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Die schöne Seiten

Es soll Menschen geben, die ihre Wohnzimmerwände mit falschen Buchrücken schmücken. Buchrücken, die in goldenen Lettern verkünden, dass man in den Büchern, die sie angeblich zieren, etwas über Madame Bovary, einen jungenWerther oder Zauberberge erfahre. Doch hinter den entzückenden Rücken klafft nichts als eine gähnende Leere aus billigem Karton. Viele würden sich eine solche Dreistigkeit wohl nie erlauben, schrecken jedoch nicht davor zurück, Bücher ins Regal zu stellen, in denen man tatsächlich blättern kann, deren Inhalt ihnen aber weitgehend unbekannt ist. Schliesslich kann, wer etwas auf sich hält, nicht ein ganzes Möbel mit Kristalltieren und Familienfotos füllen. Und vor der Leere des Regals fürchten sich mindestens so viele Menschen wie vor der Entdeckung ihrer

Es soll Menschen geben, die ihre Wohnzimmerwände mit falschen Buchrücken schmücken. Buchrücken, die in goldenen Lettern verkünden, dass man in den Büchern, die sie angeblich zieren, etwas über Madame Bovary, einen jungenWerther oder Zauberberge erfahre. Doch hinter den entzückenden Rücken klafft nichts als eine gähnende Leere aus billigem Karton. Viele würden sich eine solche Dreistigkeit wohl nie erlauben, schrecken jedoch nicht davor zurück, Bücher ins Regal zu stellen, in denen man tatsächlich blättern kann, deren Inhalt ihnen aber weitgehend unbekannt ist. Schliesslich kann, wer etwas auf sich hält, nicht ein ganzes Möbel mit Kristalltieren und Familienfotos füllen. Und vor der Leere des Regals fürchten sich mindestens so viele Menschen wie vor der Entdeckung ihrer

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Fotos: RobeRthaRding /schapowalow, oman aiR,pd<br />

VomTorre del Mangia<br />

aus öffnet sich<br />

ein Traumblick über<br />

Siena in das Umland.<br />

panorama: aussichten 2/4<br />

Ozean<br />

aus<br />

Ziegeln<br />

Mag esbeim einen Turmwanderer das<br />

einsetzende Schwindelgefühl sein, ist es<br />

beim nächsten die zunehmende Atemlosigkeit:<br />

Kaum jemandem gelingt es, während<br />

des Treppenkraxelns auf den Torre<br />

del Mangia in Siena die Konzentration so<br />

weit zu wahren, dass dasStufenzählen ein<br />

exaktes Ergebnis bringt –eine Quelle berichtet,<br />

es seien 400, eine Dame vom<br />

Tourismusbüro Siena sagt: «rund 450»,<br />

gefühlt sind es 1000. Vor allem dann,<br />

wenn andere schneller am Ziel ankommen<br />

als man selbst. Auch was die Höhe<br />

dieses pfeilschlanken Backstein-Ausläufers<br />

des Rathauses Palazzo Pubblico betrifft,<br />

gehen die Ansichten auseinander:<br />

87 Meter, vielleicht 88 oder 102, wenn<br />

man den Blitzableiter dazurechnet. Wer<br />

in der mittelalterlichen Stadtperle einen<br />

realen Traum von Panorama erfahren<br />

möchte, erhält ihn für 8Euro Eintritt<br />

(Wadenmuskelkater inklusive) dortoben.<br />

Zwei-, dreimal durchgeatmet, dann der<br />

erste Gedanke: Gut, dass Sienas Boden<br />

nicht so sandig ist wie jener in Pisa. <strong>Die</strong>ser<br />

himmelhohe Torre del Mangia wäre<br />

nicht abgesackt, sondern umgefallen.<br />

Doch die Baumeister rund um den Architekten<br />

Giovanni d’Agostino und seine<br />

Nachfolger haben von 1325 bis 1468 ganze<br />

Arbeit geleistet. Nirgendwogibt es einen<br />

<strong>schöne</strong>ren Ausblick auf die muschelförmige<br />

Piazza del Campo, nirgendwoeinen<br />

<strong>schöne</strong>ren auf das Ziegelsteinmeer Siena<br />

oder die toskanischen Hügel am Horizont.<br />

Vielleicht nicht einmal irgendeinen<br />

<strong>schöne</strong>ren in ganz Italien. Florian Zobl<br />

<strong>Die</strong> uniform<br />

Eleganz<br />

Wenn man an Oman denkt, dann kommt<br />

einem französisches Design nicht<br />

unbedingt als Erstes in den Sinn. Dabei<br />

hat man zumindest auf der Reise mit<br />

OmanAir ständig europäisches Flair vor<br />

Augen: <strong>Die</strong> Uniformen der Flugbegleiter<br />

wurden vom Pariser Modehaus<br />

Balenciaga entworfen. Seit<br />

2009 werden dunkelblaue Jupes<br />

und gut geschnittene, weite<br />

Hosen zu kragenlosen Jacken in<br />

einem sattenTürkis getragen.<br />

Während des Flugs entledigen<br />

sich die Stewardessen<br />

ihrer Jacken und präsentieren<br />

schickegeblümte<br />

Blusen. <strong>Die</strong> Outfits haben<br />

eine Retro-Anmutung,<br />

welche vor allem durch das<br />

Pillbox-Hütchen ausgelöst<br />

wird. Orientalische Einflüsse<br />

lassen sich höchstens in den<br />

goldenen Besätzen und<br />

Knöpfen vermuten –und<br />

natürlich in den Schleiern<br />

der Damen, auch wenn diese<br />

eher dekorativer denn verhüllender<br />

Natur sind. (rud.)<br />

rEisEN<br />

«Das‹Alvear Palace› ist ein Grand-Hotel,<br />

wie man es sich vorstellt, allein schon<br />

wegen der tollen Architektur. Man spürt<br />

es in der grossen Halle mit ihren Marmorböden,<br />

den Säulen und der bemalten<br />

Decke oder auch im eleganten Speisesaal,<br />

wo Ausgezeichnetes auf den Teller<br />

kommt. <strong>Die</strong> Zimmer sind plüschig und<br />

gemütlich. Den grössten Pluspunkt fand<br />

ich aber nicht in der ‹Hardware›, sondern<br />

beim Personal. Es ist einmalig, wie man<br />

dort empfangen wird. Allein die Uniformen:<br />

Sie sind gestylt und passen hervorragend<br />

zum Haus. Das Personal weist<br />

eine natürliche Freundlichkeit auf und<br />

ist unglaublich ‹auf Zack›. VomZimmermädchen<br />

über den Portier bis zum<br />

Direktor sind es nur die besten Leute.<br />

Wassie in Sachen Training machen, ist<br />

sensationell: So besuchen die Angestelltenzum<br />

Beispiel Sprachkurse, um besser<br />

kommunizieren zu können. Sein Personal<br />

hinzubekommen wie hier, ist die<br />

schwierigste Aufgabe bei der Führung<br />

eines solchen Hotels.» (roz.)<br />

● Alvear Palace,Avda.Alvear 1891, Buenos<br />

Aires (Argentinien), Tel. +541148082100.<br />

www.alvearpalace.com. DZ/Nacht: ab 521$.<br />

ihr hotelier empfiehlt<br />

Nurdie bestenLeute<br />

Hans Wiedemann,<br />

Managing Director<br />

«Badrutt’s Palace»,<br />

St.Moritz, empfiehlt<br />

das «Alvear Palace»<br />

in BuenosAires.<br />

Ein Grand-Hotel,wie es im Buche steht.<br />

«z –die <strong>schöne</strong>n seiten» ausgabe 2/13 47

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