Auf fremdem Terrain – Wenn Männer pflegen - Bundesministerium ...

Martin Meister – der Kümmerer
Tief hängende Wolken haben einen Schleier „Es macht mich stolz, dass wir einer der wenigen
über die Rotklinkerhäuser in Wentorf bei Ham- Drei-Generationen-Haushalte sind“, sagt Meister.
burg gezogen, aus einer grauen Suppe tropft es Nur noch 270.000 gebe es davon in Deutschland,
ohne Unterlass vom Himmel herab. Die Sicht ist von rund 39 Millionen. „Nur 0,7 Prozent aller
schlecht. Und weil auch noch der Schriftzug auf
dem Straßenschild verblasst ist, gleicht die Anrei-
Privathaushalte!“
se zu Martin Meister und seiner Mutter an diesem Doch so besonders es auch klingt, das Zusam-
Januarmorgen dem sprichwörtlichen Stochern menleben ist nicht immer einfach: Denn Meisters
im Nebel. Mutter, Marga Vera Meister, benötigt beim Bewältigen
ihres Alltags Hilfe. Und die übernimmt und
Hier, im Norden, lebt Martin Meister mit Frau plant, so weit er das mit seinem Beruf als leitender
und Töchtern – und seiner 84-jährigen Mutter. Redakteur beim Magazin GEO vereinbaren kann,
Sie bewohnen gemeinsam ein zweistöckiges
Backsteinlandhaus mit großem Garten. Meist ers
ihr jüngerer Sohn Martin.
Familie wohnt unten, oben lebt die Mutter auf Der 50-Jährige ist ein groß gewachsener, schlanmit
beigefarbenem Teppich ausgelegten 110 Qua- ker Mann, dessen Mundwinkel stets ein feines
dratmetern. Lächeln umspielt. Sogar an Tagen wie diesem,
da es kein reines Vergnügen ist, samstags früh
aufzustehen, um mit seiner Mutter und einem
Reporterteam einen Termin beim Friseur wahrzunehmen.
Erst vor dem Friseursalon kommen wir dazu, Marga
Meister zu begrüßen. „Kennen wir uns?“, will
sie wissen. Sie ist eine gut gekleidete, schmächtige
Frau, die freundlich aus strahlenden Augen blickt;
mit etwas wackligen, kleinen Schritten nähert sie
sich dem Salon. Auch das Gehör hat nachgelassen
und auch Anzeichen von Vergesslichkeit hat ihr
Sohn registriert.