Download - Buchklub der Jugend

Preisbücher 2005 1
Karla Schneider / Stefanie Harjes
Die Häuser der Selma Khnopff
St. Pölten, Wien, Linz: NP Buchverlag 2004
40S., ISBN3 3-85326-290-2
Inhalt
Die extravagante Schnecke Selma Khnopff beschließt umzuziehen: „Was Besseres
finde ich jederzeit.“ Die Suche nach einem neuen Haus wird zur Suche nach neuen
Möglichkeiten ihrer Persönlichkeit. Nacheinander werden Fingerhutblüten-Zelt,
Streichholzschachtel-Hochhaus, eine Walnuss-Schale, ein Erdloch und ein auf dem
Wasser treibendes Seerosenblatt ausprobiert und wieder verworfen. Auf ein Neues:
„Nur wer nie was riskiert, macht keine Fehler.“ Selma erlebt nicht nur viel, sie
begegnet auch unterschiedlichen freundlichen wie feindlichen Wesen. Doch ein
Freund ist immer für sie da: Hugo Willumsen, ein hilfsbereiter Käfer, dessen Einsatz
nicht immer gebührend gewürdigt wird. Ob sie sich in seine Schwimmflügel
bewehrten Arme begibt, bleibt letztlich offen. Denn Selmas Motto lautet: Never take
second best!
Eine in kurzen, punktgenauen Sätzen erzählte Geschichte, deren Illustrationen in
Collagetechnik wunderbar auf die sprachlich dichten Bilder abgestimmt sind und sie
assoziativ erweitern.
Selma ist ein sprunghaftes Wesen auf der Suche nach örtlicher wie emotionaler
Orientierung und bleibt doch ihrem anspruchsvollen Wesen treu: Kreativität,
Sehnsucht nach besseren Existenzmöglichkeiten, Beharrlichkeit im Denken und
Fühlen, Eitelkeit und königliches Selbstbewusstsein sind nicht nur typisch für Selma,
sondern für alle jungen Menschen auf ihrem Weg einer zukünftigen
Lebensgestaltung.
Empfehlung:
Ab 5 (Verlagsangabe), zum Vorlesen, zum Selberlesen ab 3. Schulstufe, geeignet für
alle Altersgruppen
Themenbereiche
• Suche nach Identität, Bestätigung des Selbstbewusstseins
• Entwicklung einer extravaganten Persönlichkeit
• Problemlösen
• Behausungen
• ungleiche Freundschaft
Textprobe
Eines Tages kam Selma Khnopff aus der Schule und hatte von ihrem alten Haus die Nase
voll.Ich ziehe um, sagte sie sich. Was Besseres finde ich jederzeit. Sie hatte keine festen
Vorstellungen. Was ihr vorschwebte, waren mehr Ideen. Das Fingerhut-Zelt schien die
Erfüllung all ihrer Träume. Es wog so gut wie nichts und wäre auch für obdachlose Elfen gut
genug gewesen. Allein schon diese karminsamtene Außenfarbe! Selbst im Inneren
herrschte rotes Schummerlicht.
Ein zufälliger Regenschauer machte das Glück vollkommen. Denn Selma Khnopff liebe den
Regen. Das heißt, eigentlich liebte sie vor allem die Welt nach dem Regen.
Es prasselte und prasselte. Manche Tropfen waren so schwer und hart wie Eicheln. Im alten
Haus hatte sie davon nie etwas gespürt,Nur wer nie was riskiert, macht keine Fehler, tröstete
sich Selma Khnopff., Und sie warf den welken Lappen, der einmal ein rosa Zelt gewesen
war, in den Komposteimer. Das nächste Mal würde sie eben mehr auf feste Wände achten.