Mediendienst 4 - CARITAS - Schweiz
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Grüne Wirtschaft als Erneuerung der Nachhaltigen Entwicklung?<br />
Von Rio nach Rio in zwanzig Jahren<br />
Im Juni 2012 gibt sich die Staatengemeinschaft beim UN-Gipfel „Rio+20“ ein Stelldichein und<br />
hat dabei Grosses im Sinn: Dem Konzept der Nachhaltigen Entwicklung von 1992 soll neues<br />
Leben eingehaucht und mit klaren institutionellen Rahmenbedingungen gestärkt werden. Dazu<br />
will man eine „grüne Wirtschaft“ auf den Weg bringen. Doch was darunter in Rio zu verstehen<br />
sein wird, darüber wird heftig gestritten.<br />
Nicht alle mögen sich erinnern: Vor 25 Jahren entwarf die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung<br />
(„Brundtland-Kommission“) das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung, verstanden als eine<br />
„Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />
ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Damit verknüpft war die Nachhaltigkeitstriade<br />
der gesellschaftlich-sozialen Verantwortung, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und<br />
der ökologischen Verträglichkeit, wobei jedes der drei Felder bestimmten Zielen verpflichtet sei, die<br />
es zu einem Ganzen zu verbinden gelte.<br />
Rio 1992<br />
Fünf Jahre später, im Juni 1992, lud die UN zur Konferenz über Umwelt und Entwicklung, kurz „Erdgipfel“,<br />
nach Rio. Sie fiel in eine Zeit, da die Welt sich nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems<br />
aufmachte, die globalen Probleme anpacken zu wollen, es war die Zeit der grossen Weltkonferenzen.<br />
Die Staatengemeinschaft zeigte sich vom Brundtland-Konzept der Nachhaltigen Entwicklung beeindruckt<br />
und beschloss in Rio die ambitiöse „Rio-Deklaration über Umwelt und Entwicklung“ in Verbindung<br />
mit dem entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramm „Agenda 21“, dazu die<br />
Wald-Deklaration sowie die Klimarahmen- und die Biodiversitätskonvention. Im Weiteren wurde eine<br />
Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) damit betraut, die Umsetzung der Agenda 21 auf<br />
lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu überwachen, politische Optionen und Richtlinien für<br />
die Folgekonferenzen zu erarbeiten und Dialogprozesse zwischen Regierungen, internationaler Staatengemeinschaft<br />
und Zivilgesellschaft aufzubauen und zu vertiefen. Allerdings verpasste man es, die<br />
CSD mit griffigen Instrumenten auszustatten, die sie in die Lage versetzt hätten, ihre Aufgaben auch<br />
gegen politische Widerstände wahrzunehmen.<br />
Politische Euphorie ist bisweilen kurzlebig, die Aufbruchsstimmung der frühen 90er Jahre verflüchtigte<br />
sich zusehends. So brachten die Rio-Nachfolgekonferenzen in New York (1997) und Johannesburg<br />
(2002) kaum Neues, waren eher Durchhalteübungen zur Verhinderung von Rückschritten zu Rio, waren<br />
Gipfel unverbindlicher Absichtserklärungen. Hinzu kam, dass das Nachhaltigkeitskonzept mehr<br />
und mehr seine fehlende programmatische Schärfe und geringe politische Anziehungskraft offenbarte.<br />
Rio 2012<br />
Doch angesichts der sich zuspitzenden Wirtschafts-, Klima-, Energie-, Armuts- und Hungerkrisen kam<br />
die UN-Generalversammlung 2009 zum Schluss, es brauche einen neuen Wind, und sie berief für Juni<br />
2012 die UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (UNCSD) ein, kurz „Rio+20“, symbolträchtig<br />
Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 24. November 2011