schmitzkatze 04 - Schmitz Buch
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Elizabeth Moon<br />
Die Geschwindigkeit des Dunkels<br />
DTV, 14,50 Euro<br />
In diesem Roman erzählt Elizabeth<br />
Moon die Geschichte des autistischen<br />
Mannes Lou Arrendale, der zunächst<br />
sehr zufrieden mit seinem Leben<br />
erscheint. Er hat eine Wohnung, ein<br />
Auto, einen Arbeitsplatz, er ist selbstständig<br />
und er hat Routine in seinem<br />
Leben. Dienstags wäscht er sein Auto,<br />
mittwochs geht er zum Fechten,<br />
er ist verliebt und alles hat seinen<br />
festen Platz in seinem Leben. Aber<br />
trotzdem sind ihm die Unterschiede<br />
zwischen ihm und seinen »normalen«<br />
Mitmenschen immer bewusst und der<br />
Wunsch, selbst »normal« zu sein, wird<br />
immer stärker in ihm.<br />
Dann wird ihm eines Tages die<br />
Chance geboten, an einem Experiment<br />
teilzunehmen, bei dem durch eine<br />
Gehirnoperation sein Autismus geheilt<br />
werden soll. Obwohl die Behandlung<br />
noch nicht an Menschen erprobt und<br />
der Ausgang ungewiss ist, möchte<br />
Lou an dem Experiment teilnehmen<br />
und entscheidet sich auch dafür. Seine<br />
Entscheidung führt bei seinen Mitmenschen<br />
zu den unterschiedlichsten<br />
Reaktionen und wirft auch die Frage<br />
auf, was es eigentlich heißt, normal<br />
zu sein.<br />
Elizabeth Moon ist selbst Mutter eines<br />
autistischen Kindes, und das spiegelt<br />
sich eindeutig zwischen und in den<br />
Zeilen dieses wundervollen Romans<br />
wieder. »Die Geschwindigkeit des<br />
Dunkels« ist ein ruhiger Roman, der<br />
zum Nachdenken anregt und uns dazu<br />
auffordert, über uns und unser Leben<br />
zu reflektieren. Je mehr man in die<br />
Gedankenwelt von Lou Arrendale eindringt,<br />
desto vertrauter wird uns dieser<br />
Mensch und desto normaler kommt<br />
er uns vor. Ich empfehle dieses <strong>Buch</strong><br />
nicht nur denjenigen, die an dem<br />
Leben autistischer Menschen interessiert<br />
sind, sondern vor allem auch den<br />
Lesern, die einmal eine ganz andere,<br />
sehr erfrischende Sichtweise auf unsere<br />
Welt kennen lernen möchten.<br />
Guillaume Musso<br />
Wirst du da sein?<br />
Kiepenheuer Verlag, 19,95 Euro<br />
Nicht nur Menschen, die Audrey<br />
Niffeneggers »Die Frau des Zeitreisenden«<br />
lieben, ist dieser Roman zu<br />
empfehlen, auch wenn sich die beiden<br />
Romane ähneln, denn auch in diesem<br />
Roman geht es um Liebe, Sehnsucht,<br />
Zeitsprünge und die Frage: Was wäre<br />
wenn?<br />
Elliott Cooper ist sechzig, erfolgreicher<br />
und angesehener Arzt, Vater einer<br />
20jährigen Tochter und hat eigentlich<br />
jeden Grund, mit seinem Leben<br />
zufrieden zu sein. Wäre da nicht Ilena<br />
– Ilena, seine große Liebe, die vor<br />
30 Jahren ums Leben kam und über<br />
deren Tod er nie hinweggekommen ist.<br />
Immer noch trauert er ihr hinterher,<br />
bis er eines Tages, nach einem Einsatz<br />
im Nordosten Kambodschas, eine<br />
schier unglaubliche aber doch so lang<br />
ersehnte zweite Chance bekommt:<br />
Er erhält die Möglichkeit, in der Zeit<br />
zurückzureisen und damit alles Geschehene<br />
rückgängig zu machen und<br />
seine große Liebe wieder zu finden.<br />
Der Preis dafür aber ist hoch, denn<br />
dabei handelt es sich um das Leben<br />
seiner Tochter…<br />
»Wirst du da sein?« ist ein wunderschöner<br />
Liebesroman, der sowohl<br />
tragisch als auch spannend, aber<br />
keinesfalls kitschig ist. Es geht um die<br />
eine, große, wahre Liebe und darum,<br />
wozu wir Menschen fähig sind, um diese<br />
Liebe (noch einmal) zu erleben. Es<br />
ist der perfekte Roman für verregnete<br />
Herbsttage und verschneite Wintertage,<br />
wenn man es sich einfach nur<br />
mit einem guten <strong>Buch</strong> auf dem Sofa<br />
gemütlich machen und entspannen<br />
möchte.<br />
Walter Moers<br />
Der Schrecksenmeister<br />
Piper Verlag, 22,90 Euro<br />
Der Schrecksenmeister ist da! Er<br />
herrscht in Sledwaya, einer Stadt, die<br />
unheimlicher gar nicht sein könnte.<br />
Hier sind die Straßen nach Krankheiten<br />
benannt, und die Bewohner der<br />
Stadt begrüßen sich mit »Ohwehohweh«<br />
und verabschieden sich mit<br />
»Gute Besserung«. In dieser nach<br />
Durchfall und Eiter stinkenden Stadt<br />
lebt auch Echo, eine kleine, halbverhungerte<br />
Hauskratze. Kurz vor dem<br />
Hungertod trifft sie auf Succubius<br />
Eißpin, den Schrecksenmeister, und<br />
schließt mit ihm einen schrecklichen<br />
Pakt: Einen Monat lang soll er sie<br />
bewirten und nach allen Regeln der<br />
Kochkunst verwöhnen, dann darf er<br />
sie töten und ihr wertvolles Kratzenfett<br />
auskochen. Echo willigt ein und<br />
begleitet Eißpin auf sein fürchterliches<br />
Schloss, wo sie die Geheimnis der<br />
Alchemie lernt und Freundschaft<br />
mit einer vampirischen Ledermaus<br />
schließt, während ihr letztes Stündlein<br />
näher und näher kommt…<br />
Walter Moers‘ schräger Humor hat<br />
mich von Anfang an fasziniert, und<br />
auch mit dem »Schrecksenmeister« ist<br />
ihm wieder ein außergewöhnlicher,<br />
fantastischer Zamonien-Roman gelungen,<br />
der vor allem durch seine liebevoll<br />
gestalteten Zeichnungen hervorsticht.<br />
Wieder einmal beweist Moers, dass<br />
seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt<br />
sind und so bleibt mir nur übrig,<br />
mit Spannung dem nächsten Roman<br />
entgegenzufiebern und mich zu<br />
fragen: Was wird ihm wohl noch alles<br />
einfallen?<br />
Jonathan Tropper<br />
Mein fast perfektes Leben<br />
Knaur Verlag, 19,90 Euro<br />
Seit Douglas Parkers Frau Hailey bei<br />
einem Flugzeugabsturz ums Leben<br />
gekommen ist, ist sein Leben nicht<br />
mehr perfekt. Er versinkt Tag für Tag<br />
immer mehr in seiner Trauer, während<br />
seine chaotisch-liebenswerte Familie<br />
versucht, ihn aus seinem Loch zu<br />
reißen und wieder ins Leben einzuführen.<br />
Dass sie alle leicht exzentrisch sind<br />
und sich nebenbei mit ihren eigenen<br />
Problemen rumschlagen, macht sie<br />
dabei nur sympathischer; sein Stiefsohn<br />
Russ gerät auf die schiefe Bahn<br />
und entwickelt ein enges Verhältnis<br />
zu illegalen Drogen; sein Vater verliert<br />
langsam, aber sicher den Verstand;<br />
und seine resolute Zwillingsschwester<br />
Claire zieht kurzerhand bei ihm ein,<br />
um ihn wieder auf Vordermann zu<br />
bringen. Und dann sind da noch die<br />
Frauen in der Nachbarschaft, die ihn<br />
allesamt umschwärmen und ihn für<br />
sich haben wollen…<br />
Das beste an Jonathan Troppers<br />
Roman ist der herrliche, teils sehr<br />
trockene Humor, der am besten<br />
hervorkommt, wenn die ganze Familie<br />
Parker am Esstisch sitzt und so schnell<br />
von einem Thema zum nächsten<br />
springt, dass man nur noch mit of-<br />
fenem Mund dasitzt und staunt. Selten<br />
habe ich beim Lesen eines Romans so<br />
oft laut »Ha!« gerufen und vor mich<br />
hingegrinst. Dass diese Geschichte von<br />
Liebe über Drama bis hin zu Humor<br />
so ziemlich alle Sparten der Unterhaltung<br />
beinhaltet, macht sie dabei nur<br />
noch lesenswerter.<br />
Nicholas Shakespeare<br />
Sturm<br />
marebuchverlag, 24,90 Euro<br />
Nicholas Shakespeares Roman »Sturm«<br />
spielt auf Tasmanien, einer Insel vor<br />
der südöstlichen Küste Australiens.<br />
Alex, der früh seine Eltern verloren<br />
hat, und Merridy, deren Bruder<br />
spurlos verschwunden ist, heiraten<br />
und wünschen sich beide sehnlichst<br />
ein Kind, aber der erhoffte Nachwuchs<br />
bleibt aus. Sie sind schon ganz darauf<br />
eingestellt, ein Leben lang kinderlos<br />
zu bleiben, da spült ihnen eines Tages<br />
ein Sturm buchstäblich einen jungen<br />
Mann ins Haus – Alex kann ihn in<br />
letzter Sekunde vor dem Ertrinken<br />
retten. Und dieser junge Mann wird<br />
schnell das, wonach sich die beiden<br />
lange gesehnt haben – der verlorene<br />
Bruder und das erhoffte Kind. Er<br />
setzte jedoch auch Entwicklungen in<br />
den Gang, die wellenartig um sich<br />
greifen und alle mit sich zu reißen<br />
drohen…<br />
Besonders begeistert haben mich in<br />
diesem Roman vor allem die vielschichtigen<br />
Charaktere und die Schilderungen<br />
der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen; Nicholas Shakespeare<br />
ruft Menschen ins Leben, die unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten und<br />
doch trotzdem miteinander leben<br />
(müssen). Die Geschichte entwickelt<br />
sich am Anfang nur langsam, bricht<br />
dann jedoch wie ein Sturm über dem<br />
Leser zusammen, wenn sich am Ende<br />
die Ereignisse überschlagen und alle<br />
mitreißen.<br />
<strong>schmitzkatze</strong> <strong>04</strong><br />
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