Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918
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Jeder von ihm beschenkt, die Mannschaften mit Tabak, wir Offiziere mit<br />
einem ledernen Tabaksbeutel, den ich Dir, lieber Ernst, geschenkt habe.<br />
Nun ging es also einem neuen unbekannten Krieg-Schauplatz entgegen, was<br />
mochte er mir wohl bringen? Gut, dass ich das Ende daselbst nicht wissen<br />
konnte! Auf der Durchfahrt durch Deutschland besuchte ich Euch Lieben<br />
schnell noch 2 Tage und nahm mit Augenstein bei einem Präparator in<br />
Stuttgart einen 2-tägigen Unterricht im Abbalgen von Vogelbälgen, da ich<br />
erfahren hatte, dass in Mazedonien eine wunderbare und seltene Vogelwelt<br />
war.<br />
Zur Fahrt dahin ging von München aus der sog. Balkanzug über Wien,<br />
Budapest, Belgrad, Nisch (mit Abzweigung nach Konstantinopel), Uesküb,<br />
dem Hauptquartier der mazedonischen Front, bis zu dem nahe der<br />
griechischen Grenze gelegenen Bogdanci. Hierzu brauchte man 3 Tage, da<br />
von Belgrad an den meisten Stationen lange gehalten wurde. Hierbei hatte<br />
man Gelegenheit die edle Haltung und den wundervollen, schwebenden<br />
Gang der serbischen und türkischen Frauen zu bewundern welche an den<br />
Zügen ihr Obst und andere Erzeugnisse feil boten. Wenn ich später im Urlaub<br />
die Backnanger Gerbersfrauen mit ihnen verglich, erschien es mir äußerst<br />
lächerlich, dass wir oft in Deutschland auf die Balkanbewohner wie auf<br />
Halbwilde herunterschauten!!!!! Im persönlichen Auftreten und im taktvollen<br />
und würdigem Benehmen, könnten wir manchmal eher von ihnen lernen.<br />
Dagegen machten mir die österreichischen Offiziere, die in meinem Coupé<br />
von Wien ab nach Serbien und Albanien mitfuhren, einen denkbar<br />
schlechten Eindruck. Ihre Unterhaltung drehte sich hauptsächlich um die, für<br />
die Österreicher leider sprichwörtlich gewordene "Menage" und "Poussage"<br />
und was man von ihrer "Courage" zu hören bekam, war mehr wie blamabel.<br />
Ein Oberst erzählte z.B. lachend von ihrem Rückzug in Russland, wie sie da<br />
gelaufen und gelaufen seien, bis sie schließlich alle miteinander von seinen<br />
Truppen desertiert waren. Auf meine verwunderte und empörte Frage, wie<br />
denn so etwas möglich sei, bekam ich die bezeichnende Antwort: „Jo, das<br />
werden's scho verstehn lerna, wenn sie a Zeit lang do unte san. Mit oll den<br />
vielen Nationalitäten ka ma holt dös net macha, was Ihr Reichsdeutschen<br />
macht. Hört doch amal auf mit dem blödsinnigen Krieg, Ihr künnt ihn ja doch<br />
nit gwinna." Darin sollte er ja leider Recht behalten und ich musste bald<br />
einsehen, dass mit den Österreichern und den anderen Bundesgenossen der<br />
Krieg allerdings nicht zu gewinnen war, da wir zu ihrer Unterstützung dauernd<br />
Truppen aus unseren eigenen Reihen, resp. aus unseren Frontteilen herausziehen<br />
mussten und dadurch bald nicht mehr imstande waren beizeiten im<br />
Westen einen entscheidenden Sieg, resp. Schlag zu führen, ehe die Masse der<br />
amerikanischen Artillerie und Fliegermaterials unsere anfängliche taktische<br />
Überlegenheit in das Gegenteil verkehrte. So musste ja Österreich die<br />
ungeheure Blamage einstecken, dass seine Truppen von dem kleinen Serbien<br />
aus ihrem Lande hinausgejagt wurden und dieses Land, mitsamt Mazedonien<br />
und Albanien wieder von reichsdeutschen Truppen unter Mackensen<br />
zurückerobert werden musste. Leider bekam er vom Kaiser den Befehl, an der<br />
griechischen Grenze Halt zu machen, obwohl wir völlig berechtigt gewesen<br />
wären, dort einzumarschieren und das so wichtige Saloniki zu besetzen, von<br />
Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg von <strong>Theodor</strong> <strong>Hepp</strong> Seite 26 von 45