Arbeitshilfen für die gewerkschaftliche ... - DGB-Jugend
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II. Hochschularbeit -<br />
Beratung und mehr<br />
Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach.<br />
Jobbende Stu<strong>die</strong>rende mit einem arbeitsrechtlichen<br />
Problem können ja wie jeder<br />
Berufstätige zur Verwaltungsstelle der<br />
zuständigen Gewerkschaft gehen. Unverbindliche,<br />
orientierende Auskunft bekommt<br />
dort jeder und ein Student, der Mitglied ist<br />
oder wird, erhält natürlich auch Rechtsberatung<br />
und Rechtsschutz. Aber bei genauerem<br />
Hinschauen wird schnell klar, dass <strong>die</strong><br />
Hürden auf dem Weg zur Gewerkschaft <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> meisten Stu<strong>die</strong>renden viel größer sind<br />
als <strong>für</strong> Auszubildende und <strong>die</strong> meisten „normalen“<br />
Berufstätigen. Die meisten Stu<strong>die</strong>renden<br />
hatten noch nie Kontakt zu einer<br />
Gewerkschaft, häufig stehen sie Gewerkschaften<br />
sogar mit Vorbehalten gegenüber.<br />
Um auf <strong>die</strong>se Personengruppe zuzugehen,<br />
entstand <strong>die</strong> Idee, an oder bei Hochschulen<br />
ein arbeits- und sozialrechtliches Beratungsangebot<br />
<strong>für</strong> jobbende Stu<strong>die</strong>rende zu<br />
initiieren.<br />
Das Ideal flächendeckender <strong>gewerkschaftliche</strong>r<br />
Stu<strong>die</strong>rendenstrukturen mit Gruppen<br />
aktiver Ehrenamtlicher, Praktikumsbetreuung,<br />
Veranstaltungsreihen und hochschulpolitischem<br />
Gewicht vor Augen erscheint<br />
<strong>die</strong> Einrichtung einer hochschulnahen Beratung<br />
ohne großen Aufwand als realisierbar.<br />
Auch ohne umfangreiche hauptamtliche<br />
Kapazitäten oder gar ehrenamtliches<br />
Engagement kann zumindest eine durch<br />
GewerkschaftssekretärInnen abgesicherte<br />
regelmäßige Beratung eingerichtet werden.<br />
Sie ist ein wichtiger Schritt auf Studentinnen<br />
und Studenten zu, dem unter<br />
günstigen Voraussetzungen weitere folgen<br />
können, der aber auch <strong>für</strong> längere Zeit der<br />
einzige sein kann. Ihn und <strong>die</strong> Schritte, <strong>die</strong><br />
ihm folgen können, zu vereinfachen, <strong>die</strong>nen<br />
<strong>die</strong> folgenden Ausführungen.<br />
Hochschularbeit - Beratung und mehr Jobbende Stu<strong>die</strong>rende beraten - Der Weg zum Campus-Office<br />
III. Jobbende Stu<strong>die</strong>rende<br />
beraten -<br />
Der Weg zum<br />
Campus-Office<br />
Der Autor Frank Herrmann ist<br />
<strong>DGB</strong>-<strong>Jugend</strong>bildungsreferent in Darmstadt<br />
und Gründer des dortigen Campus<br />
Offices.<br />
Kontakt: frank.herrmann@dgb.de<br />
1. Vorüberlegungen<br />
Folgende Ausführungen richten sich in erster<br />
Linie an <strong>Jugend</strong>sekretärInnen, <strong>Jugend</strong>bildungsreferentInnen<br />
und gewerkschaftlich<br />
aktive Stu<strong>die</strong>rende, <strong>die</strong> eine Beratungseinrichtung<br />
bzw. ein anderes Projekt im<br />
Rahmen von saw realisieren möchten.<br />
Macht das Projekt an meinem Standort<br />
Sinn?<br />
Vor der Projektierung eines Vorhabens im<br />
Stu<strong>die</strong>rendenbereich sollten <strong>die</strong> lokalen<br />
Potenziale abgeschätzt werden. Es sollte<br />
zumindest ein Hochschulstandort mittlerer<br />
Größe (ca. 10.000 Stu<strong>die</strong>rende) vorhanden<br />
sein, um über das Projekt eine relevante<br />
Anzahl an Stu<strong>die</strong>renden erreichen zu können.<br />
Optimal eignen sich Standorte mit<br />
mehreren Hochschulen (Universität plus<br />
Fachhochschule), da hier ein großes Potenzial<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ansprache vorhanden ist.<br />
Was kann und will ich erreichen?<br />
Das Projekt students at work bietet eine<br />
ganze Reihe von Handlungsperspektiven.<br />
Ohne großen Aufwand kann zunächst <strong>die</strong><br />
Beratungshomepage beworben werden.<br />
Darauf aufbauend kann vor Ort eine eigene<br />
Beratung angeboten werden. Und schließlich<br />
kann <strong>die</strong> Gründung einer <strong>gewerkschaftliche</strong>n<br />
Stu<strong>die</strong>rendengruppe initiiert<br />
werden. Denkbar sind weitere Aktivitäten<br />
wie flankierende Veranstaltungen.<br />
Wichtig ist, dass bei der Entwicklung von<br />
Projekten und Veranstaltungen ausreichend<br />
Zeit eingeplant wird, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Umsetzung<br />
auch realistisch erscheinen lässt. Lieber<br />
klein einsteigen und langsam weitere Ausbaustufen<br />
in das Projekt integrieren, als sofort<br />
den großen Wurf wagen.<br />
Ist der Aufwand realistisch?<br />
Neben ehrenamtlichen TeamerInnen in der<br />
Bildungsarbeit verfügt <strong>die</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Jugend</strong><br />
kaum über aktive studentische Mitglieder.<br />
Entsprechend haben wir auch kaum MultiplikatorInnen<br />
in den Hochschulen, <strong>die</strong><br />
entsprechende Projekte tragen und unterstützen<br />
könnten. Daher muss bei einem<br />
studentischen Projekt <strong>die</strong> Projektierung,<br />
Vorbereitung, Bewerbung und Durchführung<br />
oft komplett neu erfunden werden.<br />
Eine genaue Aufwand-Nutzen-Einschätzung<br />
ist also ratsam.<br />
2. Projektierung<br />
Hier wird nur ein Überblick geboten. Die<br />
einzelnen Punkte werden im Anschluss<br />
ausgeführt.<br />
Konzept<br />
Im Rahmen der Projektierung ist ein Kon-<br />
www.students-at-work.de<br />
zeptpapier <strong>für</strong> das angestrebte Projekt hilfreich.<br />
Es kann zur Information potenzieller<br />
Partner genutzt werden und <strong>die</strong> Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> spätere Vorlage im <strong>DGB</strong>-Regionsvorstand<br />
bilden. Zwei Beispiele finden sich in<br />
der Anlage 1.<br />
Partner<br />
In einem ersten Schritt sollten Partner <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Durchführung des Projekts gewonnen<br />
werden. Innerhalb der Hochschule können<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenvertretungen Raumsuche<br />
und Bewerbung vereinfachen. Partner im<br />
<strong>gewerkschaftliche</strong>n Bereich ermöglichen<br />
<strong>die</strong> konkrete Durchführung der Beratung<br />
wie auch den Verweis von Ratsuchenden an<br />
<strong>die</strong> Mitgliedsgewerkschaften zur Klärung<br />
branchenspezifischer Fragen (mehr unter<br />
3.).<br />
Gewerkschaften und <strong>DGB</strong>-Regionsvorstand<br />
Im <strong>DGB</strong>-Regionsvorstand sind alle Mitgliedsgewerkschaften<br />
vertreten. Ihm sollte<br />
das Konzept vor dem Start der Beratung<br />
zum Beschluss vorgelegt werden. Da<strong>für</strong><br />
sprechen im wesentlichen zwei Gründe<br />
(mehr unter 4.):<br />
Dem Projekt wird so politischer (und<br />
wenn nötig auch finanzieller) Rückhalt<br />
gesichert.<br />
Im Rahmen der Beratung können<br />
branchenspezifische Fragen auftauchen,<br />
<strong>die</strong> nur von den zuständigen<br />
Mitgliedsgewerkschaften zu beantworten<br />
sind. Ein Beschluss im Regionsvorstand<br />
kann ihre Bereitschaft<br />
zur Kooperation sicherstellen.<br />
Finanzierung<br />
Dem Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung sollte ein Finanzierungskonzept<br />
zugrunde liegen, wenn<br />
laufende Kosten entstehen, <strong>die</strong> ggf. auch<br />
aus Mitteln der Mitgliedsgewerkschaften<br />
getragen werden sollen. Allerdings kann der<br />
Materialkostenaufwand gering gehalten<br />
werden, da students at work seine Materialien<br />
kostenlos abgibt (mehr unter 5.).<br />
www.students-at-work.de<br />
Berater/innen<br />
Eine Grundsatzfrage ist, ob <strong>die</strong> arbeitsrechtlichen<br />
Beratungen durch Hauptamtliche<br />
aus den Gewerkschaften oder speziell<br />
qualifizierte ehrenamtliche StudentInnen<br />
durchgeführt werden. Für beide Formen<br />
gibt es gute Gründe und Erfolgsberichte aus<br />
der Praxis (mehr unter 6.).<br />
Räumlichkeiten<br />
Räume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungen oder <strong>die</strong> Treffen<br />
studentischer Aktiver sollten an der<br />
Hochschule oder in deren Umfeld gesucht<br />
werden. Räumlichkeiten an der Hochschule<br />
erhält man am besten und kostengünstigsten<br />
über PartnerInnen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Strukturen<br />
der Hochschule eingebettet sind (Stu<strong>die</strong>rendenvertretung,<br />
Personalrat etc.). Räumliche<br />
Nähe zu bestehenden Beratungs- oder<br />
Serviceeinrichtungen ist von Vorteil (mehr<br />
unter 7.). Auch <strong>die</strong> Gründung einer Hochschulgruppe<br />
ist eine Möglichkeit, um zu<br />
Räumlichkeiten zu gelangen.<br />
Werbemittel<br />
Von der Bewerbung der Beratung hängt<br />
auch ihr Erfolg ab. Als Werbemittel stellt<br />
students at work Eindruckflyer und Eindruckplakate,<br />
Layoutvorlagen und –komponenten<br />
zur Verfügung. Ergänzend kann<br />
ein Aufsteller (Format A1) genutzt werden.<br />
Wichtig ist, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewerbung <strong>die</strong> richtigen<br />
Orte und Zeitpunkte – in Bezug auf<br />
<strong>die</strong> Semesterstruktur - genutzt werden und<br />
<strong>die</strong> Werbung auch verbindlich ankommt.<br />
Ergänzend bieten sich vor allem <strong>die</strong> Einführungsveranstaltungen<br />
<strong>für</strong> Erstsemester <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Bewerbung an (mehr unter 8.).<br />
Pressearbeit<br />
Ein Beratungsangebot sollte durch regelmäßige<br />
nachhaltige Pressearbeit begleitet<br />
werden. Dazu gehören Pressemitteilungen<br />
und Terminankündigungen wie auch der<br />
persönliche Kontakt zu Redakteuren (mehr<br />
unter 9.). Ein Beispiel <strong>für</strong> eine Pressemitteilung<br />
findest du in Anlage 3. Zur Bewerbung<br />
des Projekts bieten sich ergänzend Publikationen<br />
der studentischer Gremien, anderer<br />
Einrichtungen der Hochschule und des Studentenwerks<br />
an. Zusätzlich stellt students<br />
at work Kolumnen bereit, <strong>die</strong> regelmäßig<br />
in studentischen Me<strong>die</strong>n veröffentlicht<br />
werden können. Ein Beispiel findest du in<br />
Anlage 3.<br />
3. PartnerInnen<br />
Für <strong>die</strong> Etablierung eines Campus Offices<br />
braucht man PartnerInnen – sowohl bei der<br />
Durchführung der eigentlichen Beratung<br />
als auch beim Aufbau der da<strong>für</strong> notwendigen<br />
Rahmenbedingungen. Innerhalb und<br />
außerhalb der Hochschule gibt es eine ganze<br />
Reihe von Akteuren und Einrichtungen,<br />
mit denen sinnvoll kooperiert werden kann.<br />
Keiner gesonderten Erwähnung bedarf, dass<br />
vorhandene <strong>gewerkschaftliche</strong> Stu<strong>die</strong>rendenstrukturen,<br />
z.B. eine <strong>gewerkschaftliche</strong><br />
Stu<strong>die</strong>rendengruppe, von Beginn an einbezogen<br />
werden.<br />
Stu<strong>die</strong>rendenvertretungen<br />
1. Asten etc. (Räumlichkeiten, Werbung,<br />
optional Geld)<br />
An jeder Hochschule gibt es eine zentrale<br />
studentische Vertretung. Oft besteht sie<br />
aus einem Stu<strong>die</strong>rendenparlament, und einem<br />
Exekutivorgan, dem AStA (Allgemeiner<br />
Stu<strong>die</strong>rendenausschuss), in Ostdeutschland<br />
vielfach auch als StuRa (StudentInnenrat)<br />
oder RefRat (ReferentInnenrat) bezeichnet.<br />
In Bayern und Baden-Württemberg sind<br />
<strong>die</strong>se Strukturen nicht vorgeschrieben und<br />
bestehen daher oft als unabhängige ASten<br />
(U-AStA).<br />
ASten sind oft der erste und beste Partner <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Einrichtung eines Campus Offices. Meist<br />
tragen sie eigene etablierte Beratungsangebote<br />
(BAföG-Beratung), sie verfügen über Räume<br />
an der Hochschule, können das Projektes innerhalb<br />
der Hochschule effektiv bewerben und<br />
<strong>die</strong> Tür zu anderen PartnerInnen öffnen.<br />
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