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Auf fremdem Terrain – Wenn Männer pflegen - Bundesministerium ...

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Michael Karge <strong>–</strong> der <strong>Auf</strong>opferer<br />

Als Michael Jerry Karge seinen heutigen Part- „Viele behandeln HIV-Positive noch immer wie<br />

ner, Frank Schröter, vor zehn Jahren zum Blind Aussätzige“, sagt Michael Karge. Auch hier, in<br />

Date traf, erschien ein hagerer Mann in einem der hellgrauen Waschbetonsiedlung, wo sich der<br />

schweren Rollstuhl. Beide hatten sich über eine Sperrmüll vor den Haustüren beträchtlich sta-<br />

Telefon-Hotline namens „Er sucht ihn“ gefunden pelt und „Die Republikaner“ ihre Wahlplakate<br />

und darüber schon etliche kostspielige Stunden wie selbstverständlich in Reichweite angebracht<br />

vertelefoniert. Doch von seiner eingeschränkten haben, spüren sie das. „Manche Kinder hier rufen<br />

Lauffähigkeit, eine Spastik und eine Bänderver- uns schwule Sau.“ Ein Nachbar hat die Schmäkürzung<br />

im Bein, hatte Schröter nichts erwähnt. hung präzisiert: „Schwule Drecksau, euch kriege<br />

Auch eine noch schwerwiegendere Erkrankung ich auch noch hier raus“, entgegnete dieser Michahatte<br />

Schröter seinem Flirtpartner verheimlicht: el Karge, als er ihm nach einer Meinungsverschie-<br />

Er war bereits seit fünf Jahren HIV-positiv, hatte<br />

sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr<br />

denheit im Treppenhaus an die Gurgel ging.<br />

angesteckt. Nackenschläge wie diese können den beiden<br />

heute kaum noch etwas anhaben, so wirkt es. Sie<br />

Doch Michael Karge reagierte nicht, wie die stehen zueinander und auch zu ihrer Liebe. Sie<br />

meis ten Menschen es wohl getan hätten. Statt sind ein eingespieltes Team, harmonieren gut.<br />

auf dem Absatz kehrtzumachen und dem bedauernswerten<br />

30-Kilo-Mann Lebewohl zu sagen,<br />

entwickelte er im Gegenteil sogar Zuneigung für<br />

ihn: „Du bist auch ein lieber Mensch, hast Liebe<br />

und Zuneigung verdient“, dachte Karge und ließ<br />

die Liebe wachsen. „Ich habe Michael hoch angerechnet,<br />

dass er mich so nimmt, wie ich bin“, sagt<br />

Frank Schröter.<br />

Komme, was wolle.<br />

Bald darauf zog das Pärchen in eine gemeinsame<br />

45-Quadratmeter-Wohnung nach Frankfurt-<br />

Nied, in einen sozialen Brennpunkt der Mainmetropole,<br />

wo sie noch heute leben.

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