Kapitel 3.2.pdf - Institut für Friedenspädagogik Tübingen
Kapitel 3.2.pdf - Institut für Friedenspädagogik Tübingen
Kapitel 3.2.pdf - Institut für Friedenspädagogik Tübingen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Grundwissen<br />
3. LERNFELDER UND ANSATZPUNKTE<br />
Individualität<br />
Wenn Lernen so individuell<br />
ist, so individuell wie die<br />
Liebe, dann ergibt sich daraus<br />
ein weiteres Argument<br />
da<strong>für</strong>, dass gute Lehrer<br />
wirkliche Individuen sein<br />
müssen, keine Unterrichtsingenieure,<br />
die mit Lückentests<br />
und einem desinfizierten<br />
und in Klarsichtfolie<br />
eingewickelten Wissen die<br />
Neugierde vertreiben.<br />
Reinhard Kahl: Der gute<br />
Lehrer. In: ZEIT online<br />
25.7.2007.<br />
www.zeit.de/online/2007/30/<br />
gute-lehrer?page=all<br />
Gute Lehrkräfte schaffen Gelegenheiten zum Erkennen und zum<br />
Verstehen. Sie bilden sich selbst ständig weiter und engagieren<br />
sich auch <strong>für</strong> die Gemeinschaft. Und: Gute Lehrkräfte können mit<br />
der ihnen anvertrauten Macht verantwortungsvoll umgehen und<br />
zeigen die Flexibilität, mit ständig wechselnden Rollen souverän<br />
zurecht zu kommen.<br />
Dass diese Anforderungen viele Lehrkräfte überfordern, zeigt ein<br />
Blick auf die Belastungsskalen, Krankheitsbilder und Burn-Out-<br />
Problematik von Lehrkräften. Gute Lehrkräfte müssen deshalb auch<br />
Wege und Möglichkeiten kennen, ihre Kräfte und Ressourcen so<br />
einzuteilen, dass ihre Leistungskraft und Lebensfreude erhalten<br />
bleiben.<br />
Peinlich<br />
Ich empfinde es als peinlich, wenn ich beobachten muss, wie schnell<br />
manche Kollegen vergessen, wie es <strong>für</strong> sie auf der anderen Seite des<br />
Klassenzimmers war, wie sie sich als Schüler manchen Lehrern gegenüber<br />
gefühlt haben – das trifft leider immer öfter gerade auf junge Kollegen<br />
zu. Wenn sie nicht so vergesslich wären, könnten sie sich gegenüber<br />
Schülern nicht so schnell so ablehnend, ja feindlich äußern und verhalten.<br />
Sie würden wissen, dass ein Lehrer mit (natürlicher und fachlicher) Autorität<br />
nie autoritär sein muss. Sie würden darauf achten, Schülern zu helfen,<br />
sie beim Lernen und beim Sammeln und Auswerten von Erfahrungen<br />
zu unterstützen. Man muss keine Hausaufgaben aufgeben, nur, weil man<br />
eben Hausaufgaben gibt. Es ist ja nicht verkehrt, wenn Schüler ihren<br />
Hobbys nachgehen, sich mit Freunden treffen, Zeit da<strong>für</strong> haben, eigene<br />
Erfahrungen zu machen, eine selbstständige Persönlichkeit entwickeln –<br />
am Ende gar eine mit einem eigenständigen, kritischen Verstand.<br />
Andreas Müller: „Dumm, faul, unfähig“ – Wie manche Lehrer über Schüler<br />
denken. In: Frankfurter Rundschau, 27.10.2008, S. 18, Auszug.<br />
266 ©2010, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Friedenspädagogik</strong> <strong>Tübingen</strong> e.V. – WSD Pro Child e.V.