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Kapitel 3.2.pdf - Institut für Friedenspädagogik Tübingen

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3.2 SCHULENTWICKLUNG, GUTER UNTERRICHT, GUTE SCHULE<br />

Der Bildungsbericht 2008 der Bundesregierung (S. 7, 74 f.) zeigt<br />

deutlich die Situation an Deutschlands Schulen:<br />

• In Deutschland lebte 2006 mehr als jedes zehnte Kind unter 18<br />

Jahren in einer Familie, in der kein Elternteil erwerbstätig ist.<br />

Bei über 3,4 Millionen, bzw. 23 % der Kinder lag das Einkommen<br />

der Familie unter der Armutsgefährdungsgrenze. 13 % der Kinder<br />

wuchsen in Familien auf, in denen niemand über einen Abschluss<br />

des Sekundarbereichs II oder höher verfügte. Dies wirkt sich<br />

auf die Bildungswege der Kinder und Jugendlichen unmittelbar<br />

aus. Von mindestens einer dieser Risikolagen sind 4,2 Millionen<br />

oder 30 % aller Kinder betroffen. Seit dem Jahr 2000 war bei<br />

dieser Kennziffer nur ein geringfügiger Rückgang um einen Prozentpunkt<br />

zu verzeichnen.<br />

• Deutschland hat neben Italien einen im internationalen Vergleich<br />

besonders hohen Anteil an älteren Lehrerinnen und Lehrern<br />

im Schulwesen.<br />

• Etwa zwei Drittel des pädagogischen Personals der allgemeinbildenden<br />

Bildungsgänge waren im Schuljahr 2006/07 Frauen. In<br />

Ostdeutschland betrug dieser Anteil sogar 79 %.<br />

• Mädchen werden im Durchschnitt früher eingeschult, haben bes-<br />

sere Leistungen in der Schlüsselkompetenz „Lesen“, bleiben seltener<br />

ohne Schulabschluss, bewältigen erfolgreicher und schneller<br />

den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung, absolvieren<br />

eine Ausbildung eher im anspruchsvolleren Segment der<br />

Berufsgruppen, erwerben deutlich häufiger die Hochschulreife,<br />

brechen ein Studium seltener ab, bilden die Mehrheit der Hochschulabsolventen<br />

und nutzen als Berufstätige die Angebote der<br />

Weiterbildung intensiver.<br />

• Internationale Schulleistungsstudien zeigen, dass die Kopplung<br />

zwischen sozialem Status der Herkunftsfamilie und erworbenen<br />

Kompetenzen in Deutschland nach wie vor stärker ausgeprägt<br />

ist als in anderen Staaten.<br />

• Im Bundesgebiet wiederholten 2006/07 insgesamt etwa 234.000<br />

Schülerinnen und Schüler vom Primar- bis zum Sekundarbereich<br />

II eine Jahrgangsstufe. Dies entspricht einem Anteil von 2,7 %<br />

der Schülerpopulation.<br />

• Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund sind selbst<br />

bei gleichem Sozialstatus seltener auf dem Gymnasium und häufiger<br />

in den niedriger qualifizierenden Schularten. Ausländische<br />

Jugendliche verlassen doppelt so häufig wie deutsche eine allgemeinbildende<br />

Schule, ohne zumindest den Hauptschulabschluss<br />

zu erreichen, während deutsche dreimal so häufig die Hochschulreife<br />

erwerben.<br />

• Die hohe Zahl von Abgängern ohne Abschluss stellt ein erhebliches<br />

gesellschaftliches Problem dar. Dieses wird auch kaum<br />

257<br />

Sackgasse<br />

Das Schulsystem ist in der<br />

Sackgasse. Eindeutig. Dass<br />

die Hauptschule als letztes<br />

Auffangbecken fungiert und<br />

dort mittlerweile nur die<br />

Kinder sind, die es woanders<br />

nicht geschafft haben, ist<br />

schlecht. Wie der Name<br />

Hauptschule sagt, war sie<br />

ursprünglich die Schule, die<br />

die meisten Kinder besuchten.<br />

Mittlerweile sind auf<br />

der Hauptschule fast nur<br />

noch schwache Schüler, die<br />

sich gegenseitig runter<br />

ziehen und ohne berufliche<br />

Zukunft sind. Das ist eine<br />

brutale Botschaft, die die<br />

Schüler schon längst verstanden<br />

haben. Es gibt <strong>für</strong><br />

sie keine Perspektive.<br />

„Die haben sich ausgeklinkt“.<br />

Interview mit Professor<br />

Klaus Hurrelmann. In: Das<br />

Parlament, 15/16, 2006, S. 3.<br />

©2010, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Friedenspädagogik</strong> <strong>Tübingen</strong> e.V. – WSD Pro Child e.V.<br />

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