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Kiegsberichte Theodor Hepp - Europeana 1914-1918

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aber dieser auf weichen Boden nicht möglich war. Eine solch lächerliche<br />

Äußerlichkeit wurde als entscheidend für eine solch große Verminderung der<br />

Kampfkraft des deutsche Heeres zu einer Zeit, wo technische Überlegenheit<br />

uns allein noch ein Übergewicht unserer Feinde garantieren konnte! Zudem<br />

wurden diese Batterien in so geringer Zahl genehmigt, dass auf jedem Korps<br />

nur eine einzige zugeteilt werden konnte. Nun hatten wir zwar in der schweren<br />

15 cm Feldhaubitze 02 mit der gegen lebende und Felddeckung<br />

hervorragend wirkenden Granate ein vorzügliches Geschütz eingeführt, dem<br />

anfänglich die feindlichen Heere nichts Gleichwertiges entgegen stellen<br />

konnten, weshalb sich unsere ganze Hoffnung für den Ernstfall auf dieses<br />

Geschütz konzentrierte. Seine Konstruktion gründete sich auf die im russischjapanischen<br />

Kriege gemachten Erfahrungen, dass die Infanterie sich in relativ<br />

kurzer Zeit so weitgehend eingraben konnte, dass die leichten Kanonenbatterien<br />

mit ihrem Flachbahnschuss nur wenig und schließlich gar keine<br />

Wirkung mehr hatten. Doch wurden wir auch hierin durch die viel zu niedrige<br />

Zahl der genehmigten Haubitz-Bataillone a 4 Batterien und der lächerlichen<br />

Zahl der für diese bereitgestellten Bespannungs-Mannschaften, resp.<br />

Abteilungen mit schweren Pferden, sehr enttäuscht. Unser Schießschulregiment<br />

war das einzige in ganz Deutschland, welches eine komplette<br />

Bespannung hatte, bei erstklassigem Pferdematerial, unser ganzer Stolz in den<br />

Manövern.<br />

4) Wie in ihrem Geschütz so war unsere Feldartillerie auch in ihrem<br />

Schiessverfahren bei Kriegsbeginn noch völlig rückständig und zwar ebenfalls<br />

wegen der so schädlichen Vorliebe des Kaisers für das Auffahren im Galopp<br />

auf die Höhenstellungen herauf. Es war allerdings ein sehr schöner und äußerst<br />

schneidiger Anblick, aber ein leider äußerst verlustreiches Verfahren, weil bei<br />

dem hiermit verbundenem direktem Schiessen die Lage unserer Geschütze<br />

mit ihrem Mündungsfeuer weithin sichtbar wurde und nun von der<br />

gegnerischen Artillerie bei verdecktem Auffahren und indirektem Schiessen in<br />

aller Ruhe unter Feuer genommen werden konnte. Es hat einige Zeit gedauert<br />

bis unsere Feldartillerie sich zum indirektem Verfahren, der Not gehorchend,<br />

umstellte. Aber noch ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch wurde ich von<br />

unserem Artilleriekommandeur auf die Beobachtungsstelle eines Feldartillerie<br />

Hauptmanns beordert, weil dieser ein indirektes Schiessen durchführen sollte,<br />

hierfür aber total unfähig war, wie ich feststellen musste. Das war insofern<br />

nicht so unfasslich, als ein mir befreundeter Reserveoffizier der Feldartillerie<br />

nach einer 8-wöchigen Übung im Frühjahr <strong>1914</strong> erzählte, dass er von<br />

indirektem Schiessen immer noch keine Ahnung habe, dass von demselben<br />

wohl einmal gesprochen worden sei, aber keinerlei praktische Ausbildung<br />

hierfür gegeben worden sei. Es war also kein Wunder, dass wir von der<br />

"Schweren Artillerie", bei der das indirekte Schiessen von Anfang an eine<br />

Selbstverständlichkeit war, uns über diese Zustände entsetzten und unsere<br />

beiderseitigen Schiessschulen im krassesten Gegensatz zueinander standen.<br />

Dazu kam aber für den Kriegsbeginn ein weiterer, ganz schlimmer Umstand:<br />

5) Durch unseren Oberst Ziethen war über den Generalstab 3mal an den<br />

Kaiser die Eingabe eingereicht worden, dass die Munitionsbestände der<br />

schweren Artillerie des Feldheeres, also aller unserer modernen Geschütze<br />

Kriegsberichte aus dem ersten Weltkrieg von <strong>Theodor</strong> <strong>Hepp</strong> Seite 6 von 45

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