Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Armee und dem Vaterland eingeleitet wurden, nebst Austrinken von 3<br />
Slivowitz-Gläsern, mit anschließender gegenseitiger Verbrüderung. Hierbei<br />
gewann ich auch Einblick in die politische und militärische Lenkweise der<br />
ungarischen Armee, welche grundverschieden von der unsrigen war.<br />
Während wir überzeugt waren, dass uns der Krieg durch das Bündnis und die<br />
gesteigerte Kriegsrüstung unserer benachbarten Großmächte aufgezwungen<br />
worden war und dass die Ermordung des österreichischen Thronfolgers nur der<br />
Beginn des Krieges verursacht hatte, war für die Bulgaren ihr späterer Eintritt in<br />
diesen Krieg auf unserer Seite nur die Folge ihres deutsch gesinnte Zaren<br />
Ferdinand, in Verbindung mit dessen von uns angeblich bestochenen<br />
Ministerpräsidenten Radoslawow. Das bulgarische Volk selbst hätte viel lieber<br />
auf Seiten der Russen gekämpft, mit denen sie sich durch Rasse, Religion und<br />
infolge der einstigen russischen Hilfe bei der Befreiung von dem verhassten<br />
Türkenjoch innig verbunden fühlten. Auch war es ihnen daher höchst unsympathisch,<br />
dass sie nun Seite an Seite mit den, anfänglich auch in die<br />
mazedonische Front eingesetzten türkischen Divisionen, kämpfen mussten.<br />
Daher kam es, dass Zar Ferdinand es nicht wagen konnte, auch den Russen<br />
den Krieg zu erklären, so wenig wie später den Amerikanern. So entstand der<br />
groteske Zustand, dass die russischen und amerikanischen Botschaften mit<br />
ihren zahlreichen Attachés und Spitzeln ruhig in Sophia weiter existierten und<br />
der feindlichen Kriegsführung ein unbezahlbares Hilfsmittel waren um Klarheit<br />
über die völlig ungenügende militärische Bereitschaft der Bulgaren und<br />
unserer, nach deren Ansicht ganz unvollkommene Unterstützung an schwerer<br />
Artillerie und Fliegern, zu bekommen, die ihnen völlig fehlten und daraus ihre<br />
strategischen Schlüsse zu ziehen. Als zudem noch im Jahre 1917, infolge<br />
großer Dürre eine Hungersnot hinzukam und unser Bukarester Frieden mit<br />
Rumänien die Missstimmung gegen uns aufs Höchste steigerte, fasste, in<br />
Kenntnis all dieser Umstände Churchill den Entschluss, unsere Gesamtfront<br />
vom Süden her aufrollen zu lassen, als den Punkt des vorherzusehenden<br />
schwächsten Widerstandes, womit er auch vollen Erfolg hatte und dadurch<br />
der Krieg endgültig entschieden wurde.<br />
Vorläufig fühlte ich mich jedoch an diesem Frontabschnitt noch sehr wohl.<br />
Das war der Winter 1916/17. Nachdem ich mich auf der Beobachtung<br />
eingehend orientiert, dieselbe auch wesentlich verstärkt und meine sehr<br />
netten Offiziere in modernen Schiessen ausgebildet hatte, konnte ich in<br />
Ablösung mit den beiden ältesten derselben mich immer wieder tagelang<br />
zum Lager mit seinen Pferden und Kolonnen begeben und von dort aus an<br />
dem in 1-stündigen Ritt erreichbaren Doiransee, mit seinen anstoßenden<br />
Bergen nach Herzenslust jagen und fischen wozu mir ein Nachen der<br />
bulgarischen Fischer zur Verfügung stand. Ganz unvergesslich ist mir auch das<br />
ganz früh morgens beginnende Konzert der herrlichen Vogelwelt am See, wo<br />
ich schon vor Tagesgrauen in einer Schilfhütte den Einfall der Enten<br />
abwartete, welche mein braver Condé dann, nach dem Schiessen mit<br />
Feuereifer apportierte. Zu ihrem Geschnatter kam mit den ersten Sonnenstrahlen<br />
auf den rosigen Berggipfeln der schmetternde Gesang der vielen<br />
Rohrsänger im Schilf, vermischt mit den Stimmen der Kiebitze, Bekassinen und<br />
Seeadler. Bei der anschließenden Kahnfahrt entlang der vielen Buchten im<br />
Schilfgürtel, konnte ich auch häufig dicke, fette Karpfen mit Karabinerschuss<br />
Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg von <strong>Theodor</strong> <strong>Hepp</strong> Seite 30 von 45