende Inform<strong>at</strong>ionen werden durch unterschiedliche Verfahren auf eine<br />
überschaubare Form reduziert.<br />
Didaktik<br />
Der Umgang mit Inform<strong>at</strong>ionen und Darstellungstechniken (Methodenkompetenz)<br />
wird damit geübt.<br />
Die wichtigen Teile einer Inform<strong>at</strong>ion zu finden und diese klar zu präsentieren, ist<br />
eine weitere Herausforderung.<br />
Moderne, hirngerechte Lernverfahren benötigen solche Reduktionen als<br />
Lernunterlage.<br />
Bei dieser Arbeit entwickeln Teilnehmenden oft Fragen zur Klärung der<br />
Sachverhalte.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 74
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Methodische Hinweise<br />
Alle Techniken müssen zuerst vorgestellt und trainiert werden.<br />
Als Techniken stehen alle grafischen Formen wie Tabellen, Organigramme,<br />
Zeichnungen, Symbole, Grafiken usw. zur Verfügung.<br />
Textliche Kurzfassungen, Textbausteine, Merksätze usw. sind am schwierigsten zu<br />
lernen.<br />
Am besten eignen sich Mindmaps.<br />
Vorerst in Gruppen, dann in Zweiergruppen und erst dann als Einzelarbeit (gibt mehr<br />
Sicherheit)!<br />
Dakapo<br />
Funktion<br />
TeilnehmerInnen wiederholen mit eigenen Worten soeben gehörte Inform<strong>at</strong>ionen<br />
oder Hinweise.<br />
Didaktik<br />
Selbst sprechen bringt die höchste Qualität beim Lernen.<br />
TeilnehmerInnen hören neue Inform<strong>at</strong>ionen ein zweites Mal.<br />
TeilnehmerInnen sprechen in ihrer gewohnten Sprache und nicht in der<br />
ExpertInnensprache.<br />
TeilnehmerInnen erkennen ein etwaiges Wissensdefizit.<br />
Methodische Hinweise<br />
Der Zeitpunkt der Übung soll eine Überraschung darstellen.<br />
Die Übung sollte in PartnerInnenarbeit oder maximal in Dreiergruppen durchgeführt<br />
werden.<br />
Die geplante Dauer sollte vor Beginn der Übung bekannt gegeben werden.<br />
Die TeilnehmerInnen werden nach der Übung zu einer offenen Feedbackrunde<br />
eingeladen.<br />
Die Fragestellung „Gibt es noch Fragen?“ sollte vermieden werden.<br />
Blitzlicht<br />
Funktion<br />
Eine kurze Stellungnahme zu einer generellen Frage soll einen raschen Überblick<br />
über die Einstellung der TeilnehmerInnen ermöglichen.<br />
Didaktik<br />
Die Reihenfolge der Befragung darf nicht im Voraus ersichtlich sein.<br />
Wiederholungen sind zuzulassen.<br />
Die Nachdenkphase soll stark eingeschränkt werden, es geht um eine gewisse<br />
Spontaneität.<br />
Für die einzelnen Wortmeldungen gibt es kein Feedback von der Trainerin/dem<br />
Trainer.<br />
Eine rasche Analyse der Antworten schafft einen Überblick über die Qualität der<br />
momentanen Unterrichtssitu<strong>at</strong>ion.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 75
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Methodische Hinweise<br />
Ein „Wurfgegenstand“ erleichtert die Wahl der Reihenfolge.<br />
Die Lernenden müssen auf das Verhalten der Akzeptanz von Rückmeldungen<br />
trainiert werden.<br />
Die Lehrenden müssen darauf achten, dass alle anwesenden TeilnehmerInnen eine<br />
Rückmeldung abgeben.<br />
Ein Feedback auf alle Rückmeldungen kann von dem/der TrainerIn gegeben werden,<br />
ist aber nicht verpflichtend.<br />
Disput<strong>at</strong>ion<br />
Funktion<br />
Diese Gesprächsphasen sollen den Vergleich der Meinungen und Werthaltungen der<br />
TeilnehmerInnen im Zwiegespräch ermöglichen.<br />
Didaktik<br />
Es kann kein „richtig“ oder „falsch“ geben, sondern nur eine Meinungsvielfalt.<br />
Die Ergebnisse des Meinungsvergleichs sind vorweg nur den TeilnehmerInnen<br />
zugänglich.<br />
Nur wenn die Einladung zur offenen Diskussion akzeptiert wird, ist ein Vergleich der<br />
Meinungen im Klassenverband möglich.<br />
Methodische Hinweise<br />
Alle TeilnehmerInnen führen diese Übung gleichzeitig durch.<br />
Eine Zeitvorgabe gibt ein Richtmaß für die Dauer der Übung an.<br />
Der/die Lehrende muss auf eine räumliche Distanz zur Klasse gehen.<br />
Eine Offenlegung der Meinungen darf nur auf freiwilliger Basis erfolgen.<br />
Ein Wechsel der PartnerInnenschaften und eine Wiederholung der Übung bringen<br />
noch mehr Erfahrungswerte über Einstellungsunterschiede und lassen Vergleiche zu.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 76
12. Evalu<strong>at</strong>ion<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Selbst-, Gruppenevalu<strong>at</strong>ion u. Evalu<strong>at</strong>ion des Trainers/der Trainerin<br />
12.1 Thesen:<br />
1. Auch wenn es manchmal schwer fällt, dies zu glauben – TeilnehmerInnen wollen<br />
lernen!<br />
2. Der Lehrprozess besteht aus zwei Komponenten: WAS und WIE gelehrt wird.<br />
3. Konstruktives Feedback über die Lernerfolge - aber auch Misserfolge - verstärkt<br />
das Lernen und erzeugt mehr Zufriedenheit.<br />
4. Erfolgserlebnisse sind die Grundlage für eine positive „Lernstimmung“ und für eine<br />
Bereitschaft zu neuen Erfolgen.<br />
5. Wenn durch eine Evalu<strong>at</strong>ion Aktionen ausgelöst werden, ist die Bereitschaft,<br />
ernsthaft an Evalu<strong>at</strong>ionen und Trainings mitzuarbeiten, um vieles größer.<br />
12.2 Prinzipien von Evalu<strong>at</strong>ionen:<br />
Zeitpunkt der Durchführung<br />
a) Am Beginn<br />
Eine Evalu<strong>at</strong>ion am Beginn eines Trainings löst Erwartungshaltungen aus, zeigt die<br />
Befindlichkeit auf, lässt Schlüsse auf die Vorkenntnisse und Vorerfahrungen zu,<br />
belegt die Selbsteinschätzung der TeilnehmerInnen sowie deren Interessen<br />
bezüglich der neuen Inhalte.<br />
b) Während des Trainings<br />
Eine Evalu<strong>at</strong>ion während des Trainings lässt eine gewollte Veränderung noch<br />
während des Seminars zu und kommt den evaluierenden TeilnehmerInnen zugute<br />
und nicht erst der nächsten TeilnehmerInnengruppe.<br />
c) Am Ende des Trainings<br />
Eine Evaluierung am Ende eines Trainings stellt eine Bilanz dar. Wurden die<br />
Erwartungshaltungen erfüllt oder nicht erfüllt und warum? Dadurch bekommen die<br />
Teilnehmenden, die TrainerInnen und die Gruppe eine Rückmeldung über die<br />
Trainingsqualitäten und den Grad an selbst erreichten Lernqualitäten.<br />
Evaluierungsinhalt<br />
a) WAS wird bzw. wurde angeboten, was haben die TeilnehmerInnen<br />
angenommen oder abgelehnt?<br />
b) WIE wird bzw. wurde trainiert, gelernt, geübt und miteinander umgegangen?<br />
c) WER - die Teilnehmenden, die Gruppe oder/und die TrainerInnen - lösen<br />
durch gewisse Aktionen bei den jeweils anderen PartnerInnen Reaktionen und<br />
Befindlichkeiten aus?<br />
d) Welche ERFOLGE sind den TeilnehmerInnenn und dem Trainer/der Trainerin<br />
gelungen?<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 77
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
12.3 Methoden, die Quantitäten messen<br />
Punkte kleben – auf „Stimmungsthermometer“, in „Bedeutungsflächen“, auf Skalen<br />
usw.<br />
Hammelsprung – mit Handzeichen, mit Punktekarten, mit ja/nein-Signalen<br />
Ampel-Feedback – Rot, Gelb und Grün<br />
Koordin<strong>at</strong>enabfrage – Abfrage in zwei Dimensionen<br />
Zentrieren - Klebestreifen (Fadenkreuz) am Boden - Jede/r legt einen Gegenstand<br />
auf den Boden, je näher, desto besser. Ohne Kommentar!<br />
Fragebogen – vorgefertigte Kästchen zum Ankreuzen<br />
12.4 Methoden, die Qualitäten messen<br />
One-minute-paper – Zeitdruck von einer Minute (spontane Äußerungen)<br />
Kärtchenabfrage – TeilnehmerInnen schreiben Kärtchen – Cluster bilden –<br />
auswerten<br />
S<strong>at</strong>zergänzungen (inhaltliche Zielrichtung)<br />
„Ich bin der Meinung, dass…“<br />
„Ich habe erlebt, dass …“<br />
„Wenn ich …höre, denke ich an ...“<br />
„Mir fällt zu dem Stichwort…. folgendes ein: ...“<br />
Zentrieren - Klebestreifen (Fadenkreuz) am Boden - Jeder legt einen Gegenstand<br />
auf den Boden, je näher, desto besser. Mit Kommentar von jedem Teilnehmer/jeder<br />
Teilnehmerin!<br />
Eisbergabfrage – oberhalb der Wasserlinie = Bekanntes, unterhalb der Wasserlinie<br />
= Persönliches, nicht offensichtlich bemerkbare Einstellungen oder Erfahrungen<br />
Blitzlicht – jeweils ein S<strong>at</strong>z, in keiner fixen Reihenfolge, durch Wurfgegenstände<br />
beeinflussbar<br />
S<strong>at</strong>zergänzungen (Befindlichkeiten)<br />
„Ich fand es heute am hilfsreichsten, dass …“<br />
„Ich hätte lieber etwas erfahren über …“<br />
„Mich überrascht heute ein wenig, dass …“<br />
„Ich war nicht einverstanden, als …“<br />
Sätze selbst entwickeln lassen: dann frei verwendbar – oder mit Zwang<br />
(Disput<strong>at</strong>ion)<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 78
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Selbsteinschätzung – Ziele mit Qualitätsstufen versehen und selbst bewerten<br />
lassen, Anfang und Ende-Vergleich, usw.<br />
Folien zeichnen – freies Thema - einzeln oder paarweise<br />
Zeichnungen – „Mein Weg durch das Seminar!“<br />
Zeitungsreportage – mit oder ohne Themenvorgabe - Ausstellungsmethode<br />
Kabarett – Einzelne oder Gruppen<br />
Fragebogen – mit freien Antworten<br />
Offene Gesprächsrunde – jeder einzeln oder Gruppensprecher<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 79
13. Motiv<strong>at</strong>ion<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Zur Motiv<strong>at</strong>ionssteigerung gibt es eine Reihe von Techniken und Ans<strong>at</strong>zpunkten,<br />
wobei zu beachten ist, dass an einem effektiven Motiv<strong>at</strong>ionsmanagement sowohl<br />
Lehrende als auch Lernende aktiv mitwirken müssen. Als Lehrende sollte man<br />
sowohl in der konkreten Unterrichtssitu<strong>at</strong>ion Str<strong>at</strong>egien der Motiv<strong>at</strong>ionssteigerung<br />
einsetzen, als auch den Lernenden Str<strong>at</strong>egien der Selbstmotiv<strong>at</strong>ion vermitteln.<br />
13.1 Steigerung der intrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />
An die individuellen Bedürfnisse, Interessen und Ziele der Lernenden anzuknüpfen,<br />
steigert Spaß und Interesse bzw. verhindert Unlust und Desinteresse bei den<br />
Lernenden und letztlich auch bei den Lehrenden. Es gibt in Unterrichtssitu<strong>at</strong>ionen<br />
vier Ans<strong>at</strong>zpunkte:<br />
• Lerninhalte: den Lernenden die Möglichkeit bieten, gemäß ihren jeweiligen<br />
persönlichen Interessen Schwerpunkte im Stoff selbst bestimmt zu wählen.<br />
• M<strong>at</strong>erialien und Medien: Eine ästhetische, originelle, humorvolle oder auch<br />
provok<strong>at</strong>ive Gestaltung weckt Neugier und steigert die Freude an der<br />
Auseinandersetzung.<br />
• Lernaktivitäten: Lernende sind "ganz bei der Sache", wenn sie aktiv involviert<br />
sind, spielerisch etwas ausprobieren oder selbst kreieren können, an einer<br />
konkreten Problemlösung arbeiten oder miteinander diskutieren.<br />
• Lernumgebung: sollte menschlichen Grundbedürfnissen Rechnung tragen<br />
und positiv erlebt werden (z.B. genügend Pl<strong>at</strong>z, angenehme Raumtemper<strong>at</strong>ur,<br />
bequeme Stühle, frische Luft).<br />
13.2 Steigerung der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion<br />
Extrinsische Motiv<strong>at</strong>ion kann nicht pauschal als minderwertiger Ers<strong>at</strong>z für "richtige"<br />
intrinsische Motiv<strong>at</strong>ion verstanden werden. Bei der extrinsischen Motiv<strong>at</strong>ion steht die<br />
Belohnung positiv bewerteter Handlungen im Zentrum. Die Art der Belohnung (z.B.<br />
Zus<strong>at</strong>zpunkt, Lob, Vergünstigung) ist auf den Lernkontext und die Zielgruppe<br />
abzustimmen. Beim Vergabe-Modus sollte man folgende Aspekte beachten:<br />
• Strukturierung: Indem man einzelne Arbeitsschritte und Zwischenergebnisse<br />
explizit belohnt, wird der Lernprozess strukturiert. Die Lernenden stehen nicht<br />
"vor einem Berg von Stoff", sondern erkennen konkrete, bewältigbare<br />
Teilaufgaben.<br />
• Priorisierung: Die Dosierung der Belohnung (z.B. Anzahl der Punkte) sollte<br />
erkennen lassen, wie relevant oder grundlegend bestimmte Teilergebnisse<br />
oder Inhalte sind. Ein "Verzetteln" in Neben-Aspekten kann somit eher<br />
verhindert werden.<br />
• Feedback: Indem die Vergabe von Belohnungen an überprüfbare<br />
Arbeitsergebnisse gekoppelt wird, erhalten die Lernenden eine Rückmeldung<br />
über ihren Kenntnisstand bzw. über ihr Leistungsniveau. Somit kann der<br />
Gefahr begegnet werden, dass die Lernenden nur der Illusion nachhängen,<br />
etwas verstanden oder gelernt zu haben.<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 80
Sozialmotiv:<br />
Neugiermotiv:<br />
13.3 Faktor „N<strong>at</strong>ürliche Motiv<strong>at</strong>ionsgründe“<br />
Wettbewerbsmotiv:<br />
Leistungsmotiv:<br />
Sachmotiv:<br />
Lernmotiv:<br />
Selbstwertmotiv:<br />
Zustimmungsmotiv:<br />
Geltungsmotiv:<br />
Machtmotiv:<br />
Aggressionsmotiv:<br />
Strafvermeidungsmotiv:<br />
<strong>Neue</strong> Lernkulturen – Modul 2 & 3<br />
Gemeinsam mit gleichgesinnten TeilnehmerInnen Lebenssitu<strong>at</strong>ionen erleben und<br />
gegenseitiges Helfen der TeilnehmerInnen, etwa bei Gruppenarbeiten.<br />
Wie funktionieren gewisse Abläufe? Welche Lösungsvarianten gibt es? Warum ist<br />
das so? Was kommt auf mich zu?<br />
Wo stehe ich im Vergleich mit Anderen? Was kann ich zu meinem Vorteil<br />
einbringen? Das Erfolgserlebnis beflügelt, ein Misserfolg kann zu einer<br />
Verbesserung führen.<br />
Menschen sind prinzipiell auf positive Leistungen aus. Die Kunst ist es, dieses<br />
Streben auf den Bildungsbereich zu kanalisieren. Erfolg bringt Erfolg!<br />
Es gibt auch Lieblingsfächer, die nicht nur von der Persönlichkeit der TrainerInnen<br />
abhängen, sondern oft von Inhalten, die die Teilnehmenden stark interessieren.<br />
Wenn die TeilnehmerInnen vom persönlichen Nutzen der Lerninhalte überzeugt und<br />
stark interessiert sind, kann Lernen auch Spaß machen.<br />
Manche TeilnehmerInnen sind von ihrer Leistungsbereitschaft überzeugt oder<br />
können sich selbst sehr gut motivieren. "Ich kann das allein." "Ich weiß, was ich will."<br />
Nicht der Inhalt motiviert, sondern die guten Noten sind ausschlaggebend.<br />
Viele TeilnehmerInnen möchten auf andere TeilnehmerInnen Eindruck machen.<br />
Für verschiedene „Ämter“ sind positive Leistungen eine Voraussetzung.<br />
"Dem werde ich es schon zeigen!"<br />
"Lieber mache ich die Aufgabe, bevor ich wieder Ärger bekomme."<br />
KOMTRAIN Gillich Seite 81