Auf fremdem Terrain – Wenn Männer pflegen - Bundesministerium ...
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end durch den Schlauch über Lucia Finks Nase in manchmal anstrengend seien. Menschen, die desihren<br />
Magen, ohne das irgendwelche äußerlichen halb vor Gericht ziehen und wegen Lärmbelästi-<br />
Regungen sichtbar würden. Kein Schlucken, kein gung klagen, könne er einfach nicht verstehen.<br />
Kauen. Frau Fink lässt alles gelassen über sich „Richter, die Kindergärten in Wohngebieten verergehen,<br />
sie sieht müde aus. Nachdem alles einge- bieten, würde ich ohne Pension rausschmeißen“,<br />
stellt wurde, verlassen die Pflegerin und Herr Fink echauffiert er sich. „Kinder dürfen heute doch eh<br />
den Raum und gehen zum Plaudern in die Küche.<br />
Siegfried Fink redet gerne, es wirkt als genieße er<br />
beinahe nichts mehr.“<br />
den Smalltalk. Sicherlich auch, weil dies seiner Dass Siegfried Fink überhaupt in der Lage ist, sei-<br />
Frau nicht gerade leicht fällt. ne Frau zu <strong>pflegen</strong>, ist nicht selbstverständlich.<br />
Nach einer Operation im vergangenen Oktober,<br />
Aus dem Küchenfenster fällt der Blick hier, im bei der ihm verstopfte Venen in den Beinen gereinördlichen<br />
Augsburger Stadtteil Firnhaberau, nigt wurden und zwei neue Stents zum Herzen<br />
auf eine Schrebergartenkolonie. Direkt vor dem gelegt werden mussten, weiß Siegfried Fink, was<br />
Haus der Finks liegt ein einsamer Tennissand- es bedeutet, plötzlich nicht mehr zu funktioplatz,<br />
um den sich Siegfried Fink mit dem Pflicht- nieren. Fink sitzt am Küchentisch und zieht zur<br />
bewusstsein eines Platzwarts kümmert: Er lässt Verdeutlichung sein türkises T-Shirt über seiihn<br />
von einer Firma instand halten und vermietet nen runden Bauch, der seither von einer langen,<br />
ihn regelmäßig an etwa zehn Parteien. „Früher violetten Narbe überzogen ist. „Ich bekam kaum<br />
war hier mehr los“, sagt Fink und schaut etwas noch Luft, musste mich alle fünf Minuten hinsetwehmütig.<br />
Er selbst kann, seit einer Operation zen.“ Es sei eine Vorstufe zum Infarkt und durchan<br />
den Venen seiner Beine, nicht mehr spielen. aus eine „lebensbedrohliche Situation“ gewesen.<br />
Siegfried Fink bedauert das sehr. Etwa 20 Jahre Vier Wochen verbrachte Fink deshalb im Kranlang<br />
war Tennis sein Hobby, er erfreute sich an kenhaus. „Falls ich es nicht geschafft hätte, wäre<br />
dem ehemaligen Volkssport. Auch viele seiner Lucia wohl ins Heim gekommen.“ Als „letztes<br />
Bekannten könnten längst kein Tennis mehr Mittel“ sieht Familie Fink diese Option. Auch die<br />
spielen, „wegen den Gelenken“, sagt Fink. „Andere Söhne würden eher ihren Job aufgeben, als die<br />
sind schon gestorben.“ Mutter ins Heim abzuschieben, versichert Vater<br />
Fink. 52 Jahre sind die beiden nun schon ein Paar,<br />
Neben dem Tennisplatz hat sich ein Kindergar- 48 Jahre davon verheiratet, bemerkt Siegfried<br />
ten niedergelassen, von wo lautes Getöse in die Fink und lächelt selbst etwas ungläubig ob solch<br />
Wohnung dringt. Fink lächelt liebevoll, wenn er<br />
von den Kindern spricht, auch wenn diese schon<br />
großer Zahlen.