Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
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Ich wurde nun vom Hauptquartier zu der an die albanische Grenze<br />
anschließende Monastir-Front beordert, wo zur Zeit sehr schwere Kämpfe<br />
stattfanden, bei der Monastir verloren ging und wo ich die dort befindliche<br />
dritte 10 m Batterie vom Regiment 16 zu übernehmen hatte. Da dorthin keine<br />
Bahn hinführte, wurde ich mit Augenstein und Condé per Auto über den<br />
Bahnpass zu dem in Prilep befindlichen A.O.K. gebracht um dort nähere<br />
Weisungen zu erhalten. Prilep liegt in einem 800 m hohen breiten Tal, circa 50<br />
km nördlich von Monastir. Bei der Fahrt dorthin, erhielt ich zunächst einen<br />
Begriff davon wie den bulgarischen Soldaten die Disziplin beigebracht wurde.<br />
Da sie mit ihren Büffeln und Ochsen-Kolonnen keine richtige Marschordnung<br />
einhielten und dadurch dauernd die Strassen versperrten, nahm mein<br />
Autoführer einen bereit gelegten schweren Eichenknüppel und schlug mit<br />
diesem auf die bulgarischen Fahrer rücksichtslos ein. Als wir sodann einen<br />
bulgarischen Feldgendarmen entdeckten und uns bei diesem über die<br />
Brutalität beschwerten, ließ dieser einen Trillerpfiff ertönen, worauf aus allen<br />
"Panjewagen" deren Fahrer ihre Köpfe herausstreckten, um von dem<br />
Gendarmen der Reihe nach mit einer furchtbaren Ohrfeige bedacht zu<br />
werden. Eine derartige handgreifliche Befehlsgebung war uns allerdings noch<br />
neu, sie bewirkte aber allerdings wahre Wunder von Fahrdisziplin!!<br />
Um einen völligen Zusammenbruch der dortigen Truppen zu verhindern,<br />
mussten wieder einmal vom Westen deutsche Gruppen herausgezogen<br />
werden und wurden hier eingesetzt. Ich fuhr hinter der Passhöhe an einem<br />
Gardejägerbataillon vorbei, welches direkt von dem viel umkämpften<br />
Hartmannsweilerkopf in den Südvogesen hierher geworfen wurde und bei<br />
Kampf um die wichtige Höhe von 1050 nördlich von Monastir sofort furchtbare<br />
Verluste hatte, weil die Bulgaren ihre Stellung verlassen hatten. Es war ein<br />
ergreifender Anblick für mich als ich nach meiner Ankunft in Prilep die von<br />
Süden her auf der Flucht befindlichen Völkerscharen betrachtete und nun<br />
mitten durch sie hindurch das Gardejägerbataillon mit seiner Kapelle unter<br />
den Klängen des wundervollen Marschliedes: "Ich schieß den Hirsch im wilden<br />
Forst" einmarschierte. Ich saß dann abends mit den Offizieren dieser, fast nur<br />
aus Forstmännern bestehenden Elitetruppe in einer Schenke bei Mazedonierwein,<br />
Jägerlieder singend, fröhlich zusammen, als plötzlich ein verwundeter<br />
schweißbedeckter Offizier hereinstürzte und unter unsäglichen Wutausbrüchen<br />
gegen die Bulgaren, erzählte, dass diese in schamloser Weise<br />
davongelaufen und die zwischen sie eingesetzten deutschen Gruppen im<br />
Stich gelassen hätten, weshalb sofortige Hilfe ganz dringlich sei. Von meiner<br />
Batterie berichtigte er, dass sie nicht mehr existiere. Das waren schöne<br />
Aussichten für uns und ließen unsere frohen Jägerlieder schleunigst<br />
verstummen. Wie froh war ich daher, als mir am nächsten Tage vom dortigen<br />
A.O.K mitgeteilt wurde, dass ein Versehen vom Hauptquartier in Uesküb<br />
vorliege und ich nicht die Batterie 3/16, sondern die viel weiter östlich am<br />
Doiransee liegende l0 cm Batterie 2/16 zu übernehmen habe. Man sieht<br />
daraus, wie weit allein von 1 Bataillon die so wertvollen l0 cm Batterien<br />
auseinander gezogen wurden. An diesem Doiransee fand ich nun tatsächlich<br />
einzigartige, ideale Verhältnisse für einen Batterieführer vor. Die Beobachtung<br />
lag oben auf dem "Kala Tepe", einem Felsenkopf 600 m über dem See, mit<br />
einem ganz wundervollen Blick über den See und von dem nördlich und<br />
Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg von <strong>Theodor</strong> <strong>Hepp</strong> Seite 28 von 45