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Preisbücher 2005 41<br />

Textprobe<br />

„Ihr seid Doktor Faust?“, fragte Hannah leise.<br />

Faust drehte sich überrascht um. „Du kennst mich?“<br />

„“Natürlich!“ Hannah hielt den Kopf schief und musterte ihn. Ihre schlaksigen<br />

Arme hatte sie über den Bauch verschränkt. „Je<strong>der</strong> redet von Euch. Ihr seid<br />

überall bekannt. Man sagt, Ihr wäret ein Mann des Volkes und würdet Eure<br />

Künste nicht nur Adligen und Reichen zukommen lassen.“<br />

„Ein Mann des Volkes …“, wie<strong>der</strong>holte er. Ein vergnügtes Lächeln huschte über<br />

sein Gesicht. „Dann kann du mir ja auch verraten, woher du dieses Amulett hast.“<br />

Das Mädchen senkte den Blick. Sein schmaler Körper zitterte, die nackten Füße<br />

hatte es schräg gegeneinan<strong>der</strong> gestellt. „Das kann ich nicht. Das habe ich<br />

versprochen!“<br />

„Wie du willst. Dann geh!“ Seine Stimme klang scheinbar gleichgültig und<br />

bestimmt.<br />

„Aber ich könnte euch hilfreich sein“, sagte sie zaghaft, während sie die Hand<br />

gegen die schmerzende Hüfte stemmte.<br />

„Als Mädchen?“ Er lächelte spöttisch. „Willst du mir das Wams waschen? Die<br />

Löcher in den Beinklei<strong>der</strong>n stopfen? Und dir den lieben langen Tag Zöpfe<br />

flechten?“<br />

Einen Moment zögerte sie. Dann hob sie blitzschnell ihre zerschlissene Weste,<br />

zog einen spitzen Dolch aus einem Le<strong>der</strong>band, das ihr um die Hüfte hing, und<br />

stürzte auf Faust zu. Der hob überrascht den Blick, während sie mit festem Griff<br />

ihr Haar umfasste und es mit <strong>der</strong> Klinge bis zum Kinn abschnitt. Lange Locken<br />

fielen auf die Holzdielen.<br />

„Und jetzt?“ Sie stellte sich breitbeinig vor ihn hin und sah ihn herausfor<strong>der</strong>nd an.<br />

„Wie sehe ich jetzt aus? Immer noch wie ein Mädchen?“<br />

„Nicht schlecht!“ Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und schmunzelte. „Doch<br />

ich werde mir keine Last ans Bein binden.“<br />

„Aber was ein Junge kann, kann ich schon lange. Außerdem könnte ich Euch bei<br />

den Zaubereien auf dem Jahrmarkt helfen“, bettelte Hannah und fügte leise<br />

hinzu: „Ich kenne mich in manchen Dingen aus.“<br />

(Seite 17f.)

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