01.11.2013 Aufrufe

Untitled - AG Rötenberg

Untitled - AG Rötenberg

Untitled - AG Rötenberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

de Infrastrukturen aller Art, also Bushaltestellen, Ärzte, Lebensmittelläden oder Spielplätze,<br />

sowie in der Regel geringe Mobilitätsmöglichkeiten (Frauen haben oft keinen<br />

Führerschein und wenn doch, dann fährt der Mann mit dem Auto zur Arbeit) erschweren<br />

und verkomplizieren die Arbeitsbedingungen der Frauen (vgl. Bitzan 1993, 219).<br />

Das „Scheitern“ in diesem Dschungel der Unzulänglichkeiten fällt selbstredend negativ<br />

auf sie zurück.<br />

Arbeit:<br />

Die ökonomische Situation der Frauen in sozialen Brennpunkten ist großteils sehr<br />

schlecht. Aufgrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung verfügen nur wenige<br />

Frauen über eine Ausbildung und noch weniger über eine Erwerbsarbeit, die für sie<br />

und die Kinder eine Existenzsicherung bedeuten könnte. Die Situation verschärft sich,<br />

wenn der für die Versorgung zuständige Partner selbst erwerbslos ist, die Frau keinerlei<br />

Zugriff auf sein Einkommen hat oder sie ohne Partner lebt. Hier wird die Brüchigkeit<br />

des Konzeptes der Familiensubsidarität deutlich (vgl. Bitzan 1993, 220). Was bleibt, ist<br />

die Inanspruchnahme staatlicher Unterstützung, die bereits aufgrund der gesetzlichen<br />

Bestimmungen den Zugang zu möglichen Erwerbsquellen und neuen Partnerschaften<br />

erschwert (verstärkte Anrechnung des Partnereinkommens durch Hartz IV). Durch den<br />

Bezug öffentlicher Gelder wird sie jedoch noch mehr auf die Rolle von Mutter und<br />

Hausfrau reduziert und steht damit unter immensem Druck, diese Aufgaben perfekt zu<br />

meistern, d.h. noch mehr Hausfrau, noch mehr Mutter zu sein. Als Folge davon kann<br />

die Unterdrückung eigener Bedürfnisse genannt werden, vor deren Hintergrund Selbstund<br />

Fremdbestätigungen (Identitätserfahrungen) nur über Beziehungs- und Erziehungsarbeit<br />

gesammelt werden können. Bei Scheitern der Beziehung oder Ehe sowie<br />

bei Auffälligkeiten der Kinder scheinen die Frauen in ihrer Rolle versagt zu haben. I-<br />

dentität und Selbstwert hängen so in widersprüchlicher Weise zusammen (vgl. Bitzan<br />

1993, 222).<br />

Soziale Beziehungen und Öffentlichkeit:<br />

Trotz der schlechten Infrastruktur- und Wohnqualität in sozialen Brennpunkten herrscht<br />

eine relativ hohe „Wohnzufriedenheit“ vor. Diese wird meist durch die engen sozialen<br />

Kontakte begründet, die für emotionale Sicherheit, Wohlbefinden und Unterstützung im<br />

Alltag stehen und stark mit dem spezifischen Leben in Brennpunkten zusammenhängen.<br />

Diese „private Öffentlichkeit" der Nähe, Überschaubarkeit sowie die zwangsläufigen<br />

Einblicke in die Nachbarschaft prägen das soziale Bezugsnetz der Frauen janusköpfig.<br />

Gemeint ist damit, dass sich die sozialen Bezüge der Frauen als sehr zwiespältig<br />

zwischen Unterstützung und sozialer Kontrolle gestalten. Dies kann als „Drahtseil-<br />

38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!