schmitzkatze 04 - Schmitz Buch
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schmitzkatze 04 - Schmitz Buch
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Zentrum für Chaosforschung<br />
Nein, es ist nicht der Schlendrian, den ich suche, wenn ich<br />
verzückt, verwundert, manchmal auch leicht verwirrt ihren<br />
Schreibtisch betrachte. Er ist meistens überbordend voll mit<br />
Informationen aller Art. Zettel mit Arbeitszeitwünschen der<br />
Kollegen, Verlagsvorschauen zum Durcharbeiten, Lieferscheine,<br />
die in Rechnungen umgewandelt werden müssen, Statistiken.<br />
Und wenn ich nach einem Taschentuch frage, irgendwo befindet<br />
sich auf diesem Schreibtisch auch eine Sozialecke, in die sie zielsicher<br />
greift, um mir ein Tempo hinzuhalten. Ein Rechner steht<br />
dort natürlich genauso wie übliches Zubehör. Drucker, Scanner,<br />
Tastatur: alles passt auf dieses 1 Meter 80 lange Stück Holz. Will<br />
ich etwas sagen, grinst mich ein kleines Schild in Augenhöhe an:<br />
Zentrum für Chaosforschung.<br />
Ich gehe dann einen Moment in mich und überlege. Muss ich<br />
mich einmischen?<br />
Mein Schreibtisch sieht meistens ganz anders aus. Er ist aufgeräumter,<br />
hier und da liegen ein paar Bücher (aber eher privater<br />
Natur) und wenn’s doch mal unruhiger wird auf der Platte, bin<br />
ich einfach nicht nachgekommen, die Post zu öffnen. Meine<br />
Arbeitsweise ist aber auch grundlegend anders. Immer, wenn ich<br />
einen Sachverhalt nicht sofort klären kann, lege ich den Vorgang,<br />
versehen mit einem kleinen Zettel (Sandra, bitte kümmern), in<br />
ihr Fach. Oft fehlt sogar der Zettel. Dann fällt mir weiter auf,<br />
von vielen lästigen Aufgaben bin ich längst entbunden. Rechnungen<br />
schreiben, Personalplanung, Wareneinkauf, Auftragsterminierung,<br />
Terminplanung, all die Dinge, mit denen sich<br />
meine Kollegen in gleicher Position, aber anderer <strong>Buch</strong>handlung<br />
so herumschlagen müssen. Sie ahnen es, alles landet auf dem<br />
Schreibtisch meiner lieben Kollegin.<br />
Nie verpasst sie einen Termin, keine Unterlagen gehen verloren,<br />
Schnitzer der groben und gröberen Art passieren einfach nicht.<br />
Dabei ist Sandra immer freundlich, zu Kunden (ihr Schreibtisch<br />
steht ja in einem Verkaufsraum und sie bedient Kunden) und<br />
sogar zu mir. Ach ja, und Bücher, die manchmal nicht kiloweise,<br />
sondern zentnerweise unsere kleine <strong>Buch</strong>handlung überfluten,<br />
räumt sie ganz nebenbei auch noch weg. Wenn Mitarbeiter ein<br />
Problem haben, gehen sie erst einmal zur Chaosforscherin, bevor<br />
sie damit zu mir kommen. Außerdem, kommt mir dann in den<br />
Sinn, wer schafft es eigentlich obendrein noch mindestens zwei<br />
Kaffee am Tag mit mir zu trinken? Wer bearbeitet stetig unseren<br />
Junior-Blog im Internet? Wer kommuniziert mit unseren Juniorkindern<br />
und deren Eltern?<br />
Sollte ich mich also einmischen?<br />
Mir ist meine Antwort schnell klar, Ihnen sicher auch:<br />
Nein, nein, nein!<br />
Eine große Portion Dankbarkeit wäre sicher angebrachter!<br />
Thomas <strong>Schmitz</strong><br />
<strong>schmitzkatze</strong> <strong>04</strong><br />
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