Steiermarkwein Ausgabe 12 - Frühjahr 2012
Frühjahr 2012 Südsteiermark
Frühjahr 2012
Südsteiermark
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Endlich ist er vorbei der harte Winter,<br />
naja dem Kalender nach war er ja<br />
da und hart ist was anderes, aber<br />
immerhin hatten wir eine Woche mit<br />
Minus 16 Grad. Just in der Woche<br />
zuvor war ich in Moskau, davor in<br />
Prag und danach in Warschau und<br />
überall hatte es bedeutend weniger<br />
Grade, in Moskau sogar Minus 32,<br />
bei beträchtlichem Wind. Daher hat<br />
der Frühling für mich schon weitaus<br />
früher begonnen. Trotzdem ist es für<br />
den steirischen Wein überraschend<br />
finster, nächtlich, winterlich in den<br />
östlichen Ländern. Überraschend,<br />
denn sie bezahlen beinahe jeden<br />
Preis für einen halbwegs guten<br />
Tropfen. So trank ich in Warschau,<br />
an und für sich für eine europäische<br />
Hauptstadt und Gastgeber der<br />
heurigen Fussball Europameisterschaft<br />
eine billige Stadt, eine Flasche<br />
Chauteauneuf du Pape 2003 für<br />
wohlfeile 450,- Euro. Das besondere<br />
daran ist der Importprozess dieses<br />
Weines. Er wird in Frankreich in ein<br />
Destillat umgewandelt und dann<br />
lokal mit Wasser wieder gestreckt.<br />
Dementsprechend schmeckt das<br />
Gebräu und dementsprechend enttäuschend<br />
war das Erlebnis. Selbiges<br />
passierte mir auch in Moskau, da<br />
war ich allerdings darauf vorbereitet,<br />
denn die Alternative wäre ein<br />
georgischer Wein gewesen, der bei<br />
uns schon aus Prinzip von der Diabetes-Gesellschaft<br />
als illegal erklärt<br />
worden wäre und niemals in den<br />
legalen Verkauf gelangt wäre.<br />
Auf Rückfrage, wie es denn sei, wenn<br />
Steirer qualitativen Wein dorthin<br />
106<br />
Unser Weinsteirer Holger<br />
Frühling in den Märkten lässt herzlichst grüßen<br />
Holger Massner schwelgt wieder in<br />
Erinnerungen und öffnet Archivweine<br />
exportieren würden, wurde darauf<br />
geantwortet, dass eine Stadt mit<br />
gezählten 11 Millionen Einwohnern<br />
und geschätzen 18 Millionen etwas<br />
mehr konsumiere als man liefern<br />
könne. Daher würde man sich mit<br />
Mikrostrukturen nicht anpatzen wollen.<br />
In privater Gesellschaft, in der<br />
ich dann Wein trinken konnte, entdeckte<br />
ich ausschliesslich europäische<br />
Weine, Frankreich, Italien, sogar<br />
Deutschland war vertreten. Auf<br />
Rückfrage wurde mir erklärt, dass es<br />
sehr wohl einen Nischenmarkt gäbe,<br />
der zu bedienen wäre. Diese Nische<br />
hat natürlich für unsere Verhältnisse<br />
eine riesige Dimension.<br />
Wenn man sich gleichzeitig in<br />
diesem Magazin davon überzeugen<br />
kann, dass wir in unserer Region seit<br />
mehr als 60 Jahren Weine in beträchtlicher<br />
Qualität zustande bringen,<br />
dann sollten wir vielleicht auch<br />
versuchen einen neuen Frühling im<br />
Osten zu initiieren. Die Umwegrentabilität<br />
rechnet sich sicher, neben<br />
der Tatsache, dass es Weine von<br />
unserer Qualität nicht unter einem<br />
vielfachen unseres Preises gibt.<br />
Ich denke Frühling ist eine Zeit, wo<br />
man sich befreit von den Mühen<br />
des Vorjahres, seine Welt aufräumt<br />
und Pläne schmiedet für das bevorstehende<br />
Weinjahr. Vielleicht eine<br />
Gelegenheit auch mal in andere<br />
Richtungen zu denken.<br />
Joachim Schnedlitz<br />
Vorstand Boom Software AG<br />
ein steirisches Softwarehaus<br />
www.boomsoftware.com<br />
Olivin 1994, Weingut Winkler-Hermaden<br />
13,0 vol % alc trocken<br />
Dunkelrubinrote Farbe mit Granatreflexen,<br />
in der Nase Pferdeschweiß und<br />
Leder, mit Luft auch Waldheidelbeeren<br />
und Anis; am Gaumen kraftvoller<br />
Körper, prägnante, aber gut eingebundene<br />
Tannine, dicht verwoben, würzig,<br />
feurig und füllig, von Schwarzbeere<br />
in Sauerkirsche übergehend und mit<br />
Schoko ausklingend. Großes Lagerpotential!<br />
„Noch immer jung, halbstark<br />
und respektlos!“<br />
Ruländer (Pinot Gris) Kabinett 1987,<br />
Weingut Tement 10,7 vol % alc tr.<br />
Helles Gelb mit Grünreflexen, burgundische<br />
Nase, am Gaumen unglaublich<br />
frisch, fruchtbetont und fast reduktiv<br />
wie ein junger STK-Wein, obwohl im<br />
großen Holzfass ausgebaut, die 25<br />
Jahre sind ihm in keiner Weise anzuschmecken,<br />
die animierende Säure<br />
verleiht dem Grauburgunder einen<br />
herrlichen Trinkfluss! „Und ehe man<br />
sich versieht, ist die Flasche (zur Silberhochzeit)<br />
bereits ausgetrunken!<br />
Muskateller „Wachstum Sattlerhof“<br />
1982, Weingut Sattlerhof trocken<br />
Strahlendes Goldgelb; verführerisch<br />
vielschichtige Nase, die von reifen gelben<br />
Äpfeln über Honig und Lindenblüte<br />
zu Quitte und Wachs übergeht,<br />
am Gaumen trocken mit feinmaschiger<br />
Säure und zarter Mineralität, noch<br />
immer viel Frucht, gute Substanz, elegante<br />
Geschmeidigkeit, lang ausklingend!<br />
„Wer zu seinem 30er mit diesem<br />
Wein anstoßen darf, kann sich alle 10<br />
Finger abschlecken!“