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Die schöne Seiten

Es soll Menschen geben, die ihre Wohnzimmerwände mit falschen Buchrücken schmücken. Buchrücken, die in goldenen Lettern verkünden, dass man in den Büchern, die sie angeblich zieren, etwas über Madame Bovary, einen jungenWerther oder Zauberberge erfahre. Doch hinter den entzückenden Rücken klafft nichts als eine gähnende Leere aus billigem Karton. Viele würden sich eine solche Dreistigkeit wohl nie erlauben, schrecken jedoch nicht davor zurück, Bücher ins Regal zu stellen, in denen man tatsächlich blättern kann, deren Inhalt ihnen aber weitgehend unbekannt ist. Schliesslich kann, wer etwas auf sich hält, nicht ein ganzes Möbel mit Kristalltieren und Familienfotos füllen. Und vor der Leere des Regals fürchten sich mindestens so viele Menschen wie vor der Entdeckung ihrer

Es soll Menschen geben, die ihre Wohnzimmerwände mit falschen Buchrücken schmücken. Buchrücken, die in goldenen Lettern verkünden, dass man in den Büchern, die sie angeblich zieren, etwas über Madame Bovary, einen jungenWerther oder Zauberberge erfahre. Doch hinter den entzückenden Rücken klafft nichts als eine gähnende Leere aus billigem Karton. Viele würden sich eine solche Dreistigkeit wohl nie erlauben, schrecken jedoch nicht davor zurück, Bücher ins Regal zu stellen, in denen man tatsächlich blättern kann, deren Inhalt ihnen aber weitgehend unbekannt ist. Schliesslich kann, wer etwas auf sich hält, nicht ein ganzes Möbel mit Kristalltieren und Familienfotos füllen. Und vor der Leere des Regals fürchten sich mindestens so viele Menschen wie vor der Entdeckung ihrer

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14 «z –die <strong>schöne</strong>n seiten» ausgabe 2/13<br />

Ihre Ursprünge gehen bis auf dasJahr<br />

1967 zurück. Damals initiiertendie<br />

Kölner Galeristen Hein Stünkeund<br />

Rudolf Zwirner den ersten Kölner<br />

Kunstmarkt. Daraus ist die heutige Art<br />

Cologne entstanden. DasKonzept<br />

einer Verkaufsschau für Galeristen mit<br />

moderner und zeitgenössischer Kunst<br />

hat unterdessen Schule gemacht.<br />

Kunstmessen sind aus dem Terminkalender<br />

von Museumsvertretern, Kuratoren<br />

kunstwerte<br />

messe<br />

Kunstkaufen in Köln<br />

galerie<br />

Konzept derLeere Ostund West<br />

Hiroshi Sugimoto,«Revolution 002», 2011.<br />

KUNSTMARKT<br />

und Kunstliebhabernnicht mehr wegzudenken.<br />

Heutegilt die ArtCologne als<br />

weltweit ältesteMesse ihrer Art. Rund<br />

200 internationale Galerien aus über<br />

zwanzig Ländernpräsentieren auf dieser<br />

jährlich in Köln stattfindenden Verkaufsschau<br />

ihre Kunstwerke, darunter Gemälde,<br />

Skulpturen, Fotografien, Drucke,<br />

Multiples, Installationen, Performances<br />

und Videoarbeiten. <strong>Die</strong>ses Jahr geht die<br />

ArtCologne bereits in ihre 47.Runde.<br />

Wasser, Horizontlinie, Himmel, derselbe<br />

Ausschnitt in minimaler Variation, metallische<br />

Grautöne. So präsentieren sich die<br />

«Seascapes», die inzwischen bekanntesten<br />

Arbeiten von Hiroshi Sugimoto (geb.<br />

1948). <strong>Die</strong> Reduktion auf das Elementare<br />

zieht sich durch dasWerk des japanischen<br />

Fotokünstlers. Konstanten sind die Leere,<br />

der Schatten, der Raum. Das japanische<br />

Konzept des «Ma», der Lückeoder des Intervalls,<br />

das sich durch alle Kunstgattungen<br />

Japans von der Malerei über die Dichtung<br />

bis zur Architektur oder zum Noh-<br />

Theater zieht, ist dem heuteinNew York<br />

lebenden Künstler bestens vertraut. Sugimoto<br />

hat seine Verbundenheit mit der japanischen<br />

Kultur nie aufgegeben und gilt<br />

als Kenner altjapanischer Kunst. Er arbeitetmit<br />

der Grossbildkamera nach traditioneller<br />

Methode, fast ausschliesslich in<br />

Schwarz-Weiss und nach dem Konzept<br />

der seriellen Bildabfolge. So wendet er<br />

sich längere Zeit einem bestimmten Motiv<br />

zu: Das Meer, die Architektur, der Theaterraum,<br />

dasLicht sind seine bevorzugten<br />

Sujets. Seine Arbeiten sind heutemehrere<br />

hunderttausend Dollar wert. Philipp Meier<br />

● www.sugimotohiroshi.com<br />

Im Hauptfeld versammeln sich die<br />

weltweit renommiertesten Galerien mit<br />

hochkarätiger Kunst zu einem Stelldichein.<br />

Spannende junge Galerien sorgen<br />

für Entdeckerlust. <strong>Die</strong> Kooperation mit<br />

der NewArt Dealers Alliance(Nada)<br />

bietet mit der integriertenNada Cologne<br />

in einem eigenen Sektor überdies<br />

einen Blick auf die neusten Tendenzen<br />

in der Gegenwartskunst. Philipp Meier<br />

● 19.bis 22.April; www.artcologne.de<br />

SundaramTagore Gallery.<br />

Mit der Art Stage Singapore verfügt der<br />

tropische Stadtstaat seit drei Jahren über<br />

eine erfolgreiche Kunstmesse. Ende letzten<br />

Jahres ist in Singapur mit den<br />

Gillman Barracks, einer ehemaligen<br />

Militärunterkunft, auch ein ganz neuer<br />

Cluster von dreizehn internationalen<br />

Galerien entstanden. Eine davon ist die<br />

Sundaram Tagore Gallery. Gegründet<br />

2000 in NewYork und heutemit Ableger<br />

auch in Hongkong, hat sich die Galerie<br />

ganz dem Dialog zwischen Ost und West<br />

verschrieben. Philipp Meier<br />

● www.sundaramtagore.com<br />

Kunst-Ecke:<br />

Thomas Zander<br />

war im letzten Jahr<br />

einer von insgesamt<br />

200 an derArt<br />

Cologne ausstellenden<br />

Galeristen.<br />

Fotos: artcologne, sundaram tagore gallery, hiroshi sugimoto

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