“Chirurgische Prodepedeutik” (es ist ein PDF file — 17.69 MB)
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2. DIE GESCHICHTE DER CHIRURGIE<br />
„Die G<strong>es</strong>chichte der Chirurgie <strong>ist</strong> die G<strong>es</strong>chichte der letzten 100 Jahre,<br />
die in 1846 mit der Entdeckung der Anästh<strong>es</strong>ierung, und der<br />
Möglichkeit der schmerzfreien Operation begonnen hat. All<strong>es</strong>, was<br />
davor war, war nur die Nacht der Unkenntnis, der P<strong>ein</strong>, und der<br />
unhaltigen Betastung in der Dunkelheit.” (Bertrand Gosset, 1956)<br />
Man unterscheidet drei große Epochen in der G<strong>es</strong>chichte der Chirurgie:<br />
1. Epoche: Zeitraum d<strong>es</strong> Altertum bis Mitte<br />
XIX. Jahrhunderts entfernte man die kranke Körperteile.<br />
2. Epoche: Das Zeitalter der Entdeckung der<br />
Narkose (1846) bis 1960er Jahre umfasst neben der Ausrottung d<strong>es</strong> kranken Geweb<strong>es</strong> auch d<strong>es</strong>sen<br />
Rekonstruktion. Einen Meilenst<strong>ein</strong> bedeutete die Einführung und Verwendung der Asepsisund<br />
AntisepsisPrinzipien, die Entdeckung der Blutgruppen und die Entwicklung der intensiven Therapie.<br />
3. Epoche: Ab den 1960er Jahren bedeuteten<br />
die naturwissenschaftlichen Forschungen (Physiologie, Biochemie, Pharmakologie, Immunologie,<br />
Bakterienkunde, Genenforschung, molekulare Biologie), die Entwicklung der technischen<br />
Instrumente, sowie die technische Entwicklungen (Diagnostik, Computerisierung, wundtechnische<br />
Vorrichtungen, Endoskopie, Laparoskopie, invasive Radiologie) <strong>ein</strong>en ri<strong>es</strong>igen Sprung in der<br />
Entwicklung und Verwendung der modernen chirurgischen Anschauung und Interventionen<br />
Erste Epoche:<br />
Hyppokrat<strong>es</strong> (V. Jh. v. Ch.) <strong>ist</strong> der Begründer der rationalempirischen Medizin. Auf der Insel Kos heilte<br />
er die Kranken, instruierte s<strong>ein</strong>e Folger und schrieb s<strong>ein</strong>e Erfahrungen (Corpus Hyppocraticum) auf. Man<br />
kann detailliert über die Verbandtechnik, die Behandlung von Rupturen und Verstauchungen, das<br />
Hinunterlassen vom purulenten Pleuraexsudat, und sogar über das Trepanieren d<strong>es</strong> Schädels l<strong>es</strong>en. In der<br />
Wundversorgung traten die Elemente der Asepsis (Gepflegtheit, neue Verbände) auf.<br />
Im Mittelalter verhinderten die kirchlichen Doktrinen die Entwicklung der Medizin in Europa. Das<br />
zeitgenössische Grundprinzip der Medizin war, dass Gott den Menschen die Krankheit auferlegt hat, und<br />
nur er das auch wegnehmen kann. Die chirurgischen Interventionen, die aus Aderlassen,<br />
Starversorgungen, bzw. Hämorrhoidoperationen b<strong>es</strong>tanden, wurden in Klöstern von Mönchen ausgeführt.<br />
Einige Zeitgenossen durften auch ohne spezielle Studien heilen. Das förderte manchmal doch groß<strong>es</strong><br />
Opfer vom Leidenden<br />
1543 In Basel erschien das anatomische Standardwerk „De humani corporis fabrica” d<strong>es</strong> an der<br />
Universität Padova unterrichtenden Andreas V<strong>es</strong>alius (1514-1564). Der in Brüssel geborene flämische<br />
Anatom und Chirurg wiederlegte in s<strong>ein</strong>er Arbeit mehr als 200, bis zu jenem Zeitpunkt akzeptierten,<br />
ärztlichen Anschauungen. Er demonstrierte die Ähnlichkeiten und Abweichungen im Aufbauen der<br />
lebenden Organismen anhand der auf Tieren ausgeführten Experimenten. Die Leichenöffnungen galten<br />
als groß<strong>es</strong> Spektakel in jeder Stadt, oft waren auch lokale R<strong>es</strong>pektpersonen anw<strong>es</strong>end. Da di<strong>es</strong>e<br />
Leichenöffnungen auch von Chirurgen ausgeführt wurden, die danach ihre Instrumente auf lebenden<br />
Menschen benutzten, haben so in unzähligen Fällen auch tödliche Infektionen verursacht.<br />
1552. Ambroise Paré (1510-1590) benützte während der Belagerung von Damvilliers nach dem<br />
römischen Alter als erster die Aderklammer und die Ligatur zwecks Blutstillung