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Vollwert-Ernährung - Medivere

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<strong>Ernährung</strong>sinformationen <br />

• <strong>Ernährung</strong>sinformationen - Energiebedarf /Energiezufuhr<br />

• <strong>Ernährung</strong>sinformationen – Nahrungsbestandteile<br />

• <strong>Ernährung</strong>sinformationen - Nährstoffe / Nährstoffdichte<br />

• Vegetarismus - Allgemeine Infos<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen - Verdauung / Nährstoffe<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen - Refluxkrankheit<br />

(Sodbrennen)<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen – Gastritis<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen – Gastritis<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen - Magenkrebs /<br />

Magenkarzinom<br />

• Magen-Darm-Erkrankungen – Darmkrebs<br />

• <strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - Definition / Theorie<br />

• <strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - <strong>Ernährung</strong>spyramide <br />

Dr. med. Angelika Sprüth<br />

HNO- Fachärtzin<br />

Hauptstrasse 41<br />

50996 Köln <br />

2


<strong>Ernährung</strong>sinformationen<br />

<strong>Ernährung</strong>sinformationen - Energiebedarf<br />

/Energiezufuhr<br />

Warum braucht der Körper Energie?<br />

Der menschliche Organismus braucht, wie jedes andere Lebewesen auch,<br />

Energie und Nährstoffe, um "funktionieren" zu können. Beides erhält der<br />

Körper mit der Nahrung, die im Verdauungstrakt soweit aufgeschlossen wird,<br />

dass ihm die einzelnen Nährstoffe zur Verfügung stehen.<br />

Der Körper benötigt Energie und Nährstoffe, um folgende Aufgaben erfüllen zu<br />

können:<br />

▪ Erhaltung der Körperwärme<br />

▪ Aufrechterhaltung körperlicher Funktionen (Gehen, Muskeltätigkeit,<br />

Verdauung, Organfunktionen etc.)<br />

▪ Aufrechterhaltung geistiger Funktionen<br />

▪ Wachstum<br />

▪ Wiederaufbau verlorengegangener Körperbestandteile (z.B. Haare,<br />

Fingernägel, Haut)<br />

▪ Stoffwechseltätigkeiten<br />

▪<br />

Nährstoffe liefern Energie<br />

Den Bedarf an Energie deckt der Körper aus der Oxidation der Nährstoffe<br />

Kohlenhydrate, Fett, Alkohol und zum Teil auch Eiweiß. Die "Verbrennung"<br />

erfolgt nicht, wie bei einem Ofen plötzlich und unter Flammenbildung, sondern<br />

geht langsam, in vielen Teilschritten vor sich. Die dabei freiwerdende Energie<br />

nutzt der Körper für die oben aufgeführten, vielfältigen Aufgaben.<br />

Die Stoffwechselendprodukte (im Volksmund als "Schlackenstoffe" bezeichnet),<br />

die bei dieser Verbrennung entstehen, werden über die Atmung, über die Niere<br />

oder den Darm ausgeschieden.<br />

Wodurch wird der Energiebedarf bestimmt?<br />

Der Energiebedarf ist von Mensch zu Mensch und von Tag zu Tag verschieden.<br />

Wie viel Energie ein Mensch benötigt, hängt von vielen äußeren und inneren<br />

Einflüssen ab. Der Energiebedarf setzt sich zusammen aus:<br />

Grundumsatz + Leistungsumsatz = Gesamtenergiebedarf<br />

<br />

3


Sowohl der Grundumsatz als auch der Leistungsumsatz werden wiederum von<br />

vielerlei Faktoren beeinflusst, die im folgenden näher erläutert werden.<br />

Grundumsatz<br />

Er wird auch als Ruhe-Nüchtern-Umsatz bezeichnet.<br />

Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die ein Mensch in 24 Stunden, in<br />

völliger Ruhe und im Liegen zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und<br />

für den Grundstoffwechsel (Herztätigkeit, Atmung etc.) im Durchschnitt<br />

benötigt.<br />

Der Grundumsatz ist nicht bei allen Menschen gleich, sondern von Mensch zu<br />

Mensch verschieden und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Er stellt den<br />

größten Teil des Energieverbrauchs bei normaler körperlicher Belastung dar.<br />

Die wichtigsten Faktoren, die den Grundumsatz beeinflussen, sind:<br />

▪ Alter<br />

▪ Geschlecht<br />

▪ Größe und Gewicht<br />

▪ Hormone<br />

▪ Prozentuale Körperzusammensetzung (Muskelmasse im Verhältnis zu Fett)<br />

▪ Körperbau<br />

▪ Stress<br />

▪ Fieber<br />

▪ Medikamente<br />

▪ Klima<br />

Der durchschnittliche Grundumsatz wird üblicherweise mit 1 kcal (4,2 kJ) pro<br />

Kilogramm Körpergewicht pro Stunde angegeben.<br />

Beispiel: Ein körperlich gut trainierter 25jähriger Mann mit einer Körpergröße<br />

von 1,85 Meter hat einen höheren Grundumsatz als eine mäßig trainierte<br />

30jährige Frau mit einer Körpergröße von 1,65 Meter.<br />

Leistungsumsatz<br />

Jede weitere Leistung, die ein Mensch zusätzlich zum Grundumsatz vollbringt,<br />

verbraucht weitere Energie. Diese Energiemenge wird als Leistungsumsatz<br />

bezeichnet.<br />

Arbeitsumsatz + Freizeitumsatz = Leistungsumsatz<br />

Die Höhe des Leistungsumsatzes wird ebenfalls durch vielerlei Faktoren<br />

bestimmt. Die wichtigsten sind:<br />

▪ Muskeltätigkeit (z.B. Bewegung, Sport)<br />

▪ Energiebedarf für Wachstum (bei Kindern und Jugendlichen)<br />

▪ Wärmeregulation (bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen)<br />

▪ Verdauungstätigkeit<br />

▪ geistige Tätigkeit (nur geringe Mengen)<br />

4


Berechnung des Energiebedarfs<br />

Angaben über die Höhe der Energiezufuhr oder des Energiebedarfs erfolgen in<br />

Kalorien (kcal) oder Joule (J). Die Umrechnung kann mit Hilfe der folgenden<br />

Formeln erfolgen.<br />

▪ 1 kcal = 4,184 kJ<br />

▪ 1000 kcal = 4,184 MJ (Megajoule)<br />

▪ 1 kJ = 0,239 kcal<br />

▪ 1 MJ = 239 kcal<br />

Die Einheit der Energie ist Kilojoule, jedoch wird heute immer noch die<br />

Kilokalorie als Einheit verwendet. Wenn man von kcal in kJ umrechnet, kann<br />

man den Wert auf "4" abrunden (1 kcal = 4 kJ).<br />

Bestimmung des Grundumsatzes<br />

Der Grundumsatz lässt sich mit Hilfe verschiedener Formeln berechnen. In der<br />

Praxis legt man Referenzmaße zugrunde, die in folgender Tabelle aufgeführt<br />

sind. Es handelt sich dabei um Durchschnittswerte!<br />

Durchschnittliche Höhe des Grundumsatzes<br />

Alter Körpergewicht (kg) Grundumsatz (kcal/Tag)<br />

m w m w<br />

15-19 Jahre 67 58 1820 1460<br />

19-25 Jahre 74 60 1820 1390<br />

25-51 Jahre 74 59 1740 1340<br />

51-65 Jahre 72 57 1580 1270<br />

65 Jahre und älter 68 55 1410 1170<br />

Bestimmung des Leistungsumsatzes<br />

Der Leistungsumsatz schwankt je nach körperlicher Belastung erheblich.<br />

Bei der Arbeitstätigkeit unterteilt man in:<br />

leichte<br />

Tätigkeit<br />

mittelschwere<br />

Tätigkeit<br />

schwere<br />

Tätigkeit<br />

schwerste Tätigkeit<br />

Büroangestellte/<br />

er<br />

Schlosser/in Maurer/in Hochofenarbeiter<br />

Hausfrau/-mann Maler/in<br />

Leistungssportler/ Arbeiter im Steinkohlebau<br />

in<br />

(Hauer)<br />

Lehrer/in Gärtner/in Masseur/in Hochleistungssportler/in<br />

Schneider/in Verkäufer/in Dachdecker/in Waldarbeiter<br />

Pkw-Fahrer/in Autoschlosser/in Zimmermann Stahlarbeiter<br />

Hinzu kommt der Energieumsatz in der Freizeit, der ebenfalls sehr variabel ist<br />

und von Mensch zu Mensch schwankt.<br />

<br />

5


Richtwerte und Empfehlungen für die<br />

Energiezufuhr<br />

Folgender Auszug gibt Ihnen einen Überblick über die durchschnittliche Höhe<br />

der Energiezufuhr pro Tag.<br />

Alter männlich weiblich<br />

15 bis unter 19 Jahre 3100 kcal 2500 kcal<br />

19 bis unter 25 Jahre 3000 kcal 2400 kcal<br />

25 bis unter 51 Jahre 2900 kcal 2300 kcal<br />

51 bis unter 65 Jahre 2500 kcal 2000 kcal<br />

über 65 Jahre 2300 kcal 1800 kcal<br />

Die Werte gelten für Personen, die eine körperlich leichte berufliche Tätigkeit<br />

ausüben.<br />

Für andere Berufsgruppen sind folgende Zuschläge erforderlich:<br />

▪ Mittelschwerarbeiter: ca. 600 kcal<br />

▪ Schwerarbeiter: ca. 1200 kcal<br />

▪ Schwerstarbeiter: ca. 1600 kcal<br />

Körpergewicht<br />

Die Energiezufuhr sollte dem Energiebedarf angepasst sein. Ist dies der Fall,<br />

spricht man vom Normalgewicht. Ist dies nicht der Fall, lässt sich das in der<br />

Regel am Körpergewicht ablesen.<br />

Liegt die Energiezufuhr über dem Bedarf, so nimmt man an Gewicht zu. Man<br />

bezeichnet die Stoffwechselstörung als "Adipositas" (Fettsucht).<br />

Bei einer unzureichenden Zufuhr an Energie erfolgt eine Gewichtsabnahme.<br />

Der Körper erhält die Energie in diesem Fall aus der Verbrennung der eigenen<br />

Fettreserven. Bei einer sehr starken, bewusst herbeigeführten<br />

Gewichtsabnahme spricht man von Magersucht (Anorexie).<br />

Beurteilung des Körpergewichts<br />

Zur Erfassung von Normalgewicht und Übergewicht wurden folgende Größe-<br />

Gewicht-Indizes entwickelt.<br />

Der Broca-Index<br />

Normalgewicht = Körpergröße in cm - 100<br />

Der Body-Mass-Index (BMI)<br />

BMI = Körpergewicht (kg) : Körpergröße (m)2<br />

6


<strong>Ernährung</strong>sinformationen –<br />

Nahrungsbestandteile<br />

Welche Nahrungsbestandteile gibt es?<br />

Allgemeines Nicht nur die angemessene tägliche Energiezufuhr und der<br />

Gesamt-Energiegehalt der Nahrung, sondern auch ihre Zusammensetzung<br />

spielen für die Gesunderhaltung des Körpers eine wichtige Rolle.<br />

Nahrungsmittel entstammen entweder dem Tier- oder dem Pflanzenreich und<br />

enthalten eine unterschiedliche Nährstoffverteilung.<br />

Maßgebend für die Bewertung eines Nahrungsmittels ist neben dem<br />

Energiegehalt der Nährstoffgehalt.<br />

Zu den Nährstoffen gehören:<br />

▪ Eiweiß<br />

▪ Fett<br />

▪ Kohlenhydrate<br />

▪ Vitamine<br />

▪ Spurenelemente<br />

▪ Mineralstoffe<br />

▪ Ballaststoffe<br />

Weitere Nahrungsbestandteile sind u.a.:<br />

▪ Farb-, Duft- und Geschmacksstoffe<br />

▪ Wasser<br />

▪ Cholesterin<br />

▪ Purine<br />

Informationen über die empfohlene Höhe der Nährstoffzufuhr erhalten Sie auf<br />

der Seite "Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr".<br />

Nährstoffe im Einzelnen<br />

Jeder Nährstoff hat im Körper sowie im Stoffwechselgeschehen ganz<br />

spezifische Aufgaben zu erfüllen.<br />

Hierbei handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel aller Nährstoffe<br />

untereinander. So wird z.B. das Vitamin B1 für die Verstoffwechslung von<br />

Kohlenhydraten benötigt.<br />

Werden Nährstoffe in unzureichender Menge zugeführt, so hat das in Kürze<br />

negative Auswirkungen auf das Stoffwechselgeschehen und somit auf die<br />

Gesundheit.<br />

Kohlenhydrate<br />

Kohlenhydrate (chemisch: Saccharide = Zucker) machen im Vergleich zu den<br />

übrigen Nährstoffen mengenmäßig den Hauptanteil aller Nahrungsbestandteile<br />

aus.<br />

Zusammen mit den Fetten sind sie für die Sättigung verantwortlich. Die<br />

<br />

7


Sättigungswirkung ist bei den so genannten komplexen Kohlenhydraten<br />

(Polysacchariden = Mehrfachzucker) am größten. Kohlenhydrate werden durch<br />

Photosynthese mit Hilfe der Sonnenenergie in der Pflanze gebildet.<br />

Nähere Informationen zu den Aufgaben, dem Energiegehalt, dem Bedarf der<br />

Kohlenhydrate erfahren Sie auf den folgenden Seiten.<br />

Name Vertreter Eigenschaften Vorkommen<br />

Monosaccharide<br />

(Einfachzucker)<br />

Disaccharide<br />

(Zweifachzucke<br />

r)<br />

Polysaccharide<br />

(Vielfachzucker<br />

)<br />

Polysaccharide<br />

(Ballaststoffe)<br />

Glucose -<br />

Traubenzucker<br />

Fructose -<br />

Fruchtzucker<br />

Galactose<br />

Saccharose -<br />

Haushaltszuck<br />

er<br />

Maltose -<br />

Malzzucker<br />

Lactose -<br />

Milchzucker<br />

Stärke<br />

Glykogen<br />

Cellulose<br />

Pektin<br />

leicht löslich; werden<br />

sehr schnell ins Blut<br />

aufgenommen;<br />

schmecken süß<br />

schmecken schwach<br />

süß bis süß; sind gut<br />

löslich; werden schnell<br />

ins Blut aufgenommen<br />

müssen erst gespalten<br />

werden; gehen<br />

langsam ins Blut;<br />

schmecken nicht süß<br />

sind unverdaulich;<br />

erhöhen das<br />

Stuhlvolumen; binden<br />

Giftstoffe<br />

Bauteile der Mehrfachzucker; Glucose<br />

und Fructose kommen in Obst und<br />

Honig vor<br />

Saccharose kommt u.a. in Zuckerrüben<br />

vor; Maltose u.a. in keimender Gerste;<br />

Laktose u.a. in Milch<br />

Stärke kommt u.a. in Getreide,<br />

Gemüse u. Kartoffeln vor; Glykogen ist<br />

ein "Speicherkohlenhydrat";<br />

Vorkommen in der Leber und in<br />

Muskeln<br />

kommen in pflanzlichen Lebensmitteln<br />

vor (Getreide, Obst, Gemüse,<br />

Hülsenfrüchten etc.)<br />

Eiweiß<br />

Eiweiße (Proteine) sind aus Aminosäuren aufgebaut. Acht dieser Aminosäuren<br />

(Lysin, Leucin, Isoleucin, Methionin, Valin, Tryptophan, Threonin, Phenylalanin,<br />

) sind essentiell (lebensnotwendig). Das bedeutet, der Körper braucht sie zum<br />

Leben, kann sie aber nicht selber herstellen. Andere, als nicht-essentiell<br />

eingestufte Aminosäuren (z.B. Histidin) können jedoch unter bestimmten<br />

Umständen (z.B. Kindheit) lebensnotwendig sein.<br />

Sie spielen eine bedeutende Rolle, da die Zellen zum Großteil aus Proteinen<br />

aufgebaut sind, die einem kontinuierlichen Auf- und Abbau unterliegen. Somit<br />

müssen ständig Aminosäuren zugeführt werden.<br />

Eiweiß kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Das tierische<br />

Protein ist für den Menschen wertvoller (höhere "biologische Wertigkeit"), da<br />

es in seinem Aufbau dem Eiweiß des menschlichen Körpers ähnlicher ist und<br />

daher körpereigene Substanz leichter aufgebaut werden kann. Die biologische<br />

Wertigkeit wird durch den Gehalt an lebensnotwendigen Aminosäuren<br />

bestimmt.<br />

Die tägliche Nahrung sollte jedoch aus einer Mischung tierischen und<br />

pflanzlichen Proteins zusammengesetzt sein. So wertet das tierische Eiweiß das<br />

pflanzliche in seiner biologischen Wertigkeit auf.<br />

Eiweißlieferanten unserer <strong>Ernährung</strong> sind:<br />

▪ Fleisch, Fisch, Eier<br />

▪ Milch und Milchprodukte<br />

▪ Sojaprodukte<br />

▪ Hülsenfrüchte<br />

8


▪ Getreide und Getreideprodukte<br />

Fette<br />

Fette (chemisch:. Lipide) bestehen aus Glycerin und Fettsäuren. Fette<br />

enthalten eine Reihe weiterer Bestandteile, wie z.B. die fettlöslichen Vitamine<br />

und das Cholesterin (letzteres nur in tierischen Fetten). Die Anzahl und die Art<br />

der Fettsäuren bestimmen die Eigenschaften eines Fettes und die Bedeutung<br />

für den menschlichen Körper.<br />

Man unterscheidet zwischen:<br />

▪ gesättigten Fettsäuren (z.B. die Stearinsäure, Vorkommen z.B. in Fleisch und<br />

Wurst)<br />

▪ einfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. die Ölsäure, Vorkommen z.B. in<br />

Olivenöl)<br />

▪ mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. die Linolsäure, Vorkommen z.B. in<br />

Sonnenblumenöl)<br />

Einige mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Linolsäure und die<br />

Linolensäure, im Säuglingsalter wahrscheinlich auch noch die Arachidonsäure,<br />

sind für den Körper essentiell. Er kann sie nicht selbst aufbauen und muss sie<br />

über die Nahrung erhalten.<br />

Die im Körper am häufigsten vorkommenden Lipide sind die "Neutralfette"<br />

(Triglyceride). Sie lassen sich im Blut bestimmen. Mit der Nahrung<br />

aufgenommene Fette dienen der Energieversorgung und als Speicherfett. Die<br />

essentiellen Fettsäuren dienen u.a. dem Aufbau von Zellmembranen.<br />

Der Körper vermag überschüssige Energie (z.B. aus Alkohol) in der Leber zu<br />

Fett umzubauen und dieses dann als Depotfett zu speichern.<br />

Depotfett in geringer Menge ist für den Körper notwendig, z.B. als Schutz für<br />

innere Organe. In größerer Menge bedeutet es eine Belastung für Herz und<br />

Kreislauf (vgl. Bluthochdruck) und kann zu Übergewicht führen.<br />

Vitamine<br />

Ohne sie läuft nichts, denn Vitamine wirken wie Katalysatoren, die für viele<br />

Stoffwechselvorgänge gebraucht werden.<br />

Somit sind Vitamine essentielle Nährstoffe, die mit der Nahrung zugeführt<br />

werden müssen. Einige Vitamine können aus einer Vorstufe, dem so genannten<br />

Provitamin (z.B. ß-Carotin zu Vitamin A) aufgebaut werden.<br />

Grundsätzlich unterteilt man sie in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine.<br />

Die fettlöslichen Vitamine kann der Körper nur in Kombination mit Fett<br />

resorbieren. Vitamine kommen sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen<br />

Lebensmitteln vor. Eine unzureichende Zufuhr führt zu<br />

Vitaminmangelerkrankungen.<br />

Bei einigen Vitaminen (z.B. Vitamin A) kann sich jedoch auch eine überhöhte<br />

Zufuhr negativ auswirken und zu Vergiftungserscheinungen führen.<br />

Vitamine sind sehr empfindlich gegenüber Wasser, Hitze und Licht. Dies sollte<br />

beim Einkauf, bei der Lagerung und Zubereitung beachtet werden.<br />

Mineralstoffe/Spurenelemente<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente sind anorganische Bestandteile unserer<br />

Nahrung. Auch sie sind lebensnotwendig, mit vielfältigen Aufgaben für<br />

Wachstum und Stoffwechsel.<br />

Aufgrund der Zufuhrmenge unterscheidet man zwischen:<br />

▪ Mengenelementen (z.B. Calcium, Kalium, Magnesium)<br />

<br />

9


▪ Spurenelementen (z.B. Jod, Selen, Zink)<br />

Ballaststoffe Hierbei handelt es sich um Kohlenhydrate, die im Dünndarm nicht<br />

aufgeschlossen werden können und somit den Dickdarm erreichen und dort<br />

u.a. für eine ausreichende Füllung sorgen.<br />

Ballaststoffe kommen nur in pflanzlichen Lebensmitteln vor, hauptsächlich in<br />

Getreide und Vollkorn-Getreideprodukten, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten.<br />

Nähere Informationen finden Sie auf unseren Seiten<br />

"Fettstoffwechselstörungen" und "vollwertige <strong>Ernährung</strong>".<br />

<strong>Ernährung</strong>sinformationen - Nährstoffe /<br />

Nährstoffdichte<br />

Einteilung der Nährstoffe<br />

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Zusammensetzung von<br />

Lebensmitteln.<br />

Nährstoffe<br />

energieliefernde<br />

Wirkstoffe<br />

ohne Energie<br />

Ballaststoffe<br />

Farb-, Duft-,<br />

Geschmacksstoffe<br />

Eiweiß Mineralstoffe Cellulose Blattgrün<br />

Fett Spurenelemente Hemicellulose Röststoffe<br />

Kohlenhydrate Vitamine Lignin sekundäre Pflanzenstoffe<br />

lebensnotwendig<br />

funktionell wichtig<br />

10


Aufgaben der Nährstoffe<br />

Jeder Nährstoff hat im Organismus ganz spezifische Aufgaben zu erfüllen,<br />

damit alle Stoffwechselvorgänge reibungslos ablaufen. Mangelzustände führen<br />

zu Funktionseinschränkungen und begünstigen das Entstehen von Krankheiten.<br />

Wasser ist zwar kein Nährstoff im eigentlichen Sinne, aber zwingend<br />

erforderlich für das Stoffwechselgeschehen. Es wird daher in der folgenden<br />

Tabelle mit aufgeführt.<br />

Nährstoff/Wirkstoff Aufgaben im Körper Mangelzustände<br />

Eiweiß<br />

Fett<br />

Kohlenhydrate<br />

Vitamine<br />

Mineralstoffe/Spurenelement<br />

e<br />

Ballaststoffe<br />

Wasser<br />

Aufbau der Körperzellen;<br />

Erhalt der Körperzellen<br />

Energielieferant; Lieferant<br />

der essentiellen Fettsäuren;<br />

Träger der fettlöslichen<br />

Vitamine<br />

Energielieferant;<br />

Aufrechterhaltung der<br />

Körpertemperatur<br />

Regelung von<br />

Stoffwechselabläufen<br />

Aufbau und Erhalt des<br />

Körpers; Regelung von<br />

Stoffwechselabläufen<br />

Verdauungsfördernde<br />

Wirkung; Verhütung von<br />

Darmerkrankungen;<br />

Vermeidung von<br />

Funktionsstörungen im<br />

Darmtrakt; langanhaltende<br />

Sättigung<br />

Transport- und<br />

Lösungsmittel für Nährstoffe<br />

etc.; Aufbau und Erhalt von<br />

Körperzellen; Ausscheidung<br />

harnpflichtiger Substanzen<br />

Störungen der körperlichen u.<br />

geistigen Entwicklung;<br />

Störungen der<br />

Leistungsfähigkeit;<br />

Nachlassen der<br />

Widerstandsfähigkeit<br />

Untergewicht; Vitaminmangel<br />

der fettlöslichen Vitamine;<br />

ekzematöse Hautkrankheiten<br />

Beeinträchtigung der<br />

Stoffwechselfunktionen;<br />

Vitaminmangelkrankheiten<br />

Abbau von Körpersubstanz;<br />

Spezifische<br />

Mangelerkrankungen<br />

Verdauungsstörungen;<br />

Begünstigung der Entstehung<br />

von Darmerkrankungen;<br />

Begünstigung der Entstehung<br />

von Stoffwechselstörungen<br />

und -erkrankungen<br />

Zurückhalten harnpflichtiger<br />

Substanzen; Bluteindickung<br />

bis hin zum<br />

Kreislaufversagen; Mangel an<br />

Nährstoffen<br />

Nährstoffdichte<br />

Die Nährstoffdichte eines Lebensmittels ist das Verhältnis vom Nährstoffgehalt<br />

bezogen auf die Energie. Anhand der Nährstoffdichte lässt sich die Qualität<br />

eines Lebensmittels und somit der gesundheitliche Wert beurteilen.<br />

Sie kann nach folgender Formel berechnet werden:<br />

Nährstoffdichte = Nährstoffgehalt (g/mg/µg in 100g) : Energiegehalt (kcal)<br />

Je höher die Nährstoffdichte ist, um so günstiger ist das Verhältnis zwischen<br />

dem Nährstoff- und dem Energiegehalt.<br />

Die Nährstoffgröße ist ein wichtiges Kriterium, wenn es um eine<br />

<br />

11


energiebegrenzte <strong>Ernährung</strong> (z.B. Reduktionskost) geht, die aber dennoch alle<br />

Nährstoffe in ausreichender Menge enthalten soll.<br />

Um in diesem Fall ausreichend versorgt zu sein, muss der Speiseplan<br />

überwiegend Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte enthalten.<br />

Beispiel<br />

Eiweißgehalt von unterschiedlichen Fleischstücken Schweinefilet, 100g: 21,5 g<br />

Eiweiß : 104 kcal = 0,21 g pro kcal Eisbein, 100g: 19,0 g Eiweiß : 186 kcal =<br />

0,10 g pro kcal<br />

Die Nährstoffdichte in Bezug auf Eiweiß liegt bei Schweinefilet mit 0,21g pro<br />

kcal höher als bei Eisbein mit 0,10 g pro kcal.<br />

Energiegehalt der Nährstoffe<br />

Der Energiegehalt der Lebensmittel wird in Kilojoule bzw. Kilokalorien<br />

angegeben. Werden Nährstoffe im Körper oxidiert bzw. "verbrannt", wird<br />

Energie freigesetzt.<br />

Unterschieden wird zwischen energieliefernden Nährstoffen und solchen, die<br />

keine Energie liefern.<br />

Nährstoffe mit Energie<br />

Eiweiß<br />

Fett<br />

Kohlenhydrate<br />

Alkohol<br />

Nährstoffe ohne Energie<br />

Ballaststoffe (nicht verwertbar)<br />

Vitamine<br />

Mineralstoffe/Spurenelemente<br />

Wasser<br />

Die Nährstoffe Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate und Alkohol enthalten<br />

unterschiedlich hohe Energiewerte.<br />

Energiegehalt der Hauptnährstoffe:<br />

1g Eiweiß<br />

4,2 kcal<br />

1g Fett<br />

9,3 kcal<br />

1g Kohlenhydrate<br />

4,2 kcal<br />

1 g Alkohol 7,0 kcal<br />

1 Gramm Fett liefert also mehr als doppelt so viel Energie wie die gleiche<br />

Menge Eiweiß oder Kohlenhydrate!<br />

<strong>Ernährung</strong>sinformationen -<br />

Nährstoffverteilung/ -relation <br />

Nährstoffverteilung / Nährwertrelation<br />

Eine ausgewogene <strong>Ernährung</strong> sollte die Grundnährstoffe Eiweiß, Fett und<br />

Kohlenhydrate im angemessen Verhältnis enthalten.<br />

Ist dies nicht der Fall, kann dies zu ernährungsabhängigen Erkrankungen<br />

führen. Liegt z.B. der Fettanteil der <strong>Ernährung</strong> weit über 30% (in der<br />

12


Bundesrepublik Deutschland laut Studien im Durchschnitt bei 40%), kann dies<br />

zu Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen führen.<br />

Wenn die Kohlenhydratzufuhr weit unter 55% liegt und die verzehrten<br />

kohlenhydrathaltigen Lebensmittel zusätzlich arm an Ballaststoffen sind, so<br />

kann auch dies Probleme mit der Sättigung, Verdauungsstörungen und<br />

Übergewicht verursachen.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE) empfiehlt folgende<br />

Nährstoffverteilung für Erwachsene:<br />

Bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre weicht diese Nährstoffrelation beim<br />

Eiweiß und Fett leicht ab, da Kinder und Jugendliche einen höheren<br />

Energiebedarf haben und noch Körpersubstanz aufbauen, wozu mehr Eiweiß<br />

benötigt wird.<br />

Nährstoffbedarf<br />

"Der Nährstoffbedarf wird als diejenige Menge eines Nährstoffs definiert, die<br />

aus objektivierbaren, naturwissenschaftlichen Gründen für die<br />

Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen des Organismus und somit für<br />

optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit benötigt wird." (Ketz 1984)<br />

Bei der Berechnung der Höhe der Nährstoffzufuhr für Erwachsene geht man<br />

von der oben aufgeführten Empfehlung der Nährstoffverteilung aus.<br />

Gesamtenergie = 100% davon:<br />

▪ 55-60% Kohlenhydrate<br />

▪ 10-15% Eiweiß<br />

▪ 30% Fett<br />

Beispiel<br />

Energiebedarf 2000kcal - Nährstoffverteilung wie oben<br />

55% Kohlenhydrate (von 2000 kcal) = 1100 kcal = 262 g 30% Fett (von 2000<br />

kcal) = 600 kcal = 65 g 15% Eiweiß (von 2000 kcal) = 300 kcal = 71 g<br />

Bei einem Energiebedarf von 2000 kcal pro Tag sollten also Lebensmittel mit<br />

insgesamt 262g Kohlenhydrate, 65g Fett und 71g Eiweiß verzehrt werden.<br />

Die Zahlen sind Durchschnittswerte, da der Energie- und Nährstoffbedarf von<br />

<br />

13


Mensch zu Mensch und von Tag zu Tag verschieden sind.<br />

Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe in der <strong>Ernährung</strong><br />

Wie bereits ausgeführt sind Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Wasser<br />

und Ballaststoffe weitere lebensnotwendige (essentielle) Stoffe, die täglich mit<br />

der Nahrung zugeführt werden müssen.<br />

Sie enthalten im Gegensatz zu den Hauptnährstoffen Eiweiß, Fett und<br />

Kohlenhydraten keine Energie.<br />

Auch für sie wurde, im Rahmen ernährungswissenschaftlicher Forschungen,<br />

der tägliche Bedarf ermittelt und darauf basierend Empfehlungen für die Höhe<br />

der Zufuhr ausgesprochen.<br />

Die Empfehlungen für die Flüssigkeitszufuhr sowie der Zufuhr an Ballaststoffen<br />

sollten möglichst jeden Tag eingehalten werden, während die Bilanz für die<br />

Zufuhr von Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen im Rahmen einer<br />

Woche ausgeglichen sein sollte.<br />

Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr<br />

Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die empfohlene Zufuhr<br />

ausgewählter Nährstoffe pro Tag. Hierbei handelt es sich um Mittelwerte für<br />

Erwachsene in jüngeren und mittleren Jahren.<br />

14 <br />

Nährstoff (-gruppe)<br />

Menge<br />

Zufuhr/Tag<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Eiweiß 15% der Energie 0,8 g/kg/KG 0,8 g/kg/KG<br />

Fett 30% der Energie abhängig von der Energiezufuhr<br />

Kohlenhydrate 55% der Energie abhängig von der Energiezufuhr<br />

Ballaststoffe g 30 30<br />

Flüssigkeit Liter 1,5 - 2 1,5 - 2<br />

Calcium mg 1000 1000<br />

Magnesium mg 350 300<br />

Kalium mg 2000 2000<br />

Eisen mg 10 15<br />

Jod µg 200 200<br />

Zink mg 15 12<br />

Selen µg 20-100 20-100<br />

Vitamin A mg 1 0,8<br />

Vitamin E mg 14-15 14-15<br />

Vitamin B1 mg 1,2 1<br />

Vitamin B2 mg 1,4 1,2<br />

Vitamin B6 mg 1,5 1,2<br />

Vitamin B12 µg 3 3<br />

Folsäure µg 400 400<br />

Vitamin C mg 100 100<br />

Zufuhrempfehlungen für alle Nährstoffe finden Sie in den "Empfehlungen für<br />

die Nährstoffzufuhr", siehe Literaturliste.<br />

Empfehlung für die Praxis<br />

Bei der <strong>Ernährung</strong>slehre handelt es sich um theoretisches Wissen über unsere<br />

<strong>Ernährung</strong>. Entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist<br />

letztendlich jedoch die Umsetzung in die Praxis.


In unsere Seiten zur "vollwertigen <strong>Ernährung</strong>" und "<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong>" sind<br />

oben aufgeführte Empfehlungen für die Praxis umgesetzt.<br />

Dort erhalten Sie ausführliche Informationen über eine gesunderhaltende<br />

<strong>Ernährung</strong>.<br />

Vegetarismus - Allgemeine Infos<br />

Definition<br />

Die vegetarische <strong>Ernährung</strong>sweise geht auf den griechischen Philosophen<br />

Pythagoras (6. Jh. v. Chr.) zurück. Vegetarier ernähren sich ausschließlich oder<br />

vorwiegend von pflanzlichen Lebensmitteln und verzichten weitestgehend auf<br />

tierische Lebensmittel.<br />

Man unterscheidet verschiedene Formen des Vegetarismus, die sich nach dem<br />

Anteil tierischer Lebensmittel sowie nach der Art und Zubereitung der<br />

pflanzlichen Lebensmittel abgrenzen lassen. Da sich hierdurch große<br />

Unterschiede ergeben, sollte eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> in Bezug auf jede<br />

einzelne Gruppe ernährungsphysiologisch bewertet werden.<br />

In Deutschland ernähren sich schätzungsweise 5,5 Mio Menschen vegetarisch,<br />

die meisten davon ovo-lakto-vegetabil.<br />

Einteilung<br />

Gruppe 1 – empfehlenswert<br />

Die unter dieser Gruppe aufgeführten vegetarischen <strong>Ernährung</strong>sformen sind<br />

bei angemessener Planung ernährungsphysiologisch unbedenklich und im<br />

Rahmen einer gesunden <strong>Ernährung</strong> empfehlenswert.<br />

▪ Teil- und Halb-Vegetarier Diese verzichten nur teilweise auf Fleisch (&<br />

Geflügel), Fisch und Meerestiere sowie daraus hergestellte Produkte.<br />

Die "klassischen Drei"<br />

▪ Ovo-Lacto-Vegetarier Neben pflanzlicher Kost werden auch Milch und<br />

Milchprodukte sowie Eier verzehrt, jedoch enthalten sich Ovo-Lacto-<br />

Vegetarier des Verzehrs von Fleisch (darunter auch Geflügel), Fisch und<br />

Meerestieren.<br />

▪ Lacto-Vegetarier Die <strong>Ernährung</strong> ähnelt der von Ovo-Lacto-Vegetariern,<br />

jedoch wird zusätzlich der Genuss von Eiern aufgegeben.<br />

▪ Veganer Die <strong>Ernährung</strong> des Veganers besteht ausschließlich aus<br />

Pflanzenkost. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Meerestiere, Milch<br />

und Milchprodukte, Eier und sogar Honig werden abgelehnt.<br />

! Die vegane <strong>Ernährung</strong> ist nach DGE-Empfehlung nur für gesunde<br />

Erwachsene als dauerhafte <strong>Ernährung</strong>sweise geeignet.<br />

! Veganer sollten sich unbedingt detaillierte <strong>Ernährung</strong>skenntnisse<br />

<br />

15


aneignen, da es durch diese <strong>Ernährung</strong>sform leicht zu einem Nährstoff-<br />

Mangel kommen kann.<br />

Gruppe 2 - wenig bis nicht empfehlenswert<br />

Diese Gruppe ernährt sich durch den Ausschluss von Lebensmitteln, die durch<br />

andere alternativ verzehrte Lebensmittel (evtl.) nicht ausreichend ersetzt<br />

werden, eher einseitig und geht somit gesundheitliche Risiken durch Nährstoff-<br />

Unterversorgungen ein.<br />

▪ Rohköstler (strenge Vegetarier) evtl. vegan ausgerichtet, essen<br />

ausschließlich ungekochte und nicht verarbeitete Lebensmittel, darunter<br />

Früchte, Gemüse, Nüsse, Samenfrüchte sowie gesprosstes Getreide und<br />

Hülsenfrüchte. Bei seltenen Gelegenheiten verzehren Rohköstler auch<br />

unpasteurisierte Milchprodukte und evtl. sogar rohes Fleisch und rohen<br />

Fisch.<br />

▪ Makrobiotiker Die <strong>Ernährung</strong> stützt sich hauptsächlich auf Getreide,<br />

Hülsenfrüchte und Gemüse. In etwas geringerem Umfang werden auch<br />

Früchte, Nüsse und Samen gegessen. Manche Makrobiotiker verzehren<br />

geringe Mengen Fisch.<br />

Gruppe 3 - abzulehnen<br />

Diese Sondergruppe riskiert durch eine stark einseitige <strong>Ernährung</strong> leicht<br />

Mangelerscheinungen.<br />

▪ Fructaner / Frugivoren Strenge Form der Veganer, verzehren<br />

ausschließlich Früchte, Nüsse und Samen<br />

▪ "Pudding-Vegetarier" Diese ernähren sich weitgehend von verarbeiteten<br />

und erhitzten Fertigprodukten.<br />

▪<br />

Gründe und Ziele<br />

Vegetarier verbinden mit der Wahl ihrer <strong>Ernährung</strong>sweise meist auch der<br />

<strong>Ernährung</strong> übergeordnete Motive, wobei Gründe und Ziele, die hinter dem<br />

Vegetarismus stehen, recht unterschiedlich ausfallen können.<br />

Hierunter nennen Vegetarier am häufigsten:<br />

▪ gesundheitliche Aspekte<br />

▪ Umweltschutz<br />

▪ tierethische Gründe<br />

▪ ökonomische Gründe<br />

▪ ethische Gründe<br />

▪ Problem des Welthungers<br />

▪ religiöse Überzeugungen<br />

<strong>Ernährung</strong>sberatung von Vegetariern<br />

Beratungsanlässe und -inhalte<br />

<strong>Ernährung</strong>sfachkräfte können Vegetarier, v. a. Neulinge auf diesem Gebiet, bei<br />

der Planung einer ausgewogenen vegetarischen <strong>Ernährung</strong> beraten. Dazu<br />

sollten sie über aktuelle Informationen zu diesem Thema verfügen.<br />

Die Informationen sind individuell anzupassen. Zu berücksichtigen sind hierbei<br />

die gewählte Form der vegetarischen <strong>Ernährung</strong>, die Lebenslage und das Alter<br />

16


des Klienten, seine Koch-Fähigkeiten und daneben auch der ihm verfügbare<br />

Zeitrahmen sowie seine <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten. Zu den Informationen, die<br />

der Berater geben könnte, gehören z. B. Grundwissen zur<br />

Nahrungszubereitung und zum Nährstoffgehalt einer Vielzahl an<br />

Getreidekörner, Bohnen, Sojaprodukten, Fleischersatzprodukten und<br />

angereicherten Lebensmitteln. Wichtig sind auch Kenntnisse zur Zubereitung<br />

und Nutzung häufig innerhalb einer vegetarischen <strong>Ernährung</strong> verwendeter<br />

Lebensmittel.<br />

Eine <strong>Ernährung</strong>sberatung ist sinnvoll, falls sich gesundheitliche Probleme z. B.<br />

durch eine schlechte Lebensmittelauswahl einstellen, oder auch, falls<br />

Erkrankungen wie ein Diabetes, eine Hyperlipidämie oder ein Nierenleiden<br />

vorliegen, die spezielle Empfehlungen fordern. Auch in besonderen<br />

Lebenslagen kann eine Beratung dabei unterstützen, das Erfüllen der<br />

Nährstoff-Bedarfe sicherzustellen.<br />

Gesunde <strong>Ernährung</strong>splanung für Vegetarier<br />

▪ Nutzen Sie die gesamte Bandbreite an Lebensmitteln: Vollkorn (-<br />

produkte), Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und (falls<br />

gewünscht) Milchprodukte und Eier.<br />

▪ Verzichten Sie möglichst oft auf stark gesüßte, Natrium-reiche, Fettreiche<br />

Lebensmittel (v. a. Lebensmittel mit trans-Fettsäuren und<br />

gesättigten Fettsäuren.<br />

▪ Wählen Sie aus der großen Auswahl an Obst und Gemüse!<br />

▪ Als (Ovo-)Lacto-Vegetarier sollten Sie fettarme Milchprodukte aussuchen<br />

und (Eier &) Milchprodukte mäßig verzehren<br />

▪ Gerade als Veganer sollten Sie regelmäßig eine Vitamin B12-Quelle<br />

zuführen und falls Sie sich nur wenig im Freien aufhalten, wäre es<br />

sinnvoll, mit Ihrem Arzt abzuklären, ob Sie evtl. Vitamin D-<br />

Supplemente brauchen.<br />

Nährstoffbedarf<br />

Gut geplant ist eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> ("die klassischen Drei") nach<br />

Einschätzung der "Amerikanischen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong>" für jeden<br />

empfehlenswert. Denn durch eine ausgewogene Auswahl ist es auch<br />

Vegetariern möglich, ihre Energie- und Nährwert-Bedarfe zu decken. Mögliche<br />

kritische Nährstoffe infolge eines Fleisch- und Meerestier-Verzichts (sowie<br />

eines Verzichts auf weitere tierische Lebensmittel) sind Protein, Omega-3-<br />

Fettsäuren, Eisen, Zink, Jod, Calcium, Vitamin D und Vitamin B12. Wegen<br />

individueller Unterschiede in der <strong>Ernährung</strong> ist es sinnvoll, im einzelnen Fall<br />

abzusichern, ob der Bedarf gedeckt wird. Bisweilen können<br />

Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel angebracht sein.<br />

Protein<br />

Gerade Veganer riskieren leicht einen Protein-Mangel. Insbesondere dann,<br />

wenn die Proteine hauptsächlich aus eher schlecht verdaulichen<br />

Lebensmittelquellen bezogen werden, wie einigen Getreidesorten und manchen<br />

Hülsenfrüchten, kann sich evtl. der Bedarf erhöhen.<br />

Im Allgemeinen ist es möglich, den Proteinbedarf durch eine vegetarische<br />

<br />

17


<strong>Ernährung</strong> zu erfüllen. Hierbei ist vor allem Abwechslung gefragt. Werden<br />

vielfältige Lebensmittel gewählt, kann die Versorgung mit allen essentiellen<br />

Aminosäuren erreicht werden. Veganer sollten regelmäßig Lysin-haltige<br />

Sojaprodukte und Bohnen verzehren, da die essentielle Aminosäure Lysin in<br />

pflanzlichen Lebensmitteln überwiegend fehlt.<br />

Omega-3-Fettsäuren<br />

Statt der typischen ω3-Fettsäure-Quellen (Fisch, Fischprodukte und Eier)<br />

können diese essentiellen Fettsäuren auch über angereicherte Lebensmittel (z.<br />

B. Sojamilch) und bei erhöhtem Bedarf über Nahrungsergänzungsmittel aus<br />

Mikroalgen zugeführt werden.<br />

Da α-Linolensäure (ALA) in geringem Umfang (


oxalatarmes Gemüse wie Brokkoli, Chinakohl, und Grünkohl. Auch mit Calcium<br />

angereicherte Fruchtsäfte kommen in Frage. Gute Quellen sind Kuh- und<br />

Sojamilch, Tofu sowie Calcium-reiche Mineralwässer. Einen mäßigen Beitrag<br />

können Sesam, Mandeln und getrocknete Bohnen leisten.<br />

Vitamin D<br />

Wenn die körpereigene Bildung und die Aufnahme über angereicherte<br />

Lebensmittel (z. B. Sojamilch, Frühstückscerealien, Orangensaft) den Bedarf<br />

nicht decken, sollten Supplemente eingesetzt werden.<br />

Vitamin B12<br />

Pflanzliche Lebensmittel enthalten von Natur aus eher vernachlässigbare<br />

Mengen an Vitamin B12. Dies trifft, entgegen früherer Meninung, auch auf<br />

viele fermentierte Produkte wie z.B. Sauerkraut zu. Veganer, die auf Milch und<br />

Milchprodukte sowie Eier verzichten, sind deshalb auf angereicherte<br />

Lebensmittel angewiesen. Eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> ist Folat-reich, wodurch<br />

die Folgen eines Vitamin B12-Mangels oft maskiert werden, bis neurologische<br />

Symptome auftreten. Hier ist bei Vegetariern besondere Vorsicht geboten,<br />

damit sich kein Mangel einstellt.<br />

Besondere Lebenslagen<br />

In besonderen Lebenslagen weichen die Nährstoffbedarfe von den allgemeinen<br />

Empfehlungen ab. Hierunter fallen Schwangere und Stillende, Säuglinge und<br />

Kleinkinder, Kinder, Heranwachsende sowie ältere Menschen und Sportler.<br />

e können ihren Bedarf und den ihres Kindern laut Schwangere und Stillend<br />

Aussage der Amerikanischen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> auch über die<br />

klassischen Drei decken. Die Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE)<br />

hingegen rät von einer veganen <strong>Ernährung</strong> Schwangerer und Stillender<br />

vorsichtshalber ab.<br />

Säuglinge und Kleinkinder, die bereits sehr früh vegetarisch ernährt wurden,<br />

entwickeln sich normal, was Größe und Gewicht angeht. Die DGE äußert<br />

auch hier Bedenken. Sie meint, dass eine vegane <strong>Ernährung</strong> für<br />

Säuglinge und Kleinkinder in der Regel ungeeignet sei, da eine<br />

ausreichende Nährstoffversorgung kaum bzw. nicht sichergestellt<br />

werden könne.<br />

Kinder und Heranwachsende können über eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> zu<br />

einem dauerhaft gesunden <strong>Ernährung</strong>smuster finden. Sie haben im Vergleich<br />

zu Nicht-Vegetariern bessere Blutfettwerte, nehmen mehr Obst und Gemüse<br />

und dadurch auch mehr Ballaststoffe zu sich, so die Schlussfolgerung der<br />

Amerikanischen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong>.<br />

Ältere Menschen haben unabhängig von ihrer <strong>Ernährung</strong>sweise einen erhöhten<br />

Nährstoffbedarf, da sie die zugeführten Nährstoffe schlechter ausnutzen<br />

können. Grundsätzlich ist es auch für sie möglich, sich vegetarisch zu<br />

ernähren.<br />

Auch Sportler können über eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> ihren Nährstoffbedarf<br />

(darunter auch ihren Eiweißbedarf) decken.<br />

<br />

19


Schwangere und Stillende<br />

Vegetarierinnen haben in der Schwangerschaft bezüglich aller Nährstoffe einen<br />

vergleichbaren Bedarf wie Mischköstlerinnen mit Ausnahme von Eisen. Hier<br />

liegt der Bedarf bei Vegetarierinnen höher. Hinsichtlich der Hauptnährstoff-<br />

Versorgung konnten bei Vegetarierinnen und Nicht-Vegetarierinnen keine<br />

klinisch bedeutsamen Unterschiede festgestellt werden, allerdings liegen hierzu<br />

für Veganerinnen keine Daten vor. Vegetarierinnen leiden oft unter einem B12-<br />

Mangel und bei sehr hoher Calcium-Aufnahme kann evtl. ein Zink-Mangel<br />

auftreten (wegen der Wechselwirkung zwischen Calcium, Zink und Phytat).<br />

Die ω3-Fettsäure DHA spielt eine Rolle bei der Schwangerschaftsdauer und der<br />

Entwicklung von Augen und Gehirn des Kindes. Sich vegetarisch ernährende<br />

Schwangere und Stillende haben wegen der geringeren DHA-Aufnahme einen<br />

erhöhten Bedarf an dieser ω3-Fettsäure.<br />

Weitere Empfehlungen für Stillende finden Sie hier.<br />

Evtl. kritische Nährstoffe für<br />

Schwangere<br />

Stillende<br />

Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Folat, (Zink)<br />

Vitamin B12, Vitamin D, Calcium, Zink<br />

Säuglinge und Kleinkinder<br />

Die Brustmilch von Vegetarierinnen ist in ihrer Zusammensetzung<br />

ernährungsphysiologisch gleichwertig zu der von Nicht-Vegetarierinnen.<br />

Alternativ zur Muttermilch sollten handelsübliche Säuglingsmilch-<br />

Zubereitungen verwendet werden, wenn das Kleinkind vor dem ersten<br />

Lebensjahr entwöhnt wird. Selbst zusammengestellte Zubereitungen,<br />

Soja-, Reismilch o.ä. sind als Ersatz für die Muttermilch ungeeignet.<br />

Werden feste Lebensmittel eingeführt, so sind gute Energie- und Nährstoff-<br />

Quellen auszuwählen, damit das Wachstum normal verläuft. Mit festen<br />

Lebensmitteln sollte in der gleichen Reihenfolge begonnen werden wie bei<br />

nichtvegetarisch ernährten Kleinkindern. Fleisch wird dabei durch pürierten<br />

oder zerdrückten Tofu, pürierte Hülsenfrüchte, Soja- oder Milchjoghurt,<br />

gekochtes Eigelb und Hüttenkäse ersetzt. Im Alter von 7-10 Monaten können<br />

gewürfelter Käse oder Sojakäse und kleingeschnittene vegetarische Bratlinge<br />

gegeben werden. Mit dem Alter von einem Jahr kann normal wachsenden und<br />

abwechslungsreich ernährten Kindern als erstes Getränk vollfette,<br />

angereicherte Sojamilch oder pasteurisierte Kuhmilch angeboten werden.<br />

Nach dem Abstillen bieten sich energie- und nährstoffreiche Lebensmittel wie<br />

Hülsenfrucht-Aufstriche, Tofu und pürierte Avocado an. Nahrungsfett sollte bei<br />

Kindern, die jünger als zwei Jahre alt sind, nicht eingeschränkt werden.<br />

Empfehlungen zu Nahrungsergänzungsmitteln folgen denen von nichtvegetarisch<br />

ernährten Kindern. Falls stillende Mütter nicht ausreichend Vitamin<br />

B12 aufnehmen sollten, können Supplemente nötig werden. Auch eine<br />

Supplementierung von Zink kann evtl. angebracht sein. Über eine<br />

Supplementierung zu entscheiden obliegt der <strong>Ernährung</strong>sfachkraft/dem<br />

behandelnden (Kinder-)Arzt.<br />

20


Kinder<br />

Ovo-lacto-vegetarisch ernährte Kinder wachsen in vergleichbarer Weise wie<br />

nicht-vegetarisch ernährte Kinder. Zu der Entwicklung vegan-ernährter Kinder<br />

liegen allerdings nur sehr wenige Daten vor. Vegan ernährte Kinder sind evtl.<br />

etwas dünner als nicht-vegetarisch ernährte Kinder, befinden sich aber in der<br />

Regel im normalen Bereich, was Gewicht und Größe betrifft. Mehrere über den<br />

Tag verteilte Mahlzeiten und der Einsatz angereicherter Lebensmittel können<br />

vegetarisch ernährten Kindern dabei helfen, ihren Nährstoff- und Energie-<br />

Bedarf zu decken. Die Proteinzufuhr der Kinder liegt meist im oder über der<br />

Zufuhrempfehlung. Vegan ernährte Kinder haben wegen der anderen<br />

Verdaulichkeit und Aminosäure-Zusammensetzung rein pflanzlicher Protein-<br />

Quellen evtl. einen etwas höheren Protein-Bedarf.<br />

Jugendliche/Heranwachsende<br />

Das Wachstum Jugendlicher ist bei einer ovo-lacto-vegetabilen und einer nichtvegetarischen<br />

<strong>Ernährung</strong> vergleichbar. Es wird diskutiert, ob bei vegan<br />

ernährten Mädchen evtl. die erste Regelblutung etwas später eintritt, dem<br />

widersprechen jedoch neuere Studienergebnisse. Für Heranwachsende kann<br />

eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> viele Vorteile bieten. Im Vergleich zu Nicht-<br />

Vegetariern nehmen sie über die Nahrung mehr Ballaststoffe, Eisen, Folsäure,<br />

Vitamin A und Vitamin C zu sich. Außerdem essen sie tendenziell mehr Obst<br />

und Gemüse und weniger Süßigkeiten, Fast Food und salzige Snacks.<br />

Nährstoffe, die evtl. kritisch werden, sind: Calcium, Vitamin D, Eisen, Zink und<br />

Vitamin B12. Eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> erzeugt bei Heranwachsenden keine<br />

Essstörung. Jedoch setzen essgestörte Heranwachsende diese<br />

<strong>Ernährung</strong>sweise häufig als Camouflage ein. Deshalb ernähren sich essgestörte<br />

Heranwachsende etwas häufiger vegetarisch als nicht-essgestörte<br />

Heranwachsende.<br />

Ältere Menschen<br />

Trotz abnehmenden Energiebedarfs im Alter, steigt der Bedarf für manche<br />

Nährstoffe. Dies gilt für Calcium, Vitamin D und Vitamin B6. Auch<br />

Mikronährstoffe werden teilweise schlechter aufgenommen. Evtl. ist auch die<br />

Vitamin B12-Aufnahme vermindert. Um eine gute Proteinversorgung zu<br />

bewerkstelligen, sollte auf eine abwechslungsreiche Lebensmittelwahl und den<br />

täglichen Einsatz von Sojaprodukten bzw. Hülsenfrüchten geachtet werden.<br />

Sportler<br />

Eine <strong>Ernährung</strong>, die den Energiebedarf deckt und gute Proteinquellen<br />

miteinbezieht, kann den Protein-Bedarf eines Sportlers auch ohne Protein-<br />

Supplemente decken. Da die Kreatin-Aufnahme bei Vegetariern niedriger liegt,<br />

könnten hier Supplemente unterstützend wirken. Weil vegetarisch ernährte<br />

Sportlerinnen eher unter einer Amenorrhoe leiden, kann es für diese<br />

Sportlerinnen sinnvoll sein, auf eine ausreichende Energie- und Fettversorgung<br />

zu achten. Auch Calcium und Eisen sollten in ausreichenden Mengen<br />

aufgenommen werden.<br />

<br />

21


Bewertung<br />

Vegetarier essen<br />

mehr<br />

▪ Obst und Gemüse<br />

▪ Vollkornprodukte<br />

▪ Nüsse<br />

▪ Sojaprodukte<br />

▪ Ballaststoffe<br />

▪ Sekundäre Pflanzenstoffe<br />

▪ Magnesium, Kalium<br />

▪ Vitamin C<br />

▪ Vitamin E<br />

▪ Folsäure<br />

▪ Carotinoide<br />

weniger<br />

vorteilhaft:<br />

▪ Gesättigte Fettsäuren<br />

▪ Cholesterin<br />

▪ Gesamtfett<br />

nachteilig:<br />

▪ Vitamin B12<br />

▪ (Calcium)<br />

▪ Vitamin D<br />

▪ Zink<br />

▪ ω3-Fettsäuren<br />

Vorteile<br />

Vegetarische Kostformen können eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen<br />

bieten. Die folgende Übersicht bezieht sich nur auf "die klassischen Drei" .<br />

▪ Über die pflanzlich ausgerichtete <strong>Ernährung</strong> nehmen Vegetarier mehr<br />

sekundäre Pflanzenstoffe zu sich, denen vorteilhafte Wirkungen auf die<br />

Gesundheit zugeschrieben werden.<br />

▪ Durch eine niedrig-kalorische, ballaststoffreiche <strong>Ernährung</strong> fällt bei<br />

Vegetariern i.d.R. das Körpergewicht niedriger aus.<br />

▪ Vegetarier haben (bei guter Versorgung mit Vitamin B12) ein geringeres<br />

Risiko, an ischämischen Herzerkrankungen zu sterben. Diese<br />

Wirkung besteht unabhängig von dem niedrigeren BMI.<br />

▪ Durch den niedrigeren BMI treten bei Vegetariern seltener Bluthochdruck<br />

und weniger Typ 2-Diabetes auf (evtl. unterstützen auch Kalium,<br />

Calcium und Magnesium, die reichlich über die pflanzlichen Lebensmittel<br />

zugeführt werden, die Blutdruck-senkende Wirkung.)<br />

▪ Eine vegetarische <strong>Ernährung</strong> kann die Wirksamkeit von Insulin verbessern<br />

und bei einem Diabetes zu einer besseren Blutzuckerkontrolle<br />

beitragen.<br />

▪ Vegetarier haben bessere Blutfettwerte (niedrigeres LDL, niedrigeres<br />

Gesamt-Cholesterin, evtl. auch höheres HDL ("gutes" Cholesterin))<br />

▪ Das Risiko für eine Verstopfung und die damit verbundenen<br />

Folgeerkrankungen (z. B. Darmkrebs, Hämorrhoiden) werden durch eine<br />

ballaststoffreiche Kost vermindert.<br />

Eine vegetarische Kostform kann somit einen Beitrag leisten, um<br />

gesundheitlichen Problemen bei Erwachsenen vorzubeugen.<br />

Nachteile<br />

Rohköstler und Fructaner<br />

▪ Die Rohkost- und die frugivore <strong>Ernährung</strong> können zu Defiziten an Energie,<br />

Protein sowie einigen Mineralstoffen und Vitaminen führen und<br />

sind daher für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder ungeeignet.<br />

▪ Rohes Fleisch und roher Fisch sind oftmals Träger von<br />

krankheitsauslösenden Keimen, die erst durch den Kochprozess<br />

zerstört werden. Rohköstler, die rohe tierische Lebensmittel verzehren,<br />

haben hierdurch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.<br />

22


Alle Gruppen<br />

▪ Vegetarier laufen durch eine unsachgemäßge Handhabung beim Eigenanbau<br />

von Obst und Gemüse und beim Keimen-lassen von Sprossen Gefahr,<br />

krankheitserregende E.coli und Salmonellen aufzunehmen.<br />

▪ Insbesondere Rohköstler und Fructaner, (aber auch klassische Vegetarier)<br />

verzehren einen Großteil der Nahrung naturbelassen und riskieren<br />

dadurch den Ausbruch von Lebensmittelallergien. Besonders gefährdet<br />

sind Pollenallergiker, die größtenteils zu einer Kreuzallergie neigen. Eine<br />

vorherige Hitzebehandlung (z. B. durch Kochen) macht viele Allergene<br />

unwirksam, worauf die entsprechenden Lebensmittel meist vertragen<br />

werden.<br />

▪ Veganer haben evtl. eine niedrigere Proteinaufnahme. Um einer<br />

Mangelversorgung mit essentiellen Nährstoffen vorzubeugen, ist deshalb<br />

auf einen großen Anteil an Leguminosen (insbesondere Sojabohnen,<br />

Nüsse, sonstige Samenfrüchte) in der Kost zu achten. Veganer sollten<br />

zudem, wie (ovo-)lacto-Vegetarier auch, auf eine ausreichende Calcium-,<br />

Vitamin D-, Vitamin K-, Kalium- und Magnesiumversorgung achten, um<br />

einer Osteoporose vorzubeugen.<br />

▪ Bei der vegetarischen <strong>Ernährung</strong>sweise ergeben sich in Bezug auf die<br />

Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen<br />

Nachteile. Daher ist auf eine geeignete, abwechslungsreiche<br />

Lebensmittelauswahl zu achten. Evtl. wird eine Supplementation<br />

notwendig.<br />

Fazit<br />

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind die ovo-lacto-vegetabile und die<br />

lacto-vegetabile (und bedingt auch die vegane) Kost als Dauerkost zu<br />

empfehlen und hinsichtlich der Prophylaxe von Übergewicht und Bluthochdruck<br />

zu befürworten. Auch in besonderen Lebenslagen kann eine vegetarische<br />

<strong>Ernährung</strong> in aller Regel beibehalten werden.<br />

Voraussetzung ist allerdings ein guter bis sehr guter Kenntnisstand über den<br />

ernährungsphysiologischen Wert der Lebensmittel, eine sorgfältige<br />

Lebensmittelauswahl und -kombination und evtl. die Verwendung geeigneter<br />

Supplemente (z. B. Vitamin B12), um mit einer vegetarischen <strong>Ernährung</strong> den<br />

Bedarf an Grundnährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen zu decken.<br />

Aber<br />

Ein Verzehr mäßiger Mengen an Fleisch und Fett bei gleichzeitig hohem Obstund<br />

Gemüseverzehr mit reichlich Vollkornprodukten (gemäß den 10 Regeln der<br />

DGE), ergänzt durch eine gesunde Lebensweise (Sport, wenig bzw. kein<br />

Alkohol- und Nikotin) ist aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls<br />

empfehlenswert.<br />

<br />

23


Magen-Darm-Erkrankungen - Verdauung /<br />

Nährstoffe<br />

Allgemein<br />

Die Aufgabe der Verdauung besteht darin, die mit der Nahrung<br />

aufgenommenen Nährstoffe aufzuspalten und somit die Aufnahme der<br />

Nährstoffe zu ermöglichen. Dieses wird durch ein komplexes Zusammenwirken<br />

physikalischer, chemischer und enzymatischer Prozesse gewährleistet.<br />

Mund<br />

Die Verdauung der Speisen beginnt bereits im Mund. Mit Hilfe der Zähne wird<br />

die Nahrung mechanisch zerkleinert. Durch den Speichel wird sie gleitfähig<br />

gemacht und damit für den Weitertransport in die Speiseröhre (Ösophagus)<br />

vorbereitet. Von diesem in den Speicheldrüsen gebildeten Sekret werden<br />

täglich ca. 1-1,5 Liter gebildet und in die Mundhöhle abgegeben.<br />

Mit dem Speichel wird auch das Enzym a-Amylase ausgeschüttet. Dieses<br />

spaltet komplexe Kohlenhydrate (Stärke, Glykogen, Dextrine) in kleinere<br />

Untereinheiten (Oligosaccharide, Malzzucker). Dies ist auch der Grund, warum<br />

Brot süßlich schmeckt, wenn es längere Zeit gekaut wird! Durch verschiedene<br />

Gewürze (z.B. Pfeffer, Chili, Curry, Paprika, Senf) wird die Aktivität der a-<br />

Amylase und die Speichelproduktion erhöht.<br />

Eine weitere wichtige Aufgabe des Speichels ist die Reinigung der Zähne und<br />

die Neutralisation im Mund entstandener oder mit der Nahrung zugeführter<br />

Säuren (z.B. aus Fruchtsaft). Dies ist bei der Kariesprophylaxe von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Magen<br />

Der Speisebrei wird mit Hilfe peristaltischer Bewegungen durch die Speiseröhre<br />

in den Magen geleitet und dort mit dem Magensaft vermischt, von dem täglich<br />

1,5-3 Liter gebildet werden. Der niedrige pH-Wert des sauren Magensaftes<br />

wirkt bakterienabtötend und führt zu einer Ausflockung (Denaturierung) von<br />

Eiweiß, wodurch dieses durch Enzyme besser "angreifbar" wird.<br />

Bier und Weißwein sind starke Stimulatoren der Magensäuresekretion. Von den<br />

Nährstoffen ist das Eiweiß der intensivste Säurelocker, während Fett die<br />

Säureproduktion eher hemmt. Der in den Nebenzellen produzierte Schleim<br />

schützt die Magenwand vor dem Angriff der aggressiven Magensäure.<br />

Durch die Magenwand werden in geringem Maße fettverdauende, aber vor<br />

allem eiweißspaltende Enzyme in den Magen abgegeben. Dabei handelt es sich<br />

um das Enzym Pepsin, das aus seiner Vorstufe (Pepsinogen) gebildet wird. Die<br />

Verdauung der Kohlenhydrate, die bereits im Mund durch den Speichel<br />

beginnt, wird im Magen lediglich fortgesetzt. Der Magen produziert selbst keine<br />

kohlenhydratverdauenden Enzyme.<br />

In den Belegzellen der Magenschleimhaut wird der sogenannte Intrinsic-Faktor<br />

24


gebildet, der für die Resorption von Vitamin B12 notwendig ist. Ein Mangel an<br />

dieser Verbindung führt zu einer Unterversorgung mit dem B-Vitamin, was eine<br />

perniziöse Anämie (spezielle Form der Blutarmut) zur Folge haben kann.<br />

Die Verweildauer der Nahrung im Magen ist von verschiedenen Faktoren<br />

abhängig. So verzögert z.B. ein hoher Fettanteil die Magenentleerung. Einfluss<br />

haben weiterhin die Konsistenz, die Temperatur und die Teilchengröße des<br />

Nahrungsbreis (dünner Speisebrei passiert schneller den Magen). Durch den<br />

Magenpförtner (Pylorus) wird die Nahrung in den Zwölffingerdarm (Duodenum)<br />

weitergeleitet.<br />

Dünndarm<br />

Spaltung der Nährstoffe<br />

Der Dünndarm ist ein Verdauungsorgan. Mit Hilfe von Enzymen werden die<br />

Nahrungsbestandteile, die in Mund und Magen bereits vorverdaut wurden,<br />

weiter zerlegt.<br />

Die Kohlenhydrate werden im Dünndarm durch spezielle Enzyme<br />

(Disaccharidasen) in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt, d.h. sie spalten zum<br />

Beispiel den Haushaltszucker in ein Molekül Traubenzucker und ein Molekül<br />

Fruchtzucker. Ein Mangel an diesen Enzymen führt zu<br />

Unverträglichkeitsreaktionen wie z.B. der Laktoseintoleranz.<br />

Die Fettverdauung findet überwiegend in den oberen Teilen des Dünndarms<br />

statt. Die von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase<br />

gespeichert und in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die Gallenflüssigkeit ist<br />

wichtig, um die Fette zu emulgieren, wodurch sie von den entsprechenden<br />

Verdauungsenzymen (Lipasen) besser angegriffen werden können.<br />

Die im Magen begonnene Eiweißverdauung wird im Darm fortgesetzt. Die<br />

größeren Eiweißbruchstücke werden durch den Angriff der mit dem Sekret der<br />

Bauchspeicheldrüse ausgeschütteten Enzyme (z.B. Trypsin) in kleinere und<br />

kleinste Moleküle (Peptide, Aminosäuren) abgebaut und in die Blutbahn<br />

aufgenommen.<br />

Nährstoffaufnahme<br />

Die zweite Aufgabe des Dünndarms ist die Aufnahme der aufgespalteten<br />

Nahrungsbestandteile in die Blutbahn. Um diese Funktion optimal erfüllen zu<br />

können, ist die Oberfläche dieses Organs sehr stark vergrößert. Das wird durch<br />

Schleimhautfalten (Kerckring-Falten) erreicht, auf denen fingerförmige<br />

Ausstülpungen in den Darm hineinragen. Auf diesen Dünndarmzotten befindet<br />

sich wiederum der sogenannte Bürstensaum, der die Resorptionsfläche des<br />

Darmes - im Gegensatz zu einem Rohr mit glatter Oberfläche - um den Faktor<br />

600 vergrößert. Dieses entspricht einer Gesamtoberfläche von ca. 200m 2 .<br />

Dickdarm<br />

Im Dickdarm wird dem bis dahin sehr flüssigen Speisebrei Wasser entzogen,<br />

das zusammen mit Mineralstoffen resorbiert wird. Andere Nährstoffe werden in<br />

diesem Darmabschnitt nicht mehr aufgenommen, da der Darminhalt nahezu<br />

nährstofffrei ist und der Dickdarm nicht die Fähigkeit der Resorption besitzt.<br />

Daher können auch die von Bakterien im Dickdarm gebildeten Vitamine (z.B.<br />

Vitamin B12, Niacin) nur unzureichend verwertet werden.<br />

<br />

25


Magen-Darm-Erkrankungen - Refluxkrankheit<br />

(Sodbrennen)<br />

Definition<br />

Unter der Refluxkrankheit versteht man den Rückfluss (Reflux) des sauren<br />

Mageninhalts in die Speiseröhre, dessen Leitsymptom das sogenannte<br />

Sodbrennen ist. Etwa 7% der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichem<br />

Sodbrennen.<br />

Ursachen<br />

Grundlegende Ursache des Rückflusses ist die Erschlaffung des unteren<br />

Speiseröhren-Schließmuskels, der normalerweise dafür sorgt, dass der<br />

Speisebrei nicht mehr zurückfließen kann. Dadurch kommt es zum Kontakt des<br />

Speisebreis mit der Schleimhaut der Speiseröhre, was die Beschwerden der<br />

Erkrankung auslöst.<br />

Die Erschlaffung des Schließmuskels ist auf eine herabgesetzte<br />

Muskelspannung (Muskeltonus) zurückzuführen. Die Faktoren, die diesen<br />

Prozess fördern, sind im folgenden kurz dargestellt.<br />

Beschaffenheit der Nahrung<br />

Die Zusammensetzung der Nahrung hat einen großen Einfluss auf die<br />

Muskelspannung des Speiseröhren-Schließmuskels. Eine fettreiche Mahlzeit<br />

reduziert den Muskeltonus um 30%, wahrscheinlich hervorgerufen durch eine<br />

vermehrte Freisetzung des Hormons Cholezystokinin. Kohlenhydrate wirken<br />

weitgehend neutral, während eiweißreiche Mahlzeiten den Druck um etwa 50%<br />

erhöhen.<br />

Besonders kalte Speisen und Getränke verlangsamen den Rücktransport von<br />

bereits in die Speiseröhre übergetretenen Mageninhalt in den Magen, wodurch<br />

die Symptomatik verstärkt wird.<br />

Übergewicht<br />

Aufgrund der vermehrten Leibesfülle bei Übergewicht erhöht sich der Druck im<br />

Bauchraum, wodurch die Druckdifferenz zwischen Speiseröhre und Magen<br />

abnimmt. Dies begünstigt den Rückfluss von Speisebrei, besonders im Liegen.<br />

80% der Refluxkranken sind übergewichtig.<br />

Alkohol<br />

Alkohol senkt zum einen die Muskelspannung des Schließmuskels, zum<br />

anderen finden sich Störungen in den Bewegungen der Speiseröhre.<br />

Kaffee<br />

Der Einfluss von Kaffee und Koffein auf das Ausmaß des Sodbrennens ist nicht<br />

eindeutig geklärt und von individuellen Faktoren abhängig. Wahrscheinlich ist<br />

es weniger das Koffein als vielmehr bestimmte Kaffeeinhaltstoffe, die den<br />

Muskeltonus herabsetzen.<br />

26


Sonstige Faktoren<br />

▪ Nikotin<br />

▪ Stress<br />

▪ Schokolade (durch hohen Fett- und Zuckeranteil, Methylxanthine)<br />

▪ Schwangerschaft (durch Drucksteigerung im Bauchraum, hormonelle<br />

Umstellung)<br />

Symptome<br />

Das Hauptsymptom der Refluxkrankheit ist das Sodbrennen, das sich in einem<br />

brennenden Gefühl hinter dem Brustbein äußert. Weitere Beschwerden sind<br />

saures Aufstoßen, Oberbauchschmerzen und Völlegefühl nach dem Essen.<br />

Besonders stark ausgeprägt ist das Krankheitsbild in horizontaler Lage.<br />

Die Symptomatik wird bei bestehenden Entzündungen durch den Verzehr<br />

sogenannter hyperosmolarer Lösungen (z.B. stark zuckerhaltige Getränke wie<br />

Limonade) verstärkt. Saure Speisen und Getränke haben hingegen nur einen<br />

geringen Einfluss.<br />

Risiken / Komplikationen<br />

Während der Magen gegen Salzsäure und Enzyme geschützt ist, wird die<br />

Schleimhaut der Speiseröhre beim wiederholten Kontakt mit dem Mageninhalt<br />

angegriffen. Dabei wandelt sich sogenanntes Plattenepithel in weniger<br />

widerstandsfähiges Zylinderepithel um. Eine so veränderte Speiseröhre<br />

bezeichnet man als Barrettösophagus.<br />

Diese Umwandlung begünstigt die Entstehung von chronischen Blutungen und<br />

erhöht das Risiko Speisenröhrenkrebs zu entwickeln um den Faktor 50. Jedes<br />

dritte Speiseröhrenkarzinom ist Folge einer Refluxkrankheit und somit durch<br />

eine entsprechende Therapie vermeidbar!<br />

<strong>Ernährung</strong><br />

Erhöhung des Muskeltonus<br />

Oberstes Ziel der Behandlung ist die Steigerung des Druckgefälles zwischen<br />

Speiseröhre und Magen bzw. die Erhöhung des Muskeltonus des Speiseröhren-<br />

Schließmuskels. Um dies zu erreichen, sollten voluminöse und fettreiche<br />

Mahlzeiten vermieden werden (v.a. abends). Sinnvoller ist die Aufteilung der<br />

Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten (4-6).<br />

Zur Verminderung des gesteigerten Magendrucks sollte bestehendes<br />

Übergewicht abgebaut werden. Diese Maßnahme reicht bei milden Formen<br />

häufig aus, um die Symptome zu beseitigen oder zu lindern.<br />

Der Alkohol- und Koffeinkonsum sollte möglichst eingeschränkt werden, wobei<br />

die individuelle Verträglichkeit zu berücksichtigen ist. Auf extrem heiße und<br />

kalte Speisen und Getränke sowie auf Nikotin sollte möglichst ganz verzichtet<br />

werden.<br />

<br />

27


Weitere Maßnahmen<br />

Durch die Verwendung einer Kopfstütze oder eines zweiten Kopfkissens<br />

erreicht man eine aufrechtere Schlafposition, was die verstärkten Beschwerden<br />

in horizontaler Lage verringern kann.<br />

Maßnahmen zum Stressabbau können ebenfalls helfen das Krankheitsbild zu<br />

verbessern. Schließlich sollten alle Bewegung, die den Druck im Magen<br />

erhöhen (starke Bauchpresse, Bücken), vermieden werden.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen - Gastritis<br />

Definition<br />

Unter einer Gastritis versteht man eine akute oder chronische Entzündung der<br />

Magenschleimhaut, die durch organische Schäden der Magenschleimhaut<br />

gekennzeichnet ist. Die Diagnose kann daher nur mit Hilfe feingeweblicher<br />

(histologischer) Untersuchungen gestellt werden.<br />

Im Gegensatz dazu handelt es sich beim Reizmagen um subjektive<br />

Beschwerden in der Magengegend, bei denen keine organischen Schäden<br />

vorliegen. Als Auslöser werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten,<br />

Nahrungsmittelallergien und psychische Einflüsse diskutiert.<br />

Ursachen<br />

Schädigungen der Magenschleimhaut entstehen immer dann, wenn ein<br />

Ungleichgewicht zwischen schleimhautschützenden (z.B. Schleim- und<br />

Bicarbonatsekretion) und -schädigenden Mechanismen (verminderte<br />

Schleimhautdurchblutung, bakterielle Infektion, exogene Substanzen) vorliegt.<br />

Akute Gastritis<br />

Die akute Form der Gastritis entsteht häufig durch die Einwirkung von<br />

schleimhautschädigenden Substanzen wie z.B. Alkohol, Bakteriengiften oder<br />

Nicht-steroidalen Antirheumatika. Weitere Ursachen können Traumata (z.B.<br />

Verbrennungen) oder andere schwere Erkrankungen sein (z.B.<br />

Kreislaufschocks). Eine Sonderform stellt die Ätzgastritis nach Aufnahme<br />

starker Säuren oder Laugen dar.<br />

Nach der Beseitigung der auslösenden Grunderkrankung heilt die akute<br />

Gastritis in der Regel ohne bleibende Schäden aus.<br />

28


Chronische Gastritis<br />

Bei der chronischen Entzündung der Magenschleimhaut unterscheidet man je<br />

nach Ursache drei Formen, deren Häufigkeit in der folgenden Tabelle<br />

wiedergegeben ist.<br />

Gastritisform<br />

Häufigkeit<br />

Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis) 5 %<br />

Typ-B-Gastritis 80 %<br />

Typ-C-Gastritis 15 %<br />

Die Ursache der Typ-A-Gastritis liegt in einer Autoimmunerkrankung, also in<br />

einer Fehlreaktion des Immunsystems, die sich gegen körpereigenes Gewebe<br />

richtet. Hierbei werden Antikörper gegen die Belegzellen des Magens und den<br />

sogenannten Intrinsic Faktor gebildet. Dies schädigt die Zellen und führt zu<br />

einer verminderten Ausschüttung von Salzsäure und Intrinsic Faktor.<br />

Der Typ-B-Gastritis liegt eine bakterielle Besiedelung des Magens mit<br />

Helicobacter pylori (>90%) zugrunde, die ebenfalls die Säuresekretion<br />

vermindert. Dieses Bakterium kann im sauren Milieu des Magens überleben, da<br />

es mit Hilfe des Enzyms Urease aus Harnstoff Ammoniak bildet, wodurch die<br />

Säure neutralisiert wird.<br />

Auslöser der Typ-C-Gastritis sind chemische Verbindungen (Noxen), die die<br />

Entzündungen der Magenschleimhaut hervorrufen. Dazu zählen in erster Linie<br />

Alkohol, Medikamente (Nicht-steroidale Antirheumatika, Glucocorticoide) und<br />

Zigarettenrauch.<br />

Symptome<br />

Akute Gastritis<br />

▪ Schmerzen im Oberbauch<br />

▪ Übelkeit<br />

▪ Aufstoßen<br />

▪ Erbrechen<br />

▪ Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens<br />

▪ Appetitlosigkeit<br />

▪ Magenblutungen<br />

▪ Blähungen<br />

▪ unspezifische Verdauungsprobleme<br />

Chronische Gastritis<br />

Die chronische Gastritis verläuft in der Regel sehr symptomarm und<br />

unspezifisch. Wenn gleichzeitig die Symptome der akuten Form vorliegen,<br />

spricht man von einer chronisch aktiven Gastritis (siehe oben).<br />

Bei der Typ-A-Gastritis kommt es als Folge der fehlenden Sekretion von<br />

Intrinsic Faktor zu einer verminderten Resorption von Vitamin B12, was sich<br />

nach längerer Krankheitsdauer in einer speziellen Form der Blutarmut äußert<br />

(perniziöse Anämie).<br />

<br />

29


Risiken / Komplikationen<br />

Neben akuten Komplikationen wie z.B. Magenblutungen ist vor allem die<br />

erhöhte Anfälligkeit gegenüber Magenkrebs bei Patienten mit Typ-A- und Typ-<br />

B-Gastritis zu nennen, die sich auf die Mindersekretion von Salzsäure<br />

zurückführen lässt.<br />

<strong>Ernährung</strong>stherapie<br />

In der <strong>Ernährung</strong>stherapie beschränkt man sich heute darauf, die leichte<br />

Vollkost zu empfehlen. Die leichte Vollkost unterscheidet sich von der<br />

normalen Vollkost lediglich darin, dass die Lebensmittel, die<br />

Unverträglichkeiten auslösen, gemieden werden. Vorsicht ist bei Alkohol- und<br />

Kaffeegenuss geboten, individuelle (Un-) Verträglichkeiten sind dabei zu<br />

berücksichtigen.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen - Magengeschwür<br />

Definition<br />

Unter einem Magengeschwür versteht man gutartige Defekte der<br />

Magenwand, bei denen neben der Magenschleimhaut auch tiefere<br />

Wandschichten betroffen sind. Voraussetzung für die Entwicklung ist - im<br />

Gegensatz zum Magenkarzinom - die Anwesenheit von Magensäure und dem<br />

eiweißspaltenden Enzym Pepsin.<br />

Ist das Geschwür im Magen lokalisiert, spricht man von Ulcus ventriculi. Als<br />

Ulcus duodeni bezeichnet man hingegen Geschwüre des Zwölffingerdarms, die<br />

etwa 5mal häufiger vorkommen als Magengeschwüre, und an denen Männer<br />

wiederum 4mal häufiger leiden als Frauen.<br />

Ursachen<br />

Wie bei der Gastritis liegt die grundlegende Ursache des Magen- bzw.<br />

Zwölffingerdarmgeschwürs in einem Missverhältnis zwischen schleimhautschützenden<br />

und -zerstörenden Faktoren. Der negative Einfluss einer<br />

Besiedelung mit dem Bakterium Helicobacter pylori gilt bei Geschwüren des<br />

Zwölffingerdarms als gesichert, bei Magengeschwüren als sehr wahrscheinlich.<br />

Da jedoch nur ein geringer Anteil der Personen, die diesen Keim in sich tragen,<br />

ein Geschwür entwickeln, müssen weitere Ursachen in Betracht gezogen<br />

werden.<br />

30


Alkohol<br />

Obwohl alkoholische Getränke die Säure- und Pepsinsekretion im Magen<br />

fördern, wirken sie sich nicht negativ auf das Krankheitsbild aus. In bislang<br />

keiner epidemiologischen Studie konnte ein Einfluss von Alkohol auf<br />

Entstehung, Verlauf, Abheilung und Rückfallrate von Geschwüren im Magen-<br />

Darm-Trakt nachgewiesen werden.<br />

Kaffee<br />

Beim Kaffee ist es nicht allein das Koffein, sondern vor allem andere beim<br />

Röstprozess entstehende Substanzen, die die Säureproduktion fördern. Dies<br />

wird gestützt durch die Tatsache, dass nur bei hohem Kaffeekonsum - nicht bei<br />

anderen koffeinhaltigen Getränken - eine höhere Magengeschwürhäufigkeit<br />

festgestellt werden konnte.<br />

In welchem Ausmaß Kaffee die Krankheitsentstehung fördert bzw. die<br />

Abheilung verzögert, ist noch unklar. Bei Betroffenen verstärkt Kaffee häufig<br />

die Symptomatik, weshalb viele Patienten mit Magenproblemen ihren<br />

Kaffeegenuss einschränken.<br />

Gewürze<br />

Ein schädigender Effekt von Gewürzen konnte bislang nicht nachgewiesen<br />

werden. Entscheidend für deren Verwendung ist die individuelle Verträglichkeit.<br />

Gewürze, die des öfteren Probleme bereiten, sind Pfeffer, Paprika, Knoblauch,<br />

Meerrettich und scharfer Senf.<br />

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />

Eine hohe Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Linolsäure), die<br />

vor allem in bestimmten Pflanzenölen enthalten sind, scheint sich günstig auf<br />

das Krankheitsbild auszuwirken. Aus ihnen werden im Körper bestimmte<br />

Prostaglandine (PGE1, PGE2) gebildet, die die Durchblutung der Schleimhaut<br />

und damit deren Widerstandskraft fördern. Ulkuskranke weisen im<br />

Durchschnitt niedrigere Linolsäure-Konzentrationen im Unterhautfettgewebe<br />

auf als Gesunde.<br />

Weitere Ursachen<br />

▪ genetische Veranlagung<br />

▪ Medikamente (Nicht-steroidale Antirheumatika)<br />

▪ psychische Faktoren (depressive Grundhaltung, Stress)<br />

▪ hoher Kochsalzkonsum<br />

▪ überschießende Säuresekretion (bei Ulcus duodeni)<br />

▪ Störung der Magen-Darm-Peristaltik, dadurch Rückfluss von Gallenflüssigkeit<br />

▪ verminderte Ausschüttung von neutralisierendem Bicarbonat<br />

▪ Nikotin (durch Steigerung der nächtlichen Säuresekretion)<br />

Symptome<br />

Beim Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwür liegen zum Teil keine oder nur<br />

<br />

31


sehr unspezifische Beschwerden vor. In der folgenden Aufzählung finden sich<br />

Symptome, die häufig beobachtet werden.<br />

▪ Oberbauchschmerzen<br />

▪ Blutungen (unsichtbar oder als schwarzer Stuhl)<br />

▪ Appetitlosigkeit<br />

▪ Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />

▪ Erbrechen (als Zeichen einer Abflussstörung oder einer ausgeprägten<br />

Narbenbildung)<br />

▪ in den Rücken ausstrahlender Schmerz als Zeichen eines<br />

Geschwürdurchbruchs (siehe unten)<br />

Der Einfluss der Nahrungsaufnahme ist sehr unterschiedlich. Während beim<br />

einen Teil der Patienten die Symptomatik verstärkt wird, wirkt sich die<br />

Aufnahme von Lebensmitteln bei anderen schmerzlindernd aus.<br />

Risiken / Komplikationen<br />

▪ Blutungen aus dem Geschwür, dadurch eventuell Blutarmut<br />

▪ Durchbruch eines Geschwürs durch die Magenwand (Perforation) in die freie<br />

Bauchhöhle<br />

▪ Durchbruch eines Geschwürs in ein benachbartes Organ (Penetration), z.B. in<br />

die Bauchspeicheldrüse<br />

▪ Narbenbildung, dadurch eventuell Verengungen, Passagestörungen und<br />

Störungen der Peristaltik<br />

<strong>Ernährung</strong>stherapie<br />

Leichte Vollkost<br />

Die <strong>Ernährung</strong>stherapie entspricht im wesentlichen einer leichten Vollkost. Das<br />

bedeutet, dass der Patient alles essen kann, was er individuell verträgt.<br />

Entgegen früherer Meinung wird bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren<br />

heute keine ballaststoffarme <strong>Ernährung</strong> verordnet, da gezeigt werden konnte,<br />

dass diese Schonkosten bzw. Ulkusdiäten wirkungslos sind.<br />

Eine hohe Ballaststoffzufuhr (Vollkornprodukte, Kartoffeln, Gemüse) ist sogar<br />

erwünscht! Zwar kann dadurch die Heilung eines Geschwürs nicht verbessert<br />

werden, Rückfälle (Rezidive) treten jedoch unter ballaststoffreicher Kost<br />

seltener auf. Dies beruht wahrscheinlich auf der Bindung von Gallensäuren.<br />

Scharfe Speisen und Gewürze sollten bei neu entdeckten Geschwüren<br />

gemieden werden, ebenso ein übermäßiger Kaffeekonsum. Als Richtlinie gelten<br />

maximal zwei Tassen Kaffee (auch entkoffeinierter) pro Tag. Individuelle (Un-)<br />

Verträglichkeiten sind zu berücksichtigen.<br />

Obwohl ein positiver Effekt von mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />

angenommen wird, gibt es keine besonderen Empfehlungen für die<br />

Fettsäurezufuhr, sie entsprechen denen einer gesunden vollwertigen<br />

<strong>Ernährung</strong>.<br />

Bei der Gabe von sogenannten H2-Rezeptor-Antagonisten sollte auf eine<br />

Spätmahlzeit verzichtet werden. Dies würde die Säureproduktion in der Nacht<br />

erhöhen, den pH-Wert des Magens senken und damit die Heilung des<br />

Geschwürs verzögern.<br />

Weitere Maßnahmen<br />

32


Durch die Gabe von H2-Rezeptor-Antagonisten in Kombination mit Antibiotika<br />

kann der Besiedelung mit dem Bakterium Helicobacter pylori<br />

entgegengewirkt und das erneute Auftreten der Erkrankung verhindert werden.<br />

▪ Aufgabe des Rauchens<br />

Abbau von Stress<br />

Magen-Darm-Erkrankungen - Magenkrebs /<br />

Magenkarzinom<br />

Definition<br />

Beim Magenkrebs (Magenkarzinom) handelt es sich um eine bösartige<br />

Geschwulst der Magenschleimhaut, die sich in tiefere Schichten der<br />

Magenwand ausbreiten kann. Das Karzinom kann im Laufe der Entwicklung<br />

auch Nachbarorgane und Lymphknoten befallen.<br />

Häufigkeit<br />

Magenkarzinome treten global in unterschiedlicher Häufigkeit auf. In den<br />

westlichen Industrieländern hat das Auftreten in den letzten Jahren stark<br />

abgenommen, während es z.B. in Japan weiterhin sehr häufig ist. Vermutlich<br />

sind <strong>Ernährung</strong>sfaktoren dafür verantwortlich. Als magenkrebsbegünstigend<br />

werden eine schlechte Lebensmittelhygiene, ein hoher Verzehr an gesalzenem,<br />

gepökeltem und geräuchertem Fleisch und Fisch und ein hoher<br />

Kochsalzkonsum angesehen.<br />

Ursachen<br />

Grundsätzlich wirken solche Faktoren magenkrebsfördernd, die das<br />

Abwehrsystems des Magens schwächen, die Durchblutung des Magens<br />

herabsetzen oder die Magensaftbildung und -sekretion reduzieren.<br />

Die chronische Gastritis (vor allem Typ B) gilt als Vorbote des<br />

Magenkarzinoms, da durch sie die Magensaftsekretion reduziert wird und<br />

dadurch eine Besiedlung mit Keimen erleichtert wird.<br />

Lebensmittelhygiene<br />

Bei mangelnder Lebensmittelhygiene wird die Besiedlung der<br />

Magenschleimhaut mit dem Keim Helicobacter pylori begünstigt, woraus<br />

dann eine chronische Gastritis entstehen kann.<br />

Geräucherte Lebensmittel<br />

Die Teerbestandteile, die sich beim Räuchern von Fisch und Fleisch auf den<br />

<br />

33


Lebensmitteln niederschlagen, haben ein starkes krebserregendes Potential.<br />

Heutige Räucherverfahren laufen jedoch schonender ab als früher, bei<br />

Temperaturen zwischen 600 und 700° C, wodurch Kanzerogene wie z.B.<br />

Benzpyrene in geringerem Ausmaß gebildet werden.<br />

Nitrat / Nitrit<br />

Bei unzureichender Magensaftsekretion können sich verstärkt solche Keime<br />

ansiedeln, die das mit der Nahrung aufgenommene Nitrat in Nitrit umwandeln,<br />

aus dem dann die stark krebserregenden Nitrosamine gebildet werden können.<br />

Gepökelte Lebensmittel weisen einen hohen Nitritgehalt auf. Außerdem<br />

enthalten sie viel Salz, das gleichermaßen die Bildung von Magenkrebs fördern<br />

kann.<br />

Kochsalz<br />

Eine sehr salzreiche <strong>Ernährung</strong> begünstigt mit hoher Wahrscheinlichkeit die<br />

Magenkarzinomentstehung, vor allem durch die Bildung einer chronischen<br />

Gastritis im Vorwege. In solchen Ländern, in denen sehr salzreich gegessen<br />

wird, wie in Japan und China, ist die Magenkrebshäufigkeit am höchsten.<br />

Weitere Risikofaktoren<br />

▪ andere Magenerkrankungen<br />

▪ Entfernung eines Teil des Magens<br />

Symptome<br />

Die Beschwerden ähneln denen des Magengeschwürs:<br />

▪ Gewichtsabnahme<br />

▪ Leibschmerzen<br />

▪ Erbrechen<br />

▪ Völlegefühl<br />

▪ Nahrungsverweigerung<br />

Die Symptome sind jedoch zu Beginn meist gering und uncharakteristisch, so<br />

dass die Diagnose oft sehr spät gestellt wird und die Überlebensrate dann eher<br />

gering ist. Besser wäre es, das so genannte Frühkarzinom zu erkennen, das<br />

aber noch kaum Symptome zeigt.<br />

Komplikationen /Komplikationen<br />

Da im Zuge des Tumorwachstums auch benachbarte Organe betroffen werden<br />

können, kann auch deren Funktion gestört werden. Es kann weiterhin zum<br />

Verschluss oder zum Eröffnen von Gefäßen (Blutung), zu Verengungen und<br />

Durchbrüchen im Magen-Darm-Trakt und zu einer gestörten<br />

Nährstoffaufnahme kommen.<br />

Sehr gefährlich sind sogenannte Metastasen (Tochtergeschwülste), die sich an<br />

anderen Organen (hier vor allem an Lymphknoten) bilden und dort<br />

weiterwachsen.<br />

34


Therapie<br />

Die einzige Therapie des Magenkarzinoms ist die partielle oder vollständige<br />

Entfernung des Magens.<br />

Prävention durch <strong>Ernährung</strong><br />

Der Entstehung von Magenkrebs kann durch die <strong>Ernährung</strong> vorgebeugt<br />

werden. Vitamin C und Vitamin E hemmen die Bildung von Nitrosaminen im<br />

Magen, die ja maßgebliche Risikofaktoren für die Krankheit darstellen. Ebenso<br />

scheint Beta-Carotin der Tumorentstehung entgegenzuwirken.<br />

Zur Prävention von Magenkrebs sollte also:<br />

▪ eine optimale Versorgung mit den Vitaminen C und E, sowie mit Beta-Carotin<br />

durch einen hohen Obst- und Gemüseverzehr sichergestellt werden,<br />

▪ der Verzehr von gesalzenen, gepökelten und geräucherten Lebensmitteln<br />

(z.B. Speck, Schinken, Kassler, Pökelfleisch, Räucherfisch) reduziert<br />

werden,<br />

▪ insgesamt der Kochsalzkonsum eingeschränkt werden (Tipps zur<br />

kochsalzarmen <strong>Ernährung</strong>),<br />

▪ eine gute Lebensmittelhygiene gewährleistet sein.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen - Darmkrebs<br />

Vorbemerkung<br />

Da die Bildung von Karzinomen im Dünndarm ausgesprochen selten ist, wird<br />

im folgenden nur auf den häufigeren Dickdarmkrebs eingegangen.<br />

Definition<br />

Mit Dickdarmkrebs - auch kolorektales Karzinom genannt - wird das Wachstum<br />

eines bösartigen Tumors im Dickdarm bezeichnet. Betroffen sind in der Regel<br />

die Abschnitte Kolon (Grimmdarm) und Rektum (Mastdarm oder Enddarm).<br />

Das kolorektale Karzinom entwickelt sich meist aus gutartigen Polypen<br />

(Adenomen) aus der Darmschleimhaut heraus. Diese Geschwülste verursachen<br />

allerdings keine Krankheitszeichen, weshalb das Auftreten von Beschwerden<br />

für ein bereits fortgeschrittenes Krankheitsstadium spricht.<br />

Häufigkeit<br />

Darmkrebs ist in Deutschland der häufigste bösartige Tumor des Magen-Darm-<br />

Trakts und nach Lungenkrebs (bei Männern) und Brustkrebs (bei Frauen) die<br />

zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland, und zwar mit 25,5 Toten pro<br />

100 000 Einwohner pro Jahr.<br />

Am häufigsten tritt die Erkrankung in den westlichen Industriestaaten auf, was<br />

sehr wahrscheinlich auf die <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten zurückzuführen ist. In<br />

solchen Ländern, in denen traditionell viele komplexe Kohlenhydrate,<br />

<br />

35


Ballaststoffe und Antioxidantien, und vergleichsweise wenig Fett, raffinierte<br />

Kohlenhydrate und tierisches Protein aufgenommen werden, ist das Auftreten<br />

von Darmkarzinomen relativ selten. Dies trifft auf die meisten afrikanischen,<br />

asiatischen und südamerikanischen Ländern zu.<br />

Ursachen<br />

<strong>Ernährung</strong><br />

Es ist naheliegend, dass die <strong>Ernährung</strong> bei der Darmkrebsentstehung eine<br />

entscheidende Rolle spielt. Eine fettreiche und ballaststoffarme <strong>Ernährung</strong><br />

stellt einen Risikofaktor dar, es gibt aber gleichzeitig auch<br />

Nahrungsinhaltsstoffe, die eine schützende Wirkung besitzen.<br />

Verdauung<br />

Je länger der Stuhl im Darm verweilt und je länger darin enthaltene<br />

krebserregende Substanzen - aus der Nahrung oder im Darm gebildet - die<br />

Darmschleimhaut berühren, desto größer ist das Risiko der Entstehung eines<br />

Dickdarmtumors. Eine wichtige Vorsorgemaßnahme wäre also Verstopfungen<br />

zu vermeiden.<br />

Dies kann hauptsächlich erleichtert werden durch:<br />

▪ eine ausreichende Ballaststoffzufuhr<br />

▪ einer ausreichenden Aufnahme an Trinkflüssigkeit, am besten Wasser<br />

▪ viel Bewegung<br />

Fett<br />

Der Nährstoff Fett trägt maßgeblich zur Entstehung eines kolorektalen<br />

Karzinoms bei. Dies gilt als so gut wie gesichert.<br />

Bei hohem Fettverzehr kommt es infolge einer gesteigerten Gallensekretion zu<br />

einem vermehrten Übertritt von Gallensäuren in den Dickdarm. Die<br />

Darmbakterien verstoffwechseln diese Gallensäuren, wobei Stoffe entstehen,<br />

die krebserregend (kanzerogen) wirken. Vermutlich ändert sich bei einer<br />

fettreichen <strong>Ernährung</strong>sweise auch die Keimflora insofern, als sich solche<br />

Keimgruppen vermehren, die Gallensäuren abbauen und somit verstärkt<br />

Kanzerogene produzieren.<br />

Ebenfalls eine Rolle spielt die Zusammensetzung des Fettes. Gesättigte Fette<br />

tierischen Ursprungs oder mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäuren (z.B.<br />

Maiskeimöl) fördern die Krebsentstehung stärker als pflanzliche gesättigte und<br />

einfach ungesättigte Fette (z.B. Olivenöl). Mehrfach ungesättigte Omega-3-<br />

Fettsäuren, die vorwiegend im Fischöl enthalten sind, wirken sogar schützend,<br />

indem sie die Bildung von Polypen der Dickdarmschleimhaut hemmen.<br />

Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate<br />

Ein geringer Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln geht mit einem<br />

verstärkten Auftreten von Dickdarmkarzinomen einher.<br />

Folgende schützende Wirkungen von Ballaststoffen werden diskutiert:<br />

▪ Durch eine ballaststoffreiche Kost wird die Passagezeit durch den Dickdarm<br />

verkürzt, wodurch potentielle Kanzerogene (wie aus Gallensäuren<br />

gebildete Stoffe) kürzer mit der Darmschleimhaut in Kontakt sind.<br />

▪ Ballaststoffe vergrößern das Stuhlvolumen durch Bindung von Wasser,<br />

wodurch Kanzerogene verdünnt werden. Außerdem können sie diese<br />

binden, so dass solche schädlichen Stoffe weniger mit der<br />

Darmschleimhaut in Berührung kommen.<br />

36


▪ Wenn den Darmbakterien reichlich Ballaststoffe zur Fermentation zur<br />

Verfügung stehen, ändert sich die Zusammensetzung der Darmflora, die<br />

dann insgesamt weniger Kanzerogene produziert.<br />

▪ Bei dem bakteriellen Abbau von Kohlenhydraten entstehen im Dickdarm<br />

kurzkettige Fettsäuren, die der Krebsentstehung entgegenwirken und<br />

das Wachstum von Karzinomzellen hemmen.<br />

Proteine<br />

Ein hoher Fleischkonsum steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko<br />

an Dickdarmkrebs zu erkranken. Neben der Wirkung des Fettes scheint der<br />

hohe Proteingehalt eine zusätzliche Rolle zu spielen.<br />

Bei hoher Proteinzufuhr treten vermehrt Proteine und andere Eiweißstoffe in<br />

den Dickdarm über. Diese werden von den Darmbakterien zu Ammoniak<br />

abgebaut, das die Krebsentwicklung begünstigt. Bei einer ballaststoff- und<br />

stärkereichen Kost wird dieser Ammoniak von der Keimflora wieder zu<br />

Proteinen aufgebaut und damit unschädlich gemacht, ein weiterer protektiver<br />

Effekt der Ballaststoffe.<br />

Calcium<br />

Bei Bevölkerungsgruppen mit hoher Calciumzufuhr findet sich eine<br />

vergleichsweise geringe Häufigkeit von Kolonkarzinomen.<br />

Das mit der Nahrung aufgenommene Calcium wird nur zu 30% resorbiert, also<br />

in den Körper aufgenommen. Folglich gelangt der Großteil in den Dickdarm, wo<br />

das Calcium vermutlich an Gallensäuren und langkettige Fettsäuren<br />

(potentielle krebserregende Stoffe) bindet und damit deren Wirkung aufhebt.<br />

Pflanzensterine<br />

Pflanzensterine (Phytosterine) sind das pflanzliche Pendant zum Cholesterin.<br />

Im Tiermodell vermindern Pflanzensterine die Rate an Kolonkarzinomen. Beim<br />

Menschen finden sich bei Gruppen, die einen hohen Gehalt an Pflanzensterinen<br />

im Stuhl haben (vor allem Vegetarier), ein verringertes Risiko für<br />

Dickdarmkrebs.<br />

Vitamine<br />

Vermutlich haben Vitamin C und Vitamin D eine schützende Wirkung auf die<br />

Entstehung und Entwicklung von Kolonkrebs.<br />

Alkohol<br />

Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass - speziell für das Rektumkarzinom<br />

(Enddarmkrebs) - ein hoher Alkoholkonsum einen Risikofaktor darstellt.<br />

Die hier genannten <strong>Ernährung</strong>sfaktoren dürfen nicht isoliert betrachtet werden,<br />

da sich die verschiedenen Nahrungsinhaltsstoffe gegenseitig beeinflussen und<br />

die Wirkungen dadurch modifiziert werden.<br />

Vererbung<br />

Genetische Faktoren spielen bei den meisten Darmkrebsfällen eine<br />

untergeordnete Rolle. Eine gewisse Veranlagung für die Erkrankung kann<br />

allerdings vererbt werden, da auch familiäre Häufungen auftreten.<br />

Es existieren seltene Gendefekte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit - schon in<br />

jungen Jahren - einen Darmkrebs zur Folge haben.<br />

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen<br />

Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist das Risiko an einem Darmkrebs zu<br />

erkranken höher als bei der Normalbevölkerung.<br />

<br />

37


Darmpolypen<br />

Vorhandene Darmpolypen sind meist Vorläufer eines kolorektalen Karzinoms.<br />

Wenn sie entdeckt werden, können sie mit dem Endoskop vollständig entfernt<br />

werden. Die Früherkennung ist daher entscheidend.<br />

Symptome<br />

Die Beschwerden bei Dickdarmkrebs treten erst spät auf. Viele Patienten haben<br />

zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits Metastasen (Tochtergeschwülste),<br />

die häufig in der Leber zu finden sind.<br />

Verdächtige körperliche Zeichen sind:<br />

▪ Änderungen in Häufigkeit und Art der Stuhlentleerung. Es kann zu einem<br />

Wechsel von Verstopfung und Durchfall sowie zu vermehrtem Stuhldrang<br />

kommen<br />

▪ Blutbeimengungen im Stuhl, meist nicht sichtbar (okkult)<br />

▪ Eisenmangelerscheinungen aufgrund von Blutverlusten durch den Darm<br />

führen zu Müdigkeit und Schwäche<br />

▪ Bauchschmerzen und -krämpfe<br />

▪ Gewichtsverlust<br />

Früherkennung<br />

Da der Dickdarmkrebs sehr langsam wächst und die Symptome meist erst in<br />

einem fortgeschritteneren Stadium auftreten, kommt der Früherkennung eine<br />

entscheidende Bedeutung zu.<br />

Ab dem 45. Lebensjahr sollten einmal im Jahr Früherkennungsuntersuchungen<br />

durchgeführt werden. Diese bestehen aus einer Abtastung des Enddarms durch<br />

den Arzt und einer Untersuchung des Stuhls auf unsichtbare<br />

Blutbeimengungen (Haemoccult-Test). Der Nachweis von okkultem Blut kann<br />

aber auch andere Ursachen haben.<br />

Die Durchführung einer Spiegelung der unteren Anteile des Dickdarms<br />

(Rektosigmoidoskopie) ist ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll. Es wird für<br />

Menschen ab 50 weiterhin empfohlen, alle 10 Jahre eine komplette<br />

Dickdarmspiegelung (totale Koloskopie) durchführen zu lassen und<br />

Gewebeproben aus verdächtigen Arealen entnehmen und untersuchen zu<br />

lassen.<br />

Diese Maßnahmen geben mit ziemlich großer Sicherheit Auskunft darüber, ob<br />

ein Dickdarmkrebs vorliegt oder nicht.<br />

Sind in der Familie schon Dickdarmkrebsfälle aufgetreten, sollten<br />

Früherkennungsmaßnahmen schon in jüngeren Jahren und in kürzeren<br />

Abständen getroffen werden.<br />

38


Therapie<br />

Die Therapie der Wahl ist die Operation.<br />

Je nach Ort und Stadium des Karzinoms müssen Teile des Darm oder auch der<br />

gesamte untere Darmbereich entfernt werden. Liegt der Tumor mehr als 8 cm<br />

oberhalb des Schließmuskels, kann der natürliche Darmausgang erhalten<br />

bleiben, bei tieferer Lage wird ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter)<br />

angelegt. Ergänzend wird eine Chemotherapie, speziell beim Mastdarmkrebs<br />

(Rektumkarzinom) auch eine Strahlentherapie durchgeführt. Auch Metastasen<br />

werden operativ entfernt.<br />

Die Heilungschancen beim Dickdarmkrebs haben in den letzten 40 Jahren<br />

kontinuierlich zugenommen. In über der Hälfte der Fälle gilt er als heilbar.<br />

Prävention durch <strong>Ernährung</strong><br />

Da die <strong>Ernährung</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit einen großen Beitrag zur<br />

Krebsentstehung im Dickdarm spielt (siehe "Ursachen"), wurden von der<br />

Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> und anderen nationalen und<br />

internationalen Gremien "<strong>Ernährung</strong>sempfehlungen zur Verminderung des<br />

Krebsrisikos" formuliert:<br />

▪ Gemüse und Vollkornprodukte sollten in größeren Mengen verzehrt werden<br />

und zum Hauptbestandteil der <strong>Ernährung</strong> werden.<br />

▪ Fisch und Geflügel sollten gegenüber rotem Fleisch bevorzugt werden.<br />

▪ Der Alkoholkonsum sollte die Menge von 20 g/Tag nicht übersteigen.<br />

▪ Eine exzessive Energieaufnahme sollte vermieden werden.<br />

Zu körperlicher Aktivität wird geraten.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen - Pankreatitis<br />

Definition<br />

Bei der Pankreatitis handelt es sich um entzündliche Erkrankungen der<br />

Bauchspeicheldrüse. Man unterscheidet zwei Formen:<br />

▪ akute Pankreatitis<br />

▪ chronische / chronisch rezidivierende Pankreatitis<br />

Aktute Pankreatitis<br />

Die akute Pankreatitis wird durch eine plötzlich einsetzende Selbstverdauung<br />

(Autodigestion) der Bauchspeicheldrüse ausgelöst, die auf eine Aktivierung von<br />

inaktiven Verdauungsenzymen zurückzuführen ist. Es ist eine sehr<br />

schmerzhafte und schwere Erkrankung, die stationär behandelt werden muss.<br />

Unterschieden wird zwischen einer ödematösen (Ansammlung von Wasser)<br />

und einer hämorrhagisch-nekrotisierenden (Blutungen, lokaler Gewebstod)<br />

Verlaufsform. Bei der ödematösen Form treten in der Regel keine<br />

<br />

39


Komplikationen auf. Die hämorrhagisch-nekrotisierende Verlaufsform kann<br />

hingegen mit einer hohen Sterblichkeit einhergehen.<br />

Auslöser<br />

Hauptursachen für eine akute Pankreatitis sind vor allem Alkoholmissbrauch<br />

und Gallenerkrankungen. Bei Kindern kann eine akute Pankreatitis außerdem<br />

durch virale Erkrankungen ausgelöst werden.<br />

Symptome<br />

In erster Linie treten plötzlich schwere Oberbauchschmerzen auf. Weitere<br />

auftretende Symptome und ihre Stärke sind vom Ausmaß der<br />

Bauchspeicheldrüsen-Zerstörung abhängig.<br />

▪ Blutdruckabfall<br />

▪ Darmlähmung (Ileus)<br />

▪ Beeinträchtigung der Nierenfunktion<br />

▪ Erhöhung des Blutzuckers (ein Diabetes in Folge einer akuten Pankreatitis ist<br />

jedoch selten)<br />

▪ erhöhte Serumkonzentrationen der Pankreasenzyme Amylase und Lipase<br />

▪ Wasseransammlungen (Ödeme)<br />

▪ Austreten von Flüssigkeiten (Exsudationen)<br />

▪ Fettgewebsnekrosen<br />

Therapie<br />

Bei einer Pankreatitis sollte zur Behandlung eine Ruhigstellung des Organs<br />

erfolgen. Dies wird am besten durch Nahrungskarenz erreicht. Die<br />

Wiedereinführung der Nahrung erfolgt durch einen Stufenplan:<br />

▪ Stufe 1: Nahrungskarenz; keine orale Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr<br />

▪ Stufe 2: Kohlenhydrate; gesüßter Tee, Zwieback, Schleimsuppe<br />

▪ Stufe 3: fettarmes Protein; Magermilchprodukte, Weißbrot, Fleisch und Fisch<br />

(fettarm)<br />

▪ Stufe 4: Ballaststoffe; ballaststoffreiche Lebensmittel, Kartoffeln, Gemüse,<br />

größere Portionen<br />

▪ Stufe 5: Fettzulage in kleinen Portionen; Käse und Milch (fettarm), Ei, Fleisch<br />

und Fisch<br />

▪ Stufe 6: leichte Vollkost; Vollkornprodukte, keine Rohkost, keine blähenden<br />

Gemüse und Hülsenfrüchte; 6 – 8 kleine Mahlzeiten, die schonend<br />

zubereitet sein sollten: Garen und Dünsten, Braten mit wenig Fett<br />

Nach dem Abklingen der Symptome wird in der Regel eine sogenannte leichte<br />

Vollkost verordnet. Das bedeutet, dass der Patient alles das essen kann, was<br />

er individuell verträgt. Weitere Informationen zu leichten Vollkost sowie eine<br />

Liste mit geeigneten und weniger geeigneten Lebensmitteln finden Sie im<br />

Kapitel "Morbus Crohn". Diese Auflistung ist jedoch nicht als Verbotsliste zu<br />

verstehen, sondern als Grundlage für eigene Erfahrungswerte. Möglichst<br />

verzichtet werden sollte lediglich auf Alkohol.<br />

40


Chronische Pankreatitis<br />

Im Rahmen einer chronischen Pankreatitis kommt es zu einer Zerstörung des<br />

Drüsenapparats der Bauchspeicheldrüse. Dies äußert sich sowohl in einer<br />

fehlenden Sekretion von Verdauungsenzymen (exokrine Funktion), als auch in<br />

der unzureichenden Produktion von Bauchspeicheldrüsenhormonen wie z.B.<br />

dem Insulin (endokrine Funktion).<br />

Ursachen<br />

Bei Erwachsenen sind wie auch bei der akuten Pankreatitis Alkoholmissbrauch<br />

und Gallenerkrankungen die häufigste Ursache. Zusätzlich kann die chronische<br />

Pankreatitis auch durch Mangelernährung (Malnutrition) ausgelöst werden. Bei<br />

Kindern ist meist eine Mukoviszidose die Ursache.<br />

Symptome<br />

Die chronische Pankreatitis ist im Anfangsstadium meist symptomlos.<br />

Oberbauchschmerzen wie bei der akuten Verlaufsform treten vereinzelt auf.<br />

Mit zunehmender Zerstörung des Drüsenapparats kommt es zu einer<br />

diabetischen Stoffwechsellage und Verdauungsstörungen, in deren Folge es zu<br />

▪ Gewichtsabnahme<br />

▪ Fettstuhl (Steatorrhö)<br />

▪ Durchfall<br />

▪ Meteorismus (verstärkte Blähungen)<br />

kommen kann.<br />

Therapie<br />

Bei einer chronischen Pankreatitis sollte die Nahrung leicht verdaulich, reich an<br />

Kohlenhydraten und fettarm sein. Schwer verdauliche Speisen sind zu meiden<br />

(siehe leichte Vollkost). Häufig werden mehrere kleine Mahlzeiten besser<br />

vertragen als wenige voluminöse.<br />

Wenn trotz Reduktion der Fettzufuhr Fettstühle auftreten, kann der Einsatz von<br />

Spezialfetten (Mittelkettige Fettsäuren, MCT) angezeigt sein. Auf eine<br />

ausreichende Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) ist zu<br />

achten. Weiterhin wird eine lebenslange Alkoholkarenz gefordert.<br />

Die Durchführung des Stufenplans bzw. der <strong>Ernährung</strong> bei chronischer<br />

Pankreatitis sollte stets mit einem Arzt und einer <strong>Ernährung</strong>sfachkraft<br />

abgesprochen werden.<br />

<br />

41


<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - Definition / Theorie<br />

Was ist vollwertige <strong>Ernährung</strong>?<br />

Definition<br />

Bei der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> werden Lebensmittel und Getränke sorgfältig<br />

und bewusst gesund ausgewählt, schonend zubereitet und möglichst wenig<br />

behandelt verzehrt.<br />

Bei dieser <strong>Ernährung</strong>sweise werden keine Kalorien und Nährstoffe berechnet,<br />

sondern die Empfehlungen beziehen sich auf ganze Lebensmittel. Wir kaufen<br />

und essen ja nicht einzelne Nährstoffe, sondern Lebensmittel.<br />

Die vollwertige <strong>Ernährung</strong> verknüpft in idealer Weise altbewährte Erfahrungen<br />

mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.<br />

Und zu guter Letzt: <strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> schmeckt!<br />

Unterschied zur <strong>Vollwert</strong>ernährung<br />

Die vollwertige <strong>Ernährung</strong> nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft<br />

für <strong>Ernährung</strong> (DGE) unterscheidet sich in einigen Punkten vom Konzept der<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> nach Prof. Leitzmann und Mitarbeitern.<br />

Die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> empfiehlt nicht nur eine gesunderhaltende<br />

<strong>Ernährung</strong>sweise wie es die DGE tut. Sie bezieht zusätzlich zu den<br />

<strong>Ernährung</strong>sempfehlungen technologische, soziale und ökologische Aspekte bei<br />

der Bewertung von Lebensmitteln mit ein. So ergeben sich abweichende<br />

Empfehlungen in den Auswahlkriterien.<br />

Hier finden Sie nähere Informationen zur <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong>.<br />

Warum vollwertig essen und trinken?<br />

Eine sinnvoll zusammengesetzte <strong>Ernährung</strong> ist eine wichtige Voraussetzung,<br />

um körperlich und geistig gesund und leistungsfähig zu sein. Der Organismus<br />

erhält so die notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge, die er für alle<br />

seine Funktionen braucht. Die Nahrung sollte alle diese Nährstoffe in<br />

ausreichender Menge enthalten.<br />

Eine falsch zusammengesetzte <strong>Ernährung</strong> wird dieser Aufgabe nicht gerecht<br />

und kann zu ernährungsabhängigen Erkrankungen führen. Die Folgen falschen<br />

<strong>Ernährung</strong>sverhaltens werden meist nicht in näherer Zukunft spürbar, sondern<br />

oft erst nach Jahrzehnten. In Industrieländern sind ernährungsabhängige<br />

Erkrankungen heutzutage für einen Großteil der Todesfälle mitverantwortlich,<br />

in vielen Fällen sogar alleinverantwortlich.<br />

Folgende Tabelle gibt eine Überblick über die häufigsten<br />

Stoffwechselerkrankungen und deren Bezug zur <strong>Ernährung</strong>.<br />

42


Erkrankung/Störung<br />

Verstopfung<br />

Erhöhte Blutfette<br />

Diabetes mellitus<br />

(Zuckerkrankheit)<br />

Bluthochdruck<br />

Arteriosklerose<br />

Übergewicht<br />

Gicht<br />

Karies<br />

Begünstigende Faktoren/Mangel an<br />

Ballaststoffen<br />

Cholesterin, übermäßige Fettzufuhr, Alkohol<br />

Übergewicht, Bewegungsmangel<br />

Übergewicht, Überernährung, Alkohol, Kochsalz<br />

Übergewicht, Überernährung, erhöhte Blutfette,<br />

Rauchen<br />

Überernährung, mangelnde Bewegung, Alkohol<br />

Überernährung, purinreiche Lebensmittel, Alkohol<br />

einfache Kohlenhydrate (z.B. Zucker), mangelnde<br />

Zahnhygiene<br />

Nach heutigen Erkenntnissen bietet eine vollwertige <strong>Ernährung</strong> die besten<br />

Voraussetzungen für eine optimale körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />

und trägt damit entscheidend zum Wohlbefinden bei.<br />

Ziele<br />

Die optimale Versorgung des Körpers mit allen lebensnotwendigen<br />

Nahrungsinhaltsstoffen wie Eiweiß, Fett, Kohlenhydraten, Ballaststoffen,<br />

Vitaminen, Mineralstoffen und sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Dies<br />

hat zur Folge:<br />

▪ Gesunderhaltung durch optimale Ausbildung von Abwehrkräften gegenüber<br />

Krankheiten<br />

▪ Optimale Leistungsfähigkeit<br />

▪ Aktivierung der Verdauungsorgane (überwiegend durch Ballaststoffe)<br />

<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - 10 Regeln der DGE<br />

Grundsätze der vollwertigen <strong>Ernährung</strong><br />

<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> ist nicht - wie viele glauben - eine "bittere Medizin" oder<br />

"karge Körnerkost". <strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> ist vielmehr eine sehr schmackhafte<br />

Küche, die immer mehr Anhänger findet.<br />

In der Regel ist sie vielseitiger und abwechslungsreicher als die so genannte<br />

"gutbürgerliche Küche". Sie bietet eine Fülle von Möglichkeiten, alles was Feld<br />

und Garten zu bieten haben, zu leckeren und gesunden Gerichten zu<br />

verarbeiten.<br />

Folgende Grundsätze sind bei der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> zu beachten:<br />

▪ Eine vollwertige <strong>Ernährung</strong> sollte in ihrem Energiegehalt den individuellen<br />

Energiebedarf berücksichtigen.<br />

▪ Sie sollte alle lebensnotwendigen (essentiellen) Nährstoffe in ausreichender<br />

Menge enthalten und den Nährstoffbedarf decken.<br />

<br />

43


▪ Bei der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> gibt es keine Ge- oder Verbote, sondern<br />

Empfehlungen, bestimmte Produkte zu bevorzugen und andere eher zu<br />

meiden.<br />

▪ Eine vollwertige <strong>Ernährung</strong> besteht zum Großteil aus pflanzlichen<br />

Lebensmitteln wie z.B. Brot, Getreidegerichten, Kartoffeln,<br />

Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst.<br />

▪ Die vollwertige <strong>Ernährung</strong> kann mit Fleisch oder aber als vegetarische<br />

Kostform - ohne Fleisch - praktiziert werden (dann bezeichnet man sie<br />

als "ovo-lakto-vegetabil" = mit Eiern und Milchprodukten).<br />

▪ Abwechslungsreich, vielseitig und ausgewogen sollte sie sein, damit die<br />

Zufuhr aller notwendiger Substanzen gewährleistet ist.<br />

▪ Verwendet werden sollen nur qualitativ hochwertige Lebensmittel, möglichst<br />

in frischer bzw. tiefgekühlter Form.<br />

Die 10 Regeln der DGE<br />

Die folgenden Empfehlungen sind nach den neuen 10 Regeln (Stand 2004) für<br />

eine vollwertige <strong>Ernährung</strong> der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE)<br />

zusammengestellt.<br />

Vielseitig essen<br />

Die Nahrungsmenge (Energiegehalt) sollte Ihrem Bedarf angemessen sein,<br />

damit Sie weder über- noch untergewichtig werden. Nähere Informationen<br />

hierzu finden Sie auf den Seiten zum Thema Adipositas (Übergewicht).<br />

Je vielfältiger die Speisen und Mahlzeiten zusammengesetzt sind, um so mehr<br />

Nährstoffe erhalten Sie.<br />

Kein Lebensmittel liefert alle Nährstoffe in ausreichender Menge. Damit der<br />

Körper alle Nährstoffe erhält, müssen die Lebensmittel kombiniert werden. Wie<br />

das in der Praxis möglich ist, erfahren Sie auf der Seite praktische<br />

<strong>Ernährung</strong>stipps.<br />

Getreide mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln<br />

Vollkorn bietet mehr...<br />

▪ Ballaststoffe<br />

▪ Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente<br />

▪ Sättigung<br />

▪ eine bessere Verdauung<br />

Wichtige Gründe, mehr Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, Naturreis,<br />

Vollkornnudeln, Getreidegerichte, Getreideflocken und Müsli zu essen!<br />

In der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> werden pflanzliche Eiweißlieferanten wie<br />

Kartoffeln, Getreide und Hülsenfrüchte empfohlen, da sie weder Fett noch<br />

Cholesterin enthalten. Aber auch fettarme Milchprodukte und Fisch enthalten<br />

wertvolles Eiweiß, welches das pflanzliche durch die Zusammensetzung der<br />

Aminosäuren in seiner Wertigkeit ergänzt.<br />

44


5 mal am Tag Obst und Gemüse<br />

Gemüse, Obst, Kartoffeln und Hülsenfrüchte gehören in den Mittelpunkt<br />

unserer <strong>Ernährung</strong>, da auch sie reich an wertvollen Inhaltstoffen sind. Ein Teil<br />

sollte roh, in Form von Rohkost oder Salat verzehrt werden. Auch Obst enthält<br />

die Inhaltsstoffe am vollständigsten in roher Form, als "Frischobst". Obst<br />

und/oder Gemüse sollten in jeder Mahlzeit des Tages enthalten sein.<br />

Milch, Fleisch und Eier<br />

Die meisten tierischen Lebensmittel enthalten neben Eiweiß relativ viel Fett,<br />

Cholesterin und Purine. Bei dem derzeitigen hohen Fleisch-, Wurst- und<br />

Eierverzehr nehmen wir neben zuviel Fett auch zuviel Eiweiß zu uns. Daher<br />

sollte der Konsum von Fisch, Fleisch, Wurstwaren sowie Eier auf einmal/Woche<br />

beschränkt werden.<br />

Bevorzugt werden sollten fettarme Milch und Milchprodukte.<br />

Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel<br />

Bei der Empfehlung für den Verzehr von Fett und fettreichen Lebensmitteln<br />

sind zwei wichtige Kriterien zu beachten:<br />

▪ die Fettmenge<br />

▪ die Art des Fettes<br />

Wir essen zu viel Fett. Zu viel Fett begünstigt die Entstehung von Übergewicht<br />

und Fettstoffwechselstörungen. Die Empfehlung lautet, täglich nicht mehr als<br />

ca.1g pro Kilogramm Normalgewicht an Fett aufzunehmen, das sind im<br />

Durchschnitt ca. 60-80g Fett pro Tag, aufgeteilt in Streichfett, Koch- und<br />

Bratfett sowie verstecktes Fett in Lebensmitteln. Bei der vollwertigen<br />

<strong>Ernährung</strong> wird empfohlen, pflanzlichen Fetten den Vorzug zu gegeben.<br />

Sie enthalten einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die für den<br />

Körper lebensnotwendig sind.<br />

Zucker und Salz in Maßen<br />

Zucker sowie Lebensmittel und Getränke, die Zucker enthalten, stehen heute<br />

auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Dabei ist allgemein bekannt: Zucker<br />

enthält kaum Nährstoffe und liefert eine Menge leerer Kalorien und begünstigt<br />

nebenbei noch die Kariesentstehung.<br />

Wer häufig und zu viel Süßes isst, lässt dafür andere Lebensmittel mit hohem<br />

Nährstoffgehalt ungeachtet, was zu Mangelerscheinungen führen kann.<br />

Außerdem bringt Zucker den Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht,<br />

wodurch der Hunger schneller wiederkommt. Wenig und selten Süßes und<br />

zuckerreiche Getränke. Der Gaumen gewöhnt sich nach einer Weile daran!<br />

Wenn das Bedürfnis auf Süßes kommt - genießen Sie hin und wieder eine<br />

kleine Portion. Auf zuckerhaltige Getränke sollten Sie möglichst ganz<br />

verzichten.<br />

Mit Salz sollten Sie sehr sparsam umgehen, denn ein hoher Salzkonsum kann<br />

Bluthochdruck mit verursachen. Die meisten Lebensmittel enthalten von Natur<br />

aus Salz. Verwenden Sie Salz sehr sparsam und benutzen sie, wenn<br />

überhaupt, jodiertes Kochsalz. Durch den Einsatz von frischen Kräutern<br />

schmecken Speisen auch ohne Salz!<br />

<br />

45


Reichlich Flüssigkeit<br />

Der Körper benötigt für all seine Funktionen ausreichend Flüssigkeit. Aber auch<br />

die richtige Auswahl der Getränke ist wichtig! Die meisten Erwachsenen trinken<br />

jedoch zu wenig, v.a. ältere Menschen.<br />

Die Empfehlung lautet: täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit, bevorzugt<br />

kalorienarme bzw. -freie Getränke wie Wasser, Mineralwasser, verdünnte Säfte<br />

und ungesüßte Tees.<br />

Schmackhaft und schonend zubereiten<br />

Nicht nur die bewusste Auswahl der Lebensmittel ist für eine vollwertige<br />

<strong>Ernährung</strong> wichtig, sondern auch die Lagerung und Zubereitung.<br />

Viele lebensnotwendige Inhaltsstoffe sind sehr empfindlich gegenüber<br />

Sauerstoff, Licht und Wasser. Durch eine falsche Lagerung, unsachgemäße<br />

Vorbereitung und Zubereitung werden viele Nährstoffe zerstört.<br />

Lagern Sie frische Lebensmittel wie z.B. Obst und Gemüse dunkel und kühl.<br />

Zerkleinern Sie es erst nach dem Waschen und verarbeiten Sie es sofort, ohne<br />

es lange in Wasser liegen zu lassen. Halten Sie zubereitete Speisen nicht<br />

warm, sondern kühlen Sie sie rasch ab und erwärmen Sie diese bei Bedarf<br />

wieder.<br />

Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen<br />

Essen Sie nicht in Hektik oder Zwischendurch sondern nehmen Sie Ihre<br />

Mahlzeiten in Ruhe ein. Denn in Eile isst man oft mehr als man eigentlich<br />

möchte, denn das Sättigungsgefühl tritt erst nach einigen Minuten ein.<br />

Außerdem sollte man sich die Zeit nehmen, die Speisen gut kauen, denn: "gut<br />

gekaut ist halb verdaut".<br />

Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung<br />

Unter einer gesunden ausgewogenen <strong>Ernährung</strong> ist auch zu verstehen, dass<br />

die Energiezufuhr dem individuellen Energiebedarf angepasst werden sollte,<br />

denn Übergewicht aber auch Untergewicht ist auf Dauer ungesund.<br />

Regelmäßige körperliche Aktivität ist in seiner gesundheitserhaltenden, und<br />

fördernden Wirkung durch nichts zu ersetzen. Sie ist daher ebenso wie die<br />

richtige <strong>Ernährung</strong> unabdingbarer Bestandteil einer gesunden Lebensführung.<br />

<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - <strong>Ernährung</strong>spyramide <br />

Die <strong>Ernährung</strong>spyramide<br />

Die <strong>Ernährung</strong>spyramide (siehe unten) zeigt, dass die Verzehrsmenge aus<br />

jeder einzelnen Lebensmittelgruppe (z.B. Getreidegruppe) stimmen sollte, um<br />

sich vollwertig zu ernähren. Jede Gruppe enthält bestimmte lebensnotwendige<br />

Inhaltsstoffe in unterschiedlicher Menge. So enthält z.B. die Gruppe 1<br />

(Getreideprodukte, Nudeln etc.) als Inhaltsstoff hauptsächlich Kohlenhydrate.<br />

Die einzelnen Segmente der <strong>Ernährung</strong>spyramide sind unterschiedlich groß,<br />

46


was den wünschenswerten Anteil in der täglichen <strong>Ernährung</strong> verdeutlichen soll.<br />

Je größer ein Feld ist, desto höher soll der Anteil dieser Lebensmittel im<br />

täglichen Speiseplan sein. Ferner wird das Verhältnis der Lebensmittelgruppen<br />

untereinander deutlich.<br />

In den Verzehrsempfehlungen erhalten Sie Informationen über die tägliche<br />

Verzehrsmenge.<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

Die Menge macht's<br />

Benutzen Sie die <strong>Ernährung</strong>spyramide als Checkliste für den Tag und wählen<br />

Sie aus den verschiedenen Lebensmittelgruppen die richtige Menge aus.<br />

Achten Sie auf Abwechslung und darauf, dass die Lebensmittel frisch sind und<br />

möglichst aus biologischem Anbau stammen.<br />

Was Sie täglich verzehren sollten<br />

5 Scheiben Vollkornbrot oder 3-4 Scheiben Vollkornbrot und 1 Müsli 1 Portion<br />

<br />

47


Vollkornreis oder Vollkornnudeln (roh ca. 80g, gekocht ca. 250g) oder 1<br />

Portion Kartoffeln (4-5 mittelgroße = ca. 250g), häufig als Pell- oder<br />

Salzkartoffeln<br />

Tipp Probieren Sie "neue" Getreidegerichte aus, z.B. mit Hirse, Grünkern,<br />

Gerste oder Hafer. Mindestens 1 Portion Gemüse (ca. 250g) davon die Hälfte<br />

als Rohkost bzw. als Salat<br />

Tipp Essen Sie zum Brot immer etwas Frisches, z. B. Tomaten, Gurken,<br />

Radieschen oder selbstgezogene Keimlinge.<br />

2 Stücke/Portionen Obst (ca. 300g insgesamt), Auswahl abwechslungsreich<br />

und je nach Saisonangebot.<br />

Tipp Frisches Obst eignet sich sowohl als Zwischenmahlzeit, als auch als<br />

Dessert oder zu einer Scheibe Brot.<br />

1,5 - 2 Liter ungesüßt<br />

Tipp Die Trinkmenge sollte möglichst über den Tag verteilt getrunken werden.<br />

Wenn Ihnen das schwer fällt, trinken Sie stündlich ein Glas (0,2 Liter). So lässt<br />

sich die zugeführte Menge gut überblicken und Ihr Körper bekommt die<br />

empfohlene Menge.<br />

1 Glas Milch, Buttermilch, Molke 1 Becher Joghurt, Dickmilch oder Kefir (ca.<br />

200g) 2 Scheiben (ca. 50g) Käse<br />

Tipp Achten Sie bei Milch und Milchprodukten auf den Fettgehalt.<br />

Maximal 40g Streich- und Kochfett 2 Esslöffel Butter oder Pflanzenmargarine<br />

und 1 Esslöffel hochwertiges Pflanzenöl (Sonnenblumenöl, Olivenöl)<br />

Tipp Achten Sie bei der Fettauswahl auf die Qualität. Der Rest der Fettzufuhr<br />

erfolgt als "verstecktes Fett" über die Lebensmittel.<br />

Was Sie wöchentlich essen sollten<br />

1-2 Portionen Seefisch (je 150g) 2-3 Portionen Fleisch (je max. 150g) 2-3<br />

Portionen Wurst (je max. 50g) 1-2 Eier<br />

Tipp Versuchen Sie, bei den genannten Mengen zu bleiben. Wenn Sie mehr zu<br />

sich nehmen als wünschenswert, reduzieren Sie dadurch die Menge<br />

pflanzlicher Lebensmittel und Ihre <strong>Ernährung</strong> ist nicht mehr vollwertig.<br />

<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - Lebensmittelauswahl<br />

Lebensmittelauswahl<br />

Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, welche Lebensmittel im Rahmen<br />

der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> geeignet und welche weniger geeignet sind.<br />

48


Brot und Backwaren<br />

Getreideprodukte<br />

Gemüse und Obst<br />

Kartoffeln<br />

Hülsenfrüchte<br />

Fette/Öle<br />

Milch/-produkte<br />

Fleisch/Fisch/Eier<br />

Getränke<br />

Gewürze/Kräuter/Sal<br />

z<br />

Süßungsmittel<br />

<br />

geeignete Lebensmittel<br />

Vollkornbrot, Vollkorntoast,<br />

Vollkornbrötchen, Vollkornzwieback,<br />

Vollkorngebäck, -kuchen, Pfannkuchen<br />

aus Vollkornmehl, Backwaren aus<br />

Vollkornmehl<br />

Vollkorn-Getreideflocken, Vollkornreis,<br />

Vollkornteigwaren, alle Getreidesorten<br />

wie Hirse, Grünkern, Gerste, Dinkel,<br />

Hafer, Quinoa und Getreidegerichte (z.B.<br />

Bratlinge), gekeimtes Getreide,<br />

Cornflakes und Frühstücksflocken aus<br />

Vollkorngetreide<br />

Frischgemüse, Frischobst, alle Sorten,<br />

naturreine Obst- und Gemüsesäfte,<br />

milchsaures Gemüse wie Sauerkraut,<br />

Tiefkühlprodukte<br />

Pellkartoffeln, Salzkartoffeln,<br />

selbstzubereiteter Kartoffelbrei aus<br />

frischen Kartoffeln<br />

Gerichte aus Hülsenfrüchten (Bohnen,<br />

Erbsen, Linsen, Kichererbsen), gekeimte<br />

Hülsenfrüchte<br />

ungehärtete Pflanzenmargarine, Butter,<br />

kaltgepresste naturreine Pflanzenöle<br />

(Sonnenblumenöl, Olivenöl, Distelöl,<br />

Rapsöl, Keimöle), Butterschmalz, Nüsse<br />

in Maßen<br />

Frischmilch, H-Milch, Joghurt, Sahne,<br />

Sauerrahm, Quark, Kefir, Dickmilch,<br />

Käse<br />

mageres Frischfleisch, Seefisch,<br />

Krabben, Eier, magere Wurstsorten<br />

Trinkwasser, Mineralwasser, Kräuterund<br />

Früchtetees, Fruchtsäfte,<br />

Gemüsesäfte, Getreidekaffee, Kaffee,<br />

schwarzer Tee, Bier, Wein (in Maßen)<br />

jodiertes u. fluoriertes Speisesalz und<br />

Kräutersalz, Sojasauce, Gemüsewürze,<br />

frische und getrocknete Kräuter und<br />

Gewürze<br />

Vollrohrzucker, kalt geschleuderter<br />

Honig, Apfel-, Birnendicksaft, nicht<br />

geschwefeltes Trockenobst (eingeweicht<br />

oder roh), Ahornsirup, Zucker und<br />

Fruchtzuckern in kleinen Mengen<br />

weniger geeignete<br />

Lebensmittel<br />

Weißbrot, helle Brötchen,<br />

normales Toastbrot,<br />

Kuchen und Gebäck aus<br />

Weißmehl, Mischbrot,<br />

Graubrot, Pfannkuchen<br />

aus Weißmehl<br />

Teigwaren aus hellem<br />

Mehl, geschälter (weißer)<br />

Reis, Cornflakes und<br />

Nicht-Vollkorn-<br />

Frühstücksflocken<br />

Gemüse- und<br />

Obstkonserven,<br />

Tiefkühlfertiggerichte,<br />

Fruchtsaftgetränke bzw.<br />

Fruchtnektare<br />

Pommes frites, Kroketten,<br />

Chips, Instant-<br />

Kartoffelbrei, Klöße aus<br />

Fertigmischung<br />

Hülsenfrüchte in<br />

Konserven<br />

gehärtete<br />

Pflanzenmargarine,<br />

gehärtetes Kokosfett,<br />

Plattenfette, Schmalz<br />

fertige Milchprodukte mit<br />

Fruchtzubereitungen,<br />

Sterilmilch, Kondensmilch,<br />

Schmelzkäse, Käse mit<br />

Zusatzstoffen<br />

Fleischkonserven,<br />

geräucherte und gepökelte<br />

Fleischwaren, Innereien,<br />

fette Fleisch- und<br />

Wurstsorten,<br />

Fischkonserven<br />

Limonade, Cola-Getränke,<br />

Fruchtsaftgetränke,<br />

Fruchtnektare,<br />

Sportlergetränke, Instant-<br />

Kakaogetränke, fertige<br />

Getränkemischungen wie<br />

Eistee, harte Alkoholika<br />

Würzsaucen mit<br />

Geschmackverstärkern<br />

(Glutamat)<br />

Zucker in größeren<br />

Mengen, Süßwaren,<br />

Süßigkeiten<br />

49


<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong> - Praktische Tipps<br />

Einstieg in die vollwertige <strong>Ernährung</strong><br />

Wer die liebgewordenen Gewohnheiten verlässt, braucht eine Weile, bis die<br />

neuen Gewohnheiten in Fleisch und Blut übergegangen sind. So ist es auch bei<br />

der Umstellung auf eine vollwertige <strong>Ernährung</strong>.<br />

Auch kann es zu Beginn zu "Unverträglichkeiten", z.B. Blähungen kommen,<br />

was auf den hohen Ballaststoffgehalt der vollwertigen <strong>Ernährung</strong><br />

zurückzuführen ist. Nach einer Gewöhnungsphase verschwinden diese jedoch<br />

in der Regel wieder.<br />

Sinnvoll ist, die <strong>Ernährung</strong> Schritt für Schritt auf eine vollwertige <strong>Ernährung</strong><br />

umzustellen. Das fällt leichter und vermeidet eventuelle Unverträglichkeiten.<br />

Praktische <strong>Ernährung</strong>stipps<br />

▪ Nicht nur dunkles Brot mit ganzen Körnern ist Vollkornbrot. Auch hellere<br />

Brotsorten, die aus dem feingemahlenen ganzen Korn gebacken wurden,<br />

sind Vollkornbrote. Sie sind leichter bekömmlich.<br />

▪ Getreideflocken und Müsli sind in feiner Form besser verträglich, besonders,<br />

wenn sie gekocht sind.<br />

▪ Gegarte Getreidesorten wie Hirse, Grünkern, Dinkel, Gerste oder Bulgur als<br />

Beilage sind leckere Alternativen zu Kartoffeln, Reis oder Nudeln.<br />

▪ Gemüse wird besser vertragen, wenn es in wenig Gemüsebrühe zart<br />

gedünstet wird.<br />

▪ Rohkost ist bekömmlicher, wenn sie fein geraspelt ist.<br />

▪ Rohes, püriertes Gemüse verfeinert Saucen und Suppen und liefert eine<br />

Extraportion Vitalstoffe.<br />

▪ Essen Sie auch zum Brot immer etwas Frisches wie z.B. Tomaten,<br />

Radieschen, Paprika, Karotten oder Gurkenscheiben.<br />

▪ 2 Liter Flüssigkeit pro Tag sind eine ganze Menge! Damit es leichter fällt:<br />

jede Stunde ein Glas trinken.<br />

▪ Nützen Sie die Obst- und Gemüseangebote der Saison, so wird Ihre<br />

Speisekarte abwechslungsreicher!<br />

▪ Auch Tiefkühlgemüse und -obst (nicht zubereitet, sondern nur blanchiert)<br />

enthalten viele Nährstoffe. Sie bieten eine Alternative zu Frischware,<br />

wenn die Zeit einmal knapp ist.<br />

Wichtig: Geschrotetes und eingeweichtes Getreide, z.B. für Müsli, sollte<br />

unbedingt in den Kühlschrank gestellt werden. Bei Zimmertemperatur bilden<br />

sich gesundheitsschädliche Keime.<br />

50


<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> - Theorie<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> - was heißt das?<br />

Definition<br />

Bei der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> handelt es sich um ein ganzheitliches<br />

<strong>Ernährung</strong>skonzept, das in seinen Grundzügen auf Erkenntnissen und<br />

Erfahrungen von Professor Kollath ("Die Ordnung unserer Nahrung") basiert.<br />

Nach der sogenannten "Gießener Konzeption" wurden diese altbewährten<br />

Erfahrungen durch neuere ernährungswissenschaftliche Forschungsergebnisse<br />

ergänzt.<br />

Entstanden ist folgende wissenschaftliche Definition der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong><br />

(Gießener Formel nach Leitzmann, v. Kürten, Männle):<br />

" <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> ist eine <strong>Ernährung</strong>sweise, in der ernährungsphysiologisch<br />

wertvolle Lebensmittel schmackhaft und abwechslungsreich zubereitet werden.<br />

Sie besteht vornehmlich aus pflanzlichen Lebensmitteln - Vollgetreide, Gemüse<br />

und Obst, möglichst aus kontrolliertem Anbau - sowie Milch und<br />

Milchprodukten. Etwa die Hälfte der Lebensmittel wird als Frischkost verzehrt;<br />

Fleisch und Eier spielen eine untergeordnete Rolle.<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> unterscheidet sich von üblicher Mischkost durch das<br />

Vermeiden übertriebener Be- und Verarbeitung der Lebensmittel sowie durch<br />

das Vermeiden von Zusatzstoffen."<br />

Ansprüche der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong><br />

"Gesundheitlich wertvoll"<br />

Die Zusammenhänge zwischen <strong>Ernährung</strong> und Gesundheit sind heute<br />

allgemein bekannt. Somit wirkt sich die Auswahl der Nahrung direkt auf den<br />

Aufbau und die Erhaltung des Körpers aus. Wenn wir uns über einen längeren<br />

Zeitraum falsch ernähren, laufen wir Gefahr, krank zu werden. Bei der<br />

Umstellung auf eine gesunderhaltende <strong>Ernährung</strong> lässt sich das Risiko für<br />

ernährungsabhängige Erkrankungen deutlich reduzieren.<br />

Die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> erhebt den Anspruch einer zeitgemäßen<br />

<strong>Ernährung</strong>sweise, die "gesundheitlich wertvoll ist", also den Körper mit allen<br />

notwendigen Nährstoffen in ausreichender Weise versorgt und so die<br />

Grundlage für Gesundheit, körperliche und geistige Leistungsfähigkeit,<br />

Wohlbefinden und die Stärkung der eigenen Abwehrkräfte bildet.<br />

Sie setzt mit ihren Empfehlungen die wissenschaftlichen Kenntnisse über eine<br />

bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> in die Praxis um.<br />

Umweltverträglichkeit<br />

Neben den gesundheitlichen Aspekten bezieht die Gießener Konzeption der<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> auch ökologische Aspekte mit ein. Jede <strong>Ernährung</strong>sweise<br />

hat unmittelbare Auswirkungen auf die Umwelt, wobei sich die Umwelt<br />

(Wasser, Luft und Boden) wiederum auf die Lebensmittelqualität und somit auf<br />

unsere Gesundheit auswirkt.<br />

<br />

51


Die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> ist eine umweltbewusste <strong>Ernährung</strong>sweise. Die<br />

Lebensmittel sollen überwiegend aus ökologischer Produktion stammen. Ferner<br />

sollen sie umweltfreundlich verarbeitet, vermarktet und verpackt sein.<br />

Sozialverträglichkeit<br />

Ziel der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> ist außerdem, die soziale Gerechtigkeit weltweit zu<br />

fördern. So ist die Lage der Welternährungssituation genauso von Bedeutung<br />

wie die Existenzsituation kleiner Bauern und Agrarerzeuger. Ein Anliegen der<br />

Befürworter der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> ist u.a. die Erzielung fairer Preise für<br />

Exportprodukte (z.B. Kaffee) aus sog. Drittweltländern.<br />

Unterschied zur "vollwertigen <strong>Ernährung</strong>"<br />

Die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> nach der Gießener Formel unterscheidet sich<br />

hauptsächlich in den oben aufgeführten Punkten 2 und 3 von der "vollwertigen<br />

<strong>Ernährung</strong>" nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong><br />

(DGE).<br />

Bei der vollwertigen <strong>Ernährung</strong> sind hauptsächlich gesundheitliche Aspekte von<br />

Bedeutung.<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> - Theorie<br />

Grundsätze der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong><br />

Keine karge Körnerkost<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> ist nicht - wie viele glauben - eine "bittere Medizin" oder<br />

"karge Körnerkost". Hier geht es nicht um "Körnerpicken" oder um<br />

Kalorienzählen, sondern um eine gesunde <strong>Ernährung</strong>sweise, die dem Körper<br />

das gibt was er braucht und darüber hinaus noch soziale und ökologische<br />

Kriterien berücksichtigt.<br />

Bei der <strong>Vollwert</strong>-Kost handelt es sich um eine sehr schmackhafte Küche, die<br />

immer mehr Anhänger findet. In der Regel ist sie vielseitiger und<br />

abwechslungsreicher als die so genannte "gutbürgerliche Küche". Sie bietet<br />

eine Fülle von Möglichkeiten, alles was Feld und Garten zu bieten haben, zu<br />

leckeren und gesunden Gerichten zu verarbeiten.<br />

Grundprinzipien<br />

▪ Hauptbestandteil der <strong>Ernährung</strong> sind pflanzliche Lebensmittel (überwiegend<br />

lakto-vegetabil = vegetarisch), ergänzt durch Milch und Milchprodukte.<br />

▪ Isolierte und raffinierte Produkte (z.B. Zucker) sind zu meiden, da sie "leere"<br />

Kalorienträger sind. Sie enthalten hauptsächlich Energie und keine<br />

nennenswerten Vitamine oder Mineralstoffe.<br />

▪ Bevorzugt werden frische Lebensmittel, die kaum bzw. nicht verarbeitetet<br />

sind. Motto: "Lasset Eure Nahrung so natürlich wie möglich" (Kollath).<br />

Denn Verarbeitung zerstört Inhaltsstoffe.<br />

▪ Die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> enthält nur geringe Mengen an tierischen Produkten<br />

(Fleisch, Fisch, Eier).<br />

52


▪ Die hauptsächlich verwendeten Nahrungsmittel sind Vollkornprodukte,<br />

Gemüse, Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Milch und Milchprodukte.<br />

▪ Etwa die Hälfte der Nahrungsmenge besteht aus unerhitzter Frischkost<br />

(Rohkost, frischem Obst, Getreidebrei).<br />

▪ Die Zubereitung sollte schonend und mit wenig Fett erfolgen.<br />

▪ Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen sollen gemieden werden.<br />

▪ Nahrungsmittel, die mit Hilfe bestimmter Technologien (Gentechnik,<br />

Lebensmittelbestrahlung, Food Design) hergestellt sind, sollen gemieden<br />

werden.<br />

▪ Die verwendeten Produkte stammen überwiegend aus anerkannt<br />

ökologischer Landwirtschaft.<br />

▪ Bevorzugt eingesetzt werden Erzeugnisse aus der Region und entsprechend<br />

der Jahreszeit.<br />

▪ Es sollen möglichst unverpackte oder umweltschonend verpackte<br />

Lebensmittel eingekauft werden.<br />

▪ Bevorzugt werden landwirtschaftliche Erzeugnisse, die unter<br />

sozialverträglichen Bedingungen erzeugt, verarbeitet und vermarktet<br />

wurden.<br />

Allgemeine Empfehlungen<br />

Reichlich Frischkost<br />

Die zugeführte Nahrung sollte sich zusammensetzen aus:<br />

▪ 50% Frischkost<br />

▪ 50% erhitzte Kost<br />

Beispiele Frischkost<br />

▪ Frischkornbrei, Nüsse, Vorzugsmilch und -milchprodukte<br />

▪ Frisches Gemüse<br />

▪ Frisches Obst<br />

Beispiele erhitzte Kost<br />

▪ Kartoffeln<br />

▪ gegartes Getreide<br />

▪ gedünstetes Gemüse<br />

▪ gekochtes Fleisch<br />

▪ erhitzte Milchprodukte<br />

Ausgewogene Energiezufuhr<br />

Die Nahrungsmenge (Energiegehalt) sollte Ihrem Bedarf angemessen sein. So<br />

werden Sie weder über- noch untergewichtig. Nähere Informationen hierzu<br />

finden Sie auf den Seiten zum Thema Übergewicht.<br />

Vielfalt<br />

Je vielfältiger die Speisen und Mahlzeiten zusammengesetzt sind, um so mehr<br />

Nährstoffe erhalten Sie, denn kein Lebensmittel liefert alle Nährstoffe in<br />

ausreichender Menge. Damit der Körper alle erforderlichen Nährstoffe erhält,<br />

müssen die Lebensmittel miteinander kombiniert werden.<br />

<br />

53


Ausreichend Flüssigkeit<br />

Täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit sollten es sein. Welche Getränke geeignet<br />

sind, erfahren Sie in der Lebensmittelauswahl für die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong>.<br />

Kaffee und schwarzer Tee sind Genussmittel, die eigentlich nicht in die<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> gehören. Deshalb sollten sie, wenn überhaupt, nur in<br />

kleinen Mengen, gelegentlich und möglichst nicht zu den Hauptmahlzeiten<br />

getrunken werden. Sie enthalten Stoffe, die die Vitamin- und<br />

Mineralstoffaufnahme ins Blut verhindern.<br />

Wenig Süßes<br />

Zucker sowie Lebensmittel und Getränke, die Zucker enthalten, stehen heute<br />

bei vielen Menschen auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Zucker hat eine ganz<br />

geringe Nährstoffdichte, enthält also kaum lebensnotwendige Nährstoffe.<br />

In der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> wird empfohlen, die Geschmacksschwelle für süß zu<br />

senken und den Verzehr von süßen Lebensmitteln stark einzuschränken. Das<br />

geschieht am leichtesten, wenn man eine Weile auf alles Süßschmeckende<br />

verzichtet.<br />

Wer häufig und zu viel Süßes isst, lässt dafür andere Lebensmittel mit hohem<br />

Nährstoffgehalt ungeachtet, was zu Mangelerscheinungen führen kann.<br />

Außerdem bringt Zucker den Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht,<br />

wodurch der Hunger schneller wiederkommt.<br />

Übrigens sind sogenannte alternative Süßungsmittel wie Honig, brauner<br />

Zucker, Melasse, Zuckerrübensirup usw. ähnlich nährstoffarm wie der<br />

"normale" Zucker und sind daher ebenfalls nur eingeschränkt zu verwenden.<br />

Mehrere kleinere Mahlzeiten<br />

Anstelle drei großer ist es empfehlenswerter fünf kleinere (!) Mahlzeiten<br />

einzunehmen. Wichtig ist jedoch, sich bei den Hauptmahlzeiten<br />

zurückzuhalten, denn sonst kann es zu viel werden.<br />

Dadurch werden Leistungstiefs durch zu große Pausen zwischen den<br />

Mahlzeiten vermieden, und die Verdauungsorgane werden weniger belastet.<br />

Außerdem sind kleinere Mahlzeiten bekömmlicher und machen nicht so müde.<br />

Obst und Milchprodukte eignen sich besonders gut als Zwischenmahlzeit!<br />

Schmackhafte und nährstoffschonende Zubereitung<br />

Nicht nur die bewusste Auswahl der Lebensmittel ist für eine vollwertige<br />

<strong>Ernährung</strong> wichtig, sondern auch die Lagerung und Zubereitung.<br />

Viele lebensnotwendige Inhaltsstoffe sind sehr empfindlich gegenüber<br />

Sauerstoff, Licht, Hitze und Wasser. Durch eine falsche Lagerung,<br />

unsachgemäße Vorbereitung und Zubereitung werden viele Nährstoffe zerstört.<br />

Lagern Sie frische Lebensmittel wie z.B. Obst und Gemüse dunkel und kühl.<br />

Zerkleinern Sie es erst nach dem Waschen und verarbeiten Sie es sofort, ohne<br />

es lange in Wasser liegen zu lassen. Halten Sie zubereitete Speisen nicht<br />

warm, sondern kühlen Sie sie rasch ab und erwärmen Sie diese bei Bedarf<br />

wieder.<br />

54


<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> - Praxis<br />

Kriterien für die Lebensmittelauswahl<br />

Allgemein<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> fängt mit der richtigen Auswahl der Lebensmittel an. Vor<br />

allem sollten sie frisch sein. Aber auch die schonende Zubereitung ist wichtig,<br />

damit wertvolle Inhaltsstoffe erhalten bleiben.<br />

In der <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> werden Lebensmittel (z.B. Vollkornbrot) bzw.<br />

Lebensmittelgruppen (z.B. Milchprodukte) empfohlen und nicht einzelne<br />

Nährstoffe. Das ist zum einen sinnvoll, denn wir essen ja keine einzelnen<br />

Nahrungsbestandteile (wie z.B. Eiweiß) und zum anderen einfach und<br />

praktikabel, ohne Kalorien- bzw. Nährstoffberechnung.<br />

Die von der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE) herausgegebenen<br />

Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr (sie enthält die empfohlenen Mengen an<br />

Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen, Kalorien für die<br />

einzelnen Verbrauchergruppen) werden bei der Praktizierung der <strong>Vollwert</strong>-<br />

<strong>Ernährung</strong> erfüllt.<br />

Ferner gibt es keine Verbote, sondern Empfehlungen für die<br />

Lebensmittelauswahl, die Verantwortung liegt bei jedem selbst, welche<br />

Nahrungsmittel er bevorzugt verzehrt bzw. meidet.<br />

Wann ist ein Lebensmittel wertvoll?<br />

Um beurteilen zu können, ob ein Lebensmittel als "wertvoll" und somit für die<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> empfehlenswert einzustufen ist, sind verschiedene<br />

Kriterien maßgebend, die wesentlichsten sind im Folgenden aufgeführt.<br />

Kriterium "Verarbeitungsgrad"<br />

Entscheidendes Kriterium bei der Lebensmittelauswahl ist die<br />

ernährungsphysiologische Qualität (Inhaltsstoffe) bzw. der Verarbeitungsgrad.<br />

So hängt der Nährstoffgehalt eines Nahrungsmittels, v.a. der Gehalt an<br />

Vitaminen und Spurenelementen, vom Verarbeitungsgrad ab. Je stärker ein<br />

Nahrungsmittel be- oder verarbeitet wurde, umso weniger Nährstoffe enthält<br />

es, da bei der Bearbeitung viele wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen.<br />

Beispiel Getreidebrei kontra Toastbrot (aus hellem Mehl):<br />

Beim Getreidebrei wird das ganze Korn geschrotet, das Schrot eine Weile in<br />

Flüssigkeit quellen lassen und im Anschluss, meist angereichert mit weiteren<br />

Zutaten, verzehrt.<br />

Fazit: Die Inhaltstoffe des Korns bleiben weitgehend erhalten.<br />

Das Toastbrot wird aus ausgemahlenem Mehl (Typ 405) gebacken. Hierzu wird<br />

das Korn geschält und fein gemahlen. Das Mehl wird dann so lange gesiebt, bis<br />

keine Kleieanteile mehr enthalten sind. Anschließend wird es gebleicht.<br />

Fazit: Durch das Schälen des Korns wird die wertvolle Schale des Korns, in der<br />

viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe sitzen, entfernt. Weitere<br />

Verluste entstehen durch das Bleichen des Mehls sowie durch den Backprozess.<br />

<br />

55


Kriterium "Nährstoffdichte"<br />

Ein weiteres Kriterium für die Beurteilung eines Nahrungsmittels ist die<br />

Nährstoffdichte. Sie gibt das Verhältnis zwischen Energiegehalt und<br />

Nährstoffgehalt (z.B. eines Mineralstoffes) an. Je höher der Nährstoffgehalt in<br />

einem Lebensmittel, bezogen auf den Brennwert (Kilokalorie) ist, um so größer<br />

ist die Nährstoffdichte und damit der gesundheitliche Wert.<br />

Kriterium "Ökologie und Soziales"<br />

Außerdem werden, wie bereits in den Grundsätzen der <strong>Vollwert</strong>- <strong>Ernährung</strong><br />

dargelegt, ökologische und soziale Aspekte bei der Beurteilung eines<br />

Lebensmittels berücksichtigt. Ein Salat, der im Winter im Treibhaus<br />

herangezogen wurde, ist z.B. nicht als empfehlenswertes Lebensmittel<br />

einzustufen, da für seine Entstehung einerseits große Energiemengen<br />

erforderlich sind, andererseits der Salat unerwünscht stark mit Nitrat belastet<br />

ist.<br />

Wertstufen<br />

Seit Professor Kollath existiert die Einteilung der Lebensmittel in Wertstufen,<br />

dargestellt in einer Tabelle. Die Wertstufeneinteilung wurde seitdem mehrfach<br />

modifiziert und den heutigen Gegebenheiten angepasst.<br />

Die Kriterien für die Einteilung sind wie oben aufgeführt:<br />

▪ Gesundheitsverträglichkeit bzw. ernährungsphysiologische Aspekte (Vitamin-<br />

, Mineralstoffgehalt etc.)<br />

▪ Umweltverträglichkeit<br />

▪ Sozialverträglichkeit<br />

Ein kurzer und unvollständiger Auszug der Tabelle gibt Ihnen einen Einblick in<br />

die Wertstufen-Einteilung.<br />

Wertstufen<br />

Verarbeitungsgra<br />

d<br />

Mengenempfehlun<br />

g<br />

Getreide<br />

Gemüse<br />

1 / 2 sehr<br />

empfehlenswert<br />

nicht/gering (1) bzw.<br />

mäßig (2) verarbeitete LM<br />

etwa die Hälfte der<br />

Nahrungsmenge<br />

gekeimtes Getreide<br />

Vollkornschrot<br />

frisch gequetschte<br />

Flocken<br />

Vollkorngerichte<br />

Vollkornprodukte<br />

(Nudeln, Backwaren)<br />

Frischgemüse<br />

Frischobst<br />

milchsaure Gemüse<br />

erhitztes Gemüse<br />

erhitztes Obst<br />

Tiefkühlgemüse<br />

Tiefkühlobst<br />

3 weniger<br />

empfehlenswert<br />

stark verarbeitete LM<br />

(v.a. konserviert)<br />

nur selten verzehren<br />

Nicht-<br />

Vollkornprodukte<br />

(z.B. Weißbrot,<br />

Graubrot), helle<br />

Nudeln,<br />

geschälter Reis<br />

Gemüsekonserven<br />

Obstkonserven<br />

4 nicht<br />

empfehlenswe<br />

rt<br />

übertrieben<br />

verarbeitete LM und<br />

Präparate<br />

möglichst meiden<br />

Getreidestärke<br />

(z.B. Maisstärke)<br />

Ballaststoffpräparat<br />

e (z.B. Kleie)<br />

Vitaminpräparate<br />

Mineralstoffpräpara<br />

te<br />

Tiefkühlfertiggericht<br />

e<br />

56


<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> - Praxis<br />

Lebensmittelauswahl in der Praxis<br />

Anhand der folgenden Tabellen ist ersichtlich, welche Lebensmittel in der<br />

<strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong> geeignet und welche ungeeignet sind.<br />

Getreide und Getreideprodukte<br />

geeignet<br />

Brot und Backwaren aus<br />

Vollkornmehl<br />

Naturreis<br />

gekeimtes Getreide<br />

Müsli aus Getreideflocken<br />

Vollkorngerichte (z.B.<br />

Getreidebratlinge)<br />

ungeeignet<br />

Brot und Backwaren aus Weißmehl, Graubrot, Mischbrot<br />

geschälter Reis, weißer Reis<br />

Frühstücksflocken, Cornflakes (aus Weißmehl und mit<br />

Zuckerzusatz)<br />

Fertigmüsli mit Zucker, Schokoladenstückchen etc.<br />

Fertiggerichte<br />

Gemüse und Obst<br />

geeignet<br />

Frischgemüse als Rohkost<br />

Salate<br />

gedünstetes Gemüse<br />

milchsaures Gemüse<br />

Frischobst<br />

gekochte Kartoffeln, möglichst<br />

als Pellkartoffeln<br />

Tiefkühlgemüse*, Tiefkühlobst*<br />

* nur mäßig oder selten verwenden<br />

ungeeignet<br />

Gemüsekonserven<br />

Obstkonserven<br />

Tiefkühlfertiggerichte<br />

Mineralstoffpräparate<br />

Vitaminpräparate<br />

Fertigmischungen (z.B. Knödelmischungen), Kartoffeln im<br />

Glas, Pommes frites, Chips<br />

Hülsenfrüchte<br />

geeignet<br />

gekeimte Hülsenfrüchte<br />

gegarte Hülsenfrüchte<br />

ungeeignet<br />

Sojaprodukte (Tofu, Sojaprotein, Fertigmischungen etc.)<br />

Nüsse, Fette, Öle<br />

<br />

geeignet<br />

Nüsse*, Mandeln*<br />

Ölsaaten (Sonnenblumenkerne, Sesam, Kürbiskerne)<br />

Oliven<br />

native, kaltgepresste Öle<br />

ungehärtete Pflanzenmargarine, überwiegend aus<br />

kaltgepressten Ölen hergestellt, ungehärtetes<br />

Kokosfett<br />

Butter<br />

* nur mäßig oder selten verwenden<br />

gesalzene Nüsse<br />

ungeeignet<br />

extrahierte und raffinierte Öle<br />

gehärtete Pflanzenmargarine, gehärtetes<br />

Kokosfett, Palmkernfett, Butterschmalz*<br />

57


Milch und Milchprodukte<br />

geeignet<br />

Vorzugsmilch, pasteurisierte<br />

Vollmilch<br />

Milchprodukte ohne Zutaten:<br />

Quark, Naturjoghurt, Kefir,<br />

Dickmilch, Buttermilch<br />

Käse ohne Zutaten, bevorzugt<br />

aus Rohmilch<br />

ungeeignet<br />

H-Milch, Sterilmilch, Kondensmilch, Milchpulver, Milchimitate,<br />

Milchzucker<br />

Milchprodukte mit Zutaten:<br />

Quarkzubereitungen, Joghurt, Dickmilch, Buttermilch, Molke<br />

mit Zucker und F rüchten etc.<br />

Schmelzkäse, Käsezubereitungen, Käseimitate<br />

Fleisch, Fisch, Eier<br />

geeignet<br />

Fleisch (max. 2x/Woche)<br />

Fisch (max. 2x/Woche)<br />

Eier (max. 2/Woche)<br />

ungeeignet<br />

Fleischwaren, Fleischkonserven, Innereien, Wurst, Wurstwaren<br />

Fischwaren, Fischkonserven<br />

Eipulver<br />

Getränke<br />

geeignet<br />

Quellwasser, Trinkwasser*<br />

natürliches Mineralwasser<br />

Kräuter- und Früchtetee<br />

naturreine Fruchtsäfte (verdünnt)<br />

naturreine Gemüsesäfte (verdünnt)<br />

Getreidekaffee<br />

ungeeignet<br />

Tafelwasser<br />

Instantgetränke, Sportlergetränke<br />

Fruchtsaftgetränke, Fruchtnektare<br />

unverdünnte Obst- und Gemüsesäfte, Gemüsegetränke<br />

(Bohnenkaffee*, schwarzer Tee*)<br />

Bier, Wein, Spirituosen<br />

Instant-Kakao, Kakao*<br />

* nur gelegentlich und in kleinen Mengen, Produkte aus fairem Handel und ökologischem Anbau<br />

verwenden<br />

Gewürze, Kräuter, Salz<br />

geeignet<br />

frische und getrocknete Kräuter<br />

jodiertes Meer- und Speisesalz<br />

jodiertes Kräutersalz<br />

Miso<br />

Senf<br />

ungeeignet<br />

Aromastoffe (natürliche, naturidentische, künstliche)<br />

Geschmacksverstärker (Glutamat)<br />

nichtjodiertes Meer- und Kräutersalz, Kochsalz<br />

Süßungsmittel<br />

geeignet (in Maßen)<br />

Honig (nicht<br />

wärmegeschädigt)<br />

Apfel- und Birnendicksaft<br />

Vollrohrzucker<br />

Ahornsirup<br />

Zuckerrübensirup<br />

Trockenobst (ungeschwefelt,<br />

eingeweicht)<br />

frisches, süßes Obst<br />

ungeeignet<br />

Isolierter Zucker (z.B. Haushaltszucker, Traubenzucker,<br />

Fruchtzucker, Milchzucker)<br />

künstliche Süßstoffe<br />

Süßwaren (Bonbons, Lakritz etc.)<br />

Zuckeraustauschstoffe<br />

geschwefeltes Trockenobst<br />

kandiertes Trockenobst<br />

58


Einstieg in die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong><br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Wer die liebgewordenen Gewohnheiten verlässt, braucht eine Weile, bis die<br />

neuen Einstellungen in Fleisch und Blut übergegangen sind. So ist es auch bei<br />

der Umstellung auf die <strong>Vollwert</strong>-<strong>Ernährung</strong>. Durch den hohen Ballaststoffgehalt<br />

kann es zu Beginn zu unangenehmen Begleiterscheinungen (z.B. Blähungen)<br />

kommen. Nach einer Gewöhnungsphase verschwinden diese jedoch in der<br />

Regel wieder. Sinnvoll ist, die <strong>Ernährung</strong> Schritt für Schritt umzustellen, das<br />

fällt leichter und vermeidet eventuelle Unverträglichkeiten. Bei anfänglichen<br />

Unsicherheiten, welche Lebensmittel empfehlenswert sind und welche nicht, ist<br />

es oft hilfreich, wenn man ein geeignetes Buch zur Hand hat, in dem sich diese<br />

Infos nachlesen lassen.<br />

Praktische Tipps<br />

Getreide<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Frischkornbrei oder Müsli aus geschrotetem Getreide oder Getreideflocken<br />

▪ Ganze Körner gegart als Beilage zu Gemüse, Fisch usw. oder als Füllung für<br />

Kohlblätter, Paprikaschoten oder Tomaten<br />

▪ Getreide (v.a. Grünkern und Gerste) ergibt zusammen mit Gemüse<br />

schmackhafte Suppen<br />

▪ Gekeimte Körner geben Salaten und belegten Broten eine neue Note und<br />

viele Vitamine und Mineralstoffe<br />

Einkauftipps<br />

▪ Kaufen Sie nur gereinigtes Getreide aus kontrolliert ökologischem Anbau,<br />

möglichst frisch<br />

▪ Kaufen Sie möglichst nur Vollkornmehl oder mahlen Sie Ihr Mehl kurz vor der<br />

Verarbeitung selbst<br />

▪ Kaufen Sie Mengen, die Sie in kurzer Zeit verbrauchen<br />

▪ Mischen Sie Ihr Müsli selbst<br />

▪ Einkaufsquellen: Bioläden, Reformhäuser, Mühlen<br />

Gemüse/Obst<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Essen Sie täglich Rohkost bzw. einen Salat.<br />

▪ Auch aus gegartem Gemüse lassen sich köstliche Salate herstellen.<br />

▪ Schneiden oder raspeln Sie den Salat bzw. das Gemüse sofort in die<br />

Marinade.<br />

▪ Dünsten Sie Gemüse nur kurz, in wenig Wasser und verwenden Sie das<br />

Garwasser für Saucen oder Suppen.<br />

▪ Eine Suppe aus vielen verschiedenen Gemüsesorten, evt. ergänzt mit<br />

Getreide, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten, schmeckt zu jeder Jahreszeit.<br />

▪ Aus Gemüse lassen sich viele leckere Gerichte zaubern, z.B. Aufläufe,<br />

gefülltes Gemüse, Gemüse im Wok, Gemüsestrudel, Gemüserouladen,<br />

Gemüse-Getreidepuffer, Gemüsepizza, Gemüse-Reis oder -Getreide-<br />

Pfanne.<br />

<br />

59


▪ Als Beilage schmeckt Gemüse am besten, wenn es kurz gedünstet mit etwas<br />

Butter und Kräutern verfeinert und mit wenig gehackten Nüssen,<br />

Pinienkernen oder Pistazien bestreut serviert wird.<br />

▪ Obst schmeckt immer und eignet sich v.a. als Zwischenmahlzeit<br />

▪ Aus Obst lassen sich leckere Obstsalate zaubern, die jedem schmecken<br />

Einkauftipps<br />

▪ Kaufen Sie Obst und Gemüse immer frisch und möglichst aus kontrolliert<br />

ökologischem Anbau.<br />

▪ Bevorzugen Sie Erzeugnisse aus regionaler Herkunft und entsprechend der<br />

Jahreszeit.<br />

▪ Bevorzugen Sie Freilandware.<br />

▪ Kaufen Sie Obst und Gemüse lose, nicht in Folie oder Beuteln abgepackt.<br />

▪ Lagern Sie Obst und Gemüse dunkel und kühl.<br />

▪ Einkaufsquellen: Märkte, Bioläden, ggf. Lebensmittelläden oder direkt beim<br />

Erzeuger<br />

Hülsenfrüchte<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Zu Suppen und Eintöpfen sind sie seit eh und je ein sättigender Genuss.<br />

▪ Die moderne Küche hat die traditionelle Verwendung um viele schmackhafte<br />

Rezepte ergänzt, z.B. gegarte Hülsenfrüchte auf bunten Blatt- oder<br />

Gemüsesalaten.<br />

▪ Gegarte Bohnen und Linsen lassen sich gut kalt, z.B. mit einer Marinade aus<br />

Olivenöl, Essig und Knoblauch anrichten.<br />

▪ Aus gegarten Hülsenfrüchten lassen sich, zusammen mit anderen Zutaten,<br />

schmackhafte vegetarische Brotaufstriche herstellen.<br />

▪ Die asiatische, indische oder südamerikanische Küche wartet mit vielerlei<br />

Rezeptideen.<br />

▪ Außer Bohnen und den bekannten braunen Linsen gibt es viele weitere<br />

Hülsenfrüchte, z.B. Kidneybohnen, rote und schwarze Linsen sowie<br />

Kichererbsen.<br />

▪ Geben Sie erst nach dem Garen Salz, Essig oder Gewürze hinzu, denn sonst<br />

bleiben Hülsenfrüchte hart.<br />

Einkauftipps<br />

▪ Kaufen Sie Hülsenfrüchte möglichst aus kontrolliert ökologischem Anbau.<br />

▪ Lagern Sie Hülsenfrüchte nicht zu lange.<br />

▪ Einkaufsquellen: Bioläden, Reformhäuser<br />

Nüsse/Öle<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Gehen Sie mit Fetten und Ölen sparsam um, denn zu viel Fett macht fett!<br />

▪ Geben Sie pflanzlichen Fetten und Ölen mit mehrfach- und einfach<br />

ungesättigten Fettsäuren den Vorzug.<br />

▪ Nüsse, Nussmus, Ölsaaten (z.B. Sesam, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne)<br />

sind wertvolle Nahrungsmittel und ergänzen z.B. Salate, Brote oder<br />

Müsli. Aber: In Maßen verwenden!<br />

▪ An Gemüse und Salat gehört immer etwas Fett, damit die fettlöslichen<br />

Vitamine aufgenommen werden können.<br />

60


Einkauftipps<br />

▪ Kaufen Sie nur native, kaltgepresste und nicht raffinierte Öle.<br />

▪ Lagern Sie Öle dunkel und nicht zu warm.<br />

▪ Kaufen Sie Butter aus heimischen Landen.<br />

▪ Kaufen Sie ungehärtete Pflanzenmargarine (sowie ungehärtetes Kokosfett).<br />

▪ Einkaufsquellen: Reformhäuser, Bioläden, Lebensmittelläden<br />

Milch und Milchprodukte<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Gelöffelt, getrunken, aufs Brot gestrichen - mit Milch und Milchprodukten<br />

lässt sich viel machen.<br />

▪ Die biologische Wertigkeit von pflanzlichen Lebensmitteln lässt sich steigern,<br />

wenn sie zusammen mit einem Milchprodukt verzehrt werden. Das ist<br />

besonders für Vegetarier sehr wichtig, da sie durch den Verzicht von<br />

Fleisch (und evt. Fisch) in der Regel weniger Eiweiß aufnehmen.<br />

▪ Mit Käse lässt sich mehr machen als nur aufs Brot legen. Aufläufe,<br />

Nudelgerichte, Gemüse - mit Käse lässt sich vieles überbacken.<br />

▪ Auch zu den meisten Salaten passt und schmeckt Käse.<br />

▪ Besonders wertvoll und bekömmlich sind gesäuerte Milchprodukte.<br />

Einkauftipps<br />

▪ Nutzen Sie beim Einkauf von Milchprodukten Pfandsysteme.<br />

▪ Kaufen Sie Milch und Milchprodukte aus heimischen Landen und aus näherer<br />

Umgebung (kurze Transportwege).<br />

▪ Einkaufsquellen: Bioläden, Reformhäuser, Lebensmittelläden<br />

Fleisch, Fisch und Eier<br />

Verzehrsempfehlungen<br />

▪ Bis zu zwei Fleischmahlzeiten pro Woche.<br />

▪ Bevorzugen Sie bei der Zubereitung von Fleisch und Fisch fettarme<br />

Garmethoden wie Dünsten, Grillen, Kochen oder Garen in der Folie.<br />

▪ Fisch schmeckt besonders gut, wenn er auf einem Gemüsebett mitgedünstet<br />

wurde.<br />

Einkauftipps<br />

▪ Beziehen Sie Fleisch möglichst vom Bio-Metzger oder direkt vom Bauernhof.<br />

▪ Kaufen sie Geflügel und Eier aus Freilandhaltung.<br />

Neuartige Lebensmittel - Allgemeine Informationen<br />

Einleitung<br />

In heutiger Zeit werden Verbraucher zunehmend mit neuen, internationalen<br />

Begriffen wie z.B. Novel Food, Functional Food, Designer Food etc.<br />

konfrontiert.<br />

Das sind u. a. Lebensmittel, die aufgrund bestimmter Effekte, z.B.<br />

Gesundheitsförderung, gelobt und besonders empfohlen werden. Schon<br />

deshalb ist ein Überblick über die Bedeutung dieser Begriffe von Vorteil, um<br />

persönlich eine Abschätzung und eine Bewertung hinsichtlich dieser<br />

Lebensmittel treffen zu können.<br />

<br />

61


Designer Food<br />

Dabei handelt es sich um eine 1989 geprägte Bezeichnung für Lebensmittel,<br />

die auf bestimmte Bedürfnisse abgestimmt sind, so z.B. Elektrolytgetränke für<br />

Sportler.<br />

Als Synonym wird auch der gängigere Begriff "Functional Food" verwendet.<br />

Functional Food<br />

Diese Lebensmittel sollen neben ihrem Nähr- und Geschmackswert einen<br />

mittel- oder langfristigen gesundheitsfördernden Effekt besitzen, d. h. eine<br />

nachweislich positive Funktion hinsichtlich der Gesundheit, der physischen<br />

Leistungsfähigkeit oder des Wohlbefindens ausüben. Zusätzlich sollen sie das<br />

Risiko für bestimmte Erkrankungen senken und (zumindest in einigen Fällen)<br />

bereits bestehende Erkrankungen therapieren.<br />

Beispiele für Functional Food sind:<br />

▪ Probiotika, die in Form von Milchprodukten angeboten werden<br />

▪ bestimmte Ballaststoffe<br />

▪ Lebensmittel mit einem höheren Gehalt an Antioxidantien (A-C-E-Getränke)<br />

oder Omega-3-Fettsäuren<br />

▪ Nahrungsmittel mit zusätzlichen Sekundären Pflanzenstoffen<br />

▪ Produkte aus der Convenience-Food-Reihe (z.B. tiefgefrorene<br />

Gemüseprodukte)<br />

Als potentielle Functional Food-Substanzen gelten bestimmte bioaktive Stoffe<br />

und zahlreiche Produkte tierischer Lebensmittel, deren Wirkungen momentan<br />

aber noch erforscht werden.<br />

Für die Bezeichnung "Functional Food" existiert in Deutschland, der EU und in<br />

den USA momentan noch keine rechtliche Grundlage. Das ist auch der Grund,<br />

weshalb noch keine genaue Unterscheidung zwischen funktionellen und<br />

traditionellen Lebensmitteln gemacht werden kann und die Definition je nach<br />

Herkunftsland variiert. So kann Functional Food z.B. in den USA auch<br />

synthetische Substanzen enthalten.<br />

Nutraceuticals<br />

Zur Bezeichnung der wertgebenden Inhaltsstoffe, die in Functional Food<br />

vorkommen und physiologisch wirksam sind, wird der Begriff Nutraceuticals<br />

(biologisch aktive Verbindungen) verwendet.<br />

Dabei handelt es sich um Nahrungsmittelbestandteile, die von medizinischem<br />

und gesundheitlichem Nutzen sind, d. h. deren Verwendung prophylaktisch<br />

bzw. therapeutisch sein kann.<br />

Als Beispiel können z.B. Antioxidantien, Ballaststoffe und Sekundäre<br />

Pflanzenstoffe genannt werden, denen u. a. Wirkungen wie die Regulierung des<br />

Cholesterin- und Blutzuckerspiegels, Minderung des Krebsrisikos etc.<br />

zugesprochen werden.<br />

62


Pro-, Pre- und Synbiotika<br />

Mittlerweile gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Lebensmitteln, die unter<br />

dem Begriff "Functional Food" angeboten werden. Dazu gehören beispielsweise<br />

Pro-, Pre- und Synbiotika, die im folgenden näher erläutert werden.<br />

Probiotika<br />

Besonders beliebt sind probiotische Lebensmittel (probiotisch = für das Leben).<br />

Sie enthalten lebende, gesundheitsfördernde Mikroorganismen, die das<br />

mikrobielle Gleichgewicht im Darm positiv beeinflussen können und senken<br />

somit das Risikos für Infektionskrankheiten. Daneben wird ihnen auch eine<br />

cholesterinsenkende, krebsschützende und immunstärkende Wirkung<br />

zugeschrieben.<br />

Vollständig bewiesen sind diese Wirkungen allerdings noch nicht; es gibt<br />

jedoch einige Hinweise, die für die positiven Eigenschaften von fermentierten,<br />

wärmeunbehandelten Milchprodukten sprechen. Als bewiesen gilt der günstige<br />

Einfluss von Probiotika auf Durchfallerkrankungen durch Rotaviren-<br />

Infektionen sowie auf Durchfälle, die auf Antibiotika-Therapien<br />

zurückzuführen sind.<br />

Zu den eingesetzten Bakterienkulturen in probiotischen Produkten wie z.B.<br />

Joghurt gehören Milchsäurebakterien (z.B. L. casei) und Bifidobakterien. Durch<br />

ihre erhöhte Wiederstandskraft gegenüber Säuren, Enzymen und<br />

Gallensalzen können sie die Magenpassage überstehen und sich dann im<br />

Dickdarm ansiedeln.<br />

Damit sie dort ihre günstige Wirkung entfalten können, muss allerdings ein<br />

täglicher, dauerhafter und ausreichender Verzehr vorausgesetzt werden,<br />

da sonst eine Ansiedlung nicht garantiert werden kann. Bei Absetzen der<br />

Lebensmittel erreicht das Wachstum der ursprünglichen Mikroorganismen<br />

wieder den Ausgangszustand.<br />

Prebiotika<br />

Als Prebiotka werden nichtverdauliche Lebensmittelbestandteile, wie z.B.<br />

Oligofructose, bezeichnet, die das Wachstum probiotischer Bakterien und damit<br />

deren Aktivität im Darm fördern und dadurch die Gesundheit des Menschen<br />

verbessern können.<br />

Synbiotika<br />

Lebensmittel, die eine Kombination aus pro- und prebiotischen Bestandteilen<br />

enthalten, werden auch als Synbiotika bezeichnet.<br />

Novel Food<br />

Unter Novel Food versteht man "Lebensmittel bzw. Lebensmittelbestandteile,<br />

die bisher vom Mensch in nicht nennenswerten Umfang konsumiert wurden."<br />

Dazu zählen Produkte mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen bzw. mit<br />

Bestandteilen, die eine veränderte Molekülstruktur aufzeigen und Lebensmittel,<br />

die mit bislang unüblichen Produktionsverfahren hergestellt wurden.<br />

<br />

63


Im Gegensatz zu Functional Food besteht für diese Lebensmittel eine rechtliche<br />

Grundlage innerhalb der EU, die auf der Novel-Food-Verordnung (EU-<br />

Verordnung über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten)<br />

basiert.<br />

Sekundäre Pflanzenstoffe - Stoffgruppen<br />

Definition<br />

Unter Sekundären Pflanzenstoffen versteht man eine Gruppe von zahlreichen,<br />

chemisch sehr unterschiedlichen Stoffen, die ausschließlich in Pflanzen<br />

vorkommen.<br />

Sie werden im Gegensatz zu Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Proteinen,<br />

Fetten und Ballaststoffen, die im primären Stoffwechsel der Pflanze gebildet<br />

werden, im Zuge des sekundären Stoffwechsels hergestellt. Damit erfüllen sie<br />

eine Vielzahl unterschiedlichster Funktionen in der Pflanze und dienen u.a. als<br />

Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten, als Wachstumsregulatoren<br />

und als Farbstoffe. Zudem wird ihnen eine pharmakologische Wirkung<br />

zugeschrieben. Sie können gesundheitsfördernde, aber auch -schädliche<br />

Effekte haben.<br />

Obwohl ihre Anzahl auf 60.000 bis 100.000 geschätzt wird, sind sie nur in<br />

geringer Menge und nur in bestimmten Pflanzen vorhanden. Mit einer<br />

gemischten Kost nehmen wir täglich ca. 1,5g von ihnen auf.<br />

Die Sekundären Pflanzenstoffe lassen sich in neun Substanzklassen unterteilen<br />

und werden im folgenden kurz erläutert. Es gibt jedoch eine Reihe weiterer<br />

Verbindungen, die sich nicht in diesem Schema einordnen lassen.<br />

Carotinoide<br />

Dabei handelt es sich um weit verbreitete rote und gelbe Farbstoffe in<br />

Pflanzen. Der überwiegende Anteil von ihnen ist als Vorstufe (Provitamin) des<br />

Vitamin A bekannt, jedoch kann aus der Vielzahl der verschiedenen Carotinoide<br />

nur ein geringer Anteil vom Menschen aufgenommen und verstoffwechselt<br />

werden.<br />

Beim Menschen wird der überwiegende Teil in Fettgewebe (80-85%), Leber (8-<br />

12%) und in der Muskulatur gespeichert.<br />

Carotinoide lassen sich nach ihrer chemischen Struktur einteilen in:<br />

1. Sauerstoffhaltige Carotinoide (Xanthophylle):<br />

▪ ß-Cryptoxanthin<br />

▪ Zeaxanthin<br />

▪ Lutein<br />

Sie kommen überwiegend in grünblättrigen Gemüse vor.<br />

2. Sauerstofffreie Carotinoide:<br />

▪ Alpha-Carotin<br />

64


▪ ß-Carotin (bekanntestes Carotinoid, kommt in fast allen orangefarbenen<br />

Obst- und Gemüsesorten vor)<br />

▪ Lycopin (es ist in bedeutenden Mengen in Tomaten vorhanden und ist<br />

verantwortlich für deren rote Färbung)<br />

Beide Gruppen unterscheiden sich durch ihre Hitzestabilität. ß-Carotine und<br />

Lycopine sind relativ hitzestabil (nur 8-10% der vorhandenen Struktur wird<br />

verändert), während Xanthophylle bei hohen Temperaturen zerstört werden<br />

(60-100%).<br />

Phytosterine<br />

Diese Gruppe der Pflanzenstoffe ähnelt in ihrer chemischen Struktur den<br />

tierischen Sterinen, z.B. dem Cholesterin. Zu den häufigsten Vertreter zählen<br />

Campesterin, Stigmasterin und v.a. ß-Sitosterin. Sie kommen hauptsächlich in<br />

fettreichen Lebensmitteln vor wie z.B. in Sonnenblumenkernen (534mg/100g),<br />

Sesamöl (714mg/100g) und in nativem Sonnenblumenöl. Die tägliche Zufuhr<br />

liegt bei ungefähr 150-400mg pro Person. Allerdings werden weniger als 5 %<br />

vom menschlichen Körper aufgenommen. Dementsprechend wird der Rest mit<br />

dem Kot ausgeschieden.<br />

Phytosterinen wird eine cholesterinsenkende Wirkung zugeschrieben. Dieser<br />

Effekt ist vermutlich auf die verminderte Resorption von Cholesterin im Darm<br />

bei gleichzeitiger Zufuhr von Phytosterinen zurückzuführen. Sie werden<br />

deshalb oft bei der Therapie erhöhter Cholesterinwerte eingesetzt. Neuerdings<br />

finden Phytosterine auch bei der Margarineherstellung Verwendung.<br />

Saponine<br />

Saponine sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in wässrigen Lösungen zu<br />

starker Schaumbildung neigen - daraus resultiert auch ihr Name (Sapon =<br />

Seife). Ein weiteres Charakteristikum ist ihr stark bitterer Geschmack.<br />

Besonders reich an diesen Sekundären Pflanzenstoffen sind Hülsenfrüchte,<br />

allen voran Kichererbsen mit einem Gehalt von 50mg/kg und Sojabohnen<br />

(39mg/kg), die allein fünf verschiedene Saponine enthalten.<br />

Die tägliche Aufnahme liegt in Großbritannien (für Deutschland liegen z.Zt.<br />

keine Angaben vor) bei einer normalen Mischkost in einem Bereich von ca.<br />

10mg pro Tag. Bei Vegetariern, die zu einer deutlich höheren Aufnahme von<br />

Hülsenfrüchten neigen, liegt die Zufuhr bei ungefähr 110-240mg/Person und<br />

Tag entsprechend höher.<br />

In der Industrie finden Saponine als Lebensmittelzusatzstoff, z.B. als<br />

Schaumbildner bei der Bierherstellung, Verwendung. In Deutschland ist ihr<br />

Einsatz als Zusatzstoff jedoch verboten.<br />

Glucosinolate<br />

Sie kommen hauptsächlich in Pflanzen der Kreuzblütler-Familie (Kruziferen)<br />

vor, z.B. in Gartenkresse (121mg/100mg), Kohlrabi (110mg/100g), Brokkoli<br />

(50-60mg/100g) und Rettich (10-15mg/100g). Sie tragen dort zu dem<br />

typischen Geschmack von Meerrettich, Senf, Kohl und anderen Gemüsesorten<br />

<br />

65


ei.<br />

Wenn man von einer täglichen Aufnahme von ca. 30g Kruziferengemüse pro<br />

Tag und Person ausgeht, so ist mit einer Aufnahme von ca. 40-45mg zu<br />

rechnen. Auch hier liegt die Aufnahme mit einer vegetarischen Kost um ein<br />

Vielfaches höher (ca. 110mg/Tag/Person).<br />

Glucosinolate sind hitzelabil und gehen während des Garens zu einem Großteil<br />

verloren. Der Verlust liegt je nach Garverfahren bei 35-60 %. Des weiteren<br />

können sie durch fermentative Prozesse wie z.B. Milchsäuregärung (bei der<br />

Sauerkrautherstellung) abgebaut werden.<br />

Polyphenole<br />

Obwohl diese Stoffgruppe relativ uneinheitlich ist, kennzeichnen sie sich durch<br />

ein gemeinsames strukturelles Merkmal (einen Polyphenolring).<br />

Zu den bekanntesten Untergruppen gehören hier die<br />

▪ Cumarine<br />

▪ Lignane<br />

▪ Flavonoide und<br />

▪ Phenolsäuren<br />

Die Gruppe der Polyphenole kommt vor allem im Schalen- und Randbereich<br />

der Pflanzen vor. Das liegt u.a. daran, dass sie in ihrer Funktion als<br />

Antioxidans zum Schutz des darunter liegenden Gewebes dienen sollen. Die<br />

Hauptvertreter sind die Kaffeesäure, Ellagsäure und die Ferulasäure.<br />

Bestimmte Gemüse- und Getreidearten enthalten hohe Konzentrationen dieser<br />

Säuren. Dazu zählen z.B. Grünkohl (ca. 1000-1500 mg/kg Frischgewicht) und<br />

Weizen (500 mg/ kg Frischgewicht).<br />

Kaffeesäure ist, wie der Name schon verrät, in bedeutenden Mengen im Kaffee<br />

enthalten. So enthält eine Tasse Kaffee ca. 7 mg Kaffeesäure.<br />

Ebenfalls weit verbreitet sind Flavonoide, von denen bisher ca. 4000-5000<br />

unterschiedliche Verbindungen bekannt sind. Zu dieser Gruppe werden<br />

gezählt:<br />

▪ Flavonone (gelb-orange Färbung)<br />

▪ Flavonole (gelbe Färbung)<br />

▪ Anthozyane (rote, blaue und violette Färbung, z.B. bei Kirschen und<br />

Pflaumen)<br />

Der bekannteste Vertretern ist das Quercetin, das vor allem in Zwiebeln (347<br />

mg/kg) und Grünkohl (110 mg/kg) enthalten ist. Die Aufnahme von<br />

Flavonoiden wird auf ca. 23 mg pro Person geschätzt.<br />

Weitere Polyphenole sind z.B. Isoflavonoide und Lignane. Chemisch gesehen<br />

gehören sie zwar zur Gruppe der Polyphenole, jedoch werden sie aufgrund<br />

ihrer Eigenschaften zu den Phytoöstrogenen gezählt.<br />

Protease-Inhibitoren<br />

Dabei handelt es sich um Substanzen, die proteinspaltende Enzyme hemmen<br />

und die ihrerseits aus Eiweißbestandteilen zusammengesetzt sind. Sie entfalten<br />

ihre Wirkung, indem sie an ein entsprechendes Enzym binden und verhindern,<br />

dass diese mit dem Substrat reagieren.<br />

Protease-Inhibitoren werden nicht nur mit der Nahrung aufgenommen,<br />

66


sondern können auch vom Körper selbst gebildet werden, um z.B. entstandene<br />

Entzündungen zu kontrollieren. Viele Pflanzen enthalten einige oder mehrere<br />

solcher Verbindungen. Ein Beispiel ist der Trypsin-Inhibitor, der mit einer<br />

durchschnittlichen täglichen Kost in einem Mengenverhältnis von ca. 295mg<br />

enthalten ist. Eine vegetarische <strong>Ernährung</strong>sweise mit einem entsprechend<br />

hohem Anteil an Hülsenfrüchten und Getreideprodukten erhöht diesen Anteil.<br />

Jedoch hat man festgestellt, dass nur ca. 10% der zugeführten Menge im<br />

Darm des Menschen aufgenommen wird. Zudem kann ihr Anteil in der Nahrung<br />

durch Hitze verringert (im Weizen bis zu 80%) werden.<br />

Monoterpene<br />

Diese Stoffgruppe kommt insbesondere in verschiedenen Obstarten (z.B.<br />

Orangen, Aprikosen, Weintrauben) vor und kann von Pflanzen und einigen<br />

Mikroorganismen hergestellt werden.<br />

Sie haben die Funktion von Aromastoffen und sind z.B. in Form von Menthol in<br />

der Pfefferminze oder als Limonen (zu 90%) im Zitrusöl enthalten.<br />

Aufgrund dieser Eigenschaften werden sie häufig von der Industrie zur<br />

Aromatisierung von Lebensmitteln eingesetzt.<br />

Phytoöstrogene<br />

Die Struktur der Phytoöstrogene ähnelt der der vom Körper gebildeten<br />

Östrogene (weibliche Sexualhormone).<br />

Das Vorkommen sogenannter Isoflavonoide (vgl. oben) ist auf wenige<br />

tropische Hülsenfrüchte berenzt. Dazu gehört z.B. die Sojabohne, die einen<br />

hohen Anteil des Hauptvertreters Genistein enthält (ca. 729mg/kg<br />

Frischgewicht).<br />

Lignane sind dagegen weit verbreitete Sekundäre Pflanzenstoffe. Als<br />

Ausgangssubstanz des Zellwandbestandteil Lignin sind sie in großen Mengen in<br />

den Randschichten von Getreide, weniger von Gemüse, vorhanden. Hohe<br />

Konzentrationen dieser Stoffgruppe sind z.B. in Leinsamen lokalisiert<br />

(15,5mg/kg).<br />

Sulfide<br />

Zu der wohl bekanntesten Stoffgruppe gehören die Sulfide. Der wichtigste<br />

Vertreter ist das Allicin, die als Hauptwirksubstanz in Knoblauch enthalten ist<br />

und dort für den typischen Geruch verantwortlich ist. Sie muss erst durch<br />

bestimmte Vorgänge aus Vorstufen umgebaut werden und kommt dort in einer<br />

Konzentration von bis zu 4g/kg Frischgewicht vor.<br />

Schon in vorchristlicher Zeit wurde auf die heilsamen Wirkungen des<br />

Knoblauchs bei der Behandlung von Herzbeschwerden, Kopfschmerzen und<br />

Geschwülsten in Heilrezepturen aufmerksam gemacht.<br />

<br />

67


Sekundäre Pflanzenstoffe - Positive Wirkungen<br />

Einleitung<br />

Der Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet der sekundären Pflanzenstoffe hat<br />

sich in den letzten 20 Jahren verlagert. Dadurch ist auch die Bedeutung dieser<br />

Substanzen gestiegen. Es erfolgte eine Neubewertung der gesundheitlichen<br />

Bedeutung von sekundären Pflanzenstoffen und somit auch die Einführung der<br />

Bezeichnungen als protektive und gesundheitsfördernde Substanzen.<br />

Dies ist ein Grund für die momentan fortschreitende Entwicklung von<br />

Produkten, deren Vermarktung sich nicht nur auf den Aspekt der<br />

Bedarfsdeckung, sondern vielmehr hinsichtlich ihrer gesundheitsfördernden<br />

Wirkungen (durch Anwesenheit solcher bioaktiver Stoffe) konzentriert. Als<br />

Beispiel ist hier das Konzept des sog. Functional Food zu nennen, das jedoch<br />

bisher nur in Japan einer gesetzlichen Grundlage unterliegt.<br />

Wirkungen<br />

Dass Pflanzen über gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe verfügen, ist aber schon<br />

schon lange bekannt. Sie spielen deshalb traditionell nicht nur in der<br />

<strong>Ernährung</strong>, sondern auch in der Therapie von Krankheiten eine Rolle.<br />

Auch heute gibt es noch Naturvölker, bei denen bestimmte Pflanzen einen<br />

Heilcharakter haben und die deshalb bewusst als Medizin eingesetzt werden.<br />

Die prophylaktischen und therapeutischen Wirkungen der Pflanze sind auf eine<br />

Vielfalt von Sekundären Pflanzenstoffen zurückzuführen; gesundheitsfördernde<br />

Wirkungen können z.B. sein:<br />

▪ anticancerogen (krebshemmend)<br />

▪ antimikrobiell<br />

▪ antioxidativ<br />

▪ antithrombotisch (einer Thrombose entgegenwirkend, Blut-verflüssigend,<br />

Blutgerinnungs-hemmend)<br />

▪ immunmodulierend (das Immunsystem beeinflussend)<br />

▪ entzündungshemmend<br />

▪ Blutdruck-beeinflussend<br />

▪ Cholesterinspiegel-senkend<br />

▪ Blutglucose-beeinflussend<br />

▪ verdauungsfördernd<br />

Den vielfältigen sekundären Pflanzenstoffen werden gruppenspezifisch<br />

unterschiedliche Wirkungen zugesprochen.<br />

68


Hinweise für folgende Wirkungen<br />

A B C D E F G H I J<br />

Carotinoide x x x x<br />

Phytosterine x x<br />

Saponine x x x x<br />

Glucosinolate x x x<br />

Polyphenole x x x x x x x x<br />

Protease-Inhibitoren x x<br />

Monoterpene x x<br />

Phytoöstrogene x x<br />

Sulfide x x x x x x x x x<br />

▪ A = anticancerogen<br />

▪ B = antimikrobiell<br />

▪ C = antioxidativ<br />

▪ D = antithrombotisch<br />

▪ E = immunmodulierend<br />

▪ F = entzündungshemmend<br />

▪ G = Blutdruck-beeinflussend<br />

▪ H = Cholesterin-senkend<br />

▪ I = Blutzucker-beeinflussend<br />

▪ J = verdauungsfördernd<br />

Quelle: mod. nach Watzl B, Leitzmann C., 1999<br />

Angesichts der derzeitigen Situation in den Industrieländern, in denen<br />

ernährungsabhängige Krankheiten weit verbreitet sind, erscheint es sinnvoll,<br />

der Erforschung des Wirkungsspektrums solcher Substanzen erhöhte<br />

Aufmerksamkeit zu schenken, da sie einen Beitrag zur Verbesserung der<br />

Gesundheitssituation sowie zur Prävention von Krankheiten leisten können.<br />

Trotz der Vielzahl von positiven Wirkungen sollte auch bedacht werden, dass<br />

eine gewünschte Wirkung nur unter Berücksichtigung einer Reihe von<br />

Maßnahmen (z.B. Erhöhung der Gemüse- und Obstaufnahme) und bei<br />

kontinuierlicher Aufnahme dieser Substanzen zu erwarten ist. Es muss auch<br />

erwähnt werden, dass es sich bei den genannten Wirkungen vor allem um<br />

Rückschlüsse aus tierexperimenteller und epidemiologischer Studien handelt<br />

und weiterhin noch ein großer Forschungsbedarf besteht.<br />

Sekundäre Pflanzenstoffe - Potientiell negative<br />

Wirkungen<br />

Einleitung<br />

Trotz der momentan anhaltenden Diskussionen über die vielseitigen positiven<br />

Wirkungen der sekundären Pflanzenstoffe sollte beachtet werden, dass es sich<br />

hierbei um eine Substanzklasse handelt, die sowohl positive als auch negative<br />

Wirkungen hervorrufen können.<br />

Noch bis vor einigen Jahren wurden sekundäre Pflanzenstoffe als antinutritive<br />

<br />

69


Nahrungsinhaltsstoffe bezeichnet. So war man bestrebt, diese Inhaltsstoffe<br />

nicht auszunutzen, sondern ihren Gehalt in Lebensmitteln auf ein Minimum zu<br />

reduzieren. Dementsprechend wurden die in Pflanzen enthaltenden bioaktiven<br />

Substanzen fast ausschließlich auf ihre gesundheitsschädlichen und nur in<br />

geringem Maße auf ihre positiven Wirkungen untersucht.<br />

Die für den Menschen bzw. tierischen Organismus gesundheitsschädlichen<br />

(toxischen) sekundären Pflanzenstoffe dienen der Pflanze in erster Linie zum<br />

Schutz vor Tierfraß.<br />

Im Laufe der Zeit hat der Mensch mit Hilfe seines Geruchs- und<br />

Geschmackssinns nicht nur gelernt diese Substanzen zu erkennen (z.B. durch<br />

einen bitteren Geschmack) und zu meiden, sondern sich auch durch<br />

körpereigene Systeme davor zu schützen. Hierzu zählen Entgiftungsenzyme,<br />

die, in Abhängigkeit von der Konzentration der giftigen Substanz, deren<br />

toxische Eigenschaften neutralisieren können und damit den Körper vor einer<br />

eventuellen Vergiftung schützen.<br />

Auch die Nutzung bestimmter Verarbeitungsverfahren, beispielsweise das<br />

Erhitzen von Lebensmitteln, kann helfen, den Gehalt an toxischen Substanzen<br />

in Nahrungsmitteln zu senken bzw. zu eliminieren und sie damit genießbar zu<br />

machen.<br />

Generell kann gesagt werden, dass die Mehrzahl der natürlichen<br />

Nahrungsmittelinhaltstoffe (mit Ausnahme von z.B. Solanin) unter<br />

üblichen Verzehrsgewohnheiten keine gesundheitsschädliche Wirkung<br />

ausüben und daher als unschädlich bezeichnet werden können.<br />

Im folgenden erhalten Sie einen Überblick über einige für den Menschen<br />

gesundheitsschädliche Substanzen.<br />

Blausäure<br />

Blausäure (Cyanwasserstoff) ist ein starkes Gift. Der Toleranzbereich dieser<br />

Substanz liegt in einem Umfang von 1-60 mg/kg Körpergewicht, abhängig von<br />

der betroffenen Person. Daher kann schon eine Dosis von 1 mg/kg<br />

Körpergewicht beim Menschen tödlich wirken.<br />

Die toxische Wirkung der Blausäure äußert sich dadurch, dass es ein wichtiges<br />

Enzym der Atmungskette hemmt und dadurch den Sauerstofftransport im<br />

Körper verhindert. Die Folge ist ein rasches Absterben der Gehirnzellen<br />

aufgrund des entstandenes Sauerstoffmangels.<br />

Es gibt weit über 1000 Pflanzen, die diese Substanz produzieren, zu den<br />

bekanntesten zählen wohl Bittermandeln mit einem Gehalt von ca. 2,5g/kg.<br />

Weitere blausäurehaltige Pflanzen sind z.B. die unreife Bambussprosse (bis<br />

8g/kg), Leinsamen, Fruchtkerne aus Zitrusfrüchten sowie Steinobst (Äpfel).<br />

Sogar unsere heimische Gartenbohne enthält einen gewissen Anteil an dieser<br />

Substanz. Durch Erhitzungsvorgänge wie z.B. Kochen kann die toxische<br />

Wirkung der Blausäure aufgehoben werden. Trotzdem werden immer wieder<br />

Vergiftungen gemeldet, die durch ungenügend verarbeitete bzw. ungekochte<br />

Speisen (z.B. von Bambussprossen) hervorgerufen wurden.<br />

Hierzulande ist vor allem die Bittermandel und das aus ihr hergestellte<br />

Bittermandelöl mit Vorsicht zu genießen, da schon 5-10 dieser Mandeln bzw.<br />

10 Tropfen Bittermandelöl bei Kindern eine tödliche Wirkung zeigen.<br />

70


Oxalsäure<br />

Dabei handelt es sich um eine Substanz, die in der Lage ist mit Calcium eine<br />

Bindung einzugehen und den wasserunlöslichen Komplex Calciumoxalat zu<br />

bilden. Die Aufnahme des Calcium durch den Körper wird somit verhindert.<br />

Besonders reich an Oxalsäure sind Spinat, Sellerie, Rote Rüben und Rhabarber.<br />

Bei Personen, die zur Ablagerung von Nierensteinen auf Basis von<br />

Calciumoxalat neigen, wirkt sich diese Substanz besonders schädlich aus.<br />

Solanin<br />

Die grünen Scheinfrüchte der Kartoffeln, aber auch unreife oder durch<br />

Belichtung grün gefärbte Kartoffeln enthalten das Nervengift Solanin, das in<br />

höheren Konzentrationen Magenbeschwerden, Erbrechen, Nierenreizungen<br />

sowie Brennen im Hals verursachen kann. Die tödliche Dosis wird auf 400 mg<br />

geschätzt.<br />

Diese Substanz tritt beim Kochen weitgehend in das Kochwasser über. Es<br />

reicht aus, wenn man die grünen Stellen großzügig beseitigt. Auf die<br />

Weiterverwendung der Garflüssigkeit sollte man jedoch verzichten.<br />

Es sollte daher bereits beim Einkauf die Qualität der Kartoffeln überprüft und<br />

bei der Lagerung Lichteinwirkung vermieden werden, da sonst die Bildung von<br />

Solanin gefördert wird.<br />

Toxische Stoffe in essbaren Pilzen<br />

Die Speiselorchel enthält das giftige Gyromitrin. Durch Kochen kann diese<br />

Substanz aus dem Speisepilz entfernt werden, da es sich bei<br />

Hitzeeinwirkungen zersetzt. Der Genuss dieses Pilzinhaltsstoffes kann neben<br />

Magen- und Darmbeschwerden auch zu Leber- und Nierenschädigungen und<br />

evtl. sogar zum Tode führen. Zudem hat Gyromitrin eine krebserregende<br />

Wirkung.<br />

Agaritin, welches in frischen Champions in Mengen von bis zu 440 ppm<br />

enthalten ist, steht ebenfalls in Verdacht, krebserregend zu sein. Durch<br />

Einwirkung von Hitze wird es jedoch zersetzt und ist damit nicht mehr<br />

wirksam.<br />

Toxische Honig-Inhaltsstoffe<br />

Rhododendren und Azaleen besitzen in ihrer Blüte die giftige Substanz<br />

Grayanotoxin, das nach Einnahme zu Lähmungen und einer Steigerung der<br />

Herzfrequenz führt. Da es von Bienen eingesammelt wird, kann es auf diese<br />

Weise in den Honig gelangen.<br />

In Mitteleuropa wird jedoch kein reiner Honig aus dieser Pflanze gewonnen, so<br />

dass hier eine Gefahr durch eine Vergiftung ausgeschlossen werden kann.<br />

Jedoch sind in der Türkei Vergiftungen, die aufgrund des Genusses von<br />

sogenanntem "pontischem Honig" zurückzuführen sind, registriert worden.<br />

Auch aus der Geschichte ist bekannt, dass die Soldaten des römischen Konsuls<br />

Pompejus 67 v. Chr. nach dem Genuss dieses Honigs kampfunfähig waren und<br />

besiegt wurden.<br />

<br />

71


Ätherische Öle<br />

Da ätherische Öle, die z.B. in Gewürzen enthalten sind, intensive aromatische<br />

Eigenschaften besitzen, werden sie häufig als Geschmacksverstärker<br />

Lebensmitteln zugesetzt.<br />

Die Muskatnuss, die in dieser Form auch Verwendung findet, verfügt über zwei<br />

Verbindungen, Myristicin und Elemicin, die bei einem übermäßigen Verzehr zu<br />

optischen Halluzinationen, Steigerung der Herzfrequenz und<br />

Blutdruckschwankungen führen können.<br />

Essverhalten - Hunger<br />

Allgemein<br />

Aussagen zu Hunger und Durst im Rahmen der Psychologie umfassen die<br />

verschiedenen Verhaltensweisen zu Beginn und zum Ende der Nahrungs- und<br />

Flüssigkeitsaufnahme. Hunger zu verstehen bedeutet, Regeln und Prinzipien<br />

aufzustellen, die Vorhersagen darüber erlauben, wann ein Organismus mit der<br />

Nahrungsaufnahme beginnen und aufhören wird. Um solche allgemeinen<br />

Regeln zu formulieren, wurden Anfang und Ende der Nahrungsaufnahme im<br />

Laufe der Jahre mehrfach untersucht.<br />

Hypothesen zur Regulierung des Hungers<br />

In der psychologischen Hungerforschung wurde zunächst die Bedeutung von<br />

Mund und Magen bei der Regulation der Nahrungsaufnahme experimentell<br />

untersucht. Später wurde deutlich, dass neben der Nahrungsmenge auch die<br />

Qualität der Nahrung wichtig ist. Ferner zeigte sich, dass Stoffwechselvorgänge<br />

sowie die Hirnaktivität wichtige Faktoren bei der Auslösung von Hunger und<br />

Durst sind.<br />

Die drei folgenden Hypothesen, die zum Thema Auslösen von Hunger<br />

aufgestellt wurden, sind als komplementär anzusehen. Keine von ihnen kann<br />

Hunger für sich alleine erklären.<br />

Regulierung durch Magen<br />

Hunger entsteht aufgrund von Kontraktionen des leeren Magens. Diese<br />

Hypothese hat an Bedeutung verloren. Verschiedene Untersuchungen zeigten,<br />

dass es zu keiner Veränderung im Essverhalten kommt, auch wenn der Magen<br />

entfernt wurde. Außerdem zeigten sie, dass Magenkontraktionen die Aktivität<br />

des Hunger- und Sättigungszentrum nicht beeinflussen.<br />

72


Regulierung über den Zellstoffwechsel<br />

Demnach sind Veränderungen in den Zellen des gesamten Organismus<br />

verantwortlich für die Entstehung des Hungergefühls. Eine wichtige Funktion<br />

wird der im Blut vorhandenen Glukosemenge zugeschrieben. Der<br />

Kohlenhydratstoffwechsel gilt als verantwortlich für Hunger- und<br />

Sattheitsempfindungen. Ein niedriger Blutzuckerspiegel führt zur<br />

Nahrungsaufnahme. Weiter spielen die Fettspeicherung, die<br />

Aminosäurenzusammensetzung der Nahrung sowie hormonale Faktoren eine<br />

wichtige Rolle. Auch Körpertemperatur und Wärmeenergieverlust im Körper<br />

wirken sich auf das Essverhalten aus. Quantitativ wird bei Kälte mehr gegessen<br />

als bei Hitze, qualitativ wird bei Hitze weniger kalorienreich, flüssiger bzw.<br />

saftiger und mineralhaltiger bzw. gewürzter gegessen.<br />

Regulierung durch Gehirnregionen<br />

Eine bestimmte Hirnregion, der Hypothalamus, ist für die Nahrungs- und<br />

Flüssigkeitsregulierung von großer Bedeutung. Der laterale Hypothalamus stellt<br />

"Hunger" fest, der ventromediale "Sättigung". Dabei scheint das<br />

Hungerzentrum permanent zu arbeiten, sein Einfluss wird jedoch bei einer<br />

Aktivierung des Sättigungszentrum ausgeschaltet. Ebenso sind das limbisches<br />

System und die Hirnrinde an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt.<br />

Modelle zur Ess- / Sättigungsregulation<br />

Es wurden verschiedene Modelle entwickelt, die den Ablauf der Sättigung und<br />

die Bedeutung der verschiedenen Faktoren auf das Essverhalten darstellen.<br />

Sattheitskaskade<br />

Der Sättigungsvorgang kann durch die sogenannte Sattheitskaskade erklärt<br />

werden. Um den verzögernden sättigenden Effekt von aufgenommener<br />

Nahrung beim Hungerstillen zu erläutern, wird die Sättigung in vier<br />

aufeinander folgende Phasen unterteilt.<br />

▪ Sensorische Effekte durch die lustvolle Wirkung von Geruch, Geschmack,<br />

Temperatur und Konsistenz der Nahrung. Eine positive Ausprägung<br />

verschiedener sensorischer Qualitäten kann zu einer höheren<br />

Nahrungsaufnahme führen.<br />

▪ Kognitiver Überdruss durch die Bewertung der Nahrung als Sattmacher und<br />

die Erwartung des sattmachenden Effektes der Speisen.<br />

▪ Sattheit nach dem Verzehr von Nahrung durch Völlegefühl und Magendruck<br />

▪ Empfindung nach Verdauung, d.h. Stoffwechselhaushalt und Blutsystem<br />

signalisieren "Sattheit", und das entsprechende Hirnzentrum reagiert.<br />

Dreikomponenten-Modell<br />

Das von Pudel und Westenhöfer entwickelte Dreikomponentenmodell<br />

umschreibt die Bedeutung von inneren und äußeren Reizen sowie der<br />

kognitiven Bewertung bei der Essregulation.<br />

<br />

73


Die Bedeutung innerer Signale (z.B. Hunger) ist im Säuglingsalter sehr<br />

einflussreich, dann entwickelt sich die Bedeutung der äußeren Bedingungen<br />

(Nahrungsangebot und Umgebung) und mit zunehmendem Lebensalter<br />

wachsen die kognitiven Einstellungen, die das Essverhalten bestimmen.<br />

Esstypen<br />

Unter Esstypen werden persönliche Esstrends, die meist im Laufe des<br />

Sozialisierungsprozesses entwickelt worden sind, verstanden. Sie<br />

charakterisieren Richtungen in der Alltagsgestaltung. Jeder Typ hat eine<br />

vorherrschende Motivation, die bei der Auswahl entscheidend ist. Andere<br />

Aspekte treten in den Hintergrund.<br />

Genussmensch<br />

Ist in seinen Essensvorlieben kurzzeitig emotional bestimmt. Sinnlicher Genuss<br />

steht im Vordergrund.<br />

Gourmets / Feinschmecker<br />

Ihnen sind frische und qualitativ hochwertige Zutaten wichtig. Ferner:<br />

exzellente Kochkunst, ästhetisches Ambiente, Kochen gerne<br />

Fast-Food-Liebhaber<br />

Noch geringeres Gesundheitsbewusstsein als die Feinschmecker Fertignahrung<br />

ist das ideale Essen. Essen unbekümmert, um Hunger zu stillen<br />

Gesundheitsapostel<br />

Suchen rational und bewusst die Nahrung aus 3 Versionen:<br />

▪ Vegetarier<br />

▪ Naturköstler<br />

Diätbewusste<br />

74


Essverhalten - Durst<br />

Allgemein<br />

Es werden verschiedene Typen an Trinkverhalten unterschieden, die sich in die<br />

zwei Hauptkategorien<br />

▪ homöostatisches Trinken<br />

▪ anichthomöostatisches Trinken<br />

einteilen lassen.<br />

Homöostatisches Trinken<br />

Beim homöostatischen Trinken wird der Wasserhaushalt des Körpers nach<br />

Flüssigkeitsentzug oder –verlust wieder hergestellt. Flüssigkeit wird<br />

aufgenommen, um die Konzentration der gelösten Stoffe im Blutplasma sowie<br />

das Gesamtvolumen an Blutplasma aufrechtzuerhalten.<br />

Man unterscheidet zwei Formen:<br />

▪ Trinken nach extrazellulärem Flüssigkeitsverlust, also nach dem<br />

Wasserverlust außerhalb der Zelle<br />

▪ Trinken nach intrazellulärem Flüssigkeitsverlust, also nach dem<br />

Wasserverlust innerhalb der Zelle<br />

Es gibt verschiedene Ursachen, die den Sollwert des Flüssigkeitsgehalt in<br />

einem der beiden Räume stören. Durch Trinken kann das Optimum wieder<br />

hergestellt werden. Da beide Flüssigkeitsräume in Interaktion stehen, wirkt<br />

sich eine Flüssigkeitsaufnahme auf beide Räume aus. Die Menge der<br />

extrazellulären Flüssigkeit erhöht sich, wodurch die Ionenkonzentration sinkt.<br />

Durch die nun eintretende Osmose diffundiert das Wasser von der Außenseite<br />

zur Innenseite, bis die Ionenkonzentration wieder ausgeglichen ist.<br />

Theorien<br />

Ein Wasserentzug verursacht physiologische Veränderungen wie z.B. die<br />

Absenkung des Blutdrucks und die Steigerung der Natriumkonzentration im<br />

Blut. Auftretende Veränderungen im extrazellulären Flüssigkeitsraum werden<br />

durch Zellen in der Niere erfasst, woraufhin diese das Hormon Renin<br />

absondert. Kommt Renin mit Blut in Kontakt, wird das Hormon Angiotensin<br />

gebildet. Experimentell wurde gezeigt, dass die erhöhte Konzentration von<br />

Angiotensin im Blut bei Wassermangel zu vermehrtem Trinken anregt.<br />

Diese Theorie kann jedoch nicht das nichthomöostatische Trinken erklären.<br />

Nichthomöostatisches Trinken<br />

Die nichthomöostatischen Trinktypen sind weitgehend durch Lernen<br />

beeinflusst. Um einen Mangel an Flüssigkeit vorzubeugen, lernen Organismen,<br />

immer dann zu trinken, wenn Wasser verfügbar ist.<br />

<br />

75


Antizipatorisches Trinken<br />

Durch Trinken zu den Mahlzeiten beugen wir einen späteren Bedarf an Wasser<br />

vor und nutzen momentan verfügbares Wasser, um diesem Defizit<br />

zuvorzukommen. Der unbewusst dahinter stehende Gedanke ist, dass<br />

Flüssigkeitsaufnahme wichtig ist, da für die Verdauung Wasser gebraucht wird.<br />

Hysterese<br />

Darunter wird in der Wissenschaft das Zurückbleiben einer Wirkung hinter den<br />

Veränderungen der verursachenden Einflussgröße verstanden. Bezogen auf das<br />

Trinken bedeutet dies, dass weiter getrunken wird, obwohl kein Wassermangel<br />

mehr besteht.<br />

Essverhalten - Präferenzen und Aversionen<br />

Allgemein<br />

Keine Vorlieben oder Abneigungen sind ausschließlich durch die Gene oder<br />

durch die Umwelt bestimmt. Es gilt jedoch, dass es schwieriger ist, genetisch<br />

bedingte Präferenzen zu verändern, als lernbedingte. Beispiele für genetisch<br />

bedingte Nahrungsmittelpräferenzen sind die Vorliebe für Süßes und Salziges.<br />

Auch die gesteigerte Vorliebe für intensiv schmeckende Lebensmittel mit<br />

zunehmendem Alter ist genetisch determiniert. Ursache dafür ist u.a. die<br />

physiologisch bedingte Abnahme der Geschmacksempfindlichkeit.<br />

Nahrungsmittelpräferenzen sind durch ernährungsbezogene Erfahrung sowie<br />

soziale Konsequenzen von Nahrungsaufnahme veränderbar. Ebenso kommen<br />

der Kultur und der Religion in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung<br />

zu.<br />

Auch Nahrungsmittelaversionen können unterschiedliche Ursachen haben.<br />

Manchmal werden aus Präferenzen, aufgrund bestimmter Ereignisse,<br />

Aversionen.<br />

Präferenzen - Genetische Faktoren<br />

Vorliebe für Süßes<br />

Ein Experiment zeigte, dass Neugeborene süße Flüssigkeiten dem reinen<br />

Wasser vorzogen. Die Bevorzugung war um so stärker, je höher die Glucose -<br />

Konzentration war. Unterschiede zwischen den Geschlechtern konnten nicht<br />

belegt werden.<br />

Ein früher Kontakt ist aber keine Vorbedingung für eine Präferenz. Forscher<br />

zeigten, dass Kulturen, die ursprünglich ohne süße Lebensmittel lebten, die<br />

Vorliebe übernahmen, wenn sie mit Süßem in Kontakt traten.<br />

Die Präferenz von Süßem nimmt mit dem Alter ab. Dies kann aber auf<br />

lernbedingte Reaktionen beruhen. So könnte der Auslöser z.B. die verstärkte<br />

Sorge über Gewichtszunahme und / oder ernährungsbewussteres Essen sein.<br />

76


Vorliebe für Salz<br />

Auch die Präferenz für Salz ist überwiegend genetisch bedingt, kann in ihrer<br />

Erscheinungsweise aber durch Umwelterfahrung verändert werden.<br />

Im Gegensatz zum Süßen wird Salz nicht von Geburt an bevorzugt, da<br />

Säuglinge erst ab dem vierten Monat Salz schmecken können. Ab diesem<br />

Zeitpunkt ziehen sie salzige Lösungen dem reinen Wasser vor. Sie wissen was<br />

salzig schmecken sollte und lehnen solche Speisen ab, die dies nicht im<br />

gewohnten Maß sind.<br />

Obwohl der Appetit vom physiologischen Bedarf abhängig ist, ist ein starker<br />

physiologischer Bedarf keine notwendige Vorbedingung für den Verzehr großer<br />

Mengen von Salz. Folglich führt die Vorliebe für Salziges dazu, dass die<br />

aufgenommene Salzmenge den Körperbedarf oft bei weitem übersteigt. Indem<br />

mehrere Wochen nur Speisen mit geringem Salzgehalt gegessen werden, ist es<br />

aber möglich, die bedarfsunabhängige Salzpräferenz erfahrungsabhängig zu<br />

verringern.<br />

Präferenzen - Umweltbeiträge<br />

Abgesehen von den genetisch bedingten Präferenzen ist das, was gemocht<br />

wird, Ergebnis eines sozialen Lernprozesses, wobei dem Beobachtungslernen<br />

eine wesentliche Funktion zugeschrieben wird. Der als angenehm bezeichnete<br />

sensorische Eindruck wird nicht kognitiv bewertet, sondern resultiert aus einer<br />

Gewöhnung eines zunehmend vertrauteren Geschmackseindrucks.<br />

Kinder übernehmen die Vorlieben von Personen, mit denen sie zusammen<br />

essen. Außerdem entwickeln sie erhöhte Präferenzen für Nahrungsmittel, die<br />

ihnen als Belohnung gegeben werden oder die durch Zuwendung von Seiten<br />

Erwachsener begleitet sind.<br />

Auch die Kultur, in der ein Mensch aufwächst, beeinflusst seine Präferenzen. Er<br />

lernt durch sie, wann welche Speise wie gegessen wird (Temperatur,<br />

Zubereitungsform etc.). Zu den kulturellen Einflüssen gehören auch die<br />

Auswirkungen der sozialen Klassenzugehörigkeit. Der Mensch neigt dazu,<br />

häufiger solche Nahrungsmittel zu essen, die von Angehörigen der sozialen<br />

Schicht, der er gerne angehören würde, bevorzugt werden.<br />

Auch indirekte Kontakte, z.B. TV – Werbung, können Präferenzen verändern.<br />

Experimente zeigten, dass Werbung für Lebensmittel mit geringem<br />

<strong>Ernährung</strong>swert deren Vorliebe bei Kindern steigern ließ.<br />

Im Zusammenhang mit Nahrungsmittelpräferenzen ist immer wieder vom Mere<br />

- Exposure - Effekt und von der spezifisch - sensorischen Sättigung die Rede.<br />

Während der Mere - Exposure - Effekt eine Etablierung einer bestimmten<br />

Geschmackspräferenz durch Wiederholung beschreibt, besagt die spezifisch -<br />

sensorische Sättigung, dass eine Wiederholung gleichartiger sensorischer<br />

Eindrücke zu deren Abschwächung führt. Da sich die spezifisch - sensorische<br />

Sättigung sehr schnell entwickelt, lange stabil bleibt bevor sie wieder absinkt,<br />

wird davon ausgegangen, dass sie von Empfindungen beim Essen kommt und<br />

nicht von Auswirkungen der Nahrung.<br />

Der Mere – exposure – Effekt und die spezifische sensorische Sättigung greifen<br />

ineinander: Eine Speise wird nur zur Lieblingsspeise, wenn sie nicht zu häufig<br />

gegessen wird. Die Vorliebe für ein Lebensmittel wird also langfristig durch den<br />

Mere - Exposure - Effekt gefestigt, aber kurzfristig durch die spezifische –<br />

sensorische Sättigung gemindert.<br />

<br />

77


Aversionen<br />

Es werden vier Nahrungsmittel – Typen, die Aversionen auslösen können,<br />

unterschieden.<br />

▪ unangenehm schmeckende Nahrungsmittel (würden die meisten ohne<br />

Vorbehalte essen, wenn der Eigengeschmack überdeckt oder verspätet<br />

festgestellt werden würde)<br />

▪ ungeeignete Nahrungsmittel (Stoffe, die als nicht essbar betrachtet werden)<br />

▪ gefährliche Nahrungsmittel (solche, die körperlichen Schaden verursachen<br />

könnten, wenn sie gegessen würden)<br />

▪ ekelerregende Nahrungsmittel (Stoffe, die i.d.R. niemand aufnehmen<br />

möchte)<br />

Während bei den ersten drei Punkten die Einstufung aufgrund des direkten<br />

Kontaktes erfolgt, werden Nahrungsmittel aufgrund direkten oder indirekten<br />

Erlebens von Reaktionen anderer als ekelerregend bezeichnet. Ferner können<br />

Lebensmittel als ekelig klassifiziert werden, weil sie mit etwas ekelerregendem<br />

im Kontakt gekommen sind (Kontiguitätsprinzip) oder weil sie in ihrem<br />

Aussehen etwas ekelerregendem ähnlich sind (Similaritätsprinzip).<br />

Durch bestimmte Ereignisse, wie z.B. plötzliche Übelkeit oder Erkrankung,<br />

können sich Präferenzen zu Aversionen wandeln. Hierbei gilt, dass sich<br />

Aversionen leichter gegenüber weniger bevorzugten Lebensmitteln entwickeln<br />

und sich auch auf Speisen, die dem mit der Erkrankung / Übelkeit verknüpften<br />

Nahrungsmittel ähnlich sind, übertragen.<br />

Essverhalten - Sinne<br />

Allgemein<br />

Bei der Nahrungsaufnahme werden die verschiedenen sensorische Systeme<br />

angesprochen. Während beim Essen und Trinken vor allem der Geschmacksund<br />

Geruchssinn großen Einfluss nehmen, ist beim Kauf der Lebensmittel in<br />

erster Linie das, was visuell aufgenommen wird, von Bedeutung.<br />

Aussehen<br />

Für die Nahrungsauswahl ist vor allem das Aussehen der Lebensmittel<br />

entscheidend. Durch das Aussehen werden Geschmack, Verträglichkeit,<br />

Bekömmlichkeit und Frische eingeschätzt.<br />

Die Bedeutung der Farben wird z.B. an dem Versuch mit Gummibärchen<br />

deutlich. Die Mehrzahl der Probanden ordnen den verschiedenen Farben<br />

bestimmte Geschmacksrichtungen zu, z.B. gelb und orange gleich<br />

Zitronengeschmack. Aufgrund dieser subjektiven Zuordnung werden<br />

bestimmte Farben dann bevorzugt. Wurden den Probanden jedoch die Augen<br />

verbunden, konnten die Farben nicht am Geschmack erkannt werden. Es zeigt<br />

sich also, dass lediglich die Farben aufgrund persönlicher Assoziation bevorzugt<br />

werden und nicht die Geschmacksnuancen.<br />

78


Andere Versuche zeigten, dass die Präferenz bestimmter Lebensmittel stark<br />

abfiel, wenn man ihnen die typische Farbe entzog und sie anders einfärbte.<br />

Ein Indiz für die Wichtigkeit der Farben sind auch die Bemühungen der<br />

Lebensmittelindustrie, appetitliche Farbeindrücke zu schaffen.<br />

Textur<br />

Auch die Textur der Lebensmittel hat großen Einfluss auf die<br />

Nahrungsmittelauswahl.<br />

Die Wahrnehmung erfolgt durch die Veränderung der Konsistenz. Durch<br />

Beißen, Lutschen, Kauen, also der sinnlichen Erfassung, wird die Textur<br />

zerstört.<br />

Empfindungen im Mund können in geometrische und mechanische Punkte<br />

unterteilt werden, wobei sich<br />

▪ geometrisch auf die äußerlich räumliche Form und<br />

▪ mechanisch auf die notwendige Kraft bei der Zerkleinerung der Speise<br />

beziehen.<br />

Auch außerhalb des Mundes wird die Konsistenz der Lebensmittel erfasst. Sie<br />

wird durch Aussehen, Druck und Geräusche überprüft.<br />

Im allgemeinen werden feste, knusprige, knackige, aber auch zarte, cremige<br />

und saftige Speisen gern gemocht. Welche Gruppe nun bevorzugt wird, ist<br />

auch von der Stimmungslage abhängig. Bei hart und weich ist entscheidend,<br />

um welches Produkt es sich handelt. Manchmal ist die Beschreibung positiv,<br />

manchmal negativ gemeint. Grundsätzlich negativ zu bewerten sind<br />

Umschreibungen wie schleimig, schmierig, nass, klumpig und zäh.<br />

Symbolgehalt von Lebensmitteln<br />

Der Symbolgehalt von Lebensmitteln ist noch nicht abschließend untersucht<br />

worden. Eine Vielzahl von Autoren haben die unterschiedlichen Symbole<br />

klassifiziert. Fasst man diese verschiedenen Klassifikationen zusammen,<br />

ergeben sich vier Symboldimensionen:<br />

Sicherheit<br />

Lebensmittel werden gegessen um wieder in ein emotionales Gleichgewicht zu<br />

gelangen. Sie dienen zur Abwehr von Angstzuständen.<br />

Lust<br />

Lebensmittel sollen einen Lustgewinn herbeiführen. Sie werden aufgrund ihres<br />

Aussehens, Geschmacks und Geruchs gewählt.<br />

Geltung<br />

Die gewählten Lebensmittel sollen die eigene gesellschaftliche Position<br />

unterstreichen. Sie werden als Attribute der eigenen Persönlichkeit aufgefasst.<br />

<br />

79


Zugehörigkeit<br />

Lebensmittel dienen der sozialen Identifikation. Sie sollen Gruppenkonformität<br />

und Interessensgleichheit verdeutlichen.<br />

Essverhalten - Setpoint-Theorie<br />

Allgemein<br />

Der Setpoint bezeichnet ein biologisch ideales Körpergewicht. Übergewichtige<br />

haben einen höheren Setpoint als Normalgewichtige. Aufgrund des gängigen<br />

Schlankheitsideals versuchen viele, ihr Gewicht unterhalb ihres Setpoints<br />

zuhalten. Das bedeutet, dass nach dieser Theorie Menschen gesellschaftlich als<br />

übergewichtig angesehen werden, aber nach biologischen Kriterien können sie<br />

untergewichtig und unterversorgt sein.<br />

Homöostase<br />

Die Grundlage der Setpoint – Theorie ist die Homöostase. Homöostase<br />

bezeichnet einen Zustand des Körpers (steady state), der nicht ohne weiteres<br />

verändert werden kann, da er durch physiologische und psychologische<br />

Mechanismen stabilisiert wird.<br />

Wäre dem nicht so, müssten sich kleinste Schwankungen in der Energiezufuhr,<br />

z.B. 50 kcal am Tag zu viel / zu wenig, in einer Zunahme bzw. Abnahme des<br />

Körpergewichts äußern.<br />

Das Körpergewicht ist also nicht beliebig manipulierbar. Die Homöostase, also<br />

die Aufrechterhaltung eines konstanten, optimalen Milieus, beschreibt nicht<br />

einen genau festgelegten Punkt, sondern einen spezifischen Wertebereich, in<br />

dem Stabilität besteht. Erst wenn diese Grenzen überschritten werden, müssen<br />

Ausgleichungsprozesse eingeleitet werden, damit die Homöostase nicht<br />

bedroht wird.<br />

Wirkmechanismus<br />

Durch den Setpoint wird nicht das Körpergewicht direkt reguliert, sondern die<br />

Energiezufuhr und der Verbrauch.<br />

Durch Einschränkung der Nahrungszufuhr kommt es zu einer Reduzierung des<br />

Energieverbrauchs, die wesentlich höher ist, als die Abnahme an<br />

Körpergewicht vermuten lässt. Durch die erwähnten Gegenregulationen<br />

reagiert der Körper bei Verminderung der Energiezufuhr nicht unmittelbar mit<br />

Gewichtsverlust, sondern er reduziert zunächst den Stoffwechsel. Dies erklärt,<br />

warum es auch bei wiederholten Diäten schwierig ist, vom eigentlichen<br />

Gewicht herunter zu kommen. Auch für den Jojo – Effekt und die Entwicklung<br />

gestörten Essverhaltens kann die Setpoint – Theorie einen Erklärungsansatz<br />

bieten.<br />

Die folgende Tabelle gibt eine zusammenfassende Darstellung.<br />

80


Psychologische Ebene<br />

(Verhalten und Erleben)<br />

Ungezügeltes, spontanes Essverhalten<br />

(Non-Dieter)<br />

Gezügeltes Essverhalten (Diät, FDH<br />

etc.)<br />

Zunehmend Schwierigkeiten im<br />

Essverhalten: Außenreizabhängigkeit,<br />

Stressessen, Heißhunger verzögerte<br />

Sättigung etc.<br />

Physiologische Ebene<br />

(Energiestoffwechsel)<br />

Ausgeglichene Energiebilanz:<br />

Energieaufnahme und<br />

Energiebedarf stimmen<br />

überein<br />

Negative Energiebilanz:<br />

Aufnahme geringer als<br />

Verbrauch<br />

Ausgeglichene Energiebilanz<br />

auf reduziertem Niveau durch<br />

Anpassung des Verbrauchs an<br />

Zufuhr<br />

Somatische<br />

Ebene<br />

(Körpergewicht)<br />

Körpergewicht stabil:<br />

Setpoint - Gewicht<br />

Initiale<br />

Gewichtsabnahme<br />

unter das Setpoint -<br />

Gewicht<br />

Stabilisierung des<br />

Gewichts unterhalb des<br />

Setpoints im neuen<br />

Steady State<br />

Abbruch des Diätverhaltens, Rückkehr<br />

zum spontanen Essverhalten<br />

Positive Energiebilanz:<br />

Aufnahme übersteigt den<br />

reduzierten Verbrauch<br />

Quelle: Pudel / Westenhöfer: <strong>Ernährung</strong>spsychologie. 1998. S. 103<br />

Gewichtszunahme bis<br />

zum Setpoint Gewicht<br />

oder drüber hinaus<br />

Kritik<br />

Nach der Setpoint – Theorie ist das Körpergewicht also weitgehend biologisch<br />

festgelegt. Es besteht die Vermutung, dass sich Adipöse häufig im<br />

Hungerzustand befinden, weil sie aufgrund des sozialen Drucks versuchen,<br />

unterhalb ihres Setpoints, der im adipösen Bereich liegen kann, zu bleiben.<br />

Jedoch vernachlässigt diese Theorie physiologische Tatsachen. Durch<br />

Veränderungen des Gewichts und der Körperzusammensetzung ändert sich<br />

auch der Energieverbrauch. Dieser wird überwiegend vom Anteil der fettfreien<br />

Körpermasse bestimmt. Wird zuviel Energie zugeführt, kommt es zur<br />

Gewichtszunahme, wobei 1 kg Zunahme sich auf 750 g Fett (6750 kcal) und<br />

auf 250 g fettfreie Masse (250 kcal) verteilen.<br />

Dementsprechend werden für eine Gewichtszunahme von 1 kg zusätzliche<br />

7000 kcal benötigt. Die Veränderung der Körperzusammensetzung führt nun<br />

wiederum zu einem veränderten Energieverbrauch, so dass sich Zufuhr und<br />

Verbrauch langsam annähern.<br />

Essverhalten - gezügeltes Essverhalten<br />

Allgemein<br />

Beim gezügelten Essverhalten geht es darum, die Nahrungsaufnahme<br />

einzuschränken, damit das gegenwärtige Gewicht gehalten, bzw. damit an<br />

Gewicht abgenommen werden kann. Es ist ein Verhaltensmuster, bei dem die<br />

Nahrungsaufnahme durch kognitive Kontrolle und nicht durch Hunger oder<br />

<br />

81


Appetitsignale reguliert wird. Gezügeltes Essen kann sich in lebenslangem<br />

Diäthalten, aber auch in wiederholten Phasen kurzzeitiger Diäten äußern.<br />

Bei gezügeltem Essverhalten werden Kohlenhydrate und Eiweiß vermehrt<br />

zugeführt, der Fett- und Zuckerkonsum hingegen wird eingeschränkt.<br />

Untersuchungen zeigten, dass gezügelte Esser, im Gegensatz zu ungezügelten<br />

Essern, bei negativer Stimmung dazu neigen, mehr zu essen als bei positiver<br />

oder neutraler Stimmung.<br />

Gezügelte Esser sind jedoch keine homogene Gruppe. Nicht alle weisen<br />

Essanfälle oder andere Störbarkeiten im Essverhalten auf. Gezügeltes Essen ist<br />

weit verbreitet, schon bei Kindern gibt es Anzeichen von gezügeltem<br />

Essverhalten.<br />

Hypothesen<br />

▪ Gezügelte Esser essen mehr, wenn die selbstauferlegte<br />

Nahrungsbeschränkung unterbrochen wird, und<br />

▪ eine erhöhte Externalität ist die Folge des gezügelten Essens.<br />

Externalität bedeutet, dass Personen in ihrem Essverhalten stark von äußeren<br />

Reizen beeinflusst werden. Die Betroffenen können anscheinend nur schwer<br />

widerstehen, wenn sie sichtbaren Essreizen ausgesetzt werden. Innere Reize<br />

hingegen nehmen sie kaum war. Der Verlust des Appetits im Lauf einer<br />

Mahlzeit ist zeitlich stark verzögert und Stress kann zu erhöhter<br />

Nahrungsaufnahme führen.<br />

Strategien und Gefahren<br />

Gezügelte Esser sind sowohl unter den Adipösen als auch unter den<br />

Normalgewichtigen zu finden.<br />

In der Adipositas-Therapie ist das gezügelte Essen ein wünschenswertes Ziel,<br />

da die kognitive Kontrolle in viele Fällen für den Erfolg einer Gewichtsreduktion<br />

entscheidend ist. Untersuchungen zeigten, dass übergewichtige Probanden mit<br />

stark ausgeprägter kognitiver Kontrolle ihr Gewicht besonders erfolgreich<br />

reduzierten.<br />

Auch die gezügelten Esser unter den Normalgewichtigen liegen i.d.R. unterhalb<br />

ihres Setpoints. Sie befinden sich in einem Zustand des Energiemangels, um<br />

so ihr gesellschaftlich ideales Körpergewicht zu halten.<br />

Kontrollstrategien<br />

Um nicht an Gewicht zuzunehmen, wenden gezügelte Esser verschiedene<br />

Strategien an, z.B.:<br />

▪ Kalorienzählen<br />

▪ Vermeidung bestimmter Lebensmittel<br />

▪ Bevorzugung kalorienarmer Lebensmittel<br />

▪ Kleine Portionen<br />

▪ Auslassen von ganzen Mahlzeiten bzw. Mahlzeitenkomponenten (wie Beilage,<br />

Dessert)<br />

82


Gefahren<br />

Gezügeltes Essen birgt einige Gefahren. Je stärker dieses Verhalten ausgeprägt<br />

ist, desto größere Schwierigkeiten, wie z.B. vermehrte Heißhungeranfälle,<br />

Süßhunger, können auftreten.<br />

Außerdem scheint gezügeltes Essverhalten mit der Entwicklung von Essanfällen<br />

bei Anorexie und Bulimie in Verbindung gebracht werden zu können.<br />

Preload - Experiment<br />

Mittels eines Preload Versuchs sollte die Hypothese, dass gezügelte Esser mehr<br />

essen, wenn sie ihre selbst gesteckte Diätgrenze überschritten haben,<br />

überprüft werden.<br />

Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt. Nach der Verabreichung<br />

eines Preloads durften sie soviel Eiscreme essen, wie sie wollten. Ein Preload<br />

ist eine "Vorab – Portion", in diesem Fall Milchshakes.<br />

Die erste Gruppe bekam einen Milchshake, die zweite zwei Shakes und die<br />

dritte bekam keinen Preload. Des weiteren wurde mittels eines Fragebogens<br />

ermittelt, wie stark das gezügelte Essen ausgeprägt ist.<br />

Um sicher zu stellen, dass die Probanden gesättigt sind, wurde das Experiment<br />

nach der Essenszeit durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigten die Hypothese.<br />

Weniger stark gezügelte Esser haben um so weniger Eiscreme gegessen, je<br />

mehr Milchshakes sie vorher aufgenommen hatten. Anders die stark<br />

gezügelten Esser: Da ihre Diätgrenze bereits durch den / die Milchshake(s)<br />

überschritten war, konsumierten sie mehr Eiscreme. Die kognitive Kontrolle<br />

wurde also zeitweise unterbunden, so dass das gezügelte Essverhalten<br />

aufgegeben wurde.<br />

Boundary - Modell<br />

Die Nahrungsaufnahme wird durch zwei Grenzen – auf der einen Seite Hunger,<br />

auf der anderen Seite Sättigung - abgesteckt. Diese physiologischen Grenzen<br />

wirken aversiv. Je tiefer der Mensch in den Hungerbereich kommt, desto<br />

größer wird der Druck Nahrung aufzunehmen. Andersherum gilt, dass ein<br />

Druck einsetzt, die Aufnahme wieder zu beenden, wenn die Sättigungsgrenze<br />

weit überschritten wurde. Aufgrund von Lernerfahrungen müssen die Grenzen<br />

aber nicht erst erreicht werden, um zu essen bzw. wieder damit aufzuhören.<br />

Durch regelmäßige, angemessene Nahrungsaufnahme versucht der Mensch die<br />

Grenzzonen zu vermeiden.<br />

Bei gezügelten Essern gibt es eine dritte, selbstauferlegte, kognitive Grenze.<br />

Dabei handelt es sich um die Diätgrenze, die zwischen Hunger und Sättigung<br />

angesiedelt ist. Sie bestimmt, wie viel unter normalen Umständen gegessen<br />

werden darf. Wird diese Diätgrenze durch bestimmte Umstände enthemmt,<br />

wird bis zur Sattheitsgrenze weitergegessen. Allerdings sind bei den<br />

gezügelten Essern die beiden physiologischen Grenzen verschoben. Sie haben<br />

eine niedrigere Hungergrenze und gleichzeitig eine höhere Sättigungsgrenze.<br />

Das bedeutet, dass sie einerseits länger Nahrung verweigern können, bevor<br />

der aversive Druck wirksam wird, andererseits erlaubt die höhere<br />

Sättigungsgrenze eine höhere Nahrungsaufnahme.<br />

<br />

83


Essverhalten - <strong>Ernährung</strong>serziehung<br />

Allgemein<br />

In der <strong>Ernährung</strong>spsychologie wird die Aussage "wir essen, was uns schmeckt"<br />

abgewandelt. Es wird davon ausgegangen, dass das, was wir häufig essen, uns<br />

auch irgendwann schmeckt, weil es vertraut und bekannt ist.<br />

Kinder entwickeln ihre Essgewohnheiten überwiegend durch Modell – Lernen.<br />

In den ersten Jahren wird ihr Essverhalten vor allem durch die Eltern, später<br />

im Kindergarten durch Erzieher und Gleichaltrige geprägt. Angeborene<br />

Nahrungsmittelpräferenzen, wie z.B. die Vorliebe für Süßes, können durch<br />

Erfahrung verändert und durch neue Geschmacksvorlieben ersetzt werden.<br />

Neben den "Vorbildern" beeinflussen auch die Esskultur des Heimatlandes und<br />

die Werbung die Essvorlieben des Kindes.<br />

Aspekte der <strong>Ernährung</strong>serziehung<br />

Eltern / Erzieher als Vorbild<br />

Nach und nach bevorzugen Kinder die selben Nahrungsmittel wie Personen,<br />

mit denen sie gemeinsam essen. Daher sollte eine gesunde <strong>Ernährung</strong><br />

vorgelebt werden. Damit Kinder eine gesunde Einstellung zum Essen<br />

entwickeln, sollten negative Aussagen bezüglich des Essens vermieden<br />

werden.<br />

Rigide Vorschriften vermeiden Ver- und Gebote können die Orientierung des<br />

Essverhaltens im Überfluss erschweren und unter Umständen Essstörungen<br />

fördern. Wenn Kinder fettreiche, süße und vitaminarme Lebensmittel<br />

bevorzugen, sollte versucht werden, diese mit gewünschten Lebensmitteln zu<br />

kombinieren. Nach und nach sollten die Anteile in Richtung eines<br />

ernährungsphysiologisch ausgewogenen Verhältnis abgeändert werden. Durch<br />

ein frühzeitiges Heranführen an unbekannte Speisen kann eine<br />

abwechslungsreiche, ausgewogene Kost unterstützt werden.<br />

Essen nie als Belohnung oder Trost<br />

Kinder sollten nie durch Essen belohnt oder getröstet werden, da dadurch eine<br />

vernünftige Einstellung zum Essen untergraben wird. Kinder entwickeln<br />

erhöhte Präferenzen für Nahrungsmittel, die ihnen als Belohnung gegeben<br />

werden oder die durch Zuwendung von Aufmerksamkeit von Seiten<br />

Erwachsener begleitet sind.<br />

Hunger und Sättigungsgefühl fördern<br />

Menschen verfügen von Geburt an über ein gutes Hunger - Sättigungs -<br />

Regulationssystem, welches das Körpergewicht langfristig stabilisiert. Eltern<br />

sollten die Kinder ihre Portionen selbst bestimmen lassen, da der Zwang den<br />

Teller leer zu essen, dieses sensible System zerstören kann.<br />

84


Gemeinsame Mahlzeiten<br />

Kinder sollten nicht alleine essen und auch nicht durch TV oder Musik<br />

abgelenkt werden. Die Mahlzeit sollte die Möglichkeit für Gespräche bieten und<br />

durch bestimmte Rituale eingerahmt sein. Durch diese Rituale wird das Essen<br />

für die Kinder zu einem gleichförmigen, vertrauten Bestandteil in ihrem<br />

Tagesablauf.<br />

Essverhalten - Erhebungsmethoden<br />

Allgemein<br />

<strong>Ernährung</strong>serhebungsmethoden werden durchgeführt, um den<br />

<strong>Ernährung</strong>sstatus von Individuen, bestimmter Teilgruppen oder auch ganzer<br />

Nationen zu erfassen. Mit ihnen können <strong>Ernährung</strong>strends, <strong>Ernährung</strong>sfehler,<br />

Nahrungsmittelverbrauch etc. ermittelt werden.<br />

Die Methoden werden in indirekte und direkte Verfahren unterteilt, wobei die<br />

direkten Verfahren nochmals in Methoden, die den zurückliegenden und die<br />

den gegenwärtigen Verzehr betreffen, untergliedert werden. Die Entscheidung<br />

für eine bestimmte Erhebungsmethode ist u.a. vom Untersuchungsaspekt, -<br />

einheit, -bedingungen und -ziel abhängig.<br />

Indirekte Erhebungsmethoden<br />

Die indirekten Methoden stützen sich auf Daten, die zu anderen Zwecken<br />

erhoben wurden. In ihrer Abhängigkeit von der Verlässlichkeit der benutzten<br />

Statistiken ist aber auch der wesentliche Nachteil dieser<br />

<strong>Ernährung</strong>serhebungsmethoden zu sehen.<br />

<strong>Ernährung</strong>s-ökonomische Rahmendaten<br />

Die Rahmendaten sind für die Vorbereitung von Erhebungen<br />

(Stichprobengewinnung etc.), aber auch für die Interpretation von Ergebnissen<br />

entsprechender Studien von Bedeutung. Die verwendeten Daten stammen in<br />

erster Linie aus Statistiken amtlicher Regierungs- und Planstellen. Die<br />

wichtigsten Quellen sind demographische Daten wie Einwohnerzahlen, Altersund<br />

Geschlechtsverteilung. Weitere aussagekräftige Quellen, die herangezogen<br />

werden können, sind Gesundheitsstatistiken, geographische sowie<br />

soziokulturelle Daten.<br />

Nahrungsbilanzen<br />

Nahrungsbilanzen drücken die für den menschlichen Verzehr verfügbaren<br />

Nahrungsmittelmengen pro Kopf der Bevölkerung aus. Die Bestimmung erfolgt<br />

für einen bestimmten Zeitraum. Dazu werden verschiedene Daten<br />

zusammengetragen. Anhand der nachfolgenden Berechnungsformel wird die<br />

Nahrungsmittelbilanz ermittelt. Der Pro-Kopf-Verbrauch ergibt sich nach<br />

<br />

85


Division der Nettoversorgung durch die Bevölkerungszahl.<br />

NV = (IP + I +/- V - S – P – SV – F – E) / B<br />

NV = Nahrungsverbrauch pro Kopf IP = inländische<br />

Nahrungsmittelproduktion I = Importe V = Vorratssaldo S = Saatgut P =<br />

Umwandlung in andere Produkte SV = Schwund u. Verderb F = Futtermittel E<br />

= Export B = Bevölkerungszahl<br />

Nahrungsbilanzen bieten den Vorteil, dass sie ein Gesamtbild der<br />

Nahrungsversorgung und Lebensmittelproduktion eines Landes liefern. Des<br />

weiteren ermöglichen sie Aussagen über allgemeine Nahrungsgewohnheiten<br />

einer Bevölkerung und lassen internationale Vergleiche zu. Dagegen sind<br />

Unterschiede innerhalb der Bevölkerungsgruppen nicht ersichtlich.<br />

Direkte Erhebungsmethoden - Zurückliegend<br />

Bei den Methoden, die den zurückliegenden Verzehr messen, werden das<br />

Einkauf- und Essverhalten durch die Befragung nicht beeinflusst. Der Kosten-,<br />

Zeit- und Personalaufwand ist in der Regel geringer als bei den Methoden des<br />

gegenwärtigen Verzehrs. Dadurch, dass der befragte Zeitraum schon eine<br />

gewisse Zeit zurückliegt, werden die tatsächlichen Verzehrsmengen jedoch<br />

häufig falsch wiedergegeben. Außerdem ist ein konstantes Essverhalten der<br />

Probanden wichtig, da untypische oder unregelmäßiges Verhalten am erfassten<br />

Tag das Untersuchungsergebnis verfälschen würden.<br />

24–Stunden-Befragung<br />

Bei der 24-Stunden-Befragung wird zunächst ein Interview geführt, in dem der<br />

Nahrungsverzehr einer Person nach Art und Menge für einen vor der Erhebung<br />

gelegenen Zeitraum so genau wie möglich erfragt wird. In den folgenden<br />

Schritten werden die Mengenschätzungen in Gewichtseinheiten umgerechnet<br />

und die Inhaltsstoffe mittels Nährwerttabellen kalkuliert.<br />

Auf diese Methode wird zurückgegriffen, wenn Aussagen über die<br />

durchschnittliche Nährstoffaufnahme von Personen einer Teilgruppe gemacht<br />

werden sollen. Außerdem bietet sich diese Methode an, wenn der<br />

Zusammenhang zwischen Verzehrshäufigkeiten bestimmter Nahrungsmittel<br />

und Auftreten von Krankheiten erklärt werden soll.<br />

<strong>Ernährung</strong>sgeschichte<br />

Mittels der <strong>Ernährung</strong>sgeschichte werden charakteristische <strong>Ernährung</strong>smuster<br />

und <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten eines Individuums für einen zurückliegenden<br />

Zeitraum (bis zu 1 Jahr) erfasst. Zunächst werden die Essgewohnheiten des<br />

Probanden erhoben und protokolliert. Saisonale Unterschiede werden<br />

berücksichtigt. Anschließend werden die Daten durch einen "cross check"<br />

(Gegenkontrolle) überprüft und die ermittelten Daten u.a. durch Berechnungen<br />

mit Nährwerttabellen ausgewertet.<br />

Fragebogenmethode<br />

Bei der Fragebogenmethode werden Mahlzeitenfrequenz, Häufigkeit des<br />

Verzehrs bestimmter Lebensmittel etc. abgefragt. Allgemeine Angaben zur<br />

Person und zu ernährungsrelevanten Aspekten werden berücksichtigt. Die<br />

86


Methode wird z.B. angewandt, um Verzehrshäufigkeiten bestimmter<br />

Lebensmittel bei Schülern zu ermitteln oder um Änderungen von<br />

<strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten zu erfassen. Der standardisierte Fragebogen kann<br />

per Post oder per Hand verteilt bzw. durch einen Interviewer abgefragt<br />

werden.<br />

Einkaufsliste<br />

Die für die <strong>Ernährung</strong> einer Familie zuständige Person wird über den<br />

Lebensmittelverbrauch eines zurückliegenden Zeitraums befragt, wobei die<br />

Lebensmittelmengen geschätzt werden. Die Methode der Einkaufsliste bewährt<br />

sich in Gegenden, in denen i.d.R. nur einmal wöchentlich eingekauft wird. Das<br />

Erhebungspersonal verfügt über Aufstellungen aller gebräuchlichen<br />

Lebensmittel sowie Inventar- und Preislisten lokaler Lebensmittelläden. Die<br />

Person referiert aus dem Gedächtnis über Verzehr, Kosten, Besuch, Abfall etc.<br />

Zur Kontrolle werden Menüpläne und Rezepte herangezogen.<br />

Archäologische Methode<br />

Diese Methode erfasst den Abfall eines Haushalts, um daraus Rückschlüsse auf<br />

verzehrte Mengen zu ziehen. Verpackungsmaterial, Kassenzettel und<br />

Speisereste werden gesammelt.<br />

Direkte Erhebungsmethoden - Gegenwärtig<br />

Bei den Methoden des gegenwärtigen Verzehrs wird das Essverhalten genauer<br />

erfasst, da weniger vergessen wird. Die meisten sind recht aufwendig und<br />

stellen einen hohen Aufwand für die Probanden dar. Außerdem neigen einige<br />

Teilnehmer dazu, ihr Essverhalten während der Erhebungszeit zu verändern.<br />

Wiegemethode<br />

Die Wiegemethode eignet sich zur Bestimmung der Nährstoffzufuhr einzelner<br />

Personengruppen, zur Messung der Energiezufuhr sowie zur Ermittlung der<br />

Zusammenhänge zwischen <strong>Ernährung</strong> und Krankheit. Nach ausführlicher<br />

Einweisung des Erhebungspersonals werden alle Lebensmittel, Portionen sowie<br />

Gesamtmengen mit einer geeichten Waage gewogen, mit Qualitäts- Energieund<br />

Fettangabe erfasst und protokolliert. Der Außer-Haus-Verzehr wird durch<br />

Ausfüllen spezieller Formulare erfasst. Um die Genauigkeit sicher zustellen,<br />

werden die Probanden überwacht. Die Auswertung erfolgt mittels<br />

Nährwerttabellen oder durch chemische Analyse.<br />

Inventarmethode<br />

Bei der Inventarmethode werden alle persönlichen Daten der Mahlzeit-<br />

Teilnehmer erfasst. Alle gekauften und selbst erzeugten Lebensmittel werden<br />

aufgezeichnet. Am Ende der Erhebung werden die vorhandenen Vorräte erneut<br />

registriert, um daraus die verbrauchten Lebensmittelmengen zu ermitteln. Es<br />

werden Tagebücher, Formulare etc. zur Verfügung gestellt. Regelmäßige<br />

Kontrollen und die Unterstützung durch Erhebungspersonal sollen die<br />

Genauigkeit der Ergebnisse sichern.<br />

<br />

87


<strong>Ernährung</strong>sprotokoll<br />

Die Lebensmittel werden nicht gewogen, sondern mittels haushaltsüblicher<br />

Maße geschätzt. Um genaue Angaben zu erhalten, bekommen die<br />

Versuchspersonen Listen und Modelle als Maßstäbe. Außerdem werden sie<br />

durch Personal eingewiesen.<br />

Der Verzehr wird von den Probanden protokolliert. Bei der Auswertung werden<br />

verzehrte Mengen mittels Normtabellen in Gewichtsmengen übertragen, um<br />

anschließend mit Nährwerttabellen oder entsprechender Software die<br />

Nährstoffaufnahme zu bestimmen.<br />

Buchhaltungsmethode<br />

Bei der Buchhaltungsmethode wird der Nahrungsverbrauch durch Aufzeichnung<br />

eingekaufter, selbst erzeugter oder sonst erworbener Lebensmittel ermittelt.<br />

Einkaufsgewichte sollen möglichst notiert werden. Auf getrennte Erfassung der<br />

Vorräte wird verzichtet. Die Herkunft der Lebensmittel, die tägliche<br />

Teilnehmerzahl bei den Mahlzeiten und der Außer-Haus-Verzehr werden<br />

protokolliert. Auf die Buchhaltungsmethode wird zurückgegriffen, um die Höhe<br />

der finanziellen Aufwendung bei gleichzeitiger Erhebung der Nahrungseinkäufe<br />

von Familien oder Haushalten zu erfassen.<br />

Referenzwerte - Allgemeines<br />

Notwendigkeit<br />

Die Referenzwerte dienen der Planung einer bedarfsgerechten <strong>Ernährung</strong><br />

(Aufstellen von Kostplänen) sowie der Nahrungsmittelversorgung für<br />

verschiedene Bevölkerungsgruppen. Weitere Funktionen sind:<br />

▪ Beurteilung der Qualität von Lebensmitteln<br />

▪ Orientierungshilfe bei der Beurteilung der Nährstoffversorgung<br />

▪ Grundlage für die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln<br />

▪ <strong>Ernährung</strong>saufklärung, Erziehung und Beratung<br />

▪ Basis für die praktische Umsetzung einer gesunden <strong>Ernährung</strong> für jeden<br />

einzelnen<br />

▪ Planung von Diäten und Entwicklung von Diätbüchern<br />

▪ Leitlinie bei der Entwicklung neuer Produkte (Diätprodukte, Supplemente<br />

usw.)<br />

Geschichte<br />

Der deutsche Physiologe Carl v. Voit (1831-1908) ermittelte erste<br />

Empfehlungen für den Nährstoffbedarf von Menschen, das sogenannte<br />

VOITsche Kostmaß.<br />

1943 gab es mit den RDA´s (Recommended Dietary Allowances) des National<br />

Researc Councils (Washington, DC) die ersten modernen Empfehlungen für die<br />

Nährstoffzufuhr. Sie wurden als Grundlage für die Truppenverpflegung im 2.<br />

88


Weltkrieg erstellt.<br />

1950 gab es die erste Veröffentlichung der FAO (Food and Agriculture<br />

Organization), deren Hauptaufgabe die <strong>Ernährung</strong> in den Entwicklungsländern<br />

ist. Deshalb handelt die erste Veröffentlichung auch vom Energiebedarf.<br />

1955 veröffentlichte die Deutschland bzw. die DGE (Deutsche Gesellschaft für<br />

<strong>Ernährung</strong>) als erstes Land nach den USA die "Wünschenswerte Höhe der<br />

Nahrungszufuhr". Sie wurde mehrmals überarbeitet und erweitert.<br />

Seit dem Jahr 2000 gibt es die DACH – "Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr<br />

(1. Auflage)". Dies sind gemeinschaftliche Empfehlungen der<br />

Fachorganisationen von Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

Bedeutung des Begriffs "Referenzwert"<br />

Definition<br />

"Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr" wurde als Oberbegriff gewählt, um<br />

Missverständnisse zu vermeiden. Früher wurde der Begriff "Empfehlungen"<br />

verwendet. Die Referenzwerte werden unterteilt in<br />

▪ Empfehlungen,<br />

▪ Schätzwerte und<br />

▪ Richtwerte.<br />

Ziele<br />

Der Begriff "Empfehlungen" wird jetzt ausschließlich für die empfohlene Zufuhr<br />

eines bestimmten Nährstoffs verwendet. Die Werte beziehen sich auf die<br />

Menge an Nährstoffen, die beim Verzehr noch in den Lebensmitteln vorhanden<br />

sind. Verluste durch Zubereitung (Kochen, Säubern), kurze Lagerung usw. sind<br />

bereits berücksichtigt.<br />

Nur für Gesunde<br />

Die Referenzwerte gelten ausschließlich für Gesunde. Keine Gültigkeit besitzen<br />

sie für:<br />

▪ die Versorgung von Kranken und Rekonvaleszenten<br />

▪ sie sind nicht ausreichend (außer Jod), um entleerte Speicher aufzufüllen<br />

▪ bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />

▪ Personen, die durch Genussgifte (Alkohol) oder Medikamenteneinnahme<br />

belastet sind<br />

Einflussfaktoren<br />

Energie und Nährstoffbedarf sind bei jedem Menschen von Tag zu Tag<br />

verschieden und von verschiedenen Faktoren abhängig.<br />

Der Energie und Nährstoffbedarf ergibt sich aus:<br />

▪ Resorption aus dem Darm<br />

▪ der Verteilung im Organismus<br />

▪ dem Ab- und Umbau im Organismus (Stoffwechsel)<br />

▪ der Ausscheidung<br />

<br />

89


Sie hängen außerdem von vielen endogenen (inneren) und exogenen<br />

(äußeren) Einflüssen ab.<br />

Endogene Einflüsse<br />

▪ Alter<br />

▪ Geschlecht<br />

▪ Wachstum<br />

▪ Schwangerschaft, Stillen<br />

▪ körperliche Leistungen<br />

▪ Thermogenese (Bildung von Körperwärme nach der Nahrungsaufnahme)<br />

Exogene Einflüsse<br />

▪ Versorgungszustand<br />

▪ Umfang, Bestandteile und Begleitumstände der Mahlzeiten<br />

▪ Klima<br />

▪ erblich bedingte Schwankungen<br />

Dies sind nur Beispiele. Es gibt noch viele andere Einflüsse. Die Einteilung in<br />

innere und äußere Einflüsse ist auch nicht immer eindeutig.<br />

Wegen der vielen unterschiedlichen Einflüsse ist es sinnvoll, den Energie- und<br />

Nährstoffbedarf nur als Durchschnittswert für definierte und kleine<br />

Bevölkerungsgruppen zu bestimmen. Die Anzahl der Gruppen reicht<br />

international von 17 bis 58 Bevölkerungsgruppen.<br />

Referenzwerte - weitere Definitionen<br />

"Bedarf" (FAO/WHO)<br />

"Als Nährstoffbedarf wird die kleinste von außen zugeführte Menge betrachtet,<br />

die erforderlich ist, um Mangelerscheinungen zu vermeiden, die durch klinische<br />

Merkmale und Symptome und/oder durch Messwerte biochemischer oder<br />

physiologischer Funktionen überprüfbar sind".<br />

"Durchschnittsbedarf"<br />

Der "Durchschnittsbedarf" einer Gruppe an Nahrungsenergie und<br />

lebensnotwendigen Nährstoffen ist die Menge, mit der 50% der Personen<br />

ausreichend versorgt werden, sofern es sich um eine Normalverteilung handelt<br />

(Gauß). Bei der Energiezufuhr wurde der durchschnittlicher Bedarf als<br />

Richtwert gewählt, da in Deutschland eher die Gefahr der Überversorgung<br />

besteht.<br />

90


Die Durchschnittswerte werden ermittelt durch:<br />

▪ Verfolgung der Resorption, der Retention und des Stoffwechselumsatzes<br />

▪ epidemiologische oder gezielte Untersuchungen der Auswirkungen<br />

vonNährstoffzufuhr bei Mangelerscheinungen<br />

▪ langfristige Beobachtungen von Verzehrsgewohnheiten von größeren<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

▪ Erfahrungen bei der künstlichen <strong>Ernährung</strong><br />

▪ Rückschlüsse aus Tierversuchen<br />

"Grundbedarf" / "normativer Speichebedarf"<br />

Man unterscheidet auch zwischen Grundbedarf und einem normativen<br />

Speicherbedarf. Der Grundbedarf soll jede Art klinisch nachweisbarer<br />

Funktionsbeeinträchtigungen verhindern, der normative Speicherbedarf soll<br />

Körperreserven gewährleisten, die ohne nachfolgende Funktionsstörungen<br />

schnell in Anspruch genommen werden können.<br />

Referenzwerte - Gliederung der Referenzwerte<br />

Empfehlungen<br />

Empfehlungen decken den Grundbedarf sowie den Speicherbedarf einer<br />

definierten Gruppe der gesunden Bevölkerung zu 98% ab. Er wird ermittelt,<br />

indem der Durchschnittsbedarf um die zweifache Standardabweichung<br />

erweitert wird.<br />

Mit Ausnahme von Protein ist der Nährstoffbedarf im Allgemeinen nicht<br />

statistisch normal verteilt. Deshalb wird anstelle der zweifachen<br />

Standardabweichung ein Zuschlag von 20-30% addiert. Dieser beruht auf<br />

einem angenommenen Variationskoeffizienten von 10-15%.<br />

Empfehlungen werden ausschließlich für die Zufuhr der Nährstoffe verwendet,<br />

deren Bedarf relativ gut bekannt ist. Die empfohlenen Mengen sollen allen<br />

physiologischen individuellen Schwankungen gerecht werden und einen<br />

ausreichenden Vorrat an Nährstoffen im Körper sicherstellen.<br />

Schätzwerte<br />

Schätzwerte werden dann angegeben, wenn der Bedarf an einem<br />

lebensnotwendigen Nährstoff noch nicht genau genug bekannt ist, d.h.<br />

experimentell nicht hinreichend abgesichert ist. Dies hat teils methodische<br />

Gründe, da die Schwankungen zu groß waren oder nicht genügend geeignete<br />

Ergebnisse von Untersuchungen vorliegen. Wenn möglich wurde ein<br />

Zahlenwert angegeben, ansonsten ein Bereich. Sie gewährleisten jedoch eine<br />

angemessene und gesundheitlich unbedenkliche Zufuhr.<br />

<br />

91


Richtwerte<br />

Richtwerte sind Orientierungshilfen. Sie geben Hinweise für eine angemessene<br />

Zufuhr, die aus gesundheitlicher Sicht angemessen erscheinen, auch wenn sie<br />

z.T. nicht essentielle Nährstoffe betreffen. Mit ihrer Hilfe soll die Zufuhr<br />

innerhalb bestimmter Grenzen geregelt werden.<br />

Übersicht - Einteilung der Nährstoffe<br />

Protein<br />

Essentielle FS<br />

Vitamin A<br />

Vitamin D<br />

Thiamin<br />

Riboflavin<br />

Niacin<br />

Vitamin B 6<br />

Folsäure<br />

Vitamin B 12<br />

Vitamin C<br />

Calcium<br />

Phosphor<br />

Magnesium<br />

Eisen<br />

Jod<br />

Zink<br />

Empfehlungen Schätzwerte Richtwerte<br />

ß-Carotin<br />

Vitamin E<br />

Vitamin K<br />

Pantothensäure<br />

Biotin<br />

Natrium<br />

Chlorid<br />

Kalium<br />

Selen<br />

Kupfer<br />

Mangan<br />

Chrom<br />

Molybdän<br />

Energie<br />

Fett<br />

Cholesterin<br />

Kohlenhydrate<br />

Ballaststoffe<br />

Alkohol<br />

Wasser<br />

Fluorid<br />

Gebrauch der Referenzwerte<br />

▪ Man muss der unterschiedlichen Bewertung energieliefernder und essentieller<br />

Nährstoffe und der unterschiedlichen Aussagekraft von Empfehlungen,<br />

Schätz- und Richtwerten Beachtung schenken.<br />

▪ Da sie sich an dem Bedarf einer definierten Gruppe orientieren, sind sie nicht<br />

zur exakten Beurteilung des Versorgungszustandes einer einzelnen<br />

Person beeignet.<br />

▪ Sie sind eine Orientierung für die <strong>Ernährung</strong>sberatung. Eine Unterschreitung<br />

der Zufuhr eines Nährstoffs heißt nicht, dass eine Unterversorgung<br />

vorliegen muss, es erhöht nur die Wahrscheinlichkeit.<br />

▪ Es reicht aus, wenn die Referenzwerte über einen gewissen Zeitraum erreicht<br />

werden.<br />

▪ Man sollte aber beachten, dass bei bestimmten Nährstoffen eine hohe<br />

Dosierung die Absorptionsrate senkt und die empfohlene Zufuhr<br />

möglichst gleichmäßig verteilt werden soll.<br />

92


Referenzwerte - Dietary Reference<br />

Intakes(DRIs)<br />

Allgemein<br />

In Nordamerika gibt es die Dietary Reference Intakes (DRIs). Sie wurden 1997<br />

vom Food and Nutrition Board des "Institute of Medicine" in Zusammenarbeit<br />

mit der staatlichen kanadischen Gesundheitsorganisation "Health Canada"<br />

sowie zahlreichen amerikanischen und kanadischen Wissenschaftlern<br />

erarbeitet. Sie sollen die "Recommended Dietary Allowances" (RDA's) von<br />

1989 sowie die "Canadian Recommended Nutrient Intakes" (RNI's) von 1990<br />

ersetzen und so für ganz Nordamerika Gültigkeit haben.<br />

Entstehung<br />

▪ Für die DRIs wurden die Nährstoffe in sieben Gruppen nach<br />

Sachzusammenhängen gegliedert und von verschiedenen<br />

Expertengruppen über mehrere Jahre erarbeitet. Während der<br />

Endscheidungsphase fanden öffentliche Anhörungen mit Experten aus<br />

aller Welt statt.<br />

▪ Der Ablauf ist streng standardisiert und wird von einer übergeordneten<br />

Instanz kontrolliert.<br />

▪ Die Finanzierung erfolgte zu 70% aus öffentlichen und zu 30% aus privaten<br />

Mitteln, um eine unabhängige Entscheidungsfindung zu sichern.<br />

▪ Es wurden erstmals Stoffe in die Empfehlung aufgenommen, die zwar nicht<br />

essentiell sind, aber die wahrscheinlich einen günstigen Einfluss auf die<br />

Gesundheit haben (z.B. Cholin).<br />

▪ Neben bekannten physiologischen Faktoren (Alter, Geschlecht etc.) werden<br />

auch Einflüsse des Lebensstils (z.B. Rauschen, Alkohol) und<br />

Umweltbedingungen (UV-Strahlung, Umgebungstemperaturen) sowie<br />

Unterschiede in der individuellen genetischen Variabilität berücksichtigt.<br />

Die vier Kerngrößen der DRI<br />

Estimated Average Requirement (EAR)<br />

Dabei handelt es sich um die tägliche Zufuhrmenge eines<br />

Nahrungsbestandteils, die ausreicht, um den Bedarf von 50% der gesunden<br />

Personen einer definierten Bevölkerungsgruppe zu decken. Sie sind geeignet,<br />

um Kostplanungen für größere Bevölkerungsgruppen vorzunehmen.<br />

Recommended Dietary Allowance (RDA)<br />

Darunter versteht man die tägliche Zufuhrmenge eines Nahrungsbestandteils,<br />

die ausreicht, um den Bedarf von 98% der gesunden Personen einer<br />

definierten Bevölkerungsgruppe zu decken.<br />

RDA = EAR + zweifache Standardabweichung (EAR)<br />

Die RDA entsprechen den DACH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr!<br />

<br />

93


Adequate Intake (AI)<br />

Dies ist die experimentell ermittelte tägliche Zufuhrmenge eines<br />

Nahrungsbestandteils, die ausreicht, um den Bedarf von einer Versuchsgruppe<br />

zu decken. Dieser Wert wird verwendet, wenn eine RDA nicht bestimmt<br />

werden kann und entspricht den Schätzwerten der DACH!<br />

Tolerable Upper Level (TUL)<br />

Der TUL ist die höchste tägliche Zufuhrmenge eines Nahrungsbestandteils, die<br />

keinen gesundheitlich nachteiligen Einfluss auf die Gesamtbevölkerung hat.<br />

Dies ist wegen der zunehmenden Supplementierung und Anreicherung von<br />

Lebensmitteln notwendig geworden. Diese Werte stehen aber noch auf recht<br />

wackligen Beinen, da noch nicht genügend Daten vorliegen.<br />

Bei den DACH-Werten werden Kenngrößen wie die EAR und die TUL<br />

nicht angegeben.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - Allgemeine Infos<br />

Vitalität in der 2. Lebenshälfte<br />

100 Jahre alt werden - wer möchte das nicht? Als Voraussetzung dafür nennen<br />

die meisten Menschen jedoch eine körperliche und geistige<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Wohlbefinden und Vitalität sind wesentliche Voraussetzungen für die<br />

persönliche Lebensqualität bis ins hohe Alter. Das Altern selbst ist nicht zu<br />

verhindern, doch vermag eine gesundheitsbewusste Lebensführung die<br />

Alterungsvorgänge hinauszuzögern.<br />

Zu einer gesundheitsbewussten Lebensführung trägt die <strong>Ernährung</strong> in ganz<br />

entscheidendem Maße bei.<br />

Essen und Trinken haben im Alter eine besondere Bedeutung!<br />

Wer richtig isst, hat auch im Alter mehr Spaß am Leben, weil er gesünder,<br />

leistungsfähiger und damit fröhlicher bleibt!<br />

Altern ist ein natürlicher Prozess<br />

Altern ist ein natürlicher Vorgang, der nicht zwangsläufig von Krankheiten<br />

begleitet sein muss. Viele Krankheiten haben nichts mit dem Alter zu tun, wie<br />

viele Menschen glauben, sondern entstehen durch jahrelange Verstöße gegen<br />

eine gesunde und natürliche Lebensordnung.<br />

Nicht zu leugnen ist jedoch, dass sich, wenn der Organismus altert, einige<br />

Veränderungen am Körper einstellen und es dadurch zu einer Minderung der<br />

Leistungsfähigkeit kommen kann.<br />

Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter häufig eine Art "Unlust" am Essen<br />

auftritt, da der Appetit nachlässt. Hierdurch kann es unter anderem zu einer<br />

Unterversorgung des Körpers mit notwendigen Nährstoffen kommen.<br />

Das ist jedoch gerade bei Senioren fatal, denn ältere Menschen benötigen eine<br />

Kost, die den Körper mit allem Notwendigen in ausreichender Menge versorgt.<br />

Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr krank zu werden bzw. die<br />

Leistungsfähigkeit zu verlieren.<br />

94


Veränderungen im Organismus<br />

Im Alter kann es zu Funktionseinschränkungen von Organen kommen, die<br />

Einfluss auf die <strong>Ernährung</strong> nehmen können und daher bei der Auswahl der<br />

Lebensmittel berücksichtigt werden sollten. Einige Veränderungen bzw.<br />

Minderleistungen sind im Folgenden aufgeführt.<br />

▪ Die Anpassung an veränderte Situationen dauert länger.<br />

▪ Die Sauerstoffversorgung der Zellen lässt nach.<br />

▪ Die Zellen der Bauchspeicheldrüse sind häufig geschwächt. Dadurch erfolgt<br />

eine schlechtere Regulation des Blutzuckers, was zu einem Diabetes<br />

mellitus führen kann.<br />

▪ Die Funktionen von Leber und Niere lassen nach.<br />

▪ Die Knochendichte und die Skelettmuskulatur verändern sich. Dies kann zu<br />

einer Osteoporose führen.<br />

▪ Nährstoffe, vor allem Vitamine werden nicht mehr so gut resorbiert.<br />

▪ Der Energiebedarf ist geringer als in jungen Jahren. Wird dies nicht<br />

berücksichtigt, so kann es zu Übergewicht führen.<br />

▪ Probleme bei der Fortbewegung (Immobilität) bereiten Schwierigkeiten beim<br />

Einkauf und der Zubereitung der Mahlzeiten.<br />

▪ Die Verdauungstätigkeit lässt nach. Häufig besteht eine Verstopfung.<br />

▪ Es besteht eine Tendenz zur Erhöhung der Fett-, Cholesterin- und<br />

Harnsäuregehalte im Blut.<br />

▪ Kauschwierigkeiten, da die "dritten Zähne" häufig nicht so funktionstüchtig<br />

sind wie die zweiten.<br />

▪ Häufig behindern Schluckstörungen, Entzündungen der Speiseröhre oder des<br />

Magens die Nahrungsaufnahme.<br />

▪ Durst, Hunger und Appetit lassen nach.<br />

<strong>Ernährung</strong>sstatus von Senioren<br />

Nicht nur die altersbedingten Veränderungen des Körpers bestimmen den<br />

<strong>Ernährung</strong>szustand von betagten Menschen. Auch soziale und psychosoziale<br />

Faktoren wie die Lebenssituation, das Einkommen, das soziale Umfeld, die<br />

Wohnsituation und vieles mehr, nehmen Einfluss auf den <strong>Ernährung</strong>sstatus.<br />

Viele ältere Menschen ernähren sich leider nicht optimal.<br />

Hinzu kommt, dass auch einige Medikamente, die besonders von älteren<br />

Menschen eingenommen werden, eine Fehlernährung unterstützen können.<br />

Hier sind an erster Stelle die "Rheumamittel" zu nennen, die u.a. zu<br />

chronischen Entzündungen des Magen-Darmtraktes führen können. Eine<br />

weitere wichtige Gruppe sind die Entwässerungstabletten (Diuretika), die<br />

wegen Herzschwäche oder Bluthochdruck eingenommen werden. Sie können<br />

zu schwerem lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel und Elektrolytstörungen<br />

führen. So ist es nicht verwunderlich, dass Fehlernährung (Malnutrition) bei<br />

ärztlichen Untersuchungen die häufigste Diagnose bei betagten Menschen ist.<br />

Die folgenden Auswirkungen einer Fehlernährung werden dabei besonders<br />

häufig festgestellt:<br />

▪ Über- oder Untergewicht.<br />

▪ Ein Mangel an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (v.a.<br />

Vitamine C, D, B1, B2, B6, B12; Calcium, Eisen und Zink)<br />

<br />

95


▪ Flüssigkeitsmangel (besonders in den Sommermonaten)<br />

▪ Mangel an Ballaststoffen<br />

Anforderungen an eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong><br />

Je nachdem wie stark diese Mangelzustände ausgeprägt sind, können sie sogar<br />

lebensbedrohlich werden. Damit es nicht so weit kommt, lesen Sie die Seiten<br />

Empfehlungen für eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong>.<br />

Senioren brauchen keine Schonkost<br />

Ältere gesunde Menschen brauchen keine Schonkost. Wichtig ist vielmehr die<br />

Beachtung der individuellen Verträglichkeit. Diese ist bei jedem älteren<br />

Menschen anders. Aus diesem Grund können keine allgemeingültigen<br />

Empfehlungen gegeben werden.<br />

Bestehen jedoch gesundheitliche Einschränkungen, die das Einhalten einer<br />

speziellen <strong>Ernährung</strong>sweise (Diät) z.B. bei Diabetes mellitus notwendig<br />

machen, so sollte dies bei der Verpflegung berücksichtigt werden.<br />

Die folgenden Seiten enthalten Empfehlungen für gesunde ältere Menschen,<br />

die eine "normale" <strong>Ernährung</strong> vertragen.<br />

Nicht nur der Geschmack ist wichtig<br />

Um möglichst lange gesund und leistungsfähig zu sein und zu bleiben, sollte<br />

eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong> eine Reihe von Funktionen erfüllen.<br />

Eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong> sollte:<br />

▪ verträglich sein<br />

▪ gut schmecken<br />

▪ eingeschränkte Funktionen berücksichtigen<br />

▪ Verdauungsvorgänge fördern<br />

▪ Organfunktionen unterstützen<br />

▪ auf den geringeren Energiebedarf abgestimmt sein<br />

▪ alle für den Körper notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge<br />

enthalten<br />

▪ die Widerstandskräfte stärken<br />

▪ die körperliche und geistige Leistungskraft stärken<br />

▪ von höchstmöglicher Qualität sein: "Qualität statt Quantität"<br />

Das liest sich vielleicht im ersten Moment sehr theoretisch, aber eine gesunde<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter ist in der Praxis keinesfalls kompliziert und muss auch nicht<br />

aufwendig sein. Auf den folgenden Seiten finden Sie Tipps und Empfehlungen<br />

für die richtige <strong>Ernährung</strong> in der zweiten Lebenshälfte.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - <strong>Ernährung</strong>stipps<br />

Körpergewicht<br />

Der Energiebedarf sinkt<br />

Der Energiebedarf eines Menschen ist, neben anderen Faktoren,<br />

altersabhängig. Der Energie- bzw. Kalorienbedarf nimmt mit laufendem Alter<br />

stetig ab.<br />

96


Der Kalorienbedarf verändert sich wie folgt:<br />

Altersgruppe<br />

bis 33 Jahre 100%<br />

33-55 Jahre - 10%<br />

55-75 Jahre - 15%<br />

ab 75 Jahre - 10%<br />

Kalorienbedarf<br />

Beispiel:<br />

Frau X., Büroangestellte, Alter 30 Jahre hat einen Energiebedarf pro Tag von<br />

2200 kcal. Wenn Frau X. älter wird, verändert sich ihr Energiebedarf bei<br />

gleicher körperlicher Betätigung wie folgt:<br />

33-55 Jahre - 2200 kcal - 10% = 1980 kcal Bedarf<br />

55-75 Jahre, 1980 kcal - 15% = 1680 kcal Bedarf<br />

ab 75 Jahre, 1680 kcal - 10% = 1500 kcal Bedarf<br />

Der Energiebedarf von Frau X. hat im Laufe der Jahre um ca. 700 kcal<br />

abgenommen. Passt sie die Kalorienaufnahme nicht dem jeweiligen Bedarf an,<br />

so wird sie an Körpergewicht zunehmen, während sie an Gewicht abnimmt,<br />

wenn die Zufuhr unter ihrem Bedarf liegt.<br />

Anzustreben ist das Normalgewicht<br />

Auch im Alter sollte ein normales Körpergewicht angestrebt bzw. das<br />

Normalgewicht gehalten oder erreicht werden. Ein normales Körpergewicht<br />

entlastet den Stoffwechsel und schont die Gelenke. Auch Herz und Kreislauf<br />

profitieren davon. Nicht zu verachten sind das Mehr an Vitalität und die<br />

Lebensfreude.<br />

Nähere Informationen zum Thema Energiebedarf und Körpergewicht finden Sie<br />

auf unseren Seiten Allgemeine <strong>Ernährung</strong>sinfos, Empfehlungen und Tipps zum<br />

Thema Gewichtsreduktion finden Sie im Kapitel Übergewicht.<br />

Nährstoffbedarf im Alter<br />

Hauptnährstoffe<br />

Für ältere Menschen gelten die gleichen Empfehlungen, wie für jüngere<br />

Menschen:<br />

Ausreichend Kohlenhydrate und Eiweiß, möglichst sparsam mit Fett.<br />

Ausführliche Informationen hierzu finden Sie auf unseren Seiten "Allgemeine<br />

<strong>Ernährung</strong>sinformationen".<br />

Hochwertiges Eiweiß<br />

Ältere Menschen benötigen täglich besonders hochwertiges Eiweiß, in<br />

ausreichender Menge. Laut DGE sollten es 0,9 - 1,1g Eiweiß pro Kilogramm<br />

Normalgewicht sein, das sind ca. 50-70g Eiweiß pro Tag.<br />

Gute Eiweißquellen sind:<br />

▪ Mageres Fleisch und magerer Fisch<br />

▪ Milch und Milchprodukte, z. B. fettarme Milch, Joghurt, Kefir, Dickmilch,<br />

Molke, Quark, Hüttenkäse, magere Käsesorten<br />

▪ Eier<br />

▪ Sojaprodukte, wie Tofu<br />

▪ Hülsenfrüchte<br />

<br />

97


▪ Kartoffeln (in Kombination mit Eiern)<br />

Da Fleisch und Wurst nicht täglich auf dem Speiseplan stehen sollten, kann<br />

man gut verwertbares Eiweiß durch eine Kombination von pflanzlichen und<br />

tierischen Eiweißträgern erhalten.<br />

Folgende Kombinationen schmecken gut, sind leicht bekömmlich und liefern<br />

besonders hochwertiges Eiweiß.<br />

Lebensmittelkombination<br />

Kartoffeln + Milchprodukte<br />

Kartoffeln + Ei<br />

Getreide + Milchprodukte<br />

Hülsenfrüchte + Milchprodukte<br />

Beispiel<br />

Pellkartoffeln mit Kräuterquark<br />

Kartoffelpüree (selbst zubereitet)<br />

Kartoffelauflauf mit Gemüse und Käse überbacken<br />

Kartoffeln mit Rührei und Spinat<br />

Kartoffelauflauf<br />

Bauernomelett<br />

Müsli<br />

Haferflockenbrei<br />

Milchreis<br />

Käsebrot<br />

Hirseauflauf<br />

Linsensuppe mit Joghurt oder Quarkspeise als Dessert<br />

Bohneneintopf, Hüttenkäse mit Obst als Dessert<br />

Achten Sie bei eiweißreichen Lebensmitteln wie Milchprodukten und Fleisch<br />

immer auf den Fettgehalt und bevorzugen Sie fettarme Produkte!<br />

Fett ist nicht gleich Fett<br />

Viele ältere Menschen vertragen Fett und fette Nahrungsmitteln nicht mehr.<br />

Die Gesamtfettzufuhr sollte nicht über 80 g am Tag hinausgehen.<br />

Hier einige Tipps zum Umgang mit Fetten:<br />

▪ Verwenden Sie vorwiegend kaltgepresste Pflanzenöle (Olivenöl,<br />

Sonnenblumenöl, Distelöl), um damit Salate anzurichten, Gemüse zu<br />

dünsten und Quarkspeisen zuzubereiten.<br />

▪ Wählen Sie Butter oder nicht gehärtete Pflanzenmargarine als Streichfett<br />

oder zum Zubereiten von Speisen.<br />

▪ Verzehren Sie seltener scharf gebratene Speisen wie Fleisch, da diese schwer<br />

verdaulich sind.<br />

▪ Achten Sie auf verstecktes Fett in Speisen und Gebäck.<br />

Nähere Informationen zum Thema Fett finden Sie auf unseren Seiten<br />

"Fettstoffwechselstörungen" sowie "<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong>".<br />

Kohlenhydrate<br />

Kohlenhydrate sind in allen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, v.a. in<br />

Getreide und Getreideprodukten, Kartoffeln, Gemüse und Obst. Aber auch in<br />

Form von Zucker in Süßigkeiten, Getränken, Kuchen und Gebäck.<br />

Besonders wertvoll sind Vollkornprodukte, da sie reich an Ballaststoffen,<br />

Vitaminen und Mineralstoffen sind. Bevorzugen Sie daher, sofern Sie diese gut<br />

vertragen, immer Brot und Nudeln aus Vollkornmehl sowie Vollkornreis. Es gibt<br />

auf dem Markt mittlerweile feinkrumige, gut bekömmliche Vollkornbrote aus<br />

feingemahlenem Mehl. Fragen Sie bei Ihrem Bäcker oder im Reformhaus bzw.<br />

Bioladen danach!<br />

Frühstücksmahlzeiten oder auch Abendessen aus Vollkornflocken mit Milch<br />

98


oder Joghurt sowie Früchten sind ideal, da sie leicht bekömmlich sind und alle<br />

wertvollen Inhaltsstoffe enthalten.<br />

Sollten Sie sehr empfindlich auf Vollkornprodukte reagieren, so wählen Sie<br />

besonders leicht verträgliche Speisen wie Vollkornbreie, Hirsespeisen sowie<br />

Flachbrote aus Vollkornmehl (z.B. Knäckebrot). Auch Grahambrot ist ein gut<br />

bekömmliches Vollkornbrot, welches selbst von empfindlichen Menschen meist<br />

problemlos vertragen wird.<br />

Mit Zucker (auch Honig) und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln, Speisen und<br />

Getränken sollten Sie sparsam umgehen bzw. diese nur selten verzehren.<br />

Wenn Sie Appetit auf Kuchen verspüren, bevorzugen Sie Hefekuchen, Quarkoder<br />

Obstkuchen.<br />

Auch süße Früchte, wie z.B. Bananen und Trockenfrüchte eignen sich sehr<br />

gut, den Appetit auf Süßes zu stillen. Aber auch hier gilt: In Maßen!<br />

Vitamine und Co.<br />

Vitamine und Mineralstoffe sind lebensnotwendig und an zahlreichen<br />

Körperfunktionen beteiligt. Ein Mangel äußert sich u.a. in einer erhöhten<br />

Infektanfälligkeit, in Müdigkeit und Antriebslosigkeit.<br />

Vitamine und Mineralstoffe sind in allen vollwertigen Lebensmitteln enthalten,<br />

vor allem in Obst und Gemüse sowie in Vollkornprodukten.<br />

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Vitamine bzw. Mineralstoffe, die bei<br />

älteren Menschen häufig zu kurz kommen. Sie gibt Empfehlungen, über welche<br />

Nahrungsmittel sie zugeführt werden können.<br />

Vitamine/<br />

Mineralstof<br />

fe<br />

B 1<br />

B 2<br />

B 6<br />

B 12<br />

C<br />

Vorkommen<br />

Haferflocken, Schweinefleisch,<br />

Hefeflocken, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte<br />

Kartoffeln, Vollkornprodukte,<br />

grünes Gemüse, Milch- u. Milchprodukte,<br />

Hefeflocken<br />

Vollkornbrot, Walnüsse, Gemüse,<br />

Fisch, Kartoffeln<br />

Kalbsleber, Makrele, Hering, Lachs,<br />

Rindfleisch, Camembert<br />

in allen Obst- und Gemüsesorten,<br />

besonders Zitrusfrüchte, schwarze<br />

Johannisbeeren, Kiwi Kartoffeln, Petersilie,<br />

Paprika<br />

Verzehrsempfehlung<br />

pro Tag<br />

4-5 Scheiben Vollkornbrot oder 3<br />

mittelgroße Kartoffeln oder 75g<br />

Reis/Nudeln (Rohgewicht)<br />

wie unter Vitamin B 1 aufgeführt<br />

und 200g Gemüse<br />

wie unter B 1 und B 2<br />

150g Obst und 200g Gemüse,<br />

Salate<br />

D<br />

Milch, Käse, Fisch<br />

1/4 l Milch und 2 dünne<br />

Scheiben Käse<br />

Calcium Milch- und Milchprodukte, Brokkoli, Sesam<br />

1/4 l Milch oder Joghurt und 2<br />

dünne Scheiben Käse<br />

Kalium<br />

Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, v.a.<br />

Bananen, Kartoffeln, Trockenfrüchte<br />

200g Gemüse und 150g Obst<br />

Jod<br />

Seefisch, Milch- und Milchprodukte, Jodsalz<br />

Jodsalz verwenden, 1-2 mal<br />

wöchentlich Seefisch essen<br />

Eisen<br />

4 Sch. Vollkornbrot, 2 Sch.<br />

Vollkornprodukte, Fleisch, Gemüse,<br />

gekochten Schinken oder<br />

Hülsenfrüchte<br />

Putenbrust<br />

Quelle: Barmer Ersatzkasse: "Bewusst essen und gesund älter älter werden"<br />

<br />

99


Flüssigkeitszufuhr<br />

Viele Senioren trinken zu wenig<br />

Ausreichend Flüssigkeit ist lebensnotwendig. Das gilt besonders für ältere<br />

Menschen! Täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit sollten sein. Häufig verspüren<br />

alte Menschen kaum Durst und trinken dementsprechend zu wenig. Das<br />

Durstgefühl kann jedoch trainiert werden!<br />

Stellen Sie sich zwei Flaschen Mineralwasser auf den Küchentisch, so dass Sie<br />

immer daran erinnert werden. Trinken Sie die Flaschen über den Tag verteilt.<br />

Nach einer Weile haben Sie sich daran gewöhnt.<br />

Geeignete Getränke sind vor allem:<br />

▪ stilles Mineralwasser<br />

▪ Kräuter- und Früchtetees<br />

▪ verdünnte Fruchtsäfte<br />

▪ Molke<br />

Ein Wort zum Thema Milch: Milch ist kein Getränk, sondern ein hochwertiges<br />

Nahrungsmittel. Milch liefert viele wertvolle Nährstoffe und Mineralstoffe, wie<br />

vor allem Calcium, eignet sich jedoch nicht, den Flüssigkeitsbedarf zu decken.<br />

Schwarzer Tee und Kaffee sollten nur in kleinen Mengen genossen werden. Das<br />

Gleiche gilt für Alkohol. Gelegentlich ein Glas trockener Wein oder ein Bier sind<br />

erlaubt und fördern das Wohlbefinden. Bei Einschlafproblemen kann ein kleines<br />

Glas Bier (0,2l), kurz vor dem Zubettgehen, Abhilfe schaffen.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - Praktische Tipps<br />

Empfehlungen für eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong><br />

Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Empfehlungen für eine<br />

altersangepasste <strong>Ernährung</strong> zusammen.<br />

▪ Schränken Sie den Fettverzehr stark ein und bevorzugen Sie pflanzliche Fette<br />

und Öle.<br />

▪ Vollkorn bietet mehr. Essen Sie ausreichend Vollkornprodukte z.B. Reis,<br />

Teigwaren, Hirse und Brotwaren.<br />

▪ Täglich sollten Gemüse und Salat auf dem Speiseplan stehen.<br />

▪ Milch und Milchprodukte schmecken gut und gehören täglich ins Programm.<br />

▪ Zweimal Seefisch, 2-3 mal Fleisch und den Rest der Woche vegetarisch.<br />

▪ 2 Stücke Obst sollten es täglich sein.<br />

▪ Trinken nicht vergessen! 1,5 bis 2 Liter pro Tag benötigt Ihr Körper.<br />

▪ Streben Sie Ihr Normalgewicht an.<br />

Tipps für die Praxis<br />

Nicht nur was und wieviel Sie essen ist von Bedeutung, sondern auch wann,<br />

wie oft und wie. Beachten Sie hierzu folgende Empfehlungen:<br />

▪ Essen Sie regelmäßig und verteilen Sie die Nahrungsmenge auf 5 bis 6 kleine<br />

Mahlzeiten. Das ist bekömmlicher und erhält die Leistungsfähigkeit.<br />

▪ Kontrollieren Sie 1x pro Woche Ihr Gewicht.<br />

▪ Achten Sie auf ausreichend Bewegung. Regelmäßige körperliche<br />

100


Betätigung (2-3x/Woche) hält jung, beweglich und fit. Besonders gut<br />

eignen sich Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walking, Radfahren<br />

und Wandern. Gymnastik sorgt für Beweglichkeit.<br />

▪ Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen - Essen Sie bewusst und kauen<br />

Sie gründlich, denn: Gut gekaut ist halb verdaut!<br />

▪ Richten Sie sich das Essen appetitlich an!<br />

▪ Etwas Warmes braucht der Mensch, vor allem der ältere. Eine warme Suppe<br />

oder eine Tasse warmer Tee tun gut.<br />

▪ Auch wenn Sie alleine den Haushalt führen - für die Gesundheit und das<br />

Wohlbefinden lohnt es sich, auch für eine Person zu kochen.<br />

▪ Kochen Sie auf Vorrat und frieren Sie einen Teil ein. Gut eignen sich hierzu<br />

Reis, Nudeln und Gemüse.<br />

Tiefkühlgemüse enthält nahezu so viel Inhaltsstoffe wie Frischware und spart<br />

viel Zeit.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - Allgemeine Infos<br />

Vitalität in der 2. Lebenshälfte<br />

100 Jahre alt werden - wer möchte das nicht? Als Voraussetzung dafür nennen<br />

die meisten Menschen jedoch eine körperliche und geistige<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Wohlbefinden und Vitalität sind wesentliche Voraussetzungen für die<br />

persönliche Lebensqualität bis ins hohe Alter. Das Altern selbst ist nicht zu<br />

verhindern, doch vermag eine gesundheitsbewusste Lebensführung die<br />

Alterungsvorgänge hinauszuzögern.<br />

Zu einer gesundheitsbewussten Lebensführung trägt die <strong>Ernährung</strong> in ganz<br />

entscheidendem Maße bei.<br />

Essen und Trinken haben im Alter eine besondere Bedeutung!<br />

Wer richtig isst, hat auch im Alter mehr Spaß am Leben, weil er gesünder,<br />

leistungsfähiger und damit fröhlicher bleibt!<br />

Altern ist ein natürlicher Prozess<br />

Altern ist ein natürlicher Vorgang, der nicht zwangsläufig von Krankheiten<br />

begleitet sein muss. Viele Krankheiten haben nichts mit dem Alter zu tun, wie<br />

viele Menschen glauben, sondern entstehen durch jahrelange Verstöße gegen<br />

eine gesunde und natürliche Lebensordnung.<br />

Nicht zu leugnen ist jedoch, dass sich, wenn der Organismus altert, einige<br />

Veränderungen am Körper einstellen und es dadurch zu einer Minderung der<br />

Leistungsfähigkeit kommen kann.<br />

Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter häufig eine Art "Unlust" am Essen<br />

auftritt, da der Appetit nachlässt. Hierdurch kann es unter anderem zu einer<br />

Unterversorgung des Körpers mit notwendigen Nährstoffen kommen.<br />

Das ist jedoch gerade bei Senioren fatal, denn ältere Menschen benötigen eine<br />

Kost, die den Körper mit allem Notwendigen in ausreichender Menge versorgt.<br />

Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr krank zu werden bzw. die<br />

<br />

101


Leistungsfähigkeit zu verlieren.<br />

Veränderungen im Organismus<br />

Im Alter kann es zu Funktionseinschränkungen von Organen kommen, die<br />

Einfluss auf die <strong>Ernährung</strong> nehmen können und daher bei der Auswahl der<br />

Lebensmittel berücksichtigt werden sollten. Einige Veränderungen bzw.<br />

Minderleistungen sind im Folgenden aufgeführt.<br />

▪ Die Anpassung an veränderte Situationen dauert länger.<br />

▪ Die Sauerstoffversorgung der Zellen lässt nach.<br />

▪ Die Zellen der Bauchspeicheldrüse sind häufig geschwächt. Dadurch erfolgt<br />

eine schlechtere Regulation des Blutzuckers, was zu einem Diabetes<br />

mellitus führen kann.<br />

▪ Die Funktionen von Leber und Niere lassen nach.<br />

▪ Die Knochendichte und die Skelettmuskulatur verändern sich. Dies kann zu<br />

einer Osteoporose führen.<br />

▪ Nährstoffe, vor allem Vitamine werden nicht mehr so gut resorbiert.<br />

▪ Der Energiebedarf ist geringer als in jungen Jahren. Wird dies nicht<br />

berücksichtigt, so kann es zu Übergewicht führen.<br />

▪ Probleme bei der Fortbewegung (Immobilität) bereiten Schwierigkeiten beim<br />

Einkauf und der Zubereitung der Mahlzeiten.<br />

▪ Die Verdauungstätigkeit lässt nach. Häufig besteht eine Verstopfung.<br />

▪ Es besteht eine Tendenz zur Erhöhung der Fett-, Cholesterin- und<br />

Harnsäuregehalte im Blut.<br />

▪ Kauschwierigkeiten, da die "dritten Zähne" häufig nicht so funktionstüchtig<br />

sind wie die zweiten.<br />

▪ Häufig behindern Schluckstörungen, Entzündungen der Speiseröhre oder des<br />

Magens die Nahrungsaufnahme.<br />

▪ Durst, Hunger und Appetit lassen nach.<br />

<strong>Ernährung</strong>sstatus von Senioren<br />

Nicht nur die altersbedingten Veränderungen des Körpers bestimmen den<br />

<strong>Ernährung</strong>szustand von betagten Menschen. Auch soziale und psychosoziale<br />

Faktoren wie die Lebenssituation, das Einkommen, das soziale Umfeld, die<br />

Wohnsituation und vieles mehr, nehmen Einfluss auf den <strong>Ernährung</strong>sstatus.<br />

Viele ältere Menschen ernähren sich leider nicht optimal.<br />

Hinzu kommt, dass auch einige Medikamente, die besonders von älteren<br />

Menschen eingenommen werden, eine Fehlernährung unterstützen können.<br />

Hier sind an erster Stelle die "Rheumamittel" zu nennen, die u.a. zu<br />

chronischen Entzündungen des Magen-Darmtraktes führen können. Eine<br />

weitere wichtige Gruppe sind die Entwässerungstabletten (Diuretika), die<br />

wegen Herzschwäche oder Bluthochdruck eingenommen werden. Sie können<br />

zu schwerem lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel und Elektrolytstörungen<br />

führen. So ist es nicht verwunderlich, dass Fehlernährung (Malnutrition) bei<br />

ärztlichen Untersuchungen die häufigste Diagnose bei betagten Menschen ist.<br />

102


Die folgenden Auswirkungen einer Fehlernährung werden dabei besonders<br />

häufig festgestellt:<br />

▪ Über- oder Untergewicht.<br />

▪ Ein Mangel an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (v.a.<br />

Vitamine C, D, B1, B2, B6, B12; Calcium, Eisen und Zink)<br />

▪ Flüssigkeitsmangel (besonders in den Sommermonaten)<br />

▪ Mangel an Ballaststoffen<br />

Anforderungen an eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong><br />

Je nachdem wie stark diese Mangelzustände ausgeprägt sind, können sie sogar<br />

lebensbedrohlich werden. Damit es nicht so weit kommt, lesen Sie die Seiten<br />

Empfehlungen für eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong>.<br />

Senioren brauchen keine Schonkost<br />

Ältere gesunde Menschen brauchen keine Schonkost. Wichtig ist vielmehr die<br />

Beachtung der individuellen Verträglichkeit. Diese ist bei jedem älteren<br />

Menschen anders. Aus diesem Grund können keine allgemeingültigen<br />

Empfehlungen gegeben werden.<br />

Bestehen jedoch gesundheitliche Einschränkungen, die das Einhalten einer<br />

speziellen <strong>Ernährung</strong>sweise (Diät) z.B. bei Diabetes mellitus notwendig<br />

machen, so sollte dies bei der Verpflegung berücksichtigt werden.<br />

Die folgenden Seiten enthalten Empfehlungen für gesunde ältere Menschen,<br />

die eine "normale" <strong>Ernährung</strong> vertragen.<br />

Nicht nur der Geschmack ist wichtig<br />

Um möglichst lange gesund und leistungsfähig zu sein und zu bleiben, sollte<br />

eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong> eine Reihe von Funktionen erfüllen.<br />

Eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong> sollte:<br />

▪ verträglich sein<br />

▪ gut schmecken<br />

▪ eingeschränkte Funktionen berücksichtigen<br />

▪ Verdauungsvorgänge fördern<br />

▪ Organfunktionen unterstützen<br />

▪ auf den geringeren Energiebedarf abgestimmt sein<br />

▪ alle für den Körper notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge<br />

enthalten<br />

▪ die Widerstandskräfte stärken<br />

▪ die körperliche und geistige Leistungskraft stärken<br />

▪ von höchstmöglicher Qualität sein: "Qualität statt Quantität"<br />

Das liest sich vielleicht im ersten Moment sehr theoretisch, aber eine gesunde<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter ist in der Praxis keinesfalls kompliziert und muss auch nicht<br />

aufwendig sein. Auf den folgenden Seiten finden Sie Tipps und Empfehlungen<br />

für die richtige <strong>Ernährung</strong> in der zweiten Lebenshälfte.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - <strong>Ernährung</strong>stipps<br />

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Körpergewicht<br />

Seite 2 von 4 < ><br />

Der Energiebedarf sinkt<br />

Der Energiebedarf eines Menschen ist, neben anderen Faktoren,<br />

altersabhängig. Der Energie- bzw. Kalorienbedarf nimmt mit laufendem Alter<br />

stetig ab.<br />

Der Kalorienbedarf verändert sich wie folgt:<br />

Altersgruppe<br />

bis 33 Jahre 100%<br />

33-55 Jahre - 10%<br />

55-75 Jahre - 15%<br />

ab 75 Jahre - 10%<br />

Kalorienbedarf<br />

Beispiel:<br />

Frau X., Büroangestellte, Alter 30 Jahre hat einen Energiebedarf pro Tag von<br />

2200 kcal. Wenn Frau X. älter wird, verändert sich ihr Energiebedarf bei<br />

gleicher körperlicher Betätigung wie folgt:<br />

33-55 Jahre - 2200 kcal - 10% = 1980 kcal Bedarf<br />

55-75 Jahre, 1980 kcal - 15% = 1680 kcal Bedarf<br />

ab 75 Jahre, 1680 kcal - 10% = 1500 kcal Bedarf<br />

Der Energiebedarf von Frau X. hat im Laufe der Jahre um ca. 700 kcal<br />

abgenommen. Passt sie die Kalorienaufnahme nicht dem jeweiligen Bedarf an,<br />

so wird sie an Körpergewicht zunehmen, während sie an Gewicht abnimmt,<br />

wenn die Zufuhr unter ihrem Bedarf liegt.<br />

Anzustreben ist das Normalgewicht<br />

Auch im Alter sollte ein normales Körpergewicht angestrebt bzw. das<br />

Normalgewicht gehalten oder erreicht werden. Ein normales Körpergewicht<br />

entlastet den Stoffwechsel und schont die Gelenke. Auch Herz und Kreislauf<br />

profitieren davon. Nicht zu verachten sind das Mehr an Vitalität und die<br />

Lebensfreude.<br />

Nähere Informationen zum Thema Energiebedarf und Körpergewicht finden Sie<br />

auf unseren Seiten Allgemeine <strong>Ernährung</strong>sinfos, Empfehlungen und Tipps zum<br />

Thema Gewichtsreduktion finden Sie im Kapitel Übergewicht.<br />

Nährstoffbedarf im Alter<br />

Hauptnährstoffe<br />

Für ältere Menschen gelten die gleichen Empfehlungen, wie für jüngere<br />

Menschen:<br />

Ausreichend Kohlenhydrate und Eiweiß, möglichst sparsam mit Fett.<br />

Ausführliche Informationen hierzu finden Sie auf unseren Seiten "Allgemeine<br />

<strong>Ernährung</strong>sinformationen".<br />

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Hochwertiges Eiweiß<br />

Ältere Menschen benötigen täglich besonders hochwertiges Eiweiß, in<br />

ausreichender Menge. Laut DGE sollten es 0,9 - 1,1g Eiweiß pro Kilogramm<br />

Normalgewicht sein, das sind ca. 50-70g Eiweiß pro Tag.<br />

Gute Eiweißquellen sind:<br />

▪ Mageres Fleisch und magerer Fisch<br />

▪ Milch und Milchprodukte, z. B. fettarme Milch, Joghurt, Kefir, Dickmilch,<br />

Molke, Quark, Hüttenkäse, magere Käsesorten<br />

▪ Eier<br />

▪ Sojaprodukte, wie Tofu<br />

▪ Hülsenfrüchte<br />

▪ Kartoffeln (in Kombination mit Eiern)<br />

Da Fleisch und Wurst nicht täglich auf dem Speiseplan stehen sollten, kann<br />

man gut verwertbares Eiweiß durch eine Kombination von pflanzlichen und<br />

tierischen Eiweißträgern erhalten.<br />

Folgende Kombinationen schmecken gut, sind leicht bekömmlich und liefern<br />

besonders hochwertiges Eiweiß.<br />

Lebensmittelkombination<br />

Kartoffeln + Milchprodukte<br />

Kartoffeln + Ei<br />

Getreide + Milchprodukte<br />

Hülsenfrüchte + Milchprodukte<br />

Beispiel<br />

Pellkartoffeln mit Kräuterquark<br />

Kartoffelpüree (selbst zubereitet)<br />

Kartoffelauflauf mit Gemüse und Käse überbacken<br />

Kartoffeln mit Rührei und Spinat<br />

Kartoffelauflauf<br />

Bauernomelett<br />

Müsli<br />

Haferflockenbrei<br />

Milchreis<br />

Käsebrot<br />

Hirseauflauf<br />

Linsensuppe mit Joghurt oder Quarkspeise als Dessert<br />

Bohneneintopf, Hüttenkäse mit Obst als Dessert<br />

Achten Sie bei eiweißreichen Lebensmitteln wie Milchprodukten und Fleisch<br />

immer auf den Fettgehalt und bevorzugen Sie fettarme Produkte!<br />

Fett ist nicht gleich Fett<br />

Viele ältere Menschen vertragen Fett und fette Nahrungsmitteln nicht mehr.<br />

Die Gesamtfettzufuhr sollte nicht über 80 g am Tag hinausgehen.<br />

Hier einige Tipps zum Umgang mit Fetten:<br />

▪ Verwenden Sie vorwiegend kaltgepresste Pflanzenöle (Olivenöl,<br />

Sonnenblumenöl, Distelöl), um damit Salate anzurichten, Gemüse zu<br />

dünsten und Quarkspeisen zuzubereiten.<br />

▪ Wählen Sie Butter oder nicht gehärtete Pflanzenmargarine als Streichfett<br />

oder zum Zubereiten von Speisen.<br />

▪ Verzehren Sie seltener scharf gebratene Speisen wie Fleisch, da diese schwer<br />

verdaulich sind.<br />

▪ Achten Sie auf verstecktes Fett in Speisen und Gebäck.<br />

Nähere Informationen zum Thema Fett finden Sie auf unseren Seiten<br />

"Fettstoffwechselstörungen" sowie "<strong>Vollwert</strong>ige <strong>Ernährung</strong>".<br />

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105


Kohlenhydrate<br />

Kohlenhydrate sind in allen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, v.a. in<br />

Getreide und Getreideprodukten, Kartoffeln, Gemüse und Obst. Aber auch in<br />

Form von Zucker in Süßigkeiten, Getränken, Kuchen und Gebäck.<br />

Besonders wertvoll sind Vollkornprodukte, da sie reich an Ballaststoffen,<br />

Vitaminen und Mineralstoffen sind. Bevorzugen Sie daher, sofern Sie diese gut<br />

vertragen, immer Brot und Nudeln aus Vollkornmehl sowie Vollkornreis. Es gibt<br />

auf dem Markt mittlerweile feinkrumige, gut bekömmliche Vollkornbrote aus<br />

feingemahlenem Mehl. Fragen Sie bei Ihrem Bäcker oder im Reformhaus bzw.<br />

Bioladen danach!<br />

Frühstücksmahlzeiten oder auch Abendessen aus Vollkornflocken mit Milch<br />

oder Joghurt sowie Früchten sind ideal, da sie leicht bekömmlich sind und alle<br />

wertvollen Inhaltsstoffe enthalten.<br />

Sollten Sie sehr empfindlich auf Vollkornprodukte reagieren, so wählen Sie<br />

besonders leicht verträgliche Speisen wie Vollkornbreie, Hirsespeisen sowie<br />

Flachbrote aus Vollkornmehl (z.B. Knäckebrot). Auch Grahambrot ist ein gut<br />

bekömmliches Vollkornbrot, welches selbst von empfindlichen Menschen meist<br />

problemlos vertragen wird.<br />

Mit Zucker (auch Honig) und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln, Speisen und<br />

Getränken sollten Sie sparsam umgehen bzw. diese nur selten verzehren.<br />

Wenn Sie Appetit auf Kuchen verspüren, bevorzugen Sie Hefekuchen, Quarkoder<br />

Obstkuchen.<br />

Auch süße Früchte, wie z.B. Bananen und Trockenfrüchte eignen sich sehr<br />

gut, den Appetit auf Süßes zu stillen. Aber auch hier gilt: In Maßen!<br />

Vitamine und Co.<br />

Vitamine und Mineralstoffe sind lebensnotwendig und an zahlreichen<br />

Körperfunktionen beteiligt. Ein Mangel äußert sich u.a. in einer erhöhten<br />

Infektanfälligkeit, in Müdigkeit und Antriebslosigkeit.<br />

Vitamine und Mineralstoffe sind in allen vollwertigen Lebensmitteln enthalten,<br />

vor allem in Obst und Gemüse sowie in Vollkornprodukten.<br />

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Vitamine bzw. Mineralstoffe, die bei<br />

älteren Menschen häufig zu kurz kommen. Sie gibt Empfehlungen, über welche<br />

Nahrungsmittel sie zugeführt werden können.<br />

106


Vitamine/<br />

Mineralstof<br />

fe<br />

B 1<br />

B 2<br />

B 6<br />

B 12<br />

C<br />

Vorkommen<br />

Haferflocken, Schweinefleisch,<br />

Hefeflocken, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte<br />

Kartoffeln, Vollkornprodukte,<br />

grünes Gemüse, Milch- u. Milchprodukte,<br />

Hefeflocken<br />

Vollkornbrot, Walnüsse, Gemüse,<br />

Fisch, Kartoffeln<br />

Kalbsleber, Makrele, Hering, Lachs,<br />

Rindfleisch, Camembert<br />

in allen Obst- und Gemüsesorten,<br />

besonders Zitrusfrüchte, schwarze<br />

Johannisbeeren, Kiwi Kartoffeln, Petersilie,<br />

Paprika<br />

Verzehrsempfehlung<br />

pro Tag<br />

4-5 Scheiben Vollkornbrot oder 3<br />

mittelgroße Kartoffeln oder 75g<br />

Reis/Nudeln (Rohgewicht)<br />

wie unter Vitamin B 1 aufgeführt<br />

und 200g Gemüse<br />

wie unter B 1 und B 2<br />

150g Obst und 200g Gemüse,<br />

Salate<br />

D<br />

Milch, Käse, Fisch<br />

1/4 l Milch und 2 dünne<br />

Scheiben Käse<br />

Calcium Milch- und Milchprodukte, Brokkoli, Sesam<br />

1/4 l Milch oder Joghurt und 2<br />

dünne Scheiben Käse<br />

Kalium<br />

Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, v.a.<br />

Bananen, Kartoffeln, Trockenfrüchte<br />

200g Gemüse und 150g Obst<br />

Jod<br />

Seefisch, Milch- und Milchprodukte, Jodsalz<br />

Jodsalz verwenden, 1-2 mal<br />

wöchentlich Seefisch essen<br />

Eisen<br />

4 Sch. Vollkornbrot, 2 Sch.<br />

Vollkornprodukte, Fleisch, Gemüse,<br />

gekochten Schinken oder<br />

Hülsenfrüchte<br />

Putenbrust<br />

Quelle: Barmer Ersatzkasse: "Bewusst essen und gesund älter älter werden"<br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

Viele Senioren trinken zu wenig<br />

Ausreichend Flüssigkeit ist lebensnotwendig. Das gilt besonders für ältere<br />

Menschen! Täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit sollten sein. Häufig verspüren<br />

alte Menschen kaum Durst und trinken dementsprechend zu wenig. Das<br />

Durstgefühl kann jedoch trainiert werden!<br />

Stellen Sie sich zwei Flaschen Mineralwasser auf den Küchentisch, so dass Sie<br />

immer daran erinnert werden. Trinken Sie die Flaschen über den Tag verteilt.<br />

Nach einer Weile haben Sie sich daran gewöhnt.<br />

Geeignete Getränke sind vor allem:<br />

▪ stilles Mineralwasser<br />

▪ Kräuter- und Früchtetees<br />

▪ verdünnte Fruchtsäfte<br />

▪ Molke<br />

Ein Wort zum Thema Milch: Milch ist kein Getränk, sondern ein hochwertiges<br />

Nahrungsmittel. Milch liefert viele wertvolle Nährstoffe und Mineralstoffe, wie<br />

vor allem Calcium, eignet sich jedoch nicht, den Flüssigkeitsbedarf zu decken.<br />

Schwarzer Tee und Kaffee sollten nur in kleinen Mengen genossen werden. Das<br />

Gleiche gilt für Alkohol. Gelegentlich ein Glas trockener Wein oder ein Bier sind<br />

<br />

107


erlaubt und fördern das Wohlbefinden. Bei Einschlafproblemen kann ein kleines<br />

Glas Bier (0,2l), kurz vor dem Zubettgehen, Abhilfe schaffen.<br />

<strong>Ernährung</strong> im Alter - <strong>Ernährung</strong>stipps<br />

Nahrungsergänzung<br />

Was ist dies sinnvoll?<br />

Basis einer guten Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen sollte eine<br />

ausgewogene <strong>Ernährung</strong> sein. In Zeiten, in denen eine gesunde <strong>Ernährung</strong><br />

nicht oder nur bedingt möglich ist, sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll,<br />

wie z.B.:<br />

▪ Vitamin- und Mineralstoffpräparate<br />

▪ Hefeprodukte wie Hefeflocken, Hefetabletten<br />

▪ Eiweißkonzentrate<br />

▪ Verdauungsfördernde Präparate wie Leinsamen, Kleie, Milchzucker<br />

▪ Natürliche Vitamin- und Mineralstoffprodukte, z.B. Acerola-Taler,<br />

Sanddornsirup, Hagebuttenmus, Holundersaft<br />

Die folgende Tabelle gibt Aufschluss, welche Mängel entstehen können, wenn<br />

Nahrungsmittelgruppen vernachlässigt werden und zeigt empfehlenswerte<br />

Produkte zu deren Beseitigung auf.<br />

<strong>Ernährung</strong>sgewohnhe<br />

it<br />

wenig Obst<br />

wenig Gemüse<br />

wenig Milch und<br />

Milchprodukte<br />

wenig Vollkornprodukte<br />

Möglicher<br />

Mangel<br />

Vitamin C<br />

Carotin, Vitamin<br />

C, Folsäure,<br />

Ballaststoffe<br />

Calcium, Vitamin<br />

B2<br />

Vitamin B1, B2,<br />

B6, Magnesium,<br />

Ballaststoffe<br />

Ergänzungs-Produkte<br />

Acerola-Produkte, Ascorbinsäure,<br />

Sanddornsirup, Hagebuttensaft oder -mus<br />

wie oben, Präparate mit Kombination A,C, E,<br />

Vitamin B-Komplex, Karottenmus oder -saft<br />

Calcium-Präparate, Hefeflocken,<br />

Weizenkeime, Weizenkeimextrakte, Vitamin-<br />

B-Komplex<br />

Vitamin-B-Komplex, Weizenkeime,<br />

Hefeflocken, Hefeextrakte,<br />

Magnesiumpräparate, Leinsamen, Kleie<br />

wenig Fisch Jod jodiertes Salz, Algentabletten, Jodtabletten<br />

Calcium, Eisen, Hefeprodukte, Präparate mit Vitamin B12,<br />

kein Fleisch, keine Wurst,<br />

Zink, Vitamin Eisenpräparate kombiniert mit<br />

wenig Milchprodukte<br />

B12, Eiweiß Spurenelementen, Eiweißpräparate<br />

falls Sie rauchen<br />

falls Sie häufig oder<br />

regelmäßig Alkohol<br />

trinken<br />

Vitamine C, E,<br />

Selen<br />

B-Vitamine,<br />

Calcium, Carotin,<br />

Magnesium,<br />

Vitamin C<br />

wenn Sie selten spazieren<br />

Vitamin D<br />

gehen<br />

Quelle: Neuform-Ratgeber für ältere Menschen<br />

Vitamin C-Präparate (siehe oben),<br />

Weizenkeime, Weizenkeimextrakte,<br />

Kombipräparate mit Vitamin C, Carotin und<br />

Selen<br />

Präparate mit Vitamin B-Komplex,<br />

Magnesiumpräparate, Calciumpräparate,<br />

Vitamin C-Präparate (siehe oben)<br />

Kombi-Präparate Vitamin D und Calcium<br />

108


Wenn das Essen Probleme bereitet...<br />

Probleme mit den dritten Zähnen<br />

Der Zustand des Gebisses bestimmt die Kaufähigkeit. Diese ist ein wichtiges<br />

Kriterium bei der <strong>Ernährung</strong>, besonders dann, wenn sie eingeschränkt ist.<br />

Schlecht oder ungenügend gekaute Nahrung ist schwer verdaulich und belastet<br />

die Verdauungsorgane.<br />

Im Folgenden finden Sie Tipps, wie Sie sich vollwertig ernähren können, auch<br />

wenn die "Dritten" Probleme bereiten:<br />

▪ Müsli aus feinen Getreideflocken, angereichert mit Weizenkeimen, Joghurt<br />

und gedünstetem Obst oder Obstmus.<br />

▪ Getreidebreie mit Obst oder, wenn Sie es lieber herzhaft mögen, mit<br />

gedünstetem, evt. püriertem Gemüse.<br />

▪ Äpfel und anderes Obst fein geraspelt - zusammen mit Joghurt oder Quark<br />

eine leckere Zwischenmahlzeit oder ein Dessert.<br />

▪ Gemüse wie Karotten, Sellerie, Blumenkohl fein raspeln und mit etwas Öl<br />

und Zitrone angemacht als kleine Rohkost.<br />

▪ Gemüse gedünstet und püriert.<br />

▪ Aus sämtlichen Gemüsesorten zusammen mit Kartoffeln oder Getreide (z.B.<br />

Grünkern) eine Suppe kochen. Wenn sie gar ist, diese pürieren.<br />

▪ Hackfleischgerichte sind leicht zu kauen.<br />

▪ Gedünsteter Fisch mit Kartoffelbrei und Karottenmus - eine leicht<br />

verdauliche und gesunde Mahlzeit.<br />

▪ Gemüse- und Obstsäfte spenden reichlich Vitamine und Mineralstoffe.<br />

▪ Obst- oder Gemüsesaft vermixt mit agermilch oder Buttermilch - ein<br />

leckerer, gesunder und bekömmlicher Mix.<br />

"Leichte" Kost<br />

Häufig verabreicht man älteren Menschen eine sogenannte "Schonkost", die<br />

jedoch leider in den wenigsten Fällen vollwertig ist und alle Nährstoffe in<br />

ausreichender Menge enthält.<br />

Die leichte Vollkost, wie diese <strong>Ernährung</strong>sform heute genannt wird, soll zur<br />

Entlastung einzelner Verdauungsorgane oder des gesamten Organismus<br />

beitragen, also reizarm sein. Viele ältere Menschen sind selbst in gesunden<br />

Tagen auf eine solche leichte Kost angewiesen.<br />

Auch die leichte Vollkost sollte vollwertig zusammengesetzt sein und den<br />

Körper mit allem Notwendigen versorgen. Dass dies möglich ist,<br />

veranschaulicht folgende Übersicht.<br />

<br />

109


Lebensmittelauswahl bei leichter Vollkost<br />

Lebensmittelgrupp empfehlenswerte<br />

en<br />

Lebensmittel<br />

Brot und Backwaren<br />

Kartoffeln<br />

abgelagerte Produkte, Brot<br />

aus feingemahlenem vollen<br />

Korn, fettarme Backwaren<br />

(Kekse)<br />

Salzkartoffeln, Pellkartoffeln,<br />

Kartoffelbrei (fettarm<br />

zubereitet)<br />

weniger empfehlenswerte<br />

Lebensmittel<br />

frisches Brot, grobe Brotsorten,<br />

frisches Hefegebäck, fettreiche<br />

Backwaren<br />

Reis, Teigwaren fettarme Zubereitung fette Zubereitung<br />

Gemüse und Salat<br />

Obst<br />

Fleisch<br />

Wurtwaren<br />

Fisch<br />

Eier<br />

Milch und<br />

Milchprodukte<br />

Getränke<br />

fettarm zubereitete junge,<br />

zarte Gemüsesorten, z.B.<br />

Karotten, Blumenkohl,<br />

Kohlrabi, Blattsalate, Brokkoli<br />

rohes, reifes Obst, Kompott,<br />

Obstsäfte, Obstkonserven<br />

(möglichst ohne Zucker)<br />

mageres, zartes Fleisch,<br />

gekocht, gegrillt oder in Folie<br />

zubereitet<br />

magere Sorten (z.B.<br />

Geflügelwurst, gekochter<br />

Schinken, deutsches Corned<br />

Beef, Roastbeef)<br />

magere Seefische, Forelle,<br />

gekocht, gedünstet oder<br />

gegrillt<br />

weichgekochte Eier, Eierstich,<br />

Rühreier, Pfannkuchen (mit<br />

wenig Fett zubereitet)<br />

alle fettarmen Sorten wie<br />

fettarme Milch (1,5%),<br />

Buttermilch, Molke, Kefir,<br />

Dickmilch, Quark, fettarme<br />

Käsesorten<br />

Malzkaffee, verdünnte<br />

Gemüse- und Obstsäfte,<br />

Kräutertees, Früchtetee, stilles<br />

Wasser<br />

fette Zubereitungen wie z.B.<br />

Pommes frites, Bratkartoffeln, Rösti<br />

etc.<br />

schwerverdauliche, blähende<br />

Gemüsesorten wie z.B. Gurken,<br />

Kohl, Zwiebeln, Paprika,<br />

Hülsenfrüchte, fettreiche<br />

Zubereitungsformen<br />

unreifes, saures Obst, zuckerreiche<br />

Obstkonserven,<br />

Fruchtsaftgetränke, evt. Steinobst<br />

fettreiche, stark gewürzte Stücke,<br />

gebraten oder geräuchert<br />

fettreiche Wurstsorten<br />

(z.B. Salami,Leberwurst,<br />

Mettwurst, Bratwürste),<br />

geräucherte Wurstwaren<br />

fettreiche Fischsorten,<br />

Räucherfisch, Fisch in Konserven<br />

hartgekochte Eier, stark gezuckerte<br />

und fettreiche Eispeisen<br />

fettreiche Milchprodukte, fettreiche<br />

und stark gewürzte Käsesorten,<br />

Sahne<br />

Bohnenkaffee, Alkohol, Limonaden,<br />

Colagetränke, kohlensäurehaltige<br />

Mineralwasser<br />

Quelle: C. Schlieper, Grundfragen der <strong>Ernährung</strong><br />

Im Einzelfall muss bei der Nahrungsmittelauswahl die individuelle<br />

Verträglichkeit beachtet werden!<br />

110


<strong>Ernährung</strong> im Alter - Praktische Tipps<br />

Empfehlungen für eine altersgerechte <strong>Ernährung</strong><br />

Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Empfehlungen für eine<br />

altersangepasste <strong>Ernährung</strong> zusammen.<br />

▪ Schränken Sie den Fettverzehr stark ein und bevorzugen Sie pflanzliche Fette<br />

und Öle.<br />

▪ Vollkorn bietet mehr. Essen Sie ausreichend Vollkornprodukte z.B. Reis,<br />

Teigwaren, Hirse und Brotwaren.<br />

▪ Täglich sollten Gemüse und Salat auf dem Speiseplan stehen.<br />

▪ Milch und Milchprodukte schmecken gut und gehören täglich ins Programm.<br />

▪ Zweimal Seefisch, 2-3 mal Fleisch und den Rest der Woche vegetarisch.<br />

▪ 2 Stücke Obst sollten es täglich sein.<br />

▪ Trinken nicht vergessen! 1,5 bis 2 Liter pro Tag benötigt Ihr Körper.<br />

▪ Streben Sie Ihr Normalgewicht an.<br />

Tipps für die Praxis<br />

Nicht nur was und wieviel Sie essen ist von Bedeutung, sondern auch wann,<br />

wie oft und wie. Beachten Sie hierzu folgende Empfehlungen:<br />

▪ Essen Sie regelmäßig und verteilen Sie die Nahrungsmenge auf 5 bis 6 kleine<br />

Mahlzeiten. Das ist bekömmlicher und erhält die Leistungsfähigkeit.<br />

▪ Kontrollieren Sie 1x pro Woche Ihr Gewicht.<br />

▪ Achten Sie auf ausreichend Bewegung. Regelmäßige körperliche<br />

Betätigung (2-3x/Woche) hält jung, beweglich und fit. Besonders gut<br />

eignen sich Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walking, Radfahren<br />

und Wandern. Gymnastik sorgt für Beweglichkeit.<br />

▪ Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen - Essen Sie bewusst und kauen<br />

Sie gründlich, denn: Gut gekaut ist halb verdaut!<br />

▪ Richten Sie sich das Essen appetitlich an!<br />

▪ Etwas Warmes braucht der Mensch, vor allem der ältere. Eine warme Suppe<br />

oder eine Tasse warmer Tee tun gut.<br />

▪ Auch wenn Sie alleine den Haushalt führen - für die Gesundheit und das<br />

Wohlbefinden lohnt es sich, auch für eine Person zu kochen.<br />

▪ Kochen Sie auf Vorrat und frieren Sie einen Teil ein. Gut eignen sich hierzu<br />

Reis, Nudeln und Gemüse.<br />

Tiefkühlgemüse enthält nahezu so viel Inhaltsstoffe wie Frischware und spart<br />

viel Zeit.<br />

<br />

111


Kinderernährung - Stillen / Allergien /<br />

Säuglinge<br />

Milchproduktion<br />

Einfluss der Hormone<br />

Die Voraussetzungen für die Milchproduktion werden bereits während der<br />

Schwangerschaft geschaffen. Die Drüsenläppchen des Brustgewebes<br />

vergrößern sich unter dem Einfluss der Hormone Progesteron<br />

(Gelbkörperhormon) und Prolaktin (Milchbildungshormon). Insbesondere das<br />

Milchbildungshormon spielt für das Stillen eine wichtige Rolle. Vom Moment der<br />

Geburt wird nämlich die Milchproduktion ganz entscheidend durch das Saugen<br />

des Kindes geregelt. Je größer der Saugreiz an der Brust, desto mehr Prolaktin<br />

wird gebildet und desto größer ist die Milchproduktion.<br />

Für den Vorgang des Stillens ist dann noch ein weiteres Hormon erforderlich,<br />

nämlich das Oxytocin. Dieses führt dazu, dass die Milch von ihren<br />

Drüsenläppchen in die Ausführungsgänge gepresst wird. Aus ihnen wird sie<br />

beim Saugen aufgenommen.<br />

Es gibt jedoch auch Einflüsse, die den Stillvorgang negativ beeinflussen:<br />

Verärgerung, Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, aber auch Stress<br />

hemmen die Oxytocinwirkung auf die Brustdrüse.<br />

Milchmenge<br />

Häufig dauert es ein bis fünf Tage, bis die Milchproduktion in Schwung kommt.<br />

Zunächst werden nur geringe Mengen produziert (10 ml/Mahlzeit). Am 2. bis<br />

5. Tag erfolgt dann der Milcheinschuss und die Produktion steigt auf etwa 40<br />

ml/Mahlzeit an. Am Ende der Stillzeit ergibt sich eine durchschnittliche<br />

Milchmenge von 750ml pro Tag. Sie lässt sich durch folgende Formel<br />

errechnen:<br />

Milchmenge in ml = (Lebenstage - 1) x Anzahl der Mahlzeiten x 10<br />

Die Zusammensetzung der Frauenmilch ändert sich im Laufe der Zeit und ist<br />

so an die jeweiligen Bedürfnisse des Säuglings angepasst.<br />

Kolostrum<br />

Hierunter versteht man die eiweißreiche Milch, die in den ersten Tagen<br />

produziert wird. Sie ist außerdem reich an sogenannten Immunglobulinen. Das<br />

sind körpereigene Proteine, die die Kinder widerstandsfähiger gegenüber<br />

Infektionskrankheiten machen.<br />

Transitorische Milch (Übergangsmilch)<br />

Die Übergangsmilch wird zwischen dem 6. und 10. Tag nach der Geburt<br />

gebildet. Sie enthält weniger Eiweiß, dafür mehr Kohlenhydrate und Fett.<br />

Reife Milch<br />

Die reife Milch ist besonders reich an essentiellen Fettsäuren (Linolsäure). Sie<br />

enthält weniger Eiweiß, jedoch mehr Fett als Kuhmilch.<br />

112


Rückstände<br />

Allgemein<br />

Vor allem Gegner des Stillens argumentieren häufig, dass der Schadstoffgehalt<br />

der Muttermilch negative Konsequenzen für das Heranwachsende hat. Im<br />

Folgenden wird darauf eingegangen, um welche Schadstoffe es sich handelt<br />

und ob daraus eine Gefahr für den Säugling resultiert.<br />

Die wichtigsten Vertreter<br />

Dazu zählen vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe, wie z.B.:<br />

▪ DDT (Dichloriddiphenyltrichlorethan)<br />

▪ HCH (Hexachlorcyclohexan)<br />

▪ HCB (Hexachlorbenzol)<br />

▪ PCB (polychlorierte Biphenyle)<br />

Anreicherung im Fettgewebe<br />

Die Anreicherung bestimmter Substanzen erfolgt meist im Fettgewebe der Frau<br />

und wird während des Stillens teilweise über die Milch ausgeschieden. Diese<br />

Rückstände übersteigen die Höchstmengen in der Kuhmilch. Deshalb wird<br />

stillenden Müttern empfohlen, möglichst wenig Gewicht in der Stillzeit<br />

abzunehmen, damit die im Fettgewebe gespeicherten fettlöslichen Rückstände<br />

nicht in die Muttermilch übertreten können.<br />

Schadstoffgehalt gesunken<br />

Dennoch wird angenommen, dass die Vorteile des Stillens, insbesondere im<br />

ersten Lebenshalbjahr, ein mögliches Risiko durch derartige Rückstände<br />

aufwiegen, da die Schadstoffkonzentrationen seit Mitte der 80er Jahre stetig<br />

sinken. Sollte die Frau im Laufe ihres Lebens besonderen Belastungen<br />

ausgesetzt gewesen sein - etwa durch häufige Arbeit mit Düngemitteln und<br />

Pflanzenschutzmitteln auf dem Bauernhof - kann über das zuständige<br />

Gesundheitsamt eine Milchprobe auf Schadstoffe analysiert werden. Je nach<br />

der Höhe der gemessenen Rückstände ist es dann sinnvoll, die Stillzeit zu<br />

begrenzen. Weitere Informationen erhalten sie bei Ihrem Gesundheitsamt.<br />

Diese Lebensmittel sollten Sie meiden<br />

▪ Leber, Niere, Wild, v.a. von älteren Tieren (Anlagerung von Schadstoffen!)<br />

▪ ungereinigte, pflanzliche Lebensmittel<br />

▪ langlebige Raubfische wie Thunfische, Haie (Anreicherung von Rückständen<br />

in der Nahrungskette)<br />

▪ übermäßig geräucherte und gegrillte Produkte<br />

▪ Rohmilch und -produkte<br />

<br />

113


Allergien<br />

In den ersten Lebensmonaten ist die Darmschleimhaut für Eiweiß durchlässiger<br />

als im Erwachsenenalter. Da beim Stillen nur arteigenes Protein resorbiert<br />

wird, kann es bei der <strong>Ernährung</strong> mit Muttermilch nicht zu Allergien kommen.<br />

In der Kuhmilch ist ein besonders potentes Allergen (Beta-Lactoglobulin)<br />

enthalten, durch das eine Kuhmilcheiweißallergie ausgelöst werden kann.<br />

Allergiegefährdete Säuglinge sollten daher möglichst lange, mindestens 1/2<br />

Jahr gestillt werden.<br />

Kinderernährung - Vorteile / Nachteile des<br />

Stillens<br />

Vorteile des Stillens<br />

▪ Muttermilch ist durch ihre optimale Zusammensetzung die beste Nahrung für<br />

den Säugling (auch bei Frühgeburten).<br />

▪ Hohe Bioverfügbarkeit der Nährstoffe<br />

▪ Minimale Stoffwechselbelastung<br />

▪ Gute Verdaulichkeit<br />

▪ Keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. -allergien wie bei<br />

Körperfremden Proteinen<br />

▪ Schutz vor Infektionen des Magen-Darm-Traktes (durch Antikörper)<br />

▪ Schutz vor Überernährung (gestillte Kinder leiden weniger häufig an<br />

Übergewicht)<br />

▪ Bessere Entwicklung des Unterkiefers<br />

▪ Durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin, das beim Stillen die<br />

Milchsekretion einleitet, wird die Uterusmuskulatur angeregt, was zu<br />

einer schnelleren Rückbildung der Gebärmutter führt.<br />

▪ Arbeits- und Zeitersparnis<br />

▪ Muttermilch hat immer die richtige Temperatur<br />

▪ Bessere Hygiene<br />

Nachteile des Stillens<br />

▪ Verfügbarkeit der Mutter (auch nachts)<br />

▪ Während der Stillzeit: kein Nikotin, kein Alkohol (geht zu ca. 5% in die Milch<br />

über), wenig Koffein<br />

▪ Rückstände in der Milch<br />

▪ Mutter muss auf eine bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> achten, um die<br />

Nährstoffverluste durch das Stillen auszugleichen<br />

114


Kontraindikationen<br />

Einschränkungen der Mutter<br />

▪ Behandlung mit bestimmten Antibiotika (Ausnahme: Penicilline; Antibiotika<br />

grundsätzlich nur nach Absprache mit dem Arzt)<br />

▪ Übertragbare Infektionen wie z.B. AIDS, Hepatitis B und Windpocken<br />

▪ Schwere Brustentzündung (vorübergehend)<br />

Einschränkungen des Kindes<br />

▪ Phenylketonurie des Kindes (Unverträglichkeit gegen den Eiweißbaustein<br />

Phenylalanin)*<br />

▪ Galaktoseintoleranz<br />

▪ Deformation des Kiefers* (Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte)<br />

▪ Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2000 g fehlt in der Regel die<br />

Kraft und das Koordinationsvermögen, um an der Brust zu saugen.<br />

Dennoch lohnt es sich, einen Stillversuch mit entsprechender fachlicher<br />

Anleitung zu unternehmen.<br />

▪ Missbildungen* im Bereich der Speiseröhre (broncho-ösophageale Fistel)<br />

▪ schwerer Herzfehler*<br />

Entscheidend ist der Schweregrad der Erkrankung. Besprechen Sie im<br />

Einzelfall mit einer qualifizierten Fachkraft (z.B. Arzt, Hebamme,<br />

Stillberaterin), ob Sie Ihr Kind trotzdem stillen können.<br />

Kinderernährung - Stillen und Beikost<br />

Durchführung des Stillens<br />

Vorbereitung<br />

Die werdende Mutter sollte vom Arzt, der Hebamme oder der<br />

Krankenschwester über die Vorteile und die Durchführung des Stillens<br />

aufgeklärt werden. Etwa zehn Tage vor dem erwarteten Geburtstermin<br />

empfiehlt es sich, die Brüste durch Wechselbäder, Frottieren oder<br />

Bürstenmassagen auf das Stillen vorzubereiten.<br />

Die Milchbildung setzt nach der Geburt ein, d.h. das Stillen kann bereits in den<br />

ersten Stunden beginnen. Am besten wird anfangs nicht zu festen Zeiten,<br />

sondern nur nach Bedarf des Kindes gestillt (self-demand-system).<br />

Voraussetzung hierfür ist die gemeinsame Unterbringung von Mutter und Kind<br />

(rooming-in) in der Klinik.<br />

Durchführung<br />

In den ersten Lebenstagen verlangt das Neugeborene oft sehr unregelmäßig<br />

nach der Brust. Meistens wird 5-6 x /Tag und auch ein- bis zweimal pro Nacht<br />

gestillt. Allerdings gibt es von Kind zu Kind große Unterschiede, so dass sich<br />

die Mutter keinesfalls nach einem starren Schema richten sollte.<br />

Nach einer 6 bis 8wöchigen Eingewöhnungsphase stellt sich meist ein fester<br />

<br />

115


Stillrhythmus ein (6.00, 10.00, 14.00, 18.00, 22.00 Uhr), der der Mutter eine<br />

Nachtruhe von acht Stunden ermöglicht.<br />

Das Stillen sollte immer in entspannter Atmosphäre stattfinden, denn Stress<br />

und Hektik beeinträchtigen nicht nur die Milchbildung, sondern übertragen sich<br />

auch auf das Kind und stören eine ruhige Nahrungsaufnahme. Es kann sowohl<br />

im Sitzen als auch im Liegen durchgeführt werden. Zu beachten ist, dass die<br />

Nasenatmung durch die anliegende Brust nicht eingeschränkt ist. Eine Mahlzeit<br />

sollte nicht länger als 15-20 Minuten dauern. Danach sollte die beim Stillen<br />

verschluckte Luft entweichen können ("Bäuerchen").<br />

Genauere Informationen erhalten Sie über die Arbeitsgemeinschaft freier<br />

Stillgruppen e.V. Karlsruhe oder die La Leche Liga München e.V.<br />

Beikost<br />

Allgemein<br />

Der <strong>Ernährung</strong>splan sollte relativ einfach sein und aus wenigen Lebensmitteln<br />

bestehen. Zum einen wird dadurch die Mutter entlastet, zum anderen reduziert<br />

sich das Allergierisiko des Kindes.<br />

Ab dem 5. Monat kann bei der Zufütterung von Beikost zunächst eine<br />

Brustmahlzeit durch eine Breimahlzeit ersetzt werden. Die Mutter kann dabei<br />

selbst entscheiden, ob sie die Speisen selbst zubereitet oder auf industrielle<br />

Säuglingsnahrung zurückgreift. Auf Grün- oder Blattgemüse sollte aufgrund<br />

des hohen Nitratgehaltes zunächst verzichtet werden (Gefahr der Blausucht).<br />

Die Zufütterung von Beikost sollte spätestens zum 7. Monat beginnen, da ab<br />

dem 6. Monat die Muttermilch aus ernährungsphysiologischen Gründen nicht<br />

mehr ausreicht.<br />

Mit dem Durchbrechen der Schneidezähne (ca. 11.-12. Monat) können kleinere<br />

Mengen fester Kost, z.B. kleine Brotstücke, zugeführt werden.<br />

5.-8.Monat<br />

Ersatz einer Muttermilchmahlzeit durch einen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei<br />

(ohne zusalzen!) mit Fettzusatz.<br />

Beispiel: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei<br />

selbst hergestellt<br />

industrielle Produkte<br />

90-100 g Gemüse (z.B. Karotten)<br />

40-60 g Kartoffeln<br />

30-45 g Obstsaft<br />

Baby-/Junior-Menü im Gläschen<br />

8-10 g Rapsöl<br />

20-30 g Fleisch (mager)<br />

Quelle: <strong>Ernährung</strong>splan für das 1. Lebensjahr, Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)<br />

6. Monat<br />

Ersatz einer weiteren Brustmahlzeit durch Milchbrei mit Getreide, dem Obstsaft<br />

beigefügt wird, der durch seinen Vitamin C-Gehalt die Resorption von Eisen<br />

verbessert. Die Rezeptur für die Gemüsemahlzeit ändert sich nur wenig<br />

(eventuell andere Gemüsesorten etc.).<br />

116


Beispiel: Vollmilch-Getreide-Brei<br />

selbst hergestellt<br />

industrielle Produkte<br />

200 g Vollmilch oder Säuglingsmilch<br />

20 g Getreideflocken<br />

Milchfertigbrei, Abendbrei im Gläschen<br />

20 g Obstsaft, -püree<br />

oder als Trockenprodukt<br />

(z.B. Orangensaft)<br />

Quelle: <strong>Ernährung</strong>splan für das 1. Lebensjahr, Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)<br />

Aufgrund des hohen Allergierisikos durch Kuhmilch ist es sinnvoll, auf diese<br />

möglichst im ersten Lebensjahr zu verzichten und auf adaptierte (neue<br />

Kennzeichnung mit Silbe "Pre") bzw. teiladaptierte (neue Kennzeichnung mit<br />

Ziffer 1) Säuglingsnahrung zurückzugreifen. Die Zusammensetzung der<br />

adaptierten Säuglingsnahrung entspricht der Zusammensetzung der<br />

Muttermilch. Die Zusammensetzung der teiladaptierten Säuglingsnahrung<br />

enthält neben Lactose auch noch ander Kohlenhydrate, die in der Muttermilch<br />

nicht enthalten sind, wie z.B Stärke, Maltose, Saccharose.<br />

7.-9. Monat<br />

Ersatz einer weiteren Muttermilchmahlzeit durch einen milchfreien Getreide-<br />

Obst-Brei mit Fettzusatz.<br />

Beispiel: Getreide-Obst-Brei<br />

selbst hergestellt<br />

industrielle Produkte<br />

20 g Getreideflocken<br />

90 g Wasser<br />

Getreide-Obst-Brei im Gläschen<br />

100 g Obstpüree oder -saft<br />

5 g Rapsöl<br />

Quelle: <strong>Ernährung</strong>splan für das 1. Lebensjahr, Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)<br />

10.-12. Monat<br />

Die 4 gleichwertigen Säuglingsmahlzeiten gehen über in 3 Hauptmahlzeiten<br />

und 2 Zwischenmahlzeiten, um eine Annäherung an eine normale Kost zu<br />

erreichen.<br />

Kinderernährung - Vergleich von Mutter- und<br />

Kuhmilch<br />

Unterschiede zwischen Mutter- und Kuhmilch<br />

Energie<br />

Der Energiegehalt von Frauen- und Kuhmilch unterscheidet sich nicht.<br />

<br />

117


Eiweiß<br />

Kuhmilch enthält dreimal soviel Eiweiß wie Frauenmilch. Die Niere des<br />

Säuglings ist nicht in der Lage, überschüssiges Eiweiß auszuscheiden. Wird<br />

Kuhmilch unverdünnt zugeführt, kann es zu Beeinträchtigungen der<br />

Nierenfunktion führen.<br />

Kuhmilch enthält einen höheren Anteil an Casein, das schlechter verdaulich ist.<br />

Das besser verdauliche Lactalbumin kommt hauptsächlich in der Muttermilch<br />

vor.<br />

Muttermilch ist besonders in den ersten Tagen nach der Geburt reich an<br />

Immunglobulinen. Diese überstehen den Magen-Darm-Trakt und entfalten im<br />

Darm ihre Schutzfunktion gegenüber pathogenen (krankheitserregenden)<br />

Keimen.<br />

Kohlenhydrate<br />

Frauenmilch enthält neben Lactose (Milchzucker) mindestens 25 weitere<br />

Kohlenhydrate, daher ist der Gehalt an Kohlenhydraten deutlich höher als bei<br />

Kuhmilch. Hier ist vor allem der sogenannte Bifidus-Faktor zu nennen. Dies ist<br />

ein stickstoffhaltiges Kohlenhydrat, das bestimmten Darmbakterien<br />

(Lactobacillus bifidus) als Nährstoff dient. Die Bakterien bilden daraus<br />

Milchsäure, was zu einem Abfall des pH-Wertes im Darm führt und dadurch das<br />

Wachstum pathogener Mikroorganismen hemmt.<br />

Fett<br />

Während der Anteil kurzkettiger Fettsäuren bei Kuhmilch überwiegt, besitzt die<br />

Frauenmilch einen hohen Anteil an essentiellen Fettsäuren (Linolsäure).<br />

Weiterhin enthält sie ein fettspaltendes Enzym (Lipase), mit dessen Hilfe die<br />

Fettverdauung bereits im Magen beginnt.<br />

Mineralstoffe<br />

Der Mineralstoffgehalt der Kuhmilch liegt viel höher als bei Frauenmilch.<br />

Säuglinge können überschüssige Mineralstoffe nicht ausscheiden, was zu einer<br />

Anhäufung im Körper führt. Der besonders hohe Calciumgehalt der Kuhmilch<br />

kann zur Bildung unlöslicher Kalkseifen mit freier Palmitinsäure führen. Dies<br />

begünstigt die Entstehung von Fettstühlen und hemmt die Calciumresorption.<br />

Vitamine<br />

Sowohl Kuhmilch als auch Muttermilch sind relativ arm an Vitamin D, weshalb<br />

eine zusätzliche Gabe von 400-500 IE/Tag dieses Vitamins zur Prophylaxe der<br />

Vitamin D-Mangelkrankheit Rachitis empfohlen wird.<br />

Der Gehalt an wasserlöslichen Vitaminen ist stark vom <strong>Ernährung</strong>sstatus der<br />

Mutter abhängig. Deshalb kommt einer vitaminreichen Kost während der<br />

Stillzeit eine besondere Bedeutung zu. Frauenmilch enthält zusätzlich die<br />

Vitamine A, E, C, wobei letzteres die Resorption des Eisens fördert. <br />

118


Kinderernährung - <strong>Ernährung</strong> der Mutter<br />

<strong>Ernährung</strong> der Mutter<br />

Allgemein<br />

Wie in der Schwangerschaft ist auch beim Stillen (Laktation) der Organismus<br />

der Mutter darauf bedacht, dem Säugling alle notwendigen Nährstoffe zur<br />

Verfügung zu stellen. Deshalb kann es während der Laktation zu<br />

Nährstoffverarmungen der Mutter kommen, da bei einem Defizit die<br />

körpereigenen Speicher der Stillenden angegriffen werden. Um dies zu<br />

verhindern, muss die Nährstoffzufuhr dem erhöhten Bedarf der Mutter<br />

angepasst werden.<br />

Energiebedarf<br />

Der Mehrbedarf an Energie beträgt während des Stillens im Durchschnitt 635<br />

kcal pro Tag. Obwohl viele Frauen die Zeit der Laktation zur Gewichtsreduktion<br />

nutzen, sollte dieser erhöhte Energiebedarf auch gedeckt werden, da sonst die<br />

im Fettgewebe gespeicherten Rückstände frei werden und in die Muttermilch<br />

übertreten. Unter- und Übergewicht der stillenden Mutter verringern die<br />

Milchproduktion und vermindern den Energiegehalt der Milch.<br />

Eiweiß<br />

Um ein Gramm Muttermilcheiweiß zu produzieren, benötigt die Stillende zwei<br />

Gramm Nahrungseiweiß. Aus diesem Grund ist auf eine ausreichende<br />

Proteinzufuhr zu achten. Durch die Kombination von pflanzlichen und tierischen<br />

Proteinen erreicht man eine hohe biologische Wertigkeit, d.h. in einer<br />

ausgewogenen Mischkost ist eine bedarfsgerechte Eiweißversorgung<br />

gewährleistet.<br />

Fett<br />

Der Anteil des Nahrungsfettes hat keinen Einfluss auf den Fettgehalt der<br />

Muttermilch. Deshalb sind Fettzulagen nicht erforderlich. Hier entspricht der<br />

Bedarf dem einer Nichtstillenden, d.h. der Fettanteil sollte 30% der<br />

Gesamtenergiezufuhr nicht übersteigen. Empfehlenswert ist ein hoher Anteil<br />

von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, da die Fettsäurezusammensetzung<br />

der Nahrung die der Muttermilch beeinflussen kann. Besonders wertvoll sind<br />

die beiden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und<br />

Docosahexaensäure (DHA), da sie die geistige Entwicklung des Kindes positiv<br />

beeinflussen können. Diese Fettsäuren sind hauptsächlich in Seefischen<br />

enthalten. Deshalb sollte die werdende Mutter ein bis zwei Fischmahlzeiten in<br />

ihren Speiseplan mit aufnehmen. Ist dies nicht möglich, kann der Einsatz von<br />

Fischölkapseln sinnvoll sein.<br />

Calcium<br />

Der Bedarf an Calcium während des Stillens liegt nach den D-A-CH-<br />

Referenzwerten bei etwa 1000 mg am Tag (< 19 Jahre=1200 mg/Tag). Um<br />

diese Menge zu erreichen, ist der Verzehr von Milch und Milchprodukten<br />

<br />

119


unumgänglich. Bei einer veganen <strong>Ernährung</strong> (keine tierische Produkte) ist die<br />

entsprechende Calciummenge durch Tabletten zu ersetzen. Liegt eine<br />

Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) vor, kann die Betroffene auch<br />

auf fermentierte Milchprodukte zurückgreifen, die in der Regel gut vertragen<br />

werden. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien (Lactobazillen) sind in der<br />

Lage, den Milchzucker (Lactose) nach dem Verzehr im Magen-Darm-Trakt in<br />

seine Bestandteile (Galactose, Glucose) zu zerlegen.<br />

Jod<br />

Die Jodversorgung der Mutter bestimmt die Jodkonzentration in der<br />

Muttermilch und somit die Versorgung des Neugeborenen. Die Jodversorgung<br />

von Neugeborenen ist sehr wichtig, da ein Mangel zu Entwicklungsstörungen<br />

führen kann. Die in der Schwangerschaft empfohlene zusätzliche Aufnahme<br />

von 200 µg Jodid sollte auch während des Stillens beibehalten werden, da der<br />

tägliche Bedarf von 260 µg sonst kaum erreicht wird. Die nötige<br />

Supplementierung sollte unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden.<br />

Vitamine<br />

Eine abwechslungsreiche Kost mit einem hohen Anteil an frischem Obst und<br />

Gemüse reicht aus, um den Vitaminbedarf zu decken. Multivitaminpräparate<br />

sind in der Regel nicht notwendig. In der folgenden Tabelle sehen Sie eine<br />

Übersicht über die Vitamine sowie Nahrungsmittel, die besonders reich an<br />

diesen Nährstoffen sind.<br />

Vitamin<br />

Vitamin A (Vorläufer:<br />

beta-Carotin)<br />

Vitamin D<br />

Vitamin E<br />

Vitamin K<br />

Vitamin B 1<br />

Vitamin B 2<br />

Vitamin B 6<br />

Vitamin B 12<br />

Vitamin C<br />

Niacin<br />

Pantothensäure<br />

Folsäure<br />

Biotin<br />

gute Vitaminquellen<br />

Vitamin A in: Leber, Lebertran beta-Carotin in: Karotten,<br />

gelb-orangene Gemüsesorten<br />

Margarine, Pilze, Fisch (Aal, Hering, Heilbutt, Lachs)<br />

grünes Blattgemüse, pflanzliche Öle (Sonnenblumenöl,<br />

Maiskeimöl,<br />

Walnussöl)<br />

grünes Blattgemüse, Eigelb, Huhn, Butter<br />

Weizenkeime, Hülsenfrüchte, Schweinefleisch<br />

Milch, Eier, Fisch (Heilbutt, Hering), Pilze<br />

Bananen, Bohnen, Linsen, Sojabohnen, Leber, Hafer<br />

Leber, Nieren, Eier, Käse, Fisch (v.a. Hering, Rotbarsch)<br />

nahezu alle Obst- und Gemüsesorten; besonders:<br />

Zitrusfrüchte, Kiwi, Paprika, Sanddorn<br />

Fleisch, Fisch, Nüsse, Hülsenfrüchte<br />

Hefe, Hülsenfrüchte, Erdnüsse, Eigelb, Leber,<br />

Wassermelone<br />

Hefe, Rinderleber, Rosenkohl, Grünkohl, Weizenkeime,<br />

Eigelb, Sojabohnen<br />

Leber, Eigelb, Erdnuss, Sojabohnen, Naturreis,<br />

Weizenkleie<br />

120


Nährstoffbedarf<br />

Nährstoff<br />

normaler<br />

Tagesbeda<br />

rf<br />

Tagesbedarf<br />

während des Stillens<br />

Vitamin A<br />

(Retinol-Äquivalent)<br />

0,8 mg 1,5 mg<br />

Vitamin D 5 µg 5 µg<br />

Vitamin E<br />

(Tocopherol-Äquivalent)<br />

12 mg 17 mg<br />

Vitamin B 1 1 mg 1,4 mg<br />

Vitamin B 2 1,2 mg 1,6 mg<br />

Vitamin B 6 1,2 mg 1,9 mg<br />

Vitamin B 12 3 µg 4,0 µg<br />

Vitamin C 100 mg 150 mg<br />

Niacin 13 mg 17 mg<br />

Folsäure (Gesamtfolat-Äquivalent) 0,4 mg 0,6 mg<br />

Calcium 1000 mg 1000 mg (1200 mg bei Frauen < 19J.)<br />

Magnesium 300 mg 390 mg<br />

Eisen 15 mg 20 mg<br />

Jod 200 µg 260 µg<br />

Quelle: D-A-CH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr und Beratungsstandards 2009<br />

<strong>Ernährung</strong> von Säuglingen und Kindern<br />

Hauptnährstoffe<br />

Nährstoffbedarf<br />

Nach der Abnabelung ist der Säugling auf eine äußere Zufuhr von Nährstoffen<br />

angewiesen. Die physiologischen Grundlagen hierfür sind der<br />

Warzensuchreflex, der Saugreflex und der Schluckreflex des Neugeborenen.<br />

Durch die Besiedelung des Darmes mit Mikroorganismen aus der Umwelt kann<br />

es anfangs zu leichten Verdauungsstörungen kommen, die sich jedoch schnell<br />

bessern. Die in der Muttermilch enthaltenen Bifidus-Bakterien hemmen das<br />

Wachstum krankheitserregender Keime, indem sie über die Bildung von Milchund<br />

Essigsäure den pH-Wert des Darmes senken.<br />

Energiebedarf<br />

Eine bedarfsgerechte Energiezufuhr lässt sich am einfachsten beim Stillen<br />

erreichen. Die Menge der zugeführten Muttermilch ist in der Regel an die<br />

Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Dies ist der Grund, warum gestillte<br />

Kinder weniger häufig an Übergewicht leiden als nichtgestillte.<br />

Die Energiezufuhr ist stetig steigend und nähert sich dem Bedarf des<br />

Erwachsenen allmählich an (siehe Tabelle). Die benötigte Energiemenge,<br />

bezogen auf das Körpergewicht, nimmt mit zunehmendem Alter ab.<br />

<br />

121


122 <br />

Empfohlene Energiezufuhr nach den D-A-CH-Referenzwerten<br />

2000 für die Nährstoffzufuhr<br />

Altersgruppe<br />

Energie in Kcal.<br />

männlich<br />

weiblich<br />

0-4 Monate 500 450<br />

4-12 Monate 700 700<br />

1-4 Jahre 1100 1000<br />

4-7 Jahre 1500 1400<br />

7-10 Jahre 1900 1700<br />

10-13 Jahre 2300 2000<br />

13-15 Jahre 2700 2200<br />

15-19 Jahre 3100 2500<br />

Eiweiß<br />

Auf eine bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> im Hinblick auf die tägliche Eiweißzufuhr<br />

ist ebenfalls zu achten, da sowohl zuwenig (beeinträchtigte Entwicklung) als<br />

auch zuviel schädlich für das Heranwachsende ist.<br />

Empfohlene Eiweißzufuhr nach den D-A-CH-Referenzwerten<br />

2000 für die Nährstoffzufuhr<br />

Altersgruppe g Eiweiß pro Tag g Eiweiß pro Tag<br />

männlich<br />

weiblich<br />

0-1 Monate 12 12<br />

1-2 Monate 10 10<br />

2-4 Monate 10 10<br />

4-6 Monate 10 10<br />

6-12 Monate 10 10<br />

1-4 Jahre 14 13<br />

4-7 Jahre 18 17<br />

7-10 Jahre 24 24<br />

10-13 Jahre 34 35<br />

13-15 Jahre 46 45<br />

15-19 Jahre 60 46<br />

Fett<br />

Fett ist ein wichtiger Energielieferant und enthält mit 9 kcal./g über doppelt<br />

soviel Energie wie Kohlenhydrate und Eiweiß. 50% dieser Energie bezieht das<br />

Neugeborene aus dem Fettgehalt der Muttermilch.<br />

Neben der Menge des zugeführten Fettes spielen auch die Art der Fettsäuren<br />

eine wichtige Rolle. Die Muttermilch zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an<br />

mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Linolsäure, Linolensäure) sowie der<br />

einfach ungesättigten Ölsäure aus. Weiterhin sind die beiden Omega-3-<br />

Fettsäuren Arachidonsäure und Docosahexaensäure enthalten. Diese beiden<br />

Fettsäuren werden v.a. im letzten Schwangerschaftsdrittel im Gehirn,<br />

Zentralnervensystem und der Retina des Auges gespeichert, was<br />

wahrscheinlich zu einer Verbesserung der kognitiven, intellektuellen und<br />

visuellen Leistungen des Kindes führt. Der Erwachsene ist in der Lage, aus<br />

Linolsäure und Linolensäure die beiden Omega-3-Fettsäuren aufzubauen. Im<br />

frühen Kindesalter ist das hierfür notwenige Enzymsystem noch nicht<br />

ausreichend aktiv. Deshalb ist das Neugeborene auch nach der Geburt auf die


ständige Zufuhr von Arachidonsäure und Docosahexaensäure angewiesen.<br />

Durch die Muttermilch ist eine bedarfsgerechte Zufuhr gewährleistet. Um die<br />

positiven Wirkungen dieser Fettsäuren auch für nichtgestillte Säuglinge<br />

zugänglich zu machen, werden sie teilweise den industriellen Babynahrungen<br />

zugesetzt. Diese Zusätze sollten sich an dem Fettsäuregehalt der Muttermilch<br />

orientieren. Weiterhin ist ein zusätzlicher Vitamin E-Zusatz angebracht, um die<br />

Oxidation der Fettsäuren zu vermeiden.<br />

Empfohlene Fettzufuhr nach den D-A-CH-Referenzwerten<br />

2000 für die Nährstoffzufuhr<br />

Altersgruppe g Fett pro Tag g Fett pro Tag<br />

männlich<br />

weiblich<br />

0-4 Monate 26,4 23,8<br />

4-12 Monate 31,1 31,1<br />

1-4 Jahre 42,8 38,9<br />

4-7 Jahre 54,2 50,6<br />

7-10 Jahre 68,6 61,4<br />

10-13 Jahre 83,1 72,2<br />

13-15 Jahre 97,5 79,4<br />

15-19 Jahre 103,3 83,3<br />

Kohlenhydrate<br />

Das Hauptkohlenhydrat der Frauen- und Kuhmilch ist die Lactose<br />

(Milchzucker). Sie dient hauptsächlich der Energiegewinnung. Da das<br />

milchzuckerspaltende Enzym (Lactase) noch nicht vollständig funktionsfähig<br />

ist, gelangt ein Teil des Milchzuckers in untere Darmabschnitte und kann dort<br />

von den Darmbakterien zu Essig- und Milchsäure abgebaut werden.<br />

Die Kohlenhydrate sollten vorwiegend in komplexer Form verzehrt werden,<br />

also in Form von Vollkornprodukten, Kartoffeln, Obst, Gemüse etc. Der Anteil<br />

der unverdaulichen Ballaststoffe erhöht sich nach der Umstellung auf Breikost.<br />

Im Zuge der Anpassung an die <strong>Ernährung</strong> des Erwachsenen sollte die<br />

Ballaststoffzufuhr im Jugendalter bei 30 g pro Tag liegen.<br />

Empfohlene Kohlenhydratzufuhr nach den D-A-CH-<br />

Referenzwerten 2000 für die Nährstoffzufuhr<br />

Altersgruppe g Kohlenhydrate pro Tag g Kohlenhydrate pro Tag<br />

männlich<br />

weiblich<br />

0-4 Monate 56,3 50,6<br />

4-12 Monate 78,8 78,8<br />

1-4 Jahre 129,3 117,5<br />

4-7 Jahre 196,9 183,8<br />

7-10 Jahre 249,4 223,1<br />

10-13 Jahre 301,9 262,5<br />

13-15 Jahre 354,4 288,8<br />

15-19 Jahre 426,3 343,8<br />

<br />

123


Vitamine<br />

Allgemein<br />

Vitamine sind lebenswichtige Bestandteile unserer Nahrung. Sie besitzen im<br />

menschlichen Organismus die unterschiedlichsten Funktionen. Grundsätzlich<br />

unterscheidet man zwischen wasserlöslichen und fettlöslichen Vitaminen. Beim<br />

Stillen ist die Versorgung des Säuglings mit Vitaminen (Ausnahme: Vitamin D<br />

und K) gewährleistet, da der mütterliche Organismus darauf ausgerichtet ist,<br />

den Nachwuchs ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Daher kann es aber<br />

bei einer unausgewogenen <strong>Ernährung</strong> der Mutter u.U. zu einem<br />

Nährstoffverarmung der Mutter kommen.<br />

Auch die <strong>Ernährung</strong> mit Säuglingsnahrung stellt keine Probleme bezüglich der<br />

Vitaminversorgung dar. Ausnahme ist hier ebenfalls das Vitamin D. Im<br />

Folgenden wird auf die beiden kritischen Vitamine näher eingegangen.<br />

Vitamin D<br />

Dieses Vitamin ist für die Resorption von Calcium und Phosphat sowie die<br />

Einlagerung der beiden Mineralstoffe in die Knochensubstanz verantwortlich. In<br />

der Haut kann Vitamin D unter Sonneneinstrahlung bzw. ultraviolettem Licht<br />

aus Cholesterin (7-Dehydrocholesterol) gebildet werden. Bei einem<br />

Vitaminmangel bzw. unzureichender Sonneneinstrahlung kann es zu<br />

Verformungen des Skeletts (Rachitis) kommen.<br />

Aufgrund des erhöhten Vitamin D-Bedarfs im ersten Lebensjahr und des<br />

niedrigen Gehaltes der Muttermilch bzw. der Säuglingsnahrung, wird eine<br />

zusätzliche Gabe von 10 µg (400 I.E.) Vitamin D empfohlen. Nach heutigem<br />

Wissen reicht auch eine Aufnahme von 2,5-5 µg.<br />

Vitamin K<br />

Vitamin K ist maßgeblich an der Blutgerinnung beteiligt. Deshalb kann es bei<br />

einem Vitaminmangel zu inneren Blutungen kommen. Dies kann verschiedene<br />

Bereiche umfassen, wie z.B. das Gehirn, die Haut und den Darm. Besonders<br />

gefährdet sind Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft<br />

Medikamente gegen Epilepsie bzw. Mittel zur Blutverdünnung eingenommen<br />

haben.<br />

Der niedrige Vitamin K-Gehalt der Muttermilch trägt auch zum Entstehen der<br />

Blutungen bei. Deshalb wird eine orale Gabe von 2 mg Vitamin K direkt nach<br />

der Geburt empfohlen sowie je einmal in den ersten beiden Lebensmonaten.<br />

Die Gabe erfolgt im Rahmen der gesetzlich empfohlenen U1 bis U3.<br />

124


Kinderernährung - <strong>Ernährung</strong> von Säuglingen<br />

und Kindern<br />

Mineralstoffe<br />

Natrium<br />

Natrium beeinflusst die Zellmembranfunktion und spielt bei der<br />

Muskelreizbarkeit und -kontraktion eine wichtige Rolle. Es ist weiterhin an der<br />

Resorption von Glucose (Traubenzucker) aus dem Dünndarm beteiligt.<br />

Eine übermäßige Zufuhr dieses Mineralstoffs kann zu Wassereinlagerungen<br />

(Ödeme), Bluthochdruck, Erbrechen u.ä. führen. Eine zu hohe<br />

Natriumkonzentration im Körper kann jedoch auch durch Fieber (Verdunstung)<br />

und Diabetes insipidus hervorgerufen werden. Bei dieser Art des Diabetes<br />

kommt es infolge einer verstärkten Wasserausscheidung über die Nieren zu<br />

einer Konzentrationserhöhung des Natriums im menschlichen Körper. Beim<br />

Stillen bzw. der Verwendung von industriellen Säuglingsnahrungen ist eine<br />

bedarfsgerechte Zufuhr gewährleistet, da der Natriumgehalt den Bedürfnissen<br />

des Säuglings angepasst ist.<br />

Zu einer Unterversorgung kann es durch z.B. anhaltendes Erbrechen oder<br />

starken Durchfällen kommen.<br />

Kalium<br />

Kalium ist im Gegensatz zum Natrium im Inneren der Zellen lokalisiert und<br />

sorgt so für die Elektroneutralität. Weiterhin ist Kalium bei der Aktivierung<br />

verschiedener Enzyme beteiligt. Störungen bei der Kaliumversorgung treten<br />

vor allem bei Übersäuerungen des Blutes sowie Nieren- und<br />

Nebennierenfunktionsstörungen mit der Folge von neuromuskulären<br />

Symptomen und Herzrhythmusstörungen auf.<br />

Calcium und Phosphat<br />

Die Funktionen der beiden Mineralstoffe werden im Kapitel <strong>Ernährung</strong> von<br />

Kindern und Jugendlichen besprochen. Der Tagesbedarf für Säuglinge liegt bei<br />

220mg (0-4 Monate) bzw. 400mg (4-12 Monate), bei Kindern zwischen 600<br />

und 1200mg (je nach Alter). Die Phosphatzufuhr sollte bei Säuglingen<br />

120/300mg/Tag (0-4, 4-12 Monate) betragen, während Kinder zwischen 500<br />

und 1250mg/Tag aufnehmen sollten.<br />

Spurenelemente<br />

Fluor<br />

Fluor schützt vor der Entstehung von Karies und Osteoporose. Die Zufuhr von<br />

Fluor ist in den ersten 15 Lebensjahren besonders effektiv, da nur in dieser<br />

Zeit das Spurenelement in den Zahnschmelz aufgenommen wird und so die<br />

Widerstandskraft der Zähne erhöht. Eine Überdosierung kann jedoch auch<br />

negative Konsequenzen haben. So kann eine zu hohe Zufuhr von Fluor zu einer<br />

verstärkten Bruchanfälligkeit der Zähne führen (Dentalfluorose).<br />

<br />

125


Eisen und Jod<br />

Diese beiden Spurenelemente werden ebenfalls näher im Kapitel <strong>Ernährung</strong><br />

von Kindern und Jugendlichen besprochen.<br />

Kinderernährung - Säuglingsnahrung /<br />

Kuhmilch<br />

<strong>Ernährung</strong> mit Kuhmilch<br />

Allgemein<br />

Kuhmilch muss aufgrund ihres hohen Protein- und Mineralstoffgehaltes<br />

verdünnt werden. Dadurch sinkt jedoch der Energie- und Vitamingehalt. Dies<br />

erfordert eine zusätzliche Anreicherung mit speziellen Präparaten.<br />

Zubereitung<br />

▪ Verwendung von ultrahocherhitzter Vollmilch (pasteurisierte Milch muss<br />

vorher abgekocht werden, Sterilmilch ist zu vitaminarm)<br />

▪ Trinkflasche und Sauger müssen abgekocht werden<br />

▪ in den ersten Wochen wird Halbmilch verwendet, d.h. Milch und abgekochtes<br />

Wasser im Verhältnis 50:50 unter Zugabe von: - 5% Zucker (Saccharose<br />

oder Lactose) - 2% Trockenschleim (Flocken aus verschiedenen<br />

Getreidearten; sinnvoll wäre ein Verzicht auf Weizen wegen<br />

Zöliakiegefahr)<br />

Der Schleim bewirkt eine Ausflockung des Caseins und macht es somit leichter<br />

verdaulich!<br />

Industrielle Säuglingsnahrung<br />

Moderne, industriell hergestellte Säuglingsnahrung ist an die Bedürfnisse des<br />

Säuglings optimal angepasst, d.h. der Eiweißanteil wird reduziert und Casein<br />

durch das besser verdauliche Lactalbumin ersetzt. Der einzige Nachteil<br />

gegenüber der Muttermilch ist das Fehlen der Immunglobuline.<br />

Die Säuglingsmilch zeichnet sich durch eine hohe Haltbarkeit aus. Man<br />

unterscheidet zwischen adaptierter Säuglingsmilch (optimal an Muttermilch<br />

angepasst) und teiladaptierter Säuglingsmilch.<br />

Ausgangsstoffe sind entsalztes Molkenproteinpulver, Lactose, Milchfett sowie<br />

pflanzliche Öle und synthetisch hergestellte Vitamine. Das verwendete<br />

Trinkwasser muss mikrobiologisch einwandfrei sein und darf maximal 50mg<br />

Nitrat/l enthalten. Eine erhöhte Nitrataufnahme kann bei Säuglingen aufgrund<br />

eines Enzymmangels zur Blausucht (Methämoglobinämie) führen. Nicht jedes<br />

Leitungswasser erfüllt diese Kriterien. Gegebenenfalls muss auf Mineralwasser<br />

mit der Zusatzbezeichnung "Zur Herstellung von Säuglingsnahrung geeignet"<br />

zurückgegriffen werden. Informationen über die Qualität Ihres Leitungswassers<br />

erhalten Sie bei den jeweiligen Wasserwerken.<br />

126


Durchführung der Flaschenernährung<br />

Auch hier richtet sich die Mahlzeitenhäufigkeit nach dem Bedarf des Kindes<br />

(self-demand-system). In der Regel pendelt sich der Appetit des Säuglings auf<br />

ca. 5 Mahlzeiten ein. Die erste Mahlzeit erfolgt wie beim Stillen etwa 12h nach<br />

der Geburt.<br />

Die Trinkmenge errechnet sich bis zum 10. Lebenstag aus folgender Formel:<br />

(Lebenstage-1) x 70g<br />

In den ersten 6 Wochen wird adaptierte Säuglingsnahrung verwendet,<br />

anschließend sollte auf teiladaptierte Säuglingsnahrung umgestellt werden,<br />

damit der Säugling durch angemessene Trinkmengen seinen Bedarf decken<br />

kann.<br />

Bei der Verwendung von Kuhmilchzubereitungen sind ab der 6. Woche Obstund<br />

Gemüsesäfte zuzusetzen. Besonders geeignet ist Karottensaft, bei<br />

Orangensaft treten teilweise Hautrötungen auf.<br />

Kinderernährung - <strong>Ernährung</strong> von Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

<strong>Ernährung</strong> von Kindern und Jugendlichen<br />

Allgemein<br />

Nach der Umstellung auf feste Nahrung sollte die <strong>Ernährung</strong> des Kleinkindes an<br />

die eines Erwachsenen angepasst werden. Dies bedeutet eine tägliche<br />

Einnahme von drei Hauptmahlzeiten sowie zwei bis drei kleinere<br />

Zwischenmahlzeiten. Grundlage für die Entwicklung des Kindes ist eine<br />

gesunde, abwechslungsreiche Vollkost, die sich im wesentlichen aus<br />

Vollkornprodukten, Kartoffeln, frischem Obst und Gemüse, Milch und<br />

Milchprodukten, Fisch, Fleisch und pflanzlichen Ölen zusammensetzen sollte.<br />

Beachtet man diese einfachen Regeln einer vollwertigen <strong>Ernährung</strong>, lässt sich<br />

der Tagesbedarf an allen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ohne<br />

den Zusatz von Tabletten erreichen. Bei einigen Nährstoffen ist der Bedarf im<br />

Kindes- und Jugendalter leicht erhöht. Sie werden im Folgenden näher<br />

erläutert.<br />

Proteinbedarf<br />

Da Proteine für den Aufbau von Körpersubstanz benötigt werden, haben<br />

Heranwachsende ein erhöhten Bedarf. Mit der Nahrung sollte täglich<br />

ausreichend Eiweiß zugeführt werden. Besonders sinnvoll ist der Verzehr von<br />

hochwertigem Eiweiß. Grundsätzlich gilt, dass tierisches Protein wertvoller ist<br />

als pflanzliches. Eine noch höhere biologische Wertigkeit erhält man, indem<br />

man tierische mit pflanzlichen Lebensmitteln gemeinsam verzehrt. Diese<br />

ergänzen sich optimal in ihrer Aminosäurenzusammensetzung. Eine gesunde<br />

Mischkost ist also die Grundlage für das Wachstum des Kindes.<br />

<br />

127


Calcium und Phosphat<br />

Calcium und Phosphat sind maßgeblich am Aufbau des Knochenskeletts<br />

beteiligt. Die Einlagerung dieser beiden Mineralstoffe in die Knochensubstanz<br />

findet vor allem im Kindes- und Jugendalter statt, wodurch der tägliche Bedarf<br />

in dieser Zeit erhöht ist. Eine ausreichende Zufuhr führt zu einer hohen<br />

Knochendichte, die als Schutz vor Osteoporose angesehen wird.<br />

Der Tagesbedarf an Calcium und Phosphat beträgt (nach D-A-CH) bei Kindern<br />

über 10 Jahren etwa 1100 mg Calcium bzw. 1250 mg Phosphat und lässt sich<br />

am leichtesten über Milch und Milchprodukte decken. Deshalb wird Kindern und<br />

Jugendlichen eine tägliche Aufnahme von 0,5 l Milch empfohlen.<br />

Eisen<br />

Durch das starke Wachstum in der Pubertät erhöht sich der Eisenbedarf der<br />

Jungen auf 12 mg/Tag, bei Mädchen steigt der Bedarf mit einsetzender<br />

Menstruation weiter auf 15 mg/Tag, da ein Teil des Eisens an den roten<br />

Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden ist und durch die Blutungen mit<br />

ausgeschieden werden.<br />

Jod<br />

Der Jodbedarf eines Jugendlichen beträgt wie beim Erwachsenen 200 µg am<br />

Tag. Diese Menge lässt sich nur durch den Verzehr von Seefisch bzw. die<br />

Verwendung von jodiertem Speisesalz erreichen. Eine ausreichende Jodzufuhr<br />

stellt die Grundlage für die körperliche und geistige Entwicklung dar.<br />

Praktische <strong>Ernährung</strong>stipps<br />

Pausenbrot<br />

Die Zwischenmahlzeit sollte ebenfalls aus vollwertigen Nahrungsmitteln<br />

bestehen, um Leistungstiefs während der Schule vorzubeugen. Die<br />

Konzentrationsfähigkeit lässt sich am besten durch kohlenhydratreiche<br />

Lebensmittel wie z.B. Brot erhöhen. Vollkornbrot besitzt den Vorteil, dass es<br />

den Blutzucker sehr langsam, aber dafür kontinuierlich anhebt. So wird das<br />

Gehirn ausreichend mit energieliefernder Glucose (Zucker) versorgt. Es sollten<br />

also Mischbrote oder Vollkornbrote bevorzugt werden, die mit mageren Käseoder<br />

Wurstsorten belegt sind. Tomaten- oder Gurkenscheiben sind nicht nur<br />

gesund, sie werten auch optisch das Pausenbrot auf. Geeignet sind ebenfalls<br />

alle Obst- und Gemüsesorten wie Bananen, Äpfel oder Karotten. Als<br />

Pausengetränk sind insbesondere Milch oder Milchprodukte (Buttermilch, Kefir)<br />

zu empfehlen, um den Calciumbedarf des Heranwachsenden zu decken.<br />

Getränke<br />

Kinder und Jugendliche sollten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

achten. Täglich sollten mindestens 1,5l Flüssigkeit mit der Nahrung zugeführt<br />

werden. Dabei empfiehlt es sich, auf kalorien- und zuckerarme Getränke<br />

zurückzugreifen. Besonders eignen sich Mineralwasser, Fruchtsäfte,<br />

Saftschorlen und Tee (möglichst ohne Zucker). Zuckerhaltige Getränke fördern<br />

nicht nur die Entstehung von Karies, sondern begünstigen auch die Entstehung<br />

von Übergewicht.<br />

128


<strong>Ernährung</strong>sbedingte Erkrankungen im Kindesund<br />

Jugendalter<br />

Karies<br />

Unter Karies versteht man eine Erkrankung der Zähne, die auf eine<br />

Entmineralisierung des Zahnschmelzes zurückzuführen ist. Zucker und<br />

zuckerhaltige Speisen werden im Mund durch Bakterien zu organischen Säuren<br />

abgebaut, die den Zahnschmelz schädigen.<br />

Bereits bei Kindern werden kariöse Veränderungen der Zähne festgestellt. Dies<br />

ist auf den regelmäßigen Verzehr von zuckerhaltigen Limonaden bzw. gesüßten<br />

Tees zurückzuführen. Neben einer sorgfältigen Mundhygiene kommt einer<br />

gesunden <strong>Ernährung</strong> (arm an Einfachzuckern) eine wichtige Bedeutung zur<br />

Prophylaxe von Karies zu.<br />

Übergewicht<br />

30% der deutschen Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig. Die Ursache<br />

hierfür liegt in der übermäßigen Energie- und Fettzufuhr. Auch der Verzehr von<br />

fettreichen Süßigkeiten (z.B. Schokolade) trägt zur Entstehung des<br />

Übergewichtes bei.<br />

Ein Verbot von bestimmten Nahrungsmitteln ist hier nicht angebracht, denn es<br />

bewirkt häufig das Gegenteil. Es ist wesentlich sinnvoller, den<br />

Heranwachsenden sinnvolle Alternativen für eine gesunde und schmackhafte<br />

Kost aufzuzeigen. Hier eignen sich z.B. spezielle Rezepte für Kinder. Auch die<br />

optische Aufwertung des Essens bewirkt manchmal Wunder, denn "das Auge<br />

isst mit". Ein entscheidender Aspekt ist auch die Vorbildfunktion der<br />

Erwachsenen. Denn neben den Genen werden vor allem die Eßgewohnheiten<br />

der Eltern vererbt.<br />

Zu bedenken ist ebenfalls, dass die Fettzellen, die im Kindes- und Jugendalter<br />

aufgebaut werden, im weiteren Leben erhalten bleiben. Erwachsene können<br />

diese Fettzellen nur noch verkleinern, d.h. übergewichtige Kinder besitzen ein<br />

Leben lang die Tendenz zum Übergewicht und haben zusätzlich ein erhöhtes<br />

Risiko, an einer ernährungsbedingten Erkrankung (z.B. Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankung) zu erkranken.<br />

Schwangerschaft - Allgemeine Infos<br />

Physiologische Veränderungen<br />

Die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beträgt in der Regel zwischen 9<br />

und 15kg. Sie setzt sich zusammen aus der Zunahme des Körperwassers, dem<br />

Gewicht des Föten, des Fruchtwassers, der Plazenta und des vergrößerten<br />

Uterus. Weiterhin werden zusätzliche Fettdepots von ein bis zwei Kilo angelegt,<br />

die als Energiespeicher dienen und während der Stillzeit mobilisiert werden.<br />

Die gesteigerte Sekretion des Hormons Progesteron<br />

(Schwangerschaftsschutzhormon) kann eine vorübergehende Verstopfung<br />

auslösen, da dieses Hormon die Darmperistaltik herabsetzt. Ebenso verringert<br />

es die Muskelspannung des sogenannten Ösophagusshinkters, der den<br />

<br />

129


Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre verhindert. Deshalb kann es im<br />

letzten Schwangerschaftsdrittel zu Sodbrennen kommen. Auch Übelkeit und<br />

Völlegefühl sind auf die gesteigerte Progesteronsekretion zurückzuführen.<br />

Kohlenhydratstoffwechsel<br />

Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist die Insulinproduktion<br />

erhöht. Da Insulin eine Hormon ist, das den Blutzucker senkt, kann es zu<br />

Unterzuckerungserscheinungen kommen. Deshalb sollte auf eine ausreichende<br />

Zufuhr von Kohlenhydraten geachtet werden. Sinnvoll ist es ebenfalls, die<br />

Portionen auf mehrere Mahlzeiten aufzuteilen, so dass ein konstanter<br />

Blutzuckerspiegel gewährleistet und Verdauungsstörungen vermieden werden.<br />

Die Kohlenhydrate sollten hauptsächlich in komplexer Form zugeführt werden<br />

(z.B. Vollkornbrot, Kartoffeln, Gemüse, Vollkornnudeln, Vollkornreis).<br />

Eiweißstoffwechsel<br />

Der Eiweißbestand der Schwangeren bleibt wie das Aminosäurespektrum<br />

unverändert. Im Vergleich dazu ist der Aminosäurengehalt im Blut des Föten<br />

erhöht, da die Plazenta alle wichtigen Aminosäuren aktiv zum Fetus<br />

transportiert.<br />

Fettstoffwechsel<br />

In der Schwangerschaft sind nahezu alle Fettfraktionen (z.B. Cholesterin,<br />

Triglyceride) um 50 % erhöht, d.h. das Blutbild einer Schwangeren entspricht<br />

dem einer hochgradigen Fettstoffwechselstörung. Der höhere Energiebedarf<br />

sollte nicht durch eine höhere Fettzufuhr gedeckt werden. Dies könnte<br />

wiederum zu Völlegefühl und Übelkeit führen.<br />

Schwangerschaft - <strong>Ernährung</strong><br />

Allgemein<br />

Eine bedarfsgerechte <strong>Ernährung</strong> ist die Voraussetzung für einen<br />

ungestörten Schwangerschaftsverlauf. Der Organismus der schwangeren Frau<br />

ist so ausgerichtet, dass die Versorgung des Föten in jeder Phase gewährleistet<br />

wird.<br />

Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass der intensive Nährstofftransport<br />

zum Föten den weiblichen Organismus nicht an Nährstoffen verarmen lässt.<br />

Die <strong>Ernährung</strong> ist also dem veränderten Nährstoffbedarf anzupassen.<br />

Energiebedarf<br />

Der Energiebedarf einer schwangeren Frau ist ab dem 4. Monat im<br />

Durchschnitt um etwa 255 kcal pro Tag erhöht. Dieser Mehrbedarf ist auf das<br />

Wachstum des Föten und der Plazenta zurückzuführen. Im Vergleich zum<br />

130


erhöhten Nährstoffbedarf ist der Mehrbedarf an Energie gering. Deshalb sollten<br />

Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte (hoher Nährstoffgehalt und<br />

niedriger Energiegehalt) bevorzugt werden. Hierfür eignen sich frisches Obst<br />

und Gemüse, magere Milch und Milchprodukte sowie Vollkornprodukte. Die<br />

Empfehlungen gelten sowohl für Einzel- als auch für<br />

Mehrlingsschwangerschaften.<br />

Hauptnährstoffe<br />

Kohlenhydrate<br />

Die Verteilung der Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett entspricht<br />

den Empfehlungen von Nichtschwangeren.<br />

Der Anteil der Kohlenhydrate sollte 55% der Gesamtenergiezufuhr betragen,<br />

was ca. 260-300g pro Tag entspricht. Dabei sollten langkettige Kohlenhydrate<br />

bevorzugt werden, die den Blutzuckerspiegel langsam und kontinuierlich<br />

ansteigen lassen. Besonders geeignet sind Vollkornprodukte, die zusätzlich<br />

einen hohen Ballaststoffgehalt aufweisen, was eine schwangerschaftsbedingte<br />

Verstopfung lindert bzw. verhindert. Wichtig dabei ist zusätzlich eine<br />

reichliche Flüssigkeitszufuhr (mind. 2 Liter), da durch die Quellung der<br />

Ballaststoffe ein höheres Stuhlvolumen erreicht wird und somit die Verdauung<br />

beschleunigt wird.<br />

Der Anteil an Süßigkeiten sollte 10% der gesamten Kohlenhydratzufuhr nicht<br />

überschreiten (dies entspricht etwa 40g Zucker bzw. weniger als 0,5l Limonade<br />

oder Fruchtsaftgetränk).<br />

Eiweiß<br />

Da Eiweiß für den Aufbau von Körpersubstanz benötigt wird, ist der<br />

Eiweißbedarf in der Schwangerschaft erhöht. Um ein ausreichendes<br />

Wachstum des Föten zu gewährleisten, empfiehlt sich ab dem 4. Monat eine<br />

Proteinzufuhr von 1,3g Eiweiß pro kg Körpergewicht. Dies entspricht bei einer<br />

60kg schweren Frau etwa 78g Eiweiß.<br />

Obwohl tierisches Eiweiß hochwertiger ist als pflanzliches, sollte mit tierischem<br />

Protein sparsam umgegangen werden, da es gleichzeitig meist einen hohen<br />

Fettgehalt aufweist. Durch die Kombination von tierischem mit pflanzlichem<br />

Eiweiß lässt sich die biologische Wertigkeit des Proteins erhöhen.<br />

Fett<br />

Der Fettbedarf ist in der Schwangerschaft nicht erhöht, die Zufuhr sollte<br />

weiterhin bei 30-35% Fett am Tag bleiben. Allerdings sollte auf eine<br />

ausreichende Zufuhr von Linolsäure geachtet werden. Diese Fettsäure ist<br />

hauptsächlich in pflanzlichen Ölen enthalten (Sonnenblumenöl, Maiskeimöl).<br />

Die Reduktion tierischer Fette zugunsten von pflanzlichen Fetten (Olivenöl,<br />

Rapsöl) wirkt sich zudem günstig auf die erhöhten Blutfette aus.<br />

Um eine erhöhte Fettzufuhr bei insgesamt erhöhter Energiezufuhr zu<br />

vermeiden, sollte auf magere Milch- und Käsesorten sowie auf mageres Fleisch<br />

zurückgegriffen werden.<br />

<br />

131


Vitamine<br />

Folsäure<br />

Folsäure besitzt eine besondere Bedeutung bei der Prävention von<br />

Neuralrohrdefekten (z.B. offener Rücken, Entwicklungsstörungen des<br />

Gehirns). Der Bedarf erhöht sich von 400µg auf 600µg. Durch eine zusätzliche<br />

Folsäuregabe kann das Risiko dieser Krankheit um 60-75% reduziert werden.<br />

Da der Verschluss des Neuralrohres bereits in der 6.-8. Woche abgeschlossen<br />

ist und da die Schwangerschaft meist erst zu dieser Zeit festgestellt wird,<br />

empfiehlt es sich, bereits vor der Empfängnis die Folsäurezufuhr zu erhöhen.<br />

Besonders reich an Folsäure sind Grünkohl, Rosenkohl, Spargel und Eigelb.<br />

Wenn bereits ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt geboren wurde und weiterer<br />

Kinderwunsch besteht, sollten zusätzlich 4mg Folsäure pro Tag in<br />

Tablettenform eingenommen werden. Eine reine Suppelemntierung ersetzt<br />

nicht die natürliche Aufnahme mit der Nahrung.<br />

Vitamin B-Komplex<br />

Der Bedarf an Vitaminen der B-Gruppe ist im Allgemeinen leicht erhöht.<br />

Aufgrund der erhöhten Eiweißzufuhr ist der Bedarf an Vitamin B6 um 58%<br />

erhöht. Reich an diesen Vitaminen sind insbesondere Vollkornprodukte, Milch,<br />

Bierhefe, Fisch, Fleisch und einige Gemüsesorten. Zu beachten ist jeweils eine<br />

schonende Zubereitung der Speisen, um Vitaminverluste zu minimieren.<br />

Vitamin A<br />

Obwohl der Bedarf leicht erhöht ist, kann eine zu hohe Aufnahme dieses<br />

Vitamins zu Missbildungen des Säuglings führen. Deshalb ist von übermäßigem<br />

Verzehr von Leber und dem Einsatz von Vitaminpräparaten abzuraten vorallem<br />

im 1.Schwangerschaftsdrittel. Zu bedenken ist ebenfalls der Schadstoffgehalt<br />

der Leber, wobei dieser bei älteren Tieren ausgeprägter ist als bei Jungtieren.<br />

Dennoch stellt dieses Nahrungsmittel ein hochwertiges Lebensmittel dar, das in<br />

Maßen genossen (ein- bis zweimal im Monat) für die <strong>Ernährung</strong> der<br />

Schwangeren geeignet ist.<br />

Beim Verzehr von Provitamin A (Beta-Carotin) besteht nicht die Gefahr einer<br />

Überdosierung. Dieses kommt in allen gelb-orangen Gemüse und besonders in<br />

der Karotte vor.<br />

132


Nährstoffbedarf<br />

Vitamin<br />

normaler<br />

Tagesbedarf<br />

Vitamin A<br />

(Retinol-Äquivalent)<br />

0,8 mg 1,1 mg<br />

Vitamin D 5 µg 5 µg<br />

Vitamin E<br />

(Tocopherol-Äquivalent)<br />

12 mg 13 mg<br />

Vitamin B 1 1 mg 1,2 mg<br />

Vitamin B 2 1,2 mg 1,5 mg<br />

Vitamin B 6 1,2 mg 1,9 mg<br />

Vitamin B 12 3 µg 3,5 µg<br />

Vitamin C 100 mg 110 mg<br />

Niacin 13 mg 15 mg<br />

Folsäure (Gesamtfolat-Äquivalent) 0,4 mg 0,6 mg<br />

Quelle: D-A-CH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr<br />

Tagesbedarf<br />

i. d. Schwangerschaft<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente<br />

Calcium<br />

Als Bestandteil der Knochensubstanz spielt Calcium eine wichtige Rolle. Steht<br />

dem Körper nicht genügend Calcium zur Verfügung, greift er auf die Reserven<br />

in den Knochen zurück. Dies fördert die Entstehung einer Osteoporose.<br />

Um den täglichen Bedarf von 1000mg (1200mg für Frauen unter 19 Jahren)<br />

decken zu können, ist eine reichliche Zufuhr von Milch und Milchprodukten<br />

unerlässlich. Bereits ein halber Liter Milch enthält 600mg Calcium und deckt<br />

somit den Tagesbedarf zu 50%. Die empfohlene Menge sollte über den Tag<br />

verteilt aufgenommen werden.<br />

Eisen<br />

Obwohl in der Schwangerschaft die Eisenresorption erhöht ist und das<br />

Menstrualblut wegfällt, entwickeln viele Frauen in der Spätschwangerschaft<br />

eine Eisenmangelanämie (Blutarmut). Häufig besteht allerdings nur eine<br />

relative Blutarmut, die aus der deutlichen Erhöhung des Blutvolumens bei nur<br />

geringer Zunahme der roten Blutkörperchen resultiert.<br />

Im letzten Schwangerschaftsdrittel fällt daher der sogenannte Hämatokritwert<br />

(Gesamtheit aller festen Stoffe im Blut) von 38-44% auf etwa 34% ab.<br />

Aufgrund dessen wird der tägliche Eisenbedarf in der Schwangerschaft mit<br />

30mg pro Tag angegeben. Eisenreich sind vor allem tierische Produkte, die<br />

zudem besser vom Körper aufgenommen werden können. Die gleichzeitige<br />

Aufnahme von Vitamin C verbessert die Bioverfügbarkeit aus pflanzlichen<br />

Lebensmitteln, wie z.B. Hirse, Roggen, Fenchel und Spinat.<br />

Jod<br />

Deutschland zählt immer noch zu den Jodmangelgebieten. Die tägliche<br />

Jodzufuhr in Deutschland beträgt nur etwa ein Drittel der empfohlenen Menge.<br />

Jodmangel führt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse (Struma), Müdigkeit<br />

<br />

133


und anderen Symptomen. Die Verwendung von Jodsalz bringt nur eine geringe<br />

Besserung. Um den erhöhten Bedarf (230g) bei Schwangeren zu decken, ist<br />

der regelmäßige Verzehr (2x pro Woche) von Seefisch wie z.B. Kabeljau und<br />

Scholle unerlässlich. Ist dies nicht möglich, sollte eine prophylaktische<br />

Jodsubstitution von 100µg/Tag über den gesamten Zeitraum der<br />

Schwangerschaft, mit Rücksprache des Arztes, vorgenommen werden.<br />

Nährstoffbedarf<br />

Mineralstoff/<br />

Spurenelemen<br />

t<br />

normaler<br />

Tagesbedarf<br />

Bedarf in der Schwangerschaft<br />

Calcium 1000 mg 1000 mg (1200 mg bei Frauen < 19 J.)<br />

Magnesium 300 mg 310 mg<br />

Eisen 15 mg 30 mg<br />

Jod 200 µg 230 µg<br />

Quelle: D-A-CH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr<br />

Schwangerschaft - Komplikationen<br />

Untergewicht<br />

Anzustreben ist in jedem Fall ein normales Körpergewicht, da hier die<br />

Anzahl und das Ausmaß der Komplikationen am geringsten sind. Die<br />

Fruchtbarkeit ist bei einem BMI im oberen Normbereich am höchsten.<br />

Ein hochgradiger Gewichtsverlust (z.B. durch Magersucht) führt in vielen Fällen<br />

zu einer Amenorrhö (Ausbleiben der Monatsblutung) und damit zur Sterilität.<br />

Außerdem besteht bei Untergewicht ein erhöhtes Risiko einer sogenannten<br />

EPH-Gestose, deren typische Symptome Ödeme (Wassereinlagerungen),<br />

Eiweißausscheidung mit dem Urin und Bluthochdruck sind.<br />

Genussmittel<br />

Alkohol<br />

Die Auswirkungen von Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft<br />

(embryofetales Alkoholsyndrom) sind vielfältig. Im wesentlichen äußern sich<br />

beim Säugling folgende Symptome:<br />

▪ Verminderung des Kopfumfanges<br />

▪ Veränderungen der Schädelform<br />

▪ Vermindertes Geburtsgewicht<br />

▪ Schädigung des Zentralnervensystems, die sich häufig erst im (Vor-)<br />

Schulalter manifestieren<br />

Auf Alkohol sollte während der Schwangerschaft möglichst vollständig<br />

verzichtet werden, da man bis heute nicht weiß, ab welcher Menge Alkohol<br />

für den Fetus schädlich ist. Besonders gefährlich ist der Alkoholgenuss in den<br />

ersten drei Schwangerschaftsmonaten.<br />

134


Nikotin<br />

Das Rauchen in der Schwangerschaft schädigt nicht nur die Gesundheit der<br />

Mutter, sondern vor allem die des Föten. Deshalb sollte die Mutter (möglichst<br />

auch der Vater) in der Schwangerschaft auf das Rauchen verzichten.<br />

Koffein<br />

Die Wirkung von Koffein in der Schwangerschaft ist noch nicht eindeutig<br />

geklärt. Vermutet werden bislang folgende Auswirkungen von hohen Koffein-<br />

Dosen (>200mg/Tag):<br />

▪ Niedrige Geburtsgewichte<br />

▪ Wachstumsverzögerung im Uterus<br />

▪ Höhere Anzahl an Fehlgeburten<br />

Moderate Dosen (


Flüssigkeitszufuhr gilt grundsätzlich dasselbe, allerdings sollte die Trinkmenge<br />

die Mindestempfehlung von 1,5 l täglich nicht unterschreiten.<br />

<strong>Ernährung</strong>stipps bei<br />

Schwangerschaftsbeschwerden<br />

Übelkeit am Morgen<br />

Kleine Mahlzeit vor dem Aufstehen (ca. 30 min) und mehrere kleine Mahlzeiten<br />

lindern die Beschwerden.<br />

Heißhunger<br />

Durch die in der Schwangerschaft gesteigerte Insulinproduktion kommt es<br />

häufig zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels und damit zu<br />

Heißhungerattacken. Diese lassen sich durch mehrere kleine Mahlzeiten<br />

vorbeugen.<br />

Wadenkrämpfe<br />

Erhöhte orale Magnesiumzufuhr (z.B. in Tablettenform)<br />

Sodbrennen<br />

Zufuhr von Mandeln, Nüssen, eventuell Milch-Magnesium-Präparaten<br />

Verstopfung<br />

Ballaststoffreiche Kost (z.B. Vollkornprodukte, Obst und Gemüse) mit<br />

ausreichender Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2l/Tag), um die Quellung der<br />

Ballaststoffe im Darm zu ermöglichen (siehe Kapitel "Verstopfung").<br />

Sporternährung - Grundlagen<br />

Einteilung der Sportarten<br />

Bei der Vielzahl der Sportarten scheint es sinnvoll, diese zweckmäßig zu<br />

klassifizieren. Konopka unterteilt die verschiedenen Sportarten<br />

folgendermaßen:<br />

Sportart<br />

Ausdauersportarten<br />

Kraftsportarten<br />

Ausdauersportarten mit hohem<br />

Krafteinsatz<br />

Schnellkraftsportarten<br />

Spielsportarten<br />

Kampfsportarten<br />

Beispiele<br />

Marathon, Triathlon, Langstreckenlauf, Schwimmen<br />

Gewichtheben, Stoßdisziplinen, Kraftdreikampf<br />

Radfahren, Kanu, Skilanglauf<br />

Sprungdisziplinen, Kurzstreckenlauf<br />

Fußball, Tennis, Handball, Basketball<br />

Ringen, Judo, Boxen, Karate<br />

136


Muskulatur<br />

Rote und weiße Muskelfasern<br />

Die Skelettmuskulatur ist aus unterschiedlichen Muskelfasertypen, den so<br />

genannten roten und weißen Muskelfasern, zusammengesetzt. Die roten<br />

Muskelfasern haben einen geringen Durchmesser und sind reich an Myoglobin<br />

(roter Muskelfarbstoff) und Mitochondrien (aerobe Energiegewinnung!). Sie<br />

sind für die Ausdauerleistung eines Muskels verantwortlich.<br />

Die weißen Muskelfasern hingegen sind dicker, enthalten weniger Myoglobin<br />

und Mitochondrien und nutzen vorwiegend die anaerobe Glykolyse zur<br />

Energiegewinnung. Ihr Reichtum an Myofibrillen, also den kontraktilen<br />

Elementen, befähigt sie zu kurzfristiger Hochleistung.<br />

Muskelkontraktion<br />

Die Skelettmuskulatur besteht aus gebündelten Muskelfasern<br />

(Muskelzellschläuchen), die die fadenförmigen Myofibrillen enthalten. Sie sind<br />

die kontraktilen Elemente des Muskels. Die Myofibrillen bestehen aus den<br />

Muskelproteinen Actin und Myosin.<br />

Bei der Muskelkontraktion schieben sich diese beiden Muskelfilamente<br />

teleskopartig ineinander und der Muskel verkürzt sich. Für diesen Vorgang ist<br />

Energie notwendig. Diese wird im Körper im wesentlichen von zwei<br />

energiereichen Phosphatverbindungen bereitgestellt, die letztlich bei allen<br />

Formen der Energiegewinnung (siehe unten) gebildet werden. Dabei handelt es<br />

sich um das Adenosin-Tri-Phosphat (ATP) und das Kreatinphosphat (KP).<br />

Energiegewinnung<br />

Allgemein<br />

In Ruhe werden im Körper Kohlenhydrate und Fette etwa zu gleichen Teilen<br />

zur Energiegewinnung herangezogen. Hier nutzt der Muskel vor allem den<br />

Blutzucker, Fettsäuren aus dem Fettgewebe und so genannte Ketonkörper. Bei<br />

intensiver Belastung steigt der Anteil der Kohlenhydrate (Muskelglykogen) an,<br />

bei niedriger und mittlerer Intensität ist der Anteil der Fettverbrennung erhöht.<br />

ATP und KP<br />

Durch die Abspaltung eines Phosphatrestes von ATP entsteht Adenosin-Di-<br />

Phosphat (ADP) sowie die Energie, die der Körper für sportliche Aktivitäten<br />

benötigt. Die Energiebereitstellung durch ATP reicht nur wenige Sekunden aus.<br />

Mit Hilfe eines Enzyms (Kreatinkinase) wird vom energiereicheren<br />

Kreatinphosphat ein Phosphatrest abgespalten, welcher dazu dient, das ADP<br />

erneut zu ATP umzuwandeln. Die beiden Energiespeicher ATP und KP liefern,<br />

je nach Belastung, zwischen 5 und 20 Sekunden Energie. Diese Art der<br />

Energiegewinnung reicht also gerade für einen Kurzstreckenläufer (100/200m)<br />

aus. Bei länger andauernder Muskelarbeit erfolgt die Regenerierung des ATP<br />

durch den Abbau von Glucose.<br />

<br />

137


Glykolyse<br />

Glucose (Traubenzucker) wird im menschlichen Körper in Form von Glykogen<br />

in Leber und Muskulatur gespeichert. Während das Leberglykogen<br />

hauptsächlich für die Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels<br />

verantwortlich ist, kann das Muskelglykogen für die Energiebereitstellung<br />

genutzt werden. Hierfür wird es in die stoffwechselaktive Form der Glucose<br />

umgewandelt (Glucose-6-Phosphat) und über mehrere Stoffwechselvorgänge<br />

(Glykolyse) zu Brenztraubensäure (Pyruvat) abgebaut. Nun unterscheidet man<br />

zwei Vorgänge:<br />

anaerobe Glykolyse<br />

Darunter versteht man den Glucoseabbau ohne Sauerstoff (=anaerob) im<br />

Zytoplasma. Bei einer Muskelanspannung von etwa 20-90sec erfolgt die ATP-<br />

Gewinnung hauptsächlich aus der anaeroben Glykolyse. Die Glucose wird zu<br />

Milchsäure (Laktat) abgebaut. Bei dieser Reaktion entsteht ein<br />

Energiegewinn von 2 Mol ATP. Die steigende Milchsäurekonzentration im Blut<br />

(Laktazidose) schränkt jedoch diesen Stoffwechselweg ein, da hierdurch<br />

bestimmte, für Muskelkontraktion wichtige Enzyme gehemmt werden. Der<br />

Muskel ermüdet.<br />

aerobe Glykolyse<br />

Jetzt setzt in den Mitochondrien die sogenannte aerobe Glykolyse ein, d.h.<br />

für die Verstoffwechselung der Glucose wird nun Sauerstoff benötigt. Der<br />

Zucker wird umgewandelt in Acetyl-CoA, welches im sogenannten<br />

Citratzyklus vollständig oxidiert wird. Diese Reaktion liefert 38 Mol ATP und<br />

ist somit sehr effektiv. Sie setzt allerdings erst nach etwa einer Minute ein und<br />

wird hauptsächlich von Mittel- und Langstreckenläufern genutzt.<br />

Lipolyse<br />

Bei niedriger Belastungsintensität werden vorwiegend Fettsäuren zur<br />

Energiegewinnung herangezogen. Die Oxidation von Fettsäuren liefert 148<br />

Mol ATP, also fast viermal soviel wie die Verbrennung von Kohlenhydraten. Da<br />

Fett ebenfalls im Citratzyklus verstoffwechselt wird, ist für diese Reaktion<br />

ebenfalls Sauerstoff notwendig.<br />

Jedoch ist für die Oxidation von Fettsäuren mehr Sauerstoff notwendig als bei<br />

Kohlenhydraten. Da die Sauerstoffaufnahme durch die Lunge begrenzt ist, ist<br />

die Fettoxidation weniger effektiv als die Kohlenhydratoxidation. Das<br />

bedeutet, dass sowohl die Sauerstoffaufnahme als auch die Größe der<br />

Glykogenspeicher für die Leistungsfähigkeit von großer Bedeutung sind.<br />

138


Zusammenfassung<br />

Energiebereitstellung (Quelle: mod. nach Breuer 1981)<br />

Sporternährung - <strong>Ernährung</strong><br />

Energiebedarf<br />

Der Energiebedarf des Sportlers setzt sich wie der des Nichtsportlers aus<br />

Grund- und Leistungsumsatz zusammen. Der Grundumsatz steigt u.a. mit<br />

dem Anteil der Muskelmasse, der Leistungsumsatz richtet sich nach der<br />

entsprechenden Belastung.<br />

Im Allgemeinen ist also der Energiebedarf des Sportlers erhöht. Dies gilt<br />

insbesondere bei Leistungs- und Hochleistungssportlern. Hier kann der<br />

Energieverbrauch kurzzeitig auf über 8000 kcal/Tag ansteigen, z.B. bei<br />

Bergetappen bei der Tour de France. Jedoch sind diesen Energiemengen<br />

physiologische Grenzen gesetzt (z.B. bei der Aufspaltung der Nährstoffe).<br />

Bei Breitensportlern ist der Energiebedarf nur unwesentlich erhöht. Als<br />

Maßstab für die Energiezufuhr kann hier das Körpergewicht dienen.<br />

Grundsätzlich gilt:<br />

Zu wenig Energie führt zur Gewichtsabnahme, zu viel Energie führt zu einer<br />

Gewichtszunahme<br />

<br />

139


Kohlenhydrate<br />

Allgemein<br />

Da die Leistungsfähigkeit mit der Größe der Glykogenspeicher<br />

zusammenhängt, ist die ausreichende Zufuhr von Kohlenhydraten<br />

Voraussetzung für sportliche Aktivitäten. Sie stellen die wichtigste<br />

Energiequelle für den Sportler dar. Nach ihrer Aufspaltung im<br />

Verdauungstrakt werden sie in den Blutkreislauf aufgenommen und von dort<br />

zu den Zielorganen (Gehirn, Muskeln) transportiert.<br />

Glykämischer Index<br />

Die Wirkung der Kohlenhydrate auf den Blutzucker wird mit dem glykämischen<br />

Index (GI) ausgedrückt. Er gibt an, wieweit ein kohlenhydratreiches<br />

Lebensmittel den Blutzucker über den Normalwert anhebt. Der Glucosebedingte<br />

Blutzuckeranstieg wurde gleich 100 gesetzt, d.h. ein GI von 50<br />

bedeutet, dass der Blutzuckeranstieg dieses Lebensmittels nur die Hälfte des<br />

Anstieges der Glucose ausmacht.<br />

Den GI kann man sich beim Auffüllen der Glykogenspeicher zunutze<br />

machen. Nach intensivem Training sind die Glykogenreserven entleert und die<br />

Umwandlung von Glucose zu Glykogen am effektivsten. Deshalb sollten nach<br />

der sportlichen Aktivität Lebensmittel mit einem hohen GI verzehrt werden,<br />

d.h. Lebensmittel, die den Blutzucker stark ansteigen lassen (z.B. Banane mit<br />

Honig). In den nächsten Stunden sollten Sie weitere<br />

Kohlenhydratmahlzeiten (insgesamt ca. 200g) zu sich nehmen, am besten<br />

aufgeteilt auf kleine Portionen à 50-100g. Diese Lebensmittel sollten einen<br />

mittleren bis hohen GI aufweisen (60-80).<br />

Am nächsten Tag sollten Sie auf Lebensmittel mit niedrigem bis mittlerem GI<br />

zurückgreifen, da starke Blutzuckerschwankungen die Umwandlung von<br />

Kohlenhydraten in Fett begünstigen (außer direkt nach dem Training!). Hier<br />

eignen sich insbesondere Vollkornbrot, Vollkornnudeln, verschiedene Obst- und<br />

Gemüsesorten sowie Hülsenfrüchte. Der GI kann innerhalb eines Lebnsmittels<br />

je nach Zubereitungsart variieren. Im Folgenden sehen Sie die glykämischen<br />

Indizes einiger Lebensmittel, welche Ihnen zur Orientierung dienen sollen.<br />

140


Nahrungsmittel<br />

Glykämischer<br />

Index<br />

Maltose (Malzzucker) 110<br />

Glucose (Traubenzucker) 100<br />

Saccharose (Haushaltszucker) 59<br />

Frühstücksflocken<br />

Cornflakes 81 +/-3<br />

Müsli (Wheetabix, Frankreich) 55 +/-10<br />

Porridge (Haferflocken gekocht in<br />

Wasser)<br />

58 +/-4<br />

Porridge mit Instant-Haferflocken 66 +/-1<br />

Brot/Teigwaren/Getreide<br />

Weißbrot (Weizen) 70<br />

Weizenvollkornbrot 71 +/-1<br />

Roggenvollkornbrot 58 +/-6<br />

Langkorn-Reis (gekocht) 56 +/-2<br />

Brauner-Reis (gekocht) 55 +/-5<br />

Spaghetti (weiß, 10-15min. gekocht) 44 +/-3<br />

Vollkornspaghetti 37 +/-5<br />

Hirse (gekocht) 71 +/-10<br />

Weizen (gekocht) 41 +/-3<br />

Obst<br />

Wassermelone 72 +/-13<br />

Ananas 59 +/-8<br />

Kiwi 53 +/-6<br />

Bananen 52 +/-4<br />

Weintrauben 46 +/-3<br />

Orangen 42 +/-3<br />

Pfirsich 42 +/-13<br />

Apfel 38 +/-2<br />

Birne 38 +/-2<br />

Gemüse<br />

Kartoffelbrei (instant) 85 +/-3<br />

Kartoffeln (gekocht) 56-101<br />

Kartoffeln (gebacken) 85 +/-12<br />

Zuckermais (gekocht) 54 +/-4<br />

Kidneybohnen 52<br />

Grüne Erbsen (TK, gekocht) 48 +/-5<br />

Karotten (roh und gekocht) 47 +/-16<br />

Grüne Linsen (gekocht) 30 +/-4<br />

Milch(-produkte)<br />

Pudding 44 +/-4<br />

Joghurtdrink (fettreduziert,<br />

Passionsfrucht)<br />

38 +/-4<br />

Kakao (aus fettarmer Milch) 34 +/-4<br />

Milch (Vollfett) 27 +/-4<br />

Quelle: Foster-Powell, K.; Holt, S. H. A.; Brand-Miller, J. C.: International table of glycemic<br />

index and glycemic load values: 2002. Am. J. Clin. Nutr. 76: 5-56 (2002)<br />

<br />

141


Proteine<br />

Allgemein<br />

Die Hauptfunktion der Proteine besteht im Aufbau von Körpersubstanz. Sie<br />

sind u.a. Baustein der beiden Muskelfilamente Actin und Myosin und<br />

transportieren Nährstoffe und Stoffwechselprodukte im Blutkreislauf. Sie<br />

dienen der Infektabwehr und sind Bestandteile von Hormonen und Enzymen.<br />

Die Proteine bestehen aus einzelnen Bausteinen, den Aminosäuren. 8 dieser<br />

Aminosäuren sind essentiell, d.h. sie können vom Körper nicht selbst gebildet<br />

werden und müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Alle anderen<br />

Aminosäuren können im Körper aus den folgenden 8 essentiellen Aminosäuren<br />

aufgebaut werden:<br />

▪ Leucin<br />

▪ Isoleucin<br />

▪ Lysin<br />

▪ Valin<br />

▪ Tryptophan<br />

▪ Methionin<br />

▪ Threonin<br />

▪ Phenylalanin<br />

Im gesunden Organismus besteht ein Gleichgewicht zwischen Anabolismus<br />

und Katabolismus, also zwischen dem Auf- und Abbau von Körpersubstanz.<br />

Um Muskelmasse aufzubauen, muss mehr Eiweiß zugeführt werden als der<br />

Körper verbraucht.<br />

Biologische Wertigkeit<br />

Sie gibt an, wie viele Gramm Körpereiweiß durch 100g Nahrungsprotein<br />

aufgebaut werden können. Eine BW von 80 bedeutet z.B., dass mit 100g des<br />

zugeführten Eiweißes 80g Körpereiweiß aufgebaut werden können.<br />

Entscheidend hierfür ist die Aminosäurenzusammensetzung. Diese ist<br />

besonders günstig, wenn sie der des Körpereiweißes entspricht.<br />

Grundsätzlich ist tierisches Eiweiß hochwertiger als pflanzliches. Jedoch enthält<br />

es meist auch unerwünschte Begleitstoffe wie Cholesterin, Purin und Fett.<br />

Deshalb sollte auf Eiweißlieferanten zurückgegriffen werden, die wenige dieser<br />

Substanzen enthalten, wie z.B. magere Milch und Milchprodukte.<br />

Durch den gemeinsamen Verzehr von tierischen und pflanzlichen<br />

Lebensmitteln erreicht man eine besonders hohe biologische Wertigkeit, da<br />

sich diese Nahrungsmittel in ihrer Aminosäurenzusammensetzung günstig<br />

ergänzen. So lassen sich biologische Wertigkeiten von bis zu 137 erzielen<br />

(Kartoffel-Ei).<br />

142


Proteingemisch<br />

Verhältnis<br />

Biologische Wertigkeit<br />

(nach P. Semler)<br />

Bohnen und Mais 52 : 48 101<br />

Milch und Weizen 75 : 25 105<br />

Vollei und Weizen 68 : 32 118<br />

Vollei und Milch 71 : 29 122<br />

Vollei und Kartoffel 35 : 65 137<br />

Diese Tabelle macht deutlich, dass man nicht Unmengen an Fleisch essen<br />

muss, um seinen Eiweißbedarf zu decken, sondern dass auch eine vegetarische<br />

<strong>Ernährung</strong> eine ausreichende Proteinversorgung möglich macht. Um die<br />

günstigen Eiweißkombinationen zu nutzen, reicht es aus, die sich ergänzenden<br />

Lebensmittel in einem Zeitraum von 4-6 Stunden zu verzehren!<br />

Fett<br />

Obwohl ein hoher Fettanteil in der Nahrung die Entstehung sogenannter<br />

Zivilisationskrankheiten wie z.B. Arteriosklerose fördert, besitzt Nahrungsfett<br />

einige wichtige Funktionen. Fette sind wie die Kohlenhydrate<br />

Energielieferanten und sind am Aufbau der Zellmembranen beteiligt. Sie<br />

sind Träger der fettlöslichen Vitamine A, D, E, K und liefern essentielle<br />

Fettsäuren (Linolsäure).<br />

Jedoch sollten statt der in Deutschland üblichen 40% maximal 30% der<br />

Energiezufuhr aus Fett bestehen. Es ist v.a. für Sportler sinnvoll, den Fettanteil<br />

zugunsten der beiden anderen Hauptnährstoffe (Kohlenhydrate, Eiweiß) zu<br />

reduzieren. Da proteinreiche Lebensmittel häufig auch viel Fett enthalten,<br />

sollte vorwiegend auf fettarme Nahrungsmittel zurückgegriffen werden.<br />

Besonders zu beachten sind die versteckten Fette, die sich v.a. in Wurst, Käse<br />

und Schokolade befinden.<br />

Vitamine<br />

Vitamin B1 (Thiamin)<br />

Als Thiaminpyrophosphat ist dieses Vitamin Coenzym im<br />

Kohlenhydratstoffwechsel. Es katalysiert die Umwandlung der<br />

Brenztraubensäure in Acetyl-CoA (aerobe Glykolyse). Ein Vitamin B1-Mangel<br />

führt so zu einer verstärkten Milchsäurebildung (anaerobe Glykolyse), was<br />

zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führt.<br />

Der Vitamin B1-Bedarf steigt proportional zur Kohlenhydratzufuhr, d.h. er<br />

ist beim Sportler, v.a. beim Ausdauersportler, erhöht. Vollkorn-<br />

Getreideprodukte, Haferflocken, Naturreis, Milch und Kartoffeln sind besonders<br />

Vitamin B1-reiche Lebensmittel.<br />

Vitamin B6 (Pyridoxin)<br />

Vitamin B6 ist als Pyridoxalphosphat Coenzym im Eiweißstoffwechsel, so<br />

dass der Bedarf bei erhöhter Proteinzufuhr erhöht ist. Bei Kraftsportlern ist<br />

deshalb auf eine ausreichende Zufuhr zu achten. Besonders reich an Vitamin<br />

<br />

143


B6 sind Bierhefe, Vollkorn-Getreideprodukte, Fleisch, Leber, Hülsenfrüchte,<br />

Bananen, Milch und Kartoffeln.<br />

Vitamin C (Ascorbinsäure)<br />

Vitamin C besitzt im menschlichen Organismus eine Vielzahl an Funktionen. Es<br />

ist an der Wundheilung, der Narbenbildung sowie der Ausbildung von<br />

Knorpeln und Knochen beteiligt. Es erhöht die Resistenz des menschlichen<br />

Körpers gegenüber Infektionskrankheiten und verbessert die<br />

Eisenresorption.<br />

Weiterhin ist Vitamin C in der Lage, freie Radikale zu "neutralisieren". Dabei<br />

handelt es sich um Sauerstoffradikale, die eine zellschädigende Wirkung<br />

besitzen. Die antioxidative Wirkung der Ascorbinsäure bewirkt eine<br />

geringere Anfälligkeit gegenüber bestimmten Krankheiten wie Krebs,<br />

Arteriosklerose, Katarakt, seniler Demenz u.v.m. Die Vitamine C, E und beta-<br />

Carotin besitzen einen synergistischen Effekt, d.h. sie ergänzen sich positiv in<br />

ihrer Wirkung.<br />

Nach den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr nach D-A-CH sollte die<br />

tägliche Zufuhr 100 mg betragen. Sportler weisen einen leicht erhöhten Bedarf<br />

auf, da etwa 50mg Vitamin C pro Liter Schweiß ausgeschieden werden.<br />

Vitamin C ist in allen Obst- und Gemüsesorten reichlich enthalten.<br />

Vitamin E (Tocopherol)<br />

Vitamin E ist ebenfalls ein wichtiger Radikalfänger und schützt so mehrfach<br />

ungesättigte Fettsäuren vor der Oxidation. Auch im menschlichen Organismus<br />

ist es antioxidativ wirksam. Tocopherol ist vorwiegend in pflanzlichen Ölen<br />

enthalten. Besonders reich sind Weizenkeim-, Walnuss-, Soja-, Maiskeim- und<br />

Sonnenblumenöl.<br />

Fazit<br />

Obwohl Sportler bei einigen Vitaminen einen erhöhten Bedarf aufweisen, lässt<br />

sich dieser Mehrbedarf in der Regel durch eine ausgewogene und gesunde<br />

<strong>Ernährung</strong> decken. Bislang konnte in keiner Studie ein leistungssteigernder<br />

Effekt einzelner Vitamine nachgewiesen werden. Eine gezielte Substitution<br />

kann in Einzelfällen sinnvoll sein, wie z.B. bei hypokalorischer Kost im Rahmen<br />

einer Gewichtsreduktion bzw. beim "Gewicht machen".<br />

Mineralstoffe<br />

Natrium<br />

Das Alkalimetall ist an der Übertragung elektrischer Ladungen beteiligt und<br />

dient der Muskelreizbarkeit sowie der Muskelkontraktion. Natrium sorgt<br />

für einen normalen osmotischen Druck der Zellen, aktiviert mehrere Enzyme<br />

und ist entscheidend für die Aufnahme von Einfachzuckern (Monosacchariden)<br />

und Aminosäuren in den Blutkreislauf verantwortlich.<br />

Als Kochsalz (Natriumchlorid) wird es hauptsächlich mit der Nahrung<br />

zugeführt. Statt der empfohlenen 6g/Tag werden in der Bundesrepublik mehr<br />

als die doppelte Portion verzehrt. Dies begünstigt die Entstehung von<br />

Zivilisationskrankheiten wie z.B. Bluthochdruck.<br />

Sportler scheiden pro Liter Schweiß etwa 1200 mg Natrium aus. Wird dieser<br />

144


Verlust nicht ausgeglichen, kann es zu einer Abnahme des Blutvolumens,<br />

Muskelkrämpfen, erhöhtem Puls sowie zu niedrigem Blutdruck führen. Der<br />

Sportler sollte deshalb die von der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong><br />

(DGE) empfohlenen 6g Kochsalz plus der durch das Schwitzen verlorenen<br />

Natriummenge zu sich nehmen. Eine weitere Erhöhung der Natriumchlorid-<br />

Zufuhr ist nicht sinnvoll.<br />

Kalium<br />

Kalium ist ebenfalls für die Aktivierung einiger Enzyme und den Transport<br />

elektrischer Ladungen verantwortlich. Bei einem Kaliummangel kommt es zu<br />

einem Natriumeinstrom in die Muskelzelle und dadurch zu einer Austrocknung.<br />

Dies äußert sich v.a. in Muskelschwäche bzw. Muskellähmung. Weiterhin kann<br />

dies zu Herzrhythmusstörungen, Darmverschlüssen und einer Alkalisierung des<br />

Blutes führen.<br />

Da Kalium im Schweiß enthalten ist und es für die Muskelfunktion notwendig<br />

ist, sollte der Sportler auf eine ausreichende Zufuhr achten. Kalium ist<br />

besonders in Obst und Gemüse (v.a. Bananen) enthalten.<br />

Calcium<br />

Calcium dient im wesentlichen dem Aufbau und Erhaltung der<br />

Knochensubstanz. 99% des Calciums sind in der Knochenmatrix gespeichert.<br />

Weiterhin ist es an der Erregbarkeit von Nerven und Muskeln sowie an der<br />

Blutgerinnung beteiligt.<br />

Die Beteiligung an der Muskelkontraktion und der Aktivierung wichtiger<br />

Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels (Glykogenolyse, Gluconeogenese)<br />

machen diesen Mineralstoff zu einem wichtigen Bestandteil der<br />

Sportlerernährung.<br />

Calciummangel führt zu einem Abbau von Knochensubstanz (Osteoporose) und<br />

zu schmerzhaften Muskelkrämpfen. Der Tagesbedarf von 1000mg lässt sich am<br />

einfachsten durch den Verzehr von Milch und Milchprodukten decken.<br />

Magnesium<br />

Magnesium ist direkt an der Energiebereitstellung beteiligt, da es die Spaltung<br />

des ATP katalysiert. Es aktiviert ferner etwa 300 Enzyme und dient der<br />

Stabilisierung von biologischen Membranen. Ein Magnesiummangel führt u.a.<br />

zu Muskelkrämpfen, Erbrechen und Durchfall.<br />

Der durch das Schwitzen auftretende Verlust muss durch die Aufnahme eines<br />

geeigneten Sportgetränkes bzw. durch magnesiumreiche Lebensmittel wie z.B.<br />

Vollkornbrot, Mineralwasser, Kartoffeln, Gemüse und Fleisch ausgeglichen<br />

werden.<br />

<br />

145


Sporternährung - Wettkampf<br />

<strong>Ernährung</strong> bei Wettkämpfen<br />

Vor dem Wettkampf<br />

Diese Zeitspanne umfasst – je nach Sportart - etwa die letzten 3 bis 7 Tage<br />

vor dem Wettkampf. Entscheidend ist hier für alle Sportarten die optimale<br />

Auffüllung der Glykogenreserven, da die Energieausbeute bei der<br />

sogenannten Glykolyse (vgl. Energiegewinnung) am effektivsten ist.<br />

Zum einen wird dadurch die Ausdauerleistung verbessert, zum anderen wird<br />

die Geschwindigkeit der Energiefreisetzung (Mobilisierung des Glykogens)<br />

durch gut gefüllte Glykogenspeicher erhöht, was vor allem bei Spiel-, Kampfund<br />

Schnellkraftsportarten von Bedeutung ist.<br />

Auch Kraftsportler profitieren von umfangreichen Glykogenreserven. Ihre<br />

Energiebereitstellung erfolgt zwar hauptsächlich durch ATP und KP, jedoch<br />

werden diese energiereichen Phosphatverbindungen durch den Abbau von<br />

Glykogen regeneriert.<br />

Aus diesen Gründen können die Glykogenspeicher bei gleichem<br />

Trainingszustand der Sportler über Sieg und Niederlage entscheiden.<br />

Am Wettkampftag<br />

Die letzte größere Mahlzeit vor der sportlichen Aktivität sollte 3-4<br />

Stunden zurückliegen und ca. 80-120g komplexe Kohlenhydrate umfassen,<br />

z.B. Müsli, Brot, Nudeln, Reis. 1-1,5 Stunden vor der sportlichen Aktivität<br />

sollten jedoch nur noch kleinere Portionsgrößen aufgenommen werden. Ein<br />

voller Magen behindert die Zwerchfellatmung, führt zu einer verstärkten<br />

Ansammlung von Blut im Verdauungstrakt und verhindert so die optimale<br />

Durchblutung der Muskeln.<br />

Mit leerem Magen sollte ebenfalls nicht gestartet werden, da die mangelnde<br />

Aufnahme von Kohlenhydraten zu einem Absinken des Blutzuckerspiegels<br />

führt, wodurch die Leistungsfähigkeit herabgesetzt wird. Ein normaler<br />

Blutzucker liegt zwischen 80 und 120 mg/dl. Früher nahmen Sportler vor dem<br />

Wettkampf große Mengen Traubenzucker (Glucose) zu sich, um ihren<br />

Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Daraufhin werden jedoch große Mengen des<br />

Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin ausgeschüttet, was dazu führt, dass der<br />

Blutzucker unterhalb des Normbereiches absinkt. So erreicht man also genau<br />

das Gegenteil.<br />

Günstiger ist es, die Kohlenhydrate in Form von Lebensmitteln zu sich zu<br />

nehmen, die den Blutzuckerspiegel langsam, aber kontinuierlich erhöhen<br />

(niedriger glykämischer Index!).<br />

Während des Wettkampfes<br />

Grundsätzlich gilt, dass man ernährungsbedingte Fehler, die man in der<br />

Vorbereitung gemacht hat, am Wettkampftag nicht kompensieren kann,<br />

d.h. die Vorbereitung spielt die entscheidende Rolle. Dies gilt v.a. für<br />

Ausdauersportarten, da die Nahrungsaufnahme während des Wettkampfes<br />

nicht oder nur unter Zeitverlust möglich ist. Daher muss der Sportler abwägen,<br />

ob die zusätzliche Energieaufnahme den möglichen Zeitverlust ausgleichen<br />

146


kann. Bei Sportarten, bei denen eine Pause (Spielsportarten) oder mehrere<br />

Einsätze an einem Tag vorgesehen sind (z.B. Kampfsportarten), sollte in der<br />

Zwischenzeit der Verlust von Flüssigkeit, Mineralstoffen und Kohlenhydraten<br />

ausgeglichen werden. Dies sollte in Form eines geeigneten Sportgetränkes<br />

sowie durch die Zufuhr leicht verdaulicher Kohlenhydrate (z.B. Banane)<br />

erfolgen.<br />

Nach dem Wettkampf<br />

Für die erste Mahlzeit nach dem Wettkampf gelten die gleichen Richtlinien wie<br />

für Mahlzeit nach einer harten Trainingseinheit. Hier müssen dem Körper die<br />

durch den Sport verbrauchten Nährstoffe zugeführt werden:<br />

▪ Flüssigkeit<br />

▪ Mineralstoffe<br />

▪ Kohlenhydrate<br />

▪ Eiweiß<br />

Die Mahlzeit sollte möglichst im Anschluss an die sportliche Aktivität<br />

eingenommen werden.<br />

Auffüllung der Glykogenspeicher<br />

Eine kohlenhydratreiche <strong>Ernährung</strong> vor dem Wettkampf kann zwar dazu<br />

beitragen, die Glykogenspeicher zu füllen, jedoch erreicht man dadurch<br />

keine Vergrößerung. Dafür müssen die Speicher zunächst völlig entleert<br />

werden, was durch intensives Training bei gleichzeitiger kohlenhydratarmen<br />

<strong>Ernährung</strong> erreicht wird. Dies sollte etwa eine Woche vor dem Wettkampf<br />

stattfinden. Die letzten 3-4 Tage vor dem Wettkampf ernährt man sich dann<br />

fast ausschließlich von Kohlenhydraten und reduziert die Trainingsintensität,<br />

um die Glykogenspeicherung nicht zu behindern. Dadurch erreicht man eine<br />

Vergrößerung des Glykogenbestandes (Superkompensationseffekt). Diese<br />

Methode wird jedoch nur bei extremen Ausdauersportarten wie z.B. Marathon<br />

angewandt, da sie sehr viel Disziplin erfordert.<br />

Neben einer kohlenhydratreichen <strong>Ernährung</strong>, die 60-80% der Energiezufuhr<br />

betragen sollte, ist auf eine ausreichende Zufuhr von Kalium und Wasser zu<br />

achten, da diese beiden Nährstoffe ebenfalls in der Muskelzelle gespeichert<br />

werden. Obst und Trockenobst sind besonders kaliumreiche Lebensmittel.<br />

Sportgetränke<br />

Schweißverlust<br />

Wer Sport betreibt, kommt automatisch ins Schwitzen. Dies ist ein natürlicher<br />

Mechanismus zum Schutz vor Überhitzung. Durch die Verdunstung des<br />

Schweißes wird der Körper abgekühlt. Neben Wasser verliert der Mensch aber<br />

auch wichtige Mineralstoffe, die ebenfalls während bzw. nach der sportlichen<br />

Aktivität ersetzt werden müssen.<br />

<br />

147


Mineralstoff<br />

Menge in mg pro Liter Schweiß<br />

(nach Konopka 1980)<br />

Natrium 1200<br />

Chlorid 1000<br />

Kalium 300<br />

Calcium 160<br />

Magnesium 36<br />

Dafür eignet sich besonders eine Mischung aus Mineralwasser und<br />

Fruchtsäften (z.B. Apfelsaftschorle). Das Mineralwasser liefert hauptsächlich<br />

Natrium, Chlorid und Calcium, während Fruchtsäfte sich durch einen hohen<br />

Kalium- und Magnesiumgehalt auszeichnen.<br />

Durch den Kohlenhydratanteil können die Kohlenhydratreserven regeneriert<br />

werden. Bei purem Fruchtsaft ist dieser jedoch zu hoch, so dass das Getränk<br />

langsamer vom Körper aufgenommen wird. Es liegt dann ein hypertones<br />

Getränk vor. Das bedeutet, die Flüssigkeit enthält mehr gelöste Teilchen als<br />

das Blutplasma. Sie besitzt also eine höhere Osmolarität.<br />

Eigenschaften eines Sportgetränkes<br />

Als isoton bezeichnet man eine<br />

Flüssigkeit, die die gleiche Osmolarität<br />

wie Blutplasma hat!<br />

--> schnelle Resorption<br />

Als hyperton bezeichnet man eine<br />

Flüssigkeit, die eine höhere<br />

Osmolarität als Blutplasma hat<br />

--> langsame Resorption<br />

Als hypoton bezeichnet man eine<br />

Flüssigkeit, die eine niedrigere<br />

Osmolarität als Blutplasma hat<br />

--> sehr schnelle Resorption<br />

Getränk<br />

Blutplasma<br />

Ein Sportgetränk sollte also immer isoton bis leicht hypoton sein (ca. 5%<br />

Kohlenhydrate), damit ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, diese jedoch<br />

auch schnell genug resorbiert werden können.<br />

Neben der günstigen Zusammensetzung besitzt eine normale Apfelschorle<br />

weitere Vorteile. Sie ist wesentlich kostengünstiger als professionelle<br />

Sportgetränke und schneidet im Geschmacks-Vergleich häufig besser ab.<br />

Flüssigkeitsspeicher<br />

Da 1g Glykogen 2,7 g Wasser bindet, können gut gefüllte Glykogenspeicher<br />

teilweise den Wasserverlust ausgleichen, da bei der Glykogenolyse<br />

(Umwandlung von Glykogen in Glucose-6-Phosphat) dieses Wasser erneut zur<br />

Verfügung steht. Für Sportler wird empfohlen, während der körperlichen<br />

Betätigung alle 15-20 Minuten 100-200 ml Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da<br />

ein Flüssigkeitsdefizit die Leistungsfähigkeit stark einschränkt sowie weitere<br />

148


Symptome hervorrufen kann. Die Temperatur des Getränkes sollte 25°C nicht<br />

unterschreiten, da sich sonst die Verweildauer im Magen verlängert.<br />

Symptome bei Wasserverlust in % des Körpergewichtes<br />

(nach Moesch)<br />

1-5% 6-10% 11-20%<br />

Durst Schwindel Delirium<br />

Appetitlosigkeit Kopfschmerzen Krämpfe<br />

Erhöhte Herzfrequenz Trockener Mund Sehschwierigkeiten<br />

Übelkeit Sprechschwierigkeiten Schluckbeschwerden<br />

Gewicht machen<br />

Was ist das?<br />

Bei bestimmten Kampfsportarten wie z.B. Ringen und Boxen werden die<br />

Athleten in Gewichtsklassen eingeteilt. Viele Sportler versuchen nun die nächst<br />

niedrigere Gewichtsklasse zu erreichen und erhoffen sich hierdurch einen<br />

Vorteil. Meist geschieht dies recht kurzfristig, so dass sie in kurzer Zeit sehr<br />

viel "Gewicht machen" müssen. Dadurch und durch die Tatsache, dass die<br />

Athleten in der Regel bereits einen geringen Körperfettanteil aufweisen, kann<br />

der Gewichtsverlust nur durch den Verlust von Muskelmasse und<br />

Körperwasser erreicht werden.<br />

Folgen<br />

Neben dem Flüssigkeitsverlust kommt es zu einer verstärkten Ausscheidung<br />

von Mineralstoffen, v.a. von Kalium und Magnesium. All diese Faktoren<br />

können zu folgenden Symptomen führen:<br />

▪ "Eindickung" des Blutes<br />

▪ Blutdruckabfall<br />

▪ Verminderte Muskeldurchblutung<br />

▪ Herzrhythmusstörungen<br />

Insgesamt geht der starke Gewichtsverlust mit einem eklatanten<br />

Leistungsverlust einher, der eigentlich nicht im Sinne der Sportler sein kann.<br />

Risiken<br />

Häufig wird ein Tag vor dem Wettkampf versucht, die letzten 2 bis 3kg durch<br />

starkes Schwitzen zu verlieren. Wie gefährlich das sein kann, zeigt ein Beispiel<br />

aus Amerika. Eine junger Ringer starb, nachdem er versucht hatte, die<br />

restlichen 6kg an einem Tag "abzukochen". Er fuhr bekleidet mit einem<br />

Taucheranzug auf einem Fahrradergometer in einem auf 35°C aufgeheizten<br />

Raum. Er starb an Herz- und Nierenversagen. Zwei weitere junge Männer<br />

starben innerhalb weniger Wochen unter ähnlichen Umständen.<br />

Wenn es sich nicht vermeiden lässt...<br />

Bei der Vorbereitung auf einen Wettkampf ist es daher sinnvoll, sich<br />

rechtzeitig auf die entsprechende Gewichtsklasse vorzubereiten. Ist dies nicht<br />

möglich, muss direkt nach dem Abwiegen für eine ausgeglichene<br />

Flüssigkeitsbilanz gesorgt werden, indem eine ausreichende Menge eines<br />

<br />

149


geeigneten Sportgetränkes getrunken wird. Es sollten zunächst leicht<br />

verdauliche Kohlenhydrate zugeführt werden, um die notwendige Energie<br />

für den Wettkampf zur erlangen. Weiterhin sollten komplexe Kohlenhydrate<br />

verzehrt werden, die die Leistungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum<br />

aufrechterhalten können.<br />

Eine übertriebene Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme kann jedoch ebenfalls<br />

die Leistungsfähigkeit herabsetzen, da der überfüllte Bauch die<br />

Zwerchfellatmung einschränkt und vermehrt Blut für die Verdauung in den<br />

Magen-Darm-Trakt transportiert wird, was zu einer Minderdurchblutung der<br />

Muskulatur führt.<br />

Letztlich muss der Sportler selbst entscheiden, ob er ausgezehrt und schlapp<br />

eine Gewichtsklasse niedriger antritt oder ob er topfit in der höheren<br />

Gewichtsklasse kämpft.<br />

Sporternährung - Sportarten<br />

Ausdauersport<br />

Je nach der Höhe der Belastung werden bei Ausdauersportarten die Glykogenund<br />

Fettreserven aufgebraucht. Bei geringer Intensität erfolgt die<br />

Mobilisierung der Fettdepots (Lipolyse) während bei Belastungsspitzen auf die<br />

Glykogenreserven zurückgegriffen wird. Die Fähigkeit zur Fettverbrennung<br />

kann man sich antrainieren. Gute Ausdauersportler sind in der Lage, frühzeitig<br />

die Lipolyse zu nutzen, um so die Glykogenspeicher zu schonen, was bei<br />

Zwischen- und Endspurts von entscheidender Bedeutung sein kann. Die<br />

Auffüllung dieser Glykogenspeicher spielt dabei eine derart wichtige Rolle,<br />

dass diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet wurde.<br />

Glykogenreserven bieten einen weiteren Vorteil. Ein Gramm Glykogen bindet<br />

2,7g Wasser und 19,5mg Kalium, d.h. bei der Glykogenolyse werden diese<br />

Nährstoffe frei und stehen dem Körper zur Verfügung. Jedoch ist darauf zu<br />

achten, dass bei der Glykogensynthese ausreichend Flüssigkeit und Kalium mit<br />

der Nahrung zugeführt werden.<br />

Die Nährstoffrelation bei Ausdauersportarten sollte deshalb wie folgt aussehen:<br />

▪ 60 % Kohlenhydrate<br />

▪ 12-16% Eiweiß<br />

▪ 24-26% Fett<br />

Bei extremen Ausdauerleistungen kann der Kohlenhydratanteil auf bis zu 80%<br />

gesteigert werden. Dies kann z.B. nach intensivem Training oder in der<br />

kohlenhydratreichen Phase im Rahmen der Superkompensation der Fall sein.<br />

Es sollte vorwiegend auf fettarme Eiweißquellen zurückgegriffen werden, da<br />

sonst der Fettanteil der Nahrung zu stark ansteigt.<br />

Kraftsport<br />

Unter diese Kategorie fallen Sportarten wie Gewichtheben, Kraft-Dreikampf<br />

sowie Wurf- und Stoßdisziplinen. Hier geht es im wesentlichen um die<br />

Entwicklung einer maximalen Kraft. Voraussetzung hierfür ist ein hoher<br />

150


Muskelanteil, der durch das notwendige Krafttraining und der damit<br />

verbundenen erhöhten Eiweißzufuhr erreicht wird. Diese erhöht sich beim<br />

Kraftsportler auf 1,5-2g Eiweiß pro kg Körpergewicht. Das entspricht etwa 15-<br />

24% der täglichen Energieaufnahme. Bei der hohen Proteinzufuhr ist darauf zu<br />

achten, dass genügend Flüssigkeit getrunken wird, da nur so das<br />

Stoffwechselendprodukt des Eiweißabbaus (Harnstoff) ausgeschieden werden<br />

kann. 100g Eiweiß benötigen ein Mindestharnvolumen von 700ml Flüssigkeit.<br />

Eine übertriebe Eiweißzufuhr kann (v.a. bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr) zu<br />

Nierenschäden führen.<br />

Da proteinreiche Lebensmittel meist auch einen hohen Fettanteil aufweisen,<br />

sollte der Kraftsportler fettarme Eiweißquellen vorziehen. Wie und wo sich Fett<br />

einsparen lässt, zeigt die folgende Tabelle (mod. nach Hamm, 1994).<br />

Die Eiweißmahlzeiten sollten auf mehrere kleine Mahlzeiten (5-7) aufgeteilt<br />

werden, da der Körper pro Mahlzeit nur etwa 30-40g Eiweiß aufnehmen kann.<br />

Wird davon mehr zugeführt, gelangt das Eiweiß unverdaut in tiefere<br />

Darmabschnitte und wird dort von Dickdarmbakterien zu verschiedenen Gasen<br />

(z.B. Skatol, Indol) abgebaut, was zu Blähungen und Durchfällen führen<br />

kann.<br />

Besonders günstig ist es, wenn die Eiweißmahlzeit kurz vor oder direkt<br />

<br />

151


nach dem Krafttraining eingenommen wird, da hier der Muskelaufbau am<br />

effektivsten ist. Die Einnahme vor dem Training hat jedoch zwei Nachteile.<br />

Zum einen sollte man nicht mit vollem Bauch trainieren, zum anderen kann ein<br />

Teil des Eiweißes zur Energiegewinnung herangezogen werden. Jedoch ist die<br />

Energieausbeute aus Proteinen im Vergleich zu Kohlenhydraten und Fetten<br />

weniger ergiebig.<br />

Auch wenn an die Ausdauerleistung nur geringe Anforderungen gestellt<br />

werden, ist eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr für den Kraftsportler<br />

von Bedeutung, da die energiereichen Phosphatverbindungen durch den Abbau<br />

von Glykogen (Glykogenolyse) regeneriert werden. Deshalb sollten mindestens<br />

50% der Nahrungsenergie in Form von Kohlenhydraten verzehrt werden.<br />

Für den Fettanteil verbleiben dann nur noch etwa 25%. Dies ist sehr wenig,<br />

jedoch durch konsequente, fettarme <strong>Ernährung</strong> zu erreichen. Der Anteil der<br />

tierischen Fette sollte zugunsten von hochwertigen Pflanzenölen wie z.B.<br />

Olivenöl, Maiskeimöl oder Sonnenblumenöl eingeschränkt werden.<br />

Ausdauersport mit hohem Kraftaufwand<br />

Diese Sportartengruppe verbindet Ausdauer- und Kraftsport. Dabei werden<br />

zwei verschiedene Muskelfasern gleichzeitig benötigt. Die roten sind<br />

hauptsächlich für die Ausdauerleistung zuständig, während die weißen<br />

Muskelfasern für die Kraftentwicklung zuständig sind. Je nach Sportart muss<br />

der entsprechende Kompromiss zwischen diesen beiden Muskelsystemen<br />

gefunden werden.<br />

Ebenso stellt die <strong>Ernährung</strong> eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport<br />

dar, d.h. der hohe Kohlenhydratanteil der Ausdauersporternährung wird etwas<br />

zugunsten des Proteinanteils reduziert. Für die Nährstoffrelation ergibt dies<br />

folgendes:<br />

▪ 55% Kohlenhydrate<br />

▪ 12-18% Eiweiß<br />

▪ 27-33% Fett<br />

Kampfsportarten<br />

Die Kampfsportarten zeichnen sich durch die vielseitigen Anforderungen an<br />

Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Kondition und Koordinationsvermögen aus. Die<br />

Energiebereitstellung erfolgt im wesentlichen aus der Glykolyse, d.h. die<br />

Glykogenspeicher spielen hier eine wichtige Rolle. Eine ausreichende<br />

Proteinzufuhr dient dem Muskel- und Kraftzuwachs sowie der<br />

Konzentrationsfähigkeit. Die optimale Nährstoffrelation entspricht der der<br />

Ausdauersportarten mit hohem Krafteinsatz.<br />

▪ 55% Kohlenhydrate<br />

▪ 12-18% Eiweiß<br />

▪ 27-33% Fett<br />

Bei Turnieren absolvieren die Athleten meist mehrere Kämpfe, so dass es<br />

sinnvoll ist, zwischen den Belastungen kleine, kohlenhydratreiche Lebensmittel<br />

und geeignete Sportgetränke zu sich zu nehmen.<br />

Da diese Sportarten in Gewichtsklassen eingeteilt sind, ergibt sich für viele das<br />

Problem des "Gewicht machens".<br />

152


Spielsportarten<br />

Diese Sportarten sind ebenfalls durch unregelmäßige Belastungsspitzen<br />

gekennzeichnet (z.B. Zwischenspurts beim Fußball). Im Vordergrund steht die<br />

Ausdauerleistung, woraus einer erhöhter Kohlenhydratbedarf resultiert. Die<br />

Anforderungen entsprechen etwa den Anforderungen von Ausdauersportarten<br />

mit hohem Krafteinsatz. Dies äußert sich in den <strong>Ernährung</strong>sempfehlungen. Die<br />

Nährstoffrelation sollte folgendermaßen aussehen:<br />

▪ 55% Kohlenhydrate<br />

▪ 12-18% Eiweiß<br />

▪ 27-33% Fett<br />

Charakteristisch für Spielsportarten sind zwei oder mehrere Pausen. Daraus<br />

ergibt sich die Möglichkeit der Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme<br />

während des Wettkampfes. Davon sollte in jedem Fall Gebrauch gemacht<br />

werden, da der Sportler so seine Energiespeicher auffüllen und das<br />

Flüssigkeitsdefizit ausgleichen kann. Besonders geeignet sind leicht verdauliche<br />

kleine Kohlenhydratmahlzeiten (z.B. Banane) sowie die Sportgetränke, die in<br />

einem extra Kapitel besprochen werden. Für sehr kurze Pausen eignen sich<br />

auch Kohlenhydrat-Mineralstoffgetränke.<br />

Schnellkraftsportarten<br />

Schnellkraft bedeutet, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Energie<br />

aufzubringen. Die Sportarten stellen wie die beiden vorangegangen<br />

Sportartengruppen eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport dar, die je<br />

nach Sportart sehr unterschiedlich sein kann.<br />

Für die <strong>Ernährung</strong> gelten daher die gleichen Richtlinien wie für Kampf- und<br />

Spielsportarten.<br />

Sporternährung - Nahrungsergänzungsmittel<br />

Kreatin<br />

Kreatin wird fast ausschließlich in Leber, Niere und Bauschspeicheldrüse aus<br />

den Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin gebildet. Die Speicherung<br />

erfolgt zu etwa 95% in der Muskulatur. Bei einem erwachsenen Mann von<br />

70kg wird der Gesamtkörperbestand an Kreatin auf 120g geschätzt.<br />

Kreatin stellt in Form des Kreatinphosphats (siehe Energiegewinnung) neben<br />

Adenosintriphosphat (ATP) die wichtigste Energiequelle des menschlichen<br />

Körpers dar. Deshalb versuchen manche Athleten durch die orale Zufuhr von<br />

Kreatinmonohydrat (Vorstufe), welches vermutlich quantitativ und schnell<br />

absorbiert wird, ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen.<br />

Der Mensch benötigt täglich ca. 2g Kreatin, wobei 1g vom Körper gebildet<br />

(endogene Synthese) und etwa 1g mit der Nahrung zugeführt wird. Tierische<br />

Lebensmittel enthalten mehr Kreatin als pflanzliche. Besonders reich sind<br />

Fisch (2-10g/kg) und Fleisch (5g/kg). Aber auch die hier enthalten Mengen<br />

<br />

153


esitzen keinen leistungssteigernden Effekt. Dieser wurde nur bei Dosierungen<br />

von 20g Kreatin über die ersten 5 Tage erreicht. Der als "Aufladen"<br />

bezeichneten Phase folgt eine sogenannte Erhaltungsdosis von täglich 2g<br />

Kreatin.<br />

Bei Sportarten, die durch kurze und/oder intervallartige Belastungsspitzen<br />

gekennzeichnet sind und ausreichend große Ruhephasen zwischen den<br />

Belastungen aufweisen, wurde ein leistungssteigernder Effekt beobachtet.<br />

Keine Wirkung zeigte sich bei Ausdauersportarten, da hier die<br />

Energiebereitstellung durch Zucker- und Fettverbrennung erfolgt.<br />

Die Einnahme von Kreatin hat neben einem Kraft- und Muskelzuwachs eine<br />

Zunahme des Körpergewichts zur Folge, was durch verstärkte<br />

Wassereinlagerungen noch begünstigt wird. Bei Sportarten, die in<br />

Gewichtsklassen eingeteilt sind, ist dieser Aspekt mit einzukalkulieren. In<br />

Amerika starben im Jahr 1999 drei Ringer, nachdem sie versucht hatten, die<br />

durch Kreatin verursachte Gewichtszunahme durch starken Schweißverlust<br />

("abkochen") zu kompensieren.<br />

Obwohl kurzfristig keine Nebenwirkungen unter Kreatin-Supplementierung,<br />

beobachtet wurden, gibt es bislang keine kontrollierten Langzeitstudien, die<br />

eine völlige Unbedenklichkeit garantieren. Direkt nach der Einnahme kann es<br />

zu Durchfall kommen.<br />

L-Carnitin<br />

L-Carnitin ist ein nicht-essentieller Nährstoff, da es im Körper aus den<br />

Aminosäuren Lysin und Methionin aufgebaut werden kann. Die körpereigene<br />

Synthese von Kreatinin beträgt 16mg/Tag. Insgesamt werden 16-20g im<br />

Körper gespeichert. Mangelzustände treten also nur unter Hämodialyse oder<br />

bei Stoffwechselstörungen auf, die mit einer unzureichenden Synthese<br />

verbunden sind. Desweitern kann eine längerfristige Supplementierung eine<br />

Unterdrückung der körpereigenen Synthese zur Folge haben.<br />

Die Hauptfunktion des L-Carnitins besteht darin, langkettige Fettsäuren in<br />

die Mitochondrien ("Kraftwerke der Zellen") zu transportieren, wo diese<br />

oxidiert ("verbrannt") werden. Deshalb werben die entsprechenden Firmen<br />

damit, dass L-Carnitin leistungssteigernd wirkt und die Fettverbrennung<br />

beschleunigt.<br />

L-Carnitin wird jedoch bei dem Transport nicht verbraucht, sondern kann<br />

immer wieder verwendet werden. Auch bleiben die Enzyme des Stoffwechsels<br />

in den gleichen Mengen vorhanden und somit erhöht sich die Fettverbrennung<br />

nicht. Die Einnahme von L-Carnitin als Nahrungsergänzungsmittel besitzt also<br />

keinen zusätzlichen Effekt. In bislang keiner seriösen Studie konnte ein<br />

positiver Effekt von L-Carnitin bezüglich Ausdauerleistung und Fettverbrennung<br />

nachgewiesen werden.<br />

154


Weitere potentiell ergogene Substanzen<br />

Def.: Ergogene Substanzen<br />

Darunter versteht man Nahrungsbestandteile bzw. Nahrungsmittel, die einen<br />

leistungssteigernden Effekt besitzen sollen. Sie werden von Sportlern<br />

eingesetzt, um Kraft- und Ausdauerleistungen zu verbessern. Allerdings liegen<br />

für die wenigsten Wirkstoffe gesicherte wissenschaftliche Ergebnisse vor.<br />

Viele Stoffe - wenig Wirkung<br />

Substanz postulierte Wirkung Beurteilung<br />

Taurin<br />

Koffein<br />

HMB (Hydroxy-<br />

Methyl-Butyrat)<br />

CLA (konjugierte<br />

Linolsäure)<br />

Chrom<br />

Phosphatsalze<br />

Alkalisalze<br />

(Bicarbonat,<br />

Citrat)<br />

Chitosan<br />

Bienenerzeugnis<br />

se<br />

Gelatine<br />

Inosin<br />

Coenzym Q 10<br />

Steigerung der Körperlichen<br />

Leistungs- und<br />

Konzentrationsfähigkeit<br />

verbesserte<br />

Ausdauerfähigkeit im<br />

Ausdauersport<br />

Stimulation von<br />

Muskelaufbau und<br />

Fettverbrennung<br />

anaboler Effekt<br />

Verstärkung der<br />

Insulinwirkung als Bestandteil<br />

des Glucose-Toleranz-Faktors<br />

(GTF)<br />

Leistungssteigerung, da<br />

Bestandteil von ATP und KP<br />

Leistungssteigerung durch<br />

Neutralisation der Milchsäure<br />

im Blut<br />

Verminderung der<br />

Fettaufnahme durch<br />

Hemmung des fettspaltendes<br />

Enzyms (Lipase)<br />

hochkonzentrierte Mischung<br />

aus Vitaminen,<br />

Mineralstoffen,<br />

Kohlenhydraten und<br />

Aminosäuren<br />

Schutz des Bindegewebes, da<br />

ähnliche<br />

Aminosäurenzusammensetzu<br />

ng<br />

Leistungsverbesserung, da<br />

Cofaktor bei Glykogenolyse<br />

und als Inosinmonophosphat<br />

Vorstufe des ATP<br />

Verbesserter oxidativer<br />

Abbau der Hauptnährstoffe<br />

als Bestandteil der<br />

Atmungskette<br />

keine gesicherten Erkenntnisse,<br />

kann möglicherweise gravierende<br />

Nebenwirkungen haben<br />

die Menge an benötigtem Koffein<br />

ist von Studie zu Studie<br />

unterschiedlich; ein<br />

Gewohnheitseffekt wurde<br />

beobachtet; ab 12mg/l Harn ist<br />

Koffein Doping<br />

wissenschaftlich nicht belegt<br />

Ergebnisse beim Menschen nicht<br />

eindeutig belegt<br />

widersprüchliche Ergebnisse<br />

widersprüchliche Ergebnisse<br />

widersprüchliche Ergebnisse,<br />

Magen-Darm-Beschwerden unter<br />

Bicarbonat beobachtet<br />

kann gesunde <strong>Ernährung</strong> nicht<br />

ersetzen, Nebenwirkungen:<br />

Blähungen, Fettstühle, Durchfall<br />

keine Leistungssteigerung, der<br />

Bedarf kann durch gesunde<br />

<strong>Ernährung</strong> gedeckt werden<br />

wissenschaftlich nicht belegt<br />

wissenschaftlich nicht belegt<br />

wissenschaftlich nicht belegt<br />

<br />

155


Anabolika<br />

Sie gehören zwar nicht zu den Nahrungsergänzungsmittel, werden jedoch<br />

häufig von Sportlern missbraucht. Sie dienen im wesentlichen dem Aufbau von<br />

Körpersubstanz, wodurch ein Muskelzuwachs und eine Kraftsteigerung<br />

erreicht wird. Allerdings besitzen Anabolika eine Reihe von schwerwiegenden<br />

Nebenwirkungen.<br />

Durch die Hemmung zweier Hormone (LH und FSH) der Hypophyse<br />

(Hirnanhangsdrüse) kommt es zu einer Abnahme der Hodengröße und einer<br />

verminderten Spermienproduktion im Hoden. Bei Frauen führt die<br />

Einnahme anaboler Steroide zu einer "Vermännlichung". Dies kann<br />

Haarausfall, Bartwuchs und eine verstärkte Körperbehaarung bei Frauen<br />

auslösen. Männer entwickeln häufig weibliche Brüste (Gynäkomastie) und bei<br />

Jugendlichen ist mit einer Unterbrechung des Wachstums zu rechnen.<br />

Weiterhin besitzen Anabolika folgende Nebenwirkungen:<br />

▪ Leberschäden bis hin zum Leberkarzinom<br />

▪ Blutdruckerhöhung<br />

▪ Wassereinlagerungen (Ödeme)<br />

▪ Herzvergrößerung (Linksherzhypertrophie) bis zum Herzversagen<br />

▪ Erhöhung des "schlechten" LDL-Cholesterins, Senkung des "guten" HDL-<br />

Cholesterins<br />

▪ Veränderungen bei der Blutgerinnung<br />

▪ Prostatakrebs<br />

▪ Hohes Suchtpotential<br />

▪ Psychische Nebenwirkungen: Psychosen, Schizophrenie, Aggressivität,<br />

Depressionen usw.<br />

Sporternährung - Tagespläne<br />

Ausdauersport und Ausdauersport mit hohem<br />

Kraftaufwand (nach Hamm/Warning)<br />

Nährwerte<br />

▪ 480g Kohlenhydrate<br />

▪ 100g Eiweiß<br />

▪ 115g Fett<br />

▪ 3200-3500 Kcal<br />

156


Beispiel für die Deckung des Tagesbedarfs<br />

ca. 220g Vollkornbrot (6-7 Scheiben)<br />

ca. 300-400g Kartoffeln (4-5 mittelgroße)<br />

500g Gemüse und 150g Gemüsesaft<br />

300g frisches Obst und 350g Obstsaft und 100g Trockenobst<br />

ca. 500g Milch oder Sauermilch und 150g Quark (20%)<br />

ca. 250g fettarmes Fleisch, Geflügel oder Fisch<br />

30-50g Streichfett und ca. 20g Zubereitungsfett<br />

ca. 50g Honig oder Marmelade<br />

ca. 30g Nüsse<br />

Quelle: "Wie essen und trinken im Breiten- und Leistungssport?", Bad Homburg<br />

Kraft-, Kampf-, Spiel- und Schnellkraftsportarten<br />

(nach Hamm/Warning)<br />

Nährwerte<br />

▪ 450g Kohlenhydrate<br />

▪ 155g Eiweiß<br />

▪ 135g Fett<br />

▪ 3500-3700 Kcal<br />

Beispiel für die Deckung des Tagesbedarfs<br />

ca. 220g Vollkornbrot (6-7 Scheiben)<br />

ca. 300-400g Kartoffeln (4-5 mittelgroße)<br />

500g Gemüse und 150g Gemüsesaft<br />

300g frisches Obst und 250g Obstsaft und 50g Trockenobst<br />

ca. 1l Milch oder Sauermilch und 250g Quark (20%)<br />

ca. 350g fettarmes Fleisch, Geflügel oder Fisch<br />

30-50g Streichfett und ca. 20g Zubereitungsfett<br />

ca. 30g Honig oder Marmelade<br />

ca. 50g Nüsse<br />

<br />

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