Israel - Missionswerk Mitternachtsruf
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Mohammed El Baradei<br />
Zudem machten so namhafte Persönlichkeiten<br />
wie Mohammed El Baradei<br />
– ehemaliger Generaldirektor der Internationalen<br />
Atomenergieorganisation<br />
(IAEO), Friedensnobelpreisträger und<br />
ägyptischer Präsidentschaftskandidat<br />
und übrigens auch Bundesverdienstkreuzträger<br />
– im Vorfeld deutlich, diese<br />
Richtung zu unterstützen. So kündigte<br />
er erst kürzlich «eine Reihe von schicksalhaften<br />
innen- und aussenpolitischen<br />
Entscheidungen» an. Er führte ebenfalls<br />
aus, dass dazu die uneingeschränkte<br />
Öffnung des Grenzübergangs Rafah<br />
zwischen Ägypten und Gaza gehören<br />
könnte, «um sich an der Seite der Palästinenser<br />
im Falle einer zionistischen<br />
Aggression» einmischen zu können. Zudem<br />
forderte er das «Schmieden einer<br />
gesamt-arabischen Allianz», um sich gemeinsam<br />
<strong>Israel</strong> entgegenzustellen.<br />
Das wiederum steht irgendwie in der<br />
Tradition des «kalten» Friedens, den <strong>Israel</strong><br />
mit Ägypten hat. Seit 1979 wollte<br />
DIE WELT VERScHLIESST DIE AuGEn<br />
wikipedia<br />
zwischen den beiden Völkern einfach<br />
keine Annäherung aufkommen. <strong>Israel</strong>is<br />
waren vor allem immer wieder über den<br />
Antisemitismus geschockt, der von den<br />
Regierenden geschickt instrumentalisiert<br />
wurde. Diese Sichtweisen scheinen<br />
so tief verwurzelt, dass ein Umfrageergebnis<br />
eines amerikanischen Mei-<br />
19<br />
nungsforschungsinstituts in Ägypten<br />
nicht wirklich überrascht, aber <strong>Israel</strong><br />
dennoch Sorge bereitet: Rund 54 Prozent<br />
der Befragten, die repräsentativ<br />
für alle ägyptischen Bevölkerungsgruppen<br />
ausgewählt wurden, sprachen sich<br />
für ein Ende des Friedensvertrages mit<br />
<strong>Israel</strong> aus. AN <br />
Die Rebellen in Libyen und ihr Antisemitismus<br />
Die westliche Welt scheint begeistert angesichts der Umwälzungen, die sich in der arabischen Welt tun. In Anbetracht<br />
der vermeintlich in Aussicht stehenden Beseitigung von Diktatoren werden die Rebellen und ihre Ansichten<br />
nicht wirklich unter die Lupe genommen.<br />
In aller Welt werden die libyschen<br />
Rebellen als Freiheitskämpfer angesehen,<br />
die ausgezogen sind, dem Regime<br />
des Diktators Muammar Gaddafi ein<br />
Ende zu bereiten. Viele glauben, dass<br />
die Rebellen bei einem Sieg das diktatorische<br />
Regime in einen demokratischen<br />
Staat verwandeln werden, der von liberalen<br />
und humanistischen Werten getragen<br />
sein wird. Die Realität sieht allerdings<br />
anders aus.<br />
Der in Benghasi stationierte Korrespondent<br />
Lorenzo Cremonesi der italienischen<br />
Tagezeitung Corriere della Sierra<br />
wusste zu berichten, dass die Rebellen<br />
immer wieder öffentlich behaupten, <strong>Israel</strong><br />
sei für ihre Niederlagen verantwortlich.<br />
So hiess es wiederholt aus ihrem<br />
Mund: «Der Mossad hilft Gaddafi.» Im<br />
Hinblick auf den mangelhaften Erfolg<br />
einiger Einsätze der NATO heisst es<br />
unter den Rebellen schlicht und einfach,<br />
dass dies nicht verwunderlich sei,<br />
schliesslich «sitzen in den Jets jüdische<br />
Piloten».<br />
Unter den Rebellen hört man immer<br />
wieder von einer vermeintlichen Verbindung<br />
zwischen <strong>Israel</strong> und Libyen. Die<br />
Panzer der Armee Gaddafis würden aus<br />
israelischer Produktion stammen, behaupten<br />
sie. Die Soldaten hätten Schokolade<br />
aus Tel Aviv bei sich. In ihrer<br />
Vorstellung flüstert der Mossad Gaddafi<br />
ins Ohr, was zu machen ist. Das sei der<br />
eigentliche Grund, warum die Bemühungen<br />
der Rebellen scheitern würden.<br />
Gaddafi, so kann man in diesen Kreisen<br />
sogar hören, sei eigentlich ein Nachfahre<br />
von Juden. Anders könne man<br />
seine Blutrünstigkeit nicht erklären, so<br />
heisst es wieder und wieder, denn nur<br />
Juden würden sich am Blutvergiessen<br />
unter dem eigenen Volk gütlich tun<br />
können.<br />
Doch dieser offen zur Schau gestellte<br />
Antisemitismus beschränkt sich<br />
nicht nur auf solche Aussagen. Überall<br />
in der Rebellenhochburg Benghasi<br />
sieht man an Wände gesprüht die Worte<br />
«Jude» und «Gaddafi Zionist». Man sieht<br />
auch Davidsterne, versehen mit dem<br />
Wort Muammar. Auch ganze Gemälde<br />
finden sich in dieser Reihe antisemitischer<br />
Schmierereien. Da ist Gaddafi zu<br />
sehen, der in einem jüdischen Gebetbuch<br />
liest, neben sich einen abgeschlagenen<br />
Kopf und ein traditionelles jüdisches<br />
Schächtmesser. Solche Sprüche<br />
und Bilder erinnern zwangsläufig an<br />
die Darstellung von Juden im antisemitischen<br />
NS-Organ Der Stürmer. Zu finden<br />
sind diese antisemitischen Äusserungen<br />
an fast allen öffentlich-staatlichen<br />
Gebäuden der Stadt, von Polizeistationen<br />
über das städtische Gefängnis, bis<br />
hin zu Schulen usw. Der Korrespondent<br />
Cremonesi schreibt, die Schmierereien<br />
seien so massiv, dass das Auge sie<br />
kaum mehr erfassen könne.