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Projekt Comenius 2009-2011 - Berufliche Oberschule Regensburg

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Bildung und Kultur<br />

Programm für lebenslanges Lernen<br />

Education and Culture<br />

Program for Lifelong Learning<br />

<strong>Comenius</strong><br />

<strong>2009</strong> - <strong>2011</strong><br />

<strong>Projekt</strong> - Thema:<br />

Astronomisches Jahr <strong>2009</strong> – Kepler und Galilei zwei<br />

bedeutende europäische Astronomen<br />

ROM – REGENSBURG<br />

ISTITUTO D´ISTRUZIONE BERUFLICHE OBERSCHULE<br />

SUPERIORE REGENSBURG<br />

VIA ASMARA 28 STAATLICHE FACHOBERSCHULE<br />

ROMA REGENSBURG


ISTITUTO D´ISTRUZIONE<br />

SUPERIORE<br />

“VIA Asmara 8”<br />

Roma<br />

De Angelis Wendy<br />

Degollar Cuyuri Angelica Maria<br />

Domenicano Jessica<br />

Forestiere Davide<br />

Frontoni Alessandra<br />

Hedhli Jamila<br />

Lucatelli Giulia<br />

Pambianchi Chiara<br />

Pastacaldi Rachele<br />

Peduto Maura<br />

Risa Noemi<br />

Sordi Fabiana<br />

Soverino Francesca<br />

De Noto Roberta<br />

Das <strong>Projekt</strong>team<br />

<strong>Projekt</strong>teilnehmer:<br />

Verantwortliche Leiter der Schulen:<br />

Emilia Oppido, Prof. ssa, `L Dirigente Scolastico, Roma<br />

Karl- Heinz Kirchberger, OStD, Schulleiter, <strong>Regensburg</strong><br />

Koordinatoren und Betreuer:<br />

Rom: Anna Bandiera, Rosario Maccarone, Cristian Rosa<br />

<strong>Regensburg</strong>: Hartwig Grasse, Dr. Klaus Fischer<br />

2<br />

BERUFLICHE OBERSCHULE<br />

REGENSBURG<br />

Landshuter Str. 61<br />

<strong>Regensburg</strong><br />

Bice Aaron<br />

Cebe Dilan<br />

Dotzhauser Lisa<br />

Eger Andreas<br />

Gürbüz Ayla<br />

Kancelista Pamela<br />

O´Shea David<br />

Oliva Pena Bianca<br />

Pazulla Ewa<br />

Sendler Nick<br />

Venus Daniel<br />

Yusupov Ashab<br />

Zikeli Ludwig


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Vorwort 5<br />

1. Das heliozentrische und geozentrische Weltbild im Vergleich 7<br />

1.1 Das geozentrische Weltbild (Rgbg)<br />

1.2 Das heliozentrische Weltbild (Rgbg)<br />

1.3 Kopernikus und Giordano Bruno als Wegbereiter des heliozentrischen<br />

Weltbildes und deren Kritiker (Rom)<br />

1.3.1 Das Kopernikanische System (Rom)<br />

1.3.2 Giordano Bruno der hartnäckige Ketzer (Rom)<br />

2. Galilei als Vertreter des heliozentrischen Weltbildes 18<br />

2.1 Das Leben des Galileis<br />

2.1.1 Jugend (Rgbg)<br />

2.1.2 Die Zeit in Pisa (Rgbg)<br />

2.1.3 Professor in Padua (Rgbg)<br />

2.1.4 Als Hofmathematiker in Florenz (Rgbg)<br />

2.1.5 Galileos Reisen nach Rom (Rom)<br />

2.1.6 Das Weltbild des Galilei im Gegensatz zur katholischen Kirche (Rom)<br />

2.1.7 Galileos Dialog (Rgbg)<br />

2.1.8 Der Inquisitionsprozess (Rom)<br />

2.1.9 Hausarrest (Rgbg)<br />

2.1.10 Rehabilitation des Galilei durch die Katholische Kirche (Rom/Rgbg)<br />

3. Kepler und das heliozentrische Weltbild 48<br />

3.1 Das Leben des Johannes Kepler (Rom)<br />

3.2. Kepler als kaiserlicher Mathematiker im Gegensatz zum Luthertum<br />

und zur Katholischen Kirche<br />

3.2.1 Kepler im Gegensatz zum Luthertum (Rgbg)<br />

3.2.2 Kepler im Gegensatz zur Katholischen Kirche (Rgbg)<br />

3.2.3 Zusammenfassung (Rgbg)<br />

3


4. Kepler und Galilei im Dialog (Rgbg) 57<br />

5. Das Astronomisches Jahr <strong>2009</strong> - eine Würdigung Galileis<br />

und Keplers 61<br />

5.1 Forschungsergebnisse und methodischer Ansatz des Erkenntnis-<br />

gewinns von Galilei<br />

5.1.1 Astronomische Forschungen und Erkenntnisse von Galilei (Rom)<br />

5.1.2 Galilei als Förderer der Methode der modernen Wissenschaft (Rom)<br />

5.2 Astronomische Forschungen und methodischer Ansatz des<br />

Erkenntnisgewinns von Kepler<br />

5.2.1 Astronomische Forschungen von Kepler (Rgbg)<br />

5.2.2 Methodischer Ansatz des Erkenntnisgewinns durch Kepler (Rgbg)<br />

5.2.3 Kepler´sche Gesetze (Rgbg)<br />

5.2.4 Anwendung der Kepler`schen Gesetze in der Satellitentechnik (Rgbg)<br />

5.3 Galilei und Kepler, die Vertreter der neuzeitlichen naturwissen-<br />

schaftlichen Forschung (Rgbg)<br />

6. Einfluss der Erkenntnisse beider Astronomen auf die<br />

kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Entwicklung 87<br />

6.1 Stellungnahme der <strong>Regensburg</strong>er Arbeitsgruppe (Rgbg)<br />

6.2 Vortrag von StR Ulrich Betz am 16.03.2010 zum Thema „Gesell-<br />

schaftliche Relevanz der Forschungen von Kepler und Galilei“ (Rgbg)<br />

4


Vorwort<br />

Die <strong>Berufliche</strong> <strong>Oberschule</strong> <strong>Regensburg</strong> und das Istituto d`Istrutione Superiore Via Asmara 28<br />

Roma sind Partnerschulen.<br />

Beide Schulen kamen überein, ein bilaterales <strong>Comenius</strong> <strong>Projekt</strong> im Antragszeitraum<br />

<strong>2009</strong>/<strong>2011</strong> zu realisieren.<br />

Im Januar <strong>2009</strong> wurde auf Initiative von Italien von der UNESCO das internationale Jahr der<br />

Astronomie eröffnet.<br />

Es bot sich geradezu an, dass beide Schulen diese Thematik als Grundlage ihrer<br />

Partnerschaft im Rahmen des <strong>Comenius</strong> Programms der EU auswählten.<br />

Als herausragende europäische Persönlichkeiten stehen hier Galilei und Kepler im<br />

Mittelpunkt. Galilei wirkte unter anderem in Rom und Kepler verstarb in <strong>Regensburg</strong>.<br />

Als <strong>Projekt</strong>thema legten die Teilnehmer folgende Formulierung fest:<br />

„Astronomisches Jahr <strong>2009</strong> – Kepler und Galilei zwei bedeutende europäische<br />

Astronommen“<br />

Genau vor 400 Jahren, im Jahre 1609, setzte Galilei sein Teleskop zur astronomischen<br />

Beobachtung ein und Kepler veröffentlichte sein Werk „Astronomia Nova“. 1610 beobachtete<br />

Galilei die Monde des Jupiters.<br />

Beide leiteten einen Paradigmenwechsel ein. Das geozentrische Weltbild wurde, wenn auch<br />

mit erheblichen Auseinandersetzungen, in der damaligen Wissenschaft und in der religiösen<br />

Vorstellung vom heliozentrischen Weltbild abgelöst. Es entwickelten sich die neuzeitlichen<br />

Methoden des Erkenntnisgewinns in der modernen Naturwissenschaft, die bis heute ihre<br />

Gültigkeit haben. Die Gesetzmäßigkeiten der Bewegung der Planeten um die Sonne, die<br />

insbesondere Kepler entwickelte, sind Grundlage der heutigen Satellitentechnik. Vergangen-<br />

heit und Gegenwart begegnen sich.<br />

5


Das transnationale Arbeitsteam recherchierte zu dieser Thematik während zweier Jahre<br />

nach dem Prinzip der Arbeitsteilung in der Literatur, im Internet, in Observatorien, in Stern-<br />

warten, bei gemeinsamen Besuchen der Wirkungsstätten von Galilei in Rom, in Florenz<br />

sowie bei Besichtigungen der Arbeitsstätten von Kepler in Prag und beim Aufenthalt in<br />

<strong>Regensburg</strong>, dem Sterbeort Keplers.<br />

Bei jeweils zwei Begegnungstreffen in Rom und <strong>Regensburg</strong> wurden die Ergebnisse der<br />

Recherchen aufeinander abgestimmt. In Form von Theatervorstellungen, jeweils in Rom und<br />

<strong>Regensburg</strong>, wurde die <strong>Projekt</strong>arbeit von den Gruppenmitgliedern den Mitschülern<br />

vorgestellt. Die <strong>Projekt</strong>arbeit wurde zu einem <strong>Projekt</strong> der gesamten Schulgemeinschaften.<br />

Die Öffentlichkeit erfuhr durch Empfänge bei den städtischen Schulbehörden mit Anteil-<br />

nahme der Presse von dem <strong>Projekt</strong>.<br />

Das erstellte Kompendium wird in der Homepage der Schulen vorgestellt.<br />

Es sei drauf hingewiesen, dass das Kompendium nicht den Anspruch einer wissen-<br />

schaftlichen Arbeit erhebt. Es handelt sich hierbei um die Zusammenstellung der<br />

Recherchen, um eine Schülerarbeit. Die Verfasser haben sich bemüht, die Quellen ihrer<br />

Recherchen anzugeben. Der Leser mögen verzeihen, falls einige sachliche Fehler und<br />

Schwächen in der Darstellung vorliegen und die Quellenangaben nicht vollständig sein<br />

sollten.<br />

Ein wesentlicher Punkt in der <strong>Projekt</strong>arbeit war die Erkenntnis, dass bereits in der Zeit der<br />

Renaissance ein Zusammenwirken in der Wissenschaft über die Ländergrenzen hinaus in<br />

Europa praktiziert wurde. Diese kulturelle europäische Zusammenarbeit konnte durch diese<br />

gemeinsame Arbeit hautnah nachempfunden werden. Das transnationale Arbeitsteam wuchs<br />

zu einem europäischen <strong>Projekt</strong>team zusammen. Es leistete einen Beitrag zur europäischen<br />

Integration. Es wurde erkannt, dass Europa gemeinsame kulturelle Wurzeln vorweisen kann.<br />

Kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede konnten durch Toleranz und gemeinsam<br />

entwickelte Lösungsansätze ausgeglichen werden.<br />

Die Einführung in die jeweilige nationale Sprache erleichterte die Zusammenarbeit.<br />

Mai <strong>2011</strong><br />

Das Schüler-Arbeitsteam<br />

6


1. Das heliozentrische und das geozentrische Weltbild im<br />

Vergleich<br />

1.1 Das geozentrische Weltbild<br />

(griechisch γεοκεντρικό, geokentrikó, „erdzentriert“; von Γη, altgriechische Aussprache Gē,<br />

„Erde“)<br />

Das Geozentrische Weltbild war im griechischen Altertum, im<br />

alten China und in der islamischen Welt die astronomische<br />

Weltanschauung. Es beschreibt den Gedanken, dass die<br />

damals schon kugelförmige Erde als Mittelpunkt des Univer-<br />

sums zu betrachten ist, während alle anderen Himmelskörper<br />

(auch die Sonne) sich in geometrischen Kreisen um diese<br />

bewegen.<br />

Es wurde von dem Gelehrten von Nikaia oder Aristoteles im alt-griechischen Raum gelehrt.<br />

Jedoch der wichtigste Verfechter, der die von Hipparchos entwickelte Vorstellung der<br />

Planeten vertrat, war der Ägypter Ptolemäus, nach dem das geozentrische Weltbild benannt<br />

wurde. Diese Vorstellung wurde mit dem Begriff der Schwerkraft begründet, in der alles<br />

Schwere seinem natürlichem Ort, dem Mittelpunkt der Erde, zustrebt, wobei die Planeten<br />

aus einem „fünften Element“ bestehen sollten, das sich natürlicherweise in Kreisbahnen<br />

bewegen muss.<br />

7


Im 4 Jahrhundert v. Chr. kritisierte Aristoteles, der altgriechische Gelehrte, die Lehre der<br />

Pythagoräer, welche besagt: die Erde dreht sich so wie Sonne und alle anderen Himmels-<br />

körper um das Feuer(nicht entsprechend der Sonne) . Aristoteles stand dem geozentrischen<br />

Weltbild zustimmend gegenüber.<br />

Eine Herausforderung für das geozentrische Weltbild war die<br />

plötzliche scheinbar rückwärtige Bewegung der äußeren<br />

Planeten, beispielsweise des Jupiters, gegen den Sternen-<br />

hintergrund. Sie führt insgesamt aus der Erdperspektive zu<br />

einer scheinbaren Schleifenbewegung des Planeten. Dieses<br />

auch als „retrograde Bewegung“ bezeichnete Phänomen<br />

tritt gerade dann auf, wenn der Planet der Erde am nächsten<br />

ist. Um die astronomischen Beobachtungen mit dem<br />

geozentrischen Weltbild in Einklang zu bringen, wurde es notwendig, einen Teil der<br />

Himmelskörper auf ihren Bahnen weitere Kreise um diese Bahn ziehen zu lassen. Ptolemäus<br />

konstruierte zur noch genaueren Planetenbahnvorhersage ein erweitertes System in dem die<br />

Planetenbahnen auf Epizyklen in Epizyklen verliefen; Berechnungen innerhalb dieses<br />

Modells waren sehr kompliziert. (Im heliozentrischen Weltbild sind Epizykeln überflüssig.)<br />

Das geozentrische Weltbild war bis in die Renaissance der Grundsatz auf dem die<br />

Astronomie aufbaute.<br />

1.2 Das heliozentrische Weltbild<br />

(ἥλιος helios, „Sonne“, κέντρον kentron, „Mittelpunkt“)<br />

In diesem Weltbild steht die Sonne im Mittelpunkt des Universums und alle anderen Plane-<br />

ten, sowie die Erde, drehen sich um sie und ihre eigene Achse. Später wurde beigefügt,<br />

dass sich diese auch nicht kreisförmig sondern auf Ellipsenbahnen um die Sonne bewegen.<br />

Das Heliozentrische Weltbild, das auch als das kopernikanische Weltbild bekannt ist, kam<br />

erstmals 600 v. Chr. im alten Indien auf, erregte jedoch erst bei Aristarch von Samos<br />

(3. Jahrhundert v. Chr.) der als einer der ersten ein heliozentrisches Weltbild vorgeschlagen<br />

haben soll, aufsehen doch seine Dokumente gingen verloren. Aristarchs heliozentrisches<br />

Modell wurde von Archimedes im „Sandrechner“ analysiert. Der Zweck dieser Arbeit war<br />

der Nachweis, dass extrem große Zahlen (wie die Anzahl Sandkörner, die zum Füllen des<br />

Universums nötig wären) mathematisch ausgedrückt werden können und nicht vage als<br />

„unendlich“ bezeichnet werden müssen.<br />

8


Zu diesem Zweck nahm er das größte vorhandene Modell des Universums (das von<br />

Aristarch), um die Menge des Sandes zu errechnen, die sogar dieses Universum füllen<br />

würde. Er unterstrich, dass es mathematisch wenig sinnvoll sei, eine Beziehung herzustellen<br />

zwischen der Oberfläche einer Sphäre und ihrer Mitte, sofern diese keine Größe hat.<br />

Archimedes nahm an, dass der Abstand von Fixsternen im gleichen Verhältnis zum Durch-<br />

messer der Erdbahn steht wie diese Bahn in Beziehung zur Größe der Erde selbst. Unter<br />

diesen Bedingungen lässt sich zeigen, dass die stellare Parallaxe über die damaligen<br />

Beobachtungsfähigkeiten hinausging. Doch gibt es keinen Hinweis, ob Aristarch oder Archi-<br />

medes ausdrücklich das Problem der stellaren Parallaxe ansprachen, um festzustellen, ob<br />

die Erde sich wirklich bewegte.<br />

Erst in der Renaissance gewann der Heliozismus durch Nicolaus Copernicus wieder an<br />

Bedeutung. Er entwickelte als erstes ein richtiges(jedoch immer noch fehlerhaftes) Modell<br />

des Sonnensystems, das aber erst kurz vor seinem Tod veröffentlicht wurde. Die Christli-<br />

chen Krichen waren mit dem nun neuen Weltbild nicht einverstanden und erklärten es für<br />

falsch.<br />

Tycho Brahe hatte zwei Jahrhunderte später das ptolemäische und das kopernikanische<br />

Weltbild vereint.<br />

Er stellte die Erde in den Mittelpunkt und die Sonne kreiste um sie, jedoch ließ er die<br />

restlichen Planeten um die Sonne kreisen.<br />

Grab von Tycho Brahe (Teyn Kirche zu Prag)<br />

Weltbild von Tycho Brahe<br />

9<br />

Fixsterne<br />

Sonne<br />

Planeten<br />

Erde


Durch Auswertung der Messdaten der Marsbahn Tycho Brahes kam Kepler mathematisch<br />

gesehen zwingend zum Schluss, dass bei der Wahl der Sonne als Bezugpunkt die Bahnen<br />

der Planeten um die Sonne als Ellipsen gesehen werden müssen. Er kam jetzt ohne die<br />

komplizierten Epizykloiden der Vorgänger aus., die das geozentrische System erforderte.<br />

Galileo Galilei unterstützte das neue System und entdeckte mit Hilfe seines Teleskops bei<br />

der Beobachtung der Jupitermonde, dass es stimme, dass nicht alle Planeten um die Erde<br />

kreisen.<br />

Die Theorie mit der Sonne als zentrales Gestirn und den Ellipsenbahnen der Planeten löste<br />

das alte System ab.<br />

Geozentrisches Weltbild Heliozentrisches Weltbild<br />

Die Erde ist der Mittelpunkt des Universums Die Sonne ist der Mittelpunkt unseres<br />

Alle Planeten bewegen sich ausschließlich<br />

um die Erde<br />

Sonnensystems<br />

Die Planeten bewegen sich um die Sonne<br />

Die Planeten bewegen sich auf Kreisbahnen Die Planeten umkreisen die Sonne auf<br />

Die Himmelskörper bewegen sich mit<br />

gleichmäßiger Geschwindigkeit<br />

Ellipsenbahnen<br />

Die Geschwindigkeit der Himmelskörper ist<br />

abhängig vom Abstand zur Sonne<br />

Die Erde bewegt sich nicht Auch die Erde kreist um die Sonne und um<br />

ihre eigene Achse<br />

Einzelne Gestirne besitzen Monde, die um<br />

die jeweiligen Gestirne kreisen<br />

Anziehungskräfte zwischen den Planeten<br />

sorgen dafür, dass sie ihre Bahnen nicht<br />

verlassen<br />

Verfasser: Nick Sendler, Ashab Yusupov, Andreas Eger<br />

Quellen: Helio- und Geozentrische Weltbild<br />

Text:<br />

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Geozentrisches_Weltbild.html<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild<br />

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Heliozentrisches_Weltbild.html<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Heliozentrisches_Weltbild<br />

Kopernikus und Kepler – Zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland, Polen und Tschechien(Staatliche Fachoberschule<br />

<strong>Regensburg</strong>)<br />

Bilder:<br />

http://upload.wikipedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Tychonian_system.svg<br />

http://www.goethe.lb.bw.schule.de/faecher/physik/physik/physik-11/astronomie/_geozentr_weltbild.jpg<br />

http://tiburski.de/cybernautenshop/virtuelle_schule/dfu/Astonomie/weltbild-ptolemaeus.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/Geoz_wb_de.jpg<br />

Eigne Fotographien in Prag(Ludwig Zikeli)<br />

10


1.3 Kopernikus und Giordano Bruno als Wegbereiter<br />

des heliozentrischen Weltbildes und deren Kritiker<br />

1.3.1 Das Kopernikanische System<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/File:Nikolaus<br />

_Kopernikus.jp<br />

Im Jahre 1543 wurde das Werk „De Revolutionibus Coeles-<br />

tium“, geschrieben und von Kopernikus, veröffentlicht.<br />

Dieses Werk beschrieb korrekt die damalige Auffassung<br />

vom Aufbau des Sonnensystems. Kopernikus formulierte<br />

von neuem die Theorie des heliozentrischen Weltbildes, um<br />

die Theorie des Ptolemäus vollständig zu ersetzen. Es ist<br />

nun die Sonne und nicht die Erde, die das Zentrum des<br />

Sonnensystems darstellt.<br />

Die Hypothesen von Kopernikus basierten auf astronomische Berechnungen und wahr-<br />

scheinlich auf Erkenntnisse arabischer Studenten, die die griechischen Vorstellungen wieder<br />

aufgenommen haben.<br />

Um die Komplexität der notwendigen Berechnungen für Voraussagen der Positionen der<br />

Planeten zu reduzieren, stellte er letztendlich die neue Theorie auf. Auf Grund dieser astro-<br />

nomischen Reform kam es in der damaligen geltenden physikalischen Ordnung zu Proble-<br />

men: die Erde als Zentrum im astronomischen und metaphysischen Sinne ist nicht mehr vor-<br />

handen. Der Mensch wird in ein unendliches Universum versetzt, ohne Zentrum und Begren-<br />

zung (im Gegensatz zur aristotelischen festgefügten Physik) überall den physikalischen und<br />

mathematischen Gesetzen unterworfen.<br />

Kopernikus begann in Wahrheit im Jahre 1506 sein Werk(s.o.) zu schreiben und beendete<br />

es 1530. Es wurde aber allerdings bis zum Jahre seines Todes nicht veröffentlicht.<br />

Obwohl sich durch das Werk formale Probleme mit der Kirche ergaben, hat er das Werk<br />

Papst Paul II gewidmet. Die gedruckte Version enthielt ein Vorwort von Ossaiander, das<br />

dieser aber nicht unterzeichnete. In dem Vorwort wurde behauptet, dass das von Kopernikus<br />

beschriebene System nur ein einfaches mathematisches Werkzeug darstellt, dass nicht die<br />

Realität repräsentiert. Gerade Dank des Vorworts gab die Arbeit keinen Anlass zu großen<br />

Diskussionen im Gegensatz zu den möglichen Häresien auf diesem Gebiet in den folgenden<br />

60 Jahren.<br />

11


1.3.2 Giordano Bruno der "hartnäckige Ketzer"<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/File:Giordano_<br />

Bruno_Campo_dei_Fiori.jp<br />

Rom, am Donnerstag, den 17, Februar 1600 in der Morgen-<br />

dämmerung. Eine Prozession verlässt durch eine schreiende<br />

Menschenmenge das Gefängnis „Tor di Nona“ zum „Campo<br />

de Fiori“. Giordano Bruno, 52 Jahre alt, Philosoph, Schrift-<br />

steller und Dominikanermönch, gekleidet in einem Armen-<br />

sünderhemd (sanbenito) wurde von Mitbrüdern begleitet, die<br />

eine Litanei sprachen. Eine Mundsperre hinderte ihn am<br />

Sprechen. Diese Maßnahme wurde wegen „Sagens hässli-<br />

cher Worte“ durch die kirchlichen Autoritäten verhängt.<br />

Zeugen sagen, dass er entblößt mit Würde und großem Mut<br />

den Scheiterhaufen betrat. Gefesselt an einem Pfahl ver-<br />

weigerte er die religiöse Unterstützung. Er wurde lebend ver-<br />

brannt. Angeblich stirbt Giordane Bruno beim Schließen der<br />

Augen unter Erscheinung eines Kreuzes unter den Flammen.<br />

Giordano Bruno, war der Gelehrte, durch den die unbewegliche Sphäre der Fixsterne in die<br />

Brüche ging. Selbst Kopernikus wagte dies nicht anzurühren.<br />

Er griff damit das ptolemäische System an, dass für die Menschen des Altertums und des<br />

Mittelalters als perfektes System galt: ein begrenztes Universum, geschlossen, komfortabel<br />

rückführbar auf Gott.<br />

Für den Philosophen, aus Nola stammend, befinden sich die Sterne in keinem unbewegli-<br />

chen Himmelsgebäude mehr. Es gibt unendlich viele Sterne, verteilt in einem unendlichen<br />

Universum, das einem Triumph der Unvollständigkeit, Unvollkommenheit, dem Chaos<br />

gleicht. Für Bruno ist im Universum alles bewegt, alles belebt. Das ganze Universum ist für<br />

ihn buchstäblich mit einer göttlichen Seele erfüllt, das sich selbst genügt.<br />

Diese Gedanken standen erheblich im Widerspruch zur Inquisition.<br />

Vor dem Inquisitionsprozess führten ihn seine Wege zunächst nach Frankreich. Dort führten<br />

ihn seine Thesen, die im Konflikt mit Aristoles standen, zu Auseinandersetzungen mit dem<br />

akademischen Establishment. In Deutschland stand er der Intoleranz der Calvinisten kritisch<br />

gegenüber und er wurde von den Lutheranern exkommuniziert.<br />

Er war ein unbequemer Denker, für uns Internetnutzer unglaublich modern. Er war ein<br />

Prophet des Gitternetz-Universums, in dem jeder Punkt der offenen Struktur sowohl Zentrum<br />

sein als auch an der Peripherie liegen kann.<br />

12


„Es gibt unzählige Sonnen; unzählige Erden, die ähnlich wie unsere sieben Planeten unsere<br />

Sonne auch ihre Sonne umkreisen. Diese Welten sind von Lebewesen bewohnt."<br />

Diese Auffassung kann als einen verbindenden roten Faden zur Gedankenwelt des Epikurs<br />

und dessen Zeitgenossen Metrodorus betrachtet werden: „Bedenke, nichts ist so absurd wie<br />

der Glaube, dass die Erde die einzige bewohnte Welt im unendlichen Raum ist, so absurd<br />

wie die Annahme, dass ein einziges Korn gesät in einem Feld auf Meilen keimt.“<br />

Die Verhaftung<br />

Es scheint, dass Mocenigo (venezianisches Adelsgeschlecht) mit der Lehre Brunos nicht<br />

zufrieden war, weil er nicht wollte, dass seine Erkenntnisse durch Brunos Auffassung in den<br />

Hintergrund treten würden. Mit Beharrlichkeit versuchte er ihn zurück zu halten, als der<br />

Philosoph ankündigte, nach Frankfurt zu gehen. Er ließ ihn mit Gewalt mit Hilfe seiner Diener<br />

in der Nacht zum 22. Mai 1592 auf einen Dachboden einsperren.<br />

Am nächsten Tag schrieb Movenigo eine Beschwerde mit schweren Anschuldigungen an die<br />

heilige Inquisition in Venedig an Giovanni Gabriele di Saluzzo.<br />

“Am Abend des 23 Mai wurde Giordano Bruno aus dem Haus von Mocenigo geführt und in<br />

das Gefängnis von Sant`Uffizio in San Domenico di Castello gebracht. Dieses Gefängnis,<br />

das nicht mehr existiert, stand in der heutigen Via Garibaldi. Bruno teilte seine Zelle mit<br />

sieben anderen Gefangenen. Es war unvermeidlich, dass viele von Ihnen mit ihm sprachen<br />

und man sich gegenseitig anvertraute. Diese Vertrautheit wird Bruno bald zur bitteren<br />

Erfahrung werden.“<br />

Mit Beharrlichkeit versuchte er ihn zurück zuhalten, als der Philosoph ankündigte, nach<br />

Frankfurt zu gehen. Er ließ ihn mit Gewalt mit Hilfe seiner Diener in der Nacht zum 22. Mai<br />

1592 auf einem Dachboden einsperren.<br />

Am nächsten Tag schrieb Movenigo eine Beschwerde mit schweren Anschuldigungen an die<br />

Heilige Inquisition in Venedig an Giovan Gabriele di Saluzzo [...].<br />

Die Anklage<br />

Nach einer zweiten Beschwerde durch Mocenigo, der eigentlich keine neuen Beschwerden<br />

und Vorwürfe hinzugefügt wurden, kam es zu einem Verhör vor der Leitung des Rates der<br />

Zehn. Matteo d´Avonzo, der Buchhändler Goivani Battista Ciotti und Giacomo Brictano<br />

berichteten am 26. Mai vom Streit mit Mocenigo.<br />

Bruno erzählt von seinem Leben und erinnerte daran wie er als Dominikaner Mönch ordiniert<br />

wurde, er zweimal in Neapel vor Gericht war und sein Ordenskleid abgelegt hat.<br />

13


Am 29. Mai reichte Mocenigo eine dritte Beschwerde ein. Als neues Element gab er an, dass<br />

Bruno den Frauen sehr zugetan sei, auch wenn er noch nicht die Zahl an Frauen vorweisen<br />

könne wie Salomo und das dies vor der Kirche eine große Sünde sei, nämlich die Sünde der<br />

Natur zu dienen.<br />

Am 30. Mai, in der zweiten Versammlung, beendete Bruno die Erzählung über sein Leben<br />

mit einem Bericht über den Großteil seines Lebens, den er in der Schweiz, in England und<br />

Deutschland verbrachte, wo er kompromittierende Details verschwieg, zum Beispiel seine<br />

Konversion zum Calvinismus.<br />

Nach drei Anklagen und zwei Befragungen ergaben sich folgende Hauptbeschuldigungen:<br />

1. Kontroverse Ansichten, die im Gegensatz zur katholischen Kirche stehen<br />

2. Ketzerische Ansichten über die Trinität, die Gottheit und Menschwerdung Christi<br />

3. Ketzerische Ansichten über Christus<br />

4. Ketzerische Anschauungen bezogen auf die Eucharistie und Messe<br />

5. Glaube an die Existenz mehrerer unendlicher Welten<br />

6. Glaube an die Seelenwanderung<br />

7. Ausübung von Wahrsagerei und Magie<br />

8. Unglauben an die Jungfräulichkeit Marias<br />

9. Lüsternheit<br />

10. Lebensführung in der Art der protestantischen Ketzer<br />

Die Verteidigung<br />

In der dritten Sitzung vom 2. Juni, präsentiert Bruno eine schriftliche Aufstellung seiner<br />

Werke. So wollte er sich gegen verschiedene Anklagen der Häresie mit der Abgrenzung<br />

seiner intellektuellen Arbeiten, auf der Basis des Rechtsgebrauches zu Fragen der christ-<br />

lichen Glaubenshaltung, verteidigen: „Der Inhalt all dieser Bücher, allgemein gesprochen, ist<br />

philosophischer Art und, entsprechend dem Titel dieser Bücher, verschieden, wie man ihnen<br />

entnehmen kann: in allen habe ich immer philosophisch argumentiert sowohl entsprechend<br />

den Prinzipien als auch dem gesunden Menschenverstand, wobei ich kein besonderes<br />

Augenmerk darauf richtete, woran man sich gemäß dem Glauben richten muss; und ich<br />

glaube, dass in ihnen nichts gefunden werden kann, weswegen ich angeklagt werden<br />

könnte, öffentlich lieber die Religion anzufechten als die Philosophie zu verherrlichen,<br />

obwohl ich möglicherweise viele begründet gottlose Dinge nach meinem Persönlichen<br />

Gefühl dargelegt habe.“<br />

Er stritt ab, jemals direkt gegen den katholischen Glauben doziert zu haben, allenfalls<br />

indirekt, so wie es auch Aristoteles und Platon getan hätten, die keine Christen sind. Mit<br />

besonderer Deutlichkeit fasste er sein eigenes Weltbild zusammen, von dem seine letzten<br />

14


Bücher handelten, De minimo, De monade, De immenso et innumerabilibus und De compo-<br />

sitione imaginum:<br />

„Und in diesen Büchern kann man besonders meine Absicht und meine Einstellung<br />

erkennen, die kurz und gut darin besteht, dass ich an einem unendlichen Universum<br />

festhalte, d.h. Ergebnis der göttlichen Macht, weil ich eine Sache der göttlichen Güte und<br />

Macht unwürdig halte, die, obwohl sie außer dieser Welt eine andere schaffen könnte und<br />

viele weitere unendliche, eine endliche geschaffen hat. Es ist richtig, dass ich besondere<br />

Welten als unendlich definiert habe, Welten, die der Erde ähnlich sind, die ich, wie<br />

Pythagoras, als Gestirn bezeichne und dem Mond, anderen Planten und anderen Sternen<br />

ähnlich sind, die unendlich sind; und alle diese Körper sind Welten ohne Zahl und sie stellen<br />

die allumfassende Unendlichkeit dar in einem unendlichen Raum; und das bezeichnet man<br />

als unendliches Universum, in dem sich unzählige Welten befinden. […]“ „Außerdem siedle<br />

ich in diesem Universum eine allumfassende Vorsehung an, aufgrund derer alles lebt,<br />

gedeiht, sich bewegt und in Perfektion existiert; diese Vorsehung verstehe ich auf zwei<br />

Arten, einmal auf die Art und Weise wie die Seele im Körper existiert, vollständig in allem<br />

und in jedem Teil, und das bezeichne ich als Natur, Schatten und Spur der Göttlichkeit; zum<br />

anderen auf die unsagbare Art und Weise, wie Gott als Wesen, Gegenwärtigkeit und Macht<br />

in allem und über allem existiert, nicht als Teil, nicht als Seele, sondern auf unerklärliche<br />

Weise […]“ „In Bezug auf die Merkmale des Glaubens – ohne philosophisch zu sprechen -,<br />

um auf den individuellen Charakter in den Heiligen zu sprechen zu kommen, jene Weisheit<br />

und jenem Abkömmling des Geistes, der von den Philosophen Intellekt genannt wird und von<br />

den Theologen „das Wort“, das nach dem Glauben Fleisch geworden ist, habe ich nicht, um<br />

bei den philosophischen Begriffen zu bleiben, interpretiert, sondern angezweifelt und ohne<br />

festen Glauben betrachtet. Ich kann mich nicht erinnern, davon schriftlich oder mündlich<br />

kund getan zu haben[…] Was den Heiligen Geist als dritte Person betrifft, habe ich nie<br />

verstehen können, auf welche Weise man daran glauben soll; aber nach Art des Pythagoras,<br />

die auch der des Salomon entspricht, habe ich ihn verstanden als Seele des Universums,<br />

d.h. Beistand des Universums […]“ „Ausgehend von diesem Geist, den ich als Seele des<br />

Universums verstanden habe, beabsichtige ich mit meiner Philosophie auszudrücken, dass<br />

das Leben und der Geist einer jeden Sache unsterblich sind, wie auch jeder Körper. Was die<br />

Substanz angeht, ist alles unsterblich, es gibt keinen Tod als den durch Teilung.“<br />

Nach einer Pause wurde er erneut befragt: zur Frage der Dreieinigkeit, er bekannte deutlich,<br />

an einen Gott zu glauben, an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, aber er gibt zu,<br />

nicht verstanden zu haben, wie es sein kann, „dass sie für diese einen Namen erfinden<br />

könnten. Da mir nicht scheint, dass dieser Name aus der Göttlichkeit kommt, tröste ich mich<br />

mit den Worten des Heiligen Augustinus.“<br />

15


Auch seine Zweifel an der Wiedergeburt Christi wurden durch philosophische Schluss-<br />

folgerungen erklärt „weil zwischen der unendlichen und der göttlichen Materie wie zwischen<br />

der endlichen und menschlichen gibt es nicht das Verhältnis wie zwischen dem Geist und<br />

dem Körper. Entschieden verneinte er, jemals an Wundern gezweifelt, Christus, die Apostel,<br />

den katholischen Glauben und seine Theologen verschmäht zu haben, er bezeugte seinen<br />

Glauben an die Notwendigkeit guter Taten um Rettung zu erlangen, an die heilige Eucha-<br />

ristie (Wandlung) und an die Güte der Beichte und der heiligen Messe, obschon er zugab,<br />

diese seit 16 Jahren nicht mehr gefeiert zu haben, weil er religiöse Gewohnheiten abgelegt<br />

hatte. Er gab zu, aus Leichtsinn und in gelegentlich müßigen Reden erwogen zu haben,<br />

lässliche Fleischessünden erwogen zu haben und gestand, aus purer Neugierde die Bücher<br />

Melanchthons, Luthers und Calvin gelesen zu haben. Er erklärte jedoch die „oben genannten<br />

Häretiker und ihre Doktrinen“, missachtet zu haben. „Denn sie verdienen nicht Theologen<br />

genannt zu werden. Eher schon Wortklauber.“<br />

Auf die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele und ihrem möglichen Übergang auf einen<br />

anderen Körper antwortete er zurückhaltend dass „die Seele unsterblich ist und dass die<br />

Materie weiter existiert. Das heißt, die geistige Seele, katholisch gesprochen, nicht in jeden<br />

Körper übergeht, sondern entweder in das Paradies, in das Fegefeuer oder in die Hölle.“ […]<br />

Einen Tag später, am 03.Juni, gestand er, das Fasten gebrochen zu haben während er sich<br />

an ketzerischen Orten aufhielt. Nur deshalb, damit es ihm nicht übel werde, als er nur aus<br />

reiner Neugierde ihren Predigten lauschte, aber niemals habe er mit ihnen die heilige<br />

Eucharistie gefeiert. Weiter gestand er, Königin Elisabeth gepriesen zu haben, indem er sie<br />

„Göttin“ nannte. Dies tat er in seinem Buc“De la causa, principio et un“, nicht aus Gründen<br />

der Häresie sondern aus literarischer Schmeichelei. Allerdings stritt er ab, jemals Heinrich<br />

von Navarra gekannt zu haben und ihn auch nicht gelobt zu haben, auch nicht, um von ihm<br />

einen Gefallen zu bekommen, so wie es bei dessen Vorgänger gewesen war. Des weiteren<br />

leugnete er, jemals magische Künste praktiziert oder auch nur Bücher solcher Art besessen<br />

zu haben, die er verschmähte, so gab er an. Eigentlich wollte er nur Sterndeutung studieren,<br />

doch dafür hatte er nie die Zeit. Diesbezüglich präzisierte Bruno tags darauf dass er „in<br />

Padua das Buch Über die Siegel der Hermeneutik von Ptolemäus und anderen<br />

abgeschrieben (habe), „und ich weiß es nicht sicher, ob darin, außer von der Wahrsagerei<br />

noch von anderen Dingen der Verdammnis die Rede war. Und ich habe das Buch deshalb<br />

transkribiert, damit es mir gerichtlich nützt (?); aber ich habe es noch nicht gelesen, sondern<br />

mir nur beschafft, weil es Albertus Magnus in seinem Buch „De Mineralibus“ erwähnt und es<br />

da lobt, wo es sich mit De imaginibus lapidum befasst.“<br />

16


Der Prozess schien an einen toten Punkt gekommen zu sein: die Richter wussten von der<br />

häretischen Vergangenheit Brunos und schienen von seiner Offenheit nicht überzeugt zu<br />

sein, aber sie hatten keine konkreten Anhaltspunkte, die ausreichten, um zu einem Urteil zu<br />

gelangen: Am 23.Juni bezeugte der Adelige Andrea Morosini, ein venezianischer<br />

Geschichtsforscher, der regelmäßig mit dem Philosophen Nolano (?) verkehrte, dass Bruno<br />

niemals häretische Lehren verbreitet hätte. In der siebten und letzten Sitzung, am 30.Juli<br />

1592 verlangte man von ihm, sein Gewissen „zu reinigen“, von dem Moment an als er vor<br />

vielen Jahren aus der Kirche austrat, weil er dem heiligen Glauben misstraut hatte (?). Bruno<br />

antwortete, er habe „seine Fehler sofort zugegeben“ und er sei hier „in den Händen<br />

eueres/unseres vornehmsten Herren, um mein Seelenheil zu erlangen; ich kann nicht sagen,<br />

wie sehr ich meine Verfehlungen bereue und auch kann ich meine Gedanken nicht so<br />

ausdrücken, wie ich es wünsche.“<br />

Dann kniete er nieder: „Ich bitte Gott und alle hier anwesenden vornehmen Herren um<br />

Verzeihung für alle die von mir gestandenen Verfehlungen, ich stehe bereit um größte<br />

Nachsicht in Ihrer Entscheidung zu bitten, eine Rettung für meine Seele zu finden, und mir<br />

mit der Barmherzigkeit des Herrgotts und der ehrenwerten Herren hier das Leben geschenkt<br />

wird, ich gelobe, mein Leben grundlegend zu ändern und dass ich bestrebt bin, den (…)<br />

Skandal wieder gut zumachen.“<br />

Der Prozess, der venezianischen Inquisition, schien gut ausgegangen zu sein, aber der römi-<br />

sche musste erst noch beginnen.<br />

AUTORI: Rachele Pastacaldi<br />

FONTI:<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/Copernico<br />

17


2. Galilei als Vertreter des heliozentrischen Weltbildes<br />

2.1 Das Leben des Galilei<br />

2.1.1 Jugend<br />

Galileo Galilei wurde am 15. Februar 1564 als Sohn einer<br />

verarmten Florentiner Patrizierfamilie in Pisa geboren. Sein Vater<br />

Vincenzo Galilei war Musiker und Musiktheoretiker. Galilei wurde<br />

als Novize im Kloster erzogen und zeigte auch Interesse, später in<br />

der Benediktinerorden einzutreten, jedoch schickte ihn sein Vater<br />

1580 oder 1581 zum Medizin-Studium nach Pisa. Dieses brach er<br />

aber bald ab und ging zurück in seine Heimat, Florenz, um dort<br />

Mathematik zu studieren. Seinen Lebensunterhalt bestritt er<br />

während seiner Studiumszeit mit Privatunterricht.<br />

2.1.2 Die Zeit in Pisa<br />

Im Alter von fünfundzwanzig Jahren begann er als Mathematikprofessor in Pisa zu lehren. In<br />

Pisa untersuchte Galilei die Pendelbewegungen, entwickelte ein (noch sehr ungenau<br />

arbeitendes) Thermometer und beschäftigte sich mit den Fallgesetzen. Es wird auch<br />

behauptet Galilei habe Fallversuche vom Schiefen Turm aus durchgeführt, jedoch lässt sich<br />

dies nicht historisch belegen. Die Ergebnisse seiner Untersuchen verfasste Galilei in einem<br />

Manuskript, dem „De motu antiquiora“. In diesem Manuskript finden sich auch Angriffe auf<br />

Aristoteles, was seine konservativen Kollegen in Pisa verärgerte. Seine Anstellung wurde<br />

1592 nicht verlängert.<br />

2.1.3 Professor in Padua<br />

Deswegen folgte Galileo Galilei einem Ruf an<br />

die Universität von Padua. In Padua, das<br />

damals zur reichen und liberalen Republik<br />

Venedig gehörte, blieb Galilei achtzehn Jahre<br />

seines Lebens. Obwohl sein Gehalt hier<br />

deutlich besser war, gab er weiter Privatunter-<br />

richt. 1597 schrieb er Kepler einen Brief,<br />

indem er deutlich zu erkennen gab, dass er<br />

das heliozentrische Weltbild, dem geozentrischen vorziehe. Während seiner Zeit in Padua<br />

entwickelte er einen Proportionszirkel, den er auch vertrieb, baute das Fernrohr des<br />

Holländers Jan Lippershey nach und stellte dies der venezianischen Regierung vor.<br />

18


Diese erhöhte daraufhin sein Gehalt und erteilte Galilei das alleinige Recht zur Herstellung<br />

dieses Instruments. Mit dem neuen Teleskop wurde die Astronomie reformiert. Galileo Galilei<br />

konnte nun viel genauer den Himmel beobachten. Er entdeckte, dass die Oberfläche des<br />

Mondes rau und uneben ist sowie bergig, nicht selbst leuchtend sondern von der Sonne<br />

angeleuchtet wird. Er stellte außerdem fest, dass die Sterne als Scheiben zu sehen sind und<br />

entdeckte die vier größten Monde des Jupiters, die er, vor seinem bevorstehenden Wechsel<br />

an den Medici-Hof, „Mediceische Gestirne“ nannte. Seine Beobachtungen der Milchstraße<br />

ergaben, dass diese nicht wie zuvor angenom-<br />

men ein nebliger Schleier ist, sondern aus<br />

unzähligen Sternen besteht. Seine Erkenntnis-<br />

se über die Mondoberfläche schrieb Galilei<br />

nieder. Sein Werk „Sidereus Nuncius“ (Sternen-<br />

bote) war nach nur wenigen Tagen vergriffen<br />

und machten ihn von einem auf den anderen<br />

Tag berühmt. Galileis Vorlesungen in Padua<br />

waren stets gut besucht und später soll er die<br />

Zeit dort als glücklichste Zeit seines Lebens<br />

beschrieben haben.<br />

2.1.4 Als Hofmathematiker in Florenz<br />

1610 berief Cosimo de Medici, der Großherzog der Toskana<br />

und Galileis ehemaliger Schüler, Galilei zu sich nach Florenz.<br />

Der Großherzog ernannte Galilei zum Hofmathematiker, zum<br />

Hofphilosophen und zum ersten Mathematikprofessor in Pisa.<br />

Als dieser hatte er keinerlei Lehrverpflichtungen. Cosimo de<br />

Medici räumte Galilei somit jegliche Freiheiten ein, um sich<br />

seiner Forschungen zu widmen. Bei seinem Umzug nach<br />

Florenz trennte sich Galilei von seiner Haushälterin, mit der er<br />

drei Kinder hatte: Virginia, Livia und Vincenzio. Seine beiden<br />

Töchter brachte er im Kloster unter, denn sie hatten als<br />

uneheliche Kinder kaum Aussichten auf eine standesgemäße<br />

Cosimo de Medici<br />

Hochzeit. Seinen Sohn aber nahm er mit nach Florenz. Ihn legitimierte er später. In den<br />

nächsten Jahren machte Galilei immer mehr astronomische Entdeckungen. Unter anderem<br />

beobachtete er, dass die Venus ähnliche Phasen wie der Mond hatte. Er begründete dies<br />

derart, dass die Venus zeitweise jenseits der Sonne steht und zeitweise zwischen Erde und<br />

Sonne. Die kosmologische Konsequenz daraus war, dass das ptolemäische Weltbild nicht<br />

mehr länger haltbar war.<br />

19<br />

Zeichnung des Mondes von Galilei und Vergleichsfoto


Zwischen 1610 und 1611 beobachtete Galileo mit seinem Teleskop erstmalig dunkle Flecken<br />

auf der Sonne. Er ging davon aus, dass die Sonnenflecken entstehen und wieder vergehen<br />

und veröffentlichte diese Erkenntnis in seinem Werk „Lettere solari“, dem ersten in<br />

Umgangssprache und nicht in Latein veröffentlichten Buch.<br />

Galileis Ansicht nach, stützten seine Entdeckungen zwar das heliozentrische Weltbild, es<br />

fehlten aber noch überzeugende mathematische Beweise. Alle seine Beobachtungen waren<br />

auch mit dem Planentensystem von Tycho Brahe vereinbar, bei dem Sonne und Mond um<br />

die Erde, die restlichen Planeten jedoch um die Sonne kreisen. Da der Inquisition fehlerhafte<br />

Informationen über Galileis Standpunkte zugespielt wurden, entschloss sich Galilei,<br />

persönlich nach Rom zu reisen um dort seine Standpunkte zu vertreten.<br />

Als 1616 gegen den Kleriker Foscarini nach Veröffentlichung eines Buches, das beweisen<br />

sollte, dass das heliozentrische Weltbild nicht der heiligen Schrift widerspricht, ein Verfahren<br />

eingeleitet wurde, in dessen Lauf das Buch verboten wurde, entschied Galilei sich mit<br />

Aussagen über das heliozentrische Weltbild zurückzuhalten. Dies führte zu einer Ermahnung<br />

Galileos durch die Inquisition, obwohl dieser gar nicht aktiv an dem Verfahren beteiligt war.<br />

1618 wurde ein alter Förderer Galileis, Kardinal Maffeo Barberini, zum Papst gewählt. Er war<br />

fortan als Urban VIII. bekannt. Galileo Galilei widmete ihm in diesem Jahr sein Buch<br />

„Saggiatore“, eine Polemik gegen den Jesuitenpater Orazio Grassi. Im folgenden Jahr reiste<br />

Galileo nach Rom und wurde insgesamt sechsmal von dem neuen Papst empfangen, der ihn<br />

dazu ermunterte, Werke über das kopernikanische System zu veröffentlichen, solange er<br />

dieses als Hypothese behandle.<br />

Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov<br />

Quellen: Das Leben des Galilei<br />

Text:<br />

http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/galileo1a.html<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei<br />

http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.htm<br />

http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/g/galilei.html<br />

http://www.dieterwunderlich.de/Galileo_Galilei.htm<br />

Bilder:<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Galileo_portrait_oval.png<br />

http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/images/A5_Padua.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/CosimoIIMedici1.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Galileos_Moon.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Galilei-weltsysteme_1-621x854.jpg<br />

http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/geschichte/03galilei/inquisition.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/GallileoTomb.jpg<br />

Eigene Fotos aus Florenz (Ludwig Zikeli)<br />

20


2.1.5 Galileos Reisen nach Rom<br />

1.Reise nach Rom<br />

Galileo fuhr, als er 23 Jahre alt war, das erste Mal nach Rom. Bei dieser Gelegenheit hat er<br />

den deutschen Astronomen und Mathematiker Clavius kennen gelernt. Beide standen im<br />

Briefwechsel und pflegten eine intensive<br />

Freundschaft. Clavius kritisierte die theoreti-<br />

schen Studien von Kopernikus, die aber<br />

Galileos wissenschaftliches Fundament dar-<br />

stellten. Nach Clavius’ Meinung waren diese<br />

Ansichten unvereinbar mit der heiligen Schrift.<br />

Clavius war seit 1555 Mitglied des Ordens der<br />

Jesuiten und lehrte im römischen Kollegium<br />

Mathematik. Man sagte, dass Galileo dieses<br />

Kollegium oft besuchte.<br />

Sehr häufig fanden dort Diskussionen zwischen Galileo und den gelehrten Jesuiten statt.<br />

Einer dieser berühmten Jesuiten war Segnati. 1551 wurde von dem Begründer des Jesuiten<br />

Ordens, Ignazio de Loyola, das römische Kollegium errichtet.<br />

Als Grund für die Errichtung dieses Kollegiums sah Loyola zunächst in der Notwendigkeit, für<br />

den Klerus eine Bildungsstätte zu schaffen. Außerdem war es seiner Ansicht nach not-<br />

wendig, neue öffentliche Bildungsstätten einzurichten, die als Brücke zwischen der elemen-<br />

taren Grundbildung und der Universität zu betrachten wären. Der Palast Collegio Romano<br />

war ein kleines gemietetes Gebäude mit vielen Studenten. Es war zu klein und deshalb hat<br />

Ignazio entschieden, ein neues Gebäude zu mieten, das hinter der heutigen Tribüne der<br />

Kirche Santa Stefano del Cacco lag und später wurde es „Casa die Frangipani“ genannt, weil<br />

die Frau Laura Frangipani dieses Gebäude gekauft hat.<br />

Man lehrte Theologie, Philosophie und humanistische Wissenschaft, daneben die Sprachen<br />

Latein, Griechisch und Hebräisch. Einige berühmte Persönlichkeiten, die diese neue<br />

Bildungsstätte besucht haben, waren Edmund Augerio und Giovanni Egnazi, der erstere aus<br />

Frankreich und der zweite aus Florenz.<br />

Der Sitz des Kollegiums wurde oft gewechselt, da die Zahl der Studenten stetig zunahm. Im<br />

Jahre 1550 übersiedelte das Kollegium für vier Jahre in das Haus von Batista Salvitati.<br />

Danach wurden viele Pläne für einen Neubau entwickelt. 1584 wurde als endgültiger Sitz der<br />

Bildungsstätte ein Gebäude errichtet, wo sich heute der Platz „Piazza Collegio Romano“<br />

befindet. Diese Entscheidung wurde vom Papst Gregorio XIII. Boncopagni getroffen.<br />

21<br />

Collegio Romano


2.Reise nach Rom<br />

1611 war Galileo wieder in Rom, zuerst als Gast des Botschafters von Toscana Giovanni<br />

Stemma Accademia dei<br />

Lincei<br />

Niccolini’s und danach des Grossherzogs von Toscana Cosimo II. in der<br />

Villa Medici.<br />

Im April des Jahres wurde er von Monsignor Malavisia zum Essen einge-<br />

laden. Bei dieser Gelegenheit stellte er seine neuen Instrumente den<br />

Mitgliedern der Akademie vor, die zunächst als „Perspicillium “und später<br />

vom Berater Giovanni Demissiani als „telescopio“ bezeichnet wurden. Er<br />

lud die Tischgäste ein, das Teleskop gegen den Himmel zu richten, um<br />

die Monde des Jupiters und den Saturn zu beobachten und außerdem<br />

die in die Kirche San Giovanni in Laterano in 3 km Entfernung<br />

gemeißelte Inschrift von Papst Sisto V „Sixtus V. Pontifex Maximus<br />

Anno Primo“ zu beobachten. Damit konnte er beweisen, dass man mit seinen Instrumenten<br />

Dinge sehen konnte, die mit bloßem Auge unsichtbar waren. Der bedeutendste und<br />

wichtigste Ort, den er besuchte, war die „Accademia dell’Lincei“.<br />

Er wurde am 25. April 1611 Mitglied dieser Akademie und war dort Gast des Naturwissen-<br />

schaftlers Frederico Cesi, der 1603 die Akademie begründete. Der Name der Akademie<br />

bezog sich auf den scharfsinnigen „Luchs“ (L’Accademia Lincer’). Einige berühmte Gäste<br />

dieser Zeit waren Faber Della Porta und Galileo. In diesem Gebäude lehrte man Botanik,<br />

Physik und Astronomie. Nach dem Tod Cesi 1630 verlor die Institution ihre Funktion, auch<br />

wenn einige Gelehrte wie Cassiono Dal Pozzo versucht haben, die Einrichtungen und Geräte<br />

zu bewahren. Am 13. Mai 1611 wurde Galileo vom Kardinal Farnese zu einem Banquet zu<br />

seinen Ehren in die Villa di caprarola Farnese eingeladen, deren Räume zum Studium der<br />

Geographie und Astronomie benutzt wurden. Einer dieser Räume hieß „La Sala Mappo-<br />

mond“(Globussaal), der mit Fresken von Giovanni Antonio da Varese ausgestattet war, die<br />

die vier bekannten Kontinente und 48 Sternbilder darstellten.<br />

3.Reise nach Rom<br />

Am 24. Februar 1616 kam er auf Forderung des „Tribunale del Sant’ Uffizio“ nach Rom. Das<br />

heilige Uffizio war eine Einrichtung der römischen Kirche, die im Jahre 1542 durch Paolo III.<br />

auf Grund einer päpstlichen Bulle „Licet initio“ geschaffen wurde. Ihr Ziel war, den Glauben<br />

zu bewahren und Irrtümer zu überprüfen. Tomaso Caccini hat den Briefwechsel zwischen<br />

Galileo und Bendetto Castelli gelesen in dem ein Satz stand („La terra secondo sé tutta si<br />

muove, etiam di moto diurno é sole immobile- die Erde bewegt sich in einem Tag um sich<br />

selbst und die Sonne steht still), der mit der heiligen Schrift unvereinbar war.<br />

22


Ein weiterer Grund für die Aufforderung war die Beschuldigung, dass Galileo Beziehungen<br />

mit deutschen Protestanten und mit Frederico Cesi hatte. Auf Befehl des Papstes Paolo V.<br />

wurde Galileo während eines Monats befragt und danach von Kardinal Bellarmino ermahnt,<br />

diese „Unwahrheiten“ nicht mehr zu verteidigen und zu lehren unter Androhung der Haft bei<br />

Unterlassung. Galileo versprach gehorsam zu sein, um einer Demütigung zu entgehen,<br />

obwohl er inoffiziell arbeiten konnte.<br />

4.Reise nach Rom<br />

Kardinal Barberini wurde als Papst Urban VIII. gewählt. Galileo hoffte nun, dass die neue<br />

Wissenschaft durch die römische Kirche unterstützt werden würde einschließlich seiner<br />

neuen Entdeckungen. Er begann sein wichtigstes Werk „Dialogo sopra i del massimi sistemi<br />

del mondo“ im Jahre 1630 zu beenden. Aus diesem Grunde kam er wieder nach Rom. Er<br />

konferierte insgesamt sechsmal mit dem Papst.<br />

5.Reise nach Rom<br />

Bei dieser Reise hoffte er, die Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Werke zu bekommen.<br />

Da die Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Vatikans sehr groß waren, ließ der Papst<br />

zu, dass gegen Galileo nach dem Willen der Jesuiten, der Prozess eingeleitet wurde.<br />

Am 23. Februar 1633 wurde Galileo vor das Tribunal der Inquisition geladen, dessen Sitz im<br />

Palazzo della Minerva neben dem Pantheon und der Kirche Santa Maria Minverva war.<br />

Vorher war seit dem 7. Jahrhundert dort ein Oratorium und später im 12. Jahrhundert hat die<br />

Bruderschaft der Dominikaner diesen Bereich vergrößert. Diese Gebäude wurden mehrmals<br />

verändert und am Ende bildete sich der Renaissancestil heraus. Die Kirche setzt sich aus<br />

3 Schiffen, dem Querschriff, der Kapelle und dem Chorraum<br />

zusammen. Eine Besonderheit ist die neben dem Chorraum<br />

stehende Statue der Auferstehung Christi, die Michelangelo<br />

begonnen hatte und Raffaele da Monte Lupo im Jahre 1521<br />

beendete. Im Zentrum des Platzes steht ein 5,47m hoher Obelisk<br />

aus rotem Granit mit kleinen von Bernini geplanten und von Ercole<br />

Ferrata geschaffene Elefanten. Durch eine Inschrift von Papst<br />

Alessandro VII. wird erklärt: „Man benötigt einen robusten<br />

Verstand, um eine solide Intelligenz zu stützen.“<br />

(Ci vuole una mente robusta per sostenere una solida intelligenza)<br />

23<br />

Piazza della Minerva: obelisco


Der heutige Palazzo della Minerva wurde im 15. Jahrhunder nach der Entscheidung des<br />

Dominikaners Vincenzo Giustinani gebaut und wurde von dem Tribunal der Inquisition als<br />

Sitz der Prozesse benutzt. Der berühmteste dieser Prozesse war der gegen Galileo.<br />

Villa Medici<br />

Während des Prozesses wurde Galileo verurteilt,<br />

abzuschwören. Die Verurteilung führte zur Isolation<br />

in der Villa Medici als sein letzter Sitz in Rom, als<br />

Ergebnis der Verurteilung am 26. Juni in Santa<br />

Maria Sopra Minerva.<br />

Die Villa Medici liegt auf dem Hügel del Pincio, wo die Lucallianischen Horti liegen.<br />

Diesen Gärten wurden nach dem Entwurf von Lucinio Lucollo in der Zeit von 66 bis 63 vor<br />

Christi geschaffen.<br />

Nach Verwahrlosung dieses Geländes übernahm der Kardinal Ferdinando de Medici den<br />

Palast und Garten und restaurierte ähnlich der Paläste mit den Gärten von Pisa und Florenz<br />

diese Anlage.<br />

Säule in der Viale di Trinita (Schülerfoto)<br />

Als im Jahre 1587 der Kardinal Grossherzog von<br />

Toscana wurde, war die Villa Medici eine der<br />

wichtigsten Prestigeobjekte von Rom und hatte<br />

die Funktion einer richtigen Botschaft und<br />

beherbergte die wichtigsten Politiker von Florenz<br />

als Gäste. Im Jahre 1887 ließ Oreste Tomassini<br />

als Erinnerung an Galileo eine Säule in der<br />

Strasse Viale di Trinita’ dei Monte mit der<br />

Inschrift: „Der letzte Palast von der Familie<br />

Medici war Galileo Galilei’s Gefängnis“. Sein<br />

Vorgehen war, dass die Erde sich um die Sonne<br />

bewegt hat. (Il prossimo plazzo gia de medici fu<br />

prigione a Galileo Galilei reo di aver veduto la<br />

terra volgersi intorno a sole“)<br />

24


Verfasser: Roberta De Notto<br />

Quellen:<br />

www.wikipedia.it<br />

www.liceoqvisconti.it<br />

http://www.lincei.it/<br />

http://www.romasegreta.it<br />

http://villamedici.it<br />

http://roma.repubblica.it<br />

„Letteratura e Scienza Nuova: Galileo Galilei: . La vita e le opere“ da „Dal testo alla storia dalla storia al testo, volume C: dal<br />

Barocco all’illuminismo“, Guido Baldi, Vilsiva Giusso, Mario Razetti, Giuseppe Zaccaria, 1999 Paravia.<br />

Capitolo VI „Il nome del telescopia“ da „Galileo astronomo 1603-<strong>2009</strong>“, Gabriele Vanin. Edizione di Dicembre 2008, Edizioni<br />

DBS.<br />

www.villediroma.comvisiteinprogramma.html<br />

www.natura.com/.../nrm0601_475a_bx4.html<br />

www.rome-roma.net/piazza-della-minerva.html<br />

25


2.1.6 Das Weltbild des Galilei im Gegensatz zum Weltbild der<br />

Katholischen Kirche<br />

Das Besondere im Lebenslauf des Galilei war neben seiner Entdeckungen in der Physik und<br />

Astronomie die Entwicklung der Methoden der neuen, modernen Wissenschaft, die Gesetze<br />

der Integration von Erfahrung und Begründung, von Beobachtung und Mathematik oder wie<br />

er sagen würde ’’die gute Erfahrung und die notwendige Demonstration“.<br />

Als Grundlage der neuen Methode wurde die Kritik an der Autorität der Kirche gesetzt wie<br />

auch die Kritik der Gewohnheit, sich auf die Autorität der Kirche und ihrer Tradition zu<br />

berufen. (repräsentiert durch die heiligen Lehrbücher des Aristoteles).<br />

Diese Kritik ist eine der Säulen der Methode Galileis, weil sie den Gegensatz der zwei<br />

unterschiedlichen Systeme darstellt.<br />

Das Wissen, dass sich auf das Prinzip der Autorität der Kirche bezog, bedingte ein<br />

Bewusstsein, welches Galilei als Papierwelt kritisierte, ein weitschweifiges, rhetorisches<br />

Buchwissen, eine abstrakte und sterile Konstruktion, die im Fokus der traditionellen Exegese<br />

steht ohne wirklichen Bezug zur Realität.<br />

In dieser Welt wird die Erfahrung negiert, die Beobachtung verbannt, die Reflexion verkannt<br />

und an ihrer Stelle dominieren leere Worte sowie leerer Formalismus der syllogistischen<br />

Logik ohne Überprüfung in der Realität. Dieses traditionelle Wissen wurde von Galilei als<br />

Essentialismus und Finalismus beurteilt und verurteilt.<br />

Essentialismus, weil dieses Wissen nach dem Wesen oder inneren Charakter der natürlichen<br />

Phänomene sucht. Galilei urteilt darüber, dass dies ein Unterfangen sei, dass die Möglich-<br />

keiten der menschlichen Erkenntnis bei Weitem überschreitet. Ein Einverständnis über<br />

gesicherte Erkenntnisse wäre notwendig.<br />

Finalismus, weil diese Betrachtung Teile der physikalischen Natur mehr nutzorientiert<br />

beschreibt im Hinblick zur höheren Ehre Gottes.<br />

26


Die Galileische Methode ist vor allem durch Konzentration auf die Beobachtung der<br />

natürlichen Phänomene charakterisiert. Die Beobachtung ist jedoch keine bloße Sammlung<br />

von empirischen Daten, sondern wird von Anfang an vom theoretischen Interesse bewegt.<br />

Daher ist die Beobachtung eine grundlegende Methode für Galileo, die er harten Angriffen<br />

seitens der unwissenschaftlichen theologischen Dogmatikern ausgesetzt sieht.<br />

Die Beobachtung muss nach Galilei durch die Vernunft geführt werden, die durch einen<br />

quantitativen und mathematischen Charakter geprägt ist. Manchmal können in der Tat die<br />

Sinne täuschen, das erfordert eine notwendige Demonstration, auch eine Hypothese, die auf<br />

die Realität basiert, diese hat die Aufgabe die theoretische Lösung der physikalischen<br />

Probleme zu erforschen. Letztere muss aber durch eine experimentellen Überprüfung<br />

einschließlich der damit zusammenhängenden Auswirkungen verifiziert werden.<br />

Die Galileiische Methode besteht aus drei Teilen: der „sinnlichen Erfahrung“, der „not-<br />

wendigen Demonstration“ und der “Überprüfung“. Die Beobachtung allein ist nicht genug,<br />

auch wenn sie wichtig ist. Sie muss von der Hypothese und mathematischer Deduktion<br />

beleuchtet werden. Letztendlich profitieren beide durch den Verweis auf die Beobachtung<br />

und beide müssen durch das Experiment getestet werden, dass die Wissenschaftler<br />

durch Einsatz von Technologie ermöglichen. Das Teleskop, das Galilei verdienstvoller<br />

Weise gegen den Himmel richtete, ist eine Demonstration von folgendem: Die koperni-<br />

kanische Hypothese wurde durch diesen Test einer experimentellen Verifizierung unter-<br />

worfen. Mit großer Originalität ist es Galilei gelungen, in einem Kreislauf von Beobach-<br />

tung, Experiment und Theorie oder allgemein physikalische Nachforschungen mit<br />

mathematischen Hypothesen, Sensibilität und Vernunft zu verbinden.<br />

Die wissenschaftliche Methode Galileis setzt eine mathematische Konzession des<br />

Universums der Natur voraus.<br />

Diese Konzession rechtfertigt und fundiert die Möglichkeit der menschlichen Erkenntnis<br />

in der Prozedur der Beobachtungen und Hypothesen.<br />

In dieser Tatsache spiegelt sich in bewundernswürdiger Weise die quantitative<br />

mathematische Struktur der physikalischen Realität wider. Der Wissenschaftler muss die<br />

Natur von jeder qualitativen und subjektiven Betrachtung berauben, um nur die<br />

quantitativen und mathematischen Beziehungen zu studieren (objektive Qualität).<br />

Die moderne Wissenschaft beschäftigt sich nicht mehr mit den Essenzen und der<br />

Qualität des Gegenständlichen, sondern mit deren objektiven und messbaren Eigen-<br />

schaften und deren kausalen Beziehungen.<br />

27


Während seiner wissenschaftlichen Forschungen zwang sich Galilei sich auch in die<br />

Texte der Heiligen Schriften zu vertiefen. Er behauptet, dass die Bibel nur einen<br />

ethischen und religiösen und keinen wissenschaftlichen Zweck hat. Diese will den Men-<br />

schen nicht den Menschen zeigen wie der Himmel gemacht ist, sondern wie man in den<br />

Himmel kommt.<br />

Dies hat die Konsequenz, dass kein Konflikt zwischen der religiösen Wahrheit und der<br />

wissenschaftlichen Wahrheit entstehen kann, weil es sich hier um zwei unterschiedliche<br />

Wahrheiten handelt. In der Tat hat Gott in zwei verschiedenen Arten die sich nicht<br />

widersprachen gesprochen:<br />

1) mittels der Heiligen Schriften<br />

2) mittels dem Geschehen der Schöpfung<br />

Die Zuständigkeit für die richtige Auslegung der Heiligen Schrift obliegt der Kirche, während<br />

die Interpretation der Struktur der Natur Aufgabe der Wissenschaft ist.<br />

Zwischen Wissenschaft und Glauben gibt es somit keinen Konflikt, sondern eine Art Gewal-<br />

tenteilung. Sie können als zwei verschiedene Sphären mit zwei unterschiedlichen Sprachen<br />

verstanden werden, auch wenn sich beide auf den Plan des Schöpfers zurückführen lassen.<br />

Die Bibel enthält die Wahrheiten des Glaubens, nicht die der Wissenschaft, denn Gott wollte<br />

nicht verraten wie die Welt ist, sondern wie die Seele zu retten ist.<br />

Die religiöse Wahrheit ist in der Tat in eine Hülle von Wörtern und Begriffen eingewickelt, die<br />

die heiligen Verfasser in die Bibel während einer bestimmten historischen Epoche geschrie-<br />

ben haben, eine Epoche, die durch eine gewisse Armut in der wissenschaftlichen Erkenntnis<br />

charakterisiert war.<br />

Im Jahre 1623 schrieb Galileo „Il saggiatore“, ein Werk, dass als Manifest der neuen<br />

Wissenschaft interpretiert werden kann. Es richtete sich gegen die Irrtümer und<br />

Unwahrheiten des Dogmatismus.<br />

Das Ergebnis dieser Periode ist auch das reife und bedeutende Werk – Der Dialog über<br />

die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, dem ptolemäischen und kopernikanischen.<br />

Dieses Werk wurde im Jahre 1633 in der Volkssprache in Dialogform geschrieben, war der<br />

Öffentlichkeit zugänglich und hatte das Ziel, zu siegen ohne das Zulassen von Zweifeln an<br />

der Wahrheit der kopernikanischen Wissenschaft.<br />

Ideatori: Alessandra Frontoni & Maura Peduto 4 C formazione.<br />

Fonti: “Domenico Massaro: La comunicazione filosofica – 2 Il pensiero moderno –” .it.wikipedia.org/wiki/Metodo_scientifico<br />

28


2.1.7 Galileos Dialog<br />

Galilei arbeitete bis 1630, unterbrochen von immer wieder-<br />

kehrenden Krankheiten, an seinem Werk „Dialogo di Galileo<br />

Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e<br />

Copernicano (Dialog über die zwei wichtigsten Weltsysteme,<br />

das Ptolemäische und das Kopernikanische)“. Vom Papst und<br />

der Inquisition erhielt er unter Auflagen der Zensur eine Druck-<br />

erlaubnis. Im Februar 1632 erschienen die ersten Exemplare<br />

des „Dialogs“. Jedoch beging Galilei bei der Veröffentlichung<br />

zwei Fehler: Er machte sich erstens über einen Lieblings-<br />

gedanken des Papstes lustig, und zweitens legte er die Schluss-<br />

rede zugunsten des Ptolemäischen Systems, die er aufgrund<br />

einer Auflage schreiben musste, dem Dummkopf Simplicio in<br />

den Mund. Dies verärgerte den Papst so sehr, dass er mit voller<br />

Härte reagierte.<br />

Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov<br />

Quellen: Das Leben des Galilei<br />

Text:<br />

http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/galileo1a.html<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei<br />

http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.htm<br />

http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/g/galilei.html<br />

http://www.dieterwunderlich.de/Galileo_Galilei.htm<br />

Bilder:<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Galileo_portrait_oval.png<br />

http://www.ethbib.ethz.ch/exhibit/galilei/images/A5_Padua.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/CosimoIIMedici1.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2e/Galileos_Moon.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Galilei-weltsysteme_1-621x854.jpg<br />

http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/geschichte/03galilei/inquisition.jpg<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/GallileoTomb.jpg<br />

Eigene Fotos aus Florenz (Ludwig Zekeli)<br />

29<br />

Aristoteles, Ptolemäus und<br />

Kopernikus diskutieren auf dem<br />

Titelblatt Galileis Dialog


2.1.8 Der Inquisitionsprozess<br />

Zwischen 1613 und 1615 steht Galileo dem schwierigen Problem gegenüber, die heliozentri-<br />

sche Theorie und die Hl. Schriften miteinander in Einklang zu bringen. Damit beschäftigt er<br />

sich im ersten seiner vier Briefe an Kepler, wo er die Stichhaltigkeit und Wahrhaftigkeit dieser<br />

Hypothese beweist, die die Sonne in den Mittelpunkt unseres astronomischen Systems stellt<br />

(Brief an Don Benedetto Castelli 21.Dez.1613). Darin legt er seinem Schüler Castelli eine<br />

rationale Lösung des schwierigen Problems dar, das entstanden ist durch die Unvereinbar-<br />

keit seiner Beobachtungen mit den Hl. Schriften; aber eine derartige Lösung kann von der<br />

Kirche nicht akzeptiert werden, da sie nur die von ihr selbst vorgeschlagenen Lektürekriterien<br />

zulässt. Darüber hinaus verbirgt Galileo nicht, dass er dazu tendiert, aus den faktischen<br />

Gegebenheiten der Natur sicherere Erkenntnisse zu gewinnen als aus der menschlichen<br />

Natur, die immer verschiedenen Interpretationen ausgesetzt sind je nach dem Grad der<br />

Intelligenz, die von Mensch zu Mensch variiert. Im Wesentlichen behauptet Galileo, dass es<br />

korrekter ist, vom methodologischen Standpunkt aus, die Natur betreffende Dinge gemäß<br />

den Beobachtungen und Erfahrungen und nicht gemäß der Hl. Schrift zu beobachten.<br />

Gerade dieser Brief fällt seinen Gegnern in die Hände und belastet ihn sowie stärkt die<br />

gegen ihn vorgebrachten Anklagen.<br />

Am 20. Dez. 1614 erklärt der Dominikanermönch Tommaso Caccini, dass die Ideen des<br />

Kopernikus der Hl. Schrift widersprechen und entzündet somit einen Funken, der die<br />

Aufmerksamkeit des Hl. Stuhls erweckt. Im darauffolgenden Jahr(25 Feb.) prüft der<br />

Ausschuss des Vatikans die Briefe, die von Caccini angezeigt wurden, In der Zwischenzeit<br />

schickt Galileo, der über die Maßnahmen des Gerichts informiert wurde, eine Kopie seines<br />

Briefes an Castelli dem Monsignor Dini mit der Bitte, diesen dem Pater Grimberger und dem<br />

Kardinal Bellarmino vorzulegen.<br />

Letzterer bestätigt, dass es keine Verurteilung geben darf, wenn das heliozentrische Weltbild<br />

mit wissenschaftlichen Beweisen belegt werden kann, Im Gegenteil, es sei gut, die<br />

traditionelle Interpretation der Hl. Schrift zu überdenken. Der Vatikan verurteilt Galilei, die<br />

Hauptanklagepunkte sind:<br />

„Es wird behauptet dass Galileo die Vorschriften überschritten hat, indem er von unseren<br />

Hypothesen abwich und behauptete, dass die Erde sich bewege und die Sonne statisch sei.<br />

Ebenso hat er das existierende Fließen und Zurückfließen des Meeres falsch in Verbindung<br />

gebracht mit der Unbeweglichkeit der Sonne und der Beweglichkeit der Erde, die es nicht<br />

gibt. Dies sind die Hauptpunkte (…) was das Buch betrifft ist folgendes als weiterer<br />

Anklagepunkt zu betrachten: kein ordnungsgemäßer Druck, ohne Einholung der<br />

Genehmigung für die Veröffentlichung (…).<br />

30


Viele Irrtümer und Abweichungen von unserer Hypothese im Werk selber und Behauptungen<br />

bezüglich der Beweglichkeit der Erde und Unbeweglichkeit der Sonne; Verunglimpfung der<br />

Schriftsteller, die gegenteiliger Meinung sind und der Hl. Kirche besser dienen.“<br />

In den folgenden Jahren gelangt Galileo zu der Überzeugung, dass die Kirche dazu gebracht<br />

werden könnte, die Doktrinen des Ptolemäus fallen zu lassen und im Jahr 1631 gelingt es<br />

ihm, die Erlaubnis für den Druck seines „Dialogo sopra i due massimi sistemi“ (Dialog über<br />

die zwei größtes Systeme) zu erhalten. Dieses Mal schafft er es nicht, eine Anklage in einem<br />

weiteren Inquisitionsprozess gegen den „Kopernikanismus“ zu vermeiden. So beginnt 1632<br />

die Beweiserhebung im Prozess. Gerade jetzt wird Papst Urban VIII in dieser Sache wichtig.<br />

Der Papst, verärgert wegen des Geredes über ihn, verändert allmählich seine Einstellung zu<br />

Galileo, da er den Eindruck hat, umgangen worden zu sein in anbetracht der Tatsache, dass<br />

seine Anweisungen, einige Korrekturen vor dem Druck und der Veröffentlichung an dem<br />

Werk vorzunehmen, nicht befolgt wurden. Besonders zwei Faktoren stören Urban VIII:<br />

Der erste ist persönlicher Art und beruht auf der Tatsache, dass seine Empfehlungen nicht<br />

befolgt wurden, die darauf abzielen, die kopernikanische Theorie als reine mathematische<br />

Theorie darzustellen. In der Tat wird in dem hitzigen Dialog zwischen den drei<br />

Hauptpersonen – Salviati, Simplicio und Sagredo – der Leser dahin geführt, die Heliozentri-<br />

sche Hypothese als plausibel anzuerkennen. Der Papst ist außerdem verärgert, weil die vati-<br />

kanischen Lästerzungen unterstellt hatten, dass Galileo ihn im Dialog mit Simplicio identifi-<br />

ziert habe, der mit linkischer Gerissenheit die Theorie von der Erde als Mittelpunkt verteidigt.<br />

Der zweite Faktor, der dazu beigetragen hat, die Haltung von Papst Urban VIII zu versteifen,<br />

war politischer Art und beruhte auf den Gegensätzen, die aufgetreten waren anlässlich des<br />

Konsistoriums am 8. März 1632, in dem Kardinal Borgia den Papst öffentlich angeklagt hatte.<br />

Urban VIII beschließt, den Fall Galileo persönlich zu untersuchen. Deshalb befiehlt er am<br />

23. September, nachdem er einen Bericht über den Druck des Buches gelesen hat, dem<br />

Inquisitor von Florenz zu schreiben, damit er Galileo nach Rom zitiere.<br />

Der Inquisitor von Florenz antwortete am 2.Oktober 1632 dem Gericht, dass der Angeklagte<br />

bereit sei, zu erscheinen und bitte, dass das Verhör in Florenz stattfinde oder dass ihm für<br />

die Reise nach Rom Aufschub gewährt werde, sodass man einen geachteten Mann<br />

vorgerückten Alters, der obendrein krank war, nicht zwinge, eine Reise mitten im Winter auf<br />

sich zu nehmen und ihn damit demütigen.<br />

31


Der Aufschub des Verhörs brachte unglücklicherweise keine Vorteile, obwohl der genannte<br />

Großherzog unterstützt wurde von Pater Castelli und Michelangelo Buonarroti. Bei der<br />

Versammlung am 11.November hatte der Papst angeordnet, dass Galileo sich nach Rom<br />

begeben muss und im Falle einer Weigerung mit Gewalt gezwungen wird.<br />

Der Inquisitor von Florenz beantragt einen Aufschub von 30 Tagen, dem er eine ärztliche<br />

Bescheinigung beilegt, die den Schweregrad seiner gesundheitlichen Beschwerden bestätigt<br />

und der Aufschub wird genehmigt. Am 2o. Januar 1633 unternimmt Galileo seine Reise nach<br />

Rom und erreicht die Stadt am 13. Februar. Hier logiert er im Haus des Botschafters<br />

Niccolini, was ihm die Gefangenschaft im Kerker des Castel Sant’ Angelo erspart, wo die<br />

Angeklagten der Inquisition vor dem Verhör und dem Prozess gewöhnlich untergebracht<br />

wurden. Galileo wartet zwei Monate, bevor er aufgefordert wird, vor Gericht zum ersten<br />

Verhör am 12. April unter dem Vorsitz des Paters Vincenzo Maculano zu erscheinen.<br />

Während des Verhörs erinnerte der Wissenschaftler daran, dass er 1616 freiwillig nach Rom<br />

gekommen war, weil er über die Diskussionen bezüglich der Theorien des Kopernikus<br />

informiert war und erklären wollte, dass diese Meinung nicht im Widerspruch stand zu den<br />

Lehren der Kirche. Somit gelang es ihm, sich recht gut zu verteidigen.<br />

Der Wissenschaftler erklärte, dass sein Dialog die Theorien des Kopernikus nicht verteidigte<br />

indem er folgendermaßen argumentierte:<br />

„Ich habe mit diesem Buch weder an der Meinung über die Beweglichkeit der Erde und die<br />

Unbeweglichkeit der Sonne festgehalten noch habe ich sie verteidigt, vielmehr zeige ich in<br />

diesem Buch das Gegenteil der obengenannten Auffassung des Kopernikus und zeige auf,<br />

dass seine Begründungen ungültig und unhaltbar sind.“<br />

Der Prozess war aber, wie Pater Maculano sagte, am Ende angekommen, weswegen man<br />

einen Ausweg finden musste. Er war sich der Tatsache bewusst, dass der Papst Galileo<br />

verurteilen wollte. Maculano setzte somit bei der Vatikanischen Kongregation die Erlaubnis<br />

durch, dass er „mit Galileo außergewöhnlich verfahren könne, um ihm seinen Irrtum bewusst<br />

zu machen, damit er ihn nach dieser Erkenntnis zugebe.“<br />

Deshalb übernahm der Vorsitzende des Gerichts persönlich die Aufgabe, Galileo klar zu<br />

machen, dass er von seinen Erklärungen, die im Widerspruch zu den kirchlichen Auffassun-<br />

gen stehen, abweichen müsse, um neue Komplikationen zu vermeiden und zu einem<br />

Abschluss des Prozesses zu kommen, in dem er öffentlich bekennt, sich geirrt zu haben.<br />

32


Am 10. Mai wird Galileo vor den Hl. Stuhl zitiert und der Vorsitzende teilt ihm mit, dass er<br />

eine Frist von 8 Tagen habe, um seine Verteidigung vorzubringen. Außerdem solle er seine<br />

Absicht kundtun, ob er sich verteidigen wolle oder nicht. Daraufhin erklärt Galileo, dass er<br />

bewiesen hat, dass von seiner Seite her keine Umgehung der Vorschriften stattgefunden hat,<br />

um auf betrügerische Weise den Druck seines Dialogs zu erreichen.<br />

Er glaubte, dass die einzige Möglichkeit, den Prozess zu beenden darin bestehe, sein Werk<br />

mit einigen Korrekturen zu versehen. Aber der Papst war anderer Meinung. Nachdem er sich<br />

über den Fortgang des Prozesses informiert hatte, ordnete er am 16.Juni an, Galileo ein<br />

weiteres Mal zu befragen und zu einer Kerkerstrafe wegen des Verdachts der Häresie zu<br />

verurteilen, wenn er unter Drohung keine zufriedenstellende Antwort geben und abschwören<br />

würde.<br />

Das letzte Verhör fand am 21 Juni 1633 statt. Der Wissenschaftler wurde aufgefordert, unter<br />

Eid die Wahrheit zu sagen:<br />

F (Frage):“ Was haben Sie noch zu sagen?“<br />

A (Antwort):“ Ich habe dem, was ich schon gesagt habe, nichts mehr hinzuzufügen.“<br />

F:“ Seit wann behaupten Sie schon, dass die Sonne der Mittelpunkt der Welt ist und dass die<br />

Erde es nicht ist und dass diese sich in täglichem Rhythmus bewegt?“<br />

A:“ Schon sehr lange, d.h. bevor die Hl. Kongregation diesbezüglich Entscheidungen<br />

getroffen har und Vorschriften festgelegt wurden, war ich neutral und hatte zwei Meinungen,<br />

d.h. die von Ptolemäus und die von Kopernikus, über die man diskutieren konnte, da in<br />

Wirklichkeit sowohl die eine als auch die andere wahr sein konnte;<br />

Aber nachher wich in mir, bestärkt durch die Klugheit der Oberen, jeder Zweifel und ich hielt<br />

die Meinung Ptolemäus, d.h. die Unbeweglichkeit der Erde und die Beweglichkeit der Sonne,<br />

für wahr und unanfechtbar, so wie ich es heute tue.“<br />

F:“ Aus dem Buch kann man aber schließen, dass Sie der Meinung des Kopernikus auch<br />

nach diesem Zeitpunkt anhafteten.“<br />

A:“ Beim Schreiben des Dialogs, der schon veröffentlicht ist, habe ich nicht behauptet, die<br />

Meinung des Kopernikus für wahr zu halten; ich wollte nur eine allgemeine Erklärung geben<br />

und habe deshalb die Gründe bezüglich der Natur und Astronomie dargelegt, die man<br />

sowohl für die eine Seite als auch für die andere anführen könnte. Ich wollte dabei aber auch<br />

deutlich machen, dass auch diese weder für die eine noch die andere Meinung einen<br />

definitiven Beweis liefern können, und dass man deshalb, um Sicherheit zu haben,<br />

zurückgreifen müsse auf die Entscheidung der erhabensten Doktrinen. Dies ist an sehr<br />

vielen Stellen des Dialogs ersichtlich.<br />

33


Ich sehe also in mir selber, dass ich nach der Entscheidung der Oberen die verurteilte<br />

Meinung weder teile noch geteilt habe.“<br />

F:“ Ich muss nachdrücklich darauf hinweisen, dass aus dem Buch und den Gründen, die<br />

angeführt werden bezüglich der Bewegung der Erde, zu entnehmen ist, dass Sie die<br />

Meinung des Kopernikus vertreten oder wenigstens vertreten haben. Ich fordere Sie deshalb<br />

auf, die Wahrheit zu sagen, ansonsten werden wir gezwungen sein, falls nötig, auf die vom<br />

Gesetz vorgesehenen Mittel, d.h. die Folterung, zurückzugreifen.“<br />

A:“ Ich teile die Meinung des Kopernikus nicht, noch habe ich sie geteilt, nachdem mir mit<br />

der Vorschrift nahegelegt wurde, dass ich sie aufgeben muss; ansonsten bin ich in Ihren<br />

Händen, tun Sie, was Ihnen gut dünkt.“<br />

F:“ Ich muss darauf bestehen, daran zu erinnern, dass wir auf die Folter zurückgreifen<br />

müssen, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen.“<br />

A:“ Ich bin hier um zu gehorchen; und ich habe diese Meinung nach der Entscheidung nicht<br />

geteilt, wie ich schon gesagt habe.“<br />

Das Protokoll endet mit der folgenden Anmerkung:„Da man nichts anderes erreichen konnte<br />

zur Durchführung des Dekrets, wurde er nach Unterzeichnung an seinen Platz<br />

zurückgeschickt.“<br />

Wie aus dem Verhör hervorgeht waren die Richter nicht zufrieden mit den Antworten des<br />

Wissenschaftlers, der trotz Androhung der Folter zwei Mal zu seiner Verteidigung seine<br />

These bekräftigt hat, dass er sich die Theorie des Kopernikus nie aneignete.<br />

Am darauffolgenden Tag nahmen an der Versammlung des Vatikan zum Erlass des Urteils<br />

nur sieben Kardinäle von zehn teil. Die Abwesenden waren: Gaspare Borgia, Francesco<br />

Baberini, Laudavio Zacchia. Diese nahmen an der Sitzung nicht teil, weil sie ihre Gründe<br />

hatten, die These des Kopernikus nicht als falsch, irrig und der Hl. Schrift widersprechend zu<br />

verurteilen und zuzustimmen, dass Galileo auferlegt wurde, feierlich abzuschwören.<br />

Erst 377 Jahre später erkannte die Kirche den im Jahr 1633 begangenen Fehler.<br />

AUTRICI : Wendy De Angelis, Chiara Pambianchi, Francesca Soverino<br />

FONTI: “Dal testo alla storia Dalla storia al testo “ volume C, Paravia, Guido Baldi, 2000; Wikipedia :<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei<br />

34


2.1.9 Hausarrest<br />

Galilei blieb nach dem Prozess zunächst unter Hausarrest in Rom. Nach Umwegen über<br />

Siena stand er in seiner Villa in Arcetri bei Florenz bis zu seinem Tod unter Hausarrest.<br />

Während des Hausarrestes wurden seine sozialen Kontakte stark eingeschränkt. Galilei war<br />

es jedoch gestattet, mit seinen weniger kontroversen Forschungen fortzufahren, aber<br />

Veröffentlichungen waren ihm verboten. Er führte regen Briefwechsel mit Freunden und<br />

Gelehrten im In- und Ausland und durfte später sogar Besucher empfangen.<br />

Galileo Galileis letztes Werk, die „Discorsi“ wurde über Umwege 1636 im Ausland<br />

veröffentlicht. Die „Discorsi“ beinhaltet rein physikalische Themen. Galilei behandelt darin die<br />

Elastizitätstheorie und Kinematik.<br />

Galilei, der schon lange Probleme mit den Augen hatte, erblindete im Jahre 1638 vollständig.<br />

Die Frage, ob die Ursache dafür genetische Veranlagung oder das ungeschützte Beobach-<br />

ten des Sonnenlichts war, ist ungeklärt.<br />

Am 8. Januar 1642 stirbt Galileo Galilei einige Woche vor seinem 78. Geburtstag. Eine<br />

feierliche Beerdigung und ein prunkvolles Grab, wie zu erst geplant, wurde unterbunden. Die<br />

heutige Grabstätte Galileis findet man heute in Santa Croce in Florenz.<br />

Galeis Grab in Santa Croce in Florenz<br />

Verfasser: Nick Sendler, Andreas Eger, Ashab Yusupov<br />

Bilder: Schülerfotos in Florenz<br />

Quellen: http://de.wikipedia.0rg/wiki/Gallileo_Galilei<br />

35


2.1.10 Rehabilitation des Galilei durch die Katholische Kirche<br />

Galilei vor dem Heiligen Offizium<br />

Der Prozess von Galilei, ein Anhänger der Kopernikanischen Theorie bezogen auf die<br />

Bewegung der Himmelskörper im Gegensatz stehend zur Ptolemäischen Aristotelischen<br />

Theorie, die von der katholischen Kirche unterstützt wurde, fing am 12. April 1633 an und<br />

endete am 12. Juni 1633 mit der Verurteilung wegen Ketzerei und mit seiner Abschwörung<br />

von seinem astronomischen Vorstellungen.<br />

Den Beginn der Rehhabilitation des Wissenschaftlers durch die katholische Kirche kann man<br />

im Jahre 1822 datieren, d.h. 180 Jahre nach seinem Tod mit der Imprimatur des Werkes<br />

„Elementi di ottica e astronomia“ von dem Kanoniker Settele, der das Kopernikanische<br />

System festigte und es mit dem christlichen Glauben vereinbarte. Als Demonstration dieses<br />

Vorganges wurden alle Werke über das Kopernikanische System aus der neuen Ausgabe<br />

des Index im Jahre 1846 entfernt. Aber trotzdem entschied Papst Johannes Paul II, dass die<br />

Theologen und Wissenschaftler diesen historischen Vorfall vertiefen sollten, um die Fehler<br />

aufrichtig aufzulösen. Deshalb wurde am 3. Juli 1981 eine extra wissenschaftliche<br />

Kommission eingesetzt.<br />

Nach 11 Jahren, d.h. 359 Jahre nach der Verurteilung, am 31.Oktpober 1992, schreibt der<br />

Kardinal Poupard, dass die Verurteilung des Jahres 1633 falsch, war weil die Theologie und<br />

die Kosmologie jener Zeit rückständig war, die vorherige Verurteilung jedoch gerechtfertigt<br />

wurde, weil Galilei eine Theorie radikal und revolutionär unterstützte, ohne die<br />

wissenschaftlichen Prüfungen vorzuweisen, die die katholische Kirche dazu veranlasste,<br />

diese These nicht anzuerkennen.<br />

Am 12. April 1633 erschien Galileo vor dem Heiligen Offizium und am 22. Juni 1633 endete<br />

der Prozess mit seinem Widerruf.<br />

36


Der Prozess bringt ihm im Jahre 1633 die Drohung der<br />

Inquisition ein, nicht nur seine Schriften auf den Index zu<br />

setzen, sondern ihn auch als Ketzer zum Tode zu verurteilen.<br />

Daraufhin schreibt er folgenden berühmten Widerruf:<br />

•"Ich, Galileo, Sohn des Vinzenz Galilei aus Florenz, siebzig<br />

Jahre alt, stand persönlich vor Gericht und ich knie vor Euch<br />

Eminenzen, die Ihr in der ganzen Christenheit die lnquisitoren<br />

gegen die ketzerische Verworfenheit seid. Ich habe vor mir die<br />

heiligen Evangelien, berühre sie mit der Hand und schwöre,<br />

dass ich immer geglaubt habe, auch jetzt glaube und mit Gottes Hilfe auch in Zukunft<br />

glauben werde, alles was die heilige katholische und apostolische Kirche für wahr hält,<br />

predigt und lehrt. Es war mir von diesem Heiligen Offizium von Rechts wegen die Vorschrift<br />

auferlegt worden. dass ich völlig die falsche Meinung aufgeben müsse, dass die Sonne der<br />

Mittelpunkt der Welt ist, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist und dass sie sich<br />

bewegt. Es war mir weiter befohlen worden. dass ich diese falsche Lehre nicht vertreten<br />

dürfe, sie nicht verteidigen dürfe und dass ich sie in keiner Weise lehren dürfe weder in Wort<br />

noch in Schrift. Es war mir auch erklärt worden, dass jene Lehre der Heiligen Schrift zuwider<br />

sei. Trotzdem habe ich ein Buch geschrieben und zum Druck gebracht, in dem ich jene<br />

bereits verurteilte Lehre behandele und in dem ich mit viel Geschick Gründe zugunsten<br />

derselben beibringe, ohne jedoch zu irgendeiner Entscheidung zu gelangen. Daher bin ich<br />

der Ketzerei in hohem Maße verdächtig befunden worden, darin bestehend, dass ich die<br />

Meinung vertreten und geglaubt habe, dass die Sonne Mittelpunkt der Welt und unbeweglich<br />

ist. Wenn ich aber einen Ketzer kenne, oder jemanden der Ketzerei verdächtig weiß, so<br />

werde ich ihn diesem Heiligen Offizium anzeigen oder ihn dem Inquisitor oder der kirchlichen<br />

Behörde meines Aufenthaltsortes angeben. Ich möchte mich nun vor Euren Eminenzen und<br />

vor jedem gläubigen Christen von jenem schweren Verdacht, den ich gerade näher<br />

bezeichnete, reinigen. Daher schwöre ich mit aufrichtigem Sinn und ohne Heuchelei ab<br />

verwünsche und verfluche jene Irrtümer und Ketzereien und darüber hinaus ganz allgemein<br />

jeden irgendwie gearteten Irrtum, .geartete Ketzerei und Sektiererei, die der Heiligen Kirche<br />

entgegen steht. Ich schwöre, dass ich in Zukunft weder in Wort noch in Schrift etwas<br />

verkünden werde, das mich in einen solchen Verdacht bringen könnte.<br />

• Ich schwöre auch, dass ich alle Bußen, die mir das Heilige Offizium auferlegt hat oder noch<br />

auferlegen wird, genauestens beachten und erfüllen werde. Sollte ich irgendeinem meiner<br />

Versprechen und Eide, was Gott verhüten möge, zuwiderhandeln, so unterwerfe ich mich<br />

allen Strafen und Züchtigungen, die das kanonische Recht und andere allgemeine und<br />

besondere einschlägige Bestimmungen gegen solche Sünder festsetzen und verkünden.<br />

37


Dass Gott mir helfe und seine heiligen Evangelien, die ich mit den Händen berühre. Ich,<br />

Galileo Galilei, habe abgeschworen, geschworen, versprochen und mich verpflichtet, wie ich<br />

eben näher ausführte. Zum Zeugnis der Wahrheit habe ich diese Urkunde meines<br />

Abschwörens eigenhändig unterschrieben und sie Wort für Wort verlesen, in Rom im Kloster<br />

der Minerva am 22. Juni 1633. Ich, Galileo Galilei, habe abgeschworen und eigenhändig<br />

unterzeichnet."<br />

Am 31 Oktober 1992 wurde Galilei von der Katholischen Kirche rehabilitiert.<br />

Beim Abschluss der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften<br />

präsentierte Card. Poupard das Ergebnis der zehnjährigen interdisziplinären Forschung zum<br />

Fall Galilei. Kardinal Poupard hat dargelegt, dass das Urteil von 1633 nicht unwiderruflich ist,<br />

weshalb Galileo Galilei ab heute als rehabilitiert gilt.<br />

Am Ende seines Referates nannte Card Pouoard die Richter Galileis als verantwortliche für<br />

das Unrecht, die kopernikanische Lehre verboten und Galilei Leid zugefügt zu haben<br />

(Poupard 1992, vgl. Segre 1997). Der Kardinal appellierte an Papst Paul II. : „(..) dieses<br />

Unrecht muss ehrlich anerkannt werden, so wie Sie es, Heiliger Vater, gefordert haben“.<br />

Abweichend vom Text des römischen Verfassers sei hier nicht der Beitrag des Kardinals<br />

aufgenommen sondern der offizielle Text der Ansprache von Papst Paul II zur Rehabilitation<br />

von Galilei:<br />

www.kepler-gesellschaft.de/Kepler-<br />

Foerderpreis/2006/Platz1_<br />

Faecheruebergreifend/Ansprache<br />

Papst Johannes Paul II.html<br />

38


„ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.<br />

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER<br />

PÄPSTLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

31. Oktober 1992<br />

Meine Herren Kardinäle, Exzellenzen, meine Damen und Herren!<br />

1. Der Abschluß der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften bietet<br />

mir die willkommene Gelegenheit, ihre ehrenwerten Mitglieder zu treffen in Anwesenheit<br />

meiner wichtigsten Mitarbeiter und der Chefs der diplomatischen Missionen, die beim<br />

Heiligen Stuhl akkreditiert sind. Allen gilt mein herzlicher Gruß. Meine Gedanken richten sich<br />

in dieser Stunde an Professor Marini-Bettólo, der aus Krankheitsgründen nicht unter uns<br />

weilen kann; ich wünsche ihm von Herzen alles Gute für baldige Genesung und versichere<br />

ihn meines Gebetes.<br />

Begrüßen möchte ich ferner jene Persönlichkeiten, die zum erstenmal an eurer Akademie<br />

teilnehmen; ich danke ihnen, dass sie zugestimmt haben, zu euren Arbeiten mit ihrem<br />

Fachwissen beizutragen.<br />

Ferner begrüße ich gern den hier anwesenden Professor Adi Shamir, Professor am<br />

»Weizmann- Institut der Wissenschaften« in Rehovot (Israel), dem die Akademie die<br />

Goldmedaille Pius’ XI. verliehen hat. Ich spreche ihm zugleich meine herzlichsten<br />

Glückwünsche aus.<br />

Auf zwei Themen ist heute unsere Aufmerksamkeit gerichtet. Sie sind eben fachkundig<br />

vorgestellt worden, und ich möchte Kardinal Paul Poupard und Pater George Coyne für ihre<br />

Darlegungen danken.<br />

2. An erster Stelle möchte ich die Päpstliche Akademie der Wissenschaften dazu<br />

beglückwünschen, daß sie auf ihrer Vollversammlung ein ebenso wichtiges wie aktuelles<br />

Thema behandeln wollte: nämlich die komplexen Verhältnisse auf den Gebieten der<br />

Mathematik, Physik, Chemie und Biologie.<br />

Das Thema der komplexen Verhältnisse bedeutet wahrscheinlich in der Geschichte der<br />

Naturwissenschaften einen ebenso wichtigen Abschnitt wie jener, der mit dem Namen Galilei<br />

verbunden ist. Damals glaubte man, man müsse ein eindeutiges Ordnungsmodell vorlegen.<br />

Die komplexen Verhältnisse weisen aber gerade darauf hin, dass wer den Reichtum der<br />

Wirklichkeit berücksichtigen möchte, notwendig eine Vielzahl von Modellen braucht.<br />

39


Diese Feststellung wirft eine Frage auf, die Naturwissenschaftler, Philosophen und<br />

Theologen gleichermaßen anspricht: Wie soll man die Erklärung der Welt – ausgehend von<br />

den elementaren Seinsformen und Erscheinungen — mit der Anerkennung der Tatsache<br />

verbinden, dass »das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile«?<br />

Will der Wissenschaftler streng und formal die Erfahrungstatsachen beschreiben, ist er<br />

gezwungen, auf über die strenge Wissenschaft hinausreichende Begriffe zurückzugreifen,<br />

deren Verwendung gleichsam von der Logik seines Vorgehens gefordert ist. Natürlich muss<br />

die Natur dieser Begriffe exakt verdeutlicht werden, denn sonst gelangt man zu<br />

unangemessenen Grenzüberschreitungen, die die streng wissenschaftlichen Entdeckungen<br />

mit einer Weltanschauung oder ideologischen oder philosophischen Aussagen verknüpft, die<br />

keineswegs streng dazugehören. Hier wird erneut die Wichtigkeit der Philosophie deutlich,<br />

die sowohl die Erscheinungen als auch ihre Deutung in Betracht zieht.<br />

3. Denken wir zum Beispiel an die Erarbeitung neuer wissenschaftlicher Theorien, die das<br />

Leben erklären sollen. Streng methodisch darf man sie nicht unmittelbar im einheitlichen<br />

Rahmen der Wissenschaft deuten. Zumal wenn man jenes Leben, das der Mensch ist, und<br />

sein Gehirn betrachtet, darf man nicht sagen, diese Theorien würden für sich allein schon ein<br />

Ja oder Nein zur Geistseele bedeuten, oder auch, sie würden einen Beweis für die Lehre von<br />

der Schöpfung bieten oder im Gegenteil sie überflüssig machen.<br />

Das Bemühen um weitere Deutung ist notwendig. Und eben dies ist die Aufgabe der<br />

Philosophie: die Suche nach dem globalen Sinn der Erfahrungen und Phänomene, die die<br />

Wissenschaften zusammengetragen und analysiert haben.<br />

Die heutige Kultur erfordert ein ständiges Bemühen um eine Synthese der Erkenntnisse und<br />

eine Integration des Wissens. Gewiss verdanken wir der Spezialisierung der Forschungen<br />

sichtbare Erfolge. Doch wenn sie nicht durch ein aufmerksames Bedenken der<br />

verschiedenen Akzente des Wissens im Gleichgewicht gehalten wird, besteht die große<br />

Gefahr, eine »Kultur der Bruchstücke« zu erreichen, die tatsächlich einer Leugnung echter<br />

Kultur gleichkäme. Echte Kultur ist nämlich ohne Menschlichkeit und Weisheit nicht<br />

vorstellbar.<br />

4. Ähnliche Anliegen hatte ich am 10. November 1979 aus Anlass der ersten Jahrhundert-<br />

feier seit der Geburt von Albert Einstein, als ich vor dieser gleichen Akademie den Wunsch<br />

aussprach, »dass Theologen, Gelehrte und Historiker, vom Geist ehrlicher Zusammenarbeit<br />

beseelt, die Überprüfung des Falles Galilei vertiefen und in aufrichtiger Anerkennung<br />

40


des Unrechts, von welcher Seite es auch immer gekommen sein mag, das Misstrauen<br />

beseitigen, das dieses Ereignis noch immer bei vielen gegen eine fruchtbare<br />

Zusammenarbeit von Glaube und Wissenschaft, von Kirche und Welt hervorruft« (AAS<br />

71,1979, S. 1464–1465). Am 3. Juli 1981 wurde eine entsprechende Studienkommission<br />

eingesetzt. Nun aber, gerade im Jahr, wo der 350. Jahrestag des Todes von Galilei<br />

wiederkehrt, legt die Kommission nach Abschluss ihrer Arbeiten eine Reihe von<br />

Publikationen vor. Ich möchte Kardinal Poupard meine lebhafte Wertschätzung dafür<br />

aussprechen, dass er in der Abschlussphase die Forschungsergebnisse der Kommission<br />

koordiniert hat. Allen Fachleuten aber, die irgendwie an den Arbeiten der vier Gruppen dieser<br />

die Fächer übergreifenden Studien teilgenommen haben, spreche ich meine tiefe<br />

Genugtuung und meinen lebhaften Dank aus. Die in über zehn Jahren geleistete Arbeit<br />

entspricht einer vom Zweiten Vatikanischen Konzil erlassenen Weisung und lässt die<br />

verschiedenen wichtigen Punkte der Frage besser hervortreten. In Zukunft wird man die<br />

Ergebnisse der Kommission berücksichtigen müssen.<br />

Vielleicht wird man sich darüber wundern, dass ich am Ende einer Studienwoche der<br />

Akademie zum Thema der Komplexität der verschiedenen Wissenschaften auf den Fall<br />

Galilei zurückkomme. Ist dieser Fall denn nicht längst abgeschlossen, und sind die<br />

begangenen Irrtümer nicht längst anerkannt?<br />

Gewiss stimmt das. Doch die diesem Fall zugrundeliegenden Probleme betreffen sowohl die<br />

Natur der Wissenschaft wie die der Glaubensbotschaft. Es ist daher nicht auszuschließen,<br />

dass wir uns eines Tages vor einer analogen Situation befinden, die von beiden Teilen ein<br />

waches Bewusstsein vom eigenen Zuständigkeitsbereich und seinen Grenzen erfordern<br />

wird. Das Thema der Komplexität könnte dann einen Hinweis liefern.<br />

5. Bei der Auseinandersetzung, in deren Mittelpunkt Galilei stand, ging es um eine doppelte<br />

Frage. Die erste betrifft das Verstehen und die Hermeneutik der Bibel. Hier sind zwei Punkte<br />

zu betonen. Vor allem unterscheidet Galilei wie der Großteil seiner Gegner nicht zwischen<br />

dem wissenschaftlichen Zugang zu den Naturerscheinungen und der philosophischen<br />

Reflexion über die Natur, die sie im allgemeinen erfordern. Daher lehnte er den ihm<br />

nahegelegten Hinweis ab, das kopernikanische System bis zu seiner durch unwiderlegliche<br />

Beweise erwiesenen Geltung als Hypothese vorzutragen. Das war im übrigen eine<br />

Forderung seiner experimentellen Methode, die er genial eingeführt hatte. Ferner war die<br />

geozentrische Darstellung der Welt in der Kultur der Zeit allgemein als vollkommen der Lehre<br />

der Bibel entsprechend anerkannt, in der einige Aussagen, wenn man sie wörtlich nahm, den<br />

Geozentrismus zu bestätigen schienen.<br />

41


Das Problem, welches sich die Theologen der Zeit stellten, war also die Übereinstimmung<br />

des Heliozentrismus mit der Heiligen Schrift. So zwang die neue Wissenschaft mit ihren<br />

Methoden und der Freiheit der Forschung, die sie voraussetzte, die Theologen, sich nach<br />

ihren Kriterien für die Deutung der Bibel zu fragen. Dem Großteil gelang dies nicht.<br />

Merkwürdigerweise zeigte sich Galilei als aufrichtig Glaubender in diesem Punkte<br />

weitsichtiger als seine theologischen Gegner. Er schreibt an Benedetto Castelli: »Wenn<br />

schon die Schrift nicht irren kann, so können doch einige ihrer Erklärer und Deuter in<br />

verschiedener Form irren« (Brief vom 21. Dezember 1613, in der »Edizione nazionale delle<br />

Opere di Galileo Galilei«, hrsg. von A. FAVARO, Neuausgabe 1968, Band V, S. 282). (Im<br />

weiteren zitiert als: Werk. Bekannt ist ferner sein Brief an Christina von Lorena, 1615, der<br />

einem kleinen Traktat zur Hermeneutik der Bibel gleichkommt, ebd., S. 307–348).<br />

6. Schon hier können wir eine Schlussfolgerung ziehen. Wenn eine neue Form des Studiums<br />

der Naturerscheinungen auftaucht, wird eine Klärung des Ganzen der Disziplinen des<br />

Wissens nötig. Sie nötigt sie zur besseren Abgrenzung ihres eigenen Bereiches, ihrer<br />

Zugangsweise und ihrer Methoden, wie auch der genauen Tragweite ihrer Schluß-<br />

folgerungen. Mit anderen Worten, dieses Neue verpflichtet jede Disziplin, sich genauer ihrer<br />

eigenen Natur bewusst zu werden.<br />

Die vom kopernikanischen System hervorgerufene Umwälzung machte also eine Reflexion<br />

darüber notwendig, wie die biblischen Wissenschaften zu verstehen sind, ein Bemühen, das<br />

später überreiche Früchte für die modernen exegetischen Arbeiten bringen sollte, die ferner<br />

in der Konzilskonstitution Dei Verbum eine Bestätigung und neuen Impuls erhalten haben.<br />

7. Die Krise, die ich eben angedeutet habe, ist nicht der einzige Faktor, der auf die Deutung<br />

der Bibel Auswirkungen gehabt hat. Wir berühren hier den zweiten, nämlich pastoralen<br />

Aspekt des Problems. Kraft der ihr eigenen Sendung hat die Kirche die Pflicht, auf die<br />

pastoralen Auswirkungen ihrer Predigt zu achten.<br />

Vor allem muss klar sein: Diese Predigt muss der Wahrheit entsprechen. Zugleich muss man<br />

es verstehen, eine neue wissenschaftliche Tatsache zu berücksichtigen, wenn sie der<br />

Wahrheit des Glaubens zu widersprechen scheint.<br />

Das pastorale Urteil angesichts der Theorie des Kopernikus war in dem Maße schwierig zu<br />

formulieren, wie der Geozentrismus scheinbar selbst zur Lehre der Heiligen Schrift gehörte.<br />

42


Es wäre nötig gewesen, gleichzeitig Denkgewohnheiten zu überwinden und eine neue<br />

Pädagogik zu entwickeln, die dem Volk Gottes weiterhelfen konnte. Sagen wir es allgemein:<br />

Der Hirte muss wirklich kühn sein und sowohl eine unsichere Haltung, aber auch ein<br />

voreiliges Urteil vermeiden, da das eine wie das andere großen Schaden hervorrufen könnte.<br />

8. Hier können wir an eine analoge Krise zu der erinnern, von der wir sprechen. Im<br />

vergangenen Jahrhundert und zu Beginn des unseren hat der Fortschritt der historischen<br />

Wissenschaften neue Kenntnisse über die Bibel und ihr Umfeld möglich gemacht. Der<br />

rationalistische Kontext aber, in dem die Ergebnisse meist dargestellt wurden, konnte sie für<br />

den christlichen Glauben schädlich erscheinen lassen. So dachten manche, die den Glauben<br />

verteidigen wollten, man müsse ernsthaft begründete historische Schlussfolgerungen<br />

abweisen. Das war aber eine voreilige und unglückliche Entscheidung. Das Werk eines<br />

Pioniers wie P. Lagrange verstand die notwendigen Unterscheidungen aufgrund sicherer<br />

Kriterien anzubieten.<br />

Hier wäre das zu wiederholen, was ich oben gesagt habe. Es ist eine Pflicht der Theologen,<br />

sich regelmäßig über die wissenschaftlichen Ergebnisse zu informieren, um eventuell zu<br />

prüfen, ob sie diese in ihrer Reflexion berücksichtigen oder ihre Lehre anders formulieren<br />

müssen.<br />

9. Wenn die heutige Kultur von einer Tendenz der Wissenschaftsgläubigkeit gekennzeichnet<br />

ist, war der kulturelle Horizont der Zeit des Galilei einheitlich und von einer besonderen<br />

philosophischen Bildung geprägt. Dieser einheitliche Charakter einer Kultur, der an sich auch<br />

heute positiv und wünschenswert wäre, war einer der Gründe für die Verurteilung des Galilei.<br />

Die Mehrheit der Theologen vermochte nicht formell zwischen der Heiligen Schrift und ihrer<br />

Deutung zu unterscheiden, und das ließ sie eine Frage der wissenschaftlichen Forschung<br />

unberechtigterweise auf die Ebene der Glaubenslehre übertragen.<br />

Wie Kardinal Poupard dargelegt hat, war Robert Bellarmin, der die wirkliche Tragweite der<br />

Auseinandersetzung erkannt hatte, seinerseits der Auffassung, daß man angesichts<br />

eventueller wissenschaftlicher Beweise für das Kreisen der Erde um die Sonne »bei der<br />

Erklärung der Schriftstellen, die gegen (eine Bewegung der Erde) zu sprechen scheinen«,<br />

sehr vorsichtig sein und »vielmehr sagen müsse, wir möchten das, was bewiesen wird, nicht<br />

als falsch hinstellen« (Brief an R.A. Foscarini, 12. April 1615, vgl. zit. Werk, Band XII, S.<br />

172).<br />

43


Vor ihm hatte die gleiche Weisheit schon den heiligen Augustinus schreiben lassen: »Wenn<br />

jemand die Autorität der Heiligen Schriften gegen einen klaren und sicheren Beweis<br />

ausspielen würde, fehlt ihm das Verständnis, und er stellt der Wahrheit nicht den echten Sinn<br />

der Schriften entgegen, er hat diesen vielmehr nicht gründlich genug erfasst und durch sein<br />

eigenes Denken ersetzt, also nicht das, was er in den Schriften, sondern das, was er bei sich<br />

selber gefunden hat, dargelegt, als ob dies in den Schriften stände« (Brief 143, Nr. 7; PL 33,<br />

col. 588). Vor einem Jahrhundert hat Papst Leo XIII. diesen Gedanken in seiner Enzyklika<br />

Providentissimus Deus aufgegriffen: »Da eine Wahrheit unmöglich einer anderen Wahrheit<br />

widersprechen kann, darf man sicher sein, dass ein Irrtum in der Deutung der heiligen Worte<br />

oder bei einem anderen Diskussionsgegenstand nur behauptet wurde« (Leonis XIII Pont.<br />

Max., Acta, vol. XIII, 1894, S. 361).<br />

Kardinal Poupard hat uns ebenfalls dargelegt, daß das Urteil von 1633 nicht unwiderruflich<br />

war und die weitergehende Auseinandersetzung erst 1820, und zwar mit dem Imprimatur für<br />

das Werk des Kanonikus Settele, geendet hat (vgl. Päpstliche Akademie der<br />

Wissenschaften, Copernico, Galilei e la Chiesa, Fine della controversia [1820]. Die Akten<br />

des Heiligen Offiziums wurden von W. Brandmüller und E.J. Greipl, Florenz, Olschki, 1992<br />

herausgegeben).<br />

10. Ausgehend vom Zeitalter der Aufklärung bis in unsere Tage, hat der Fall Galilei eine Art<br />

Mythos gebildet, in dem das dargelegte Bild der Ereignisse von der Wirklichkeit weit entfernt<br />

war. In dieser Perspektive war dann der Fall Galilei zum Symbol für die angebliche<br />

Ablehnung des wissenschaftlichen Fortschritts durch die Kirche oder des dogmatischen<br />

»Obskurantentums« gegen die freie Erforschung der Wahrheit geworden. Dieser Mythos hat<br />

in der Kultur eine erhebliche Rolle gespielt und dazu beigetragen, zahlreiche Männer der<br />

Wissenschaft in gutem Glauben denken zu lassen, der Geist der Wissenschaft und ihre Ethik<br />

der Forschung auf der einen Seite sei mit dem christlichen Glauben auf der anderen Seite<br />

unvereinbar. Ein tragisches gegenseitiges Unverständnis wurde als Folge eines<br />

grundsätzlichen Gegensatzes von Wissen und Glauben hingestellt. Die durch die jüngeren<br />

historischen Forschungen erbrachten Klärungen gestatten uns nun die Feststellung, dass<br />

dieses schmerzliche Missverständnis inzwischen der Vergangenheit angehört.<br />

11. Der Fall Galilei kann uns eine bleibend aktuelle Lehre sein für ähnliche Situationen, die<br />

sich heute bieten und in Zukunft ergeben können. Zur Zeit des Galilei war eine Welt ohne<br />

physisch absoluten Bezugspunkt unvorstellbar.<br />

44


Und da der damals bekannte Kosmos sozusagen auf das Sonnensystem beschränkt war,<br />

konnte man diesen Bezugspunkt nicht entweder auf die Erde oder auf die Sonne verlegen.<br />

Heute hat keiner dieser beiden Bezugspunkte nach Einstein und angesichts der heutigen<br />

Kenntnis des Kosmos mehr die Bedeutung von damals.<br />

Diese Feststellung betrifft natürlich nicht die Stellungnahme des Galilei in der Auseinander-<br />

setzung; sie kann uns aber darauf hinweisen, dass es jenseits zweier einseitiger und<br />

gegensätzlicher Ansichten eine umfassendere Sicht gibt, die beide Ansichten einschließt und<br />

überwindet.<br />

12. Eine weitere Lehre ist die Tatsache, dass die verschiedenen Wissenschaftszweige<br />

unterschiedlicher Methoden bedürfen.<br />

Galilei, der praktisch die experimentelle Methode erfunden hat, hat, dank seiner genialen<br />

Vorstellungskraft als Physiker und auf verschiedene Gründe gestützt, verstanden, dass nur<br />

die Sonne als Zentrum der Welt, wie sie damals bekannt war, also als Planetensystem,<br />

infrage kam.<br />

Der Irrtum der Theologen von damals bestand dagegen am Festhalten an der Zentralstellung<br />

der Erde in der Vorstellung, unsere Kenntnis der Strukturen der physischen Welt wäre<br />

irgendwie vom Wortsinn der Heiligen Schrift gefordert. Doch wir müssen uns hier an das<br />

berühmte Wort erinnern, das dem Baronius zugeschrieben wird: »Der Heilige Geist wollte<br />

uns zeigen, wie wir in den Himmel kommen, nicht wie der Himmel im einzelnen aussieht.«<br />

Tatsächlich beschäftigt sich die Bibel nicht mit den Einzelheiten der physischen Welt, deren<br />

Kenntnis der Erfahrung und dem Nachdenken des Menschen anvertraut wird. Es gibt also<br />

zwei Bereiche des Wissens. Der eine hat seine Quelle in der Offenbarung, der andere aber<br />

kann von der Vernunft mit ihren eigenen Kräften entdeckt werden. Zum letzteren Bereich<br />

gehören die experimentellen Wissenschaften und die Philosophie. Die Unterscheidung der<br />

beiden Wissensbereiche darf aber nicht als Gegensatz verstanden werden. Beide Bereiche<br />

sind vielmehr einander durchaus nicht fremd, sie besitzen vielmehr Begegnungspunkte.<br />

Dabei gestattet die Methode eines jeden Bereiches, unterschiedliche Aspekte der<br />

Wirklichkeit herauszustellen.<br />

13. Eure Akademie führt ihre Arbeiten in dieser Geisteshaltung weiter. Ihre Hauptaufgabe<br />

besteht darin, die Entwicklung des Wissens gemäß der berechtigten Autonomie der<br />

Wissenschaft zu fördern (Gaudium et spes, 36,2), die der Apostolische Stuhl in den Statuten<br />

eurer Institution ausdrücklich anerkennt.<br />

45


Worauf es bei einer wissenschaftlichen oder philosophischen Theorie ankommt, ist ihre<br />

Wahrheit, oder sie muss wenigstens solide begründet sein. Zielsetzung eurer Akademie ist<br />

es aber gerade, beim derzeitigen Stand der Wissenschaft und auf ihrem eigenen Gebiet das<br />

herauszustellen und zur Kenntnis zu bringen, was als gesicherte Wahrheit oder wenigstens<br />

als derart wahrscheinlich gelten kann, dass es unklug und unvernünftig wäre, es<br />

zurückzuweisen. So lassen sich unnütze Konflikte vermeiden.<br />

Die Ernsthaftigkeit der wissenschaftlichen Information wird daher der beste Beitrag sein, den<br />

die Akademie zur exakten Formulierung und Lösung der dringenden Probleme leisten kann,<br />

die die Kirche kraft ihrer besonderen Sendung beachten muss: Probleme, die nicht nur die<br />

Astronomie, die Physik und Mathematik betreffen, sondern ebenso die relativ neuen<br />

Disziplinen der Biologie und der Biogenetik. Viele neuen wissenschaftlichen Entdeckungen<br />

und ihre möglichen Anwendungen haben mehr denn je eine direkte Auswirkung auf den<br />

Menschen selber, auf sein Denken und Handeln, so dass sie sogar die Grundlagen des<br />

Menschlichen selber zu bedrohen scheinen.<br />

14. Für die Menschheit gibt es eine doppelte Form der Entwicklung. Die erste umfasst die<br />

Kultur, die wissenschaftliche Forschung und Technik oder alles das, was zum Horizont des<br />

Menschen und der Schöpfung gehört und sich mit eindrucksvoller Schnelligkeit entwickelt.<br />

Wenn diese Entwicklung aber dem Menschen nicht rein äußerlich bleiben soll, muss<br />

notwendig das Bewusstsein und seine Anwendung entwickelt werden. Die zweite Weise der<br />

Entwicklung betrifft alles Tiefere im Menschen, insofern er, die Welt und sich selbst<br />

überschreitend, sich dem zuwendet, der der Schöpfer von allem ist.<br />

Nur dieser Weg nach oben kann am Ende dem Sein und Tun des Menschen einen Sinn<br />

geben, weil er ihn mit seinem Ursprung und Ziel in Verbindung bringt. Auf diesem doppelten<br />

horizontalen und vertikalen Weg verwirklicht sich der Mensch voll als geistiges Wesen und<br />

homo sapiens. Zu bedenken ist freilich, dass diese Entwicklung nicht einförmig und<br />

geradlinig erfolgt und der Fortschritt nicht immer harmonisch bleibt. Dies macht die<br />

Unordnung deutlich, die zur Situation des Menschen gehört. Der Wissenschaftler, der diese<br />

Entwicklung zur Kenntnis nimmt und berücksichtigt, trägt zur Wiederherstellung der<br />

Harmonie bei.<br />

Wer sich der wissenschaftlichen und technischen Forschung widmet, nimmt als<br />

Voraussetzung seines Weges an, dass die Welt kein Chaos, sondern ein Kosmos ist, dass<br />

es also innerhalb der Naturgesetze eine Ordnung gibt, die sich erkennen und denken lässt<br />

und die deshalb eine gewisse Verwandtschaft zum Geist aufweist. Einstein pflegte zu sagen:<br />

»Was es in der Welt an ewig Unverständlichem gibt, setzt voraus, dass es verständlich ist«<br />

46


(In »The Journal of the Franklin Institute«, Band 221, Nr. 3, März 1936). Diese Verständ-<br />

lichkeit, die von den atemberaubenden Entdeckungen der Wissenschaft und Technik<br />

bestätigt wird, verweist am Ende auf den transzendenten und ursprünglichen Gedanken, der<br />

allem Sein eingeprägt ist.<br />

Meine Damen und Herren, zum Abschluss dieser Begegnung spreche ich meine besten<br />

Wünsche aus, dass Ihre Forschungen und Überlegungen dazu beitragen, unseren Zeit-<br />

genossen nützliche Hinweise für den Aufbau einer harmonischen Gesellschaft zu geben in<br />

einer Welt, die das Menschliche mehr achtet. Ich danke Ihnen für die Dienste, die Sie dem<br />

Heiligen Stuhl leisten, und ich bitte Gott, er möge Sie mit seinen Gaben erfüllen.<br />

Verfasser (bis auf die obengenannte Einschränkung): Angelica Degollar<br />

Fonti Fonti Fonti<br />

Fonti: http://it.wikipedia.org/wiki/Processo_a_Galileo_Galilei<br />

Original französisch in: L'Osservatore Romano, 1.11.1992;<br />

deutsche Fassung entnommen aus: deutscher L'Osservatore Romano, 13.11.1992, S. 9-1<br />

„ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.<br />

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER<br />

PÄPSTLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

31. Oktober 1992<br />

47


3. Kepler und das heliozentrische Weltbild<br />

3.1 Das Leben des Johannes Keplers<br />

Johannes Kepler wurde 1571 in der Nähe von Weil (Württemberg)<br />

geboren. Er war ein deutscher Astronom und Philosoph. Seine Familie<br />

zog 1575 nach Leonberg, in eine Stadt ein wenig nördlich von Weil. Die<br />

Familie Kepler war protestantisch und stammte aus einem gut situierten<br />

Geschlecht. Obwohl die Familie aus noblem Hause stammte, war der<br />

Vater lediglich ein Kaufmann für Schneiderbedarf. Seine Mutter Katharina<br />

war ein Waisenkind, wurde von ihrer Tante großgezogen und später als Hexe angeklagt.<br />

Sein Interesse für Astronomie wurde durch seine Mutter geweckt, die ihm den Kometen im<br />

Jahre 1577 und die Sonnenfinsternis 1580 erläuterte. Vor seinem Studium führte Johannes<br />

Kepler mit zwölf Jahren kleinere Arbeiten im kleinen Seminar von Adelsberg aus. Seine<br />

Arbeit und seine Intelligenz ermöglichte ihm ein Stipendium des Herzogs von Württemberg,<br />

um sein Studium an der Universität in Tübingen 1589 fortführen zu können. Diese Universität<br />

wurde gegründet, um die zukünftige protestantische Elite auszubilden. Dort lehrte man<br />

Theologie, Latein, Musik, Mathematik und ergänzend Geometrie und Astronomie.<br />

In Tübingen schulte ihn einerseits ein Philosophie Professor nach der Lehre des Platons und<br />

Pythagoras und andererseits stellte ihm sein Mathematik und Astronomie Professor Michael<br />

Maestlin verbotener Weise privat die Theorie des heliozentrischen Weltbildes von<br />

Kopernikus vor. Diese Doktrin überzeugte Kepler. Leider wurde Kopernikus<br />

verfolgt, obwohl er von dem heliozentrischen Weltbild überzeugt war. Anfangs war<br />

Kepler für eine kirchliche Karriere vorgesehen. Jedoch 1594 fragte die protestantische<br />

Schule in Graz bei der Universität in Tübingen nach einem Mathematiklehrer an. So wurde<br />

Kepler Mathematikdozent in Graz. In dieser Epoche war Graz eine sehr tolerante Stadt in<br />

welcher ohne Schwierigkeiten die protestantische Schule neben der katholischen Universität<br />

bestehen konnte.<br />

Später konvertierte Kepler zum Calvinismus und trennte sich von den Lutheranern. Dieser<br />

Glaubenswandel führte später persönlich zu Schwierigkeiten mit den religiösen Autoritäten<br />

und dies führte zu seiner Exkommunikation seitens der Lutheraner. Er veröffentlichte<br />

regelmäßig ein Almanach und astrologische Horoskope, die sich später als wahr<br />

herausstellten. Dieser Sachverhalt konsolidierte seine Reputation.<br />

Im Jahre 1597 heiratete er Barbara Mühleck, mit der er zwei Kinder Hatte. Seine<br />

Frau starb 1611.<br />

48


Keplermuseum <strong>Regensburg</strong><br />

(Schülerfoto)<br />

Wohnhaus von Kepler in Prag<br />

(Schülerfoto)<br />

Noch im gleichen Jahr publiziert er sein Werk Mysterium<br />

Cosmographicum, in dem er eine erste Beschreibung der<br />

Ordnung des Universums wagt. Diese ist signifikant, da sie<br />

die erste komplette und überzeugende Fassung der<br />

geometrischen Vorteile der kopernikanischen Theorie<br />

darstellt. Zwei Jahre nach der Publikation des Buches im<br />

Jahre 1599, bietet Tycho Brahe Kepler eine Stelle als<br />

Assistent an, die er 1600 antrat und er zog in diesem Jahr<br />

nach Prag um. Dieses Angebot kam ihm sehr entgegen, da<br />

er im gleichen Jahr aus der Steiermark als Protestant<br />

ausgewiesen wurde.<br />

Prager Burg- Hof Rudolfs II(Schülerfoto)<br />

49


Denkmal von Tycho Brahe und<br />

Kepler in Prag (Schülerfoto)<br />

Die Zeit, die Johannes Kepler mit Tycho Brahe arbeitete, war<br />

nur von kurzer Dauer, da die Beziehung auf wissen-<br />

schaftlichem Gebiet der beiden sehr angespannt war. Unter<br />

anderem glaubte Brahe nicht an das heliozentrische Weltbild<br />

von Kopernikus und Kepler lehnte das von Tycho Brahe<br />

entwickelte hybridische System des Weltalls ab.<br />

Kepler erhielt die Aufgabe, die von Tycho Brahe erfassten Daten der Marsbahn auszu-<br />

werten. Zunächst glaubte er diese Aufgabe in acht Tagen zu bewältigen, letztendlich<br />

benötigte er dafür acht Jahre.<br />

Als Brahe 1601 starb, wird Kepler sein Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker und<br />

Astronom im Dienste Rudolph II. Keplers Himmelsbeobachtung wurde durch seine Kurz-<br />

sichtigkeit eingeschränkt, außerdem war er von schlechter Gesundheit. Nach und nach<br />

gelang es ihm, die Parameter der Marsbahn herauszufinden. Er verkündete die ersten zwei<br />

Gesetze der planetarischen Bewegung. Die ersten zwei Gesetze werden in seinem Werk<br />

http://www.planetarium-goettingen.de<br />

/Presse/Bilder/Astronomia_Nova.jpg<br />

Astronomia nova seu de motu stellae Martins, 1609 in Prag<br />

veröffentlicht.<br />

Tycho bat Kepler kurz vor seinem Tod sein System, in dem<br />

sich die Sonne um die Erde dreht und die Planeten sich um<br />

die Sonne bewegen, zu verteidigen. Kepler hielt das Ver-<br />

sprechen gleichzeitig wissend, dass dieses System sich nur<br />

wenig von dem Kopernikanischen unterschied.<br />

1612 nach dem Tod des Kaisers Rudolph II. siedelte Kepler<br />

nach Linz um, wo er bis 1626 Mathematik lehrte.<br />

1611 veröffentlichte er das Werk Dioptrica in dem er den<br />

Sehvorgang und die Brechung des Lichts in der Atmosphäre<br />

beschrieb.<br />

50


Schülerfoto Keplermuseum <strong>Regensburg</strong><br />

Schülerfoto Keplermuseum <strong>Regensburg</strong><br />

Sterbehaus von Kepler (Schülerfoto in <strong>Regensburg</strong>)<br />

1619 publizierte er das Werk Harmonices Mundi<br />

in welchem er unter anderem sein drittes Gesetz<br />

erläuterte. Darüber hinaus stellte er diese<br />

Planetenbewegungsgesetze in Beziehung zur<br />

Harmonie der Klänge in der Musik.<br />

Mehr oder weniger in der gleichen Zeit fasste er<br />

während drei Jahren in Epitome Astronomiae<br />

Copernicanae alle seine Erforschungen<br />

zusammen, die einen erheblichen Einfluss auf<br />

die Astronomen dieser Zeit ausübten.<br />

1625 veröffentlichte er seine letzte Arbeit<br />

Tabulae Rudolphinae die auf den wissen-<br />

schaftlichen Daten von Brahe basierte.<br />

Ein Jahr später war er, auf Grund der Verfol-<br />

gung der Protestanten gezwungen, Österreich<br />

zu verlassen. Er zog erst nach Ulm, dann nach<br />

Sagan (Polen) zum Herzog von Wallenstein.<br />

Dort langweilte er sich schon nach kurzer Zeit.<br />

Auf der Suche nach einem interessanteren<br />

Wohnort starb er auf seiner Reise in<br />

<strong>Regensburg</strong> am 15. November 1630.<br />

51


Kepler Denkmal in <strong>Regensburg</strong><br />

an seiner Begräbnisstätte. Das<br />

Grab wurde eingeebnet (Schülerfoto)<br />

Sterbezimmer von Kepler in <strong>Regensburg</strong><br />

Keplermuseum in <strong>Regensburg</strong> (Schülerfoto)<br />

Keplers letztes Werk war für den Mathematiker und Wissenschaftler Isaac Newton von<br />

Nutzen, da es die Basis für die Formulierung des allgemeinen Gravitationsgesetzes war.<br />

Daneben leistete Kepler ein Beitrag zur Optik mit seinem Buch Dioptrice.<br />

Letztendlich entwickelte er ein System der Infinitesimalmathematik.<br />

Verfasser: Giulia Lucatelli, Davide Forestiere<br />

FONTI:<br />

http://www.ips.it/scuola/concorso/keplero/KEPLERO.html<br />

http://www.lafrusta.net/pro_keplero.html<br />

http://www.ildiogene.it/EncyPages/Ency=Keplero.html<br />

http://www.vialattea.net/pagine/astro1/keplero.html<br />

http://it.wikipedia.org/wiki/Keplero<br />

52


3.2. Kepler als kaiserlicher Mathematiker im Gegensatz zum<br />

Luthertum und zur Katholischen Kirche<br />

3.2.1 Kepler im Gegensatz zum Luthertum<br />

Luther hat die Lehre von der persönlichen Vereinigung der beiden Naturen von Brot und<br />

Wein beim Abendmahl vertreten. Er kam zu dem Ergebnis, dass ein Leib auf dreierlei Weise<br />

gegenwärtig sein kann: Gegenständlich wie Dinge, ungegenständlich wie Engel und Geister<br />

und übernatürlich, wie allein Gott gegenwärtig ist. Auf die zweite und erst recht auf die dritte<br />

Weise könne auch der Leib Christi im Abendmahl gegenwärtig sein. Konnte Kepler der<br />

lutherischen Abendmahlslehre in ihrer letzten konfessionellen Zuspitzung nicht folgen und<br />

stimmte er hier eher der calvinistischen Lehre bei, so vermochte er doch auch die<br />

calvinistische Prädestinationslehre nicht nachzuvollziehen. Er hielt sie für unmenschlich. Ein<br />

Gottesbild eines teils als rettenden, anderen teils verdammenden Gott konnte er nicht teilen.<br />

Das von Kepler unterstützte und von ihm weiter entwickelte Weltbild fand bei Luther keine<br />

Zustimmung. Martin Luther sagte einmal:„ Es ist die Rede von einem neuen Astrologen, der<br />

beweisen möchte, dass die Erde sich anstelle des Himmels, der Sonne und des Mondes<br />

bewegt, als ob jemand in einem fahrenden Wagen oder Schiff denken könnte, dass er<br />

stehen bleibt, während die Erde und die Bäume sich bewegen. Aber das ist wie die Sachen<br />

zu Hause sind: Wenn ein Mann gescheit sein möchte, muss er etwas Besonderes empfinden<br />

und die Weise wie er etwas tut, muss die beste sein. Dieser Dummkopf möchte die gesamte<br />

Kunst der Astronomie verdrehen. Jedoch hat das heilige Buch uns erklärt, dass Josua die<br />

Sonne und nicht die Erde bat still zu stehen.“<br />

53


3.2.2 Kepler im Gegensatz zur Katholischen Kirche<br />

An der katholischen Kirche kritisierte er das Papsttum und die damit verbundene Hierarchie.<br />

Vor allem jedoch wandte er sich gegen das kirchliche Lehramt mit seinem Anspruch, die<br />

Schrift allein gültig auslegen zu können und allein die Gültigkeit der dogmatischen Lehren<br />

bestimmen zu können. Nicht Papst und Lehramt waren nach Kepler entscheidend für die<br />

wahrheitsgemäße Auslegung der Schrift, sondern jeder Christ war bei ernsthaftem Studium<br />

dazu imstande. Zur Zeit Keplers war keine religiöse Seite bereit, nur ein wenig nachzugeben.<br />

Gerade diese mangelnde Friedensbereitschaft lehnte Kepler aufs Schärfste ab, und gerade<br />

hier setzte sein eigenes Bekenntnis ein. Kepler ging es in erster Linie um brüderliche Liebe<br />

der Christen untereinander; diese werde durch Verdammungsurteile verletzt! Sein eigent-<br />

liches Ziel war friedliche Harmonie zwischen Konfessionen, ja zwischen den Menschen<br />

schlechthin.<br />

Dass das Kopernikanische Weltbild 1616 von der katholischen Kirche verboten wurde,<br />

bedeutete das gleichzeitig eine Ächtung der Erkenntnisse von Kepler, der ja auf Grund<br />

seiner Arbeit das Kopernikanische Weltbild unterstützte.<br />

Trotz aller Skepsis gegenüber der katholischen Kirche wollte er sich auf keine Konflikt mit<br />

dem heiligen Stuhl einlassen und versah seine Erkenntnisse mit den Vokabeln „bis es<br />

verbessert wird“ oder „ bis es erklärt wird“. Er betonte aber, dass die Bibel kein Lehrbuch der<br />

Astronomie sei. Eine diesbezügliche Auslegung bezeichnete er als Missbrauch der Bibel.<br />

Im Weiteren hatte Kepler Glück, im protestantischen Norden zu leben, der toleranter war. Im<br />

Gegensatz hierzu hatte der streitlustige Galilei in Italien weit aus größere Schwierigkeiten mit<br />

der katholischen Kirche, auf die oben eingegangen wurde.<br />

54


3.2.3 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden: Kepler stand als Theologe zwischen den ver-<br />

schiedenen Fronten der einzelnen Konfessionen. Zwar fühlte er sich als Glied der lutheri-<br />

schen Kirche, doch lehnte er das Kernstück der orthodox- lutherischen Theologie, die All-<br />

gegenwart des Leibes Christi, ab. Das Herzstück des Calvinismus, die Prädestinatinslehre,<br />

lehnte er ebenfalls ab. Bei der katholischen Kirche war es die Ablehnung des Papsttum und<br />

des damit zusammenhängenden Lehramt. Er suchte die Einheit der Kirche, doch dies blieb<br />

ein frommer Wunsch. So widmete er sich dem "Buch der Natur". Er verstand diese Arbeit als<br />

Lobpreis Gottes. Seine Naturkunde gewinnt den Charakter einer Naturtheologie. Sehr ein-<br />

dringlich zeigt dies das Schlussgebet aus Mysterium Cosmographicum.<br />

"Jetzt aber, freundlicher Leser, vergiss nicht den Zweck aller dieser Dinge, das ist die<br />

Erkenntnis, Bewunderung und Verehrung des allweisen Schöpfers. Denn es heißt nichts,<br />

vom äußeren Augenschein zum inneren Sinn, von der sichtbaren Erscheinung zum inneren<br />

Schauen, von der Beobachtung des Weltlaufs zu dem so tiefen Ratschluss des Schöpfers<br />

vorzudringen, wenn du dich nicht in einem Schwung, mit der ganzen Hingabe deines<br />

Herzens aufwärts zur Erkenntnis, Liebe und Verehrung es Schöpfers fortreißen lässt. Drum<br />

stimme lauteren Sinnes und dankbaren Herzens mit mir in das Lob dessen, der das<br />

vollkommendste Werk begründet hat. Gott, du Schöpfer der Welt, unser aller ewiger<br />

Herrscher ! Laut erschallet dein Lob ringsum durch die Weite der Erde ! Groß fürwahr ist dein<br />

Ruhm; Er rauschet mit mächtigen Schwingen durch den herrlichen Bau des ausgebreiteten<br />

Himmels. Schon das Kind verkündet dein Lob; mit lallender Zunge. Satt der Brust seiner<br />

Mutter stammelt es, was du ihm eingibst.’’.<br />

War es möglich, dass der Leib Christi überall dort anwesend sein konnte, wo ein Abendmahl<br />

gereicht wurde? Kepler hielt diese Ubiquität (Allgegenwart) für abwegig und unterschrieb<br />

auch nicht die sogenannte Konkordienformel aus dem Jahre 1577, in der die Ubiquitätslehre<br />

enthalten war. Er hielt sich "auf das allen Laien gegebene Gebot Christi: Tut dies zu meinem<br />

Andenken .." nämlich die Darreichung von Wein und Brot im Abendmahl. Diese Denkweise<br />

entspricht der des Calvinismus. „Beugt durch die Kraft seiner Rede den trotzigen Stolz<br />

deines Feindes."<br />

Keplers Probleme mit der theologischen Lehre jener Zeit waren also nicht wie die Galileis auf<br />

naturwissenschaftliche Streitfragen – wie der des Weltbildes – bezogen, sondern ihm ging es<br />

um die Christologie (= Lehre, die sich mit der Person Jesu Christi beschäftigt und diese<br />

theologisch ausdeutet).<br />

So schrieb er in einem Brief an den Theologieprofessor Matthias Hafenreffer, der nur zehn<br />

Jahre älter war und der ihm in Tübingen am nächsten stand:<br />

55


„Im Jahr 1583 fing ich an soweit einsichtig zu sein, dass, als ich in Leonberg in Württemberg<br />

eine Predigt aus dem Römerbrief von einem jungen Diakon hörte, der überaus weitläufig die<br />

Calvinisten widerlegte, mich tiefer Kummer über die Kirchenspaltung quälte. Immer wieder<br />

geschah es mir, dass mich ein Prediger, der sich über den Sinn der Schriftworte mit seinen<br />

Gegnern auseinander setzte, nicht befriedigte, und wenn ich sie im Text selbst gelesen hat-<br />

te, mir die Auslegung der Gegner, wie ich sie aus der Wiedergabe des Predigers erfahren<br />

hatte, eine gewisse Überzeugungskraft zu haben schien.“ Weiter schrieb er von seiner Adel-<br />

berger Zeit und den dort predigenden Praeceptoren: „Überaus weitläufig widerlegten sie das<br />

Zwinglianische Dogma vom Heiligen Abendmahl. [Anm.: Ulrich Zwingli: schweizerischer<br />

Theologe, der für eine Abschaffung der Traditionen der Kirche war, die nicht biblisch begrün-<br />

det waren, wie z.B. Heiligenbilder, Klöster, Beichte, Fastengebot, Firmung, Prozessionen<br />

und Krankensalbung, und sich damit dem Unmut der Katholischen Kirche aussetzte.] Sie<br />

brachten mich in große Unruhe, und nicht selten hatten ihre dringenden Ermahnungen (näm-<br />

lich wir sollten die Verzerrungen der Calvinisten gut im Auge haben und uns davor in Acht<br />

nehmen) die Folge, dass ich, in die Einsamkeit zurückgezogen, selbst mit mir nach einer<br />

Entscheidung zu suchen begann, was nun eigentlich umstritten sei? Welcher Weise die Teil-<br />

nahme am Leib Christi sei? Und wie ich meine Verstandeskraft anstrengte, brachte ich<br />

gerade die als vernünftigste heraus, die ich später von der Kanzel als die calvinistische<br />

abweisen hörte.“<br />

Im Hinblick auf seine astronomischen Forschungen muss gesagt werden, dass Kepler und<br />

auch sein Kollege Galilei sehr gläubig im christlichen Sinne waren. Kepler vertrat zwar mit<br />

Galilei das Kopernikanische Weltbild, das besonders von der katholischen Kirche bekämpft<br />

wurde. Keplers wissenschaftliche Erkenntnisse waren aber nicht gegen die katholische und<br />

protestantische Kirche gerichtet, sondern er wollte damit Gott und seine Schöpfung ehren.<br />

Kepler und Galilei als Astronomen verstanden sich als Forscher im Dienste Gottes. Sie<br />

wollten die Kirchen anregen, ihre Weltbild auf Grund ihrer gefundenen Erkenntnisse zu<br />

reformieren.<br />

Im Gegensatz zu Galilei hing Kepler einem gewissen Mystizismus an. Als er im Jahr 1604<br />

die Supernova beobachtete, sah er in diesem Ereignis die Vorsehung Gottes, die die<br />

Wiederkunft des Herrn ausdrücken sollte. Auch beschäftigte er sich bei gleichzeitiger Kritik<br />

bezogen auf diese Wissenschaft mit der Astrologie bis an sein Lebensende.<br />

Dieser Mystizismus Keplers erschien dem Rationalisten Galilei sehr zwielichtig. Galilei<br />

verurteilte Keplers Naturphilosophie, die im Zusammenhang mit esoterischen Harmonien<br />

und fernwirkenden Kräften stand.<br />

Verfasser: Dilan Cebe, Lisa Dotzauer<br />

56


Quellen:<br />

http://www.keplerraum.at/Ttheologie.htul-14k<br />

http://www.kepler-gesellschaft.de/kepler-foerderpreis/<strong>2009</strong>/P...-23k<br />

http://www.erft.de/schulen/gymlech/galileo/galilei.htm<br />

http://www.kepler-gesellschaft.de/Kepler-Foerderpreis/2006/Platzl<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler<br />

4. Kepler und Galilei im Dialog<br />

Johannes Kepler und der sieben Jahre ältere Galileo Galilei<br />

bewirkten zusammen einen Umbruch auf dem Gebiet der<br />

Wissenschaften, dementsprechend hatten sie in ihren<br />

wissenschaftlichen Ansichten und ihrer Art auch gewisse<br />

Gemeinsamkeiten:<br />

Beide vertraten das heliozentrische Weltsystem des Nikolaus<br />

Kopernikus und waren bestrebt dieses weiterzuentwickeln<br />

und zu beweisen.<br />

So schrieb Galilei in einem Brief an Kepler aus dem Jahre<br />

1597: „…unser Lehrer Kopernikus, der verlacht wurde".<br />

Außerdem waren beide sehr gläubige Menschen, deren Wissenschaft sich nicht gegen die<br />

Kirche beziehungsweise Gott richten sollte, sondern diesen und seine Welt ehren sollte. Sie<br />

waren also keine „Rebellen“, sondern sahen sich viel mehr als „Forscher in Gottes Sinn“.<br />

Ihre Absicht war es nicht, die Kirche zu widerlegen oder zu spalten, sondern vielmehr<br />

strebten sie nach einer Reform der Weltanschauung in der Kirche . Doch beide wurden von<br />

kirchlicher Seite missverstanden und ihre Werke nicht geachtet.<br />

Doch trotz allem waren die beiden in ihren Eigenschaften und<br />

ihrer Persönlichkeit recht unterschiedlich. Die Zusammenarbeit<br />

Keplers und Galileis funktionierte daher nicht reibungslos und<br />

auch der gemeinsame Briefwechsel wurde im Jahre 1610 von<br />

Seite Galileis abgebrochen. Dies geschah, als er auf mindestens<br />

sechs Briefe des Deutschen nicht mehr antwortete (bis auf eine<br />

kurze Empfehlung im Jahre 1627). Verdeutlicht wird dieses<br />

unharmonische Verhältnis schon zu Beginn des Kontaktes, als<br />

Keplers Mysterium Cosmograhicum erschien:<br />

57


Kepler schickte ein Exemplar an den Kollegen aus Italien, der bisher noch keinen Namen als<br />

Astronom hatte, sondern nur als Physiker bekannt war und war hoch erfreut über dessen<br />

höfliche Antwort, in der sich Galilei zur Lehre des Kopernikus bekannte aber auch seine<br />

Zweifel darlegte, öffentlich dafür einzutreten. Daraufhin antworte Kepler dem neuen, wie<br />

Galilei schrieb, „aufrichtigen Freund“ voller Vorfreude auf einen zukünftigen regen<br />

Gedankenaustausch:<br />

„Seid guten Mutes, Galilei, und tretet hervor. Wenn ich recht vermute, gibt es unter den<br />

bedeutenden Mathematikern Europas wenige, die sich von uns scheiden wollen. So groß ist<br />

die Macht der Wahrheit. [...] Nun möchte ich noch eine Beobachtung von Euch erbitten; da<br />

ich nämlich keine Instrumente besitze, muss ich zu anderen meine Zuflucht nehmen.“<br />

Keplers als seine eigenen ausgegeben hat.<br />

Kepler bat Galilei um die Beobachtungen der Fixsternsphäre<br />

bezüglich der Entfernungen. Doch zu seiner großen Enttäuschung<br />

erhielt er nie eine Antwort auf diesen Brief. Und auch im weiteren<br />

Verlauf der Beziehung verhielt sich Galilei Kepler gegenüber wenig<br />

kollegial. Später erfuhr er sogar, dass Galilei einige Entdeckungen<br />

Doch Kepler reagierte darauf selbstlos und meinte: „Galilei halte sich mitnichten zurück,<br />

meine Sachen für sich in Anspruch zu nehmen. Meine Zeugen sind das helle Tageslicht und<br />

die Zeit. Wer auf diese Zeugen hört – die Gebildeten und Vernünftigen hören darauf –, der<br />

lässt sich nie täuschen.“<br />

Hier wird ein weiterer Unterschied in der Persönlichkeit der beiden Wissenschaftler deutlich:<br />

Während Kepler ein bescheidener und friedlicher Mann war, der nach Anerkennung für die<br />

Sache (also seine Entdeckungen) strebte, war Galilei sehr darauf bedacht, selbst Anerken-<br />

nung und Ruhm zu erlangen und ließ sich gerne auf die eine oder andere Auseinander-<br />

setzung ein. Somit sah zunächst Kepler in Galilei eher einen Gleichgesinnten mit dem er sich<br />

hätte austauschen können, Galilei in Kepler aber eher einen<br />

Rivalen, der seinen eigenen Ruhm schmälern könnte oder der<br />

mit seiner Hilfe selbst zu unverdienter Anerkennung kommen<br />

könnte.<br />

58<br />

Teilnehmerin schaut durch das Fernrohr<br />

nach Galilei im Museum des Vatikans


Bezeichnend hierfür ist auch, dass Galilei sich nicht bereit erklärte, Kepler eines seiner neu<br />

entwickelten Fernrohre zukommen zu lassen, als dieser ihn darum bat. Galilei antwortete auf<br />

Keplers Bitte, er wolle in Zukunft neue Instrumente bauen und sie seinen Freunden schicken,<br />

zu welchen er Kepler anscheinend nicht zählte, denn der deutsche Astronom erhielt nie ein<br />

solches.<br />

Diese Weigerung veranlasste Kepler, sich mit der Optik allgemein zu befassen. Mit dem<br />

1611 erschienenen Werk Dioptrice bildete er die Basis für die Optik. Er entwickelte eines von<br />

der Galileischen – Optik abweichende Konstruktion mit zwei Sammellinsen im Gegensatz zu<br />

Galilei, der mit einer Sammellinse und einer Zerstreuungslinse arbeitete. Dieses von Kepler<br />

entwickelte Fernrohr ist Grundlage für fast alle heutigen Fernrohre, die mit einigen Korrek-<br />

turen arbeiten.<br />

Kepler-Fernrohr<br />

Galilei-Fernrohr<br />

http://www.zeiss.de/de/ophtalmic/comp/home.nsf/0/aa71a34cf7b4a158c12568c0004d8bfb?OpenDocument<br />

Strahlengang des Fernrohrs nach Galilei (http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop)<br />

59<br />

-kleines Gesichtsfeld<br />

-aufrechtes und seitenrichtiges Bild<br />

-kurze Bauweise<br />

-Lokalisierung des Objekts schwierig<br />

(B= Bild, F= Brennpunkt, G =<br />

Gegenstand, L= Linse)


Strahlengang des Fernrohres nach Kepler (http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop)<br />

Die Veröffentlichung der Dioptrice war als Antwort auf Galileis Werk “ Siderus nuncius“<br />

gedacht, das die damalige Astronomie als Beweis für das Kopernikanische Weltbild sah,<br />

ohne dass ein wirklich mathematischer Beweis von Galilei geliefert wurde .<br />

Zuvor hatte Kepler Galileis „Sidereus nuncius“ (Sternenbote / Sternenbotschaft) in einem<br />

offenen Brief durchaus gelobt und stand Galilei damit zur Seite. Wobei er aber in seiner<br />

Vorrede anmerkte, dass sich Galilei nicht sehr solidarisch zu ihm verhalten habe. Ebenso<br />

soll niemand denken, dass die freimütige Zustimmung Kepplers zu Galilei andere beein-<br />

flussen sollte, ebenso zu denken.<br />

Ein Treffen der beiden großen Wissenschaftler fand jedoch nie statt.<br />

Verfasser: Daniel Venus, David O`Shea, Aaron Bice<br />

Quellen<br />

http://www.youtube.com/watch?v=HQpALel5xOM<br />

http://zeis.de/4125680F0052EC92/allBySubject/AA71A34C…<br />

http://astronomy/<strong>2009</strong>.de/ueberblick<br />

http://de.wikipedia.0rg/writer/Johannes_Kepler<br />

http://wapedia.mobi/de/Linsenteleskop<br />

http://www.zeiss.de/de/ophtalmic/comp/home.nsf/0/aa71a34cf7b4a158c12568c0004d8bfb?OpenDocument<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Linsenfernrohr.de<br />

60<br />

- lange Bauweise<br />

- größeres Gesichtfeld<br />

- umgekehrtes Bild um 180 o<br />

gedreht und seitenverkehrt<br />

(1,2 Linsen; 3 Auge,<br />

4 Gegenstand;5 Zwischenbild;<br />

6 Bild; f = Brennweite)


5. Das Astronomische Jahr <strong>2009</strong> - eine Würdigung<br />

Galileis und Keplers<br />

5.1 Forschungsergebnisse und methodischer Ansatz des<br />

Erkenntnisgewinns von Galilei<br />

5.1.1 Astronomische Forschungen und Erkenntnisse von Galilei<br />

Erforschung des Mondes<br />

Die Astronomie von Galilei befasste sich nicht nur mit der Beobachtung und den<br />

mathematischen Konstruktionen, um nach den bisherigen Betrachtungen die richti-<br />

gen Positionen bzw. den Gang der Sterne vorherzusagen, sondern er entwickelte<br />

einen wesentlichen Fortschritt in Richtung der Wissenschaft über die wahre Struktur<br />

des Universums.<br />

Als er im Jahre im Jahre 1609 in Venedig von dem Freund Paolo Sarpi erfahren hatte, dass<br />

ein holländischer Optiker ein optisches Instrument gebaut hatte, welches ermöglichte<br />

Gegenstände aus der Nähe zu betrachten( eine Bestätigung bekam er durch einen Brief von<br />

dem vornehmen Pariser Jaques Badovére), fing er an, Tag Nacht zu arbeiten. Er benutzte<br />

sein eigenen Erkenntnisse in der Optik der Refraktion, um eine bessere Lösung der<br />

Beobachtung mit einem Bleirohr und zwei Linsen, die jeweils an den Enden des Rohres<br />

befestigt hatte, zu finden.<br />

Diese Erkenntnisse setzte er 1609 bei der Beobachtung des Mondes ein.<br />

Der Name „Luna“ kommt von den Römern. Die Griechen nannten den Himmelskörper Sene<br />

und Artemide und in anderen Mythologien gab es viele unterschiedliche Bezeichnungen.<br />

„La Luna“ ist natürlich seit der Vorgeschichte bekannt. Er ist der zweite „strahlende“<br />

Gegenstand nach der Sonne. Weil der Mond sich mit einer bestimmten Monatsperiode um<br />

die Erde dreht, wechselt der Winkel zwischen Erde, Mond und Sonne. Man beobachtet<br />

diesen Sachverhalt an dem Verlauf der Mondphasen. Die Zeit zwischen zwei neuen Mond-<br />

phasen ist 29,5 Tage (709 Stunden). Die Bahn des Mondes ist etwas unterschiedlich (wenn<br />

man die Sterne berücksichtigt), da die Erdbahn in der Zwischenzeit eine größere Entfernung<br />

zur Sonne erreicht hat. Wegen der seiner Dimension und Komposition wird der Mond<br />

manchmal als irdischer „Planet“ zusammen mit Merkur, Venus, Erde und Mars klassifiziert:“<br />

Zuerst reden wir über die Mondhemisphäre, die uns zugewandt ist.<br />

Für ein bessere Deutlichkeit teile ich die Hemisphäre in zwei Teile, die eine hell und die<br />

andere dunkle: Die hellere erscheint kreisförmig, die Hemisphäre voll ausfüllend. Die<br />

dunklere dagegen verdunkelt die gleiche Hemisphäre, so erscheint sie mit vielen Flecken.<br />

61


Diese Flecken sind etwas dunkel und groß genug, so dass sie für jeden sichtbar sind und zu<br />

jeder Zeit feststellbar und deshalb nennen wir dies die großen und alten Flecken zum<br />

Unterschied mit den anderen, die kleiner und sehr häufig sind .Die Flecken bedecken die<br />

ganze sichtbare Mondscheibe, besonders die hellere, die die ganze Mondhemisphäre<br />

ausfüllen, die niemand vor uns gesehen hat.“<br />

Wenn Galilei von den großen Flecken spricht<br />

bezieht er sich natürlicher Weise auf Meere, die<br />

sichtbar sind und die kleinen Flecken bezieht er<br />

auf Mondkrater, die nur mit optischen Instrumen-<br />

ten zu sehen sind.<br />

„Durch mehrmalige Beobachtungen wurden wir<br />

überzeugt, dass die Mondebene nicht eben,<br />

nicht formlos und nicht ganz kugelförmig ist, wie<br />

viele Philosophen vom Mond und anderen<br />

Himmelskörpern gedacht hatten, sondern das<br />

die Mondfläche ungleich, rau mit vielen<br />

Vertiefungen und Spitzen versehen ist, d.h. nicht anders wie die Erde, mit verschiedenen<br />

Gebirgszügen und Tälern.<br />

Insbesondere hat er einige Tagen nach Neumond folgendes zum<br />

ersten Mal beobachtet: die Linie, die den Mond in die dunkele und<br />

helle Hälfte teilt, war nicht regelmäßig sondern gezackt und die<br />

Mondsichel zeigte kleine schwarze Stellen sowie helle beleuchtete<br />

Spitzen, vergleichbar mit dunklen Tälern auf, sowie die beleuchteten<br />

Bergspitzen auf der Erde bei der Morgensonne.<br />

Ferner beschrieb er in poetischer Weise, dass die Mondfläche keine<br />

perfekte Kugelgestalt aufweist, keiner ätherischen göttliche Form<br />

gleicht wie vorher gedacht wurde sondern wie ein gewöhnlicher<br />

Festkörper.<br />

62


Das ascheförmige Licht des Mondes<br />

Dieses Licht ist nichts anderes als die Reflexion der Sonnenstrahlen von der Erde auf den<br />

Mond. Auch wenn die Erde kein Stern und keine eigne Lichtquelle ist, reflektiert sie doch<br />

eine gewisse Menge des Sonnenlichtes, besonders wenn die Bewölkung unserer Erdkugel<br />

dicht ist (natürlich nicht von unserer Beobachtungsposition aus). Dieses aschenförmige Licht<br />

erscheint besonders, wenn der Mond genau zwischen der Sonne und unserem Planeten steht.<br />

Diese Kombination und die vorhandenen Mondphasen müssen genau dosiert sein, damit<br />

dieses Phänomen zu beobachten ist. Diese Erscheinung lässt uns erstaunen.<br />

Sterne und Planeten<br />

Ein paar Tage nach der Neumondphase<br />

sieht man Mond wie eine schmale Sichel<br />

und trotzdem bemerkt man dass sein<br />

dunkler Bereich ein wenig mit einem<br />

weissblauen (ascheförmig) Licht beleuch-<br />

tet ist, das sich langsam auflöst. Galilei<br />

behauptete, dass diese Lichterscheinung<br />

nicht vom Sonnenlicht herrührt, da die<br />

Sonne der Erde gegenüber steht. Auch<br />

von den Sternen kann dieses Licht nicht<br />

kommen, weil sonst diese Erscheinung<br />

ständig beobachtet werden müsste. Auch<br />

die Venus scheidet als Ursache aus, da<br />

die oben geschilderte Position nicht<br />

auftritt.<br />

„Also die Erde gibt dem Mond richtiger Weise<br />

das gleiche Licht, das sie vom Mond in der<br />

finsteren Nacht erhält.“<br />

Die Planeten sind keine eigne Lichtquelle sondern reflektieren der Sonne. In den verschie-<br />

denen Jahreszeiten und auch während des Tages haben sie nicht die gleiche Position im<br />

Gegensatz zu den Sternen, die immer an der gleichen Stelle ihr Licht aussenden. Die Zahl<br />

der Planeten des Sonnensystems sind neun: Merkur und Venus stehen zwischen Erde und<br />

Sonne und dann folgen Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, die nach der Erde<br />

folgen. „Zu bemerken ist der Unterschied des Aussehens der Planeten und der Fixsterne.<br />

63


Die Planeten sind kugelförmig und erscheinen uns wie kleine beleuchtete Monde und sind<br />

kreisförmig. Das Aussehen der Fixsterne ist nicht fest umrissen kreisförmig sondern<br />

glänzend strahlend flimmernd.....“<br />

Er spricht weiter über Sterne, die mit den Augen nicht sichtbar waren und von der<br />

Milchstraße:<br />

„Neben den Sternen der 6.Größe sieht man mit dem Fernrohr eine große unglaubliche<br />

Anzahl von anderen Sternen: man kann nämlich mit dem Fernrohr wesentlich mehr Sterne<br />

sehen als die gesamten bisher sichtbaren Sterne aller Größen“<br />

Ein überraschendes neues Universum eröffnet sich und ändert die Himmelsgeographie. Die.<br />

im Altertum bekannte Klassifizierung der Konfiguration der Sterne werden eine unförmige<br />

Menge von „Gold- und Silberpulver“. Als Galilei versuchte, die Konstellation des Orions zu<br />

zeichnen stieß er auf Schwierigkeiten, weil er auch die große Zahl der anderen Sterne<br />

einordnen wollte. Es gibt nämlich neben den bekannten Sternen im Winkelfeld von 1 oder<br />

zwei Grad mehr als 500 andere Sterne. Er konnte relativ einfach die Anhäufung der Pleaden,<br />

von denen man bisher nur maximal sieben Sterne bei idealer Sicht beobachten konnte, 36<br />

Sterne mit seinem Fernrohr feststellen. „ Was wir zusätzlich ermittelten ist die Essenz oder<br />

Materie der Milchstraße, die man mit dem Fernrohr so klar sehen kann, dass zum Kummer<br />

der Philosophen alle ihre Auffassungen für lange Zeit gegenstandslos wurden durch die<br />

vernünftige Erfahrung und wir sind frei von unwichtigen Diskussionen. Die Galaxis ist nichts<br />

anderes als eine Anhäufung von unzähligen Sternen, verstreut in Form von vielen<br />

Ansammlungen, die man überall mit dem Fernohr sehen kann, von denen man viele groß<br />

und deutlich sehen kann. Dagegen sind viele kleine Sterne noch unerforscht.“<br />

Was oben von ihm gesagt wurde, ist nichts anderes als eine zusammenstellende Darstellung<br />

der Erforschung unserer Galaxis. Diese Art der Zusammenfassung ist gleichsam eine<br />

Premiere. Das Fernrohr ist noch eine Hilfe, um viele Objekte genauer erkennen zu können,<br />

die früher her als „nebulöse“ Gruppen klassifiziert wurden . Man sieht sie als „Anhäufung“<br />

von Sternen, wie zum Beispiel die Ansammlung der „Krippe“ in der Konstellation des Krebs<br />

(ein typisches Bild des Winter- und Frühlingshimmels). Galilei zog aus Vorsicht noch nicht<br />

die Konsequenz, dass nun der Mensch mit den Augen in der Lage wäre, bis in die Grenzen<br />

des Universums vorzustoßen.. Er sprengte aber damit für immer die damalige Hülle des<br />

Universums .<br />

Planet Jupiter und die Venusphase<br />

„Am 7. Januar des Jahres 1610 um ein Uhr nachts, während ich mit dem Fernrohr die Sterne<br />

beobachtete, erschien mir Jupiter. Weil ich ein exzellentes Instrument vorbereitet hatte, sah<br />

ich (das geschah vorher nicht, da das Vorläuferinstrument zu schwach war), dass um Jupiter<br />

64


3 kleine aber sehr beleuchtete „Sterne“ waren; und wenn ich glaubte, dass sie zu den<br />

Fixsternen zählten, war es für mich ein wirkliches Wunder, weil sie gradlinig und parallel zur<br />

Ekliptik und leuchtender angeordnet waren als andere Sterne gleicher Größe...“<br />

Das „exzellente Instrument“ vergrößerte 30fach und davon zitierte er in seinem Werk<br />

„Siderius Nuntius“ Damit beginnt Galilei in jeder hellen Nacht permanent jene kleinen<br />

„Sterne“ zu beobachten (später entdeckte er einen vierten.)<br />

Die vier Galileischen Monde von oben: Io,Europa,<br />

Ganymed,Kallisto (maßstabgetreue Fotomontage)<br />

Sie schienen sich schwingend um den Planeten<br />

Jupiter wie kleine Monde zu bewegen.<br />

Er verstand, dass diese „Sterne“ Planeten des<br />

Jupiters waren (die Entdeckung wurde Cosimo II de`<br />

Medici gewidmet) und die neuen „Sterne“ wurden<br />

somit Medici Planeten genannt und jeder bekam<br />

einen Namen aus der klassischen Mythologie<br />

beginnend von innen: Io, Europa, Ganimede und<br />

Callisto. Das Problem war, sie bei jeder<br />

Beobachtung zu unterscheiden und damit ihre<br />

orbitale Periode festzulegen und die<br />

Besonderheiten ihrer Bewegungen und Position mit<br />

Hilfe einer Berechnung vorauszusagen. Galilei<br />

erreichte diese nach mehrjähriger Beobachtung<br />

unter Verlust seiner Gesundheit.<br />

Das konnte er nur unter Berücksichtigung des entscheidenden Einflusses der Bewegung der<br />

Erde um die Sonne berechnen. Jupiter ist ein kleines planetarisches System. Um seine<br />

„Scheibe“ kann man 4 größere Satelliten um den Jupiter sehen, die Galleische Satelliten<br />

genannt werden, weil er sie im Jahre 1610 entdeckt hat. Mit Hilfe eines normalen Fernrohres<br />

kann man die Rotation der Monde um den Jupiter sehen und damit die sich verändernde<br />

Position Stunde um Stunde feststellen.<br />

Nach neueren Erkenntnissen hat der Satellit Io einen Durchmesser von 3600 km( ein wenig<br />

mehr wie unserer Mond) und eine Umlaufzeit von 42,5 Stunden mit vulkanischer Aktivität mit<br />

flüssigem Schwefel. Die Oberfläche ist fest und gibt dem Planeten eine rot- orange- gelbe<br />

Farbe. Warum Io noch feurig bist hat man bisher noch nicht verstanden. Eine Theorie<br />

besagt, dass das magnetische System, von Jupiter und anderen Planeten geschaffen, das<br />

Innere von Io schmelzen lässt.<br />

65


Es wird behauptet, dass viel von dem ausgebrochenem Geröll des Jupiters sich auf dem<br />

Almatea, dem ersten Satelliten des Jupiters, abgelagert hat, begründet durch die Farbe auf<br />

diesem (dieser wurde von Galilei nicht gesehen). Almatea hat eine unregelmäßige Form mit<br />

einem Durchmesser von 200km und deshalb kann man ihn mit amateurhaften Fernrohr nicht<br />

sehen.<br />

Europa, der kleinste der Galileischen Satelliten mit einem Durchmesser von 3100 km, ist mit<br />

einer Eisschicht bedeckt, darunter liegend eine felsige Kruste.<br />

Ganimede, der größte und glänzentste Satelliten von Galilei mit einem Durchmesser von<br />

5200 km, ist der größte Mondsatellit des Sonnensystems noch größer als der Planet Merkur.<br />

Callisto, mit einem Durchmesser von 4800 km, hat eine ähnliche eisige und felsige Typologie<br />

wie Ganimede. Die Kruste scheint mit vielen Kratern bedeckt zu sein.<br />

Jupiter hat nach heutigen Gesichtspunkten insgesamt 16 Satelliten, die im Vergleich zu den<br />

Gallieischen sehr kein sind.<br />

Besonders diese Satelliten und die daraus entstehenden Folgerungen überzeugten Galilei<br />

von der Unumstößlichkeit des Kopernikanischen heliozentrischen Weltbildes. Der Beweis<br />

wurde durch die Beobachtung der Venus gefestigt ( die s geschah im Jahre 1610 und wurde<br />

im Buch Siderius Nuncius nicht dokumentiert sondern zu erst in einem Briefwechsel von<br />

Galilei mit Johannes Kepler). Diese Venusphase wird so ähnlich wie die Mondphase durch<br />

die verschiedene wechselnde Beleuchtung durch die Sonne verursacht, da auch die Venus<br />

sich um die Sonne in einer Umlaufbahn dreht, die in Beziehung zur Erdbahn näher der<br />

Sonne ist.<br />

Venusphasen<br />

66


Die kosmologische Himmelsgeographie von Tycho Brahe<br />

Diese Feststellung konnte in jener Zeit auch mit kosmologischen System von Tycho Brahe<br />

erklärt werden. Dieses kosmologische System ist ein Kompromiss zwischen dem geozen-<br />

trischen und heliozentrischen System bei dem die Erde unbeweglich ist und Venus und<br />

Merkur sich um die Sonne drehen und so konnte man auch die Variationen der Beleuchtung<br />

durch die Sonne erklären.<br />

Wo steht nun die Auffassung der Kirche bezogen auf diese neuen Entdeckungen?<br />

Für ein gewisse Zeit lobte die Kirche Galilei, ein Gelehrter, der tief religiös war und die<br />

Autoritäten der Kirche ehrten ihn. Aber als klar wurde, dass seine Arbeite nicht nur mathema-<br />

tische Spielerei war sondern ihn animierte den Geist der Forschung zur Wahrheitsfindung<br />

einzusetzen, bekämpfte sie ihn: der revolutionäre Anstoß seiner Ideen wurde für diejenigen,<br />

die die Wissenschaften an grobe und bequeme Sicherheiten und sowie für diejenigen, die<br />

die Welt an alte Prinzipien,die ihre Privilegien und Macht bestätigten, verankerten, untragbar.<br />

Die Verurteilung durch die katholische Kirche und seine schmerzliche Abschwörung wurde<br />

schnell im Lauf der Geschichte gelöscht.<br />

Verfasser: Jamila Hedhli, Noemi Risa<br />

Fonti:<br />

Venus<br />

Sonne<br />

Stillman Drake,Galileo Galilei pioniere della scienza,Ed. Muzzio,Roma <strong>2009</strong><br />

Galileo Galilei, Dialogo dei massimi sistemi,Grandi classici Oscar Mondadori,Milano <strong>2009</strong><br />

http://www.astrofilitrentini.it/tnp/luna.html<br />

http://saint-andres.blogspot.com/<strong>2009</strong>/11/cose-la-luce-cinerea.html<br />

http://www.funteaching.it/project/tic2003/TIC_03_SistemaSolare/pianeti_e_stelle.htm<br />

http://www.universonline.it/_astronomia/enciclopedia/sistema_solare/giove.php<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Jupitermoon.jpg&filetimestampo-200602210213041<br />

www.brera.inaf.it/guardacheluna/galleria.html<br />

http://www.investireoggi.it/forum/attachments/il-caffe/8220d1236425308-i-colori-che-non-vediamo-cinerea-mag07.jpg<br />

http://www.associazionecrocedelsud.com/vialattea.jpg<br />

http://www.castfvg.it/sistsola/pianeti/planets_iau.jpg<br />

67<br />

Merkur<br />

Erde<br />

Mond


5.1.2 Galilei als Förderer der Methode der modernen Wissenschaft<br />

Galilei war nicht nur ein großer Physiker und Astronom, sondern auch ein Förderer der<br />

Methoden der neuen Wissenschaft, bekannt auch als Galileische Methode.<br />

Auf Grund seiner Erkenntnisse stand er im Gegensatz zu den Visionen der antiken Philoso-<br />

phen insbesondere zu denen des Aristoteles. Das Wissen, das sich auf die Autoritäten<br />

bezog, war nämlich ein Bild des Wissens, dass Galileo in seinem Werk „Il Saggiatore„ als<br />

„Papierwelt“ definierte, ein weitschweifiges Wissen, überladene Buchweisheit, ohne Bezug<br />

zur Realität, in der die Erfahrung negiert wird und die Beobachtung verbannt wird.<br />

Er als Wissenschaftler steht im Gegensatz zum traditionellen Wissen, da dieses nur Essenz<br />

und zweckgebunden war. Diese System schien Galilei besser für die Theologie geeignet als<br />

für die Wissenschaft. Die Methode von Galilei als Wissenschaftler wird durch die Herraustel-<br />

lung der Beobachtung bei der Beschreibung der Naturphänomene charakterisiert. Um dies<br />

zu erreichen, benutzt er alle Sinne, besonders das Sehen. Er definierte diesen Sinn als „<br />

sopra tutti gli altri eminentissimo „ .Die Beobachtung ist aber keine überflüssige Ansammlung<br />

von empirischen Daten, da am Anfang eine von dieser inspirierte Theorie steht. Die von<br />

Galilei durch Beobachtung der Himmelskörper gesammelten Daten, Dank des Fernrohrs,<br />

waren nicht zufällig, sondern wurden aus einer bestimmten Theorie geboren, d.h. er wollte<br />

die Kopernikanische Theorie bestätigen.<br />

Die Beobachtung, auch wenn durch eine Hypothese geführt, ist ein heftiger Angriff gegen die<br />

Doktrin, die seiner Meinung nach unwissenschaftlich und dogmatisch war, vergleichbar mit<br />

der Dogmatik der Theologen. Die Beobachtung nimmt eine wichtige Rolle in der neuen<br />

Methode der Wissenschaft ein. Galilei stellte die Wichtigkeit der Beobachtung für die Medizin<br />

fest. Dank der Praxis in der Anatomie, im Gegensatz zum Studium der Pergamente der Anti-<br />

ke, hatte er vor, die Körper der Tiere und die Kadaver zu sezieren, um mit eigenen Augen<br />

die Struktur der Organe zu analysieren. Aber die Beobachtung ist nicht alles. Sie muss von<br />

der Vernunft geführt werden. Er hatte die Integration von der Erfahrung und Verstand,<br />

Beobachtung und der Mathematik vorgesehen oder wie er selber sagte „Vernunft und<br />

Erfahrung sind notwendig für die Beweisführung.<br />

Die erste Fase des Arbeitsprozesses, die ihn zur Methode der modernen Wissenschaft führ-<br />

te, war die Kritik gegen das Autoritätsprinzip, gegen die Gewohnheit die Wissenschaft auf die<br />

Autorität und Tradition der Kirche zu beziehen. Die Tradition bezieht sich auf die Heilige<br />

Schrift und auf die Ansicht der alten Kirchengelehrten. Im Gegenteil zu diesen braucht man<br />

nach Galilei quantitative Experimente und Auswertung, als notwendige Beweisführung.<br />

Man benötigt zuerst eine Hypothese bezogen auf die Realität und ihre Aufgabe ist es,<br />

theoretisch die Lösung der physikalischen Problemstellung vorauszusagen.<br />

68


Das Trägheitsgesetz sei hier ein Beispiel: ein Körper verharrt solange im Zustand der Ruhe<br />

oder gleichförmigen geradlinigen Bewegung solange keine Kraft auf ihn wirkt. Dieses Gesetz<br />

konnte er zunächst nicht mathematisch belegen, dies erreichte er durch verschiedene<br />

Hypothesen. Diese Hypothesen mussten nämlich vorausgesetzt werden, um die Bewegung<br />

der natürlichen Körper logisch zu erklären. Neben der Beobachtung muss man also die<br />

Hypothese und die mathematische Deduktion einsetzen. Diese Deduktion muss auch heute<br />

einer „zerreißförmigen“ Kontrolle durch experimentelle Verifizierung im Labor unterworfen<br />

werden.<br />

Im Labor müssten die Bedingungen, die der realen Natur entsprechen, zur Verifizierung<br />

geschaffen werden, die aber nicht immer reproduziert werden können; dies gilt insbeson-<br />

dere, wenn man auf die Struktur des Universums Bezug nimmt.<br />

Nach den oben genannten drei Arbeitsschritten, die sinnliche Erfahrung, die notwendige<br />

Beweisführung und Verifizierung folgt die Formulierung der Theorie, die solange gültig ist, bis<br />

sie durch die Diskussion anderer Experimente widerlegt wird. Sollte die Verifizierung die<br />

Hypothese nicht bestätigen, muss das Experiment neu wiederholt werden und nur wenn die<br />

Verifizierung und die Hypothese übereinstimmen, ist es möglich Gesetze zu formulieren.<br />

Für Galilei waren die mathematischen Argumentationen sehr wichtig und notwendige<br />

Beweisführungen, weil er überzeugt war, dass die Struktur des Kosmos mathematisch<br />

beschreibbar wäre. Die Methode der neuen Wissenschaft setzt eine mathematische<br />

Anschauung des Universums sowie der Natur voraus. Diese Anschauung rechtfertigt und<br />

begründet die Möglichkeit der Erweiterung des menschlichen Wissens. Durch seine fort-<br />

schreitende Beobachtungen und Hypothesen spiegelt sich die mathematische quantitative<br />

Struktur physikalischen Realität wider. Davon ist Galilei klar und deutlich überzeugt. Der<br />

Wissenschaftler muss die Natur von jedem qualitativen und subjektiven Charakter befreien,<br />

um nur die quantitativen mathematischen Beziehungen zu analysieren.<br />

Durch mathematische Anschauung des Universums konzipierte er die Physik wie die Mecha-<br />

nik und nicht zufällig ist diese Disziplin als moderne Wissenschaft der heutigen Zeit definiert.<br />

Die neue Wissenschaft, im Unterschied zu derjenigen von Aristoles, die einen qualitativen<br />

zweckgebundenen Charakter hat, ist quantitativ orientiert und desinteressiert an Zweck-<br />

gebundenheit.<br />

Die moderne Wissenschaft interessierte sich nicht mehr für die Essenz und Qualitäten der<br />

Körper sondern nur über ihre objektiven und messbaren Eigenschaften und über ihre kau-<br />

salen Verbindungen.<br />

69


Verfasser: Jessica Domenicano<br />

Fonti: http://www.liceogaribaldi.it<br />

Arbeitsmethoden von Galilei<br />

Domenico Massaro,la comunicazione filosofica,ed. Paravia <strong>2009</strong><br />

http://www.wikipedia.org<br />

Individualisierung des Problems<br />

Individualisierung des Problems<br />

http://ffz.leonardo.it/lofi/UFO-e-metodo-scientifico/D7971147.html<br />

70<br />

Hypothese<br />

Hypothese<br />

Hypothese überprüfen<br />

Experiment zur Überprüfung der Voraussage<br />

Ergebnis<br />

Interpretation und Schlussfolgerung<br />

Beobachtung<br />

Die Hypothese wird nicht bestätigt Die Hypothese wird bestätigt<br />

Weitere Experiment als Folge des Ergebnisses Entwicklung einer Theorie<br />

Prinzip


5.2 Astronomische Forschungen und methodischer Ansatz beim<br />

Erkenntnisgewinn Keplers<br />

5.2.1 Astronomische Forschungen von Kepler<br />

Als bahnbrechendes Werk veröffentliche Kepler 1609 "Astrono-<br />

mia Nova". Es handelt sich um eine Darstellung von Keplers<br />

Erkenntnisprozess mit allen Irrwegen oder besser gesagt, allen<br />

Versuchen, mögliche andere Theorien auszuschließen, die an<br />

ein Tagebuch erinnert. Er versucht nicht, die bestimmte Bahn-<br />

form des Planeten Mars an Brahes empirische Daten anzu-<br />

passen. Vielmehr überprüft Kepler seine unterschiedlichen<br />

Theorien und Ideen mit den statistisch kontrollierten Daten<br />

Brahes und lässt bei der Suche nach den korrekten Bahnge-<br />

setzen letztendlich alles fallen, was nicht mit den Daten in Ein-<br />

klang zu bringen ist. Für Kozhamthadam unterscheidet sich<br />

Kepler von vielen anderen zeitgenössischen Astronomen darin,<br />

dass er einen gewisse innere Freiheit oder Flexibilität bezüglich<br />

philosophischer Ideen besaß. Einführend schrieb Galilei in seinem Werk Astronomia Nova:<br />

„Neue Astronomie ursächlich begründet oder Physik des Himmels dargestellt in Untersu-<br />

chungen über die Bewegungen des Sternes Mars auf Grund der Beobachtungen des Edel-<br />

mannes Tycho Brahe auf Geheiß und Kosten Rudolphs des II in mehrjährigem, beharr-<br />

lichem Studium ausgearbeitet zu Prag von seiner Heiligen Majestät Mathematiker Johannes<br />

Kepler im Jahre 1609 der Dionysischen Zeitrechnung“ (aus dem Lateinischen übersetzt).<br />

Im ersten Teil verglich Kepler die drei Haupthypothesen der Darstellung Planetenbewegung<br />

von Kopernikus, Ptolemäus und Brahe.<br />

Im zweiten Teil fand Kepler heraus, dass die Planetenbahnen keine Kreisbahnen sind.<br />

Im dritten Teil stellte Kepler dar, dass die Sonne das Zentralgestirn ist, um das sich die<br />

Planeten bewegen und die bewegende Kraft im Sonnenkörper liegt. Die bezogen auf die<br />

Planeten im größeren Abstand schwächer und im kleinen Abstand stärker ist.<br />

Im vierten Teil verfeinerte er die Planetenbewegungen.<br />

1619 folgte das Werk Harmonis Mundi mit Erläuterung des dritten<br />

Gesetzes. Hier setzte er die Umlaufzeiten ins Verhältnis zu den<br />

Abständen zur Sonne.<br />

Harmonis Mundi 1619 (Quelle: Keplermuseum <strong>Regensburg</strong>)<br />

71


1627 veröffentlichte Kepler die Rudolphinischen Tafeln. Diese<br />

Berechnungen hatte er mit Tycho Brahe begonnen und nach<br />

dessen Tod fortgesetzt.<br />

Diese Tabulae Rudolphinae dienten als Grundlage für die<br />

Seefahrt und hatten daher eine hohe praktische Bedeutung.<br />

Auf diese drei Werke stützte sich Newton bei der Entwicklung<br />

seines Gravitationsgesetzes. Rudolphinische Tafeln 1627<br />

(Quelle Keplermuseum <strong>Regensburg</strong>)<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Kepler die Erde als Planeten wie die<br />

anderen bereits bekannten betrachtete. Sie bewegt sich um die mit einer bestimmten Exzen-<br />

trizität (Maß für die Abweichung einer elliptischen Umlaufbahn) positionierte Sonne. Der<br />

Mars bewegt sich z. B. auf einer elliptischen Bahn mit einer Neigung von 1°50' zur Erdbahn.<br />

Die Sonne sitzt in einem der zwei Brennpunkte.<br />

Hier bricht Kepler mit dem aristotelischen Dogma der Kreisförmigkeit. Die drei Gesetze nach<br />

Kepler entstehen.<br />

Die „Astronomia Nova“ erscheint erst 1609 im Druck mit einer geringen Auflage und<br />

bekommt vorerst wenig Aufmerksamkeit. Die ablehnende Haltung vieler Astronomen ist nicht<br />

verwunderlich, da in diesem Werk nicht nur das revolutionäre kopernikanische System<br />

Unterstützung fand, sondern zusätzlich auch noch das anerkannte Prinzip der gleichförmigen<br />

Kreisbahnbewegung der Himmelskörper aufgegeben wurde.<br />

Galileos Zurückhaltung gegenüber Kepler ist möglicherweise mit dessen Hang zum<br />

Philosophieren erklärbar. Für Keplers Schaffen spielten nicht nur naturwissenschaftliche<br />

Argumente, sondern auch Religion und Philosophie eine gewisse Rolle.<br />

Hans Lipperhey<br />

Verfasser: Ewa Pazulla<br />

Im selben Jahr als Keplers Astronomia Nova veröffentlicht wird, wird<br />

auch das erste Teleskop (Linsenfernrohr) von Hans Lipperhey in den<br />

Niederlanden erfolgreich präsentiert. Kepler erklärt 1611 den<br />

Strahlengang durch die Linsen in seiner „Dioptrik“ und entwickelte<br />

das von Galelei benutzte und konstruierte Fernglas weiter, das als<br />

Grundlage für fast alle heutigen Ferngläser zu betrachten ist.<br />

Als sich mit Keplers neu berechneten Planetentafeln exaktere<br />

Vorhersagen machen lassen, wird der Widerstand in astronomischen<br />

Fachkreisen allmählich schwächer und die „Astronomia Nova“ wurde<br />

immer mehr akzeptiert.<br />

72


Quellen<br />

http://www.springerlink.com/content/h34h8070v8k45212/<br />

http://www.unet.univie.ac.at/~a9503672/astro/history/kepler.htm<br />

http://www.raumfahrer.net/astronomie/geschichte/kepler.shtml<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_%28Planet%29#Rotation<br />

http://www.astrosurf.com/luxorion/Documents/lipperhey-hans.jpg<br />

http://derweg.org/personen/forschung/kepler.html<br />

http://www.l.shuttle.de/l/kepler-gym/kepler/kepler.htm<br />

http://www.radio.cz/de/artikel/44912<br />

http://www.zeis.de/44125680F0052EC92/allBySubject/AAA71A34C<br />

Bildmaterial: Keplermuseum <strong>Regensburg</strong><br />

Kopernikus und Kepler – Zwei bedeutende europäische Astronomen(Staatliche Fachoberschule <strong>Regensburg</strong><br />

__________________________________________________________<br />

5.2.2 Methodischer Ansatz beim Erkenntnisgewinn Keplers<br />

Der eher theoretisch veranlagte Johannes Kepler gilt mit Galilei als Begründer der modernen<br />

Naturwissenschaften. Als Theologe war seine Denkweise aber vor allem sehr glaubens-<br />

orientiert. In seinem Erstlingswerk „Mysterium Cosmographicum“ von 1596 beruft sich Kepler<br />

auf das Weltbild des Kopernikus, in welchem die Sonne im Mittelpunkt steht und von den<br />

Planeten umkreist wird. Diese setzt er in Beziehung zunächst mit den fünf platonischen<br />

Körpern.<br />

tisch formulierten Gesetzen führt.<br />

Jeder der fünf harmonischen geometrischen Körper für sich,<br />

der klassischen Auffassung entsprechend, ist als Element<br />

darstellbar. Kepler vertrat die Ansicht, dass sich der göttliche<br />

Geist in den harmonisch geordneten Größenverhältnissen des<br />

Weltalls offenbart.<br />

Im Laufe der Entwicklung seiner Gedanken kommt er durch<br />

seine deduktive Methode zur mechanistischen Weltauffassung.<br />

Im Gegensatz zu Kepler steht hier die induktive Methode<br />

Galileis, die durch Beobachtung und Experiment zu mathema-<br />

Kepler ging wie Galilei vom Prinzip der Einfachheit als ewiges Prinzip aus. Kepler will nicht<br />

die Ursachen der Bewegung der Planeten begründen, sondern die Gesetze. Er war generell<br />

der Überzeugung, dass die Natur auf mathematischen Zusammenhängen beruht. Die<br />

Mathematik erleuchtet das Dunkele.<br />

73


Die Wissenschaft muss nach ihm von Hypothesen ausgehen. Galilei hingegen sagt::<br />

„Beweise lernen wir nicht aus logischen sondern aus mathematischen Büchern. Über<br />

Hypothesen als alleinige Begründung konnte Galilei gelegentlich lächeln.<br />

Trotz dieser Gegengesetzlichkeit dieser beiden Astronomen, die auch im Briefwechsel zum<br />

Ausdruck kommt, muss die Arbeit beider Astronomen als Ergänzung gesehen werden, als<br />

Vereinigung von induktiver und deduktiver Methode bei der Erforschung hinsichtlich der<br />

Bahnen der Planeten um die Sonne.<br />

Keplers grundlegende Forschungsweise in der Astronomie war, dass er irdische, bekannte<br />

Gesetze, auf die Himmelskörper anwandte, um universelle Gesetzmäßigkeiten zu finden,<br />

wodurch seine bekanntesten Werke, die drei Kepler’schen Gesetze entstanden sind.<br />

5.2.3 Kepler’sche Gesetze<br />

1. Gesetz – Ellipsengesetz (Astromia Nova 1609)<br />

„Die Bahn eines Planeten ist eine Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.“<br />

- Das Gesetz ist überall im Universum gültig.<br />

- Himmelskörper bewegen sich grundsätzlich auf<br />

elliptischen Bahnen.<br />

- Deren einer Brennpunkt ist der Schwerpunkt des<br />

- Universums, bei uns die Sonne.<br />

- Der zweite Brennpunkt der Ellipse ist leer<br />

2. Gesetz – Flächensatz (Astronovia Nova 1609)<br />

„Die Verbindungslinie Sonne - Planet überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Fläche.“<br />

Das zweite Gesetz sagt aus, dass die gerade Linie, die den Mittelpunkt des Planeten<br />

mit dem Mittelpunkt der Sonne verbindet, in gleichen Zeiten<br />

gleiche Flächen überstreicht. Daraus folgt, dass der<br />

Planet sich in Sonnenferne langsamer bewegt als in<br />

Sonnennähe. Das heißt, dass die Geschwindigkeit des<br />

Planeten mit der Entfernung von der Sonne abnimmt.<br />

74<br />

∆t1<br />

A1<br />

∆t1=∆t2<br />

A1=A2<br />

A2<br />

∆t2=∆t2


Kepler stellte das Gesetz nur im Verhältnis der Erde zur Sonne auf, aber es ist ebenfalls<br />

allgemeingültig und gilt bei jedem sich auf einer Ellipse befindenden Himmelskörper.<br />

Im Sommer ist die Erde langsamer, im Winter schneller, so ist der Sommer 9Tage länger als<br />

der Winter<br />

3. Gesetz nach Kepler (Harmonis Mundi) 1619)<br />

„Das Verhältnis aus den 3. Potenzen der großen Halbachsen und den Quadraten der<br />

Umlaufzeiten ist für alle Planeten konstant“<br />

(T1/T2) 2 = (a1/a2) 3 a1,a2 = Ellipsenachsen<br />

Das Gesetz verdeutlicht den Vergleich der Umlaufzeiten von Trabanten um das gleiche<br />

Zentrum.<br />

- Körper näher an der Sonne bewegen sich schneller<br />

- Körper weiter entfernt bewegen sich langsamer<br />

- Merkur: Umlaufzeit 88 Tage; Pluto: Umlaufzeit 248 Jahre<br />

Später werden die Gesetze durch Newton präzisiert. Das Zentrum der Umlaufbahnen der<br />

Planeten ist hierbei der gemeinsame Schwerpunkt von Zentralstern (Sonne) und Trabant<br />

(Planet). In unserem Sonnensystem liegt aber der gemeinsame Schwerpunkt noch innerhalb<br />

der Sonne. Ferner beeinflussen sich die Planeten entsprechend der Gravitationsgesetze<br />

nach Newton auch noch untereinander, so dass es zu Abweichungen<br />

v on den reinen Ellipsenbahnen kommt.<br />

Trotz allem sind die Keplergesetze Grundlage für die heutige Satellitentechnik.<br />

Verfasser: Ludwig Zikeli<br />

Quellen:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Keplersche_Gesetze<br />

http://www.kepler.fr.bw.schule.de/content/tl/biographie/html/index.html<br />

http://www.kepler-museum.de/?language=deutsch<br />

http://www.muenster.de/~breitens/referate/kepler/physik/kepler.htm<br />

http://www.textlog.de/6394.html<br />

http//www.textlog.de/6240.html<br />

http:://de.wikipedia.0rg/w/index.php?.title=Datei:Kepler-solar-system-1.png&filetimestamp=200050103115414<br />

75


5.2.4 Anwendung der Kepler`schen Gesetze in der Satellitentechnik<br />

Satellitentypen im Überblick<br />

Bereits der deutsche Astronom Johannes Kepler stellte durch Beobachtung der Gestirne<br />

fest, dass die Umlaufgeschwindigkeit der Planeten und damit die Zeit für einen kompletten<br />

Umlauf um die Sonne stark von der Entfernung zur Sonne abhängt. Diese Erkenntnisse<br />

bilden bei der Satellitentechnik die Grundlage. Man unterscheidet folgende Satellitentypen:<br />

Satelliten auf<br />

Kreisbahnen<br />

z.B. geostationäre<br />

Umlaufbahnen<br />

Low-Earth-Orbit-<br />

Satellit<br />

Elliptische Bahn<br />

200-1200 km Höhe<br />

Benannte<br />

Raumfahrt<br />

Spionagesatelliten<br />

Astronomische<br />

Satelliten<br />

Erderkundungssatelliten;<br />

militärische<br />

Satelliten<br />

Globale<br />

Kommunikationssysteme<br />

(Satelliten)<br />

Sende-und<br />

Empfangsanlagen)<br />

Medium-<br />

Earth-Orbit-<br />

Satellit<br />

8000-36000km<br />

Höhe<br />

elliptische<br />

äquatoriale<br />

Bahn<br />

globale<br />

Kommunikation<br />

(Telefon,<br />

Mobiltelefon,<br />

Navigation,<br />

GPS)<br />

Satelliten-Typen<br />

Highly-<br />

Eliptical-<br />

Orbit-Satellit<br />

(0,2 -15)*10 3<br />

(50-400)*10 3<br />

km Höhe<br />

Weltraumteleskope;<br />

Transferbahn<br />

für Raumfahrzeuge<br />

zum Mond<br />

Wichtige Satellitenarten für die Praxis sind die geostationären und polaren Satelliten.<br />

76<br />

Geostationer<br />

Satellit<br />

(äquatorial)<br />

36000km Höhe<br />

nahezu<br />

kreisförmige<br />

Bahn<br />

Kommunikation,Wettersatelliten,<br />

Fernsehen,<br />

Rundfunk,<br />

Fernsprechverkehr<br />

Satelliten auf ellipti<br />

schen Bahnen<br />

z.B. polare<br />

Umlaufbahnen<br />

Sonnensynchroner<br />

Satellit-<br />

polarer<br />

Satellit<br />

400-1000km<br />

Elliptische<br />

Bahnen<br />

Erderkundung<br />

und<br />

Wettersatellit<br />

Forschung-<br />

satelliten


Einsatz eines geostationären Satelliten (Geostationary Earth Obiter)<br />

Geostationäre Bahn -36000km<br />

Höhe- z.B. Meteosat<br />

Quelle: www.ipn.uni-kiel.de/projekt/a7_2/umlauf.htm<br />

Geostationäre Satelliten sind Satelliten am Himmelskörper, mit fester Position. Deshalb<br />

können mit einer dauerhaft installierten Anlage permanent Bilder empfangen werden. Der<br />

bekannteste Geostationäre Satellit ist METEOSAT. Dieser sendet ununterbrochen Grau-<br />

stufen-Bilder zur Erde. Hauptsächlich werden diese Bilder von Nachrichtenstationen<br />

meteorologisch ausgewertet. Die fotografischen Aufnahmen der Erde werden zunächst an<br />

eine Bodenstation gesendet, wo sie durch Hinzufügen von Kontinent-Umrisslinien ver-<br />

vollständigt und wieder an den Satelliten zurückgeschickt werden. Dieser sendet an-<br />

schließend die retuschierten Bilder zurück an die Erde.<br />

Da sich der METEOSAT-Satellit in 35.790 km Entfernung zur Erde befindet, sind die<br />

empfangenen Bilder der Erde entsprechend grob in der Auflösung. Ein Pixel entspricht etwa<br />

einer tatsächlichen Größe von 14 x 14 Km.<br />

Satelliten, die ca. 36.000 km von der Erde entfernt sind, haben die gleiche Winkelgeschwin-<br />

digkeit wie die Erde so dass ihre Umlaufzeit um die Erde genau einer Erdumdrehung (also<br />

1 Tag - genau 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden ) entspricht. Daher scheint der<br />

Satellit fest über einem Punkt auf dem Äquator still zu stehen. Dazu gehören v.a. Rundfunk-<br />

und Kommunikationssatelliten, aber auch z.B. Wettersatelliten. Durch drei oder vier Satelliten<br />

auf dieser Umlaufbahn wird jeder Punkt der Erde erreicht.<br />

77<br />

Polare<br />

Umlaufbahn<br />

Geostationäre<br />

Umlaufbahn


Meteosat - 2. Generation<br />

Aufnahme vom Meteosat 9 aus der geostationären Position über dem Äquator bei Guinea<br />

0° nördliche Breite und 0° östliche Länge - Aufnahme vom 10.10.2007-10-10<br />

Quelle: http://members.vol.at/vorarlberg-wetter/meteosat.htm http://members.vol.at/vorarlberg-wetter/meteosat.htm<br />

Satelliten auf geostationärer Bahn<br />

Die internationale Fernmeldeunion teilt Frequenzen und Satellitenpositionen zur Verfügung,<br />

damit Satelliten sich nicht gegenseitig stören. Früher betrug der Abstand 4° zum Nachbar-<br />

satelliten, der auf der gleichen Frequenz strahlte. Wegen der großen Nachfrage nach<br />

Satellitenpositionen wurden die Abstände auf 2°, entsprechend 1.400 Kilometer, reduziert.<br />

Die eigentliche zugeteilte Satellitenposition ist eine Box, in der die Betreiber ihre Satelliten<br />

auf ± 0,14° positionieren müssen, gleichbedeutend mit einer Ost-West-Drift von weniger als<br />

100 Kilometern.<br />

Die Radialdrift darf nicht mehr als um 75 Kilometer variieren.<br />

78<br />

Wettergeschehen<br />

in Deutschland<br />

Wettergeschehen<br />

in Italien


Ein geostationärer Satellit bezieht seine Energie nahezu ganzjährig vollständig aus Solar-<br />

zellen. Die Knoten der geostationären Umlaufbahn liegen zu Frühlings- und Herbstbeginn in<br />

der Nähe der Verbindungslinie Sonne-Erde und damit im Erdschatten. Deshalb steht er von<br />

März bis Mitte April und September bis Mitte Oktober nachts für maximal 70 Minuten im<br />

Erdschatten. Während der Zeit dieser Eklipse beziehen die Satelliten ihre Energie aus<br />

Akkumulatoren, die zuvor von den Solarzellen aufgeladen wurden, oder schränken ihre<br />

Leistung ein (Beispiel: TV-SAT). Wenn Satellit, Erde und Sonne auf einer Linie liegen, steht<br />

die Sonne an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen für wenige Minuten dicht beim Satelli-<br />

ten. Die Mikrowellenstrahlung der Sonne überlagert die des Satelliten und es kommt für<br />

wenige Minuten zur Unterbrechung der Satellitenverbindung.<br />

Satellit auf geostationärer Bahn<br />

Quelle:http://www.mpifr-<br />

bonn.mpg.de/staff/bklein/SpaceDebrisDE/ar01s10.html<br />

Einsatz eines Satelliten in polarer Bahn<br />

polarer Satellit z.B. MetOp in 820 km Höhe<br />

Quelle: www.ipn.uni-kiel.de/projrkt/a7_2/umlauf.htm<br />

79<br />

Polare Umlaufbahn<br />

Geostationäre Umlaufbahn


Geostationäre Satelliten erfassen zwar die ganze Erde, aber der Empfang ist in polaren<br />

Gegenden schwach, da die weit vom Äquator liegenden Polargebiete unter einem flachen<br />

Winkel gemessen werden. Darunter leidet die Auflösung der Bilder.<br />

Die erdnahen polaren MetOp - Satelliten sind eine ideale Ergänzung der geostationären<br />

Wettersatelliten METEOSAT, da sie eine höhere Auflösung der Bilder der Polar- und<br />

Nordatlantikregion vorweisen.<br />

Die polare Umlaufbahn ist eine Kreisbahn auf der sich ein Satellit in geringer Höhe über die<br />

Pole bewegt. Der Satellit überfliegt den Globus längenparallel von Norden nach Süden,<br />

währenddessen dreht sich die Erde von Westen nach Osten. So wird jeder Punkt der Erde<br />

erfasst, dies allerdings relativ selten. Polare Bahnen sind deshalb für Fernerkundung wie<br />

zum Beispiel: Landvermessung, Umweltbeobachtung, Wetterbeobachtung und militärische<br />

Aufklärung geeignet.<br />

Der Satellit auf polarer Bahn soll möglichst immer bei Tageslicht zur selben Zeit das gleiche<br />

Gebiet der Erde erfassen. Hier tritt aber ein Problem auf, denn im Laufe eines Erdumlaufes<br />

um die Sonne wird die Erde auf Grund der Neigung der Erdachse zur Bahnebene in unter-<br />

schiedlicher Weise von der Sonne beschienen (Jahreszeiten) bezogen auf die Dauer der<br />

Sonneneinstrahlung und die Größe des Einstrahwinkels. Eine Korrektur ist erforderlich. Der<br />

polare Satellit wird in eine sonnensynchrone Umlaufbahn geschossen. Ein Steuerungsmanö-<br />

ver sorgt dafür, dass sich die Umlaufebene des künstlichen Satelliten unabhängig von der<br />

Jahreszeit immer im gleichen Verhältnis zur Sonneneinstrahlung einstellt (sonnensynchron).<br />

Herbst<br />

Winter<br />

Sonne<br />

Bahnebene des<br />

Satelliten<br />

Sommer<br />

80<br />

Erde<br />

Frühling


Einsatz von MetOp-A als Satellit auf polarer Bahn<br />

Quelle: http://www.dlr.de/caf/desktopdefault.aspx/tabid-5519/9216_read-17725/<br />

Ein Beispiel für die Nutzung eines Satelliten auf polarere Umlaufbahn ist der Satellit MetOp –<br />

A. MetOp (Meteorological Operational Satellite) heißt eine Serie von drei europäischen<br />

Wettersatelliten mit erdnaher polarer Umlaufbahn. MetOp wird vom europäischen Wetter-<br />

satelliten-Betreiber EUMETSAT und der europäischen Weltraumagentur ESA in Zusammen-<br />

arbeit mit dem Unternehmen EADS, der französischen Weltraumagentur CNES und der US-<br />

Wetterbehörde NOAA für das EUMETSAT Polar System (EPS) entwickelt. Das EPS dient<br />

der operationellen Meteorologie und der Klimabeobachtung.<br />

Durch höhere Auflösung der Bilder, bessere Beobachtung der Polar- und Nordatlantikregion<br />

und durch Messung der Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung in bislang unerreichter<br />

Genauigkeit wird MetOp dazu beitragen, das zuverlässige Vorhersageintervall von drei auf<br />

fünf Tage zu verlängern.<br />

Die erdnahe polare Umlaufbahn der MetOp-Satelliten macht sie zu einer idealen Ergänzung<br />

der geostationären Wettersatelliten der Meteosat- Reihe. Durch die geringe Höhe von nur ca.<br />

820 km ist die Auflösung der abbildenden Sensoren wesentlich besser als bei geostationären<br />

Satelliten. Allerdings verkleinert sich im gleichen Maßstab das Blickfeld der Instrumente.<br />

Satelliten mit polarer Umlaufbahn können innerhalb eines Tages nahezu die gesamte<br />

Erdoberfläche abtasten.<br />

81


Der erste Satellit (MetOp-A) mit einer Startmasse von 4.093 kg startete am 19. Oktober 2006<br />

Uhr MESZ in Baikonur. Als Trägerrakete diente die modifizierte Sojus-2-1a/Fregat. 69<br />

Minuten nach dem erfolgreich verlaufenen Start wurde MetOp-A von der Fregat-Oberstufe<br />

ausgesetzt und hat nun ab Anfang 2007 den Betrieb aufgenommen.<br />

Der Nachfolgesatellit MetOp-B soll nach derzeitiger Planung 2012 ebenfalls mit einer Sojus-<br />

Rakete starten. Der Start des dritten Satelliten MetOp-C ist für 2015 vorgesehen.<br />

Der Satellit besteht aus zwei Modulen: Das Servicemodul (service module) ist für die<br />

Energieversorgung, die Lageregelung und die Steuerung (S-Band Übertragung der Teleme-<br />

trie und Telekommandos) zuständig und wurde von der EADS in Frankreich auf Basis der<br />

SPOT- Erdbeobachtungssatelliten entwickelt.<br />

Das Nutzlastmodul (payload module) enthält die Instrumente und die Datenübertragung der<br />

Nutzlastdaten zum Boden (im Wesentlichen X-Band) und wurde von der EADS in Deut-<br />

schland (Friedrichshafen) entwickelt.<br />

Der Satellit beobachtet mit seinen 13 Instrumenten das Wettergeschehen. Zusätzlich liefert<br />

MetOp Umweltdaten. Dazu vermisst er hochgenau die Temperatur- und Feuchtigkeitsvertei-<br />

lung, ebenso Spurengase in der Atmosphäre wie Ozon, CO und CO2, Stickoxide, Schwefel-<br />

dioxid und Methan.<br />

Verfasser: Olivia Pena Bianca<br />

Quellen:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Geostation%C3%A4rer_Satellit<br />

http://www.wendeling.net/scanner/geostat.html<br />

htpp://members.vol.at/vorarlberg.wetter/meteosat.htm<br />

www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Fernmeldeunion<br />

<strong>Projekt</strong> Staatliche Fachoberschule <strong>Regensburg</strong> (Kopernikus und Kepler - zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland,<br />

Polen und Tschechien)<br />

82


5.3 Galilei und Kepler, die Vertreter der neuzeitlichen<br />

naturwissenschaftlichen Forschung<br />

Beginn der neuen naturwissenschaftlichen Forschung<br />

Die heutige Naturwissenschaft ist im 17. Jahrhundert unter dem wesentlichen Einfluss der<br />

Zeitgenossen Kepler und Galilei entstanden. Ihr wissenschaftliches Arbeiten beruht auf dem<br />

Zwist der Begriffe Wahrheit und Hypothese. Die Erkenntnisse dieser beider Astronomen sind<br />

für unsere Kommunikationsgesellschaft und die Entwicklung bis ins Jahr <strong>2009</strong> von großer<br />

Bedeutung.<br />

Genau 400 Jahre zuvor richtete Galileo Galilei erstmals ein zuvor in den Niederlanden<br />

erfundenes Fernrohr zum Nachthimmel und machte so erstaunliche Entdeckungen, die die<br />

Menschheit, aus dem Mittelpunkt, an den Rand des Universums drängten. Diese neuen<br />

Erfahrungen über Sterne, Berge und Krater auf dem Mond sowie die Jupitermonde<br />

veränderten die Vorstellung der Menschheit von der Welt, grundlegend. Kepler<br />

veröffentlichte im selben Jahr in seinem Buch „Astronomia Nova“ die grundlegenden Geset-<br />

ze der Planetenbewegung.<br />

Galilei und Kepler führten zu einem Paradigmenwechsel in Beziehung zu unserem<br />

Sonnensystem.<br />

Galileo als Beobachter<br />

Fernrohr nach Galilei im Vatikanischen Museum<br />

(Foto: Ludwig Zekeli)<br />

Galilei, gilt als Begründer des experimentellen Denkens aller Naturwissenschaftler. Seine<br />

Beobachtungen und Erkenntnisse und deren mathematische Analyse schufen die Basis für<br />

die Entwicklung der neuen Naturwissenschaften, die das mathematisch auswertbare<br />

Experiment einführten und noch Isaac Newton beeinflusste.<br />

83


Den Beitrag für die Wissenschaft leistete er, indem er statt nach dem "warum" eines Vor-<br />

gangs, nach dem "wie" fragte. So stellte er seine Fragen an das Experiment und nicht an die<br />

Spekulation. Er war der erste, der die Gesetze der Physik in mathematische Formeln um-<br />

setzte. Die wahre Naturwissenschaft besteht in der Verbindung des Experiments mit mathe-<br />

matischem Denken. Eine Reihe wissenschaftlich kontrollierter Experimente ist für ihn ein<br />

Beweis für eine Gesetzmäßigkeit.<br />

Mit der Entdeckung der 4 Jupitermonde und der Phasen der Venus bestätigt sich endgültig<br />

seine sympathisierende Haltung zur Kopernikanischen Lehre vom heliozentrischen Welt-<br />

system und verhalf dieser zu weiterem Auftrieb.<br />

Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto<br />

Bild: Galileo, RPIF<br />

Die vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto werden nach ihrem Entdecker auch die Galileischen<br />

Monde genannt. Io ist der vulkanisch aktivste Körper im Sonnensystem, und seine Oberfläche verändert<br />

sich zum Teil innerhalb von Wochen. Die Oberfläche von Europa besteht größtenteils aus Wassereis. Ganymed<br />

ist der größte Mond im Sonnensystem und sogar größer als der Planet Merkur. Callisto schließlich ist mit zahllosen<br />

Einschlagskratern übersät und die Oberfläche scheint von einer dicken Staubschicht bedeckt zu sein.<br />

(http://www.google.de/imgres?imgurl=http://berlinadmin.dlr.de/HofW/nr/268/Jupitermonde.jpg&imgrefurl=http://berlinadmin.dlr.d<br />

e/HofW/nr/268/&h=397&w=600&sz=55&tbnid=ml90NE0wJYyH1M:&tbnh=89&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3DJupitermonde<br />

&hl=de&usg=__TW5euRdXoEh7LXEGmy3Sf3CTwKI=&sa=X&ei=g0ITTL3WOI-NOPHvob0M&ved=0CC8Q9QEwAw)<br />

Zu weitreichenden Konsequenzen für das religiös-philosophische Weltbild der Zeit führte<br />

jedoch seine Erforschung des Sonnensystems, die bereits 1514 von Nikolaus Kopernikus<br />

entwickelt worden war. Er war sich sicher, dass das ptolemäische- geozentrische Weltbild,<br />

das auch von der Kirche vertreten worden war, nicht stimmen kann. Damit verhalf er der<br />

sogenannten “kopernikanischen Wende” in der Weltsicht, im menschlichen Selbstverständ-<br />

nis und in der Wissenschaftstheorie der beginnenden Neuzeit sich durchzusetzen.<br />

84


Er begründete damit das neue Zeitalter der Wissenschaft und versuchte so diese Wahr-<br />

heiten von der scholastisch traditionellen Lehre der Kirche abzugrenzen. Die Scholastik<br />

erwartete nämlich von der Wissenschaft den Beweis des religiösen Glaubens, was Galilei in<br />

den Zwiespalt mit der Kirche trieb. Um 1757 die Lehre von Kopernikus und Galilei anzuer-<br />

kennen und ihre Werke aus dem Index der verbotenen Bücher zu nehmen brauchte die<br />

Kirche noch mehr als ein Jahrhundert.<br />

Obwohl Galileos Beitrag zur Entwicklung der modernen Physik und damit auch der Astro-<br />

physik allein schon durch die Aufstellung der Fallgesetze unermesslich wertvoll ist, begnügte<br />

er sich in der Planetentheorie mit Kreisbahnen, welche Kepler ablehnte. Hier zeigt sich, dass<br />

Galileo mehr Physiker als Astronom war. Ferner sorgte er durch Verwendung der italieni-<br />

schen Sprache zur allgemeinen Verbreitung seiner Forschungen in der Öffentlichkeit. Kepler<br />

dagegen verwendete Latein als wissenschaftliche Sprache, die die allgemeine Bevölkerung<br />

nicht verstand und so fand die Verbreitung der Erkenntnisse von Kepler nur in wissenschaft-<br />

lichen Kreisen und bei der Kirche statt.<br />

Kepler als Theoretiker<br />

Regelbares Fernrohr nach Galilei<br />

Vatikanische Museen Rom<br />

(Foto: Ludwig Zekeli)<br />

Kepler legte mit seinen Gesetzen für die späteren Gravitationstheorien Isaac Newtons den<br />

Grundstein. Er veröffentlichte im Jahre 1609 seine „Astronomia nova“, eines der bahnbre-<br />

chensten Bücher über unser Sonnensystem. Keplers Wissenschaft diente in erster Linie dem<br />

Erkenntnisgewinn und war von religiösen Zwangsvorstellungen losgelöst. Ihm gelang als<br />

erstem die korrekte Beschreibung der Planetenbahnen. An die Stelle des im Altertum ver-<br />

götterten Kreises als vollkommenste geometrische Figur setzte er die Ellipse, als die allein<br />

tatsächliche mathematisch begründbare Planetenbewegungsbahn. So wurde aus dem<br />

kosmographischen Mysterium bei Keplers gedanklicher Entwicklung eine „Physica<br />

coelestis“(Himmelsphysik), d.h. die neue Astronomie. Die Mathematik erhellt das Dunkele im<br />

Verständnis des Weltalls.<br />

85


Bei Kepler gilt zwar als Voraussetzung der Erkenntnis zunächst die Hypothese (deduktive<br />

Methode), vermittels derer sich der Zusammenhang der Dinge in der Natur ohne Widerspruch<br />

erklären lässt. Ergänzend hierzu ist Galilei zu sehen, der die mathematische Physik als<br />

selbständige Wissenschaft etablierte, die allgemein zur heutigen mathematischen Natur-<br />

wissenschaft führte. Galilei entdeckt durch das Experiment die Natur(induktive Methode).<br />

Hierbei spiegelt sich die Natur im mathematisch Bestimmbaren wider. Das Quantitative steht<br />

im Mittelpunkt, d.h. die Natur wird mathematisch messbar.<br />

Kepler, der als Theoretiker die Beobachtungen von Tycho Brahe, den er im Jahre 1600 in<br />

Prag besuchte und seine langjährigen Beobachtungen über die Stellung der Himmelskörper<br />

rein mathematisch auswertete, entwickelte die Gesetzmäßigkeiten der Umlaufbahnen der<br />

Planeten ohne sie durch Beobachtungen zunächst begründen zu können. Obwohl Kepler<br />

und Galileo beide Anhänger des Heliozentrismus waren, erhielt Kepler, wie oben schon<br />

dargelegt, trotz mehrfacher Aufforderung kein Fernrohr von Galilei, welches er gerne zur<br />

Bestätigung seiner Theorien einsetzen wollte. Zudem benutzte Kepler, wie andere Wissen-<br />

schaftler, Latein als Sprache der Wissenschaft. Sie wollten damit verhindern, dass das<br />

einfache Volk von ihren Lehren etwas mitbekam und vielleicht zu fragen begann. Galilei<br />

hingegen war bestrebt, seine Erkenntnisse möglichst zu seinem Vorteil wirtschaftlich<br />

umzusetzen und versuchte so, die Menschen zu überzeugen und sie zum eigenen Denken<br />

anzuregen und verwendete in seinen Werken die italienische Sprache.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Exaktheit der theoretischen Auswertungen der<br />

Messdaten von Tycho Brahe durch Kepler zwar allgemein anerkannt und von manchen<br />

Fachkollegen bewundert aber nicht unbedingt neuen Einsichten zugeschrieben wurde, eben<br />

als Hypothese bewertet wurden.<br />

Jedoch beide, Kepler und Galilei leiteten bezogen auf die naturwissenschaftliche Forschung<br />

zur Neuzeit über. Ihre beiden unterschiedlichen methodischen Ansätze bestimmen bis in die<br />

heutige Zeit den Erkenntnisgewinn in der Naturwissenschaft.<br />

Verfasser: Ayla Gürbüz<br />

Quellen:<br />

http://philosophieblog.de/heichele/zum-internationalen-astronomiejahr-<strong>2009</strong><br />

http://bildung.freepage.de/fbs/de_galil.html<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Jahr_der_Astronomie_<strong>2009</strong><br />

http;//kepler-gellschaft.de/kepler-Foederpreis/2006/Platzl....<br />

http:://www.textlog.de/6394html<br />

http://www.erft.de/schulen/gymlech/galileo/galilei.htm<br />

86


6. Einfluss der Erkenntnisse beider Astronomen auf die<br />

kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Entwicklung<br />

6.1 Stellungnahme der <strong>Regensburg</strong>er Arbeitsgruppe<br />

Zur damaligen Zeit, diente die Wissenschaft der religiösen Vor-<br />

stellung. Man hatte zudem die Aufgabe mit Hilfe der Forschung,<br />

all die Aussagen der Bibel zu beweisen. Galilei und Kepler waren<br />

die Vertreter dieser so genannten neuzeitlichen Naturwissen-<br />

schaft, d.h. sie waren am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit in<br />

der Wissenschaft beteiligt. Hauptsächlich waren beide an der<br />

Verselbständigung der Wissenschaft tätig.<br />

Anhand eines Zitats von Goethe/Faust lässt sich sagen:<br />

„Der Mensch wollte wissen, was die Welt im innersten zusammenhält“.<br />

Galilei und Kepler waren beide daran gebunden, die Wissen-<br />

schaft von der religiösen Vorstellung zu lösen. Beide haben<br />

das heliozentrische Weltbild vertreten sowie versucht, dieses<br />

zu beweisen. (Spätere Beweisführung durch Newton). Diese<br />

Vorstellung führte die Erde mit den Menschen aus dem<br />

Zentrum an den Rand des damaligen Universums. In dieser<br />

Zeitepoche fühlte sich der Mensch sozusagen verloren, da<br />

diese Einstellung im Widerspruch zur damaligen religiösen<br />

Auffassung stand. Die „Kopernikanische Wende“, die durch Galilei und Kepler endgültig<br />

eingeleitet wurde, konnten damals nur wenige Gelehrte geistig nachvollziehen.<br />

Keplers Entdeckungen und die Formulierung der drei Gesetze, die die Planetenbewegung im<br />

Sonnensystem erklären, brachten großen Nutzen. Dank dieser Entdeckungen kann man<br />

heute unter anderem jede Planetenbahn messen und<br />

mit der Erde vergleichen sowie künstliche Satelliten<br />

einsetzen. Außerdem wurden die drei Gesetze zum<br />

Ausgangspunkt der Formulierung relativ einfacher<br />

Gleichungen der Planetenbewegungen. Ohne diese<br />

Gesetze wäre es schwierig, neue Planeten in neuen<br />

Planetensystemen zu entdecken.<br />

87<br />

Unsere Sonne mit den Planeten


Ganze Jahrhunderte dachte man, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht. Diese<br />

Ansicht schien logisch zu sein, denn es sieht wirklich so aus, wenn man den Himmel<br />

beobachtet, als ob Planeten, Sterne und die Sonne, die täglich auf- und untergeht, die Erde<br />

umkreisen würden.<br />

Warum dachte man, dass gerade die Erde im Mittelpunkt allen Geschehens steht? Warum<br />

sollten alle Planeten und sogar die Sonne die Erde umkreisen?<br />

Die Antwort ist unserer Meinung nach in der Kirchenlehre zu suchen, die die Weltentstehung<br />

wie folgt erklärt:<br />

„Gott schuf die Welt, er trennte das Licht von der Dunkelheit und den Himmel vom Wasser.<br />

Dann schuf er Lichter am Himmel, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach<br />

denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann. Sie sollen die<br />

Erde erhellen. Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag und den Mond für die<br />

Nacht, dazu alle Sterne. Im Mittelpunkt steht der Kirchenlehre nach die Erde.“<br />

Schon im Altertum gab es die ersten Theorien, die besagten, dass im Mittelpunkt des<br />

Universums die Sonne steht (Aristarchos). Diese Theorien wurden schon im Altertum von<br />

der herrschenden Priesterkaste abgelehnt und verboten. Im 16. Jahrhundert (Renaissance)<br />

kam es nun durch Galilei und Kepler zum Durchbruch der neuen Theorien über die<br />

Bewegungen der Himmelskörper um die Sonne.<br />

Diese Theorien beeinflussten bedeutend die bisherige Wissenschaft und Gesellschaft. Die<br />

Kirche protestierte gegen diese Theorien und Gesetze und es gelang ihr, sie allmählich zu<br />

verbieten. Trotzdem beeinflussten Kopernikus, Galilei und Kepler die Denkweise der ganzen<br />

Gesellschaft und die Entwicklung der Wissenschaft bis in die heutige Zeit.<br />

88


Viele Wissenschaftler gingen später von den Theorien Kopernikus sowie Keplers und<br />

Galileos aus. Isaac Newton in seiner Gravitationstheorie bediente sich der heliozentrischen<br />

Theorie Kopernikus, Keplers und Galileis.<br />

Die Keplerschen Gesetze als Basis sind bis heute gültig. Wir können dank dieser Gesetze es<br />

ermöglich, dass die Erde von künstlichen Satelliten umkreist wird.<br />

Jeder weiß, dass unsere Sonne als Bezugspunkt unseres Planetensystems gesehen wird<br />

und dass die Planeten die Sonne umkreisen. Dank Galileo Galilei und Newton wissen wir,<br />

dass die Sonne und ihre Planeten durch die Gravitation in Wechselwirkung zu einander<br />

stehen.<br />

Die Erkenntnisse, die wir heutzutage über das Sonnensystem und die Planetenbewegungen<br />

haben, ergeben sich aus den Gesetzen von Johannes Kepler aus dem Anfang des 17.Jh.<br />

Diese Gesetze beeinflussen das Leben eines jeden. Man findet sie in jeder Enzyklopädie<br />

und man lernt in der Schule in Physik oder Geografie, dass die Sonne als Bezugspunkt<br />

unseres Sonnensystems gilt und die Planeten die Sonne in elliptischen Bahnen umkreisen.<br />

Dieses Modell unseres Sonnensystems wird als grundlegende Erkenntnis anerkannt. In der<br />

modernen weiteren Entwicklung dieser Erkenntnisse wurde und wird das Modell weiter<br />

verfeinert. Man weiß heute, dass die Sonne nicht in der geometrischen Mitte der Planeten-<br />

bahnen steht, da die Planeten, die sich um die Sonne bewegen, sich gegenseitig beein-<br />

flussen. Heute wird als Bezugspunkt unseres Sonnensystems der gemeinsame Massen-<br />

schwerpunkt der Sonne und Planeten (Baryzentrum) gesehen. Dieser Punkt liegt zwar noch<br />

in der Sonne, aber abweichend vom Schwerpunkt der Sonne.<br />

Hinzu kommt noch die Aussage des Relativitätsprinzips nach Einstein, das bezogen auf das<br />

Universum keinen Punkt kennt, der von allen anderen ausgezeichnet ist und als absoluter<br />

Bezugspunkt gesehen werden könnte.<br />

Entsprechend dieser Relativitätstheorie kommt man sogar zum Schluss, dass die<br />

mathematisch formulierten Gesetze bezogen auf das heliozentrische System nach Kepler<br />

rein rechnerischer Natur sind und eine gewisse aber praktikable Vereinfachung in der<br />

Handhabung z.B. auch in der Satellitentechnik darstellt.<br />

Fred Hoyle schrieb, dass nach der Hauptlehre von Einstein alle Möglichkeiten der Wahl des<br />

Bezugspunke völlig äquivalent sind, sofern diese Möglichkeiten miteinander über die<br />

Koordinatenumwandlung verbunden sind.<br />

In dieser Auffassung spiegelt sich die Relativität im philosophischen Sinne wider, die damit<br />

aber auch wieder im Gegensatz zur religiösen Auffassung steht, die ja nach der absoluten<br />

Wahrheit, d.h. auch nach dem absoluten Bezugspunkt fragt und einem Relativismus<br />

skeptisch gegenüber steht.<br />

89


Heutzutage können wir das Gefühl der Unsicherheit, welche die Menschen früher (16. -17.<br />

Jahrhundert) im Zusammenhang mit den Theorien von Kopernikus und Kepler verspürten, so<br />

nicht mehr teilen, da diese Vormachtstellung des Menschen im Universum aufgrund des<br />

wissenschaftlichen Fortschritts, wodurch auch der Glaube in den Hintergrund rückte, nicht<br />

mehr essentiell ist.<br />

Laut Meinung unserer Gruppe war es ein reiner Zufall der Ereignisse, dass Lebensformen<br />

auf der Erde entstanden sind. Dazu gehören unter anderem: Unser Zentralgestirn gehört<br />

zu einer der kleineren Sonnen, verbrennt also den Wasserstoff aufgrund des nicht allzu<br />

hohen Innendrucks langsamer, so dass die Lebensdauer ausreicht, damit sich Leben ent-<br />

wickeln konnte.<br />

Außerdem war es reiner Zufall, dass unser Planet in den Anfängen der Entstehung unseres<br />

Sonnensystems mit einem anderen Planeten kollidiert ist und somit den Mond aus unserem<br />

Planeten geschlagen hat. (Die beiden Planeten vereinigten sich aufgrund der hohen Ener-<br />

gien zu einem Planeten, die Erde). Der Mond bremst die Erde in der Drehgeschwindigkeit,<br />

so dass ein für Leben nötiger Tag – Nacht – Rhythmus entstanden ist.<br />

Die Liste solcher zufälligen Gegebenheiten könnte noch viel weiter ausgedehnt werden. Der<br />

im Mittelalter vorherrschende Gedanke von Himmel-Erde-Hölle und dass der Mensch ein<br />

Unikat, die einzigartige Schöpfung Gottes ist, geht mit diesem Gedanken weitestgehend<br />

verloren. Ausgelöst durch die Gedanken von Kopernikus, Kepler und Galilei entwickelte sich<br />

die wissenschaftliche Erforschung des Universums bis in das „Unendliche“.<br />

Ausgehend von unserer Galaxie, erforscht man die Galaxien, die sich nahezu dem<br />

Unendlichen befinden. Es entwickeln sich Theorien, die nicht nur von einem Universum<br />

ausgehen, sondern von vielen anderen, dem so genannten Multiversen.<br />

Der Mensch rückt, rein naturwissenschaftlich betrachtet, an den Rand eines riesigen, unper-<br />

sönlichen Universums. Da man keinen absoluten Bezugspunkt in naturwissenschaftlichen<br />

Sinne bisher gefunden hat, empfindet sich der heutige Mensch von der objektiven Außenwelt<br />

getrennt. Seine Stellung ist im Kosmos scheinbar unwiderruflich relativiert.<br />

Nach Richard Tarnas „Wissen des Abendlandes“ ist die einzige<br />

Wirklichkeit, zu der der Mensch unmittelbaren Zugang hat, die eigene<br />

Erfahrung, das heißt die wahrgenommene Welt ist somit nur eine<br />

Interpretation des Geistes von der Welt.<br />

Der Geist kann nur Phänomene erfahren, nicht Dinge an sich; nur<br />

Erscheinungen, keine unabhängige Wirklichkeit. Im modernen<br />

Universum sei menschlicher Geist allein. (Der postmoderne Mensch -<br />

Double- bind Zustand des Menschen.)<br />

90


Historisch gesehen kann die Denkweise des Menschen ausgehend vom Mittelalter<br />

bis heute wie folgt gesehen werden:<br />

Die Forderung nach Selbstverantwortung sowie die Verantwortung für den Mitmenschen und<br />

die Gesellschaft sollte heute im Mittelpunkt des heutigen Denkens und Handelns stehen.<br />

Der Einsatz von Weltbildern, die wertvoll sind und verbessernde Konsequenzen für die<br />

Menschheit hervorbringen, sind erforderlich.<br />

Verfasser: Pamela Kancelista<br />

Quellen:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Feinabstimmung_der_Naturkonstanten<br />

http://www.phillex.de/wende.htm<br />

Richard Tarnas „Wissen des Abendlandes“<br />

http://de.wikipedia.org/writer/Heliozentrisches_Weltbild<br />

Kopernikus und Kepler-Zwei bedeutende Europäer verbinden Deutschland, Polen und Tschechien (Staatl. FOS <strong>Regensburg</strong>)<br />

91


6.2. Vortrag von StR Ulrich Betz am 16.03.2010 zum Thema<br />

„Gesellschaftliche Relevanz der Forschungen von Kepler<br />

und Galilei „<br />

Liebe Anwesende!<br />

Man könnte Hartwig Grasses Weisheit, in seiner Eigenschaft als <strong>Projekt</strong>koordinator, bei der<br />

Auswahl des Referenten durchaus in Zweifel ziehen: 17 Physiklehrer kann Ihm die Schule<br />

bieten, die die 3 Kepler'schen Gesetze wesentlich besser erklären könnten als ich mit<br />

meinen Fächern katholische Religionslehre und Mathematik.<br />

Man könnte seine Weisheit auch bei der Themenstellung in Zweifel ziehen, denn man kann<br />

m. E. überhaupt nicht über Kepler und Galilei sprechen. Und damit scheint mein Vortrag<br />

aufgrund personeller wie inhaltlicher Defizite von vornherein zum Scheitern verurteilt.<br />

Da Du, lieber Hartwig, mit bezwingendem Charme und taktischem Geschick mich trotzdem<br />

für diese Veranstaltung rekrutiert hast, begann ich Nachforschungen anzustellen und fand<br />

heraus, dass einer meiner Schutzbefohlenen, Kepler und einer seiner Vorgänger,<br />

Kopernikus nicht in erster Linie oder zumindest nicht ausschließlich Physiker, sondern wie<br />

ich Mathematiker und Theologen waren:<br />

Kopernikus studierte u. a. Mathematik in Krakau und Kirchenrecht in Bologna und Ferrara,<br />

bekleidete ein Amt als Domherr und betrieb die Astronomie nebenbei als Privatvergnügen.<br />

Kepler wurde von dem dänischen Astronomen Tycho Brahe nicht seines astronomischen,<br />

sondern seines mathematischen Talents wegen nach Prag berufen, fühlte sich als über-<br />

konfessioneller Christ, ließ sich trotz beruflicher Nachteile nie von seinem protestantischen<br />

Glauben abbringen und verfasste eine religiöse Unterweisung für seine Kinder, die sogar in<br />

gedruckter Form erhalten ist.<br />

Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse begann ich, meinen Auftrag mit anderen Augen zu<br />

sehen: Wenn Hartwig einen Mathematik– und Religionslehrer über einen religiösen Mathe-<br />

matiker reden lässt, auch wenn dieser der Nachwelt vor allem durch seine physikalischen<br />

Arbeiten bekannt ist, dann will er vielleicht gar nicht, dass dieser Mathematik– und Religions-<br />

lehrer ausschließlich oder auch nur vorwiegend über physikalische Ergebnisse redet.<br />

Und damit sind wir beim zweiten eingangs angeschnittenen Problem: Man kann nicht über<br />

die zwei Astronomen Galilei und Kepler reden. Man muss m. E. über mindestens 2 weitere<br />

Astronomen – Kopernikus und Newton – reden.<br />

92


Man kann auch nicht einfach über das Verhältnis von Flächen, Zeiten und Halbachsen<br />

reden.<br />

Man muss über das Verhältnis von Vernunft, Wissenschaft und Glaube reden, wenn man der<br />

Problematik, die mit Kepler und Galilei ihren Anfang nimmt, gerecht werden will.<br />

Dem Domherrn Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) schrieb der Theologe Osiander ein Vor-<br />

wort in dessen "Kreisbewegung der Himmelsbahnen", ohne Kopernikus zu informieren, um<br />

Erlaubnis zu fragen oder dieses Vorwort als von ihm, Osiander, stammend, zu kennzeich-<br />

nen. In diesem Werk widerspricht Kopernikus dem ptolemäischen System, das die Erde zum<br />

Mittelpunkt des Planetensystems erklärt. Diese Lehre wurde schon länger bezweifelt, Koper-<br />

nikus selbst verweist auf Aristarchos von Samos, einen griechischen Astronomen des 4. und<br />

3. Jh. v. C. Kopernikus kommt aber das Verdienst zu, die Ablehnung des Geozentrismus als<br />

erster klar formuliert zu haben.<br />

Das erwähnte Vorwort des Theologen Osiander relativiert dieses klare Nein jedoch dahin-<br />

gehend, dass die heliozentrische Vorstellung (also die Sonne als Mittelpunkt) nur ein astro-<br />

nomisches Denkmodell sei und nicht die wirklichen Verhältnisse wiedergebe. Tatsächlich<br />

war die Grundlage der Argumentation Kopernikus', dass das geozentrische Modell für die<br />

mathematische Vorhersage der Planetenbahnen ungeeigneter sei als das heliozentrische. Er<br />

blieb jedoch einen hieb- und stichfesten Beweis schuldig – diesen sollte erst 1839 der<br />

Königsberger Astronom Bessel erbringen. Auch hielt Kopernikus an der seit Aristoteles<br />

üblichen, aber falschen Theorie, die Planetenbahnen seien kreisförmig, fest.<br />

Hier kommt Johannes Kepler (1571 – 1630) ins Spiel: Mit Hilfe der Daten des 1601 ver-<br />

storbenen Tycho Brahe fand Kepler die 3 nach ihm benannten Gesetze:<br />

1) Die Planetenbahnen sind Ellipsen mit der Sonne als einem Brennpunkt.<br />

2) Die Verbindungslinien Sonne – Planet überstreichen in gleichen Zeiten gleich große<br />

Flächen.<br />

3) Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen<br />

Halbachsen.<br />

Daraus entwickelte er Anfänge einer Theorie der Gravitation, die Newton später<br />

vervollkommnen sollte.<br />

Kepler, Kopernikus, Newton und die Wissenschaft sind damit genannt, wo bleiben Galilei,<br />

der Glaube und vor allem die Vernunft?<br />

93


Wir haben gehört, dass Kopernikus' Erkenntnisse von dem Theologen Osiander "entschärft"<br />

wurden.<br />

Kepler war Neuplatoniker und sah es erklärtermaßen als sein Ziel an, mit der Astronomie<br />

Gott zu dienen und zwar dadurch, dass er nachweise, dass der Schöpfer die bestmögliche<br />

aller Welten geschaffen habe, indem er die ihr verborgen zugrunde liegenden<br />

mathematischen Muster aufdecke. Im Gegensatz zu Kopernikus setzte er selbst seinem<br />

Werk Mysterium Cosmographicum eine Einleitung über die Verträglichkeit der<br />

Kopernikanischen Lehre mit der Heiligen Schrift voraus. Der Tübinger Senat verbot es<br />

allerdings trotzdem.<br />

Auch Tycho Brahe nahm Rücksicht auf die Kirche, wenn er behauptete, dass sich zwar alle<br />

Planeten um die Sonne bewegten, diese aber wie der Mond um die Erde kreist.<br />

So ging alles relativ gut, bis Galilei mit der Untersuchung der Jupitermonde und der Licht-<br />

phasen der Venus einen neuen Hinweis auf die Bewegung der Erde um die Sonne fand (wir<br />

erinnern uns: der endgültige Beweis gelang Bessel im 19. Jh.) und nicht vorsichtig – oder<br />

bescheiden? – genug war, damit hinter dem Berg zu halten. Dies trug ihm bekanntermaßen<br />

1616 einen Inquisitionsprozess ein, der in einer zweiten Auflage 1633 mit lebenslangem<br />

Hausarrest endete. Interessant ist, dass im Zusammenhang mit Galileis erstem Prozess<br />

auch lange vorher erschienene Werke von Kopernikus auf den Index gesetzt wurden. Kepler<br />

war schon 1613 der Ketzerei bezichtigt worden, 1626 wurde seine Bibliothek wegen ketze-<br />

rischer Inhalte beschlagnahmt. Auf den Index musste ihn die katholische Kirche nicht setzen,<br />

da er Protestant war und denen glaubte man als strammer Katholik im 17.Jh. ohnehin nichts.<br />

Mit diesen Verurteilungen bin ich an dem Punkt angelangt, auf den ich Ihr Augenmerk<br />

vornehmlich richten will: Den Konflikt zwischen dem Glauben auf der einen und Wissen-<br />

schaft und Technik auf der anderen Seite, den man so bei Galilei zum ersten Mal deutlich<br />

erkennen kann.<br />

In der römischen Antike stellt sich die Frage aufgrund eines zunehmend sinnentleerten,<br />

schwachen Glaubens nicht, im christlichen Mittelalter stagniert bzw. verkommt die Wissen-<br />

schaft und stellt keinen ernstzunehmenden Gegner für den aufblühenden Glauben dar. Erst<br />

mit Beginn der Neuzeit wird zunächst vom Renaissance-Humanismus ein Vorrang der Ver-<br />

nunft vor dem Glauben eingefordert, in der Moderne sind es dann vor allem Naturwissen-<br />

schaft und Technik, die die kirchlichen Lehren infrage stellen.<br />

94


Denken Sie an Fragen der Empfängnisverhütung, der künstlichen Befruchtung, des Klonens,<br />

der Stammzellenforschung, aber auch des Lebensendes und der Apparatemedizin. Bevor<br />

wir auf diese aktuellen Bezüge eingehen können, gilt es jedoch, den ursprünglichen Konflikt<br />

genauer zu analysieren:<br />

Dem modernen Menschen stellt sich die Frage, wieso sich die Kirche überhaupt für astro-<br />

physikalische Probleme interessierte. Dafür gab es vor allem zwei Gründe:<br />

Zunächst widersprach das heliozentrische System dem biblischen Buch Josua. Dort heißt es<br />

in Kapitel 10, Vers 12: "Sonne, bleib stehen über Gibeon<br />

und du, Mond, über dem Tal von Ajalon.<br />

Und die Sonne blieb stehen und der Mond stand still,<br />

bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte."<br />

Zudem befürchtete die Kirche psychologische Auswirkungen: Der Mensch müsse sich von<br />

Gott verlassen vorkommen, wenn er, die Krone der Schöpfung, nicht mehr im Mittelpunkt der<br />

Welt stehe.<br />

Die Kirche hat ihren Irrtum eingesehen – zugegebenermaßen sehr spät. Kopernikus wurde<br />

1835 vom Index genommen, Galilei 1992 von Papst Johannes Paul II. rehabilitiert. Ich<br />

glaube aber, dass die Auseinandersetzung damit keineswegs beendet ist. Im Bewusstsein<br />

vieler Zeitgenossen ist die Kirche nur ein ärgerliches Hindernis auf dem Weg des Fort-<br />

schritts, die Vernunft steht auf der Seite von Wissenschaft und Technik. Die Rehabilitation<br />

Galileis von 1992 so zu deuten wäre aber m. E. verfehlt. Man fiele damit nur von einem<br />

Extrem ins andere: Dem Glauben die Deutungshoheit über wissenschaftliche Forschungs-<br />

ergebnisse einzuräumen war falsch, also folgert man, das Verhältnis müsse sich umkehren:<br />

Wissenschaft und Technik haben die Oberhoheit über den Glauben. Doch dabei wird etwas<br />

Wesentliches übersehen: Wissenschaft und Technik sind wie auch der Glaube oder das<br />

Wirtschaftssystem keine Herren. Sie sind Diener. Diener des Menschen.<br />

In seiner neuesten Enzyklika Caritas in Veritate vom Juni <strong>2009</strong> greift Benedikt XVI. einen<br />

Gedanken des II. Vatikanischen Konzils auf und erweitert ihn:<br />

Der Mensch ist Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft und Wissenschaft, der Politik<br />

und der Medien.<br />

Und Benedikt verdeutlicht:<br />

Glaube ohne Wissenschaft oder Vernunft ist in der Gefahr, fundamentalistisch zu werden.<br />

Aber auch Wissenschaft ohne Glaube und Weisheit ist in Gefahr, kalt und unmenschlich zu<br />

werden.<br />

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Die Kirche darf nicht wie 1616 Forschungsergebnisse der Wissenschaft unterdrücken. Bei<br />

der technischen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den Menschen aber hat sie<br />

und haben alle gesellschaftlichen Gruppen – Umweltorganisationen, Menschenrechtler,<br />

Gewerkschaften, Vertreter der Interessen von Kindern, Senioren und Armen – durchaus<br />

mitzureden. Die bloße wissenschaftlich– technische Machbarkeit eines Vorgehens wie des<br />

Klonens und menschliche Neugier und Forscherdrang allein stellen noch keine moralische<br />

Rechtfertigung dar. Es ist die Aufgabe von Wissenschaft, Wirtschaft, Religion und Politik, in<br />

einen sachlichen und vernünftigen Dialog miteinander zu treten und dem Menschen und der<br />

Menschheit als Ganzes zu dienen, ähnlich wie es Kepler in der Sprache seiner Zeit<br />

formulierte: "Gott zu dienen" – und der hat immer das Wohl der Menschen im Sinn.<br />

Ich möchte diesen Gedanken des notwendigen Dialogs mit einem Bild verdeutlichen.<br />

Nehmen wir z.B. eine Konservendose. Wenn Sie sie mit einer Lampe von oben beleuchten,<br />

wirft sie einen kreisförmigen Schatten. Beleuchten Sie sie aber von der Seite, hat der<br />

Schatten die Form eines Rechtecks. Die Schatten bilden einen Widerspruch: Ein Objekt<br />

kann nicht gleichzeitig ein Kreis und ein Rechteck sein. So scheint es sich auch mit Wissen-<br />

schaft und Glaube zu verhalten: entweder hat Galileo recht oder der Papst. Aber beide, Kreis<br />

und Rechteck, kommen von derselben Quelle, der Konservendose. Und ebenso sind<br />

Wissenschaft und Glaube beide Abbilder der Welt, der Wirklichkeit. Und es ist eben nicht<br />

einer von beiden die wahre Aussage über die Welt, beide sind nur verzerrte Abbilder, farb-<br />

lose Schatten. Kombiniert man aber beide, erfährt man mehr über die Welt, als einer von<br />

beiden alleine aussagen könnte.<br />

Zu dieser gegenseitigen Ergänzung sollten Glaube und Wissenschaft umso mehr bereit sein,<br />

als sie beide rückblickend Fehler eingestehen müssen. Über die kirchlichen wurde bereits<br />

gesprochen, die der Wissenschaft müssen noch einmal hervorgehoben werden: So irrte<br />

Ptolemäus (100–160 n. C.) mit seiner geozentrischen Theorie. Aber seine Aussagen über<br />

Exzentrizität, Epizykel, mathematische Musiktheorie und Optik behielten Gültigkeit bis<br />

mindestens ins 17. Jh. und z. T. darüber hinaus. Und Kopernikus, der ihn verbesserte, hielt<br />

wie er an der falschen Annahme von Kreisbahnen fest. Dies zeigt, dass Wissenschaft eben<br />

nicht, wie gerne angenommen, das Bewiesene und Feststehende ist, sondern sich durch<br />

Irrtümer und Vorläufigkeiten weiterentwickelt und sich nie sicher sein kann, in ihren Theorien<br />

von einer nahen oder fernen Zukunft widerlegt zu werden.<br />

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Um es noch einmal zusammenzufassen: Man kann nicht über Kepler und Galilei reden. Man<br />

muss darüber reden, dass Galilei zwar keine falschen oder für den Menschen schädlichen<br />

oder gefährlichen Erkenntnisse hatte, wie ihm unterstellt wurde; dass aber an diesem<br />

historischen Punkt diese der Wissenschaft innewohnende Gefahr zum ersten Mal erkannt<br />

und debattiert wurde: Dass Wissenschaft nicht alles darf, was sie kann.<br />

Wenn diese Dimension wissenschaftlicher Forschung in Ihren zukünftigen Arbeiten zu Kepler<br />

und Galilei ihren Platz findet, würde es mich freuen.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit<br />

Verfasser: Ulli Betz, <strong>Berufliche</strong> <strong>Oberschule</strong> <strong>Regensburg</strong><br />

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