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Auf fremdem Terrain – Wenn Männer pflegen - Bundesministerium ...

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Wieso sich Geißler, wie jährlich über 30.000 ande- Frank Geißler berichtet von teilweise traditionell<br />

re junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren, für geprägtem Rollenverständnis der Senioren: Zum<br />

das FSJ entschieden hat? Er sitzt im Wartezimmer Beispiel, wenn er deren Betten machen wolle, fieder<br />

Zahnarztpraxis und hält einen Moment inne, len schon mal Kommentare wie: „Kann das nicht<br />

sagt dann: „Weil ich nach der Schule nicht wusste, besser eine Pflegerin machen?“ <strong>Männer</strong> seien beswas<br />

ich studieren sollte.“ Anfangs sei er noch unsicher<br />

gewesen, ob es das Richtige für ihn sei. Doch<br />

ser anderswo aufgehoben.<br />

es hat sich gelohnt: „Ich habe von den Damen Zeit für ausschweifende Gedanken bleibt nicht,<br />

und Herren hier viel über das Leben gelernt.“ Die weitere <strong>Auf</strong>gaben warten. Geißler muss wieder<br />

sieben Monate hätten ihn vor allem „menschlich los, zur Apotheke, Medikamente abholen. Und<br />

weitergebracht“, ist er überzeugt. „Ich kann das Frau Tetzlaff wartet beim Zahnarzt. Dass ihr nach<br />

nur jedem empfehlen.“ Zudem habe Geißler auch der Behandlung das Gebiss fehlt, bedeutet, dass<br />

die Erfahrung in der Arbeitswelt gesammelt, die Geißler morgen wieder mit ihr in die Praxis muss.<br />

er suchte: Beispielsweise, wie es ist, acht Stunden Doch der freiwillige Helfer gewinnt dem ewigen<br />

am Tag durchzuarbeiten, oder „wie man sich sei- Hin und Her etwas Gutes ab: „Dort arbeiten eininem<br />

Chef gegenüber verhält“.<br />

Völlig umsonst müssen Menschen wie Frank<br />

ge hübsche Zahnarzthelferinnen“, sagt er und<br />

schmunzelt lausbübisch.<br />

Geißler nicht arbeiten, doch der Lohn gleicht eher Frank Geißler macht den Job gerne, er fühlt sich<br />

einem Taschengeld: In den sieben Monaten erhielt wohl dabei. Sein 20-köpfiges Team, darunter ein<br />

er 540 Euro monatlich, davon müssen aber auch weiterer FSJ’ler, habe ihm die Eingewöhnung<br />

noch Fortbildungsseminare bezahlt werden. leicht gemacht, sagt er auf dem Rückweg ins Haus<br />

Begonie. „Nur das <strong>Auf</strong>stehen um fünf Uhr nervt.“<br />

Der Umgang mit den Bewohnern im Hospital Draußen hat der Frühling seine Vorboten entzum<br />

Heiligen Geist erfordere auch Überwin- sandt: Zarte Sonnenstrahlen locken viele Bewohdung,<br />

denn gerade bei den „fitteren“ Vertretern, ner auf die Anlage, die ihre Gehhilfen, sogenannte<br />

die noch mehr mitbekämen, falle ihm das Kon- Rollatoren, vor sich her schieben. Auch die Vögel<br />

taktherstellen nicht leicht: „Ich möchte ja deren<br />

Intimsphäre nicht stören.“<br />

freuen sich und pfeifen wild um die Wette.<br />

Geißler schiebt Frau Tetzlaff in den <strong>Auf</strong>enthalts-<br />

Auch weit unangenehmere Momente gebe es. raum, wo etwa 20 Senioren wortlos beisammen<br />

Manche Bewohner vertrauten ihm an, sie wün- sitzen und Popmusik aus dem Radio schallt. Für<br />

schten sich, dass ihr Leben bald zu Ende gehe. „Was Speis und Trank ist in der privaten Einrichtung,<br />

soll man da sagen, da kann man nur noch zuhören.“ die von einer Stiftung namens „Curator“ und

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