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Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918

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Hand drückte. Wussten wir doch alle nicht, ob man sich jemals wiedersehen<br />

würde.<br />

Von diesem Bataillon war der größte Teil in den Hochvogesen zwischen<br />

Schnierlach und Markirch eingesetzt, ein kleinerer Teil im Vorgelände zwischen<br />

der alten Festung Neubreisach zu dessen Schutz und zur Fliegerabwehr in<br />

Gestalt einer 10 cm Batterie. Ich hatte 2 Offiziere oben, wo ich zugleich den<br />

Bataillonkommandeur unterstützte, der einer bayrischen Division unterstellt<br />

war, und 2 unten, wo ich dem badischen General der Festung unterstellt war<br />

und zudem eine Mörserbatterie feldmarschmäßig ausbildete, neben dem<br />

Fliegerschiessen mit der 10 cm Batterie zu 6 Geschützen, dabei ein gutes<br />

Pferdematerial mit 2 Jagdwagen und war völlig frei in meinen Entschließungen,<br />

ob ich oben oder unten sein wollte. Die anfänglich noch<br />

lebhafte Gefechtstätigkeit und die Schönheit der Landschaft zog mich<br />

zunächst nach den Hochvogesen, wo ich bei einem eigenartigen Erlebnis<br />

auch wieder viel Glück hatte. Mein alter Freund, Oberförster Moosmaier war<br />

nach einer Magenoperation auch zum Bataillon 20 versetzt worden. Nach<br />

einigen Tagen bat er mich, mit ihm auf seine Beobachtungsstelle in einem<br />

Steinriegel der Vogesenköpfe zu gehen, um ihn über die feindlichen<br />

Stellungen zu orientieren. Ich war aber noch nie auf dieser Beobachtung<br />

gewesen und ging mit ihm in angeregter Unterhaltung, nur mit Stock und Glas<br />

ausgerüstet, bis er plötzlich merkte, dass er sich hinter der Waldgrenze verirrt<br />

hatte und wir in nächster Nähe der französischen Beobachtungsstelle<br />

gekommen waren, von wo wir, Gott sei Dank, mit übereilten und schlecht<br />

gezielten Schüssen überrascht wurden. Blitzschnell warfen wir uns hinter die<br />

dort glücklicherweise vorhandnen großen Felsblöcke. Und es gelang uns, mit<br />

kurzen Sprüngen dies immer wiederholend, allerdings unter fortwährendem<br />

Feuer der Franzosen in einen toten Winkel zu kommen und von dort<br />

langabwärts im Schweinsgalopp uns in Sicherheit zu bringen. Sie hätten ja,<br />

ganz abgesehen von ihrem schlechten Schiessen, seelenruhig herauskommen<br />

und uns erledigen können, denn wir hatten leichtsinnigerweise nicht einmal<br />

einen Revolver mitgenommen. Aber es war wirklich: „Ende gut, alles gut“.<br />

Unsere Mannschaften waren größtenteils von der Wasserkante, vorbildlich<br />

sauber und wohlerzogen, im Gegensatz zu den aus Niederbayern<br />

stammenden Infanteristen, welche bei den Elsässern leider wegen ihrer<br />

Unsauberkeit und ihrer derben Art sehr unbeliebt waren. Dazu kam, dass im<br />

ganzen Machtbereich dieser Division alle Kilometersteine, Brunnenstöcke und<br />

Wegweiser dieser Division mit den bayrischen Farben blauweiss angestrichen<br />

waren, um dergestalt dieses zukünftige „Reichsland“ zu annektieren, jedoch<br />

mit dem negativen Erfolg, dass die dortigen Einwohner sagten: „Lieber<br />

preußisch als bayrisch.“ Bei den Preußen aber waren sie wegen ihres guten<br />

bayrischen Biers wohlgelitten, das sie in "Wengeter-Butten" auf die allerentlegensten<br />

Höhenstellungen hinauftrugen. Übrigens fiel leider einer meiner<br />

Offiziere, als er zum Abendschoppen die Staffel des Wirtshauses mit<br />

bayrischem Bierausschank in Schnierlach hinaufging und zwar durch eine<br />

vom Vogesenkamm hierher verirrte Kugel, die seinen Schädel bis zum Kinn<br />

herunter spaltete. Ein Beispiel, wie man auch im Felde schicksalhaftes Pech<br />

haben kann. Kurz vorher hatte ich einen Brief von seinen Eltern erhalten,<br />

Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg von <strong>Theodor</strong> <strong>Hepp</strong> Seite 12 von 45

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