Mediendienst 4 - CARITAS - Schweiz
Mediendienst 4 - CARITAS - Schweiz
Mediendienst 4 - CARITAS - Schweiz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 5 -<br />
An der Armutsgrenze ist die Wohnsituation immer häufiger problematisch<br />
Prekäre Wohnsituationen bedeuten permanenten Stress<br />
Caritas Zürich hat bei verschiedenen Non-Profit-Organisationen in Zürich nachgefragt, wie es<br />
um die Wohnsituationen ihrer Klientinnen und Klienten steht. Die kurz gefasste Antwort war:<br />
„fatal“. Immer mehr Menschen leben in prekären Wohnsituationen – sie können ihre Miete<br />
nicht mehr bezahlen, finden keine Wohnung, haben Schulden oder wissen ganz einfach nicht, wo<br />
sie in den nächsten Monaten schlafen können.<br />
Mit anderen Non-Profit-Organisationen (NPOs) im Kanton Zürich – Mütterhilfe, Pro Senectute Kanton<br />
Zürich, Pro Juventute Kanton Zürich und der Stiftung Domicil – stellt Caritas Zürich fest, dass im<br />
Rahmen der Klientinnen- und Klientenberatung immer wieder ähnliche Probleme bezüglich Wohnen<br />
auftauchen. Sowohl Anfragen für Wohnvermittlung, für Unterstützung bei der Wohnungssuche als<br />
auch für Mietzins- und Mietzinsdepotübernahmen häufen sich. Adäquat auf diese gestiegenen Anfragen<br />
zu reagieren und die Hilfesuchenden in diesen Belangen zufriedenstellend zu unterstützen, stellt<br />
alle NPOs vor grosse Herausforderungen. Denn im Kanton Zürich leben rund 100'000 Menschen an<br />
der Armutsgrenze.<br />
Steigende Kosten, erschwerte Wohnungssuche<br />
Die Gründe warum eine Wohnsituation unhaltbar ist, sind sehr unterschiedlich. Sie reihen sich ein in<br />
die komplexen Ereignisketten des Lebens. Die Geburt eines Kindes, die Trennung von der Partnerin<br />
oder der Umzug des Partners ins Pflegeheim wirken sich auf die benötigte Zimmerzahl sowie auf die<br />
finanziellen Möglichkeiten aus. Ebenso kann sich die Anforderung an eine Wohnung durch das Älterwerden<br />
oder nach einem Umfall verändern. Auch wenn die Wohnung schlecht gegen Kälte oder Lärm<br />
isoliert oder von Schimmel befallen ist, ist ein Wohnungswechsel wünschenswert. Wenn jemand ein<br />
kleines Budget und weitere Handicaps wie Einträge im Betreibungsregister hat, ist ein Wohnungswechsel<br />
aber oft nicht möglich. Die Wohnungssuche ist anspruchsvoll und nervenzehrend.<br />
Die in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen Wohnkosten bedeuten für armutsbetroffene Menschen<br />
oft eine grosse Belastung und bergen dementsprechend ein Schuldenrisiko. Wohnraum zu finden,<br />
der die maximalen Mietansätze der Ergänzungsleistungen, Sozialhilfe und des betreibungsrechtlichen<br />
Existenzminimums nicht übersteigt, gestaltet sich schwierig. Dies hat zur Folge, dass ein Teil der<br />
Miete aus dem Beitrag für die allgemeine Lebensführung bezahlt werden muss und den Betroffenen<br />
dann noch weniger bleibt.<br />
Eine Möglichkeit die Wohnkosten zu senken, ist der Umzug in ein günstigeres Quartier oder aufs<br />
Land. Öffentliche wie private Unterstützungsmöglichkeiten variieren jedoch je nach Gemeinde. Ein<br />
Umzug kann dazu führen das Beratungsangebote nicht mehr in Anspruch genommen werden können<br />
und Sozialleistungen geringer ausfallen. Dasselbe gilt zum Beispiel für ausserschulische Betreuungsangebote<br />
oder Gesundheitseinrichtungen.<br />
Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 24. November 2011